Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.Siehe doch, du sitzest in deinem Peche!" -- "Was Als Zarathustra aber oben auf der Höhe war, Dass ich von Opfern sprach und Honig-Opfern, Was opfern! Ich verschwende, was mir geschenkt Und als ich nach Honig begehrte, begehrte ich Siehe doch, du sitzest in deinem Peche!“ — „Was Als Zarathustra aber oben auf der Höhe war, Dass ich von Opfern sprach und Honig-Opfern, Was opfern! Ich verschwende, was mir geschenkt Und als ich nach Honig begehrte, begehrte ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="6"/> Siehe doch, du sitzest in deinem Peche!“ — „Was<lb/> sagt ihr da, meine Thiere, sagte Zarathustra und<lb/> lachte dazu, wahrlich, ich lästerte als ich von Peche<lb/> sprach. Wie mir geschieht, so geht es allen Früchten,<lb/> die reif werden. Es ist der <hi rendition="#g">Honig</hi> in meinen Adern,<lb/> der mein Blut dicker und auch meine Seele stiller<lb/> macht.“ — „So wird es sein, oh Zarathustra, antwor¬<lb/> teten die Thiere und drängten sich an ihn; willst du<lb/> aber nicht heute auf einen hohen Berg steigen? Die<lb/> Luft ist rein, und man sieht heute mehr von der Welt<lb/> als jemals.“ — „Ja, meine Thiere, antwortete er, ihr<lb/> rathet trefflich und mir nach dem Herzen: ich will<lb/> heute auf einen hohen Berg steigen! Aber sorgt,<lb/> dass dort Honig mir zur Hand sei, gelber, weisser,<lb/> guter, eisfrischer Waben-Goldhonig. Denn wisset,<lb/> ich will droben das Honig-Opfer bringen.“ —</p><lb/> <p>Als Zarathustra aber oben auf der Höhe war,<lb/> sandte er die Thiere heim, die ihn geleitet hatten,<lb/> und fand, dass er nunmehr allein sei: — da lachte er<lb/> aus ganzem Herzen, sah sich um und sprach also:</p><lb/> <p>Dass ich von Opfern sprach und Honig-Opfern,<lb/> eine List war's nur meiner Rede und, wahrlich, eine<lb/> nützliche Thorheit! Hier oben darf ich schon freier<lb/> reden, als vor Einsiedler-Höhlen und Einsiedler-Haus¬<lb/> thieren.</p><lb/> <p>Was opfern! Ich verschwende, was mir geschenkt<lb/> wird, ich Verschwender mit tausend Händen: wie<lb/> dürfte ich Das noch — Opfern heissen!</p><lb/> <p>Und als ich nach Honig begehrte, begehrte ich<lb/> nur nach Köder und süssem Seime und Schleime,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0013]
Siehe doch, du sitzest in deinem Peche!“ — „Was
sagt ihr da, meine Thiere, sagte Zarathustra und
lachte dazu, wahrlich, ich lästerte als ich von Peche
sprach. Wie mir geschieht, so geht es allen Früchten,
die reif werden. Es ist der Honig in meinen Adern,
der mein Blut dicker und auch meine Seele stiller
macht.“ — „So wird es sein, oh Zarathustra, antwor¬
teten die Thiere und drängten sich an ihn; willst du
aber nicht heute auf einen hohen Berg steigen? Die
Luft ist rein, und man sieht heute mehr von der Welt
als jemals.“ — „Ja, meine Thiere, antwortete er, ihr
rathet trefflich und mir nach dem Herzen: ich will
heute auf einen hohen Berg steigen! Aber sorgt,
dass dort Honig mir zur Hand sei, gelber, weisser,
guter, eisfrischer Waben-Goldhonig. Denn wisset,
ich will droben das Honig-Opfer bringen.“ —
Als Zarathustra aber oben auf der Höhe war,
sandte er die Thiere heim, die ihn geleitet hatten,
und fand, dass er nunmehr allein sei: — da lachte er
aus ganzem Herzen, sah sich um und sprach also:
Dass ich von Opfern sprach und Honig-Opfern,
eine List war's nur meiner Rede und, wahrlich, eine
nützliche Thorheit! Hier oben darf ich schon freier
reden, als vor Einsiedler-Höhlen und Einsiedler-Haus¬
thieren.
Was opfern! Ich verschwende, was mir geschenkt
wird, ich Verschwender mit tausend Händen: wie
dürfte ich Das noch — Opfern heissen!
Und als ich nach Honig begehrte, begehrte ich
nur nach Köder und süssem Seime und Schleime,
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