Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.wischen wollte; desgleichen that auch Zarathustra. "Sei mir willkommen, sagte Zarathustra, du Wahr¬ "Du schlimmer Verkündiger, sprach endlich Zara¬ wischen wollte; desgleichen that auch Zarathustra. „Sei mir willkommen, sagte Zarathustra, du Wahr¬ „Du schlimmer Verkündiger, sprach endlich Zara¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="11"/> wischen wollte; desgleichen that auch Zarathustra.<lb/> Und als Beide dergestalt sich schweigend gefasst und<lb/> gekräftigt hatten, gaben sie sich die Hände, zum<lb/> Zeichen, dass sie sich wiedererkennen wollten.</p><lb/> <p>„Sei mir willkommen, sagte Zarathustra, du Wahr¬<lb/> sager der grossen Müdigkeit, du sollst nicht umsonst<lb/> einstmals mein Tisch- und Gastfreund gewesen sein.<lb/> Iss und trink auch heute bei mir und vergieb es,<lb/> dass ein vergnügter alter Mann mit dir zu Tische<lb/> sitzt!“ — „Ein vergnügter alter Mann? antwortete<lb/> der Wahrsager, den Kopf schüttelnd: wer du aber<lb/> auch bist oder sein willst, oh Zarathustra, du bist es<lb/> zum Längsten hier Oben gewesen, — dein Nachen<lb/> soll über Kurzem nicht mehr im Trocknen sitzen!“ —<lb/> „Sitze ich denn im Trocknen?“ fragte Zarathustra<lb/> lachend. — „Die Wellen um deinen Berg, antwortete<lb/> der Wahrsager, steigen und steigen, die Wellen grosser<lb/> Noth und Trübsal: die werden bald auch deinen Nachen<lb/> heben und dich davontragen.“ — Zarathustra schwieg<lb/> hierauf und wunderte sich. — „Hörst du noch Nichts?<lb/> fuhr der Wahrsager fort: rauscht und braust es nicht<lb/> herauf aus der Tiefe?“ — Zarathustra schwieg abermals<lb/> und horchte: da hörte er einen langen, langen Schrei,<lb/> welchen die Abgründe sich zuwarfen und weitergaben,<lb/> denn keiner wollte ihn behalten: so böse klang er.</p><lb/> <p>„Du schlimmer Verkündiger, sprach endlich Zara¬<lb/> thustra, das ist ein Nothschrei und der Schrei eines<lb/> Menschen; der mag wohl aus einem schwarzen Meere<lb/> kommen. Aber was geht mich Menschen-Noth an!<lb/> Meine letzte Sünde, die mir aufgespart blieb, — weisst<lb/> du wohl, wie sie heisst?“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0018]
wischen wollte; desgleichen that auch Zarathustra.
Und als Beide dergestalt sich schweigend gefasst und
gekräftigt hatten, gaben sie sich die Hände, zum
Zeichen, dass sie sich wiedererkennen wollten.
„Sei mir willkommen, sagte Zarathustra, du Wahr¬
sager der grossen Müdigkeit, du sollst nicht umsonst
einstmals mein Tisch- und Gastfreund gewesen sein.
Iss und trink auch heute bei mir und vergieb es,
dass ein vergnügter alter Mann mit dir zu Tische
sitzt!“ — „Ein vergnügter alter Mann? antwortete
der Wahrsager, den Kopf schüttelnd: wer du aber
auch bist oder sein willst, oh Zarathustra, du bist es
zum Längsten hier Oben gewesen, — dein Nachen
soll über Kurzem nicht mehr im Trocknen sitzen!“ —
„Sitze ich denn im Trocknen?“ fragte Zarathustra
lachend. — „Die Wellen um deinen Berg, antwortete
der Wahrsager, steigen und steigen, die Wellen grosser
Noth und Trübsal: die werden bald auch deinen Nachen
heben und dich davontragen.“ — Zarathustra schwieg
hierauf und wunderte sich. — „Hörst du noch Nichts?
fuhr der Wahrsager fort: rauscht und braust es nicht
herauf aus der Tiefe?“ — Zarathustra schwieg abermals
und horchte: da hörte er einen langen, langen Schrei,
welchen die Abgründe sich zuwarfen und weitergaben,
denn keiner wollte ihn behalten: so böse klang er.
„Du schlimmer Verkündiger, sprach endlich Zara¬
thustra, das ist ein Nothschrei und der Schrei eines
Menschen; der mag wohl aus einem schwarzen Meere
kommen. Aber was geht mich Menschen-Noth an!
Meine letzte Sünde, die mir aufgespart blieb, — weisst
du wohl, wie sie heisst?“
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