Allgemeine Zeitung. Nr. 3. München, 4. Januar 1924.Freitag, 4. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 3 [Spaltenumbruch]
Bayerischer Landtag. München, 3. Januar.Der Verfassungsausschuß des Vor Beratung der Anträge auf Land- Abg. Endres (Soz.) sprach sich für mög- Abg. Dr. Dirr (D.D.P.) bemerkte, zwei Weil die Minderheitsparteien sich dem Abg. Staedele (B. Bbd.) trat für Abg. Endres (Soz.) verlangte Garan- Abg. Dr. Held betonte, die fragliche Ver- Die Aussprache war damit ge- Der Antrag Held will die Regierung er- In der ziemlich ausgedehnten Aussprache Der Minister hob dann die bereits ge- Der Forderung, daß Zwangspensio- Abg. Ackermann (Soz.) bemerkte, Finanzminister Dr. Krausneck wies Minister des Innern Dr. Schweyer be- Abg. Dr. Müller (D.D.P.) wies u. a. Abg. Dr. Dirr (D.D.P.) sprach sich für Vermischte Nachrichten. München. Vor dem Volksgericht München II Wasserburg. Ein ganzer Schwarm von Buchloe. Von einem schweren Schicksals- Füssen. Unter dem Verdacht der Verübung Neues aus aller Welt. I. Bürgermeister Diestel von Hamburg + Hamburg, 3. Jan.Der 1. Bürgermeister und Kopenhagen, 3. Jan. Die 30jährige russische Newyork, 2. Jan. Die, wie seinerzeit gemeldet, Rom. (Lynchjustiz an Kirchenräubern.) Aus der Geister im Kreml. Die "Iswestija" berichtet von einer merk- Als er sein Bewußtsein wieder erlangt hat, Alles Suchen half nichts, man fand keine Spur Der Erbauer des Eiffelturmes gestorben. Vor einiger Zeit starb in Paris der Erbauer des Der Turm war ursprünglich nur als Reprä- Russische Porzellanschätze. Nun erlebte auch das seit Jahren geschlossene Kleine Nachrichten. Auswärts. Uraufführung einer Tschaikowski-Oper. Von Issaye Dobrowen, der bekannte Komponist Ein neues ungarisches Musikdrama. In der München. Nationaltheater. An Stelle der für Freitag, Münchener Kammerspiele. Wegen Erkrankung Lustspielhaus. In der am Sonntag nachmittag Karl Zuckmayer hat seinen Vertrag mit dem In 12. Volks-Symphonie-Konzert (Freitag, den Dienstag, 8. Januar, 8 Uhr, in der Tonhalle Karten für weitere Mitglieder auf der Ge- Promenadekonzerte mit Tanz. Samstag, 5. Januar, 8 Uhr, in den Räumen Karten bei Bauer, Hieber, Oberpollinger und Freitag, 4. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 3 [Spaltenumbruch]
Bayeriſcher Landtag. München, 3. Januar.Der Verfaſſungsausſchuß des Vor Beratung der Anträge auf Land- Abg. Endres (Soz.) ſprach ſich für mög- Abg. Dr. Dirr (D.D.P.) bemerkte, zwei Weil die Minderheitsparteien ſich dem Abg. Staedele (B. Bbd.) trat für Abg. Endres (Soz.) verlangte Garan- Abg. Dr. Held betonte, die fragliche Ver- Die Ausſprache war damit ge- Der Antrag Held will die Regierung er- In der ziemlich ausgedehnten Ausſprache Der Miniſter hob dann die bereits ge- Der Forderung, daß Zwangspenſio- Abg. Ackermann (Soz.) bemerkte, Finanzminiſter Dr. Krausneck wies Miniſter des Innern Dr. Schweyer be- Abg. Dr. Müller (D.D.P.) wies u. a. Abg. Dr. Dirr (D.D.P.) ſprach ſich für Vermiſchte Nachrichten. München. Vor dem Volksgericht München II Waſſerburg. Ein ganzer Schwarm von Buchloe. Von einem ſchweren Schickſals- Füſſen. Unter dem Verdacht der Verübung Neues aus aller Welt. I. Bürgermeiſter Dieſtel von Hamburg † Hamburg, 3. Jan.Der 1. Bürgermeiſter und Kopenhagen, 3. Jan. Die 30jährige ruſſiſche Newyork, 2. Jan. Die, wie ſeinerzeit gemeldet, Rom. (Lynchjuſtiz an Kirchenräubern.) Aus der Geiſter im Kreml. Die „Iſweſtija“ berichtet von einer merk- Als er ſein Bewußtſein wieder erlangt hat, Alles Suchen half nichts, man fand keine Spur Der Erbauer des Eiffelturmes geſtorben. Vor einiger Zeit ſtarb in Paris der Erbauer des Der Turm war urſprünglich nur als Reprä- Ruſſiſche Porzellanſchätze. Nun erlebte auch das ſeit Jahren geſchloſſene Kleine Nachrichten. Auswärts. Uraufführung einer Tſchaikowski-Oper. Von Iſſaye Dobrowen, der bekannte Komponiſt Ein neues ungariſches Muſikdrama. In der München. Nationaltheater. An Stelle der für Freitag, Münchener Kammerſpiele. Wegen Erkrankung Luſtſpielhaus. In der am Sonntag nachmittag Karl Zuckmayer hat ſeinen Vertrag mit dem In 12. Volks-Symphonie-Konzert (Freitag, den Dienstag, 8. Januar, 8 Uhr, in der Tonhalle Karten für weitere Mitglieder auf der Ge- Promenadekonzerte mit Tanz. Samstag, 5. Januar, 8 Uhr, in den Räumen Karten bei Bauer, Hieber, Oberpollinger und <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jComment" n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Freitag, 4. Januar 1924 <hi rendition="#g">Allgemeine Zeitung.</hi> Nr. 3</fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bayeriſcher Landtag.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 3. Januar.</dateline><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Verfaſſungsausſchuß</hi> des<lb/> Landtags trat heute nachmittag zuſammen.<lb/> Zu Beginn der Beratung wurde der Ge-<lb/> ſetzentwurf zur <hi rendition="#g">Abänderung des<lb/> Forſtgeſetzes,</hi> des revidierten <hi rendition="#g">Forſt-<lb/> ſtrafgeſetzes für die Pfalz</hi> und<lb/> des <hi rendition="#g">Forſtſchadengeſetzes</hi> angenom-<lb/> men, wobei Abg. Dr. <hi rendition="#g">Müller</hi> (D.D.P.)<lb/> den Wunſch ausſprach, daß die Gerichte<lb/> möglichſt wenig mit Bagatellſachen wegen<lb/> Forſtfrevel belaſtet werden ſollen; die Forſt-<lb/> verwaltung ſolle namentlich gegenüber der<lb/> ärmeren Bevölkerung möglichſt nachſichtig<lb/> ſein.</p><lb/> <p>Vor Beratung der Anträge auf <hi rendition="#g">Land-<lb/> tagsauflöſung</hi> entſpann ſich eine all-<lb/> gemeine Ausſprache, die Abg. Graf <hi rendition="#g">Peſta-<lb/> lozza</hi> (B.V.P.) mit einer Fraktionserklä-<lb/> rung eröffnete. Er betonte, die Abände-<lb/> rungsanträge, welche die Auflöſung des<lb/> Landtags an Bedingungen knüpften, hät-<lb/> ten die Auflöſung verzögert. Seine Partei<lb/> halte an dem Begehren feſt, daß ſich der<lb/> Landtag raſch und bedingungslos auflöſt,<lb/> hätte alſo eigentlich keinen Anlaß, ſich an<lb/> der Beratung der Anträge zu beteiligen.