Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

niß, in der Tugend, in der völligen Rechtschaffen-
heit weiter, und dem erhabenen Ziel unsers Be-
rufs näher bringen.



Beym Jahreswechsel.*)
Odaß von meinen Lebenstagen
Doch keiner ganz verlohren sey!
Verlohrne Stunden -- ach! sie nagen
Zu spät das Herz mit Gram und Reu,
Und den entflohnen Augenblick
Bringt kein Gebet, kein Flehn zurück.
Was ist die Reu durchlebter Jahre,
Wenn sie dahin sind wie ein Traum!
Gieb, daß ich Augenblicke spare,
Herr meines Lebens, nicht wie Traum
Mein ganzes Leben mir verfließt,
Der Geist stets dürstet, nie genießt.
Laß
*) Der Herausgeber fand das folgende Lied in einer
kleinen Auswahl geistlicher Lieder, die zu Halle
1782 gedruckt ist; und da es sonst in keiner ihm be-
kannten Sammlung steht, glaubte er es hier nicht
unschicklich einzuschalten.
E 5

niß, in der Tugend, in der völligen Rechtſchaffen-
heit weiter, und dem erhabenen Ziel unſers Be-
rufs näher bringen.



Beym Jahreswechſel.*)
Odaß von meinen Lebenstagen
Doch keiner ganz verlohren ſey!
Verlohrne Stunden — ach! ſie nagen
Zu ſpät das Herz mit Gram und Reu,
Und den entflohnen Augenblick
Bringt kein Gebet, kein Flehn zurück.
Was iſt die Reu durchlebter Jahre,
Wenn ſie dahin ſind wie ein Traum!
Gieb, daß ich Augenblicke ſpare,
Herr meines Lebens, nicht wie Traum
Mein ganzes Leben mir verfließt,
Der Geiſt ſtets dürſtet, nie genießt.
Laß
*) Der Herausgeber fand das folgende Lied in einer
kleinen Auswahl geiſtlicher Lieder, die zu Halle
1782 gedruckt iſt; und da es ſonſt in keiner ihm be-
kannten Sammlung ſteht, glaubte er es hier nicht
unſchicklich einzuſchalten.
E 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0089" n="73[85]"/>
niß, in der Tugend, in der völligen Recht&#x017F;chaffen-<lb/>
heit weiter, und dem erhabenen Ziel un&#x017F;ers Be-<lb/>
rufs näher bringen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Beym Jahreswech&#x017F;el</hi>.<note place="foot" n="*)">Der Herausgeber fand das folgende Lied in einer<lb/>
kleinen <hi rendition="#fr">Auswahl gei&#x017F;tlicher Lieder,</hi> die zu <hi rendition="#fr">Halle</hi><lb/>
1782 gedruckt i&#x017F;t; und da es &#x017F;on&#x017F;t in keiner ihm be-<lb/>
kannten Sammlung &#x017F;teht, glaubte er es hier nicht<lb/>
un&#x017F;chicklich einzu&#x017F;chalten.</note></head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">O</hi>daß von meinen Lebenstagen</l><lb/>
              <l>Doch keiner ganz verlohren &#x017F;ey!</l><lb/>
              <l>Verlohrne Stunden &#x2014; ach! &#x017F;ie nagen</l><lb/>
              <l>Zu &#x017F;pät das Herz mit Gram und Reu,</l><lb/>
              <l>Und den <hi rendition="#g">entflohnen</hi> Augenblick</l><lb/>
              <l>Bringt kein Gebet, kein Flehn zurück.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Was i&#x017F;t die Reu durchlebter Jahre,</l><lb/>
              <l>Wenn &#x017F;ie dahin &#x017F;ind wie ein Traum!</l><lb/>
              <l>Gieb, daß ich Augenblicke &#x017F;pare,</l><lb/>
              <l>Herr meines Lebens, nicht wie Traum</l><lb/>
              <l>Mein ganzes Leben mir verfließt,</l><lb/>
              <l>Der Gei&#x017F;t &#x017F;tets dür&#x017F;tet, nie genießt.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">E 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Laß</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73[85]/0089] niß, in der Tugend, in der völligen Rechtſchaffen- heit weiter, und dem erhabenen Ziel unſers Be- rufs näher bringen. Beym Jahreswechſel. *) Odaß von meinen Lebenstagen Doch keiner ganz verlohren ſey! Verlohrne Stunden — ach! ſie nagen Zu ſpät das Herz mit Gram und Reu, Und den entflohnen Augenblick Bringt kein Gebet, kein Flehn zurück. Was iſt die Reu durchlebter Jahre, Wenn ſie dahin ſind wie ein Traum! Gieb, daß ich Augenblicke ſpare, Herr meines Lebens, nicht wie Traum Mein ganzes Leben mir verfließt, Der Geiſt ſtets dürſtet, nie genießt. Laß *) Der Herausgeber fand das folgende Lied in einer kleinen Auswahl geiſtlicher Lieder, die zu Halle 1782 gedruckt iſt; und da es ſonſt in keiner ihm be- kannten Sammlung ſteht, glaubte er es hier nicht unſchicklich einzuſchalten. E 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/89
Zitationshilfe: Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 73[85]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/89>, abgerufen am 21.11.2024.