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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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Das andere Gut dieser Seeligkeit / ist der Himmlische Reichthum / die überaus reiche Erbschafft des ewigen Lebens. Wer überwindet / der wird alles ererben / sagt der / welcher ist A und O, der Anfang und das Ende. Das Wort alles zeichnet hier / und in den vor unsern Text stehenden Worten / Ich mache alles neu / und anderswo in der Schrifft / als da es heisset / die Liebe gläubet alles u. s. w. nicht universalitatem absolutam, sed accommodam, das ist: Es bedeutet nicht alle Dinge ohne Unterscheid / nicht Gold / Silber / und dergleichen vergängliche Dinge / sondern alle die Sachen die hieher / das ist / zu der Seeligkeit und Erbschafft des ewigen Lebens gehören. Weil die seelige Kinder GOttes ihren GOTT auf die höchste und vollkommenste Art haben / so ist ihnen GOtt 1. Cor. 15. v. 28.alles in allen. Und so die Gläubige schon hier einiger Massen / wenn sie gleich arm sind / doch dennoch mit Paulo sagen können / wir sind und beweisen uns / als die nichtes inne haben und doch alles 2. Cor. 6. v. 10.haben. Vielmehr haben sie dort in ihrem GOtt alles. Ein jeglicher Uberwinder ist haeres ex asse, ein Universal- und völliger Erbe aller Himmlischen Güter. In irrdischen Erbschafften ists schon so nicht / wenn der Erbe auch nur einen einigen Mit-Erben hat / kan er sich nicht rühmen ein Erbe aller Verlassenschafft zu seyn. Aber ein gläubiger Uberwinder / ob er gleich viele millionen Mit-Erben der Gnade und Herrligkeit hat / so ererbt er doch so wol / als ein jeglicher seiner Mit-Erben / das gantze corpus bonorum, die gesamte Himmlische Güter. Gleich wie die Sonne allen Menschen auf Erden ein solch allgemeines / daß ich so sage / Erbgut ist / daß einer so wol als der andere gantz geneust / so viel diß Licht hier genossen und gebraucht werden mag: Also wird die Sonne der Gerechtigkeit im ewigen Leben von einem jeglichen / völlig genossen. Daß ist die Fruitio Dei intuitiva. Die Geniessunge GOttes in der Anschauunge seines Angesichts / das ist / was der HErr saget. Wer überwindet / der soll alles ererben.

Ist dieser Himmlischer Reichthum eine Erbschafft / so wird er gewißlich mit unsern Wercken nicht verdienet / sondern Christus das A und O hat diese Erbschafft säuerlich verdienet und theuer erkauffet / und gibt sie aus Gnaden / und umsonst denen die an ihn gläuben / gleich wie er auch die Freude ihnen / also und von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst zu

Das andere Gut dieser Seeligkeit / ist der Himmlische Reichthum / die überaus reiche Erbschafft des ewigen Lebens. Wer überwindet / der wird alles ererben / sagt der / welcher ist A und O, der Anfang und das Ende. Das Wort alles zeichnet hier / und in den vor unsern Text stehenden Worten / Ich mache alles neu / und anderswo in der Schrifft / als da es heisset / die Liebe gläubet alles u. s. w. nicht universalitatem absolutam, sed accommodam, das ist: Es bedeutet nicht alle Dinge ohne Unterscheid / nicht Gold / Silber / und dergleichen vergängliche Dinge / sondern alle die Sachen die hieher / das ist / zu der Seeligkeit und Erbschafft des ewigen Lebens gehören. Weil die seelige Kinder GOttes ihren GOTT auf die höchste und vollkommenste Art haben / so ist ihnen GOtt 1. Cor. 15. v. 28.alles in allen. Und so die Gläubige schon hier einiger Massen / weñ sie gleich arm sind / doch dennoch mit Paulo sagen können / wir sind und beweisen uns / als die nichtes inne haben und doch alles 2. Cor. 6. v. 10.haben. Vielmehr haben sie dort in ihrem GOtt alles. Ein jeglicher Uberwinder ist haeres ex asse, ein Universal- und völliger Erbe aller Himmlischen Güter. In irrdischen Erbschafften ists schon so nicht / wenn der Erbe auch nur einen einigen Mit-Erben hat / kan er sich nicht rühmen ein Erbe aller Verlassenschafft zu seyn. Aber ein gläubiger Uberwinder / ob er gleich viele millionen Mit-Erben der Gnade und Herrligkeit hat / so ererbt er doch so wol / als ein jeglicher seiner Mit-Erben / das gantze corpus bonorum, die gesamte Himmlische Güter. Gleich wie die Sonne allen Menschen auf Erden ein solch allgemeines / daß ich so sage / Erbgut ist / daß einer so wol als der andere gantz geneust / so viel diß Licht hier genossen und gebraucht werden mag: Also wird die Sonne der Gerechtigkeit im ewigen Leben von einem jeglichen / völlig genossen. Daß ist die Fruitio Dei intuitiva. Die Geniessunge GOttes in der Anschauunge seines Angesichts / das ist / was der HErr saget. Wer überwindet / der soll alles ererben.

