Allgemeine Zeitung, Nr. 1, 1. Januar 1872.[Spaltenumbruch]
Prof. Hirsch; Spanien: Oberst Ibannez; Württemberg: Prof. Baur und Prof. Vor der Eröffnung der Sitzung begrüßte der k. k. Reichskriegsminister Frhr. Hierauf eröffnete der Vicepräsident der permanenten Commission, FML. v. Während in den Sectionen die einzelnen Punkte des Programms -- betreffend Diese Commission wählte zu ihrem Präsidenten Hrn. v. Fligely, zum Vice- Die beiden letzten Sitzungen der allgemeinen Conferenz, die fünfte und sechste, Vorher aber können wir es uns nicht versagen der ausnehmenden Liberalität Duplik an Hrn. v. Reumout. * Auch ich muß mir ein letztes Wort erlauben in der "unerquicklichen Hr. v. Reumont selbst bezweifelt ob die Neutralität Toscana's im Sommer Hr. v. Reumont versucht nicht einmal meine Schilderung der Vorfälle auf Als ich von "einem Diplomaten" sprach der durch mannichfache persönliche Neueste Posten. * Frankfurt a. M., 30 Dec. König Ludwig von Bayern hat die Ver- "Frau Baronin v. Rothschild! Durch Mein Kriegsministerium bin Ich auf die un- * Brüssel, 29 Dec. Nachdem heute der Senat das Kriegsbudget an- = Nom, 27 Dec. Wenn auch nicht tutto il patriziato e la piu scelta "Die von uns allen gehegten, im Herzen geborgenen Hoffnungen, die Roms [Spaltenumbruch]
Prof. Hirſch; Spanien: Oberſt Ibañez; Württemberg: Prof. Baur und Prof. Vor der Eröffnung der Sitzung begrüßte der k. k. Reichskriegsminiſter Frhr. Hierauf eröffnete der Vicepräſident der permanenten Commiſſion, FML. v. Während in den Sectionen die einzelnen Punkte des Programms — betreffend Dieſe Commiſſion wählte zu ihrem Präſidenten Hrn. v. Fligely, zum Vice- Die beiden letzten Sitzungen der allgemeinen Conferenz, die fünfte und ſechste, Vorher aber können wir es uns nicht verſagen der ausnehmenden Liberalität Duplik an Hrn. v. Reumout. * Auch ich muß mir ein letztes Wort erlauben in der „unerquicklichen Hr. v. Reumont ſelbſt bezweifelt ob die Neutralität Toscana’s im Sommer Hr. v. Reumont verſucht nicht einmal meine Schilderung der Vorfälle auf Als ich von „einem Diplomaten“ ſprach der durch mannichfache perſönliche Neueſte Poſten. * Frankfurt a. M., 30 Dec. König Ludwig von Bayern hat die Ver- „Frau Baronin v. Rothſchild! Durch Mein Kriegsminiſterium bin Ich auf die un- * Brüſſel, 29 Dec. Nachdem heute der Senat das Kriegsbudget an- = Nom, 27 Dec. Wenn auch nicht tutto il patriziato e la più scelta „Die von uns allen gehegten, im Herzen geborgenen Hoffnungen, die Roms <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><cb/> Prof. Hirſch; Spanien: Oberſt Ibañez; Württemberg: Prof. Baur und Prof.<lb/> Schoder. Von den geladenen Gäſten erſchienen acht, nämlich die Herren: Feld-<lb/> zeugmeiſter v. Hauslab, Generalmajor v. Pechmann, Oberſt Ganal, Major Brey-<lb/> mann, Prof. Weiß, Prof. v. Oppolzer, Prof. Koriſtka und Hofſecretär Schimmer.</p><lb/> <p>Vor der Eröffnung der Sitzung begrüßte der k. k. Reichskriegsminiſter Frhr.<lb/> v. Kuhn im Namen Sr. Maj. des Kaiſers die Verſammlung mit warmen Worten,<lb/> und ſicherte derſelben eine kräftige Förderung der Gradmeſſungsarbeiten in Oeſter-<lb/> reich-Ungarn und, ſoweit dieß durch diplomatiſchen Verkehr möglich ſei, auch in<lb/> den ſüdlich und ſüdöſtlich gelegenen Nachbarſtaaten zu.</p><lb/> <p>Hierauf eröffnete der Vicepräſident der permanenten Commiſſion, FML. v.<lb/> Fligely, an Stelle des freiwillig ausgeſchiedenen erſten Präſidenten, Geheimeraths<lb/> Hanſen, die dritte allgemeine Conferenz unter Bekanntgabe des Programms der<lb/> dießjährigen Verhandlungen und der Geſchäftsordnung, welche die genannte Com-<lb/> miſſion vorbereitet hatte. Nach Annahme beider Vorlagen wurde das Bureau<lb/> der Conferenz wie folgt gebildet: v. Fligely Präſident, Baeyer Ehrenpräſident,<lb/> v. Struve und Bauernfeind Vicepräſidenten, Bruhns und Hirſch Schriſtführer.