Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.Gottes Willen und Regierung, oder mißvergnügt mit Diese Betrachtungen gewinnen noch sehr an Fähig-
Gottes Willen und Regierung, oder mißvergnügt mit Dieſe Betrachtungen gewinnen noch ſehr an Fähig-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" n="70[82]"/> Gottes Willen und Regierung, oder mißvergnügt mit<lb/> ſeinen Schickungen; Sparer oder Verſchwender der<lb/> Zei Erhalter oder Zerſtörer unſrer Geſundheit und<lb/> unſres Lebens. — Wenn nun keine einzige Handlung<lb/> ohne Folgen iſt, wie unzählig müſſen die nützlichen<lb/> oder ſchädlichen Folgen ſeyn, die aus den Handlun-<lb/> gen eines ganzen Jahres entſtehen!</p><lb/> <p>Dieſe Betrachtungen gewinnen noch ſehr an<lb/> Wichtigkeit, wenn wir bedenken, daß das verſäum-<lb/> te Gute nie wieder eingebracht, das begangne Böſe<lb/> nie ganz erſetzt werden kann. — Wir werden<lb/> nicht auf einmal vollkommen; werden auch nie ſo<lb/> vollkommen, daß ſich nicht noch mehr von uns hof-<lb/> fen ließe. Jn jedem Jahre können wir aber einige<lb/> Stufen dem großen Gipfel, nach dem wir ſtreben,<lb/> näher kommen. Stehn wir ein Jahr ſtill oder gehen<lb/> gar zurück, wie ſoll dies je ganz eingebracht werden?<lb/> Den Grad von Vollkommenheit können und werden<lb/> wir nie erreichen, den wir bey unabläßigem Arbeiten<lb/> an unſrer Beſſerung erreichen konnten; wir bleiben<lb/> immer und ewig hinter dem zurück, der in eben<lb/> dieſer Zeit das gethan hat, was wir verſäumt ha-<lb/> ben. Und wie viel ſchwerer wird es mit jedem<lb/> Aufſchub, mit jedem hinzukommenden Jahr unſers<lb/> Lebens, gut zu handeln; wie ſind die Kräfte und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Fähig-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70[82]/0086]
Gottes Willen und Regierung, oder mißvergnügt mit
ſeinen Schickungen; Sparer oder Verſchwender der
Zei Erhalter oder Zerſtörer unſrer Geſundheit und
unſres Lebens. — Wenn nun keine einzige Handlung
ohne Folgen iſt, wie unzählig müſſen die nützlichen
oder ſchädlichen Folgen ſeyn, die aus den Handlun-
gen eines ganzen Jahres entſtehen!
Dieſe Betrachtungen gewinnen noch ſehr an
Wichtigkeit, wenn wir bedenken, daß das verſäum-
te Gute nie wieder eingebracht, das begangne Böſe
nie ganz erſetzt werden kann. — Wir werden
nicht auf einmal vollkommen; werden auch nie ſo
vollkommen, daß ſich nicht noch mehr von uns hof-
fen ließe. Jn jedem Jahre können wir aber einige
Stufen dem großen Gipfel, nach dem wir ſtreben,
näher kommen. Stehn wir ein Jahr ſtill oder gehen
gar zurück, wie ſoll dies je ganz eingebracht werden?
Den Grad von Vollkommenheit können und werden
wir nie erreichen, den wir bey unabläßigem Arbeiten
an unſrer Beſſerung erreichen konnten; wir bleiben
immer und ewig hinter dem zurück, der in eben
dieſer Zeit das gethan hat, was wir verſäumt ha-
ben. Und wie viel ſchwerer wird es mit jedem
Aufſchub, mit jedem hinzukommenden Jahr unſers
Lebens, gut zu handeln; wie ſind die Kräfte und
Fähig-
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