<lb/> Wenn ſie es trotzdem tue, ſo bedeute das<lb/> keinen Verzicht auf ihr Auflöſungsverlan-<lb/> gen, ſondern erfolge lediglich in der Hoff-<lb/> nung, die Verhandlungen zu beſchleunigen<lb/> und ſo das Ziel ſchneller zu erreichen.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Endres</hi> (Soz.) ſprach ſich für mög-<lb/> lichſt raſche Erledigung der Anträge aus,<lb/> während Abg. Dr. <hi rendition="#g">Hilpert</hi> (M.P.) ſich<lb/> energiſch gegen die Behauptung ſeines Koa-<lb/> litionsfreundes Peſtalozza wandte, daß die<lb/> Abänderungsanträge die Auflöſung ver-<lb/> ſchleppten.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Dirr</hi> (D.D.P.) bemerkte, zwei<lb/> Tage vor dem 20. Dezember ſei eine<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">interfraktionelle Vereinbarung</hi></hi><lb/> getroffen worden, daß das Wahlgeſetz und<lb/> das Wahlverfahren mit Verringerung der<lb/> Mandate geändert werden, <hi rendition="#g">bevor</hi> der<lb/> Landtag auseinandergeht. Dieſer Geſetz-<lb/> entwurf ſollte noch zwiſchen Weihnachten<lb/> und Neujahr erledigt werden. Damals iſt<lb/> auch zugeſichert worden, daß die <hi rendition="#g">Verrin-<lb/> gerung der Miniſterien</hi> ſich bereits<lb/> im neuen Etat auswirken wird. Zwei Tage<lb/> ſpäter hat dann die Bayeriſche Volkspar-<lb/> tei unter<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Außerachtlaſſung dieſer Vereinbarung</hi></hi><lb/> den Auflöſungsantrag geſtellt, <hi rendition="#g">ohne daß<lb/> die Fraktionen vorher Gelegen-<lb/> heit gehabt hätten, ſich mit den<lb/> vorliegenden Anträgen näher<lb/> zu befaſſen.</hi></p><lb/> <p>Weil die Minderheitsparteien ſich dem<lb/> Willen der Bayeriſchen Volkspartei nicht<lb/> gebeugt haben, werden ſie jetzt in der Oef-<lb/> fentlichkeit angegriffen. Es iſt ja begreif-<lb/> lich, daß die Bayer. Volkspartei jetzt ver-<lb/> ſucht, über die perſönlichen und ſachlichen<lb/><hi rendition="#g">Diſſidien im Schoß ihrer Partei<lb/> und ihres Miniſteriums</hi> durch<lb/> eine große Geſte hinwegzugehen, zu-<lb/> mal ja <hi rendition="#g">jede entſchloſſene,<lb/><cb/> klare und zielſichere Führung<lb/> der Regierung vollſtändig fehlt.</hi><lb/> Die Deutſche Demokratiſche Partei würde<lb/> es begrüßen, wenn über die vorliegenden<lb/> Anträge ſachlich beraten und Beſchluß ge-<lb/> faßt würde.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Staedele</hi> (B. Bbd.) trat für<lb/> raſche Beratung ein. Vorausſetzung für<lb/> Neuwahlen iſt die <hi rendition="#g">Wahlfreiheit,</hi> die<lb/> vorübergehende <hi rendition="#g">Aufhebung des Aus-<lb/> nahme zuſtandes</hi> alſo <hi rendition="#g">notwendig.</hi></p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Endres</hi> (Soz.) verlangte Garan-<lb/> tien für die Wahlfreiheit, die heute unter<lb/> der Regentſchaft der Vaterländiſchen Ver-<lb/> bände ſchwer bedroht ſei.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Held</hi> betonte, die fragliche Ver-<lb/> einbarung ſei in der Annahme erfolgt, daß<lb/> das Ermächtigungsgeſetz zuſtande käme.<lb/> Den Parteien war ſchon vorher bekannt,<lb/> daß die Bayer. Volkspartei die Auflöſung<lb/> beantrage. Ein neuer Landtag iſt ſchon des-<lb/> halb zu begrüßen, daß endlich einmal eine<lb/> klare politiſche Luft in Bayern weht.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Die Ausſprache war damit ge-<lb/> ſchloſſen.</hi> Es folgte die Einzelberatung.</p><lb/> <p>Der Antrag Held will die Regierung er-<lb/> mächtigen, zur <hi rendition="#g">Abgleichung des<lb/> Staatshaushalts</hi> alle erforderlichen<lb/> Maßnahmen auf Grund des § 64 der Baye-<lb/> riſchen Verfaſſung und des Art. 48 der<lb/> Reichsverfaſſung durchzuführen. Ein Er-<lb/> gänzungsantrag Dr. Dirr verlangt, daß die<lb/> Regierung über die zum Ermächtigungs-<lb/> geſetz angenommenen Anträge und Ent-<lb/> ſchließungen nicht hinausgehen darf.</p><lb/> <p>In der ziemlich ausgedehnten Ausſprache<lb/> hierüber machte <hi rendition="#g">Finanzminiſter Dr.<lb/> Krausneck</hi> nach einer ſcharfen Kritik<lb/> am „ſeichten Parlamentarismus“ einige<lb/> für die Allgemeinheit bedeutungsvolle Mit-<lb/> teilungen. Die Regierung müßte nach Ab-<lb/> lehnung des Ermächtigungsgeſetzes die Er-<lb/> haltung des Staatsganzen im Auge behal-<lb/> ten, daher beſchleunigt alle Maßnahmen für<lb/> die <hi rendition="#g">Rettung Bayerns</hi> treffen. Die<lb/> Wege dazu ſind durch § 64 und Art. 48 ge-<lb/> geben. Die Zuſtimmung des Landtags iſt<lb/><hi rendition="#g">ſtaatsrechtlich ohne Bedeutung,</hi><lb/> beſtätigt aber der Regierung, daß ſie ſich auf<lb/> dem richtigen Wege befindet.</p><lb/> <p>Der Miniſter hob dann die bereits ge-<lb/> troffenen Maßnahmen hervor, die <hi rendition="#g">Um-<lb/> ſtellung der Steuern auf Gold-<lb/> mark,</hi> den <hi rendition="#g">Perſonalabbau</hi> u. a. m.<lb/> Für das letzte Vierteljahr des laufenden<lb/> Rechnungsjahres iſt beabſichtigt, einen <hi rendition="#g">Not-<lb/> etat</hi> aufzuſtellen, um einigermaßen Aus-<lb/> gaben und Einnahmen darin auszugleichen.<lb/> Richtunggebend für den Abbau iſt der <hi rendition="#g">Be-<lb/> ſchluß, drei Miniſterien auf zu-<lb/> geben.</hi> Weiter iſt eine <hi rendition="#g">Vereinfa-<lb/> chung der Kommunalverbände</hi><lb/> ins Auge gefaßt. Die <hi rendition="#g">Staatsbetriebe</hi><lb/> ſollen vom allgemeinen Haushalt <hi rendition="#g">losge-<lb/> löſt</hi> werden und ſich aus ſich ſelbſt heraus<lb/> erhalten.