<lb/> Schließlich theilten ſich die Conferenz-Mitglieder in zwei Sectionen, eine aſtrono-<lb/> miſche und eine geodätiſche, um die einzelnen Punkte des Programms vorzube-<lb/> rathen und Anträge zur weiteren Berathung und Veſchlußfaſſung in der Plenar-<lb/> verſammlung zu formuliren. Die Sectionsſitzungen giengen neben den Plenar-<lb/> ſitzungen her, und fanden zu verſchiedenen Zeiten ſtatt, ſo daß die Geodäten an<lb/> den Verhandlungen der Aſtronomen und dieſe an den Berathungen jener theil-<lb/> nehmen konnten. In der aſtronomiſchen Section wurden gewählt: Peters zum<lb/> Präſidenten, Bruhns, Karlinski und Weiß zu Berichterſtattern, Oppolzer zum<lb/> Schriftführer; in der geodätiſchen Section: Baeyer zum Präſidenten, Baur, Herr<lb/> und Ibañez zu Berichterſtattern, Schoder zum Schriftführer.</p><lb/> <p>Während in den Sectionen die einzelnen Punkte des Programms — betreffend<lb/> die aſtronomiſchen Beſtimmungen von geographiſchen Längen, Breiten, Azimuthen<lb/> und von zu Veobachtungen benützten Fixſternen, die Intenſitätsbeſtimmungen der<lb/> Schwere, die Vergleichung der Längenmaße, die Meſſung von Grundlinien und<lb/> die Herſtellung von Präciſionsnivellements — einer eingehenden Verathung unter-<lb/> zogen wurden, nahm die allgemeine Conferenz in den erſten vier Sitzungen die<lb/> Berichte der permanenten Commiſſion und des Centralbureau’s über deren Lei-<lb/> ſtungen, dann die Berichte der Commiſſäre über die in ihren Ländern ausgeführten<lb/> oder vorbereiteten Gradmeſſungsarbeiten entgegen, und knüpfte hieran nach Erfor-<lb/> derniß mehr oder minder ausführliche Beſprechungen. In der vierten Plenarſitzung<lb/> fanden auch die Wahlen für die neue permanente Commiſſion ſtatt. Nach dem<lb/> Looſe hatten aus der permanenten Commiſſion zu ſcheiden: Prof. Hirſch in Neuf-<lb/> ch<hi rendition="#aq">â</hi>tel, Prof. Lindhagen in Stockholm und General v. Ricci in Florenz; freiwillig<lb/> trat aus Geheimerath Hanſen in Gotha. An Stelle dieſer vier Mitglieder wurden<lb/> gewählt die HH. Hirſch, Ibañez, Bauernfeind und Delaunay, ſo daß zur Zeit die<lb/> permanente Commiſſion aus folgenden Mitgliedern beſteht: Baeyer, General-<lb/> Lieutenant z. D. und Präſident des königl. preußiſchen geodätiſchen Inſtituts, ſo-<lb/> wie des Centralbureau’s der europäiſchen Gradmeſſung in Berlin; Bauernfeind,<lb/> Profeſſor der Geodäſie und Director der k. polytechniſchen Schule in München;<lb/> Bruhns, Profeſſor der Aſtronomie und Director der k. Sternwarte in Leipzig;<lb/> Delaunay, Mitglied des Inſtituts von Frankreich und Director der Sternwarte<lb/> in Paris; v. Fligely, Feldmarſchall-Lieutenant und Director des k. k. militär-geo-<lb/> graphiſchen Inſtituts in Wien; v. Forſch, Generallieutenant und Director des<lb/> kaiſerl. Kriegskarten-Depots zu St. Petersburg; Hirſch, Profeſſor der Aſtronomie<lb/> und Director der Sternwarte in Neuſch<hi rendition="#aq">â</hi>tel; Ibañez, Oberſt und Director des k.<lb/> militär-geographiſchen Inſtituts zu Madrid; Kaiſer, Profeſſor der Aſtronomie und<lb/> Director der Sternwarte in Leyden.</p><lb/> <p>Dieſe Commiſſion wählte zu ihrem Präſidenten Hrn. v. Fligely, zum Vice-<lb/> präſidenten Hrn. Bauernfeind, zu Schriftführern die HH. Bruhns und Hirſch, und<lb/> nahm auf Einladung des Hrn. Kaiſer als ihren nächſten Verſammlungsort die<lb/> Stadt Leyden in Ausſicht. Ihre Thätigkeit begann ſie mit dem Entwurf und<lb/> der Ausfertigung einer Reihe von Geſuchen an jene Staatsregierungen welche in<lb/> der Lage ſind durch Genehmigung dieſer oder jener von der allgemeinen Conferenz<lb/> näher bezeichneten Operationen und Einrichtungen die Zwecke der europäſſchen<lb/> Gradmeſſung beſonders zu fördern.