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Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704.

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derbnüsse der Leute und Zeiten mehr und mehr zu! daß / wo es müglich wäre / auch die Auserwehlten möchten in den Irrthum verführet werden. Du aber / O treuer GOtt / lässest deineMatth. 24. v. 24. 2. Pet. 2. v. 9. Außerwehlten in der Versuchunge nicht stecken / noch verderben. Der HErr / ihr Außerwehlte / weiß die Gottseeligen aus der Versuchunge zu erlösen. Die Sonne / wenn gleich dicke Wolcken vortreten / bricht doch endlich hindurch / und ist desto lieblicher und erfreulicher / weil sie eine Weile verborgen gewesen. Wie ferne kan der himmlische Vater mannigmal seine Kinder irren / und auff Neben-Wege treten lassen! die er doch zu seiner Zeit wider heim und zurechte bringet.

Richtet nur nicht von solchen Schwachheiten der Gläubigen ihr Sünder nach eueren fleischlichen und ruchlosen Sinn: Als hätte man dergleichen für nichtswürdige Kleinigkeiten zu achten / und als wenn es zu viel und harte geredet sey / wenn die Kinder GOttes bußfertig und reuig erkennen und bekennen daß sie vom Satan verführet / und ihr Verführer des Teufels seyn. Sie haben nicht euern verblendeten sondern Christi erleuchteten Sinn. Christus / als Petrus guter Meynunge und aus Liebe ihm einrieth / daß er sein selbst schonen und seinem Leyden aus dem Wege gehen solte / brauchte diese herbe Worte: Hebe dich Satan von mir du bist mir ärgerlich / du meynest nicht was Göttlich / sondern was menschlich ist. Die Heiligen sind zartes Gewissens. Es ist ihnen fast Angst. Dem heiligenMatt. 16. v. 23. 2. Sam. 24, 10. 14. und gewissenhafften David schlug das Hertz da er das Volck gezehlet hatte; Und er sprach zum HErrn / ich habe schwerlich gesündiget / daß ich das gethan habe. Und nu HErr nimm weg die Missethat deines Knechts / denn ich habe sehr thörlich gethan. Und da er nur einen Zipffel abgeschnitten hatte von dem Rocke seines Königs / schlug er in sich / und dachte er hätte1. Sam. 24. v. 6. schon zu viele gethan. Von solchen nicht klein und geringe geachteten / sondern großgemachten Sünden der Gläubigen heisset es: Wo die Sünde mächtig worden ist / da ist doch die GnadeRom. 5. v. 20. viel mächtiger worden. Je mehr die Sünde erkannt wird / desto grösser ist die Gnade der Rechtfertigunge / der Heiligunge / der Christlichen Vorsichtigkeit / der kindlichen Liebe und Danckbarkeit. Ihr sind / heisset es von einer solchen Seele / viele Sünde vergeben denn sie hat viele geliebet. Welchem aberLuc. 7. v. 47. wenig vergeben wird / daß ist / welcher seine Sünde nicht erkennet / oder klein machet / und der Vergebunge derselben nicht groß achtet / der liebet wenig. Beschönet und entschuldiget

derbnüsse der Leute und Zeiten mehr und mehr zu! daß / wo es müglich wäre / auch die Auserwehlten möchten in den Irrthum verführet werden. Du aber / O treuer GOtt / lässest deineMatth. 24. v. 24. 2. Pet. 2. v. 9. Außerwehlten in der Versuchunge nicht stecken / noch verderben. Der HErr / ihr Außerwehlte / weiß die Gottseeligen aus der Versuchunge zu erlösen. Die Sonne / wenn gleich dicke Wolcken vortreten / bricht doch endlich hindurch / und ist desto lieblicher und erfreulicher / weil sie eine Weile verborgen gewesen. Wie ferne kan der himmlische Vater mannigmal seine Kinder irren / und auff Neben-Wege treten lassen! die er doch zu seiner Zeit wider heim und zurechte bringet.

