Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808.Anwendung der allgemeinen Grundsätze etc. tene, Frage: ob das Kind zum Menschen oderzum Bürger zu erziehen sey? unstreitig am be- stimmtesten gefaßt werden kann. Nach der obigen Ansicht erhellt, daß man sich selbst Anwendung der allgemeinen Grundſaͤtze ꝛc. tene, Frage: ob das Kind zum Menſchen oderzum Buͤrger zu erziehen ſey? unſtreitig am be- ſtimmteſten gefaßt werden kann. Nach der obigen Anſicht erhellt, daß man ſich ſelbſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0345" n="333"/><fw place="top" type="header">Anwendung der allgemeinen Grundſaͤtze ꝛc.</fw><lb/> tene, Frage: <hi rendition="#g">ob das Kind zum Menſchen oder<lb/> zum Buͤrger zu erziehen ſey</hi>? unſtreitig am be-<lb/> ſtimmteſten gefaßt werden kann.</p><lb/> <p>Nach der obigen Anſicht erhellt, daß man ſich ſelbſt<lb/> mißverſteht, wenn man glaubt, jene Erziehung trennen<lb/> zu koͤnnen. Es ſind nur Begriffsverſchiedenheiten, Ab-<lb/> ſtractionen, jene Abſonderung zwiſchen Menſch und<lb/> Buͤrger. Der Menſch iſt weder als Menſch allein, noch<lb/> als Buͤrger allein zu betrachten; er wird weder als<lb/> das Eine noch als das Andre allein geboren. Auf<lb/> dieſer Erde erſcheint er nicht als Menſch uͤberhaupt,<lb/> ſondern als integrirender Theil der Menſchheit, und<lb/> im Verhaͤltniß zu den Menſchen, als beſtimmtes Glied<lb/> ihrer Geſellſchaft. Wollen wir alſo nicht einer bloß<lb/> theoretiſchen Abſtraction, welche die beiden objectiv un-<lb/> zertrennlichen Verhaͤltniſſe ſubjectiv (im Begriffe) trennt,<lb/> Einfluß auf unſer praktiſches Verfahren im Erziehungs-<lb/> unterricht geben, und dieſes dadurch einſeitig machen;<lb/> ſo koͤnnen wir den Menſchen eben ſo wenig als <hi rendition="#g">Men-<lb/> ſchen uͤberhaupt</hi>, — dies hieße: fuͤr eine Welt,<lb/> die gar nicht exiſtirt; — als bloß zum <hi rendition="#g">Buͤrger</hi> erziehen<lb/> wollen; welches Letztere in der That hieße: das zum<lb/> Mittel des Mittels machen, was vielmehr der Zweck<lb/> ſeyn ſoll; inwiefern wir naͤmlich die <hi rendition="#g">buͤrgerlichen</hi><lb/> Verhaͤltniſſe, oder den Geſellſchaftsverein der Men-<lb/> ſchen, nur als <hi rendition="#g">Bedingung</hi> und <hi rendition="#g">Mittel</hi> betrachten<lb/> koͤnnen zu dem hoͤheren <hi rendition="#g">Zwecke</hi> der Bildung der<lb/><hi rendition="#g">Menſchheit</hi>.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0345]
Anwendung der allgemeinen Grundſaͤtze ꝛc.
tene, Frage: ob das Kind zum Menſchen oder
zum Buͤrger zu erziehen ſey? unſtreitig am be-
ſtimmteſten gefaßt werden kann.
Nach der obigen Anſicht erhellt, daß man ſich ſelbſt
mißverſteht, wenn man glaubt, jene Erziehung trennen
zu koͤnnen. Es ſind nur Begriffsverſchiedenheiten, Ab-
ſtractionen, jene Abſonderung zwiſchen Menſch und
Buͤrger. Der Menſch iſt weder als Menſch allein, noch
als Buͤrger allein zu betrachten; er wird weder als
das Eine noch als das Andre allein geboren. Auf
dieſer Erde erſcheint er nicht als Menſch uͤberhaupt,
ſondern als integrirender Theil der Menſchheit, und
im Verhaͤltniß zu den Menſchen, als beſtimmtes Glied
ihrer Geſellſchaft. Wollen wir alſo nicht einer bloß
theoretiſchen Abſtraction, welche die beiden objectiv un-
zertrennlichen Verhaͤltniſſe ſubjectiv (im Begriffe) trennt,
Einfluß auf unſer praktiſches Verfahren im Erziehungs-
unterricht geben, und dieſes dadurch einſeitig machen;
ſo koͤnnen wir den Menſchen eben ſo wenig als Men-
ſchen uͤberhaupt, — dies hieße: fuͤr eine Welt,
die gar nicht exiſtirt; — als bloß zum Buͤrger erziehen
wollen; welches Letztere in der That hieße: das zum
Mittel des Mittels machen, was vielmehr der Zweck
ſeyn ſoll; inwiefern wir naͤmlich die buͤrgerlichen
Verhaͤltniſſe, oder den Geſellſchaftsverein der Men-
ſchen, nur als Bedingung und Mittel betrachten
koͤnnen zu dem hoͤheren Zwecke der Bildung der
Menſchheit.
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