</p><lb/> <p>Die beiden letzten Sitzungen der allgemeinen Conferenz, die fünfte und ſechste,<lb/> waren hauptſächlich der Berathung und Beſchlußfaſſung über die von der aſtrono-<lb/> miſchen und der geodätiſchen Section geſtellten Anträge gewidmet. Die Abſicht<lb/> über den Inhalt dieſer Anträge und der vorher erwähnten Berichte auch nur ſum-<lb/> mariſch zu referiren, brächte uns, bei der Unzuläſſigkeit der Vorausſetzung daß die<lb/> Mehrzahl der Leſer dieſes Auſſatzes mit dem Weſen und der Terminologie der<lb/> Gradmeſſungen hinreichend vertraut iſt, in die größte Verlegenheit, wäre es nicht<lb/> geſtattet in dem folgenden zweiten Artikel auf die weſentlichen Begriffe und Opera-<lb/> tionen der Gradmeſſungen etwas näher einzugehen, als dieß bei dem Unterricht in<lb/> der mathematiſchen Geographie an gelehrten und techniſchen Mittelſchulen zu ge-<lb/> ſchehen pflegt. Dabei ſetzen wir uns freilich der Gefahr aus vom Tone des Bericht-<lb/> erſtatters in den des Docenten zu fallen; aber der Wunſch möglichſt klar zu ſein<lb/> wird einen ſolchen Fehler entſchuldigen, wenn wir ihm unterliegen ſollten.</p><lb/> <p>Vorher aber können wir es uns nicht verſagen der ausnehmenden Liberalität<lb/> zu gedenken mit welcher ſowohl die hohe Staatsregierung als Se. Maj. der Kaiſer<lb/> ſelbſt die dritte allgemeine Conferenz der europäiſchen Gradmeſſung ausgezeichnet<lb/> haben. Schon die Wahl und Einrichtung der Sitzungslocalitäten in dem k. k.<lb/> militär-geographiſchen Inſtitut ließen eine rückſichtsvolle Aufmerkſamkeit gegen die<lb/> hier tagenden Männer erkennen; mit gleicher Zuvorkommenheit waren den Com-<lb/> miſſären nicht nur alle wiſſenſchaftlichen und techniſchen Inſtitute welche zu ihren<lb/> Berufsfächern in Beziehung ſtehen, ſondern auch jene Kunſtinſtitute geöffnet welche<lb/> der allgemeinen Bildung dienen, oder das Leben erheitern; auch für eine Unter-<lb/> brechung der immerhin auſtrengenden Arbeit (es fanden oft zwei Sitzungen an<lb/><hi rendition="#g">einem</hi> Tage ſtatt) war durch eine Fahrt auf den Semmering und an den Kaiſer-<lb/> brunnen, mit Feſteſſen in Reichenau, geſorgt; den Glanzpunkt aller Ehren aber<lb/> bildete die Einladung für den 29 September zur Hoftafel in Schönbrunn, nach<lb/> deren Aufhebung Se. Maj. der Kaiſer ſich alle Theilnehmer an der Conferenz<lb/><cb/> vorſtellen ließ. Unter dieſem Eindruck und der unerſchöpflichen Liebenswürdig-<lb/> keit der öſterreichiſch-ungariſchen Commiſſäre, vor allen des Hrn. Conferenz-Präſi-<lb/> denten FML. v. Fligely, iſt es ſehr wohl begreiflich daß bei der letzten geſelligen<lb/> Zuſammenkunft der Conferenz-Mitglieder am Samftag den 30 Sept. dem Toaſte<lb/> freudig zugeſtimmt wurde der in den Worten gipfelte: „Es gibt nur <hi rendition="#g">eine</hi> Kaiſer-<lb/> ſtadt, es gibt nur <hi rendition="#g">ein</hi> Wien!“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Duplik an Hrn. v. Reumout.</hi> </hi> </head><lb/> <p>* Auch ich muß mir ein letztes Wort erlauben in der „unerquicklichen<lb/> Sache,“ die allein Hr. v. Reumont angeſtiftet hat. Er hat mich angegriffen,<lb/> ich vertheidige mich.</p><lb/> <p>Hr. v. Reumont ſelbſt bezweifelt ob die Neutralität Toscana’s im Sommer<lb/> 1859 auf die Dauer ſich hätte halten laſſen. Nun wohl, genau denſelben Zweifel<lb/> hegten die Florentiner. Eine ehrliche Neutralität war, wie die Dinge lagen, un-<lb/> möglich, und weil die Bevölkerung Toscana’s dieß einſah, darum erhob ſie ſich<lb/> gegen den Hof.