</p><lb/> <p>Der Forderung, daß <hi rendition="#g">Zwangspenſio-<lb/> nierungen</hi> von Beamten unter 65 Jah-<lb/> ren im allgemeinen nicht ſtattfinden, kann<lb/> die Regierung <hi rendition="#g">nicht</hi> zuſtimmen. Eine<lb/><hi rendition="#g">Kürzung der Penſionen</hi> nach <hi rendition="#g">Pro-<lb/> zenten</hi> findet nicht ſtatt, wohl aber kann<lb/><cb/> Privateinkommen angerechnet werden. Die<lb/> Gemeinden werden gleichfalls entſprechend<lb/> abbauen müſſen.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Ackermann</hi> (Soz.) bemerkte,<lb/> nicht der Landtag habe verſagt, ſondern die<lb/> Regierung.</p><lb/> <p>Finanzminiſter Dr. <hi rendition="#g">Krausneck</hi> wies<lb/> die Sozialdemokraten darauf hin, daß ſie<lb/> ſelbſt den Anfang der <hi rendition="#g">Inflation</hi> dadurch<lb/> verſchuldet hätten, daß ſie den Beamten<lb/> in der Revolutionszeit Zulagen gegeben hät-<lb/> ten, ohne ſich über die <hi rendition="#g">Deckung</hi> den<lb/> Kopf zu zerbrechen. Die bayeriſchen <hi rendition="#g">Er-<lb/> tragsſteuern</hi> ſeien jetzt in einem Maße<lb/> angeſpannt, daß eine weitere Anſpannung<lb/> mit Rückſicht auf die ſchwere Beſteuerung<lb/> durch das Reich nicht möglich erſcheine,<lb/> wenn die Nachhaltigkeit der Steuerquellen<lb/> nicht gefährdet werden ſolle. Bei der Frage<lb/> der <hi rendition="#g">Aufwertung der Hypotheken</hi><lb/> habe Bayern im Reichsrat den Standpunkt<lb/> vertreten, daß einer, deſſen Vermögensſub-<lb/> ſtanz von der Geldentwertung nicht betrof-<lb/> fen ſei, nicht ohne weiteres die Möglichkeit<lb/> haben ſolle, ſeine Schuld in wertloſem Pa-<lb/> piergeld zurückzuzahlen. Das Reichskabi-<lb/> nett habe noch keinen endgültigen Beſchluß<lb/> gefaßt, aber man ſcheine der Meinung zu<lb/> ſein, daß ein geſunder Mittelweg einge-<lb/> ſchlagen werden ſolle. Er halte es für un-<lb/> möglich, daß durch die Mietſteuer die Mie-<lb/> ten ungebührlich emporſchnellen. Durch die<lb/> unausbleibliche Auswirkung auf die Ge-<lb/> hälter und Löhne und damit wieder auf die<lb/> Preiſe kämen wir unter Umſtänden vor die<lb/> ungeheure Gefahr einer neuen Inflations-<lb/> welle.</p><lb/> <p>Miniſter des Innern Dr. <hi rendition="#g">Schweyer</hi> be-<lb/> merkte, da die ſozialdemokratiſche Frak-<lb/> tion ſchon von jeher auf die Vereinfachung<lb/> der Staatsverwaltung hingearbeitet habe,<lb/> was anerkannt werden müſſe, hätte ſie<lb/> nicht gegen das Ermächtigungsgeſetz ſtim-<lb/> men dürfen.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Müller</hi> (D.D.P.) wies u. a.<lb/> auf die großen <hi rendition="#g">Gefahren</hi> für weite<lb/> Volksſchichten hin, die durch ein <hi rendition="#g">Verbot<lb/> der Aufwertung der Hypothe-<lb/> ken</hi> entſtehen würden.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Dirr</hi> (D.D.P.) ſprach ſich für<lb/> eine mit Begrenzung und Unterſcheidung<lb/> vorzunehmende <hi rendition="#g">Hypothekenaufwer-<lb/> tung</hi> aus, bedauerte, daß es nicht mög-<lb/> lich war, durch ein Ermächtigungsgeſetz die<lb/> Staatsnotwendigkeiten zu erledigen, be-<lb/> merkte aber, daß es ſeiner Fraktion augen-<lb/> blicklich <hi rendition="#g">unmöglich ſei, für die vor-<lb/> liegende Faſſung des Antrages<lb/> Held zu ſtimmen;</hi> ſie werde aber auch<lb/> nicht Schwierigkeiten machen, wenn die<lb/> Regierung auf ihre rechtliche Verantwor-<lb/> tung hin die notwendigen Maßnahmen<lb/> treffen wolle.</p> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vermiſchte Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline> <hi rendition="#b">München.</hi> </dateline><lb/> <p>Vor dem Volksgericht München <hi rendition="#aq">II</hi><lb/> hatten ſich <hi rendition="#g">vierzehn Penzberger Kom-<lb/> muniſten</hi> und Kommuniſtinnen wegen<lb/><hi rendition="#g">Sprengung eines vaterländiſchen<lb/> Feſtabends</hi> in Penzberg am 11. Auguſt zu<lb/> verantworten. Sieben Angeklagte wurden <hi rendition="#g">ver-<lb/> urteilt</hi> und zwar zu <hi rendition="#g">Gefängnisſtrafen<lb/><cb/> von drei bis zu ſechs Monaten,</hi> die<lb/> übrigen wurden freigeſprochen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline> <hi rendition="#b">Waſſerburg.</hi> </dateline><lb/> <p>Ein ganzer <hi rendition="#g">Schwarm von<lb/> Bettlern</hi> hat kürzlich die Dorfgemeinde<lb/><hi rendition="#g">Brudersham</hi> heimgeſucht. An einem einzigen<lb/> Tag erſchienen nicht weniger als 20 Burſchen, die<lb/> ſämtlich Geld forderten. Ein Bauer ſtellte einem<lb/> der Bettler einen Scheck auf zehn Milliarden aus.<lb/> Doch was tat der Burſche? Unter wütendem<lb/> Schimpfen auf die knickrigen Bauern zog er<lb/> ſeinerſeits ein <hi rendition="#g">Scheckbuch,</hi> um dem Bauern<lb/> einen <hi rendition="#g">Scheck auf zwanzig Milliarden</hi><lb/> auszuſtellen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline> <hi rendition="#b">Buchloe.</hi> </dateline><lb/> <p>Von einem <hi rendition="#g">ſchweren Schickſals-<lb/> ſchlag</hi> wurde am Sylveſterabend die <hi rendition="#g">Familie<lb/> des Schmiedmeiſters Deuring in<lb/> Zaiſertshofen</hi> heimgeſucht. Der 10 Jahre<lb/> alte Sohn hantierte mit einem Zimmerſtutzen.<lb/> Im Spiel drückte er die Waffe auf ſein 7 Jahre<lb/> altes <hi rendition="#g">Schweſterlein</hi> ab und traf das Kind<lb/> ſo unglücklich, daß es <hi rendition="#g">ſofort tot</hi> zu Boden fiel.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline> <hi rendition="#b">Füſſen.</hi> </dateline><lb/> <p>Unter dem Verdacht der Verübung<lb/> oder der Mittäterſchaft des <hi rendition="#g">Bomben-<lb/> anſchlages auf das Füſſener Be-<lb/> zirksamtsgebäude</hi> wurde bekanntlich eine<lb/> Anzahl Perſonen verhaftet. Die Verhafteten<lb/> wurden geſtern auf Veranlaſſung des Staats-<lb/> anwaltes ſämtliche <hi rendition="#g">aus der Haft ent-<lb/> laſſen.