Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.Evangelium geprediget wird in der gantzen Welt / da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnüß / was sie gethan hat. Ich muß dann solches euch sagen / und selbst thun. Ich preise Gottes Gnade / von welcher unsere Hoch-seeligste Landes-Mutter mit so hohen Christ-Fürstl. Qualitäten gezieret worden. Ich rühme und freue mich dieser preiß-würdigen / und Christl. Hertzoginne Beicht-Vater / ins eilffte Jahr / gewesen zu seyn / und samt meiner geringen Familie besondere Gnade / in und nach Ihren Leben / genossen zu haben. Ich sage und bekenne es hier öffentlich / daß / als der vor mir gewesene Fürstliche Beicht-Vater / ein von vielen gerühmter rechter Israeliter / und redlicher Nathanael, in seines HErrn Freude eingegangen / und dessen tödtlicher Hingang von Ihro Durchl. Hochseeligsten Andenckens / berichteter Maassen / auch mit Thränen beklagt war: Das davon ausgekommene Gerüchte bey mir eine besondere Hochachtunge solcher Liebe zu GOTT / seinem Evangelio / dessen Dienern / und anderer daher fliessender Tugenden erwecket habe / und ich nicht anders gedencken können / als was jene von des HERRN JESU über dem Tode und Grabe Lazari vergossenen Thränen sagten; 1. Joh. 11. v. 36.Siehe / wie hat Er (Sie) ihn so lieb gehabt! Wie lieb muß nicht die den HErrn JEsum haben / (dachte ich) die dessen Diener so hertzlich liebet! und wie erkäntlich gegen GOtt / wie mitleydig und barmhertzig gegen Ihren Nächsten muß nicht eine solche grosse Fürstinne seyn / welche die Treue Ihres Dieners mit den theuren Thränen bezahlet! und versichert! diesen meinen Schluß-Gedancken hat die Erfahrunge das allernachdrücklichste Gewichte gegeben / und die unterthänigste Veneration dieser Hochbelobten Tugenden auff ein Grosses vermehret; nach dem mich die Hand GOttes von dem Orte / nach welchem mehrbesagtes Gerüchte sothanen lieblichen Tugend-Geruch überbrachte / anhero gebracht / und zum Zeugen aller solcher Göttlicher Gnade / und zum Gehülffen derjenigen Warheit und Freude verordnet hat / in welcher diese von GOTT erwehlete Fürsten-Seele durch die Krafft des Heiligen Geistes immer zu genommen / und biß ans Ende beharret hat. Wie wir nun dafür der Göttlichen Majestät das schuldige Lob- und Danck-Opffer durch JEsum Christum bringen / also bleiben der Hochseeligsten wir alle / die wir einige Gnade oder Liebe von Ihr empfangen haben / und unter allen ich sammt meinem geringen Hause / mit unsterblichen Danck / schuldigst und respective unterthä- Evangelium geprediget wird in der gantzen Welt / da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnüß / was sie gethan hat. Ich muß dann solches euch sagen / und selbst thun. Ich preise Gottes Gnade / von welcher unsere Hoch-seeligste Landes-Mutter mit so hohen Christ-Fürstl. Qualitäten gezieret worden. Ich rühme und freue mich dieser preiß-würdigen / und Christl. Hertzoginne Beicht-Vater / ins eilffte Jahr / gewesen zu seyn / und samt meiner geringen Familie besondere Gnade / in und nach Ihren Leben / genossen zu haben. Ich sage und bekenne es hier öffentlich / daß / als der vor mir gewesene Fürstliche Beicht-Vater / ein von vielen gerühmter rechter Israeliter / und redlicher Nathanael, in seines HErrn Freude eingegangen / und dessen tödtlicher Hingang von Ihro Durchl. Hochseeligsten Andenckens / berichteter Maassen / auch mit Thränen beklagt war: Das davon ausgekommene Gerüchte bey mir eine besondere Hochachtunge solcher Liebe zu GOTT / seinem Evangelio / dessen Dienern / und anderer daher fliessender Tugenden erwecket habe / und ich nicht anders gedencken können / als was jene von des HERRN JESU über dem Tode und Grabe Lazari vergossenen Thränen sagten; 1. Joh. 11. v. 36.Siehe / wie hat Er (Sie) ihn so lieb gehabt! Wie lieb muß nicht die den HErrn JEsum haben / (dachte ich) die dessen Diener so hertzlich liebet! und wie erkäntlich gegen GOtt / wie mitleydig und barmhertzig gegen Ihren Nächsten muß nicht eine solche grosse Fürstinne seyn / welche die Treue Ihres Dieners mit den theuren Thränen bezahlet! und versichert! diesen meinen Schluß-Gedancken hat die Erfahrunge das allernachdrücklichste Gewichte gegeben / und die unterthänigste Veneration dieser Hochbelobten Tugenden auff ein Grosses vermehret; nach dem mich die Hand GOttes von dem Orte / nach welchem mehrbesagtes Gerüchte sothanen lieblichen Tugend-Geruch überbrachte / anhero gebracht / und zum Zeugen aller solcher Göttlicher Gnade / und zum Gehülffen derjenigen Warheit und Freude verordnet hat / in welcher diese von GOTT erwehlete Fürsten-Seele durch die Krafft des Heiligen Geistes immer zu genommen / und biß ans Ende beharret hat. Wie wir nun dafür der