</p><lb/> <p>Hr. v. Reumont verſucht nicht einmal meine Schilderung der Vorfälle auf<lb/> Fort Belvedere zu widerlegen. Er vermag ebenſo wenig nachzuweiſen daß irgend<lb/> jemand daran dachte das Fort und die fürſtliche Familie anzugreifen. Nach<lb/> alledem überlaſſe ich den Leſern die Fragen zu beantworten: Warum gab Prinz<lb/> Karl den Befehl daß die Kanoniere an die Geſchütze treten ſollten? Und warum<lb/> widerſetzten ſich jenem Befehle dieſelben Officiere die ſich zugleich bereit erklärten<lb/> die fürſtlichen Perſonen gegen jedermann zu vertheidigen?</p><lb/> <p>Als ich von „einem Diplomaten“ ſprach der durch mannichfache perſönliche<lb/> Beziehungen mit den entthronten italieniſchen Dynaſtien verbunden ſei, da war<lb/> ich keineswegs gemeint die Unbefangenheit der geſammten diplomatiſchen Zunft<lb/> in Zweifel zu ziehen. Ich dachte dabei — wie ſehr ſich auch Hrn. v. Reumonts<lb/> Beſcheidenheit dawider ſträuben mag — lediglich an den einen Mann, auf den<lb/> meine Ausdrücke paſſen — an Hrn. v. Reumont. Form und Inhalt ſeiner bei-<lb/> den Sendſchreiben laſſen mich bezweifeln ob er wirklich den Ereigniſſen des Jahres<lb/> 1859 unbefangen gegenüberſteht.</p><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Heidelberg,</hi> 28 Dec. 1871.</dateline><lb/> <byline> <hi rendition="#g">Heinrich v. Treitſchke.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Neueſte Poſten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>* <hi rendition="#b">Frankfurt a. M.,</hi> 30 Dec.</dateline><lb/> <p>König Ludwig von Bayern hat die Ver-<lb/> leihung des neugeſtiſteten Verdienſtkreuzes an die Baronin Karl v. Rothſchild mit<lb/> nachſtehendem allerhöchſten Handſchreiben aus Schloß Hohenſchwangau begleitet:</p><lb/> <cit> <quote>„Frau Baronin v. Rothſchild! Durch Mein Kriegsminiſterium bin Ich auf die un-<lb/> ermüdliche Thätigkeit aufmerkſam gemacht worden welche Sie während des vergangenen<lb/> Krieges zur Pflege und Unterſtützung von kranken und verwundeten deutſchen Kriegern,<lb/> insbeſondere auch von Angehörigen Meiner Armee, entfaltet haben. Indem Ich Ihnen<lb/> für Ihr edelmüthiges und patriotiſches Wirken gerne Meine königliche Anerkennung aus-<lb/> ſpreche, verleihe Ich Ihnen zugleich das von Mir für hervorragende Leiſtungen auf dem<lb/> Gebiete der freiwilligen Fürſorge für die Armee geſtiftete Verdienſtkreuz für die Jahre<lb/> 1870—71 und bin mit gnädigen Geſinnungen Ihr wohlgeneigter (gez.) <hi rendition="#g">Ludwig.</hi>“</quote> </cit> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>* <hi rendition="#b">Brüſſel,</hi> 29 Dec.</dateline><lb/> <p>Nachdem heute der Senat das Kriegsbudget an-<lb/> genommen hat, iſt über dasſelbe Geſammtbeſchluß beider Kammern erzielt. Die<lb/> Abgeordnetenkammer hat dasſelbe ſchon in ihrer Sitzung vom 23 mit 61 gegen 26<lb/> und 7 neutrale Stimmen angenommen. Die große Mehrzahl der Mitglieder der<lb/> Rechten und auch diejenigen welche, als ſie in der Oppoſition waren, ſo heftig<lb/> gegen die Militärlaſten geeifert und dem Land eine Erleichterung derſelben ver-<lb/> ſprochen hatten, haben dafür geſtimmt, obgleich das Budget ſo hoch iſt wie je<lb/> zuvor, und obgleich die Erklärungen des Miniſteriums keine Erleichterungen durch<lb/> die verſprochene Modification der Armee-Organiſation in Ausſicht ſtellen, ſondern<lb/> vielmehr erhöhte Koſten. Die Geſammtſumme des Militärbudgets beträgt<lb/> 37,129,085 Fr. Die Kammer hat ſich darauf bis zum 16 Januar vertagt. Der<lb/> Senat hat dem Beſchluſſe der Abgeordnetenkammer nach kurzer Debatte zu-<lb/> geſtimmt, ſo daß der neue Militärdienſt am 1 k. M. in Wirkſamkeit treten kann.<lb/> Wie in der zweiten Kammer wird die Regierung auch im Senat über die Entwürfe<lb/> zur Armee-Reorganiſation interpellirt, ſie gab aber hierauf dieſelbe ausweichende<lb/> Antwort: daß ſie zu einer Entſcheidung in einer ſo wichtigen Sache 4 bis 6 Monate<lb/> Zeit bedürfe. Der Senat vertagte ſich hierauf.