zu unsrer Zufriedenheit bedürfen, herzuleiten, und sie uns lebhaft genug zu denken. Hat sich dann die Seele gewöhnt, bey der Erinnerung an den dahin gegebenen, leidenden, sterbenden Erlöser sein eigen Wort "Also hat Gott die Welt geliebt" zugleich immer mit zu denken, so ersetzt ihr die Vergegen- wärtigung dieses theuren Bildes alles; wird ihr göttliche Kraft, Weisheit und Ruhe, und giebt ihr in denen Augenblicken Muth, wo der Mensch am meisten Ursache hat, sich Standhaftigkeit zu wünschen! --
Wenn diese Vorstellungen auf Erfahrung ge- gründet und von vielen Tausenden bestätigt sind, so sey es uns doch neue Aufmunterung, den hohen Werth dieser trostvollen Lehre des Evangeliums nicht zu verkennen, uns weder durch die vielen irrigen und zum Theil sehr schädlichen Vorstel- lungen, dadurch man sie entstellt hat, noch durch die Machtsprüche derer, die um dieser letzten willen sie ganz verwerfen, dahin bringen zu lassen, das viele Wahre und Beruhigende, so in ihr liegt, aufzugeben, und uns selbst um einen Seegen zu bringen, den uns Gottes freye Güte vor so vielen andern unsrer Mitmenschen vorausgegeben hat. So wird es auch uns noch immer eine theure,
werthe
zu unſrer Zufriedenheit bedürfen, herzuleiten, und ſie uns lebhaft genug zu denken. Hat ſich dann die Seele gewöhnt, bey der Erinnerung an den dahin gegebenen, leidenden, ſterbenden Erlöſer ſein eigen Wort „Alſo hat Gott die Welt geliebt“ zugleich immer mit zu denken, ſo erſetzt ihr die Vergegen- wärtigung dieſes theuren Bildes alles; wird ihr göttliche Kraft, Weisheit und Ruhe, und giebt ihr in denen Augenblicken Muth, wo der Menſch am meiſten Urſache hat, ſich Standhaftigkeit zu wünſchen! —
Wenn dieſe Vorſtellungen auf Erfahrung ge- gründet und von vielen Tauſenden beſtätigt ſind, ſo ſey es uns doch neue Aufmunterung, den hohen Werth dieſer troſtvollen Lehre des Evangeliums nicht zu verkennen, uns weder durch die vielen irrigen und zum Theil ſehr ſchädlichen Vorſtel- lungen, dadurch man ſie entſtellt hat, noch durch die Machtſprüche derer, die um dieſer letzten willen ſie ganz verwerfen, dahin bringen zu laſſen, das viele Wahre und Beruhigende, ſo in ihr liegt, aufzugeben, und uns ſelbſt um einen Seegen zu bringen, den uns Gottes freye Güte vor ſo vielen andern unſrer Mitmenſchen vorausgegeben hat. So wird es auch uns noch immer eine theure,
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[144[156]/0160]
zu unſrer Zufriedenheit bedürfen, herzuleiten, und
ſie uns lebhaft genug zu denken. Hat ſich dann
die Seele gewöhnt, bey der Erinnerung an den dahin
gegebenen, leidenden, ſterbenden Erlöſer ſein eigen
Wort „Alſo hat Gott die Welt geliebt“ zugleich
immer mit zu denken, ſo erſetzt ihr die Vergegen-
wärtigung dieſes theuren Bildes alles; wird ihr
göttliche Kraft, Weisheit und Ruhe, und giebt ihr
in denen Augenblicken Muth, wo der Menſch
am meiſten Urſache hat, ſich Standhaftigkeit zu
wünſchen! —
Wenn dieſe Vorſtellungen auf Erfahrung ge-
gründet und von vielen Tauſenden beſtätigt ſind,
ſo ſey es uns doch neue Aufmunterung, den hohen
Werth dieſer troſtvollen Lehre des Evangeliums
nicht zu verkennen, uns weder durch die vielen
irrigen und zum Theil ſehr ſchädlichen Vorſtel-
lungen, dadurch man ſie entſtellt hat, noch durch
die Machtſprüche derer, die um dieſer letzten willen
ſie ganz verwerfen, dahin bringen zu laſſen, das
viele Wahre und Beruhigende, ſo in ihr liegt,
aufzugeben, und uns ſelbſt um einen Seegen zu
bringen, den uns Gottes freye Güte vor ſo vielen
andern unſrer Mitmenſchen vorausgegeben hat.
So wird es auch uns noch immer eine theure,
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 144[156]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/160>, abgerufen am 17.02.2025.
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