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Allgemeine Zeitung, Nr. 4, 4. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] kein Schweizer daran henken, hier landwirthschaftliche Kulturen zu
betreiben. Sie mögen herkommen, auch temporairen Aufent-
halt machen, aber als Kaufleute für Handelsverkehr, und um
nachher in ihr glükliches Vaterland zurükzukehren.



Niederlande.


Im Verlaufe der Debatten über die Fi-
nanzgeseze hatten einige nördliche Abgeordnete, auf den Fall eines
Verwerfens derselben, dem Könige eine diktatorische Gewalt zuge-
sprochen. Sie wollten, so wie der Finanzminister, von keiner
transitorischen Maaßregel hören, sie erklärten sie vielmehr für ver-
fassungswidrig, und suchten dieses aus den Artikeln des Grund-
gesezes zu beweisen, in denen von der Feststellung der gewöhnli-
chen Einnahmen und Ausgaben auf zehn Jahre die Rede ist. In-
dessen spricht der 124ste Artikel ausdrüklich von der dem Könige
überlassenen Fakultät, auch innerhalb des Dezenniums Aenderun-
gen an den Steuergesezen vorzuschlagen, und wenn nun gar der
Finanzminister des Monarchen persönliche Gesinnung vorschüzte
und wiederholt betheuerte, Se. Majestät würden sich zu keiner
transitorischen Maaßregel verstehen, so konnte man auch in diesem
Versuche, die Opposition einzuschüchtern, nur eines von den Mit-
teln erbliken, mit denen die Minister es sich besonders in dieser
lezten Zeit zum Systeme gemacht haben, an ihrer Stelle des Kö-
nigs geheiligte Person Preis zu geben, und so eine Würde zu kom-
promittiren, die es ihre erste Sorge seyn sollte, unverlezt zu er-
halten. Ultraministerielle Blätter predigten nun, nachdem die
Steuergeseze verworfen worden, schon wieder die Nothwendigkeit
eines Staatsstreiches; die Macht der konstitutionellen Grundsäze
hat indessen auch hier gesiegt, denn am 21 d. wurde der zweiten
Kammer eine königliche Botschaft mitgetheilt, welcher zwei Ent-
würfe provisorischer Steuergeseze zur Dekung der gewöhnlichen
sowol als der außergewöhnlichen Ausgaben beigefügt waren. In
freudiger Anerkennung dieses verfassungsmäßigen Schrittes ergrif
die Opposition gerne diesen Anlaß, um zu beweisen, daß sie kei-
neswegs den Gang der Regierung eigensinnig hemmen will. Am
23 d. stimmten von 101 anwesenden Abgeordneten 100 für die
beiden Entwürfe, über deren unvermeidliche Mängel nun bereit-
willig weggesehen wurde; der einzige Hr. v. Stassart wollte sei-
nem Oppositionssysteme nichts vergeben. Man darf vielleicht diese
Abstimmung als eine Einleitung zu einer Annäherung der bisher
feindselig gegenüberstehenden Theile ansehen, wenigstens müssen
die nördlichen Abgeordneten, die in der Opposition nur Ruhestö-
rer und Unheilstifter argwohnten, nun zu billigeren Gesinnungen
zurükkehren, denn gerade solche rastlose Vertheidiger der katholi-
schen, dem ungegründeten Verdachte am meisten ausgesezten Sache
wie Hr. Sasse van Ysselt aus Nordbrabant, sprachen sich kurz und
freimüthig für unbedingte Annahme der Entwürfe aus. Mit Dank
wurde auch von dieser Seite anerkannt, daß schon in diesen pro-
visorischen Gesezen die verhaßte Mahlsteuer abgeschaft ist. Ihr
Ertrag wird zwar einstweilen vollständig durch eine Erhöhung der
andern Accisen ersezt, gegen welche früher Manches bemerkt wor-
den war; doch soll diese Erhöhung nur für Wein und Zuker zehn-
jährig seyn, für die andern Gegenstände aber durch die im künf-
tigen Jahre zu erlassenden definitiven Steuergeseze entweder ab-
geschaft oder ermäßigt, und durch Auflagen auf bisher unbesteuerte
Artikel ersezt werden. Dieses ist denn auch der wesentliche Un-
terschied zwischen den nun angenommenen und den früher verwor-
[Spaltenumbruch] fenen Gesezen; ein Unterschied der leicht im künftigen Jahre eine
nördliche Opposition herbeiführen könnte, weil man mit der Be-
steuerung einiger bedeutenden Handelsartikel, als Kaffee, Thee etc.
einen neuen Versuch machen zu wollen scheint. -- In derselben
Sizung vom 23 wurde das in der Sizung vom 27 November
verworfene Grundsteuer-Vertheilungsgesez durch 85 gegen 17
meist nördliche Stimmen angenommen, nachdem die Regierung
zugestanden hatte, daß die 123,541 Gulden, die den, hauptsächlich
aus verkauften Domainen erwachsenen Mehrbetrag der gegenwär-
tigen Steuersummen gegen die ursprünglich angesezten 16,028,160
Gulden bilden, als Entlastungsfonds zum Vortheile der zu hoch
besteuerten Distrikte verwendet werden sollen. Doch wurde mit
Recht noch über einige Dunkelheit geklagt. -- Gestern sollten die
Debatten über die Motion des Hrn. de Secus beginnen, über
welche ich in meinem Schreiben vom 29 Nov. berichtete; dieser
Deputirte war indessen mit seinen Antworten auf die, Tags vor-
her in den Sektionen gemachten Bemerkungen noch nicht fertig,
und so vertagte sich die Kammer auf den 18 Januar. -- In der
ersten Kammer sind sämtliche Finanzgeseze, über welche die Ab-
geordneten in den Sizungen vom 19 und 23 abgestimmt hatten,
ohne bedeutende Opposition angenommen worden. Die Krisis, die
alle Gemüther eine Zeitlang in Bewegung gehalten, ist also nun
überstanden.