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>= <hi rendition="#b">Nom,</hi> 27 Dec.</dateline><lb/> <p>Wenn auch nicht <hi rendition="#aq">tutto il patriziato e la più scelta<lb/> borghesia,</hi> wie der „Oſſervatore Romano“ übertreibend meldet, ſo war doch eine<lb/> entſchiedene Mehrheit des Adels und viel Bürgerthum vorgeſtern zum Feſtwunſch<lb/> im Vatican. Derſelbe Marcheſe welchem Pius <hi rendition="#aq">IX</hi> ſeiner freiſinnigen aber verdächtig-<lb/> ten Verbeſſerungen in der Stadtverwaltung halber einſt ſagte: „Nur zu, Cavalletti,<lb/> ſollten Sie den Römern darüber auch ein David werden, ſo fürchten Sie doch nichts<lb/> von dieſem Saul,“ überreichte eine Adreſſe, die der Papſt ſofort hören wollte.<lb/> Außer ihrer nähern Veranlaſſung enthielt ſie nichts neues, und ſchloß mit dem<lb/> Wunſche: die politiſchen Ereigniſſe möchten ſich wenden, daß Se. Heil., die dreifache<lb/> Krone, die man ihm auf eine ſo „barbariſche“ Weiſe verkleinern wollte, im kommen-<lb/> den Jahr wieder auf ſeinem Haupt ſehe. Die päpſtliche Antwort lautet in den<lb/> klerikalen Blättern:</p><lb/> <cit> <quote>„Die von uns allen gehegten, im Herzen geborgenen Hoffnungen, die Roms<lb/> Senator in eurem Namen Uns eben kundgab, dürfen nicht verbleichen; denn es ſind<lb/> Vorgefühle eines bevorſtehenden Wechſels der Dinge. Hoffen wir: je näher der Vigilie<lb/> eines Hochfeſtes, deſto mehr tröſte uns Hoffnung. Dieſes Feſt erinn ert uns daß das<lb/> römiſche Reich von damals den gegenwärtigen Zeitläuften ähnelte, ich meine, die Geſell-<lb/> ſchaft war auf dem Gipfel der Unordnung und auf dem unterſten Grund einer peſtilentia-<lb/> liſchen Finſterniß (<hi rendition="#aq">tenebre pestilenziali</hi>) angelangt. Darum riefen die Biedern und<lb/> Gerechten auch damals: „<hi rendition="#aq">rorate coeli desuper et nubes pluant justum.</hi>“ Auch<lb/> damals verlangte man nach einem Etwas das der großen Gottloſigkeit ein Ziel ſetzte.<lb/> Da ordnete der Kaiſer Auguſtus daß aller Orten ſeines Reichs die Bevölkerung gezählt<lb/> würde. Der Befehl kam auch nach Nazareth, und der hl. Joſeph mußte die reinſte und<lb/> frömmſte Frau, „<hi rendition="#aq">uxorem praegnantem,</hi>“ mit ſich nach Bethlehem führen, dem Kaiſer<lb/> zu gehorchen. Hier könnte man unter vielen andern den bekannten Vers wiederholen: „Auch<lb/> nicht ein Jota geht verloren von dem was Gottes iſt.“ Das ewige Wort, der Wieder-<lb/></quote> </cit> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Prof. Hirſch; Spanien: Oberſt Ibañez; Württemberg: Prof. Baur und Prof.
Schoder. Von den geladenen Gäſten erſchienen acht, nämlich die Herren: Feld-
zeugmeiſter v. Hauslab, Generalmajor v. Pechmann, Oberſt Ganal, Major Brey-
mann, Prof. Weiß, Prof. v. Oppolzer, Prof. Koriſtka und Hofſecretär Schimmer.
Vor der Eröffnung der Sitzung begrüßte der k. k. Reichskriegsminiſter Frhr.
v. Kuhn im Namen Sr. Maj. des Kaiſers die Verſammlung mit warmen Worten,
und ſicherte derſelben eine kräftige Förderung der Gradmeſſungsarbeiten in Oeſter-
reich-Ungarn und, ſoweit dieß durch diplomatiſchen Verkehr möglich ſei, auch in
den ſüdlich und ſüdöſtlich gelegenen Nachbarſtaaten zu.
Hierauf eröffnete der Vicepräſident der permanenten Commiſſion, FML. v.
Fligely, an Stelle des freiwillig ausgeſchiedenen erſten Präſidenten, Geheimeraths
Hanſen, die dritte allgemeine Conferenz unter Bekanntgabe des Programms der
dießjährigen Verhandlungen und der Geſchäftsordnung, welche die genannte Com-
miſſion vorbereitet hatte. Nach Annahme beider Vorlagen wurde das Bureau
der Conferenz wie folgt gebildet: v. Fligely Präſident, Baeyer Ehrenpräſident,
v. Struve und Bauernfeind Vicepräſidenten, Bruhns und Hirſch Schriſtführer.
