Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704.Unterthanen / und das Heyl des Vaterlandes richtet / nach dem aber und unter diesem allgemeinen Heyl seine eigene Wolfahrt mit rechnet. Wie ein Vater in der Wolfahrt des Kindes seine eigene setzet. Welcher ein Christlicher Fürste seyn will / Tom. 2. Jen. germanic. sol. 202.schreibet der seel. Lutherus, der muß warlich die Meynunge ablegen / daß er herrschen und mit Gewalt fahren wolle: Denn verfluchet und verdammet ist alles Leben / daß ihm selbst zu Nutz und Gut gelebet und gesuchet wird / verfluchet alle Wercke die nicht in der Liebe gehen; Denn aber gehen sie in der Liebe / wenn sie nicht auff Eigennutz / Ehre / Gemach / und Heyl: Sondern auff anderer Nutz / Ehre und Heyl gerichtet sind von gantzen Hertzen. Und bald darauff. Ein Fürst dencke nicht / Land und Leute sind mein / ich will es machen / wie mirs gefällt: Sondern also: Ich bin des Landes und der Leute / ich soll es machen / wie es ihnen nütz und gut ist. Wol dem Lande des König / Fürst und Herr ist / wie Hiob war / justus, clemens, sapiens. Das ist / gerecht / gnädig und verständig! Das GOtt beglücket hat mit einem weisen und verständigen Regenten! Denn ein kluger König (Regente) B. der Weißh. 6 v. 26. Psal. 101.ist des Volckes Glücke. Die Gnade und das Recht müssen stets bey einander seyn / wie der Regenten-Psalm lautet; Von Gnade und Recht will ich singen. Das Band / damit diese beyde Regenten-Tugenden / Gerechtigkeit und Gnade verknüpffet werden / ist die Weißheit. Sie gehet zwischen beyden die Mittel-Strasse / und findet ein Temperament aus / sie ist das rechte Gewichte so zu einer Seite den Ausschlag gibt. Wo keine Weißheit ist / da fält beydes Gerechtigkeit und Gnade auff die Erde / und wird zutreten. Denn was hilfft es / daß ein Regente Gerechtigkeit und Milde liebet / so er sie nicht weißlich übet? Sondern vielmehr wo er Gerechtigkeit üben solte / da unzeitige Barmhertzigkeit erweiset / wie Saul gegen die 1. Sam. 15. 2. Sam. 21. v. 7.Amalekiter und ihren König Agag. Hinwiederum wo er Gnade erweisen und schonen solte / da strenge und unzeitig oder all- Unterthanen / und das Heyl des Vaterlandes richtet / nach dem aber und unter diesem allgemeinen Heyl seine eigene Wolfahrt mit rechnet. Wie ein Vater in der Wolfahrt des Kindes seine eigene setzet. Welcher ein Christlicher Fürste seyn will / Tom. 2. Jen. germanic. sol. 202.schreibet der seel. Lutherus, der muß warlich die Meynunge ablegen / daß er herrschen und mit Gewalt fahren wolle: Denn verfluchet und verdammet ist alles Leben / daß ihm selbst zu Nutz und Gut gelebet und gesuchet wird / verfluchet alle Wercke die nicht in der Liebe gehen; Denn aber gehen sie in der Liebe / wenn sie nicht auff Eigennutz / Ehre / Gemach / und Heyl: Sondern auff anderer Nutz / Ehre und Heyl gerichtet sind von gantzen Hertzen. Und bald darauff. Ein Fürst dencke nicht / Land und Leute sind mein / ich will es machen / wie mirs gefällt: Sondern also: Ich bin des Landes und der Leute / ich soll es machen / wie es ihnen nütz und gut ist. Wol dem Lande des König / Fürst und Herr ist / wie Hiob war / justus, clemens, sapiens. Das ist / gerecht / gnädig und verständig! Das GOtt beglücket hat mit einem weisen und verständigen Regenten! Denn ein kluger König (Regente) B. der Weißh. 6 v. 26. Psal. 101.ist des Volckes Glücke. Die Gnade und das Recht müssen stets bey einander seyn / wie der Regenten-Psalm lautet; Von Gnade und Recht will ich singen. Das Band / damit diese beyde Regenten-Tugenden / Gerechtigkeit und Gnade verknüpffet werden / ist die Weißheit. Sie gehet zwischen beyden die Mittel-Strasse / und findet ein Temperament aus / sie ist das rechte Gewichte so zu einer Seite den Ausschlag gibt. Wo keine Weißheit ist / da fält beydes Gerechtigkeit und Gnade auff die Erde / und wird zutreten. Denn was hilfft es / daß ein Regente Gerechtigkeit und Milde liebet / so er sie nicht weißlich übet? Sondern vielmehr wo er Gerechtigkeit üben solte / da unzeitige Barmhertzigkeit erweiset / wie Saul gegen die 1. Sam. 15. 