Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

spotten muss! Sitzen wir nicht immer an einem grossen
Spott- und Spieltische?

Und wenn euch Grosses missrieth, seid ihr selber
darum -- missrathen? Und missriethet ihr selber, miss¬
rieth darum -- der Mensch? Missrieth aber der Mensch:
wohlan! wohlauf!


15.

Je höher von Art, je seltener geräth ein Ding.
Ihr höheren Menschen hier, seid ihr nicht alle --
missgerathen?

Seid guten Muths, was liegt daran! Wie Vieles ist
noch möglich! Lernt über euch selber lachen, wie man
lachen muss!

Was Wunders auch, dass ihr missriethet und halb
geriethet, ihr Halbzerbrochenen! Drängt und stösst sich
nicht in euch -- des Menschen Zukunft?

Des Menschen Fernstes, Tiefstes, Sternen-Höchstes,
seine ungeheure Kraft: schäumt Das nicht alles gegen
einander in eurem Topfe?

Was Wunders, dass mancher Topf zerbricht! Lernt
über euch lachen, wie man lachen muss! Ihr höheren
Menschen, oh wie Vieles ist noch möglich!

Und wahrlich, wie Viel gerieth schon! Wie reich
ist diese Erde an kleinen guten vollkommenen Dingen,
an Wohlgerathenem!

Stellt kleine gute vollkommene Dinge um euch,
ihr höheren Menschen! Deren goldene Reife heilt das
Herz. Vollkommnes lehrt hoffen.


spotten muss! Sitzen wir nicht immer an einem grossen
Spott- und Spieltische?

Und wenn euch Grosses missrieth, seid ihr selber
darum — missrathen? Und missriethet ihr selber, miss¬
rieth darum — der Mensch? Missrieth aber der Mensch:
wohlan! wohlauf!


15.

Je höher von Art, je seltener geräth ein Ding.
Ihr höheren Menschen hier, seid ihr nicht alle —
missgerathen?

Seid guten Muths, was liegt daran! Wie Vieles ist
noch möglich! Lernt über euch selber lachen, wie man
lachen muss!

Was Wunders auch, dass ihr missriethet und halb
geriethet, ihr Halbzerbrochenen! Drängt und stösst sich
nicht in euch — des Menschen Zukunft?

Des Menschen Fernstes, Tiefstes, Sternen-Höchstes,
seine ungeheure Kraft: schäumt Das nicht alles gegen
einander in eurem Topfe?

Was Wunders, dass mancher Topf zerbricht! Lernt
über euch lachen, wie man lachen muss! Ihr höheren
Menschen, oh wie Vieles ist noch möglich!

Und wahrlich, wie Viel gerieth schon! Wie reich
ist diese Erde an kleinen guten vollkommenen Dingen,
an Wohlgerathenem!

Stellt kleine gute vollkommene Dinge um euch,
ihr höheren Menschen! Deren goldene Reife heilt das
Herz. Vollkommnes lehrt hoffen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0092" n="85"/>
spotten muss! Sitzen wir nicht immer an einem grossen<lb/>
Spott- und Spieltische?</p><lb/>
          <p>Und wenn euch Grosses missrieth, seid ihr selber<lb/>
darum &#x2014; missrathen? Und missriethet ihr selber, miss¬<lb/>
rieth darum &#x2014; der Mensch? Missrieth aber der Mensch:<lb/>
wohlan! wohlauf!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>15.<lb/></head>
          <p>Je höher von Art, je seltener geräth ein Ding.<lb/>
Ihr höheren Menschen hier, seid ihr nicht alle &#x2014;<lb/>
missgerathen?</p><lb/>
          <p>Seid guten Muths, was liegt daran! Wie Vieles ist<lb/>
noch möglich! Lernt über euch selber lachen, wie man<lb/>
lachen muss!</p><lb/>
          <p>Was Wunders auch, dass ihr missriethet und halb<lb/>
geriethet, ihr Halbzerbrochenen! Drängt und stösst sich<lb/>
nicht in euch &#x2014; des Menschen <hi rendition="#g">Zukunft</hi>?</p><lb/>
          <p>Des Menschen Fernstes, Tiefstes, Sternen-Höchstes,<lb/>
seine ungeheure Kraft: schäumt Das nicht alles gegen<lb/>
einander in eurem Topfe?</p><lb/>
          <p>Was Wunders, dass mancher Topf zerbricht! Lernt<lb/>
über euch lachen, wie man lachen muss! Ihr höheren<lb/>
Menschen, oh wie Vieles ist noch möglich!</p><lb/>
          <p>Und wahrlich, wie Viel gerieth schon! Wie reich<lb/>
ist diese Erde an kleinen guten vollkommenen Dingen,<lb/>
an Wohlgerathenem!</p><lb/>
          <p>Stellt kleine gute vollkommene Dinge um euch,<lb/>
ihr höheren Menschen! Deren goldene Reife heilt das<lb/>
Herz. Vollkommnes lehrt hoffen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0092] spotten muss! Sitzen wir nicht immer an einem grossen Spott- und Spieltische? Und wenn euch Grosses missrieth, seid ihr selber darum — missrathen? Und missriethet ihr selber, miss¬ rieth darum — der Mensch? Missrieth aber der Mensch: wohlan! wohlauf! 15. Je höher von Art, je seltener geräth ein Ding. Ihr höheren Menschen hier, seid ihr nicht alle — missgerathen? Seid guten Muths, was liegt daran! Wie Vieles ist noch möglich! Lernt über euch selber lachen, wie man lachen muss! Was Wunders auch, dass ihr missriethet und halb geriethet, ihr Halbzerbrochenen! Drängt und stösst sich nicht in euch — des Menschen Zukunft? Des Menschen Fernstes, Tiefstes, Sternen-Höchstes, seine ungeheure Kraft: schäumt Das nicht alles gegen einander in eurem Topfe? Was Wunders, dass mancher Topf zerbricht! Lernt über euch lachen, wie man lachen muss! Ihr höheren Menschen, oh wie Vieles ist noch möglich! Und wahrlich, wie Viel gerieth schon! Wie reich ist diese Erde an kleinen guten vollkommenen Dingen, an Wohlgerathenem! Stellt kleine gute vollkommene Dinge um euch, ihr höheren Menschen! Deren goldene Reife heilt das Herz. Vollkommnes lehrt hoffen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/92
Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/92>, abgerufen am 21.11.2024.