Deutschland.

Die hier errichtete Lebensversicherungs-
bank für Deutschland beschließt das erste Jahr ihrer Wirksamkeit mit
folgenden erfreulichen Resultaten: Die Summe aller Anmeldungen
beträgt 2,971,400 Rthlr., wovon abgeschlossen sind 2,374,500 Rthlr.,
die Zahl der Versicherten ist überhaupt 1293. Davon sind nach den
eingegangenen Nachrichten 11 gestorben, und diese haben dadurch,
daß sie ihr Leben versicherten, ihren Erben 12,800 Rthlr. zugewen-
det. Die detaillirte Rechnung wird im Laufe des Monats Fe-
bruar öffentlich abgelegt werden können, und durch die eventuellen
Ueberschüsse (Dividende) Jedermann anschaulich machen, wie sehr
diese Anstalt durch Entfernung aller Gewinnsucht und Willkühr
die Lebensversicherung erleichtert. Die wirklichen drei Ausschüsse
sind eingesezt und zu Vorstehern derselben sind gewählt worden:
in Erfurt der Regierungssekretair Straube, in Gotha der ge-
heime Regierungsrath Stieler, in Weimar der Oberkonsistorial-
Direktor Peucer. Die Wahl des Dirigenten des Vorstandes ist
auf den Staatsrath Krause in Erfurt gefallen. Die Gewählten
haben die Stellen angenommen, und der provisorische Ausschuß
hat hierauf sein Amt niedergelegt.

Rußland.

Ueber die neulich statt gehabten Erdstöße bemerkt ein Peters-
burger Blatt
, daß sie in Rußland auf einer Streke von 600 bis
700 Wersten in der Richtung von Norden nach Süden und von
Osten nach Westen verspürt worden sind. Bis jezt waren über
dieses Naturereigniß aus 22 Orten Berichte eingelaufen. Die
Stöße fanden alle früh Morgens statt; am frühesten um 3 Uhr
in Otschakoff, und am spätesten um 5 Uhr 45 Minuten in Cho-
rol (Pultawa), an den übrigen Orten am häufigsten zwischen 3
und 4 Uhr; die kürzeste Dauer derselben war 40 Sekunden in
Cherson, und die längste 10 Minuten in Chorol; in Ismail und
Reny spürte man Abends 8 Uhr eine abermalige Erschütterung,
die 11/2 und 2 Minuten dauerte.

Im nächsten Jahre werden in Rußland 38 Tagblätter und Zei-
schriften erscheinen; davon in St. Petersburg 24, in Moskau 11,
in Kasan 1, in Odessa 1 und in Tiflis 1.

[Spaltenumbruch] kein Schweizer daran henken, hier landwirthſchaftliche Kulturen zu
betreiben. Sie mögen herkommen, auch temporairen Aufent-
halt machen, aber als Kaufleute für Handelsverkehr, und um
nachher in ihr glükliches Vaterland zurükzukehren.



Niederlande.


