Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.in meiner Macht ist, auf den ersten und größesten Wenn wir mit diesem ernsthaften Gedanken, Wird
in meiner Macht iſt, auf den erſten und größeſten Wenn wir mit dieſem ernſthaften Gedanken, Wird
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0036" n="20[32]"/> in meiner Macht iſt, auf den erſten und größeſten<lb/> Gegenſtand alles Denkens zu richten, und über An-<lb/> gelegenheiten nachzudenken, die ſich auf die ganze<lb/> unendliche <hi rendition="#fr">Dauer</hi> meines Daſeyns beziehen! Jch<lb/> gehe an einen Ort, wo ſchon viele Geſchlechter der<lb/> vor mir lebenden Menſchen ſich verſammelt haben;<lb/> die mir an Sitten, Gebräuchen, Vorſtellungen und<lb/> Kenntniſſen vielleicht höchſt ungleich waren, aber<lb/> denen ich doch darinn gleiche, daß ich ſo wenig, als<lb/> ſie, Gottes entbehren kann, und mich, wie ſie, für<lb/> verbunden halte, ſein Angeſicht zu ſuchen; gehe an<lb/> einen Ort, wo meine Kinder, Nachkommen, oder<lb/> die nach mir lebenden Menſchen auch hingehen, und<lb/> den Gott ihrer Väter ſuchen werden; an einen Ort,<lb/> den viele beſuchten ohne Frucht, aber auch viele ver-<lb/> lieſſen reicher an Einſicht und Verſtand, an Willig-<lb/> keit und Entſchluß, an Eifer und Strebſamkeit, Gu-<lb/> tes für dieſe und jene Welt zu ſchaffen.“</p><lb/> <p>Wenn wir mit dieſem ernſthaften Gedanken,<lb/> und einer gewiſſen Vorbereitung der Seele die Kir-<lb/> chen beſuchten, ſollte es uns nicht leichter und nicht<lb/> lieber werden, als wenn es entweder bloßes Her-<lb/> kommen, oder wohl gar ein Zwang iſt, den wir<lb/> uns um andrer willen auflegen zu müſſen glauben?<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wird</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20[32]/0036]
in meiner Macht iſt, auf den erſten und größeſten
Gegenſtand alles Denkens zu richten, und über An-
gelegenheiten nachzudenken, die ſich auf die ganze
unendliche Dauer meines Daſeyns beziehen! Jch
gehe an einen Ort, wo ſchon viele Geſchlechter der
vor mir lebenden Menſchen ſich verſammelt haben;
die mir an Sitten, Gebräuchen, Vorſtellungen und
Kenntniſſen vielleicht höchſt ungleich waren, aber
denen ich doch darinn gleiche, daß ich ſo wenig, als
ſie, Gottes entbehren kann, und mich, wie ſie, für
verbunden halte, ſein Angeſicht zu ſuchen; gehe an
einen Ort, wo meine Kinder, Nachkommen, oder
die nach mir lebenden Menſchen auch hingehen, und
den Gott ihrer Väter ſuchen werden; an einen Ort,
den viele beſuchten ohne Frucht, aber auch viele ver-
lieſſen reicher an Einſicht und Verſtand, an Willig-
keit und Entſchluß, an Eifer und Strebſamkeit, Gu-
tes für dieſe und jene Welt zu ſchaffen.“
Wenn wir mit dieſem ernſthaften Gedanken,
und einer gewiſſen Vorbereitung der Seele die Kir-
chen beſuchten, ſollte es uns nicht leichter und nicht
lieber werden, als wenn es entweder bloßes Her-
kommen, oder wohl gar ein Zwang iſt, den wir
uns um andrer willen auflegen zu müſſen glauben?
Wird
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