Allgemeine Zeitung, Nr. 6, 6. Januar 1830.Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Mittwoch Nro. 6. 6 Januar 1830.Großbritannien. (Schreiben aus London.) -- Frankreich. (Schreiben aus Lyon.) -- Niederlande. (Schreiben aus Amsterdam.) -- Deutsch- land. -- Rußland. -- Polen. (Schreiben aus Warschau.) -- Oestreich. (Schreiben aus Wien.) -- Beilage Nro. 6. Der Woll- handel. -- Zeitungen in der Levante. -- Schreiben aus London über Mexico. -- Ankündigungen. [Spaltenumbruch] Großbritannien. London, 24 Dec. Konsol. 3 Proz. 95; russische Fonds 1091/4; Am 23 Dec. beschäftigte eine zweite Anklage gegen die Heraus- Das Morning Journal vom 24 Dec. behauptet, daß mit Nachrichten aus London vom 26 Dec. zufolge ward noch ein Auch der Redakteur des Atlas ward einer Schmähung gegen ** London, 24 Dec. Der Agent des Prinzen Leopold von Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Mittwoch Nro. 6. 6 Januar 1830.Großbritannien. (Schreiben aus London.) — Frankreich. (Schreiben aus Lyon.) — Niederlande. (Schreiben aus Amſterdam.) — Deutſch- land. — Rußland. — Polen. (Schreiben aus Warſchau.) — Oeſtreich. (Schreiben aus Wien.) — Beilage Nro. 6. Der Woll- handel. — Zeitungen in der Levante. — Schreiben aus London über Mexico. — Ankündigungen. [Spaltenumbruch] Großbritannien. London, 24 Dec. Konſol. 3 Proz. 95; ruſſiſche Fonds 109¼; Am 23 Dec. beſchäftigte eine zweite Anklage gegen die Heraus- Das Morning Journal vom 24 Dec. behauptet, daß mit Nachrichten aus London vom 26 Dec. zufolge ward noch ein Auch der Redakteur des Atlas ward einer Schmähung gegen ** London, 24 Dec. Der Agent des Prinzen Leopold von <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/> <front> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#g">Allgemeine Zeitung.</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"><hi rendition="#g">Mit allerhöchſten Privilegien</hi>.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate><hi rendition="#g">Mittwoch</hi><hi rendition="#aq">N<hi rendition="#uu"><hi rendition="#sup">ro.</hi></hi></hi> 6. 6 <hi rendition="#g">Januar</hi> 1830.</docDate> </docImprint> </titlePage> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="contents" n="1"> <list> <item>Großbritannien. (Schreiben aus London.)</item> <item> — Frankreich. (Schreiben aus Lyon.)</item> <item> — Niederlande. (Schreiben aus Amſterdam.)</item> <item> — Deutſch-<lb/> land.</item> <item> — Rußland.</item> <item> — Polen. (Schreiben aus Warſchau.)</item> <item> — Oeſtreich. 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Majeſtät<lb/> kürzlich eine auffallende Kälte gegen Se. Herrl. den Herzog von<lb/> Wellington gezeigt habe. Nun ſoll Se. Majeſtät ſich bitter dar-<lb/> über beklagen, daß die Miniſter ihn in eine ſolche Lage verſezt ha-<lb/> ben, daß er nicht mehr das Vergnügen haben könne, ſich ſeinem<lb/> Volke zu zeigen. Georg <hi rendition="#aq">IV</hi> war immer ein populairer Monarch.<lb/> Wenn es jezt anders iſt, ſo iſt ſein herrſchſüchtiger Miniſter daran<lb/> Schuld. Wir bedauern dieſes Verhältniß ausnehmend; aber die<lb/> öffentliche Meynung iſt ein aufgeregtes Meer, aus einer Menge<lb/> von Urſachen, die obgleich anfangs unbemerklich, doch oft zu furcht-<lb/> baren Kataſtrophen führen. Wir bedauern die Lage unſeres alten<lb/> und verehrten Monarchen; es gibt aber zu heftige Schmerzen,<lb/> als daß ſie blos durch geheime Thränen gemildert werden könnten.