Im Verlaufe der Debatten über die Fi-
nanzgeſeze hatten einige nördliche Abgeordnete, auf den Fall eines
Verwerfens derſelben, dem Könige eine diktatoriſche Gewalt zuge-
ſprochen. Sie wollten, ſo wie der Finanzminiſter, von keiner
tranſitoriſchen Maaßregel hören, ſie erklärten ſie vielmehr für ver-
faſſungswidrig, und ſuchten dieſes aus den Artikeln des Grund-
geſezes zu beweiſen, in denen von der Feſtſtellung der gewöhnli-
chen Einnahmen und Ausgaben auf zehn Jahre die Rede iſt. In-
deſſen ſpricht der 124ſte Artikel ausdrüklich von der dem Könige
überlaſſenen Fakultät, auch innerhalb des Dezenniums Aenderun-
gen an den Steuergeſezen vorzuſchlagen, und wenn nun gar der
Finanzminiſter des Monarchen perſönliche Geſinnung vorſchüzte
und wiederholt betheuerte, Se. Majeſtät würden ſich zu keiner
tranſitoriſchen Maaßregel verſtehen, ſo konnte man auch in dieſem
Verſuche, die Oppoſition einzuſchüchtern, nur eines von den Mit-
teln erbliken, mit denen die Miniſter es ſich beſonders in dieſer
lezten Zeit zum Syſteme gemacht haben, an ihrer Stelle des Kö-
nigs geheiligte Perſon Preis zu geben, und ſo eine Würde zu kom-
promittiren, die es ihre erſte Sorge ſeyn ſollte, unverlezt zu er-
halten. Ultraminiſterielle Blätter predigten nun, nachdem die
Steuergeſeze verworfen worden, ſchon wieder die Nothwendigkeit
eines Staatsſtreiches; die Macht der konſtitutionellen Grundſäze
hat indeſſen auch hier geſiegt, denn am 21 d. wurde der zweiten
Kammer eine königliche Botſchaft mitgetheilt, welcher zwei Ent-
würfe proviſoriſcher Steuergeſeze zur Dekung der gewöhnlichen
ſowol als der außergewöhnlichen Ausgaben beigefügt waren. In
freudiger Anerkennung dieſes verfaſſungsmäßigen Schrittes ergrif
die Oppoſition gerne dieſen Anlaß, um zu beweiſen, daß ſie kei-
neswegs den Gang der Regierung eigenſinnig hemmen will. Am
23 d. ſtimmten von 101 anweſenden Abgeordneten 100 für die
beiden Entwürfe, über deren unvermeidliche Mängel nun bereit-
willig weggeſehen wurde; der einzige Hr. v. Staſſart wollte ſei-
nem Oppoſitionsſyſteme nichts vergeben. Man darf vielleicht dieſe
Abſtimmung als eine Einleitung zu einer Annäherung der bisher
feindſelig gegenüberſtehenden Theile anſehen, wenigſtens müſſen
die nördlichen Abgeordneten, die in der Oppoſition nur Ruheſtö-
rer und Unheilſtifter argwohnten, nun zu billigeren Geſinnungen
zurükkehren, denn gerade ſolche raſtloſe Vertheidiger der katholi-
ſchen, dem ungegründeten Verdachte am meiſten ausgeſezten Sache
wie Hr. Saſſe van Yſſelt aus Nordbrabant, ſprachen ſich kurz und
freimüthig für unbedingte Annahme der Entwürfe aus. Mit Dank
wurde auch von dieſer Seite anerkannt, daß ſchon in dieſen pro-
viſoriſchen Geſezen die verhaßte Mahlſteuer abgeſchaft iſt. Ihr
Ertrag wird zwar einſtweilen vollſtändig durch eine Erhöhung der
andern Acciſen erſezt, gegen welche früher Manches bemerkt wor-
den war; doch ſoll dieſe Erhöhung nur für Wein und Zuker zehn-
jährig ſeyn, für die andern Gegenſtände aber durch die im künf-
tigen Jahre zu erlaſſenden definitiven Steuergeſeze entweder ab-
geſchaft oder ermäßigt, und durch Auflagen auf bisher unbeſteuerte
Artikel erſezt werden. Dieſes iſt denn auch der weſentliche Un-
terſchied zwiſchen den nun angenommenen und den früher verwor-
[Spaltenumbruch] fenen Geſezen; ein Unterſchied der leicht im künftigen Jahre eine
nördliche Oppoſition herbeiführen könnte, weil man mit der Be-
ſteuerung einiger bedeutenden Handelsartikel, als Kaffee, Thee ꝛc.
einen neuen Verſuch machen zu wollen ſcheint. — In derſelben
Sizung vom 23 wurde das in der Sizung vom 27 November
verworfene Grundſteuer-Vertheilungsgeſez durch 85 gegen 17
meiſt nördliche Stimmen angenommen, nachdem die Regierung
zugeſtanden hatte, daß die 123,541 Gulden, die den, hauptſächlich
aus verkauften Domainen erwachſenen Mehrbetrag der gegenwär-
tigen Steuerſummen gegen die urſprünglich angeſezten 16,028,160
Gulden bilden, als Entlaſtungsfonds zum Vortheile der zu hoch
beſteuerten Diſtrikte verwendet werden ſollen. Doch wurde mit
Recht noch über einige Dunkelheit geklagt. — Geſtern ſollten die
Debatten über die Motion des Hrn. de Sécus beginnen, über
welche ich in meinem Schreiben vom 29 Nov. berichtete; dieſer
Deputirte war indeſſen mit ſeinen Antworten auf die, Tags vor-
her in den Sektionen gemachten Bemerkungen noch nicht fertig,
und ſo vertagte ſich die Kammer auf den 18 Januar. — In der
erſten Kammer ſind ſämtliche Finanzgeſeze, über welche die Ab-
geordneten in den Sizungen vom 19 und 23 abgeſtimmt hatten,
ohne bedeutende Oppoſition angenommen worden. Die Kriſis, die
alle Gemüther eine Zeitlang in Bewegung gehalten, iſt alſo nun
überſtanden.

