Allgemeine Zeitung, Nr. 4, 4. Januar 1830.[Spaltenumbruch]
und mit der angemessenen Behandlung der Sklaven, wird er [Spaltenumbruch]
und mit der angemeſſenen Behandlung der Sklaven, wird er <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement"> <floatingText> <body> <div type="jVarious" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0006" n="14"/><cb/> und mit der angemeſſenen Behandlung der Sklaven, wird er<lb/> genöthigt ſeyn, einen Verwalter für die Beſorgung ſeiner Be-<lb/> ſizungen anzuſtellen, und ſich ihm anzuvertrauen, was bei der<lb/> Schwierigkeit völlig zutrauenswerthe Perſonen zu finden, oft große<lb/> Nachtheile mit ſich führt. Nehmen wir hingegen an, was am<lb/> wahrſcheinlichſten der Fall iſt, der Ankömmling finde kein jene<lb/> wünſchbaren Eigenſchaften vereinbarendes Beſizthum zu kaufen.<lb/> Was ſoll er dann thun? Des Wartens und Zeitverluſtes müde,<lb/> wird er ſich entſchließen, das erſte ſo ſich darbietet, zu erkaufen, in<lb/> der Hofnung, er möge durch Kenntniſſe und durch Fleiß, was ſei-<lb/> nem Beſizthume mangelt, erſezen. Dis aber wäre, wir ſtehen<lb/> nicht an es auszuſprechen, der ſicherſte Weg zum Verderben. Gleich<lb/> unzuläſſig würde es ſeyn, wenn er ſich entſchlöſſe, die Regierung<lb/> um Ueberlaſſung von Grundſtüken anzuſprechen. Die Schwierig-<lb/> keit bei Seite gelaſſen, daß es heutzutage ſchwer hält ſolche vefüg,<lb/> bare Ländereien zu finden, welche die erforderlichen Eigenſchaften<lb/> haben für Unternehmungen, wie hier davon die Rede iſt, wie ſoll<lb/> er ſeine Einrichtungen treffen? Es iſt hier nicht wie in Europa,<lb/> wo mittelſt Geld die Taglöhner leicht mögen erhalten werden, de-<lb/> ren man für nöthige Arbeiten bedarf; die Indolenz oder beſſer ge-<lb/> ſagt die Trägheit der untern Volksklaſſe hier zu Land iſt ſo groß,<lb/> daß man mit dem Geld in der Hand ſie nicht zum Arbeiten brin-<lb/> gen kan. Faſt ohne Bedürfniß der Kleidung und mit der ſchlech-<lb/> teſten Nahrung vorlieb nehmend, können ſie durch ein momentanes<lb/> Bedürfniß vielleicht zur Arbeit um Lohn angetrieben werden; aber<lb/> ſobald dieſes befriedigt iſt, kommen ſie nicht wieder, und darum<lb/> kan Niemand auf ſie zählen. Der Europäer iſt demnach genöthigt,<lb/> ſich Sklaven zu verſchaffen. Soll er da die neu von der afrikani-<lb/> ſchen Küſte eingetroffenen kaufen? Allein dieſe verſtehen die Spra-<lb/> che nicht, und wiſſen nicht anzugreifen, ſie müſſen Alles erſt ler-<lb/> nen, man muß ſie arbeiten lehren, und es vergeht mindeſtens ein<lb/> Jahr, ehe man nur etwas auf ihre Arbeit ſich verlaſſen kan. Soll<lb/> er bereits unterrichtete Sklaven kaufen? Bei der Gewißheit, daß<lb/> der Sklavenhandel mit dem gegenwärtigen Jahre aufhört, wird,<lb/> auch abgeſehen vom hohen Preiſe, Niemand, der gute Sklaven<lb/> hat, ſie verkaufen, es geſchähe denn um dringenden Bedarfs wil-<lb/> len; man findet alſo nur ſchlechte und verdorbene Sklaven