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Neues aus aller Welt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Bürgermeiſter Dieſtel von Hamburg †</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Hamburg,</hi> 3. Jan.</dateline><lb/> <p>Der 1. Bürgermeiſter und<lb/> Präſident des Hamburger Senats Dr. <hi rendition="#g">Dieſtel</hi><lb/> iſt heute an den Folgen eines Schlaganfalles im<lb/> Alter von 67 Jahren geſtorben. Als Sohn eines<lb/> Hamburger Kaufmanns in Valparaiſo geboren,<lb/> widmete er ſich der Hamburger Verwaltungslauf-<lb/> bahn, war ſeit 1908 Senator und ſtand ſeit nahe-<lb/> zu vier Jahren an der Spitze des Senats.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Kopenhagen,</hi> 3. Jan.</dateline><lb/> <p>Die 30jährige <hi rendition="#g">ruſſiſche<lb/> Prinzeſſin Olga Koslowſky entwen-<lb/> dete</hi> auf dem Gut Krogſtrup, wo ſie ſeit Weih-<lb/> nachten zu Gaſt weilte, <hi rendition="#g">Schmuckſachen</hi> im<lb/> Werte von 15 000 Kronen. Die Prinzeſſin wurde<lb/> in das Gefängnis nach Helſingfor übergeführt.<lb/> Es iſt feſtgeſtellt worden, daß während der zwei<lb/> letzten Jahre, während deren die Prinzeſſin ſich<lb/> in Kopenhagen aufhielt und viel in diplomatiſchen<lb/> Kreiſen verkehrte, fortgeſetzt Wertſachen aus dem<lb/> Kreiſe ihrer Bekannten verſchwanden. Es wird<lb/> jetzt unterſucht, ob auch dieſe Diebſtähle der Prin-<lb/> zeſſin zur Laſt fallen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Newyork,</hi> 2. Jan.</dateline><lb/> <p>Die, wie ſeinerzeit gemeldet,<lb/> Mitte Dezember hier eingetroffenen Darſteller<lb/> des Oberammergauer Paſſionsſpiels, die vom<lb/> ſtellvertretenden Bürgermeiſter <hi rendition="#g">Hülbert</hi> im<lb/> Rathaus empfangen und von der Oeffentlichkeit<lb/> beſonders herzlich begrüßt worden waren, ſind<lb/> nach Beendigung einer zweiwöchigen Ausſtellung<lb/> ihrer Kunſtgewerbearbeiten nach <hi rendition="#g">Cleveland</hi><lb/> (Ohio) abgereiſt. Die von ihnen bisher erzielte<lb/> Einnahme beträgt 65 000 Dollar.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">Rom.</hi> </dateline><lb/> <p>(Lynchjuſtiz an Kirchenräubern.) Aus der<lb/> Kirche von Avezzano wurden von einem Ein-<lb/> brecher mehrere Weihgeſchenke entwendet. Der<lb/> Dieb wurde von Carabinieri verhaftet und in der<lb/> Kaſerne interniert. Sonntag abends drang eine<lb/> Volksmenge, mit der ſtädtiſchen Muſikkapelle an<lb/> der Spitze, in die Kaſerne ein, <hi rendition="#g">tötete den<lb/> Dieb mit Beilhieben,</hi> ſchleppte den Leich-<lb/> nam durch die Straßen und <hi rendition="#g">verbrannte ihn</hi><lb/> ſodann auf dem Hauptplatze. Die Regierung hat<lb/><hi rendition="#g">Carabinieri</hi> nach Avezzano entſendet und<lb/> eine ſtrenge Unterſuchung eingeleitet.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Geiſter im Kreml.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Die „<hi rendition="#g">Iſweſtija</hi>“ berichtet von einer merk-<lb/> würdigen Geſchichte, die ſich dieſer Tage im Kreml<lb/> in Moskau zugetragen hat. Wie bekannt, iſt der<lb/> Kreml der Sitz der höchſten Regierungsgewalt von<lb/> Rußland und iſt aus dieſem Grunde auf das<lb/> ſtrengſte bewacht. Tag und Nacht patrouillieren<lb/> in den weiten Gängen des alten Palaſtes die<lb/> Wachen und es ſcheint unmöglich, daß ſich ein<lb/> Unbefugter einſchleicht und dort ſein Weſen treibt.<lb/> Da findet man vor einiger Zeit die Leiche eines<lb/> dieſer Soldaten blutüberſtrömt auf dem Boden<lb/> liegen, ein Dolch ſteckt in ſeiner Bruſt. Niemand<lb/> vermag das Rätſel zu löſen und keine Spuren<lb/> weiſen auf den Mörder. Die Aufregung iſt groß,<lb/> ſie ſteigert ſich aber noch, als in der nächſten<lb/> Nacht dringende Hilferufe auf dem gleichen<lb/> Korridor erſchallen. Als man hinzueilt, findet<lb/> man wieder einen Soldaten, der bewußtlos daliegt.</p><lb/> <p>Als er ſein Bewußtſein wieder erlangt hat,<lb/> erzählt er folgende gruſelige Geſchichte. Mit dem<lb/> letzten Schlage der Mitternachtsſtunde erſchien am<lb/> Ende eines einſamen Ganges plötzlich ein Mann.<lb/> Er war alt, hatte ein blutiges Geſicht und trug<lb/> in der Hand einen Stab mit einer Eiſenſpitze.<lb/> Der Soldat erkannte ihn beim Scheine einer<lb/> Bogenlampe, deren Licht von außen durch ein<lb/> Korridorfenſter fiel, als den alten Ruſſenzar<lb/> Iwan den Schrecklichen. Er kam langſam und<lb/> geräuſchlos auf ihn zu und rief laut: Ihr habt<lb/> Rußland zugrunde gerichtet, und deshalb müßt<lb/> auch Ihr zugrunde gehen. Damit wollte er ihn<lb/> niederſtoßen. Der Soldat ſchrie auf und die<lb/> Sinne ſchwanden ihm.</p><lb/> <p>Alles Suchen half nichts, man fand keine Spur<lb/> von dem Geſpenſt. Es wird angenommen, daß<lb/> ein Gegenrevolutionär unter der Maske Iwans<lb/> dieſen Schrecken unter den Soldaten verbreitet.<lb/> Die Wachen wurden verdoppelt und man hat den<lb/> Befehl gegeben, ohne Anruf auf den Fremdling<lb/> bei ſeinem Wiedererſcheinen zu ſchießen. Im<lb/> Kreml herrſcht Angſt und Aufregung und die<lb/> berüchtigte Tſcheka trifft Anſtalten, das Geſpenſt<lb/> zu ergreifen.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Erbauer des Eiffelturmes geſtorben.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Vor einiger Zeit ſtarb in Paris der Erbauer des<lb/> Eiffelturmes, <hi rendition="#g">Guſtave Eiffel</hi> im Alter von<lb/> 92 Jahren. Der Turm wurde als ein Wahr-<lb/> zeichen des techniſchen Zeitalters zur Welt-<lb/> ausſtellung in Paris im Jahre 1889 erbaut. Er<lb/> iſt mit ſeinen 300 Metern das höchſte Bauwerk<lb/> der Erde. Der Turm ruht auf vier verankerten<lb/> Eiſengerüſtpfeilern, die ſich nach oben zu ver-<lb/> einigen. In der Höhe von 57 Metern birgt er<lb/> einen großen Reſtaurationsſaal, in 150 Meter<lb/> Höhe befindet ſich ein zweiter Glasſalon und in<lb/> 190 Meter Höhe eine dritte Ausſichtsplattform.