Göttlichen Majestät das schuldige Lob- und Danck-Opffer durch JEsum Christum bringen / also bleiben der Hochseeligsten wir alle / die wir einige Gnade oder Liebe von Ihr empfangen haben / und unter allen ich sam̃t meinem geringen Hause / mit unsterblichen Danck / schuldigst und respectivè unterthä- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0050" n="42"/> Evangelium geprediget wird in der gantzen Welt / da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnüß / was sie gethan hat. Ich muß dann solches euch sagen / und selbst thun. Ich preise Gottes Gnade / von welcher unsere Hoch-seeligste Landes-Mutter mit so hohen Christ-Fürstl. Qualitäten gezieret worden. Ich rühme und freue mich dieser preiß-würdigen / und Christl. Hertzoginne Beicht-Vater / ins eilffte Jahr / gewesen zu seyn / und samt meiner geringen Familie besondere Gnade / in und nach Ihren Leben / genossen zu haben. Ich sage und bekenne es hier öffentlich / daß / als der vor mir gewesene Fürstliche Beicht-Vater / ein von vielen gerühmter rechter Israeliter / und redlicher Nathanael, in seines HErrn Freude eingegangen / und dessen tödtlicher Hingang von Ihro Durchl. Hochseeligsten Andenckens / berichteter Maassen / auch mit Thränen beklagt war: Das davon ausgekommene Gerüchte bey mir eine besondere Hochachtunge solcher Liebe zu GOTT / seinem Evangelio / dessen Dienern / und anderer daher fliessender Tugenden erwecket habe / und ich nicht anders gedencken können / als was jene von des HERRN JESU über dem Tode und Grabe Lazari vergossenen Thränen sagten; <note place="left">1. Joh. 11. v. 36.</note>Siehe / wie hat Er (Sie) ihn so lieb gehabt! 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Wie wir nun dafür der Göttlichen Majestät das schuldige Lob- und Danck-Opffer durch JEsum Christum bringen / also bleiben der Hochseeligsten wir alle / die wir einige Gnade oder Liebe von Ihr empfangen haben / und unter allen ich sam̃t meinem geringen Hause / mit unsterblichen Danck / schuldigst und respectivè unterthä- </p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0050]
Evangelium geprediget wird in der gantzen Welt / da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnüß / was sie gethan hat. Ich muß dann solches euch sagen / und selbst thun. Ich preise Gottes Gnade / von welcher unsere Hoch-seeligste Landes-Mutter mit so hohen Christ-Fürstl. Qualitäten gezieret worden. Ich rühme und freue mich dieser preiß-würdigen / und Christl. Hertzoginne Beicht-Vater / ins eilffte Jahr / gewesen zu seyn / und samt meiner geringen Familie besondere Gnade / in und nach Ihren Leben / genossen zu haben. Ich sage und bekenne es hier öffentlich / daß / als der vor mir gewesene Fürstliche Beicht-Vater / ein von vielen gerühmter rechter Israeliter / und redlicher Nathanael, in seines HErrn Freude eingegangen / und dessen tödtlicher Hingang von Ihro Durchl. Hochseeligsten Andenckens / berichteter Maassen / auch mit Thränen beklagt war: Das davon ausgekommene Gerüchte bey mir eine besondere Hochachtunge solcher Liebe zu GOTT / seinem Evangelio / dessen Dienern / und anderer daher fliessender Tugenden erwecket habe / und ich nicht anders gedencken können / als was jene von des HERRN JESU über dem Tode und Grabe Lazari vergossenen Thränen sagten; Siehe / wie hat Er (Sie) ihn so lieb gehabt! Wie lieb muß nicht die den HErrn JEsum haben / (dachte ich) die dessen Diener so hertzlich liebet! und wie erkäntlich gegen GOtt / wie mitleydig und barmhertzig gegen Ihren Nächsten muß nicht eine solche grosse Fürstinne seyn / welche die Treue Ihres Dieners mit den theuren Thränen bezahlet! und versichert! diesen meinen Schluß-Gedancken hat die Erfahrunge das allernachdrücklichste Gewichte gegeben / und die unterthänigste Veneration dieser Hochbelobten Tugenden auff ein Grosses vermehret; nach dem mich die Hand GOttes von dem Orte / nach welchem mehrbesagtes Gerüchte sothanen lieblichen Tugend-Geruch überbrachte / anhero gebracht / und zum Zeugen aller solcher Göttlicher Gnade / und zum Gehülffen derjenigen Warheit und Freude verordnet hat / in welcher diese von GOTT erwehlete Fürsten-Seele durch die Krafft des Heiligen Geistes immer zu genommen / und biß ans Ende beharret hat. Wie wir nun dafür der Göttlichen Majestät das schuldige Lob- und Danck-Opffer durch JEsum Christum bringen / also bleiben der Hochseeligsten wir alle / die wir einige Gnade oder Liebe von Ihr empfangen haben / und unter allen ich sam̃t meinem geringen Hause / mit unsterblichen Danck / schuldigst und respectivè unterthä-
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Zitationshilfe: | Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/50>, abgerufen am 16.07.2024. |