Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.Golddrähten festzuheften, dass ich, gleich dem Donner, -- ein zorniger Paukenschläger, weil sie mir dein Denn lieber noch will ich Lärm und Donner und Und "wer nicht segnen kann, der soll fluchen Ich aber bin ein Segnender und ein Ja-sager, Zum Segnenden bin ich worden und zum Ja¬ Das aber ist mein Segnen: über jedwedem Ding Denn alle Dinge sind getauft am Borne der Golddrähten festzuheften, dass ich, gleich dem Donner, — ein zorniger Paukenschläger, weil sie mir dein Denn lieber noch will ich Lärm und Donner und Und „wer nicht segnen kann, der soll fluchen Ich aber bin ein Segnender und ein Ja-sager, Zum Segnenden bin ich worden und zum Ja¬ Das aber ist mein Segnen: über jedwedem Ding Denn alle Dinge sind getauft am Borne der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="20"/> Golddrähten festzuheften, dass ich, gleich dem Donner,<lb/> auf ihrem Kessel-Bauche die Pauke schlüge: —</p><lb/> <p>— ein zorniger Paukenschläger, weil sie mir dein<lb/> Ja! und Amen! rauben, du Himmel über mir, du<lb/> Reiner! Lichter! Du Licht-Abgrund! — weil sie dir<lb/><hi rendition="#g">mein</hi> Ja! und Amen! rauben.</p><lb/> <p>Denn lieber noch will ich Lärm und Donner und<lb/> Wetter-Flüche, als diese bedächtige zweifelnde Katzen-<lb/> Ruhe; und auch unter Menschen hasse ich am besten<lb/> alle Leisetreter und Halb- und Halben und zweifelnde,<lb/> zögernde Zieh-Wolken.</p><lb/> <p>Und „wer nicht segnen kann, der soll fluchen<lb/><hi rendition="#g">lernen</hi>!“ — diese helle Lehre fiel mir aus hellem<lb/> Himmel, dieser Stern steht auch noch in schwarzen<lb/> Nächten an meinem Himmel.</p><lb/> <p>Ich aber bin ein Segnender und ein Ja-sager,<lb/> wenn du nur um mich bist, du Reiner! Lichter! Du<lb/> Licht-Abgrund! — in alle Abgründe trage ich da noch<lb/> mein segnendes Ja-sagen.</p><lb/> <p>Zum Segnenden bin ich worden und zum Ja¬<lb/> sagenden: und dazu rang ich lange und war ein<lb/> Ringer, dass ich einst die Hände frei bekäme zum<lb/> Segnen.</p><lb/> <p>Das aber ist mein Segnen: über jedwedem Ding<lb/> als sein eigener Himmel stehn, als sein rundes Dach,<lb/> seine azurne Glocke und ewige Sicherheit: und selig<lb/> ist, wer also segnet!</p><lb/> <p>Denn alle Dinge sind getauft am Borne der<lb/> Ewigkeit und jenseits von Gut und Böse; Gut und<lb/> Böse selber aber sind nur Zwischenschatten und feuchte<lb/> Trübsale und Zieh-Wolken.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [20/0030]
Golddrähten festzuheften, dass ich, gleich dem Donner,
auf ihrem Kessel-Bauche die Pauke schlüge: —
— ein zorniger Paukenschläger, weil sie mir dein
Ja! und Amen! rauben, du Himmel über mir, du
Reiner! Lichter! Du Licht-Abgrund! — weil sie dir
mein Ja! und Amen! rauben.
Denn lieber noch will ich Lärm und Donner und
Wetter-Flüche, als diese bedächtige zweifelnde Katzen-
Ruhe; und auch unter Menschen hasse ich am besten
alle Leisetreter und Halb- und Halben und zweifelnde,
zögernde Zieh-Wolken.
Und „wer nicht segnen kann, der soll fluchen
lernen!“ — diese helle Lehre fiel mir aus hellem
Himmel, dieser Stern steht auch noch in schwarzen
Nächten an meinem Himmel.
Ich aber bin ein Segnender und ein Ja-sager,
wenn du nur um mich bist, du Reiner! Lichter! Du
Licht-Abgrund! — in alle Abgründe trage ich da noch
mein segnendes Ja-sagen.
Zum Segnenden bin ich worden und zum Ja¬
sagenden: und dazu rang ich lange und war ein
Ringer, dass ich einst die Hände frei bekäme zum
Segnen.
Das aber ist mein Segnen: über jedwedem Ding
als sein eigener Himmel stehn, als sein rundes Dach,
seine azurne Glocke und ewige Sicherheit: und selig
ist, wer also segnet!
Denn alle Dinge sind getauft am Borne der
Ewigkeit und jenseits von Gut und Böse; Gut und
Böse selber aber sind nur Zwischenschatten und feuchte
Trübsale und Zieh-Wolken.
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Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884/30>, abgerufen am 16.07.2024. |