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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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bens Gnaden-Lohn und Ende die Himmlische Seeligkeit / Himmlisches und ewiges Leben / Himmlischer und ewiger ReichthumMatth. 6. v. 20. und Schätze / die weder von Motten und Rost gefressen / noch von den Dieben gestohlen werden / Himmlische und ewige Herrlichkeit der unverrückten Kindschafft GOttes.

Die Welt hat auch eine vermeynte Seeligkeit / oder Glückseeligkeit / und einen Gott / dem sie darum in Sünden dienet / welcher der Teuffel ist / der deswegen auch der Gott dieser Welt2. Cor. 4. v. 4. heisset / ja das irrdische Gut selbst / um des willen sie sich so offt und gröblich versündiget / ist der Welt A und O, und monströse Dreyfaltigkeit.

Ambitiosus honos, & opes, & foeda voluptas. Haectria pro trino Numine mundus habet.

Was ist es das man hier vor seinem Abgott hält?

Die dreye: Ehre / Gut / und Wollust dieser Welt. Fehlet es jemand an diesen dreyen / so meynet man / ein solcher sey ohne Gott in dieser Welt. Ja fehlets nur an einem von diesen dreyen / so ist man doch nicht recht glückseelig in den Augen der Weltlinge. Da heisset es; Er ist zwar ein Wohlhabender Mann / aber wenig geachtet / was frage ich nach seinem Gelde? spricht der Welt- und Edelmann von einem Bauren-stoltzen und auff sein Gut pochenden Nabal, hat er Geld so lasse er ihm dafür dienen. Oder auch wol / er ist zwar ein grosser Mann / und in grossen Ehren / aber dabey fast ein Bettler / ich halte mich für glücklicher / sagt der Mammonist / der ich der zeitlichen Ehre weniger / aber des so viel mehr habe / womit man in der Welt alles ausrichten kan / um wes willen mir denn mancher Vornehmer gute Worte geben muß. Wie? wenn es nu weder an Reichthum noch Ehre mangelte / sondern nur an dem einem / an der Freude dieser Welt? Was nützet es ihm denn alles / sagt man / er wird seines Gutes nicht froh / weiß nicht zu leben / noch seiner Ehre und Güter sich zu bedienen zu seinen Wolleben. Hat aber einer dieses alles / und behält es biß in seinen Tod / soPs. 144. v. 25. ruffet man aus: Wol dem / dem es also gehet! Aber weit gefehlet! das Wohl ist aus / das Weh ist angegangen / er nimmt nichtes im Sterben mit / und seine Herrlichkeit fähret ihm nichtPsal. 49. v. 18. nach. Wol dem vielmehr / des der HErr sein GOtt ist! dieß höchste Gut bleibet ihm / es bleibet in Ewigkeit dabey was der HErr sagt: Ich werde sein GOTT seyn / und er wird mein

bens Gnaden-Lohn und Ende die Himmlische Seeligkeit / Him̃lisches und ewiges Leben / Himmlischer und ewiger ReichthumMatth. 6. v. 20. und Schätze / die weder von Motten und Rost gefressen / noch von den Dieben gestohlen werden / Himmlische und ewige Herrlichkeit der unverrückten Kindschafft GOttes.

Die Welt hat auch eine vermeynte Seeligkeit / oder Glückseeligkeit / und einen Gott / dem sie darum in Sünden dienet / welcher der Teuffel ist / der deswegen auch der Gott dieser Welt2. Cor. 4. v. 4. heisset / ja das irrdische Gut selbst / um des willen sie sich so offt und gröblich versündiget / ist der Welt A und O, und monströse Dreyfaltigkeit.

Ambitiosus honos, & opes, & foeda voluptas. Haectria pro trino Numine mundus habet.

Was ist es das man hier vor seinem Abgott hält?

