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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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Da dürstet und hungert die Außerwehlte nicht mehr / da sind alleApoc. 7. v. 17. Thränen von ihren Augen abgewischet / da leitet sie das Lamm zu dem lebendigen Wasser-Brunne. Wie auch in unsern Texte von denen gesagt wird / daß ihnen Gott zu trincken geben werde[fremdsprachliches Material] dabo. (damit die zukünfftige Freude anzudeuten) von dem Brunn des lebendigen Wassers / von welchen kurtz vorher gesagt ist / daß GOtt alle Thränen von ihren Augen abwischen werde. Diß ist der lautere Strohm des lebendigen Wassers / und das ewige Leben / so in dem folgenden Capitel Johanni gezeiget wird.Apoc. 22 v. 1.

Was beweget aber den / der da ist das A und O, uns solche Freude zu verheissen und zu geben? Haben wir es etwann um ihn verdienet? Nein. Er gibts umsonst. Ich / sagt er / wil dem Durstigen geben von den Brunn des lebendigen Wassers umsonst. [fremdsprachliches Material], wird sonst gedeutschet ohne Verdienst. WirRom. 3. v 24. werden ohne Verdienst (umsonst) gerecht: Und heisset diß[fremdsprachliches Material] Wort eigentlich so viel als nach der Gabe / oder aus Gnaden; denn das ewige Leben ist eine Gabe GOTTES in CHristoRom. 6. v. 23. JEsu unserm Herrn. Denn aus Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben / und dasselbige nicht aus euch / GOttesEph. 2. v. 8 9. Gabe ists / nicht aus den Wercken: Auf daß sich nicht jemand rühme. Wolan! alle die ihr durstig seyd / kommt her zum Wasser / und die ihr nicht Geld habt / kommet her / und kauffet ohneJes. 55. v. 1. Geld und umsonst / beyde Wein und Milch. Und der Geist und die Braut sprechen / komm. Und wer es höret / der spreche / komm. Und wen dürstet / der komme / und wer da will / der nehmeApoc. 22. v. 17. das Wasser des Lebens umsonst.

Diese unverdiente Seeligkeit und Freude ist das Ende des Glaubens / welcher Glaube die Eigenschafft hat / daß er einen geistlichen Durst / oder Verlangen nach Christo und nach der Freude in ihm / erwecket. Dem Durstigen / dem Gläubig-Verlangenden wird diese Erquickunge und Labunge zugesagt. Seelig sind / die da hungert und dürstet nach der GerechtigkeitMatth. 5. v. 6. / denn sie sollen satt werden. Ein solches Verlangen erweckete der Glaube in dem David / als er sagte: Wie der HirschPs. 42. schreyet nach frischen Wasser / so schreyet meine Seele / O GOtt / zu dir. Meine Seele dürstet nach GOtt: nach dem lebendigen GOtt (nach dem Brunn des Lebendigen Wassers) wenn werde ich dahin kommen / daß ich GOttes Angesicht schaut?

Da dürstet und hungert die Außerwehlte nicht mehr / da sind alleApoc. 7. v. 17. Thränen von ihren Augen abgewischet / da leitet sie das Lam̃ zu dem lebendigen Wasser-Brunne. Wie auch in unsern Texte von denen gesagt wird / daß ihnen Gott zu trincken geben werde[fremdsprachliches Material] dabo. (damit die zukünfftige Freude anzudeuten) von dem Brunn des lebendigen Wassers / von welchen kurtz vorher gesagt ist / daß GOtt alle Thränen von ihren Augen abwischen werde. Diß ist der lautere Strohm des lebendigen Wassers / und das ewige Leben / so in dem folgenden Capitel Johanni gezeiget wird.Apoc. 22 v. 1.

Was beweget aber den / der da ist das A und O, uns solche Freude zu verheissen und zu geben? Haben wir es etwann um ihn verdienet? Nein. Er gibts umsonst. Ich / sagt er / wil dem Durstigen geben von den Brunn des lebendigen Wassers umsonst. [fremdsprachliches Material], wird sonst gedeutschet ohne Verdienst. WirRom. 3. v 24. werden ohne Verdienst (umsonst) gerecht: Und heisset diß[fremdsprachliches Material] Wort eigentlich so viel als nach der Gabe / oder aus Gnaden; denn das ewige Leben ist eine Gabe GOTTES in CHristoRom. 6. v. 23. JEsu unserm Herrn. Denn aus Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben / und dasselbige nicht aus euch / GOttesEph. 2. v. 8 9. Gabe ists / nicht aus den Wercken: Auf daß sich nicht jemand rühme. Wolan! alle die ihr durstig seyd / kommt her zum Wasser / und die ihr nicht Geld habt / kommet her / und kauffet ohneJes. 55. v. 1. Geld und umsonst / beyde Wein und Milch. Und der Geist und die Braut sprechen / komm. Und wer es höret / der spreche / komm. Und wen dürstet / der komme / und wer da will / der nehmeApoc. 22. v. 17. das Wasser des Lebens umsonst.

