Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite
Schon steht die glatte
Fluth vergüldet.
Warm athmet der Fels:
schlief wohl zu Mittag
das Glück auf ihm seinen Mittagsschlaf?
In grünen Lichtern
spielt Glück noch der braune Abgrund herauf.
Tag meines Lebens!
gen Abend geht's!
Schon glüht dein Auge
halbgebrochen,
schon quillt deines Thaus
Thränengeträufel,
schon läuft still über weisse Meere
deiner Liebe Purpur,
deine letzte zögernde Seligkeit ...
3.
Heiterkeit, güldene, komm!
du des Todes
heimlichster süssester Vorgenuss!
-- Lief ich zu rasch meines Wegs?
Jetzt erst, wo der Fuss müde ward,
holt dein Blick mich noch ein,
holt dein Glück mich noch ein.
Rings nur Welle und Spiel.
Was je schwer war,
sank in blaue Vergessenheit, --
Schon steht die glatte
Fluth vergüldet.
Warm athmet der Fels:
schlief wohl zu Mittag
das Glück auf ihm seinen Mittagsschlaf?
In grünen Lichtern
spielt Glück noch der braune Abgrund herauf.
Tag meines Lebens!
gen Abend geht's!
Schon glüht dein Auge
halbgebrochen,
schon quillt deines Thaus
Thränengeträufel,
schon läuft still über weisse Meere
deiner Liebe Purpur,
deine letzte zögernde Seligkeit ...
3.
Heiterkeit, güldene, komm!
du des Todes
heimlichster süssester Vorgenuss!
— Lief ich zu rasch meines Wegs?
Jetzt erst, wo der Fuss müde ward,
holt dein Blick mich noch ein,
holt dein Glück mich noch ein.
Rings nur Welle und Spiel.
Was je schwer war,
sank in blaue Vergessenheit, —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0154" n="11"/>
              <lg n="2">
                <l>Schon steht die glatte</l><lb/>
                <l>Fluth vergüldet.</l><lb/>
                <l>Warm athmet der Fels:</l><lb/>
                <l>schlief wohl zu Mittag</l><lb/>
                <l>das Glück auf ihm seinen Mittagsschlaf?</l><lb/>
                <l>In grünen Lichtern</l><lb/>
                <l>spielt Glück noch der braune Abgrund herauf.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Tag meines Lebens!</l><lb/>
                <l>gen Abend geht's!</l><lb/>
                <l>Schon glüht dein Auge</l><lb/>
                <l>halbgebrochen,</l><lb/>
                <l>schon quillt deines Thaus</l><lb/>
                <l>Thränengeträufel,</l><lb/>
                <l>schon läuft still über weisse Meere</l><lb/>
                <l>deiner Liebe Purpur,</l><lb/>
                <l>deine letzte zögernde Seligkeit ...</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>3.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Heiterkeit, güldene, komm!</l><lb/>
                <l>du des Todes</l><lb/>
                <l>heimlichster süssester Vorgenuss!</l><lb/>
                <l>&#x2014; Lief ich zu rasch meines Wegs?</l><lb/>
                <l>Jetzt erst, wo der Fuss müde ward,</l><lb/>
                <l>holt dein Blick mich noch ein,</l><lb/>
                <l>holt dein <hi rendition="#g">Glück</hi> mich noch ein.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Rings nur Welle und Spiel.</l><lb/>
                <l>Was je schwer war,</l><lb/>
                <l>sank in blaue Vergessenheit, &#x2014;</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0154] Schon steht die glatte Fluth vergüldet. Warm athmet der Fels: schlief wohl zu Mittag das Glück auf ihm seinen Mittagsschlaf? In grünen Lichtern spielt Glück noch der braune Abgrund herauf. Tag meines Lebens! gen Abend geht's! Schon glüht dein Auge halbgebrochen, schon quillt deines Thaus Thränengeträufel, schon läuft still über weisse Meere deiner Liebe Purpur, deine letzte zögernde Seligkeit ... 3. Heiterkeit, güldene, komm! du des Todes heimlichster süssester Vorgenuss! — Lief ich zu rasch meines Wegs? Jetzt erst, wo der Fuss müde ward, holt dein Blick mich noch ein, holt dein Glück mich noch ein. Rings nur Welle und Spiel. Was je schwer war, sank in blaue Vergessenheit, —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/154
Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/154>, abgerufen am 21.11.2024.