Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.Gefährten suchte einst der Schaffende und Kinder Also bin ich mitten in meinem Werke, zu meinen Denn von Grund aus liebt man nur sein Kind Noch grünen mir meine Kinder in ihrem ersten Und wahrlich! Wo solche Bäume bei einander Aber einstmals will ich sie ausheben und einen Knorrig und gekrümmt und mit biegsamer Härte Dort, wo die Stürme hinab in's Meer stürzen, und Erkannt und geprüft soll er werden, darauf, ob -- dass er einst mein Gefährte werde und ein Gefährten suchte einst der Schaffende und Kinder Also bin ich mitten in meinem Werke, zu meinen Denn von Grund aus liebt man nur sein Kind Noch grünen mir meine Kinder in ihrem ersten Und wahrlich! Wo solche Bäume bei einander Aber einstmals will ich sie ausheben und einen Knorrig und gekrümmt und mit biegsamer Härte Dort, wo die Stürme hinab in's Meer stürzen, und Erkannt und geprüft soll er werden, darauf, ob — dass er einst mein Gefährte werde und ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0024" n="14"/> <p>Gefährten suchte einst der Schaffende und Kinder<lb/><hi rendition="#g">seiner</hi> Hoffnung: und siehe, es fand sich, dass er sie<lb/> nicht finden könne, es sei denn, er schaffe sie<lb/> selber erst.</p><lb/> <p>Also bin ich mitten in meinem Werke, zu meinen<lb/> Kindern gehend und von ihnen kehrend: um seiner<lb/> Kinder willen muss Zarathustra sich selbst vollenden.</p><lb/> <p>Denn von Grund aus liebt man nur sein Kind<lb/> und Werk; und wo grosse Liebe zu sich selber ist, da<lb/> ist sie der Schwangerschaft Wahrzeichen: so fand ich's.</p><lb/> <p>Noch grünen mir meine Kinder in ihrem ersten<lb/> Frühlinge, nahe bei einander stehend und gemeinsam<lb/> von Winden geschüttelt, die Bäume meines Gartens<lb/> und besten Erdreichs.</p><lb/> <p>Und wahrlich! Wo solche Bäume bei einander<lb/> stehn, da <hi rendition="#g">sind</hi> glückselige Inseln!</p><lb/> <p>Aber einstmals will ich sie ausheben und einen<lb/> Jeden für sich allein stellen: dass er Einsamkeit lerne<lb/> und Trotz und Vorsicht.</p><lb/> <p>Knorrig und gekrümmt und mit biegsamer Härte<lb/> soll er mir dann am Meere dastehn, ein lebendiger<lb/> Leuchtthurm unbesiegbaren Lebens.</p><lb/> <p>Dort, wo die Stürme hinab in's Meer stürzen, und<lb/> des Gebirgs Rüssel Wasser trinkt, da soll ein Jeder<lb/> einmal seine Tag- und Nachtwachen haben, <hi rendition="#g">seiner</hi><lb/> Prüfung und Erkenntniss.</p><lb/> <p>Erkannt und geprüft soll er werden, darauf, ob<lb/> er meiner Art und Abkunft ist,— ob er eines langen<lb/> Willens Herr sei, schweigsam, auch wenn er redet,<lb/> und nachgebend also, dass er im Geben <hi rendition="#g">nimmt</hi>: —</p><lb/> <p>— dass er einst mein Gefährte werde und ein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0024]
Gefährten suchte einst der Schaffende und Kinder
seiner Hoffnung: und siehe, es fand sich, dass er sie
nicht finden könne, es sei denn, er schaffe sie
selber erst.
Also bin ich mitten in meinem Werke, zu meinen
Kindern gehend und von ihnen kehrend: um seiner
Kinder willen muss Zarathustra sich selbst vollenden.
Denn von Grund aus liebt man nur sein Kind
und Werk; und wo grosse Liebe zu sich selber ist, da
ist sie der Schwangerschaft Wahrzeichen: so fand ich's.
Noch grünen mir meine Kinder in ihrem ersten
Frühlinge, nahe bei einander stehend und gemeinsam
von Winden geschüttelt, die Bäume meines Gartens
und besten Erdreichs.
Und wahrlich! Wo solche Bäume bei einander
stehn, da sind glückselige Inseln!
Aber einstmals will ich sie ausheben und einen
Jeden für sich allein stellen: dass er Einsamkeit lerne
und Trotz und Vorsicht.
Knorrig und gekrümmt und mit biegsamer Härte
soll er mir dann am Meere dastehn, ein lebendiger
Leuchtthurm unbesiegbaren Lebens.
Dort, wo die Stürme hinab in's Meer stürzen, und
des Gebirgs Rüssel Wasser trinkt, da soll ein Jeder
einmal seine Tag- und Nachtwachen haben, seiner
Prüfung und Erkenntniss.
Erkannt und geprüft soll er werden, darauf, ob
er meiner Art und Abkunft ist,— ob er eines langen
Willens Herr sei, schweigsam, auch wenn er redet,
und nachgebend also, dass er im Geben nimmt: —
— dass er einst mein Gefährte werde und ein
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