<lb/> Für dieſe Schmerzen muß man eine andere Art von Stillung ſu-<lb/> chen. Offenbar hat noch nie ein ſo ehrgeiziger und gefährlicher<lb/> Miniſter auf England gelaſtet, wie der Herzog von Wellington;<lb/> wenn aber ſein Einfluß auf das Gemüth Sr. Majeſtät noch ſo<lb/> groß iſt, wie man geſagt hat, dann ſind wir gewiß, daß die Na-<lb/> tionalſympathie von freien Stüken zu dem Monarchen zurükkehren<lb/> wird. Mit Hülfe dieſer Sympathie und der Redlichkeit ſeiner<lb/> Abſichten wird der König wieder hinreichende Kraft und Muth zur<lb/> Sprengung ſeiner Ketten, und zur Entfernung treuloſer Räthe<lb/> von ſeinem Throne finden, und dann in der öffentlichen Meynung<lb/> wieder die Stellung gewinnen, die dem Könige eines freien Vol-<lb/> kes gebührt.“</quote></cit> Nach einer dreiſtündigen Berathung erklärte die<lb/> Jury die Angeklagten der Schmähung gegen Se. Majeſtät und<lb/> nicht gegen deren Miniſter ſchuldig. In Rükſicht auf die Hize<lb/> und Erbitterung der Parteien zur Zeit der Bekanntmachung die-<lb/> ſes Artikels empfahl ſie aber die Angeklagten dringend der Nach-<lb/> ſicht des Gerichtshofes.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Morning Journal</hi> vom 24 Dec. behauptet, daß mit<lb/> ſolchen gerichtlichen Vorgängen es noch vor einem Jahre mit der<lb/> Preßfreiheit in England zu Ende ſeyn werde. Die <hi rendition="#g">Times</hi> drü-<lb/> ken den Wunſch aus, daß die <hi rendition="#g">Tendenz</hi> prozeſſe aus der engli-<lb/> ſchen Geſezgebung eben ſo, wie aus dem franzöſiſchen Geſezbuche<lb/> vertilgt werden möchten. 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Eine<lb/> Geſchäftsreiſe nach den Agrikulturdiſtrikten des nördlichen Englands<lb/> hat mich überzeugt, daß die Schilderungen über die ſchwierige ja<lb/> bedenkliche Lage der Akerbauintereſſenten nicht übertrieben und die<lb/> Verarmung, mithin die Armentaxen in Zunahme ſind. Meh-<lb/> rere einſichtsvolle Gutsbeſizer verſtändigten ſich ſchon frühzeitig<lb/> mit ihren Pächtern, und verminderten ohne Aufforderung den<lb/> Pachtzius beträchtlich. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß<lb/> die beiden lezten ungünſtigen Erndten, hauptſächlich die des Jah-<lb/> res 1828, welche dem Lande im Durchſchnitt ein Viertheil min-<lb/> dern Ertrag als ein gewöhnliches Getreidejahr lieferte, vorzüglich zu<lb/> den gegenwärtigen ungünſtigen Verhältniſſen beitrugen; das zu vorei-<lb/> lige geſezliche Verbot der Cirkulation von Ein-Pfund Banknoten ver-<lb/> größerte das Uebel noch weſentlich. Merkwürdig iſt ein von der Grand<lb/> Jury (einer in dem hieſigen Lande immer ſehr wichtigen Autorität) von<lb/> Kent vor einigen Tagen an den Herzog von Wellington gerichtetes<lb/> Schreiben, worin es unter Anderm heißt: <cit><quote>„die Noth herrſche jezt<lb/> unter allen Klaſſen im Lande in einem ſo hohen und beiſpiello-<lb/> ſen Grade, daß ſie nicht blos dem Intereſſe von Einzelnen Ge-<lb/> fahr drohe, ſondern ſogar in einem nicht mehr entfernten Zeit-<lb/> punkte ernſthafte Folgen auf das Nationalwohl äußern müſſe,“</quote></cit><lb/> oder mit andern Worten, daß nicht nur die großen Landeigenthü-<lb/> mer auf einen Theil ihrer Einkünfte würden verzichten, ſondern<lb/> auch troz dieſer Verminderung eine höhere Armenſteuer tragen<lb/> müſſen, denn ſchon jezt nehmen die Armen auf mittlerem Boden<lb/> im Lande 25 Proz. vom reinen Ertrage des Gutsbeſizers in An-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.
