Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.Fähigkeiten geschwächt; wie ist der Weg, den wir Auch E 4
Fähigkeiten geſchwächt; wie iſt der Weg, den wir Auch E 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="71[83]"/> Fähigkeiten geſchwächt; wie iſt der Weg, den wir<lb/> noch vor uns haben, erſchwert, und wie ſchwach<lb/> und unkräftig ſind die Eindrücke geworden, die ehe-<lb/> dem der Gedanke an das belohnende Ziel auf uns<lb/> machte! — Noch ſchwerer iſts, das Böſe, das wir<lb/> thaten, zu erſetzen. Böſe Gedanken kehren auch bey<lb/> dem wieder, der ſie verabſcheut. Sie verfolgen ihn<lb/> bey ſeinen Geſchäfften und ſelbſt in den feyerlichſten<lb/> Stunden der Andacht drängen ſie ſich ſeiner Einbil-<lb/> dungskraft wider Willen auf. Die innigſte Be-<lb/> reuung böſer Worte löſcht die Eindrücke nicht aus,<lb/> die ſie auf andre gemacht; hebt das Aergerniß nicht,<lb/> ſo wir durch ſie gegeben; mindert den Schaden nicht,<lb/> den wir bey andern durch die Härte, Unbilligkeit<lb/> und Bitterkeit unſrer Urtheile geſtiftet haben. Selbſt<lb/> wenn wir den, den unſre Zunge verleumdete und<lb/> läſterte, um Verzeihung bitten, — wiſſen es nun<lb/> auch alle die, welche uns hörten, daß wir wider die<lb/> Wahrheit geredet haben? Und wie daurend ſind erſt<lb/> böſe Thaten; Thaten der Ungerechtigkeit, des Ei-<lb/> gennutzes, des Zorns, der Wolluſt, und was ſie<lb/> ſonſt für Namen haben! Wie ſelten iſts möglich,<lb/> auch nur einen Verſuch zu wagen, ſie in ihren Fol-<lb/> gen unſchädlich zu machen!</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Auch</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71[83]/0087]
Fähigkeiten geſchwächt; wie iſt der Weg, den wir
noch vor uns haben, erſchwert, und wie ſchwach
und unkräftig ſind die Eindrücke geworden, die ehe-
dem der Gedanke an das belohnende Ziel auf uns
machte! — Noch ſchwerer iſts, das Böſe, das wir
thaten, zu erſetzen. Böſe Gedanken kehren auch bey
dem wieder, der ſie verabſcheut. Sie verfolgen ihn
bey ſeinen Geſchäfften und ſelbſt in den feyerlichſten
Stunden der Andacht drängen ſie ſich ſeiner Einbil-
dungskraft wider Willen auf. Die innigſte Be-
reuung böſer Worte löſcht die Eindrücke nicht aus,
die ſie auf andre gemacht; hebt das Aergerniß nicht,
ſo wir durch ſie gegeben; mindert den Schaden nicht,
den wir bey andern durch die Härte, Unbilligkeit
und Bitterkeit unſrer Urtheile geſtiftet haben. Selbſt
wenn wir den, den unſre Zunge verleumdete und
läſterte, um Verzeihung bitten, — wiſſen es nun
auch alle die, welche uns hörten, daß wir wider die
Wahrheit geredet haben? Und wie daurend ſind erſt
böſe Thaten; Thaten der Ungerechtigkeit, des Ei-
gennutzes, des Zorns, der Wolluſt, und was ſie
ſonſt für Namen haben! Wie ſelten iſts möglich,
auch nur einen Verſuch zu wagen, ſie in ihren Fol-
gen unſchädlich zu machen!
Auch
E 4
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