Schließlich theilten ſich die Conferenz-Mitglieder in zwei Sectionen, eine aſtrono-
miſche und eine geodätiſche, um die einzelnen Punkte des Programms vorzube-
rathen und Anträge zur weiteren Berathung und Veſchlußfaſſung in der Plenar-
verſammlung zu formuliren. Die Sectionsſitzungen giengen neben den Plenar-
ſitzungen her, und fanden zu verſchiedenen Zeiten ſtatt, ſo daß die Geodäten an
den Verhandlungen der Aſtronomen und dieſe an den Berathungen jener theil-
nehmen konnten. In der aſtronomiſchen Section wurden gewählt: Peters zum
Präſidenten, Bruhns, Karlinski und Weiß zu Berichterſtattern, Oppolzer zum
Schriftführer; in der geodätiſchen Section: Baeyer zum Präſidenten, Baur, Herr
und Ibañez zu Berichterſtattern, Schoder zum Schriftführer.
Während in den Sectionen die einzelnen Punkte des Programms — betreffend
die aſtronomiſchen Beſtimmungen von geographiſchen Längen, Breiten, Azimuthen
und von zu Veobachtungen benützten Fixſternen, die Intenſitätsbeſtimmungen der
Schwere, die Vergleichung der Längenmaße, die Meſſung von Grundlinien und
die Herſtellung von Präciſionsnivellements — einer eingehenden Verathung unter-
zogen wurden, nahm die allgemeine Conferenz in den erſten vier Sitzungen die
Berichte der permanenten Commiſſion und des Centralbureau’s über deren Lei-
ſtungen, dann die Berichte der Commiſſäre über die in ihren Ländern ausgeführten
oder vorbereiteten Gradmeſſungsarbeiten entgegen, und knüpfte hieran nach Erfor-
derniß mehr oder minder ausführliche Beſprechungen. In der vierten Plenarſitzung
fanden auch die Wahlen für die neue permanente Commiſſion ſtatt. Nach dem
Looſe hatten aus der permanenten Commiſſion zu ſcheiden: Prof. Hirſch in Neuf-
châtel, Prof. Lindhagen in Stockholm und General v. Ricci in Florenz; freiwillig
trat aus Geheimerath Hanſen in Gotha. An Stelle dieſer vier Mitglieder wurden
gewählt die HH. Hirſch, Ibañez, Bauernfeind und Delaunay, ſo daß zur Zeit die
permanente Commiſſion aus folgenden Mitgliedern beſteht: Baeyer, General-
Lieutenant z. D. und Präſident des königl. preußiſchen geodätiſchen Inſtituts, ſo-
wie des Centralbureau’s der europäiſchen Gradmeſſung in Berlin; Bauernfeind,
Profeſſor der Geodäſie und Director der k. polytechniſchen Schule in München;
Bruhns, Profeſſor der Aſtronomie und Director der k. Sternwarte in Leipzig;
Delaunay, Mitglied des Inſtituts von Frankreich und Director der Sternwarte
in Paris; v. Fligely, Feldmarſchall-Lieutenant und Director des k. k. militär-geo-
graphiſchen Inſtituts in Wien; v. Forſch, Generallieutenant und Director des
kaiſerl. Kriegskarten-Depots zu St. Petersburg; Hirſch, Profeſſor der Aſtronomie
und Director der Sternwarte in Neuſchâtel; Ibañez, Oberſt und Director des k.
militär-geographiſchen Inſtituts zu Madrid; Kaiſer, Profeſſor der Aſtronomie und
Director der Sternwarte in Leyden.
Dieſe Commiſſion wählte zu ihrem Präſidenten Hrn. v. Fligely, zum Vice-
präſidenten Hrn. Bauernfeind, zu Schriftführern die HH. Bruhns und Hirſch, und
nahm auf Einladung des Hrn. Kaiſer als ihren nächſten Verſammlungsort die
Stadt Leyden in Ausſicht. Ihre Thätigkeit begann ſie mit dem Entwurf und
der Ausfertigung einer Reihe von Geſuchen an jene Staatsregierungen welche in
der Lage ſind durch Genehmigung dieſer oder jener von der allgemeinen Conferenz
näher bezeichneten Operationen und Einrichtungen die Zwecke der europäſſchen
Gradmeſſung beſonders zu fördern.
Die beiden letzten Sitzungen der allgemeinen Conferenz, die fünfte und ſechste,
waren hauptſächlich der Berathung und Beſchlußfaſſung über die von der aſtrono-
miſchen und der geodätiſchen Section geſtellten Anträge gewidmet. Die Abſicht
über den Inhalt dieſer Anträge und der vorher erwähnten Berichte auch nur ſum-
mariſch zu referiren, brächte uns, bei der Unzuläſſigkeit der Vorausſetzung daß die
Mehrzahl der Leſer dieſes Auſſatzes mit dem Weſen und der Terminologie der
Gradmeſſungen hinreichend vertraut iſt, in die größte Verlegenheit, wäre es nicht
geſtattet in dem folgenden zweiten Artikel auf die weſentlichen Begriffe und Opera-
tionen der Gradmeſſungen etwas näher einzugehen, als dieß bei dem Unterricht in
der mathematiſchen Geographie an gelehrten und techniſchen Mittelſchulen zu ge-
ſchehen pflegt. Dabei ſetzen wir uns freilich der Gefahr aus vom Tone des Bericht-
erſtatters in den des Docenten zu fallen; aber der Wunſch möglichſt klar zu ſein
wird einen ſolchen Fehler entſchuldigen, wenn wir ihm unterliegen ſollten.