Mittwoch Nro. 6. 6 Januar 1830.
Großbritannien. (Schreiben aus London.)
— Frankreich. (Schreiben aus Lyon.)
— Niederlande. (Schreiben aus Amſterdam.)
— Deutſch-
land.
— Rußland.
— Polen. (Schreiben aus Warſchau.)
— Oeſtreich. (Schreiben aus Wien.)
— Beilage Nro. 6.
Der Woll-
handel.
— Zeitungen in der Levante.
— Schreiben aus London über Mexico.
— Ankündigungen.
Großbritannien.
London, 24 Dec.
Konſol. 3 Proz. 95; ruſſiſche Fonds 109¼;
braſiliſche 69⅜; portugieſiſche 58½; chiliſche 28; columbiſche
26⅝; mexicaniſche 25⅜; peruaniſche 17¾; Cortes 10¼.
Am 23 Dec. beſchäftigte eine zweite Anklage gegen die Heraus-
geber des Morning Journal den Gerichtshof der Kingsbench. Die
bezüchtigten Stellen ſind vom 15 Mai und folgenden Inhalts:
„Wir hatten ſehr guten Grund zu verſichern, daß Se. Majeſtät
kürzlich eine auffallende Kälte gegen Se. Herrl. den Herzog von
Wellington gezeigt habe. Nun ſoll Se. Majeſtät ſich bitter dar-
über beklagen, daß die Miniſter ihn in eine ſolche Lage verſezt ha-
ben, daß er nicht mehr das Vergnügen haben könne, ſich ſeinem
Volke zu zeigen. Georg IV war immer ein populairer Monarch.
Wenn es jezt anders iſt, ſo iſt ſein herrſchſüchtiger Miniſter daran
Schuld. Wir bedauern dieſes Verhältniß ausnehmend; aber die
öffentliche Meynung iſt ein aufgeregtes Meer, aus einer Menge
von Urſachen, die obgleich anfangs unbemerklich, doch oft zu furcht-
baren Kataſtrophen führen. Wir bedauern die Lage unſeres alten
und verehrten Monarchen; es gibt aber zu heftige Schmerzen,
als daß ſie blos durch geheime Thränen gemildert werden könnten.
Für dieſe Schmerzen muß man eine andere Art von Stillung ſu-
chen. Offenbar hat noch nie ein ſo ehrgeiziger und gefährlicher
Miniſter auf England gelaſtet, wie der Herzog von Wellington;
wenn aber ſein Einfluß auf das Gemüth Sr. Majeſtät noch ſo
groß iſt, wie man geſagt hat, dann ſind wir gewiß, daß die Na-
tionalſympathie von freien Stüken zu dem Monarchen zurükkehren
wird. Mit Hülfe dieſer Sympathie und der Redlichkeit ſeiner
Abſichten wird der König wieder hinreichende Kraft und Muth zur
Sprengung ſeiner Ketten, und zur Entfernung treuloſer Räthe
von ſeinem Throne finden, und dann in der öffentlichen Meynung
wieder die Stellung gewinnen, die dem Könige eines freien Vol-
kes gebührt.“ Nach einer dreiſtündigen Berathung erklärte die
Jury die Angeklagten der Schmähung gegen Se. Majeſtät und
nicht gegen deren Miniſter ſchuldig. In Rükſicht auf die Hize
und Erbitterung der Parteien zur Zeit der Bekanntmachung die-
ſes Artikels empfahl ſie aber die Angeklagten dringend der Nach-
ſicht des Gerichtshofes.