Ist dieser Himmlischer Reichthum eine Erbschafft / so wird er gewißlich mit unsern Wercken nicht verdienet / sondern Christus das A und O hat diese Erbschafft säuerlich verdienet und theuer erkauffet / und gibt sie aus Gnaden / und umsonst denen die an ihn gläuben / gleich wie er auch die Freude ihnen / also und von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst zu

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                     hier / und in den vor unsern Text stehenden Worten / Ich mache alles neu / und
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[22/0030] Das andere Gut dieser Seeligkeit / ist der Himmlische Reichthum / die überaus reiche Erbschafft des ewigen Lebens. Wer überwindet / der wird alles ererben / sagt der / welcher ist A und O, der Anfang und das Ende. Das Wort alles zeichnet hier / und in den vor unsern Text stehenden Worten / Ich mache alles neu / und anderswo in der Schrifft / als da es heisset / die Liebe gläubet alles u. s. w. nicht universalitatem absolutam, sed accommodam, das ist: Es bedeutet nicht alle Dinge ohne Unterscheid / nicht Gold / Silber / und dergleichen vergängliche Dinge / sondern alle die Sachen die hieher / das ist / zu der Seeligkeit und Erbschafft des ewigen Lebens gehören. Weil die seelige Kinder GOttes ihren GOTT auf die höchste und vollkommenste Art haben / so ist ihnen GOtt alles in allen. Und so die Gläubige schon hier einiger Massen / weñ sie gleich arm sind / doch dennoch mit Paulo sagen können / wir sind und beweisen uns / als die nichtes inne haben und doch alles haben. Vielmehr haben sie dort in ihrem GOtt alles. Ein jeglicher Uberwinder ist haeres ex asse, ein Universal- und völliger Erbe aller Himmlischen Güter. In irrdischen Erbschafften ists schon so nicht / wenn der Erbe auch nur einen einigen Mit-Erben hat / kan er sich nicht rühmen ein Erbe aller Verlassenschafft zu seyn. Aber ein gläubiger Uberwinder / ob er gleich viele millionen Mit-Erben der Gnade und Herrligkeit hat / so ererbt er doch so wol / als ein jeglicher seiner Mit-Erben / das gantze corpus bonorum, die gesamte Himmlische Güter. Gleich wie die Sonne allen Menschen auf Erden ein solch allgemeines / daß ich so sage / Erbgut ist / daß einer so wol als der andere gantz geneust / so viel diß Licht hier genossen und gebraucht werden mag: Also wird die Sonne der Gerechtigkeit im ewigen Leben von einem jeglichen / völlig genossen. Daß ist die Fruitio Dei intuitiva. Die Geniessunge GOttes in der Anschauunge seines Angesichts / das ist / was der HErr saget. Wer überwindet / der soll alles ererben. 1. Cor. 15. v. 28. 2. Cor. 6. v. 10. Ist dieser Himmlischer Reichthum eine Erbschafft / so wird er gewißlich mit unsern Wercken nicht verdienet / sondern Christus das A und O hat diese Erbschafft säuerlich verdienet und theuer erkauffet / und gibt sie aus Gnaden / und umsonst denen die an ihn gläuben / gleich wie er auch die Freude ihnen / also und von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst zu

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Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/30>, abgerufen am 29.04.2024.