Richtet nur nicht von solchen Schwachheiten der Gläubigen ihr Sünder nach eueren fleischlichen und ruchlosen Sinn: Als hätte man dergleichen für nichtswürdige Kleinigkeiten zu achten / und als wenn es zu viel und harte geredet sey / wenn die Kinder GOttes bußfertig und reuig erkennen und bekennen daß sie vom Satan verführet / und ihr Verführer des Teufels seyn. Sie haben nicht euern verblendeten sondern Christi erleuchteten Sinn. Christus / als Petrus guter Meynunge und aus Liebe ihm einrieth / daß er sein selbst schonen und seinem Leyden aus dem Wege gehen solte / brauchte diese herbe Worte: Hebe dich Satan von mir du bist mir ärgerlich / du meynest nicht was Göttlich / sondern was menschlich ist. Die Heiligen sind zartes Gewissens. Es ist ihnen fast Angst. Dem heiligenMatt. 16. v. 23. 2. Sam. 24, 10. 14. und gewissenhafften David schlug das Hertz da er das Volck gezehlet hatte; Und er sprach zum HErrn / ich habe schwerlich gesündiget / daß ich das gethan habe. Und nu HErr nimm weg die Missethat deines Knechts / denn ich habe sehr thörlich gethan. Und da er nur einen Zipffel abgeschnitten hatte von dem Rocke seines Königs / schlug er in sich / und dachte er hätte1. Sam. 24. v. 6. schon zu viele gethan. Von solchen nicht klein und geringe geachteten / sondern großgemachten Sünden der Gläubigen heisset es: Wo die Sünde mächtig worden ist / da ist doch die GnadeRom. 5. v. 20. viel mächtiger worden. Je mehr die Sünde erkannt wird / desto grösser ist die Gnade der Rechtfertigunge / der Heiligunge / der Christlichen Vorsichtigkeit / der kindlichen Liebe und Danckbarkeit. Ihr sind / heisset es von einer solchen Seele / viele Sünde vergeben denn sie hat viele geliebet. Welchem aberLuc. 7. v. 47. wenig vergeben wird / daß ist / welcher seine Sünde nicht erkennet / oder klein machet / und der Vergebunge derselben nicht groß achtet / der liebet wenig. Beschönet und entschuldiget

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[27/0031] derbnüsse der Leute und Zeiten mehr und mehr zu! daß / wo es müglich wäre / auch die Auserwehlten möchten in den Irrthum verführet werden. Du aber / O treuer GOtt / lässest deine Außerwehlten in der Versuchunge nicht stecken / noch verderben. Der HErr / ihr Außerwehlte / weiß die Gottseeligen aus der Versuchunge zu erlösen. Die Sonne / wenn gleich dicke Wolcken vortreten / bricht doch endlich hindurch / und ist desto lieblicher und erfreulicher / weil sie eine Weile verborgen gewesen. Wie ferne kan der himmlische Vater mannigmal seine Kinder irren / und auff Neben-Wege treten lassen! die er doch zu seiner Zeit wider heim und zurechte bringet. Matth. 24. v. 24. 2. Pet. 2. v. 9. Richtet nur nicht von solchen Schwachheiten der Gläubigen ihr Sünder nach eueren fleischlichen und ruchlosen Sinn: Als hätte man dergleichen für nichtswürdige Kleinigkeiten zu achten / und als wenn es zu viel und harte geredet sey / wenn die Kinder GOttes bußfertig und reuig erkennen und bekennen daß sie vom Satan verführet / und ihr Verführer des Teufels seyn. Sie haben nicht euern verblendeten sondern Christi erleuchteten Sinn. Christus / als Petrus guter Meynunge und aus Liebe ihm einrieth / daß er sein selbst schonen und seinem Leyden aus dem Wege gehen solte / brauchte diese herbe Worte: Hebe dich Satan von mir du bist mir ärgerlich / du meynest nicht was Göttlich / sondern was menschlich ist. Die Heiligen sind zartes Gewissens. Es ist ihnen fast Angst. Dem heiligen und gewissenhafften David schlug das Hertz da er das Volck gezehlet hatte; Und er sprach zum HErrn / ich habe schwerlich gesündiget / daß ich das gethan habe. Und nu HErr nimm weg die Missethat deines Knechts / denn ich habe sehr thörlich gethan. Und da er nur einen Zipffel abgeschnitten hatte von dem Rocke seines Königs / schlug er in sich / und dachte er hätte schon zu viele gethan. Von solchen nicht klein und geringe geachteten / sondern großgemachten Sünden der Gläubigen heisset es: Wo die Sünde mächtig worden ist / da ist doch die Gnade viel mächtiger worden. Je mehr die Sünde erkannt wird / desto grösser ist die Gnade der Rechtfertigunge / der Heiligunge / der Christlichen Vorsichtigkeit / der kindlichen Liebe und Danckbarkeit. Ihr sind / heisset es von einer solchen Seele / viele Sünde vergeben denn sie hat viele geliebet. Welchem aber wenig vergeben wird / daß ist / welcher seine Sünde nicht erkennet / oder klein machet / und der Vergebunge derselben nicht groß achtet / der liebet wenig. Beschönet und entschuldiget Matt. 16. v. 23. 2. Sam. 24, 10. 14. 1. Sam. 24. v. 6. Rom. 5. v. 20. Luc. 7. v. 47.

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ruhm_1704/31>, abgerufen am 03.12.2024.