2. Sam. 21. v. 7.Amalekiter und ihren König Agag. Hinwiederum wo er Gnade erweisen und schonen solte / da strenge und unzeitig oder all- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0026" n="22"/> Unterthanen / und das Heyl des Vaterlandes richtet / nach dem aber und unter diesem allgemeinen Heyl seine eigene Wolfahrt mit rechnet. Wie ein Vater in der Wolfahrt des Kindes seine eigene setzet. Welcher ein Christlicher Fürste seyn will / <note place="left">Tom. 2. Jen. germanic. sol. 202.</note>schreibet der seel. Lutherus, der muß warlich die Meynunge ablegen / daß er herrschen und mit Gewalt fahren wolle: Denn verfluchet und verdammet ist alles Leben / daß ihm selbst zu Nutz und Gut gelebet und gesuchet wird / verfluchet alle Wercke die nicht in der Liebe gehen; Denn aber gehen sie in der Liebe / wenn sie nicht auff Eigennutz / Ehre / Gemach / und Heyl: Sondern auff anderer Nutz / Ehre und Heyl gerichtet sind von gantzen Hertzen. Und bald darauff. Ein Fürst dencke nicht / Land und Leute sind mein / ich will es machen / wie mirs gefällt: Sondern also: Ich bin des Landes und der Leute / ich soll es machen / wie es ihnen nütz und gut ist.</p> <p>Wol dem Lande des König / Fürst und Herr ist / wie Hiob war / justus, clemens, sapiens. Das ist / gerecht / gnädig und verständig! Das GOtt beglücket hat mit einem weisen und verständigen Regenten! Denn ein kluger König (Regente) <note place="left">B. der Weißh. 6 v. 26. Psal. 101.</note>ist des Volckes Glücke. Die Gnade und das Recht müssen stets bey einander seyn / wie der Regenten-Psalm lautet; Von Gnade und Recht will ich singen. Das Band / damit diese beyde Regenten-Tugenden / Gerechtigkeit und Gnade verknüpffet werden / ist die Weißheit. Sie gehet zwischen beyden die Mittel-Strasse / und findet ein Temperament aus / sie ist das rechte Gewichte so zu einer Seite den Ausschlag gibt. Wo keine Weißheit ist / da fält beydes Gerechtigkeit und Gnade auff die Erde / und wird zutreten. 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Unterthanen / und das Heyl des Vaterlandes richtet / nach dem aber und unter diesem allgemeinen Heyl seine eigene Wolfahrt mit rechnet. Wie ein Vater in der Wolfahrt des Kindes seine eigene setzet. Welcher ein Christlicher Fürste seyn will / schreibet der seel. Lutherus, der muß warlich die Meynunge ablegen / daß er herrschen und mit Gewalt fahren wolle: Denn verfluchet und verdammet ist alles Leben / daß ihm selbst zu Nutz und Gut gelebet und gesuchet wird / verfluchet alle Wercke die nicht in der Liebe gehen; Denn aber gehen sie in der Liebe / wenn sie nicht auff Eigennutz / Ehre / Gemach / und Heyl: Sondern auff anderer Nutz / Ehre und Heyl gerichtet sind von gantzen Hertzen. Und bald darauff. Ein Fürst dencke nicht / Land und Leute sind mein / ich will es machen / wie mirs gefällt: Sondern also: Ich bin des Landes und der Leute / ich soll es machen / wie es ihnen nütz und gut ist.
Tom. 2. Jen. germanic. sol. 202. Wol dem Lande des König / Fürst und Herr ist / wie Hiob war / justus, clemens, sapiens. Das ist / gerecht / gnädig und verständig! Das GOtt beglücket hat mit einem weisen und verständigen Regenten! Denn ein kluger König (Regente) ist des Volckes Glücke. Die Gnade und das Recht müssen stets bey einander seyn / wie der Regenten-Psalm lautet; Von Gnade und Recht will ich singen. Das Band / damit diese beyde Regenten-Tugenden / Gerechtigkeit und Gnade verknüpffet werden / ist die Weißheit. Sie gehet zwischen beyden die Mittel-Strasse / und findet ein Temperament aus / sie ist das rechte Gewichte so zu einer Seite den Ausschlag gibt. Wo keine Weißheit ist / da fält beydes Gerechtigkeit und Gnade auff die Erde / und wird zutreten. Denn was hilfft es / daß ein Regente Gerechtigkeit und Milde liebet / so er sie nicht weißlich übet? Sondern vielmehr wo er Gerechtigkeit üben solte / da unzeitige Barmhertzigkeit erweiset / wie Saul gegen die Amalekiter und ihren König Agag. Hinwiederum wo er Gnade erweisen und schonen solte / da strenge und unzeitig oder all-
B. der Weißh. 6 v. 26. Psal. 101.
1. Sam. 15. 2. Sam. 21. v. 7.
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