Deutſchland.

Die hier errichtete Lebensverſicherungs-
bank für Deutſchland beſchließt das erſte Jahr ihrer Wirkſamkeit mit
folgenden erfreulichen Reſultaten: Die Summe aller Anmeldungen
beträgt 2,971,400 Rthlr., wovon abgeſchloſſen ſind 2,374,500 Rthlr.,
die Zahl der Verſicherten iſt überhaupt 1293. Davon ſind nach den
eingegangenen Nachrichten 11 geſtorben, und dieſe haben dadurch,
daß ſie ihr Leben verſicherten, ihren Erben 12,800 Rthlr. zugewen-
det. Die detaillirte Rechnung wird im Laufe des Monats Fe-
bruar öffentlich abgelegt werden können, und durch die eventuellen
Ueberſchüſſe (Dividende) Jedermann anſchaulich machen, wie ſehr
dieſe Anſtalt durch Entfernung aller Gewinnſucht und Willkühr
die Lebensverſicherung erleichtert. Die wirklichen drei Ausſchüſſe
ſind eingeſezt und zu Vorſtehern derſelben ſind gewählt worden:
in Erfurt der Regierungsſekretair Straube, in Gotha der ge-
heime Regierungsrath Stieler, in Weimar der Oberkonſiſtorial-
Direktor Peucer. Die Wahl des Dirigenten des Vorſtandes iſt
auf den Staatsrath Krauſe in Erfurt gefallen. Die Gewählten
haben die Stellen angenommen, und der proviſoriſche Ausſchuß
hat hierauf ſein Amt niedergelegt.

Rußland.

Ueber die neulich ſtatt gehabten Erdſtöße bemerkt ein Peters-
burger Blatt
, daß ſie in Rußland auf einer Streke von 600 bis
700 Werſten in der Richtung von Norden nach Süden und von
Oſten nach Weſten verſpürt worden ſind. Bis jezt waren über
dieſes Naturereigniß aus 22 Orten Berichte eingelaufen. Die
Stöße fanden alle früh Morgens ſtatt; am früheſten um 3 Uhr
in Otſchakoff, und am ſpäteſten um 5 Uhr 45 Minuten in Cho-
rol (Pultawa), an den übrigen Orten am häufigſten zwiſchen 3
und 4 Uhr; die kürzeſte Dauer derſelben war 40 Sekunden in
Cherſon, und die längſte 10 Minuten in Chorol; in Ismail und
Reny ſpürte man Abends 8 Uhr eine abermalige Erſchütterung,
die 1½ und 2 Minuten dauerte.

Im nächſten Jahre werden in Rußland 38 Tagblätter und Zei-
ſchriften erſcheinen; davon in St. Petersburg 24, in Moskau 11,
in Kaſan 1, in Odeſſa 1 und in Tiflis 1.