Vorher aber können wir es uns nicht verſagen der ausnehmenden Liberalität
zu gedenken mit welcher ſowohl die hohe Staatsregierung als Se. Maj. der Kaiſer
ſelbſt die dritte allgemeine Conferenz der europäiſchen Gradmeſſung ausgezeichnet
haben. Schon die Wahl und Einrichtung der Sitzungslocalitäten in dem k. k.
militär-geographiſchen Inſtitut ließen eine rückſichtsvolle Aufmerkſamkeit gegen die
hier tagenden Männer erkennen; mit gleicher Zuvorkommenheit waren den Com-
miſſären nicht nur alle wiſſenſchaftlichen und techniſchen Inſtitute welche zu ihren
Berufsfächern in Beziehung ſtehen, ſondern auch jene Kunſtinſtitute geöffnet welche
der allgemeinen Bildung dienen, oder das Leben erheitern; auch für eine Unter-
brechung der immerhin auſtrengenden Arbeit (es fanden oft zwei Sitzungen an
einem Tage ſtatt) war durch eine Fahrt auf den Semmering und an den Kaiſer-
brunnen, mit Feſteſſen in Reichenau, geſorgt; den Glanzpunkt aller Ehren aber
bildete die Einladung für den 29 September zur Hoftafel in Schönbrunn, nach
deren Aufhebung Se. Maj. der Kaiſer ſich alle Theilnehmer an der Conferenz
vorſtellen ließ. Unter dieſem Eindruck und der unerſchöpflichen Liebenswürdig-
keit der öſterreichiſch-ungariſchen Commiſſäre, vor allen des Hrn. Conferenz-Präſi-
denten FML. v. Fligely, iſt es ſehr wohl begreiflich daß bei der letzten geſelligen
Zuſammenkunft der Conferenz-Mitglieder am Samftag den 30 Sept. dem Toaſte
freudig zugeſtimmt wurde der in den Worten gipfelte: „Es gibt nur eine Kaiſer-
ſtadt, es gibt nur ein Wien!“
Duplik an Hrn. v. Reumout.
* Auch ich muß mir ein letztes Wort erlauben in der „unerquicklichen
Sache,“ die allein Hr. v. Reumont angeſtiftet hat. Er hat mich angegriffen,
ich vertheidige mich.
Hr. v. Reumont ſelbſt bezweifelt ob die Neutralität Toscana’s im Sommer
1859 auf die Dauer ſich hätte halten laſſen. Nun wohl, genau denſelben Zweifel
hegten die Florentiner. Eine ehrliche Neutralität war, wie die Dinge lagen, un-
möglich, und weil die Bevölkerung Toscana’s dieß einſah, darum erhob ſie ſich
gegen den Hof.
Hr. v. Reumont verſucht nicht einmal meine Schilderung der Vorfälle auf
Fort Belvedere zu widerlegen. Er vermag ebenſo wenig nachzuweiſen daß irgend
jemand daran dachte das Fort und die fürſtliche Familie anzugreifen. Nach
alledem überlaſſe ich den Leſern die Fragen zu beantworten: Warum gab Prinz
Karl den Befehl daß die Kanoniere an die Geſchütze treten ſollten? Und warum
widerſetzten ſich jenem Befehle dieſelben Officiere die ſich zugleich bereit erklärten
die fürſtlichen Perſonen gegen jedermann zu vertheidigen?
Als ich von „einem Diplomaten“ ſprach der durch mannichfache perſönliche
Beziehungen mit den entthronten italieniſchen Dynaſtien verbunden ſei, da war
ich keineswegs gemeint die Unbefangenheit der geſammten diplomatiſchen Zunft
in Zweifel zu ziehen. Ich dachte dabei — wie ſehr ſich auch Hrn. v. Reumonts
Beſcheidenheit dawider ſträuben mag — lediglich an den einen Mann, auf den
meine Ausdrücke paſſen — an Hrn. v. Reumont. Form und Inhalt ſeiner bei-
den Sendſchreiben laſſen mich bezweifeln ob er wirklich den Ereigniſſen des Jahres
1859 unbefangen gegenüberſteht.
Heidelberg, 28 Dec. 1871.
Heinrich v. Treitſchke.
Neueſte Poſten.
* Frankfurt a. M., 30 Dec.
