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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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Apoc. 14 v. 13.Sohn seyn. Seelig sind die Todten die in dem HErrn sterben / von nunan / ja der Geist sagt / daß sie ruhen von aller ihrer Arbeit / denn ihre Wercke folgen ihnen nach.

O laß dichs nicht irren / liebe Seele / ob einer reich wird / ob die Herrlichkeit seines Hauses groß wird / denn er wird nichts in seinem Sterben mitnehmen / und seine Herrlichkeit wird ihm nicht nachfahren / sondern er tröstet sich dieses guten Ps. 49, 17Lebens / und preiset es wenn einer nach guten Tagen trachtet. Siehe das ists was die Welt für ihre Seeligkeit hält / Reichthum / die Herrlichkeit seines Hauses / gute Tage und Freude dieses Lebens. Aber was hilfft es? es wehret nur eine kleine Zeit / und hilfft ja nicht zur Seeligkeit. Was hilfft Matt. 16. v. 26.es? was hilfft es dem Menschen wenn er die gantze Welt gewünne / und nehme Schaden an seiner Seele? Was hilfft es? nichtes überall / wenn man dahin kömmt / wohin der Käyser Severus Septimius kam / und wir alle kommen müssen / nemlich an die Gräntze der Zeit und Ewigkeit / da dieser Käyser sagte / omnia fui, & nihil mihi prodest. Ich war alles / und nützet mir nun nichts. Der König Salomo ist in der zeitlichen Glückseeligkeit so hoch gestiegen / als einer in der Welt kommen kan. Aber man lese sein Prediger-Buch von der Eitelkeit / man wird darinn eben diß finden / omnia fui & nihil expedit. Warlich aus der verfluchten Erden wächst die gesegnete Glückseligkeit nicht. Was uns glückseelig machen soll / muß besser seyn als wir / das ist aber nicht die Erde / nicht die Welt / sondern GOtt allein. Was uns seelig machen soll / das muß beständig und ewig seyn. Das ist nicht die Erde / nicht die Welt / sondern GOtt. Die Welt vergehet mit ihrer Lust / wer 1. Joh. 2. v. 17.aber den Willen GOttes thut der bleibet in Ewigkeit.

Zwar GOtt gönnet und gibt auch seinen Kindern dergleichen leibliche Güter mannigmal in grossen Maaß. Aber sie halten dergleichen nicht für ihre Seeligkeit / sie freuen sich als freueten sie sich nicht / sie kauffen als besässen sie es nicht / 1. Cor. 7. v. 13.sie brauchen dieser Welt daß sie derselben nicht mißbrauchen. Sie sind bey dem allen so gesinnet / daß sie es so gar vor ihre Seeligkeit nicht halten / daß sie es vielmehr für Dreck und Schaden achten gegen die überschwengliche Erkäntniß ihres HErrn JEsu / auch wol haben möchten / daß sie GOtt mit we-

Apoc. 14 v. 13.Sohn seyn. Seelig sind die Todten die in dem HErrn sterben / von nunan / ja der Geist sagt / daß sie ruhen von aller ihrer Arbeit / denn ihre Wercke folgen ihnen nach.

O laß dichs nicht irren / liebe Seele / ob einer reich wird / ob die Herrlichkeit seines Hauses groß wird / denn er wird nichts in seinem Sterben mitnehmen / und seine Herrlichkeit wird ihm nicht nachfahren / sondern er tröstet sich dieses guten Ps. 49, 17Lebens / und preiset es wenn einer nach guten Tagen trachtet. Siehe das ists was die Welt für ihre Seeligkeit hält / Reichthum / die Herrlichkeit seines Hauses / gute Tage und Freude dieses Lebens. Aber was hilfft es? es wehret nur eine kleine Zeit / und hilfft ja nicht zur Seeligkeit. Was hilfft Matt. 16. v. 26.es? was hilfft es dem Menschen wenn er die gantze Welt gewünne / und nehme Schaden an seiner Seele? Was hilfft es? nichtes überall / wenn man dahin kömmt / wohin der Käyser Severus Septimius kam / und wir alle kommen müssen / nemlich an die Gräntze der Zeit und Ewigkeit / da dieser Käyser sagte / omnia fui, & nihil mihi prodest. Ich war alles / und nützet mir nun nichts. Der König Salomo ist in der zeitlichen Glückseeligkeit so hoch gestiegen / als einer in der Welt kommen kan. Aber man lese sein Prediger-Buch von der Eitelkeit / man wird darinn eben diß finden / omnia fui & nihil expedit. Warlich aus der verfluchten Erden wächst die gesegnete Glückseligkeit nicht. Was uns glückseelig machen soll / muß besser seyn als wir / das ist aber nicht die Erde / nicht die Welt / sondern GOtt allein. Was uns seelig machen soll / das muß beständig und ewig seyn. Das ist nicht die Erde / nicht die Welt / sondern GOtt. Die Welt vergehet mit ihrer Lust / wer 1. Joh. 2. v. 17.aber den Willen GOttes thut der bleibet in Ewigkeit.