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[15/0007] kein Schweizer daran henken, hier landwirthſchaftliche Kulturen zu betreiben. Sie mögen herkommen, auch temporairen Aufent- halt machen, aber als Kaufleute für Handelsverkehr, und um nachher in ihr glükliches Vaterland zurükzukehren. Niederlande. * Haag, 25 Dec. Im Verlaufe der Debatten über die Fi- nanzgeſeze hatten einige nördliche Abgeordnete, auf den Fall eines Verwerfens derſelben, dem Könige eine diktatoriſche Gewalt zuge- ſprochen. Sie wollten, ſo wie der Finanzminiſter, von keiner tranſitoriſchen Maaßregel hören, ſie erklärten ſie vielmehr für ver- faſſungswidrig, und ſuchten dieſes aus den Artikeln des Grund- geſezes zu beweiſen, in denen von der Feſtſtellung der gewöhnli- chen Einnahmen und Ausgaben auf zehn Jahre die Rede iſt. In- deſſen ſpricht der 124ſte Artikel ausdrüklich von der dem Könige überlaſſenen Fakultät, auch innerhalb des Dezenniums Aenderun- gen an den Steuergeſezen vorzuſchlagen, und wenn nun gar der Finanzminiſter des Monarchen perſönliche Geſinnung vorſchüzte und wiederholt betheuerte, Se. Majeſtät würden ſich zu keiner tranſitoriſchen Maaßregel verſtehen, ſo konnte man auch in dieſem Verſuche, die Oppoſition einzuſchüchtern, nur eines von den Mit- teln erbliken, mit denen die Miniſter es ſich beſonders in dieſer lezten Zeit zum Syſteme gemacht haben, an ihrer Stelle des Kö- nigs geheiligte Perſon Preis zu geben, und ſo eine Würde zu kom- promittiren, die es ihre erſte Sorge ſeyn ſollte, unverlezt zu er- halten. Ultraminiſterielle Blätter predigten nun, nachdem die Steuergeſeze verworfen worden, ſchon wieder die Nothwendigkeit eines Staatsſtreiches; die Macht der konſtitutionellen Grundſäze hat indeſſen auch hier geſiegt, denn am 21 d. wurde der zweiten Kammer eine königliche Botſchaft mitgetheilt, welcher zwei Ent- würfe proviſoriſcher Steuergeſeze zur Dekung der gewöhnlichen ſowol als der außergewöhnlichen Ausgaben beigefügt waren. In freudiger Anerkennung dieſes verfaſſungsmäßigen Schrittes ergrif die Oppoſition gerne dieſen Anlaß, um zu beweiſen, daß ſie kei- neswegs den Gang der Regierung eigenſinnig hemmen will. Am 23 d. ſtimmten von 101 anweſenden Abgeordneten 100 für die beiden Entwürfe, über deren unvermeidliche Mängel nun bereit- willig weggeſehen wurde; der einzige Hr. v. Staſſart wollte ſei- nem Oppoſitionsſyſteme nichts vergeben. Man darf vielleicht dieſe Abſtimmung als eine Einleitung zu einer Annäherung der bisher feindſelig gegenüberſtehenden Theile anſehen, wenigſtens müſſen die nördlichen Abgeordneten, die in der Oppoſition nur Ruheſtö- rer und Unheilſtifter argwohnten, nun zu billigeren Geſinnungen zurükkehren, denn gerade ſolche raſtloſe Vertheidiger der katholi- ſchen, dem ungegründeten Verdachte am meiſten ausgeſezten Sache wie Hr. Saſſe van Yſſelt aus Nordbrabant, ſprachen ſich kurz und freimüthig für unbedingte Annahme der Entwürfe aus. Mit Dank wurde auch von dieſer Seite anerkannt, daß ſchon in dieſen pro- viſoriſchen Geſezen die verhaßte Mahlſteuer abgeſchaft iſt. Ihr Ertrag wird zwar einſtweilen vollſtändig durch eine Erhöhung der andern Acciſen erſezt, gegen welche früher Manches bemerkt wor- den war; doch ſoll dieſe Erhöhung nur für Wein und Zuker zehn- jährig ſeyn, für die andern Gegenſtände aber durch die im künf- tigen Jahre zu erlaſſenden definitiven Steuergeſeze entweder ab- geſchaft oder ermäßigt, und durch Auflagen auf bisher unbeſteuerte Artikel erſezt werden. Dieſes iſt denn auch der weſentliche Un- terſchied zwiſchen den nun angenommenen und den früher verwor- fenen Geſezen; ein