<lb/> Ganz oben iſt eine meteorologiſch-aſtronomiſche<lb/> Station eingerichtet.</p><lb/> <p>Der Turm war urſprünglich nur als Reprä-<lb/> ſentationsbau geplant. Beſondere Bedeutung<lb/> gewann er ſeit der Einführung der Funken-<lb/> telegraphie und hat als drahtloſe Station be-<lb/> ſonders während des Krieges der franzöſiſchen<lb/> Armee wichtige Dienſte geleiſtet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ruſſiſche Porzellanſchätze.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Nun erlebte auch das ſeit Jahren geſchloſſene<lb/> berühmte Porzellanmuſeum der <hi rendition="#g">Moroſows</hi><lb/> ſeine Wiedereröffnung. Das Muſeum gilt ſeiner<lb/> Vollſtändigkeit wegen als die reichſte Sammlung<lb/> ruſſiſcher Fayence. Neben den reichen ruſſiſchen<lb/> Porzellanſchätzen finden ſich hier auch franzö-<lb/> ſiſche, deutſche, engliſche und andere Samm-<lb/> lungen, vornehmlich aus dem 18. Jahrhundert.<lb/> Das Moroſowſche Muſeum hat aber auch wegen<lb/> ſeiner altruſſiſchen Ikonen großen Ruhm erlangt.<lb/> Die Heiligenbilder von Nowgorod aus dem<lb/> 18. Jahrhundert bilden in dieſer Sonderkollektion<lb/> den wertvollſten Teil.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleine Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Auswärts.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Uraufführung einer Tſchaikowski-Oper. Von<lb/> den Opern Tſchaikowskis iſt „<hi rendition="#g">Mazeppa</hi>“ in<lb/> Deutſchland bisher noch nicht aufgeführt worden.<lb/> Sie gehört ſeiner letzten Periode an. Zurzeit<lb/><cb/> wird ſie überſetzt und eingerichtet; die deutſche<lb/> Uraufführung iſt noch dieſes Jahr an mehreren<lb/> deutſchen Bühnen zugleich geplant.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Iſſaye <hi rendition="#g">Dobrowen,</hi> der bekannte Komponiſt<lb/> und bedeutende Dirigent, bereitet für Ende<lb/> Januar an der Dresdner Oper eine vollkommene<lb/> Neueinſtudierung und Neuinſzenierung Tſchai-<lb/> kowskis „Eugene Onegin“ vor.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">Ein neues ungariſches Muſikdrama.</hi> </head><lb/> <p>In der<lb/> ungariſchen königlichen Oper in Budapeſt fand<lb/> dieſer Tage die Erſtaufführung des Muſikdramas<lb/> „Diana“ von Dr. Eugen Zador ſtatt. Zador iſt<lb/> derzeit Profeſſor für Kompoſitionen am Neuen<lb/> Wiener Konſervatorium. Das Erſtlingswerk des<lb/> Komponiſten, der im 28. Lebensjahr ſteht, zeugt<lb/> von Qualität und fand beim Publikum freund-<lb/> liche Aufnahme.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">München.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">Nationaltheater.</hi> </head><lb/> <p>An Stelle der für Freitag,<lb/> den 4. Januar angeſetzten, auf ein ſpäteres<lb/> Datum verſchobenen Oper „Der arme Heinrich“<lb/> wird „<hi rendition="#g">Der Barbier von Bagdad</hi>“, hierauf<lb/> „<hi rendition="#g">Carneval</hi>“ gegeben. Die im öffentlichen Ver-<lb/> kauf gelöſten Eintrittskarten bleiben gültig oder<lb/> können bis Vorſtellungsbeginn an der Kaſſe der<lb/> Staatstheater zurückgegeben werden. (28. Vor-<lb/> ſtellung der Platzmieteabteilung <hi rendition="#aq">I</hi>).</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">Münchener Kammerſpiele.</hi> </head><lb/> <p>Wegen Erkrankung<lb/> des Herrn Riewe findet <hi rendition="#g">Freitag,</hi> den 4. 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Botho Sigward, Hektors Be-<lb/> ſtattung, Melodram nach Homer, Soliſt: Hofrat<lb/> Richard <hi rendition="#g">Stury;</hi> 3. Beethoven, Eroica.</p><lb/> <p>Dienstag, 8. Januar, 8 Uhr, in der Tonhalle<lb/><hi rendition="#g">Konzert mit dem Konzertvereins-<lb/> orcheſter</hi> unter Leitung von Generalmuſik-<lb/> direktor Dr. Rudolf <hi rendition="#g">Siegel</hi> (Krefeld), veran-<lb/> ſtaltet von der <hi rendition="#g">Münchner Volksbühne</hi><lb/> (Nr. 7901—8800; 18901—20300).</p><lb/> <p>Karten für weitere Mitglieder auf der Ge-<lb/> ſchäftsſtelle, Weinſtraße 13.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Promenadekonzerte mit Tanz.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Samstag, 5. 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Freitag, 4. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 3
Bayeriſcher Landtag.
München, 3. Januar.
Der Verfaſſungsausſchuß des
Landtags trat heute nachmittag zuſammen.
Zu Beginn der Beratung wurde der Ge-
ſetzentwurf zur Abänderung des
Forſtgeſetzes, des revidierten Forſt-
ſtrafgeſetzes für die Pfalz und
des Forſtſchadengeſetzes angenom-
men, wobei Abg. Dr. Müller (D.D.P.)
den Wunſch ausſprach, daß die Gerichte
möglichſt wenig mit Bagatellſachen wegen
Forſtfrevel belaſtet werden ſollen; die Forſt-
verwaltung ſolle namentlich gegenüber der
ärmeren Bevölkerung möglichſt nachſichtig
ſein.
Vor Beratung der Anträge auf Land-
tagsauflöſung entſpann ſich eine all-
gemeine Ausſprache, die Abg. Graf Peſta-
lozza (B.V.P.) mit einer Fraktionserklä-
rung eröffnete. Er betonte, die Abände-
rungsanträge, welche die Auflöſung des
Landtags an Bedingungen knüpften, hät-
ten die Auflöſung verzögert. Seine Partei
halte an dem Begehren feſt, daß ſich der
Landtag raſch und bedingungslos auflöſt,
hätte alſo eigentlich keinen Anlaß, ſich an
der Beratung der Anträge zu beteiligen.
Wenn ſie es trotzdem tue, ſo bedeute das
keinen Verzicht auf ihr Auflöſungsverlan-
gen, ſondern erfolge lediglich in der Hoff-
nung, die Verhandlungen zu beſchleunigen
und ſo das Ziel ſchneller zu erreichen.
Abg. Endres (Soz.) ſprach ſich für mög-
lichſt raſche Erledigung der Anträge aus,
während Abg. Dr. Hilpert (M.P.) ſich
energiſch gegen die Behauptung ſeines Koa-
litionsfreundes Peſtalozza wandte, daß die
Abänderungsanträge die Auflöſung ver-
ſchleppten.
