abgeschreckt werden können? Oder sind nur das Märtyrer, die im eigentlichen Verstande ihr Blnt vergossen haben? Ist Verzehrung der Kräfte, ist Uebernehmung von allem, wovor die mensch- liche Natur zurückschauert, Hunger und Durst, Frost und Blöße, Gefängniß und Mißhandlung, nicht auch Aufopferung? Und gerade durch diese Arten von Aufopferungen ist es in den meisten Ländern so weit gekommen, daß nun diese wohl- thätige, beseligende Religion gekannt und unter ihren milden Einflüssen ein stilles und ruhiges Leben geführt wird. Was ists aber, das jene Zeugen so willig gemacht hat, nichts um des Namens Jesu willen zu achten, als eben der Gedanke, daß auch Jesus nichts um Gottes willen geachtet, alles verläugnet, Kräfte und Leben hingeopfert hatte, damit nur vielen geholfen, nur viele zur Erkenntniß der Wahrheit, die froh und selig macht, geführt würden? Das ist schon in dem Munde der Apostel der große Bewegungsgrund zur Treue und Standhaftigkeit; daher sind sie sicher, daß, wer nur aufsieht auf ihn, den ersten standhaftesten Zeugen, gewiß nicht wankend werden wird. Das wird auch die Hauptidee in der Seele ihrer Nach- folger. Hat er doch noch viel mehr gelitten,
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abgeſchreckt werden können? Oder ſind nur das Märtyrer, die im eigentlichen Verſtande ihr Blnt vergoſſen haben? Iſt Verzehrung der Kräfte, iſt Uebernehmung von allem, wovor die menſch- liche Natur zurückſchauert, Hunger und Durſt, Froſt und Blöße, Gefängniß und Mißhandlung, nicht auch Aufopferung? Und gerade durch dieſe Arten von Aufopferungen iſt es in den meiſten Ländern ſo weit gekommen, daß nun dieſe wohl- thätige, beſeligende Religion gekannt und unter ihren milden Einflüſſen ein ſtilles und ruhiges Leben geführt wird. Was iſts aber, das jene Zeugen ſo willig gemacht hat, nichts um des Namens Jeſu willen zu achten, als eben der Gedanke, daß auch Jeſus nichts um Gottes willen geachtet, alles verläugnet, Kräfte und Leben hingeopfert hatte, damit nur vielen geholfen, nur viele zur Erkenntniß der Wahrheit, die froh und ſelig macht, geführt würden? Das iſt ſchon in dem Munde der Apoſtel der große Bewegungsgrund zur Treue und Standhaftigkeit; daher ſind ſie ſicher, daß, wer nur aufſieht auf ihn, den erſten ſtandhafteſten Zeugen, gewiß nicht wankend werden wird. Das wird auch die Hauptidee in der Seele ihrer Nach- folger. Hat er doch noch viel mehr gelitten,
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abgeſchreckt werden können? Oder ſind nur das
Märtyrer, die im eigentlichen Verſtande ihr Blnt
vergoſſen haben? Iſt Verzehrung der Kräfte,
iſt Uebernehmung von allem, wovor die menſch-
liche Natur zurückſchauert, Hunger und Durſt,
Froſt und Blöße, Gefängniß und Mißhandlung,
nicht auch Aufopferung? Und gerade durch dieſe
Arten von Aufopferungen iſt es in den meiſten
Ländern ſo weit gekommen, daß nun dieſe wohl-
thätige, beſeligende Religion gekannt und unter
ihren milden Einflüſſen ein ſtilles und ruhiges Leben
geführt wird. Was iſts aber, das jene Zeugen ſo
willig gemacht hat, nichts um des Namens
Jeſu willen zu achten, als eben der Gedanke,
daß auch Jeſus nichts um Gottes willen geachtet,
alles verläugnet, Kräfte und Leben hingeopfert
hatte, damit nur vielen geholfen, nur viele zur
Erkenntniß der Wahrheit, die froh und ſelig macht,
geführt würden? Das iſt ſchon in dem Munde der
Apoſtel der große Bewegungsgrund zur Treue und
Standhaftigkeit; daher ſind ſie ſicher, daß, wer
nur aufſieht auf ihn, den erſten ſtandhafteſten
Zeugen, gewiß nicht wankend werden wird. Das
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 147[159]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/163>, abgerufen am 17.02.2025.
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