zu kau-<lb/> fen; mit dieſen aber wird man gewiß keine guten Einrichtungen<lb/> gründen. Nehmen wir jedoch vollends an, es ſey dem Ankömm-<lb/> ling gelungen alle dieſe Schwierigkeiten zu beſiegen; er ſey im<lb/> Beſize eines guten Grundſtüks, und er habe das Glük gehabt ſich<lb/> gute Sklaven kaufen zu können; wer ſoll ihm für die zu treffen-<lb/> den Einrichtungen Anleitung geben? Die Nachbarn etwa? Auf<lb/> dieſe darf er am wenigſten rechnen. Sie ſind eiferſüchtig, da ſie<lb/> ſehen, daß ihm Mittel zu Gebote ſtehen, und ſie glauben allzeit,<lb/> er ſey reicher als er in der That iſt; ſo ſuchen ſie ihn denn alle<lb/> nur irre zu führen, überall werden ihm heimlich Schlingen gelegt,<lb/> und er muß ſtets auf ſeiner Hut ſeyn. Bedarf er ihrer, ſo laſſen<lb/> ſie ſich ihre Hülfe mit Gold aufwiegen; ſeine Arbeiten gehen nicht<lb/> vorwärts, und er mag ſich glüklich ſchäzen, wenn er keine falſchen<lb/> Vorkehrungen getroffen, keine unnüzen oder ſchädlichen Arbeiten<lb/> unternommen hat; denn bei landwirthſchaftlichen Unternehmungen<lb/> kan ein im Anfange begangener Irrthum große Nachtheile herbei-<lb/> führen, die man erſt wahrnimmt, wenn alle Hülfe zu ſpät kommt,<lb/> oder unverhältnißmäßige Koſten verurſacht. In jedem Falle wird<lb/> er für ſeine eigene und für die Nahrung ſeiner Sklaven viel Geld<lb/> verwenden müſſen, denn er kan gewiß ſeyn, daß achtzehn Monate<lb/><cb/> vergehen, bevor er ſie aus eigenen Erzeugniſſen nähren kan; endlich<lb/> dann nach drei bis vier Jahren von Mühe, Sorgen und phyſiſchen<lb/> ſowol als moraliſchen Plagen, findet er vielleicht, daß ſeine Mittel<lb/> erſchöpft ſind, und zu ſpät wird er einſehen lernen, daß für alle<lb/> gebrachten Opfer ihm nur ein ſchlechtes Beſizthum zu Theil ge-<lb/> worden iſt, worauf er kaum leben kan. Er wird dadurch entmu-<lb/> thigt, und leicht mögen ſich nun auch Krankheiten einſtellen, die<lb/> ihn vielleicht wegraffen. Nicht beſſer ginge es ihm, wenn er ſtatt<lb/> als Eigenthümer zu arbeiten, als Morador ſich auf einem ange-<lb/> meſſenen Grundſtüke, für das er einen Pacht zahlen wollte, ein-<lb/> richten würde. Die nochmals große Schwierigkeit ungerechnet ein<lb/> ſolches Grundſtük zu finden, da die beſten bereits beſezt ſind, wie<lb/> ſoll er ſich dabei benehmen? Wenn er es urbar und zum Anbau<lb/> fähig gemacht hat, wenn er die nothwendigen Gebäude zur Woh-<lb/> nung für ſich und die Sklaven entweder hat aufführen laſſen oder<lb/> dieſelben ſelbſt aufgeführt hat, ſo ſieht er ſich nun dem Neide<lb/> und der Eiferſucht der übrigen Moradores der Nachbarſchaft aus-<lb/> geſezt, die ihn auf jegliche Weiſe neken, plagen und am Ende auf<lb/> alle Frucht ſeiner Arbeit zu verzichten nöthigen. Nichts kan un-<lb/> ſicherer ſeyn, als das Eigenthum eines Moradors, indem der Ei-<lb/> genthümer ihn aus bloßer Laune zwingen kan, ſeine Beſizung zu<lb/> verlaſſen, ohne daß auch nur eine Widerrede möglich