Diese unverdiente Seeligkeit und Freude ist das Ende des Glaubens / welcher Glaube die Eigenschafft hat / daß er einen geistlichen Durst / oder Verlangen nach Christo und nach der Freude in ihm / erwecket. Dem Durstigen / dem Gläubig-Verlangenden wird diese Erquickunge und Labunge zugesagt. Seelig sind / die da hungert und dürstet nach der GerechtigkeitMatth. 5. v. 6. / denn sie sollen satt werden. Ein solches Verlangen erweckete der Glaube in dem David / als er sagte: Wie der HirschPs. 42. schreyet nach frischen Wasser / so schreyet meine Seele / O GOtt / zu dir. Meine Seele dürstet nach GOtt: nach dem lebendigen GOtt (nach dem Brunn des Lebendigen Wassers) wenn werde ich dahin kommen / daß ich GOttes Angesicht schaut?

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[21/0029] Da dürstet und hungert die Außerwehlte nicht mehr / da sind alle Thränen von ihren Augen abgewischet / da leitet sie das Lam̃ zu dem lebendigen Wasser-Brunne. Wie auch in unsern Texte von denen gesagt wird / daß ihnen Gott zu trincken geben werde (damit die zukünfftige Freude anzudeuten) von dem Brunn des lebendigen Wassers / von welchen kurtz vorher gesagt ist / daß GOtt alle Thränen von ihren Augen abwischen werde. Diß ist der lautere Strohm des lebendigen Wassers / und das ewige Leben / so in dem folgenden Capitel Johanni gezeiget wird. Apoc. 7. v. 17. _ dabo. Apoc. 22 v. 1. Was beweget aber den / der da ist das A und O, uns solche Freude zu verheissen und zu geben? Haben wir es etwann um ihn verdienet? Nein. Er gibts umsonst. Ich / sagt er / wil dem Durstigen geben von den Brunn des lebendigen Wassers umsonst. _ , wird sonst gedeutschet ohne Verdienst. Wir werden ohne Verdienst (umsonst) gerecht: Und heisset diß Wort eigentlich so viel als nach der Gabe / oder aus Gnaden; denn das ewige Leben ist eine Gabe GOTTES in CHristo JEsu unserm Herrn. Denn aus Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben / und dasselbige nicht aus euch / GOttes Gabe ists / nicht aus den Wercken: Auf daß sich nicht jemand rühme. Wolan! alle die ihr durstig seyd / kommt her zum Wasser / und die ihr nicht Geld habt / kommet her / und kauffet ohne Geld und umsonst / beyde Wein und Milch. Und der Geist und die Braut sprechen / komm. Und wer es höret / der spreche / komm. Und wen dürstet / der komme / und wer da will / der nehme das Wasser des Lebens umsonst. Rom. 3. v 24. _ Rom. 6. v. 23. Eph. 2. v. 8 9. Jes. 55. v. 1. Apoc. 22. v. 17. Diese unverdiente Seeligkeit und Freude ist das Ende des Glaubens / welcher Glaube die Eigenschafft hat / daß er einen geistlichen Durst / oder Verlangen nach Christo und nach der Freude in ihm / erwecket. Dem Durstigen / dem Gläubig-Verlangenden wird diese Erquickunge und Labunge zugesagt. Seelig sind / die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit / denn sie sollen satt werden. Ein solches Verlangen erweckete der Glaube in dem David / als er sagte: Wie der Hirsch schreyet nach frischen Wasser / so schreyet meine Seele / O GOtt / zu dir. Meine Seele dürstet nach GOtt: nach dem lebendigen GOtt (nach dem Brunn des Lebendigen Wassers) wenn werde ich dahin kommen / daß ich GOttes Angesicht schaut? Matth. 5. v. 6. Ps. 42.

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/29>, abgerufen am 29.04.2024.