Abg. Dr. Dirr (D.D.P.) bemerkte, zwei
Tage vor dem 20. Dezember ſei eine
interfraktionelle Vereinbarung
getroffen worden, daß das Wahlgeſetz und
das Wahlverfahren mit Verringerung der
Mandate geändert werden, bevor der
Landtag auseinandergeht. Dieſer Geſetz-
entwurf ſollte noch zwiſchen Weihnachten
und Neujahr erledigt werden. Damals iſt
auch zugeſichert worden, daß die Verrin-
gerung der Miniſterien ſich bereits
im neuen Etat auswirken wird. Zwei Tage
ſpäter hat dann die Bayeriſche Volkspar-
tei unter
Außerachtlaſſung dieſer Vereinbarung
den Auflöſungsantrag geſtellt, ohne daß
die Fraktionen vorher Gelegen-
heit gehabt hätten, ſich mit den
vorliegenden Anträgen näher
zu befaſſen.
Weil die Minderheitsparteien ſich dem
Willen der Bayeriſchen Volkspartei nicht
gebeugt haben, werden ſie jetzt in der Oef-
fentlichkeit angegriffen. Es iſt ja begreif-
lich, daß die Bayer. Volkspartei jetzt ver-
ſucht, über die perſönlichen und ſachlichen
Diſſidien im Schoß ihrer Partei
und ihres Miniſteriums durch
eine große Geſte hinwegzugehen, zu-
mal ja jede entſchloſſene,
klare und zielſichere Führung
der Regierung vollſtändig fehlt.
Die Deutſche Demokratiſche Partei würde
es begrüßen, wenn über die vorliegenden
Anträge ſachlich beraten und Beſchluß ge-
faßt würde.
Abg. Staedele (B. Bbd.) trat für
raſche Beratung ein. Vorausſetzung für
Neuwahlen iſt die Wahlfreiheit, die
vorübergehende Aufhebung des Aus-
nahme zuſtandes alſo notwendig.
Abg. Endres (Soz.) verlangte Garan-
tien für die Wahlfreiheit, die heute unter
der Regentſchaft der Vaterländiſchen Ver-
bände ſchwer bedroht ſei.
Abg. Dr. Held betonte, die fragliche Ver-
einbarung ſei in der Annahme erfolgt, daß
das Ermächtigungsgeſetz zuſtande käme.
Den Parteien war ſchon vorher bekannt,
daß die Bayer. Volkspartei die Auflöſung
beantrage. Ein neuer Landtag iſt ſchon des-
halb zu begrüßen, daß endlich einmal eine
klare politiſche Luft in Bayern weht.
Die Ausſprache war damit ge-
ſchloſſen. Es folgte die Einzelberatung.
Der Antrag Held will die Regierung er-
mächtigen, zur Abgleichung des
Staatshaushalts alle erforderlichen
Maßnahmen auf Grund des § 64 der Baye-
riſchen Verfaſſung und des Art. 48 der
Reichsverfaſſung durchzuführen. Ein Er-
gänzungsantrag Dr. Dirr verlangt, daß die
Regierung über die zum Ermächtigungs-
geſetz angenommenen Anträge und Ent-
ſchließungen nicht hinausgehen darf.
In der ziemlich ausgedehnten Ausſprache
hierüber machte Finanzminiſter Dr.
Krausneck nach einer ſcharfen Kritik
am „ſeichten Parlamentarismus“ einige
für die Allgemeinheit bedeutungsvolle Mit-
teilungen. Die Regierung müßte nach Ab-
lehnung des Ermächtigungsgeſetzes die Er-
haltung des Staatsganzen im Auge behal-
ten, daher beſchleunigt alle Maßnahmen für
die Rettung Bayerns treffen. Die
Wege dazu ſind durch § 64 und Art. 48 ge-
geben. Die Zuſtimmung des Landtags iſt
ſtaatsrechtlich ohne Bedeutung,
beſtätigt aber der Regierung, daß ſie ſich auf
dem richtigen Wege befindet.
Der Miniſter hob dann die bereits ge-
troffenen Maßnahmen hervor, die Um-
ſtellung der Steuern auf Gold-
mark, den Perſonalabbau u. a. m.
Für das letzte Vierteljahr des laufenden
Rechnungsjahres iſt beabſichtigt, einen Not-
etat aufzuſtellen, um einigermaßen Aus-
gaben und Einnahmen darin auszugleichen.
Richtunggebend für den Abbau iſt der Be-
ſchluß, drei Miniſterien auf zu-
geben. Weiter iſt eine Vereinfa-
chung der Kommunalverbände
ins Auge gefaßt. Die Staatsbetriebe
ſollen vom allgemeinen Haushalt losge-
löſt werden und ſich aus ſich ſelbſt heraus
erhalten.
Der Forderung, daß Zwangspenſio-
nierungen von Beamten unter 65 Jah-
ren im allgemeinen nicht ſtattfinden, kann
die Regierung nicht zuſtimmen. Eine
Kürzung der Penſionen nach Pro-
zenten findet nicht ſtatt, wohl aber kann
Privateinkommen angerechnet werden. Die
Gemeinden werden gleichfalls entſprechend
abbauen müſſen.
Abg. Ackermann (Soz.) bemerkte,
nicht der Landtag habe verſagt, ſondern die
Regierung.
Finanzminiſter Dr. Krausneck wies
die Sozialdemokraten darauf hin, daß ſie
ſelbſt den Anfang der Inflation dadurch
verſchuldet hätten, daß ſie den Beamten
in der Revolutionszeit Zulagen gegeben hät-
ten, ohne ſich über die Deckung den
Kopf zu zerbrechen. Die bayeriſchen Er-
tragsſteuern ſeien jetzt in einem Maße
angeſpannt, daß eine weitere Anſpannung
mit Rückſicht auf die ſchwere Beſteuerung
durch das Reich nicht möglich erſcheine,
wenn die Nachhaltigkeit der Steuerquellen
nicht gefährdet werden ſolle. Bei der Frage
der Aufwertung der Hypotheken
habe Bayern im Reichsrat den Standpunkt
vertreten, daß einer, deſſen Vermögensſub-
ſtanz von der Geldentwertung nicht betrof-
fen ſei, nicht ohne weiteres die Möglichkeit
haben ſolle, ſeine Schuld in wertloſem Pa-
piergeld zurückzuzahlen. Das Reichskabi-
nett habe noch keinen endgültigen Beſchluß
gefaßt, aber man ſcheine der Meinung zu
ſein, daß ein geſunder Mittelweg einge-
ſchlagen werden ſolle. Er halte es für un-
möglich, daß durch die Mietſteuer die Mie-
ten ungebührlich emporſchnellen. Durch die
unausbleibliche Auswirkung auf die Ge-
hälter und Löhne und damit wieder auf die
Preiſe kämen wir unter Umſtänden vor die
ungeheure Gefahr einer neuen Inflations-
welle.
Miniſter des Innern Dr. Schweyer be-
merkte, da die ſozialdemokratiſche Frak-
tion ſchon von jeher auf die Vereinfachung
der Staatsverwaltung hingearbeitet habe,
was anerkannt werden müſſe, hätte ſie
nicht gegen das Ermächtigungsgeſetz ſtim-
men dürfen.
Abg. Dr. Müller (D.D.P.) wies u. a.
auf die großen Gefahren für weite
Volksſchichten hin, die durch ein Verbot
der Aufwertung der Hypothe-
ken entſtehen würden.
