Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.Von der unbefleckten Erkenntniss. Als gestern der Mond aufgieng, wähnte ich, dass Aber ein Lügner war er mir mit seiner Schwanger¬ Freilich, wenig Mann ist er auch, dieser schüchterne Denn er ist lüstern und eifersüchtig, der Mönch Nein, ich mag ihn nicht, diesen Kater auf den Fromm und schweigsam wandelt er hin auf Sternen- Jedes Redlichen Schritt redet; die Katze aber Von der unbefleckten Erkenntniss. Als gestern der Mond aufgieng, wähnte ich, dass Aber ein Lügner war er mir mit seiner Schwanger¬ Freilich, wenig Mann ist er auch, dieser schüchterne Denn er ist lüstern und eifersüchtig, der Mönch Nein, ich mag ihn nicht, diesen Kater auf den Fromm und schweigsam wandelt er hin auf Sternen- Jedes Redlichen Schritt redet; die Katze aber <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0070" n="60"/> <div n="1"> <head>Von der unbefleckten Erkenntniss.<lb/></head> <p>Als gestern der Mond aufgieng, wähnte ich, dass<lb/> er eine Sonne gebären wolle: so breit und trächtig<lb/> lag er am Horizonte.</p><lb/> <p>Aber ein Lügner war er mir mit seiner Schwanger¬<lb/> schaft; und eher noch will ich an den Mann im Monde<lb/> glauben als an das Weib.</p><lb/> <p>Freilich, wenig Mann ist er auch, dieser schüchterne<lb/> Nachtschwärmer. Wahrlich, mit schlechtem Gewissen<lb/> wandelt er über die Dächer.</p><lb/> <p>Denn er ist lüstern und eifersüchtig, der Mönch<lb/> im Monde, lüstern nach der Erde und nach allen<lb/> Freuden der Liebenden.</p><lb/> <p>Nein, ich mag ihn nicht, diesen Kater auf den<lb/> Dächern! Widerlich sind mir Alle, die um halbver¬<lb/> schlossne Fenster schleichen!</p><lb/> <p>Fromm und schweigsam wandelt er hin auf Sternen-<lb/> Teppichen: — aber ich mag alle leisetretenden Manns¬<lb/> füsse nicht, an denen auch nicht ein Sporen klirrt.</p><lb/> <p>Jedes Redlichen Schritt redet; die Katze aber<lb/> stiehlt sich über den Boden weg. Siehe, katzenhaft<lb/> kommt der Mond daher und unredlich. —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [60/0070]
Von der unbefleckten Erkenntniss.
Als gestern der Mond aufgieng, wähnte ich, dass
er eine Sonne gebären wolle: so breit und trächtig
lag er am Horizonte.
Aber ein Lügner war er mir mit seiner Schwanger¬
schaft; und eher noch will ich an den Mann im Monde
glauben als an das Weib.
Freilich, wenig Mann ist er auch, dieser schüchterne
Nachtschwärmer. Wahrlich, mit schlechtem Gewissen
wandelt er über die Dächer.
Denn er ist lüstern und eifersüchtig, der Mönch
im Monde, lüstern nach der Erde und nach allen
Freuden der Liebenden.
Nein, ich mag ihn nicht, diesen Kater auf den
Dächern! Widerlich sind mir Alle, die um halbver¬
schlossne Fenster schleichen!
Fromm und schweigsam wandelt er hin auf Sternen-
Teppichen: — aber ich mag alle leisetretenden Manns¬
füsse nicht, an denen auch nicht ein Sporen klirrt.
Jedes Redlichen Schritt redet; die Katze aber
stiehlt sich über den Boden weg. Siehe, katzenhaft
kommt der Mond daher und unredlich. —
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