Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.gesslich: -- sie haben's nämlich alle nicht weit zur Pöbel oben, Pöbel unten! Was ist heute noch Also sprach der Friedfertige und schnaufte selber "Du thust dir Gewalt an, du Berg-Prediger, wenn Auch, wie mich dünkt, dein Magen selber nicht: Vielmehr dünkst du mich ein Pflanzler und Wurzel¬ "Du erriethst mich gut, antwortete der freiwillige -- auch was lange Zeit braucht, ein Tag- und Am weitesten freilich brachten es diese Kühe: gesslich: — sie haben's nämlich alle nicht weit zur Pöbel oben, Pöbel unten! Was ist heute noch Also sprach der Friedfertige und schnaufte selber „Du thust dir Gewalt an, du Berg-Prediger, wenn Auch, wie mich dünkt, dein Magen selber nicht: Vielmehr dünkst du mich ein Pflanzler und Wurzel¬ „Du erriethst mich gut, antwortete der freiwillige — auch was lange Zeit braucht, ein Tag- und Am weitesten freilich brachten es diese Kühe: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="53"/> gesslich: — sie haben's nämlich alle nicht weit zur<lb/> Hure —</p><lb/> <p>Pöbel oben, Pöbel unten! Was ist heute noch<lb/> „Arm“ und „Reich“! Diesen Unterschied verlernte<lb/> ich, — da floh ich davon, weiter, immer weiter, bis<lb/> ich zu diesen Kühen kam.“</p><lb/> <p>Also sprach der Friedfertige und schnaufte selber<lb/> und schwitzte bei seinen Worten: also dass die Kühe<lb/> sich von Neuem wunderten. Zarathustra aber sah<lb/> ihm immer mit Lächeln in's Gesicht, als er so hart<lb/> redete, und schüttelte dazu schweigend den Kopf.</p><lb/> <p>„Du thust dir Gewalt an, du Berg-Prediger, wenn<lb/> du solche harte Worte brauchst. Für solche Härte<lb/> wuchs dir nicht der Mund, nicht das Auge.</p><lb/> <p>Auch, wie mich dünkt, dein Magen selber nicht:<lb/><hi rendition="#g">dem</hi> widersteht all solches Zürnen und Hassen und<lb/> Überschäumen. Dein Magen will sanftere Dinge: du<lb/> bist kein Fleischer.</p><lb/> <p>Vielmehr dünkst du mich ein Pflanzler und Wurzel¬<lb/> mann. Vielleicht malmst du Körner. Sicherlich aber<lb/> bist du fleischlichen Freuden abhold und liebst den<lb/> Honig.“</p><lb/> <p>„Du erriethst mich gut, antwortete der freiwillige<lb/> Bettler, mit erleichtertem Herzen. Ich liebe den Honig,<lb/> ich malme auch Körner, denn ich suchte, was lieblich<lb/> mundet und reinen Athem macht:</p><lb/> <p>— auch was lange Zeit braucht, ein Tag- und<lb/> Maul-Werk für sanfte Müssiggänger und Tagediebe.</p><lb/> <p>Am weitesten freilich brachten es diese Kühe:<lb/> die erfanden sich das Wiederkäuen und In-der-Sonne-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0060]
gesslich: — sie haben's nämlich alle nicht weit zur
Hure —
Pöbel oben, Pöbel unten! Was ist heute noch
„Arm“ und „Reich“! Diesen Unterschied verlernte
ich, — da floh ich davon, weiter, immer weiter, bis
ich zu diesen Kühen kam.“
Also sprach der Friedfertige und schnaufte selber
und schwitzte bei seinen Worten: also dass die Kühe
sich von Neuem wunderten. Zarathustra aber sah
ihm immer mit Lächeln in's Gesicht, als er so hart
redete, und schüttelte dazu schweigend den Kopf.
„Du thust dir Gewalt an, du Berg-Prediger, wenn
du solche harte Worte brauchst. Für solche Härte
wuchs dir nicht der Mund, nicht das Auge.
Auch, wie mich dünkt, dein Magen selber nicht:
dem widersteht all solches Zürnen und Hassen und
Überschäumen. Dein Magen will sanftere Dinge: du
bist kein Fleischer.
Vielmehr dünkst du mich ein Pflanzler und Wurzel¬
mann. Vielleicht malmst du Körner. Sicherlich aber
bist du fleischlichen Freuden abhold und liebst den
Honig.“
„Du erriethst mich gut, antwortete der freiwillige
Bettler, mit erleichtertem Herzen. Ich liebe den Honig,
ich malme auch Körner, denn ich suchte, was lieblich
mundet und reinen Athem macht:
— auch was lange Zeit braucht, ein Tag- und
Maul-Werk für sanfte Müssiggänger und Tagediebe.
Am weitesten freilich brachten es diese Kühe:
die erfanden sich das Wiederkäuen und In-der-Sonne-
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