iſt. Noch<lb/> größer und ſchneller muß das Verderben derer ſeyn, die durch<lb/> täuſchende Vorſpieglungen, wie ſie in Europa ſo vielfältig wieder-<lb/> hallen, verleitet, ihr Vaterland mit dem Glauben verlaſſen haben,<lb/> im fernen Auslande werde es ihnen leicht ſeyn ſich zu bereichern;<lb/> wenn vollends die alſo Auswandernden ohne pekuniaire Hülfsmit-<lb/> tel und ohne Talente ſind, womit ſie ſich Unterhalt erwerben möch-<lb/> ten. Kaum ſind dieſe Unglüklichen gelandet, ſo haben ſie mit<lb/> dem größten Elende zu kämpfen, und mögen ſich glüklich ſchäzen,<lb/> wenn eine mildthätige Hand ſie vom Hungertode rettet. Wir ha-<lb/> ben ein ſehr augenfälliges Beiſpiel dieſer Art in den unglüklichen<lb/> deutſchen Auswanderern vor Augen, die in Europa nach Rio de<lb/> Janeiro eingeſchift wurden, und neuerlich an der Nordküſte dieſer<lb/> Provinz ans Land geſezt wurden; täglich trift man ſie, Männer,<lb/> Weiber und Kinder, bettelnd in den Straßen von Récif an. Die<lb/> Unkenntniß der Landesſprache iſt ein Hinderniß, warum ſie nicht<lb/> angeſtellt werden können. Verſtänden ſie dieſelbe aber auch, was<lb/> ſollten ſie alsdann anfangen? Alles, was ſie hoffen können, iſt,<lb/> daß ihnen gelingen möge, einen Eigenthümer zu finden, der ſie<lb/> auf ſeiner Beſizung gebrauchen wollte, gegen Abreichung der Nah-<lb/> rung einzig nur, um nach Abfluß von ein oder zwei Jahren eines<lb/> ſolchen Noviziats, ſie als Unteraufſeher der Sklaven zu behalten,<lb/> um den mäßigen Jahresgehalt von 300 Franken. Aber wie viel<lb/> Sorgen und Mühen müſſen nicht erduldet werden bis man dahin<lb/> gelangt iſt? Und was geſchieht daun? Was man alltäglich unter<lb/> den Unglüklichen ſieht, die als geborne Portugieſen in dieſes Land<lb/> kommen. Nach etlichen Jahren eines beſchwerlichen und elenden<lb/> Daſeyns fühlen ſie ſich entmuthigt; um ſich zu betäuben, ergeben<lb/> ſie ſich dem Trunk, ihre Kräfte ſchwinden, ſie werden krank, und<lb/> gehen elendiglich zu Grunde. Dis iſt das unvermeidliche Schikſal,<lb/> welches jeden Europäer erwartet, der durch lügenhafte Täuſchun-<lb/> gen verleitet in dieſes Land kommt. Der Militairdienſt, welcher<lb/> in andern Ländern ein Auskunftsmittel ſeyn kan, iſt hier zu Land<lb/> keines, wo dem gemeinen Soldaten gar keine Ausſicht auf Beför-<lb/> derung geöfnet iſt. Wohl iſt Braſilien ein ſchönes Land, reich<lb/> an Naturgeſchenken, aber bei ſeinem gegenwärtigen Zuſtande darf<lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [14/0006]
und mit der angemeſſenen Behandlung der Sklaven, wird er
genöthigt ſeyn, einen Verwalter für die Beſorgung ſeiner Be-
ſizungen anzuſtellen, und ſich ihm anzuvertrauen, was bei der
Schwierigkeit völlig zutrauenswerthe Perſonen zu finden, oft große
Nachtheile mit ſich führt. Nehmen wir hingegen an, was am
wahrſcheinlichſten der Fall iſt, der Ankömmling finde kein jene
wünſchbaren Eigenſchaften vereinbarendes Beſizthum zu kaufen.