Unterſchied der leicht im künftigen Jahre eine nördliche Oppoſition herbeiführen könnte, weil man mit der Be- ſteuerung einiger bedeutenden Handelsartikel, als Kaffee, Thee ꝛc. einen neuen Verſuch machen zu wollen ſcheint. — In derſelben Sizung vom 23 wurde das in der Sizung vom 27 November verworfene Grundſteuer-Vertheilungsgeſez durch 85 gegen 17 meiſt nördliche Stimmen angenommen, nachdem die Regierung zugeſtanden hatte, daß die 123,541 Gulden, die den, hauptſächlich aus verkauften Domainen erwachſenen Mehrbetrag der gegenwär- tigen Steuerſummen gegen die urſprünglich angeſezten 16,028,160 Gulden bilden, als Entlaſtungsfonds zum Vortheile der zu hoch beſteuerten Diſtrikte verwendet werden ſollen. Doch wurde mit Recht noch über einige Dunkelheit geklagt. — Geſtern ſollten die Debatten über die Motion des Hrn. de Sécus beginnen, über welche ich in meinem Schreiben vom 29 Nov. berichtete; dieſer Deputirte war indeſſen mit ſeinen Antworten auf die, Tags vor- her in den Sektionen gemachten Bemerkungen noch nicht fertig, und ſo vertagte ſich die Kammer auf den 18 Januar. — In der erſten Kammer ſind ſämtliche Finanzgeſeze, über welche die Ab- geordneten in den Sizungen vom 19 und 23 abgeſtimmt hatten, ohne bedeutende Oppoſition angenommen worden. Die Kriſis, die alle Gemüther eine Zeitlang in Bewegung gehalten, iſt alſo nun überſtanden. Deutſchland. * Gotha, 31 Dec. Die hier errichtete Lebensverſicherungs- bank für Deutſchland beſchließt das erſte Jahr ihrer Wirkſamkeit mit folgenden erfreulichen Reſultaten: Die Summe aller Anmeldungen beträgt 2,971,400 Rthlr., wovon abgeſchloſſen ſind 2,374,500 Rthlr., die Zahl der Verſicherten iſt überhaupt 1293. Davon ſind nach den eingegangenen Nachrichten 11 geſtorben, und dieſe haben dadurch, daß ſie ihr Leben verſicherten, ihren Erben 12,800 Rthlr. zugewen- det. Die detaillirte Rechnung wird im Laufe des Monats Fe- bruar öffentlich abgelegt werden können, und durch die eventuellen Ueberſchüſſe (Dividende) Jedermann anſchaulich machen, wie ſehr dieſe Anſtalt durch Entfernung aller Gewinnſucht und Willkühr die Lebensverſicherung erleichtert. Die wirklichen drei Ausſchüſſe ſind eingeſezt und zu Vorſtehern derſelben ſind gewählt worden: in Erfurt der Regierungsſekretair Straube, in Gotha der ge- heime Regierungsrath Stieler, in Weimar der Oberkonſiſtorial- Direktor Peucer. Die Wahl des Dirigenten des Vorſtandes iſt auf den Staatsrath Krauſe in Erfurt gefallen. Die Gewählten haben die Stellen angenommen, und der proviſoriſche Ausſchuß hat hierauf ſein Amt niedergelegt. Rußland. Ueber die neulich ſtatt gehabten Erdſtöße bemerkt ein Peters- burger Blatt, daß ſie in Rußland auf einer Streke von 600 bis 700 Werſten in der Richtung von Norden nach Süden und von Oſten nach Weſten verſpürt worden ſind. Bis jezt waren über dieſes Naturereigniß aus 22 Orten Berichte eingelaufen. Die Stöße fanden alle früh Morgens ſtatt; am früheſten um 3 Uhr in Otſchakoff, und am ſpäteſten um 5 Uhr 45 Minuten in Cho- rol (Pultawa), an den übrigen Orten am häufigſten zwiſchen 3 und 4 Uhr; die kürzeſte Dauer derſelben war 40 Sekunden in Cherſon, und die längſte 10 Minuten in Chorol; in Ismail und Reny ſpürte man Abends 8 Uhr eine abermalige Erſchütterung, die 1½ und 2 Minuten dauerte. Im nächſten Jahre werden in Rußland 38 Tagblätter und Zei- ſchriften erſcheinen; davon in St. Petersburg 24, in Moskau 11, in Kaſan 1, in Odeſſa 1 und in Tiflis 1.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 4, 4. Januar 1830, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine04_1830/7>, abgerufen am 21.11.2024.