Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.Deine Gefahr ist keine kleine, du freier Geist und Solchen Unstäten, wie du, dünkt zuletzt auch ein Hüte dich, dass dich nicht am Ende noch ein enger Du hast das Ziel verloren: wehe, wie wirst du Du armer Schweifender, Schwärmender, du müder Dorthin führt der Weg zu meiner Höhle. Und Ich will allein laufen, dass es wieder hell um mich Also sprach Zarathustra. Deine Gefahr ist keine kleine, du freier Geist und Solchen Unstäten, wie du, dünkt zuletzt auch ein Hüte dich, dass dich nicht am Ende noch ein enger Du hast das Ziel verloren: wehe, wie wirst du Du armer Schweifender, Schwärmender, du müder Dorthin führt der Weg zu meiner Höhle. Und Ich will allein laufen, dass es wieder hell um mich Also sprach Zarathustra. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0066" n="59"/> <p>Deine Gefahr ist keine kleine, du freier Geist und<lb/> Wanderer! Du hast einen schlimmen Tag gehabt:<lb/> sieh zu, dass dir nicht noch ein schlimmerer Abend<lb/> kommt!</p><lb/> <p>Solchen Unstäten, wie du, dünkt zuletzt auch ein<lb/> Gefängniss selig. Sahst du je, wie eingefangne Ver¬<lb/> brecher schlafen? Sie schlafen ruhig, sie geniessen ihre<lb/> neue Sicherheit.</p><lb/> <p>Hüte dich, dass dich nicht am Ende noch ein enger<lb/> Glaube einfängt, ein harter, strenger Wahn! Dich<lb/> nämlich verführt und versucht nunmehr Jegliches, das<lb/> eng und fest ist.</p><lb/> <p>Du hast das Ziel verloren: wehe, wie wirst du<lb/> diesen Verlust verscherzen und verschmerzen? Damit<lb/> — hast du auch den Weg verloren!</p><lb/> <p>Du armer Schweifender, Schwärmender, du müder<lb/> Schmetterling! willst du diesen Abend eine Rast und<lb/> Heimstätte haben? So gehe hinauf zu meiner Höhle!</p><lb/> <p>Dorthin führt der Weg zu meiner Höhle. Und<lb/> jetzo will ich schnell wieder von dir davonlaufen. Schon<lb/> liegt es wie ein Schatten auf mir.</p><lb/> <p>Ich will allein laufen, dass es wieder hell um mich<lb/> werde. Dazu muss ich noch lange lustig auf den<lb/> Beinen sein. Des Abends aber wird bei mir — ge¬<lb/> tanzt!“ ——</p><lb/> <p>Also sprach Zarathustra.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [59/0066]
Deine Gefahr ist keine kleine, du freier Geist und
Wanderer! Du hast einen schlimmen Tag gehabt:
sieh zu, dass dir nicht noch ein schlimmerer Abend
kommt!
Solchen Unstäten, wie du, dünkt zuletzt auch ein
Gefängniss selig. Sahst du je, wie eingefangne Ver¬
brecher schlafen? Sie schlafen ruhig, sie geniessen ihre
neue Sicherheit.
Hüte dich, dass dich nicht am Ende noch ein enger
Glaube einfängt, ein harter, strenger Wahn! Dich
nämlich verführt und versucht nunmehr Jegliches, das
eng und fest ist.
Du hast das Ziel verloren: wehe, wie wirst du
diesen Verlust verscherzen und verschmerzen? Damit
— hast du auch den Weg verloren!
Du armer Schweifender, Schwärmender, du müder
Schmetterling! willst du diesen Abend eine Rast und
Heimstätte haben? So gehe hinauf zu meiner Höhle!
Dorthin führt der Weg zu meiner Höhle. Und
jetzo will ich schnell wieder von dir davonlaufen. Schon
liegt es wie ein Schatten auf mir.
Ich will allein laufen, dass es wieder hell um mich
werde. Dazu muss ich noch lange lustig auf den
Beinen sein. Des Abends aber wird bei mir — ge¬
tanzt!“ ——
Also sprach Zarathustra.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/66 |
Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/66>, abgerufen am 16.02.2025. |