Was ſoll er dann thun? Des Wartens und Zeitverluſtes müde,
wird er ſich entſchließen, das erſte ſo ſich darbietet, zu erkaufen, in
der Hofnung, er möge durch Kenntniſſe und durch Fleiß, was ſei-
nem Beſizthume mangelt, erſezen. Dis aber wäre, wir ſtehen
nicht an es auszuſprechen, der ſicherſte Weg zum Verderben. Gleich
unzuläſſig würde es ſeyn, wenn er ſich entſchlöſſe, die Regierung
um Ueberlaſſung von Grundſtüken anzuſprechen. Die Schwierig-
keit bei Seite gelaſſen, daß es heutzutage ſchwer hält ſolche vefüg,
bare Ländereien zu finden, welche die erforderlichen Eigenſchaften
haben für Unternehmungen, wie hier davon die Rede iſt, wie ſoll
er ſeine Einrichtungen treffen? Es iſt hier nicht wie in Europa,
wo mittelſt Geld die Taglöhner leicht mögen erhalten werden, de-
ren man für nöthige Arbeiten bedarf; die Indolenz oder beſſer ge-
ſagt die Trägheit der untern Volksklaſſe hier zu Land iſt ſo groß,
daß man mit dem Geld in der Hand ſie nicht zum Arbeiten brin-
gen kan. Faſt ohne Bedürfniß der Kleidung und mit der ſchlech-
teſten Nahrung vorlieb nehmend, können ſie durch ein momentanes
Bedürfniß vielleicht zur Arbeit um Lohn angetrieben werden; aber
ſobald dieſes befriedigt iſt, kommen ſie nicht wieder, und darum
kan Niemand auf ſie zählen. Der Europäer iſt demnach genöthigt,
ſich Sklaven zu verſchaffen. Soll er da die neu von der afrikani-
ſchen Küſte eingetroffenen kaufen? Allein dieſe verſtehen die Spra-
che nicht, und wiſſen nicht anzugreifen, ſie müſſen Alles erſt ler-
nen, man muß ſie arbeiten lehren, und es vergeht mindeſtens ein
Jahr, ehe man nur etwas auf ihre Arbeit ſich verlaſſen kan. Soll
er bereits unterrichtete Sklaven kaufen? Bei der Gewißheit, daß
der Sklavenhandel mit dem gegenwärtigen Jahre aufhört, wird,
auch abgeſehen vom hohen Preiſe, Niemand, der gute Sklaven
hat, ſie verkaufen, es geſchähe denn um dringenden Bedarfs wil-
len; man findet alſo nur ſchlechte und verdorbene Sklaven zu kau-
fen; mit dieſen aber wird man gewiß keine guten Einrichtungen
gründen. Nehmen wir jedoch vollends an, es ſey dem Ankömm-
ling gelungen alle dieſe Schwierigkeiten zu beſiegen; er ſey im
Beſize eines guten Grundſtüks, und er habe das Glük gehabt ſich
gute Sklaven kaufen zu können; wer ſoll ihm für die zu treffen-
den Einrichtungen Anleitung geben? Die Nachbarn etwa? Auf
dieſe darf er am wenigſten rechnen. Sie ſind eiferſüchtig, da ſie
ſehen, daß ihm Mittel zu Gebote ſtehen, und ſie glauben allzeit,
er ſey reicher als er in der That iſt; ſo ſuchen ſie ihn denn alle
nur irre zu führen, überall werden ihm heimlich Schlingen gelegt,
und er muß ſtets auf ſeiner Hut ſeyn. Bedarf er ihrer, ſo laſſen
ſie ſich ihre Hülfe mit Gold aufwiegen; ſeine Arbeiten gehen nicht
vorwärts, und er mag ſich glüklich ſchäzen, wenn er keine falſchen
Vorkehrungen getroffen, keine unnüzen oder ſchädlichen Arbeiten
unternommen hat; denn bei landwirthſchaftlichen Unternehmungen
kan ein im Anfange begangener Irrthum große Nachtheile herbei-
führen, die man erſt wahrnimmt, wenn alle Hülfe zu ſpät kommt,
oder unverhältnißmäßige Koſten verurſacht. In jedem Falle wird
er für ſeine eigene und für die Nahrung ſeiner Sklaven viel Geld
verwenden müſſen, denn er kan gewiß ſeyn, daß achtzehn Monate
vergehen, bevor er ſie aus eigenen Erzeugniſſen nähren kan; endlich
dann nach drei bis vier Jahren von Mühe, Sorgen und phyſiſchen
ſowol als moraliſchen Plagen, findet er vielleicht, daß ſeine Mittel
erſchöpft ſind, und zu ſpät wird er einſehen lernen, daß für alle
gebrachten Opfer ihm nur ein ſchlechtes Beſizthum zu Theil ge-