Zwar GOtt gönnet und gibt auch seinen Kindern dergleichen leibliche Güter mannigmal in grossen Maaß. Aber sie halten dergleichen nicht für ihre Seeligkeit / sie freuen sich als freueten sie sich nicht / sie kauffen als besässen sie es nicht / 1. Cor. 7. v. 13.sie brauchen dieser Welt daß sie derselben nicht mißbrauchen. Sie sind bey dem allen so gesinnet / daß sie es so gar vor ihre Seeligkeit nicht halten / daß sie es vielmehr für Dreck und Schaden achten gegen die überschwengliche Erkäntniß ihres HErrn JEsu / auch wol haben möchten / daß sie GOtt mit we-

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[28/0036] Sohn seyn. Seelig sind die Todten die in dem HErrn sterben / von nunan / ja der Geist sagt / daß sie ruhen von aller ihrer Arbeit / denn ihre Wercke folgen ihnen nach. Apoc. 14 v. 13. O laß dichs nicht irren / liebe Seele / ob einer reich wird / ob die Herrlichkeit seines Hauses groß wird / denn er wird nichts in seinem Sterben mitnehmen / und seine Herrlichkeit wird ihm nicht nachfahren / sondern er tröstet sich dieses guten Lebens / und preiset es wenn einer nach guten Tagen trachtet. Siehe das ists was die Welt für ihre Seeligkeit hält / Reichthum / die Herrlichkeit seines Hauses / gute Tage und Freude dieses Lebens. Aber was hilfft es? es wehret nur eine kleine Zeit / und hilfft ja nicht zur Seeligkeit. Was hilfft es? was hilfft es dem Menschen wenn er die gantze Welt gewünne / und nehme Schaden an seiner Seele? Was hilfft es? nichtes überall / wenn man dahin kömmt / wohin der Käyser Severus Septimius kam / und wir alle kommen müssen / nemlich an die Gräntze der Zeit und Ewigkeit / da dieser Käyser sagte / omnia fui, & nihil mihi prodest. Ich war alles / und nützet mir nun nichts. Der König Salomo ist in der zeitlichen Glückseeligkeit so hoch gestiegen / als einer in der Welt kommen kan. Aber man lese sein Prediger-Buch von der Eitelkeit / man wird darinn eben diß finden / omnia fui & nihil expedit. Warlich aus der verfluchten Erden wächst die gesegnete Glückseligkeit nicht. Was uns glückseelig machen soll / muß besser seyn als wir / das ist aber nicht die Erde / nicht die Welt / sondern GOtt allein. Was uns seelig machen soll / das muß beständig und ewig seyn. Das ist nicht die Erde / nicht die Welt / sondern GOtt. Die Welt vergehet mit ihrer Lust / wer aber den Willen GOttes thut der bleibet in Ewigkeit. Ps. 49, 17 Matt. 16. v. 26. 1. Joh. 2. v. 17. Zwar GOtt gönnet und gibt auch seinen Kindern dergleichen leibliche Güter mannigmal in grossen Maaß. Aber sie halten dergleichen nicht für ihre Seeligkeit / sie freuen sich als freueten sie sich nicht / sie kauffen als besässen sie es nicht / sie brauchen dieser Welt daß sie derselben nicht mißbrauchen. Sie sind bey dem allen so gesinnet / daß sie es so gar vor ihre Seeligkeit nicht halten / daß sie es vielmehr für Dreck und Schaden achten gegen die überschwengliche Erkäntniß ihres HErrn JEsu / auch wol haben möchten / daß sie GOtt mit we- 1. Cor. 7. v. 13.

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/36>, abgerufen am 29.04.2024.