Das Morning Journal vom 24 Dec. behauptet, daß mit
ſolchen gerichtlichen Vorgängen es noch vor einem Jahre mit der
Preßfreiheit in England zu Ende ſeyn werde. Die Times drü-
ken den Wunſch aus, daß die Tendenz prozeſſe aus der engli-
ſchen Geſezgebung eben ſo, wie aus dem franzöſiſchen Geſezbuche
vertilgt werden möchten. Die andern Journale, mit Ausnahme
des Courier, tadeln einſtimmig den verfolgenden Geiſt, den das
Miniſterium, wie ſie ſagen, bei dieſem Anlaß an den Tag gelegt
habe.
Nachrichten aus London vom 26 Dec. zufolge ward noch ein
vierter Prozeß gegen das Morning Journal wegen eines Ar-
tikels gegen den Herzog v. Wellington bei der Kingsbench verhan-
delt, in Folge deſſen die Jury nach kurzer Berathſchlagung die
HH. Alexander und Iſaakſon, Eigenthümer, und Marſen, Her-
ausgeber des Journals, für ſchuldig erklärte.
Auch der Redakteur des Atlas ward einer Schmähung gegen
den Lordkanzler für ſchuldig erklärt; aber die Jury empfahl ihn
der Barmherzigkeit des Gerichtshofs, da nicht ganz offenbar ſey,
daß er die Abſicht gehabt, dem Kanzler Unrecht zu thun.
** London, 24 Dec.
Der Agent des Prinzen Leopold von
Koburg hat kürzlich allen Pächtern auf den Gütern des Prin-
zen 15 Prozent von ihrem disjährigen Pachtzinſe erlaſſen; ein
Schritt der in dieſem Jahre faſt allgemein von den großen Land-
eigenthümern gethan wird, und in der That nur zu ihrem eignen
Nuzen gereicht, indem dieſe von den Zeitverhältniſſen gebotene
Milde ihnen ihre Pächter zahlungsfähig und anſäßig erhält. Eine
Geſchäftsreiſe nach den Agrikulturdiſtrikten des nördlichen Englands
hat mich überzeugt, daß die Schilderungen über die ſchwierige ja
bedenkliche Lage der Akerbauintereſſenten nicht übertrieben und die
Verarmung, mithin die Armentaxen in Zunahme ſind. Meh-
rere einſichtsvolle Gutsbeſizer verſtändigten ſich ſchon frühzeitig
mit ihren Pächtern, und verminderten ohne Aufforderung den
Pachtzius beträchtlich. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß
die beiden lezten ungünſtigen Erndten, hauptſächlich die des Jah-
res 1828, welche dem Lande im Durchſchnitt ein Viertheil min-
dern Ertrag als ein gewöhnliches Getreidejahr lieferte, vorzüglich zu
den gegenwärtigen ungünſtigen Verhältniſſen beitrugen; das zu vorei-
lige geſezliche Verbot der Cirkulation von Ein-Pfund Banknoten ver-
größerte das Uebel noch weſentlich. Merkwürdig iſt ein von der Grand
Jury (einer in dem hieſigen Lande immer ſehr wichtigen Autorität) von
Kent vor einigen Tagen an den Herzog von Wellington gerichtetes
Schreiben, worin es unter Anderm heißt: „die Noth herrſche jezt
unter allen Klaſſen im Lande in einem ſo hohen und beiſpiello-
ſen Grade, daß ſie nicht blos dem Intereſſe von Einzelnen Ge-
fahr drohe, ſondern ſogar in einem nicht mehr entfernten Zeit-
punkte ernſthafte Folgen auf das Nationalwohl äußern müſſe,“
oder mit andern Worten, daß nicht nur die großen Landeigenthü-
mer auf einen Theil ihrer Einkünfte würden verzichten, ſondern
auch troz dieſer Verminderung eine höhere Armenſteuer tragen
müſſen, denn ſchon jezt nehmen die Armen auf mittlerem Boden
im Lande 25 Proz. vom reinen Ertrage des Gutsbeſizers in An-
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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