Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.Rund und reif? Oh des goldenen runden Reifs -- wo¬ Still -- -- (und hier dehnte sich Zarathustra und Auf! sprach er zu sich selber, du Schläfer! Du Nun schlieft ihr euch aus, wie lange doch? Eine (Aber da schlief er schon von Neuem ein, und "Steh auf, sprach Zarathustra, du kleine Diebin, du Wer bist du doch! Oh meine Seele!" (und hier "Oh Himmel über mir, sprach er seufzend und Wann trinkst du diesen Tropfen Thau's, der auf -- wann, Brunnen der Ewigkeit! du heiterer Rund und reif? Oh des goldenen runden Reifs — wo¬ Still — — (und hier dehnte sich Zarathustra und Auf! sprach er zu sich selber, du Schläfer! Du Nun schlieft ihr euch aus, wie lange doch? Eine (Aber da schlief er schon von Neuem ein, und „Steh auf, sprach Zarathustra, du kleine Diebin, du Wer bist du doch! Oh meine Seele!“ (und hier „Oh Himmel über mir, sprach er seufzend und Wann trinkst du diesen Tropfen Thau's, der auf — wann, Brunnen der Ewigkeit! du heiterer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0070" n="63"/> Rund und reif? Oh des goldenen runden Reifs — wo¬<lb/> hin fliegt er wohl? Laufe ich ihm nach! Husch!</p><lb/> <p>Still — — (und hier dehnte sich Zarathustra und<lb/> fühlte, dass er schlafe.)</p><lb/> <p>Auf! sprach er zu sich selber, du Schläfer! Du<lb/> Mittagsschläfer! Wohlan, wohlauf, ihr alten Beine! Zeit<lb/> ist's und Überzeit, manch gut Stück Wegs blieb euch<lb/> noch zurück —</p><lb/> <p>Nun schlieft ihr euch aus, wie lange doch? Eine<lb/> halbe Ewigkeit! Wohlan, wohlauf nun, mein altes Herz!<lb/> Wie lange erst darfst du nach solchem Schlaf — dich<lb/> auswachen?</p><lb/> <p>(Aber da schlief er schon von Neuem ein, und<lb/> seine Seele sprach gegen ihn und wehrte sich und legte<lb/> sich wieder hin) — „Lass mich doch! Still! Ward nicht<lb/> die Welt eben vollkommen? Oh des goldnen runden<lb/> Balls!“ —</p><lb/> <p>„Steh auf, sprach Zarathustra, du kleine Diebin, du<lb/> Tagediebin! Wie? Immer noch sich strecken, gähnen,<lb/> seufzen, hinunterfallen in tiefe Brunnen?</p><lb/> <p>Wer bist du doch! Oh meine Seele!“ (und hier<lb/> erschrak er, denn ein Sonnenstrahl fiel vom Himmel<lb/> herunter auf sein Gesicht.)</p><lb/> <p>„Oh Himmel über mir, sprach er seufzend und<lb/> setzte sich aufrecht, du schaust mir zu? Du horchst<lb/> meiner wunderlichen Seele zu?</p><lb/> <p>Wann trinkst du diesen Tropfen Thau's, der auf<lb/> alle Erden-Dinge niederfiel, — wann trinkst du diese<lb/> wunderliche Seele —</p><lb/> <p>— wann, Brunnen der Ewigkeit! du heiterer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0070]
Rund und reif? Oh des goldenen runden Reifs — wo¬
hin fliegt er wohl? Laufe ich ihm nach! Husch!
Still — — (und hier dehnte sich Zarathustra und
fühlte, dass er schlafe.)
Auf! sprach er zu sich selber, du Schläfer! Du
Mittagsschläfer! Wohlan, wohlauf, ihr alten Beine! Zeit
ist's und Überzeit, manch gut Stück Wegs blieb euch
noch zurück —
Nun schlieft ihr euch aus, wie lange doch? Eine
halbe Ewigkeit! Wohlan, wohlauf nun, mein altes Herz!
Wie lange erst darfst du nach solchem Schlaf — dich
auswachen?
(Aber da schlief er schon von Neuem ein, und
seine Seele sprach gegen ihn und wehrte sich und legte
sich wieder hin) — „Lass mich doch! Still! Ward nicht
die Welt eben vollkommen? Oh des goldnen runden
Balls!“ —
„Steh auf, sprach Zarathustra, du kleine Diebin, du
Tagediebin! Wie? Immer noch sich strecken, gähnen,
seufzen, hinunterfallen in tiefe Brunnen?
Wer bist du doch! Oh meine Seele!“ (und hier
erschrak er, denn ein Sonnenstrahl fiel vom Himmel
herunter auf sein Gesicht.)
„Oh Himmel über mir, sprach er seufzend und
setzte sich aufrecht, du schaust mir zu? Du horchst
meiner wunderlichen Seele zu?
Wann trinkst du diesen Tropfen Thau's, der auf
alle Erden-Dinge niederfiel, — wann trinkst du diese
wunderliche Seele —
— wann, Brunnen der Ewigkeit! du heiterer
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