Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.Fliesst dir nicht selber nun ein faulichtes schau¬ Warum giengst du nicht in den Wald? Oder pflügtest Ich verachte dein Verachten; und wenn du mich Aus der Liebe allein soll mir mein Verachten und Man heisst dich meinen Affen, du schäumender Narr: Was war es denn, was dich zuerst grunzen machte? -- dass du Grund hättest zu vieler Rache! Rache Aber dein Narren-Wort thut mir Schaden, selbst, Also sprach Zarathustra; und er blickte die grosse Mich ekelt auch dieser grossen Stadt und nicht Fliesst dir nicht selber nun ein faulichtes schau¬ Warum giengst du nicht in den Wald? Oder pflügtest Ich verachte dein Verachten; und wenn du mich Aus der Liebe allein soll mir mein Verachten und Man heisst dich meinen Affen, du schäumender Narr: Was war es denn, was dich zuerst grunzen machte? — dass du Grund hättest zu vieler Rache! Rache Aber dein Narren-Wort thut mir Schaden, selbst, Also sprach Zarathustra; und er blickte die grosse Mich ekelt auch dieser grossen Stadt und nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0049" n="39"/> <p>Fliesst dir nicht selber nun ein faulichtes schau¬<lb/> michtes Sumpf-Blut durch die Adern, dass du also<lb/> quaken und lästern lerntest?</p><lb/> <p>Warum giengst du nicht in den Wald? Oder pflügtest<lb/> die Erde? Ist das Meer nicht voll von grünen Eilanden?</p><lb/> <p>Ich verachte dein Verachten; und wenn du mich<lb/> warntest, — warum warntest du dich nicht selber?</p><lb/> <p>Aus der Liebe allein soll mir mein Verachten und<lb/> mein warnender Vogel auffliegen: aber nicht aus dem<lb/> Sumpfe! —</p><lb/> <p>Man heisst dich meinen Affen, du schäumender Narr:<lb/> aber ich heisse dich mein Grunze-Schwein, — durch<lb/> Grunzen verdirbst du mir noch mein <hi rendition="#g">Lob</hi> der Narrheit.</p><lb/> <p>Was war es denn, was dich zuerst grunzen machte?<lb/> Dass Niemand dir genug <hi rendition="#g">geschmeichelt</hi> hat: —<lb/> darum setztest du dich hin zu diesem Unrathe, dass<lb/> du Grund hättest viel zu grunzen, —</p><lb/> <p>— dass du Grund hättest zu vieler <hi rendition="#g">Rache</hi>! Rache<lb/> nämlich, du eitler Narr, ist all dein Schäumen, ich<lb/> errieth dich wohl!</p><lb/> <p>Aber dein Narren-Wort thut <hi rendition="#g">mir</hi> Schaden, selbst,<lb/> wo du Recht hast! Und wenn Zarathustra's Wort<lb/> sogar hundert Mal Recht <hi rendition="#g">hätte</hi>: <hi rendition="#g">du</hi> würdest mit<lb/> meinem Wort immer — Unrecht <hi rendition="#g">thun</hi>!“</p><lb/> <p>Also sprach Zarathustra; und er blickte die grosse<lb/> Stadt an, seufzte und schwieg lange. Endlich redete<lb/> er also:</p><lb/> <p>Mich ekelt auch dieser grossen Stadt und nicht<lb/> nur dieses Narren. Hier und dort ist Nichts zu bessern,<lb/> Nichts zu bösern.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [39/0049]
Fliesst dir nicht selber nun ein faulichtes schau¬
michtes Sumpf-Blut durch die Adern, dass du also
quaken und lästern lerntest?
Warum giengst du nicht in den Wald? Oder pflügtest
die Erde? Ist das Meer nicht voll von grünen Eilanden?
Ich verachte dein Verachten; und wenn du mich
warntest, — warum warntest du dich nicht selber?
Aus der Liebe allein soll mir mein Verachten und
mein warnender Vogel auffliegen: aber nicht aus dem
Sumpfe! —
Man heisst dich meinen Affen, du schäumender Narr:
aber ich heisse dich mein Grunze-Schwein, — durch
Grunzen verdirbst du mir noch mein Lob der Narrheit.
Was war es denn, was dich zuerst grunzen machte?
Dass Niemand dir genug geschmeichelt hat: —
darum setztest du dich hin zu diesem Unrathe, dass
du Grund hättest viel zu grunzen, —
— dass du Grund hättest zu vieler Rache! Rache
nämlich, du eitler Narr, ist all dein Schäumen, ich
errieth dich wohl!
Aber dein Narren-Wort thut mir Schaden, selbst,
wo du Recht hast! Und wenn Zarathustra's Wort
sogar hundert Mal Recht hätte: du würdest mit
meinem Wort immer — Unrecht thun!“
Also sprach Zarathustra; und er blickte die grosse
Stadt an, seufzte und schwieg lange. Endlich redete
er also:
Mich ekelt auch dieser grossen Stadt und nicht
nur dieses Narren. Hier und dort ist Nichts zu bessern,
Nichts zu bösern.
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