worden iſt, worauf er kaum leben kan. Er wird dadurch entmu-
thigt, und leicht mögen ſich nun auch Krankheiten einſtellen, die
ihn vielleicht wegraffen. Nicht beſſer ginge es ihm, wenn er ſtatt
als Eigenthümer zu arbeiten, als Morador ſich auf einem ange-
meſſenen Grundſtüke, für das er einen Pacht zahlen wollte, ein-
richten würde. Die nochmals große Schwierigkeit ungerechnet ein
ſolches Grundſtük zu finden, da die beſten bereits beſezt ſind, wie
ſoll er ſich dabei benehmen? Wenn er es urbar und zum Anbau
fähig gemacht hat, wenn er die nothwendigen Gebäude zur Woh-
nung für ſich und die Sklaven entweder hat aufführen laſſen oder
dieſelben ſelbſt aufgeführt hat, ſo ſieht er ſich nun dem Neide
und der Eiferſucht der übrigen Moradores der Nachbarſchaft aus-
geſezt, die ihn auf jegliche Weiſe neken, plagen und am Ende auf
alle Frucht ſeiner Arbeit zu verzichten nöthigen. Nichts kan un-
ſicherer ſeyn, als das Eigenthum eines Moradors, indem der Ei-
genthümer ihn aus bloßer Laune zwingen kan, ſeine Beſizung zu
verlaſſen, ohne daß auch nur eine Widerrede möglich iſt. Noch
größer und ſchneller muß das Verderben derer ſeyn, die durch
täuſchende Vorſpieglungen, wie ſie in Europa ſo vielfältig wieder-
hallen, verleitet, ihr Vaterland mit dem Glauben verlaſſen haben,
im fernen Auslande werde es ihnen leicht ſeyn ſich zu bereichern;
wenn vollends die alſo Auswandernden ohne pekuniaire Hülfsmit-
tel und ohne Talente ſind, womit ſie ſich Unterhalt erwerben möch-
ten. Kaum ſind dieſe Unglüklichen gelandet, ſo haben ſie mit
dem größten Elende zu kämpfen, und mögen ſich glüklich ſchäzen,
wenn eine mildthätige Hand ſie vom Hungertode rettet. Wir ha-
ben ein ſehr augenfälliges Beiſpiel dieſer Art in den unglüklichen
deutſchen Auswanderern vor Augen, die in Europa nach Rio de
Janeiro eingeſchift wurden, und neuerlich an der Nordküſte dieſer
Provinz ans Land geſezt wurden; täglich trift man ſie, Männer,
Weiber und Kinder, bettelnd in den Straßen von Récif an. Die
Unkenntniß der Landesſprache iſt ein Hinderniß, warum ſie nicht
angeſtellt werden können. Verſtänden ſie dieſelbe aber auch, was
ſollten ſie alsdann anfangen? Alles, was ſie hoffen können, iſt,
daß ihnen gelingen möge, einen Eigenthümer zu finden, der ſie
auf ſeiner Beſizung gebrauchen wollte, gegen Abreichung der Nah-
rung einzig nur, um nach Abfluß von ein oder zwei Jahren eines
ſolchen Noviziats, ſie als Unteraufſeher der Sklaven zu behalten,
um den mäßigen Jahresgehalt von 300 Franken. Aber wie viel
Sorgen und Mühen müſſen nicht erduldet werden bis man dahin
gelangt iſt? Und was geſchieht daun? Was man alltäglich unter
den Unglüklichen ſieht, die als geborne Portugieſen in dieſes Land
kommen. Nach etlichen Jahren eines beſchwerlichen und elenden
Daſeyns fühlen ſie ſich entmuthigt; um ſich zu betäuben, ergeben
ſie ſich dem Trunk, ihre Kräfte ſchwinden, ſie werden krank, und
gehen elendiglich zu Grunde. Dis iſt das unvermeidliche Schikſal,
welches jeden Europäer erwartet, der durch lügenhafte Täuſchun-
gen verleitet in dieſes Land kommt. Der Militairdienſt, welcher
in andern Ländern ein Auskunftsmittel ſeyn kan, iſt hier zu Land
keines, wo dem gemeinen Soldaten gar keine Ausſicht auf Beför-
derung geöfnet iſt. Wohl iſt Braſilien ein ſchönes Land, reich
an Naturgeſchenken, aber bei ſeinem gegenwärtigen Zuſtande darf
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(2022-02-11T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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