Die dreye: Ehre / Gut / und Wollust dieser Welt. Fehlet es jemand an diesen dreyen / so meynet man / ein solcher sey ohne Gott in dieser Welt. Ja fehlets nur an einem von diesen dreyen / so ist man doch nicht recht glückseelig in den Augen der Weltlinge. Da heisset es; Er ist zwar ein Wohlhabender Mann / aber wenig geachtet / was frage ich nach seinem Gelde? spricht der Welt- und Edelmann von einem Bauren-stoltzen und auff sein Gut pochenden Nabal, hat er Geld so lasse er ihm dafür dienen. Oder auch wol / er ist zwar ein grosser Mann / und in grossen Ehren / aber dabey fast ein Bettler / ich halte mich für glücklicher / sagt der Mammonist / der ich der zeitlichen Ehre weniger / aber des so viel mehr habe / womit man in der Welt alles ausrichten kan / um wes willen mir denn mancher Vornehmer gute Worte geben muß. Wie? wenn es nu weder an Reichthum noch Ehre mangelte / sondern nur an dem einem / an der Freude dieser Welt? Was nützet es ihm denn alles / sagt man / er wird seines Gutes nicht froh / weiß nicht zu leben / noch seiner Ehre und Güter sich zu bedienen zu seinen Wolleben. Hat aber einer dieses alles / und behält es biß in seinen Tod / soPs. 144. v. 25. ruffet man aus: Wol dem / dem es also gehet! Aber weit gefehlet! das Wohl ist aus / das Weh ist angegangen / er nimmt nichtes im Sterben mit / und seine Herrlichkeit fähret ihm nichtPsal. 49. v. 18. nach. Wol dem vielmehr / des der HErr sein GOtt ist! dieß höchste Gut bleibet ihm / es bleibet in Ewigkeit dabey was der HErr sagt: Ich werde sein GOTT seyn / und er wird mein

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                     grossen Ehren / aber dabey fast ein Bettler / ich halte mich für glücklicher /
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                     mancher Vornehmer gute Worte geben muß. Wie? wenn es nu weder an Reichthum noch
                     Ehre mangelte / sondern nur an dem einem / an der Freude dieser Welt? Was nützet
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[27/0035] bens Gnaden-Lohn und Ende die Himmlische Seeligkeit / Him̃lisches und ewiges Leben / Himmlischer und ewiger Reichthum und Schätze / die weder von Motten und Rost gefressen / noch von den Dieben gestohlen werden / Himmlische und ewige Herrlichkeit der unverrückten Kindschafft GOttes. Matth. 6. v. 20. Die Welt hat auch eine vermeynte Seeligkeit / oder Glückseeligkeit / und einen Gott / dem sie darum in Sünden dienet / welcher der Teuffel ist / der deswegen auch der Gott dieser Welt heisset / ja das irrdische Gut selbst / um des willen sie sich so offt und gröblich versündiget / ist der Welt A und O, und monströse Dreyfaltigkeit. 2. Cor. 4. v. 4. Ambitiosus honos, & opes, & foeda voluptas. Haectria pro trino Numine mundus habet. Was ist es das man hier vor seinem Abgott hält? Die dreye: Ehre / Gut / und Wollust dieser Welt. Fehlet es jemand an diesen dreyen / so meynet man / ein solcher sey ohne Gott in dieser Welt. Ja fehlets nur an einem von diesen dreyen / so ist man doch nicht recht glückseelig in den Augen der Weltlinge. Da heisset es; Er ist zwar ein Wohlhabender Mann / aber wenig geachtet / was frage ich nach seinem Gelde? spricht der Welt- und Edelmann von einem Bauren-stoltzen und auff sein Gut pochenden Nabal, hat er Geld so lasse er ihm dafür dienen. Oder auch wol / er ist zwar ein grosser Mann / und in grossen Ehren / aber dabey fast ein Bettler / ich halte mich für glücklicher / sagt der Mammonist / der ich der zeitlichen Ehre weniger / aber des so viel mehr habe / womit man in der Welt alles ausrichten kan / um wes willen mir denn mancher Vornehmer gute Worte geben muß. Wie? wenn es nu weder an Reichthum noch Ehre mangelte / sondern nur an dem einem / an der Freude dieser Welt? Was nützet es ihm denn alles / sagt man / er wird seines Gutes nicht froh / weiß nicht zu leben / noch seiner Ehre und Güter sich zu bedienen zu seinen Wolleben. Hat aber einer dieses alles / und behält es biß in seinen Tod / so ruffet man aus: Wol dem / dem es also gehet! Aber weit gefehlet! das Wohl ist aus / das Weh ist angegangen / er nimmt nichtes im Sterben mit / und seine Herrlichkeit fähret ihm nicht nach. Wol dem vielmehr / des der HErr sein GOtt ist! dieß höchste Gut bleibet ihm / es bleibet in Ewigkeit dabey was der HErr sagt: Ich werde sein GOTT seyn / und er wird mein Ps. 144. v. 25. Psal. 49. v. 18.

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/35>, abgerufen am 29.04.2024.