König Ludwig von Bayern hat die Ver-
leihung des neugeſtiſteten Verdienſtkreuzes an die Baronin Karl v. Rothſchild mit
nachſtehendem allerhöchſten Handſchreiben aus Schloß Hohenſchwangau begleitet:
„Frau Baronin v. Rothſchild! Durch Mein Kriegsminiſterium bin Ich auf die un-
ermüdliche Thätigkeit aufmerkſam gemacht worden welche Sie während des vergangenen
Krieges zur Pflege und Unterſtützung von kranken und verwundeten deutſchen Kriegern,
insbeſondere auch von Angehörigen Meiner Armee, entfaltet haben. Indem Ich Ihnen
für Ihr edelmüthiges und patriotiſches Wirken gerne Meine königliche Anerkennung aus-
ſpreche, verleihe Ich Ihnen zugleich das von Mir für hervorragende Leiſtungen auf dem
Gebiete der freiwilligen Fürſorge für die Armee geſtiftete Verdienſtkreuz für die Jahre
1870—71 und bin mit gnädigen Geſinnungen Ihr wohlgeneigter (gez.) Ludwig.“
* Brüſſel, 29 Dec.
Nachdem heute der Senat das Kriegsbudget an-
genommen hat, iſt über dasſelbe Geſammtbeſchluß beider Kammern erzielt. Die
Abgeordnetenkammer hat dasſelbe ſchon in ihrer Sitzung vom 23 mit 61 gegen 26
und 7 neutrale Stimmen angenommen. Die große Mehrzahl der Mitglieder der
Rechten und auch diejenigen welche, als ſie in der Oppoſition waren, ſo heftig
gegen die Militärlaſten geeifert und dem Land eine Erleichterung derſelben ver-
ſprochen hatten, haben dafür geſtimmt, obgleich das Budget ſo hoch iſt wie je
zuvor, und obgleich die Erklärungen des Miniſteriums keine Erleichterungen durch
die verſprochene Modification der Armee-Organiſation in Ausſicht ſtellen, ſondern
vielmehr erhöhte Koſten. Die Geſammtſumme des Militärbudgets beträgt
37,129,085 Fr. Die Kammer hat ſich darauf bis zum 16 Januar vertagt. Der
Senat hat dem Beſchluſſe der Abgeordnetenkammer nach kurzer Debatte zu-
geſtimmt, ſo daß der neue Militärdienſt am 1 k. M. in Wirkſamkeit treten kann.
Wie in der zweiten Kammer wird die Regierung auch im Senat über die Entwürfe
zur Armee-Reorganiſation interpellirt, ſie gab aber hierauf dieſelbe ausweichende
Antwort: daß ſie zu einer Entſcheidung in einer ſo wichtigen Sache 4 bis 6 Monate
Zeit bedürfe. Der Senat vertagte ſich hierauf.
= Nom, 27 Dec.
Wenn auch nicht tutto il patriziato e la più scelta
borghesia, wie der „Oſſervatore Romano“ übertreibend meldet, ſo war doch eine
entſchiedene Mehrheit des Adels und viel Bürgerthum vorgeſtern zum Feſtwunſch
im Vatican. Derſelbe Marcheſe welchem Pius IX ſeiner freiſinnigen aber verdächtig-
ten Verbeſſerungen in der Stadtverwaltung halber einſt ſagte: „Nur zu, Cavalletti,
ſollten Sie den Römern darüber auch ein David werden, ſo fürchten Sie doch nichts
von dieſem Saul,“ überreichte eine Adreſſe, die der Papſt ſofort hören wollte.
Außer ihrer nähern Veranlaſſung enthielt ſie nichts neues, und ſchloß mit dem
Wunſche: die politiſchen Ereigniſſe möchten ſich wenden, daß Se. Heil., die dreifache
Krone, die man ihm auf eine ſo „barbariſche“ Weiſe verkleinern wollte, im kommen-
den Jahr wieder auf ſeinem Haupt ſehe. Die päpſtliche Antwort lautet in den
klerikalen Blättern:
„Die von uns allen gehegten, im Herzen geborgenen Hoffnungen, die Roms
Senator in eurem Namen Uns eben kundgab, dürfen nicht verbleichen; denn es ſind
Vorgefühle eines bevorſtehenden Wechſels der Dinge. Hoffen wir: je näher der Vigilie
eines Hochfeſtes, deſto mehr tröſte uns Hoffnung. Dieſes Feſt erinn ert uns daß das
römiſche Reich von damals den gegenwärtigen Zeitläuften ähnelte, ich meine, die Geſell-
ſchaft war auf dem Gipfel der Unordnung und auf dem unterſten Grund einer peſtilentia-
liſchen Finſterniß (tenebre pestilenziali) angelangt. Darum riefen die Biedern und
Gerechten auch damals: „rorate coeli desuper et nubes pluant justum.“ Auch
damals verlangte man nach einem Etwas das der großen Gottloſigkeit ein Ziel ſetzte.
Da ordnete der Kaiſer Auguſtus daß aller Orten ſeines Reichs die Bevölkerung gezählt
würde. Der Befehl kam auch nach Nazareth, und der hl. Joſeph mußte die reinſte und
frömmſte Frau, „uxorem praegnantem,“ mit ſich nach Bethlehem führen, dem Kaiſer
zu gehorchen. Hier könnte man unter vielen andern den bekannten Vers wiederholen: „Auch
nicht ein Jota geht verloren von dem was Gottes iſt.“ Das ewige Wort, der Wieder-
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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