Abg. Dr. Dirr (D.D.P.) ſprach ſich für
eine mit Begrenzung und Unterſcheidung
vorzunehmende Hypothekenaufwer-
tung aus, bedauerte, daß es nicht mög-
lich war, durch ein Ermächtigungsgeſetz die
Staatsnotwendigkeiten zu erledigen, be-
merkte aber, daß es ſeiner Fraktion augen-
blicklich unmöglich ſei, für die vor-
liegende Faſſung des Antrages
Held zu ſtimmen; ſie werde aber auch
nicht Schwierigkeiten machen, wenn die
Regierung auf ihre rechtliche Verantwor-
tung hin die notwendigen Maßnahmen
treffen wolle.
Vermiſchte Nachrichten.
München.
Vor dem Volksgericht München II
hatten ſich vierzehn Penzberger Kom-
muniſten und Kommuniſtinnen wegen
Sprengung eines vaterländiſchen
Feſtabends in Penzberg am 11. Auguſt zu
verantworten. Sieben Angeklagte wurden ver-
urteilt und zwar zu Gefängnisſtrafen
von drei bis zu ſechs Monaten, die
übrigen wurden freigeſprochen.
Waſſerburg.
Ein ganzer Schwarm von
Bettlern hat kürzlich die Dorfgemeinde
Brudersham heimgeſucht. An einem einzigen
Tag erſchienen nicht weniger als 20 Burſchen, die
ſämtlich Geld forderten. Ein Bauer ſtellte einem
der Bettler einen Scheck auf zehn Milliarden aus.
Doch was tat der Burſche? Unter wütendem
Schimpfen auf die knickrigen Bauern zog er
ſeinerſeits ein Scheckbuch, um dem Bauern
einen Scheck auf zwanzig Milliarden
auszuſtellen.
Buchloe.
Von einem ſchweren Schickſals-
ſchlag wurde am Sylveſterabend die Familie
des Schmiedmeiſters Deuring in
Zaiſertshofen heimgeſucht. Der 10 Jahre
alte Sohn hantierte mit einem Zimmerſtutzen.
Im Spiel drückte er die Waffe auf ſein 7 Jahre
altes Schweſterlein ab und traf das Kind
ſo unglücklich, daß es ſofort tot zu Boden fiel.
Füſſen.
Unter dem Verdacht der Verübung
oder der Mittäterſchaft des Bomben-
anſchlages auf das Füſſener Be-
zirksamtsgebäude wurde bekanntlich eine
Anzahl Perſonen verhaftet. Die Verhafteten
wurden geſtern auf Veranlaſſung des Staats-
anwaltes ſämtliche aus der Haft ent-
laſſen.
Neues aus aller Welt.
I. Bürgermeiſter Dieſtel von Hamburg †
Hamburg, 3. Jan.
Der 1. Bürgermeiſter und
Präſident des Hamburger Senats Dr. Dieſtel
iſt heute an den Folgen eines Schlaganfalles im
Alter von 67 Jahren geſtorben. Als Sohn eines
Hamburger Kaufmanns in Valparaiſo geboren,
widmete er ſich der Hamburger Verwaltungslauf-
bahn, war ſeit 1908 Senator und ſtand ſeit nahe-
zu vier Jahren an der Spitze des Senats.
Kopenhagen, 3. Jan.
Die 30jährige ruſſiſche
Prinzeſſin Olga Koslowſky entwen-
dete auf dem Gut Krogſtrup, wo ſie ſeit Weih-
nachten zu Gaſt weilte, Schmuckſachen im
Werte von 15 000 Kronen. Die Prinzeſſin wurde
in das Gefängnis nach Helſingfor übergeführt.
Es iſt feſtgeſtellt worden, daß während der zwei
letzten Jahre, während deren die Prinzeſſin ſich
in Kopenhagen aufhielt und viel in diplomatiſchen
Kreiſen verkehrte, fortgeſetzt Wertſachen aus dem
Kreiſe ihrer Bekannten verſchwanden. Es wird
jetzt unterſucht, ob auch dieſe Diebſtähle der Prin-
zeſſin zur Laſt fallen.
Newyork, 2. Jan.
Die, wie ſeinerzeit gemeldet,
Mitte Dezember hier eingetroffenen Darſteller
des Oberammergauer Paſſionsſpiels, die vom
ſtellvertretenden Bürgermeiſter Hülbert im
Rathaus empfangen und von der Oeffentlichkeit
beſonders herzlich begrüßt worden waren, ſind
nach Beendigung einer zweiwöchigen Ausſtellung
ihrer Kunſtgewerbearbeiten nach Cleveland
(Ohio) abgereiſt. Die von ihnen bisher erzielte
Einnahme beträgt 65 000 Dollar.
Rom.
(Lynchjuſtiz an Kirchenräubern.) Aus der
Kirche von Avezzano wurden von einem Ein-
brecher mehrere Weihgeſchenke entwendet. Der
Dieb wurde von Carabinieri verhaftet und in der
Kaſerne interniert. Sonntag abends drang eine
Volksmenge, mit der ſtädtiſchen Muſikkapelle an
der Spitze, in die Kaſerne ein, tötete den
Dieb mit Beilhieben, ſchleppte den Leich-
nam durch die Straßen und verbrannte ihn
ſodann auf dem Hauptplatze. Die Regierung hat
Carabinieri nach Avezzano entſendet und
eine ſtrenge Unterſuchung eingeleitet.
Geiſter im Kreml.
Die „Iſweſtija“ berichtet von einer merk-
würdigen Geſchichte, die ſich dieſer Tage im Kreml
in Moskau zugetragen hat. Wie bekannt, iſt der
Kreml der Sitz der höchſten Regierungsgewalt von
Rußland und iſt aus dieſem Grunde auf das
ſtrengſte bewacht. Tag und Nacht patrouillieren
in den weiten Gängen des alten Palaſtes die
Wachen und es ſcheint unmöglich, daß ſich ein
Unbefugter einſchleicht und dort ſein Weſen treibt.
Da findet man vor einiger Zeit die Leiche eines
dieſer Soldaten blutüberſtrömt auf dem Boden
liegen, ein Dolch ſteckt in ſeiner Bruſt. Niemand
vermag das Rätſel zu löſen und keine Spuren
weiſen auf den Mörder. Die Aufregung iſt groß,
ſie ſteigert ſich aber noch, als in der nächſten
Nacht dringende Hilferufe auf dem gleichen
Korridor erſchallen. Als man hinzueilt, findet
man wieder einen Soldaten, der bewußtlos daliegt.
Als er ſein Bewußtſein wieder erlangt hat,
erzählt er folgende gruſelige Geſchichte. Mit dem
letzten Schlage der Mitternachtsſtunde erſchien am
Ende eines einſamen Ganges plötzlich ein Mann.
Er war alt, hatte ein blutiges Geſicht und trug
in der Hand einen Stab mit einer Eiſenſpitze.
Der Soldat erkannte ihn beim Scheine einer
Bogenlampe, deren Licht von außen durch ein
Korridorfenſter fiel, als den alten Ruſſenzar
Iwan den Schrecklichen. Er kam langſam und
geräuſchlos auf ihn zu und rief laut: Ihr habt
Rußland zugrunde gerichtet, und deshalb müßt
auch Ihr zugrunde gehen. Damit wollte er ihn
niederſtoßen. Der Soldat ſchrie auf und die
Sinne ſchwanden ihm.
