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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.

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zerstören, dieses sie fördern und wiederherstellen;
jenes verwunden und tödten, dieses heilen und le-
bendig machen kann, -- was müssen tausend und
wieder tausend Worte vermögen! Laßt uns das
Bild dessen, dem diese ernsthafte Betrachtung vor-
schwebt, mit dem, dem es vielleicht nie einfällt,
daß wir auch von unsern Worten Rechenschaft ge-
ben sollen, vergleichen! Jener redet immer mit
Ueberlegung und guten Absichten; ergreift alle
schickliche Gelegenheiten, itzt einen Unwissenden oder
Jrrenden zu belehren; dann einen andern, der böse
Gewohnheiten und Fehler an sich hat, zu warnen;
itzt einem Traurigen Trost, nun einem Verzagten
Muth einzusprechen; itzt die Sache der Unschuld,
die Sache des Nothleidenden, der Witwen und
Waisen, dann die Sache der Religion und Tugend
zu empfehlen und zu vertheidigen; itzt seine guten
Einsichten von den Geschäfften und Angelegenheiten
dieses Lebens, dann seine Erkenntniß von diesen
Lehren und Pflichten des Christenthums andern
freundschaftlich mitzutheilen. Dieser, der kaum
glaubt, daß sich die Pflichten des rechtschaffnen
Mannes und des wahren Christen auch bis auf
Worte erstrecken können, thut von dem allen das
Gegentheil. Er läßt seiner Zunge freyen Lauf;

rechnet

zerſtören, dieſes ſie fördern und wiederherſtellen;
jenes verwunden und tödten, dieſes heilen und le-
bendig machen kann, — was müſſen tauſend und
wieder tauſend Worte vermögen! Laßt uns das
Bild deſſen, dem dieſe ernſthafte Betrachtung vor-
ſchwebt, mit dem, dem es vielleicht nie einfällt,
daß wir auch von unſern Worten Rechenſchaft ge-
ben ſollen, vergleichen! Jener redet immer mit
Ueberlegung und guten Abſichten; ergreift alle
ſchickliche Gelegenheiten, itzt einen Unwiſſenden oder
Jrrenden zu belehren; dann einen andern, der böſe
Gewohnheiten und Fehler an ſich hat, zu warnen;
itzt einem Traurigen Troſt, nun einem Verzagten
Muth einzuſprechen; itzt die Sache der Unſchuld,
die Sache des Nothleidenden, der Witwen und
Waiſen, dann die Sache der Religion und Tugend
zu empfehlen und zu vertheidigen; itzt ſeine guten
Einſichten von den Geſchäfften und Angelegenheiten
dieſes Lebens, dann ſeine Erkenntniß von dieſen
Lehren und Pflichten des Chriſtenthums andern
freundſchaftlich mitzutheilen. Dieſer, der kaum
glaubt, daß ſich die Pflichten des rechtſchaffnen
Mannes und des wahren Chriſten auch bis auf
Worte erſtrecken können, thut von dem allen das
Gegentheil. Er läßt ſeiner Zunge freyen Lauf;

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[68[80]/0084] zerſtören, dieſes ſie fördern und wiederherſtellen; jenes verwunden und tödten, dieſes heilen und le- bendig machen kann, — was müſſen tauſend und wieder tauſend Worte vermögen! Laßt uns das Bild deſſen, dem dieſe ernſthafte Betrachtung vor- ſchwebt, mit dem, dem es vielleicht nie einfällt, daß wir auch von unſern Worten Rechenſchaft ge- ben ſollen, vergleichen! Jener redet immer mit Ueberlegung und guten Abſichten; ergreift alle ſchickliche Gelegenheiten, itzt einen Unwiſſenden oder Jrrenden zu belehren; dann einen andern, der böſe Gewohnheiten und Fehler an ſich hat, zu warnen; itzt einem Traurigen Troſt, nun einem Verzagten Muth einzuſprechen; itzt die Sache der Unſchuld, die Sache des Nothleidenden, der Witwen und Waiſen, dann die Sache der Religion und Tugend zu empfehlen und zu vertheidigen; itzt ſeine guten Einſichten von den Geſchäfften und Angelegenheiten dieſes Lebens, dann ſeine Erkenntniß von dieſen Lehren und Pflichten des Chriſtenthums andern freundſchaftlich mitzutheilen. Dieſer, der kaum glaubt, daß ſich die Pflichten des rechtſchaffnen Mannes und des wahren Chriſten auch bis auf Worte erſtrecken können, thut von dem allen das Gegentheil. Er läßt ſeiner Zunge freyen Lauf; rechnet

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Zitationshilfe: Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 68[80]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/84>, abgerufen am 24.11.2024.