Alles Suchen half nichts, man fand keine Spur
von dem Geſpenſt. Es wird angenommen, daß
ein Gegenrevolutionär unter der Maske Iwans
dieſen Schrecken unter den Soldaten verbreitet.
Die Wachen wurden verdoppelt und man hat den
Befehl gegeben, ohne Anruf auf den Fremdling
bei ſeinem Wiedererſcheinen zu ſchießen. Im
Kreml herrſcht Angſt und Aufregung und die
berüchtigte Tſcheka trifft Anſtalten, das Geſpenſt
zu ergreifen.
Der Erbauer des Eiffelturmes geſtorben.
Vor einiger Zeit ſtarb in Paris der Erbauer des
Eiffelturmes, Guſtave Eiffel im Alter von
92 Jahren. Der Turm wurde als ein Wahr-
zeichen des techniſchen Zeitalters zur Welt-
ausſtellung in Paris im Jahre 1889 erbaut. Er
iſt mit ſeinen 300 Metern das höchſte Bauwerk
der Erde. Der Turm ruht auf vier verankerten
Eiſengerüſtpfeilern, die ſich nach oben zu ver-
einigen. In der Höhe von 57 Metern birgt er
einen großen Reſtaurationsſaal, in 150 Meter
Höhe befindet ſich ein zweiter Glasſalon und in
190 Meter Höhe eine dritte Ausſichtsplattform.
Ganz oben iſt eine meteorologiſch-aſtronomiſche
Station eingerichtet.
Der Turm war urſprünglich nur als Reprä-
ſentationsbau geplant. Beſondere Bedeutung
gewann er ſeit der Einführung der Funken-
telegraphie und hat als drahtloſe Station be-
ſonders während des Krieges der franzöſiſchen
Armee wichtige Dienſte geleiſtet.
Ruſſiſche Porzellanſchätze.
Nun erlebte auch das ſeit Jahren geſchloſſene
berühmte Porzellanmuſeum der Moroſows
ſeine Wiedereröffnung. Das Muſeum gilt ſeiner
Vollſtändigkeit wegen als die reichſte Sammlung
ruſſiſcher Fayence. Neben den reichen ruſſiſchen
Porzellanſchätzen finden ſich hier auch franzö-
ſiſche, deutſche, engliſche und andere Samm-
lungen, vornehmlich aus dem 18. Jahrhundert.
Das Moroſowſche Muſeum hat aber auch wegen
ſeiner altruſſiſchen Ikonen großen Ruhm erlangt.
Die Heiligenbilder von Nowgorod aus dem
18. Jahrhundert bilden in dieſer Sonderkollektion
den wertvollſten Teil.
Kleine Nachrichten.
Auswärts.
Uraufführung einer Tſchaikowski-Oper. Von
den Opern Tſchaikowskis iſt „Mazeppa“ in
Deutſchland bisher noch nicht aufgeführt worden.
Sie gehört ſeiner letzten Periode an. Zurzeit
wird ſie überſetzt und eingerichtet; die deutſche
Uraufführung iſt noch dieſes Jahr an mehreren
deutſchen Bühnen zugleich geplant.
Iſſaye Dobrowen, der bekannte Komponiſt
und bedeutende Dirigent, bereitet für Ende
Januar an der Dresdner Oper eine vollkommene
Neueinſtudierung und Neuinſzenierung Tſchai-
kowskis „Eugene Onegin“ vor.
Ein neues ungariſches Muſikdrama.
In der
ungariſchen königlichen Oper in Budapeſt fand
dieſer Tage die Erſtaufführung des Muſikdramas
„Diana“ von Dr. Eugen Zador ſtatt. Zador iſt
derzeit Profeſſor für Kompoſitionen am Neuen
Wiener Konſervatorium. Das Erſtlingswerk des
Komponiſten, der im 28. Lebensjahr ſteht, zeugt
von Qualität und fand beim Publikum freund-
liche Aufnahme.
München.
Nationaltheater.
An Stelle der für Freitag,
den 4. Januar angeſetzten, auf ein ſpäteres
Datum verſchobenen Oper „Der arme Heinrich“
wird „Der Barbier von Bagdad“, hierauf
„Carneval“ gegeben. Die im öffentlichen Ver-
kauf gelöſten Eintrittskarten bleiben gültig oder
können bis Vorſtellungsbeginn an der Kaſſe der
Staatstheater zurückgegeben werden. (28. Vor-
ſtellung der Platzmieteabteilung I).
Münchener Kammerſpiele.
Wegen Erkrankung
des Herrn Riewe findet Freitag, den 4. Jan.
an Stelle von „Louis Ferdinand“ eine Auf-
führung von Wedekinds „Frühlings-
Erwachen ſtatt.
Luſtſpielhaus.
In der am Sonntag nachmittag
ſtattfindenden Aufführung der Lehárſchen Operete
„Die Tangokönigin“ ſpielt Frl. Lo Ethoff vom
Nollendorftheater in Berlin die Doppelrolle der
Manoletta-Manolitta auf Anſtellung.
Karl Zuckmayer hat ſeinen Vertrag mit dem
Münchener Schauſpielhaus gelöſt.
In 12. Volks-Symphonie-Konzert (Freitag, den
4. Jan., abends 7½ Uhr, in der Tonhalle) wird
unter Leitung von Dr. Friedrich Munter auf-
geführt: 1. Schillings, Symphoniſcher Prolog zu
„König Oedipus“; 2. Botho Sigward, Hektors Be-
ſtattung, Melodram nach Homer, Soliſt: Hofrat
Richard Stury; 3. Beethoven, Eroica.
Dienstag, 8. Januar, 8 Uhr, in der Tonhalle
Konzert mit dem Konzertvereins-
orcheſter unter Leitung von Generalmuſik-
direktor Dr. Rudolf Siegel (Krefeld), veran-
ſtaltet von der Münchner Volksbühne
(Nr. 7901—8800; 18901—20300).
Karten für weitere Mitglieder auf der Ge-
ſchäftsſtelle, Weinſtraße 13.
Promenadekonzerte mit Tanz.
Samstag, 5. Januar, 8 Uhr, in den Räumen
der Tonhalle das erſte der für München
neuen Promenadekonzerte mit Tanz.
Dieſe Abende ſind der Förderung und Hebung
guter Unterhaltungsmuſik und des deutſchen bür-
gerlichen Tanzes gewidmet. Im Intereſſe der
künſtleriſchen Idee ſind ausgeſprochen moderne
Tänze nicht geſtattet. Das Programm des erſten
Abends enthält Werke von Johann Strauß
(Fledermaus-Ouverture, Wein, Weib und Geſang-
Walzer, Sängerluſt-Polka, Morgenblätter-Walzer,
Aus der Heimat-Polka-Mazurka, An der ſchö-
nen blauen Donau-Walzer, Fledermaus-Qua-
drille und Radetzky-Marſch); von Joſeph
Lanner (Die Schönbrunner-Walzer) und
Ziehrer (Weana Madln-Walzer). Als Inter-
mezzo: Schuberts Ballettmuſik aus Roſamunde.
Die Leitung des vollſtändigen Konzert-
vereinsorcheſters hat Kapellmeiſter Franz
Werther. Es wird noch beſonders darauf
hingewieſen, daß ein Reſtaurations- und Toilet-
lenzwang nicht beſteht. (Für Herren dunkler
Anzug erwünſcht.)
Karten bei Bauer, Hieber, Oberpollinger und
an der Abendkaſſe (Tonhaße).
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(2021-09-13T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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