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Allgemeine Zeitung, Nr. 6, vom 7. Januar 1924.

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Montag, den 7. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 8.
Wirtschafts-Zeitung.
Die Bedeutung der Renten-
bank für die Wirtschafts-
und Finanzverfassung des
Deutschen Reiches.

Der nachstehende Aufsatz des be-
kannten Sozialpolitikers bringt einige
Gesichtspunkte zur Frage der Ren-
tenmark, die uns beachtenswert er-
scheinen, auch wenn man ihnen nicht
zustimmen will. Wir geben daher den
Ausführungen gern Raum.
Die Handelsschriftleitung der
"Allgemeinen Zeitung".

Die Rentenmark, die zunächst Bodenmark
heißen sollte. war ursprünglich als neue
Währung gedacht, als gesetzlicher Ersatz
der Papiermark. Dieser Plan ist fallen ge-
lassen.

Die Rentenmark ist nicht Währung, ist
nicht gesetzliches Zahlungsmittel, sondern ein
freies Zahlungsmittel, dessen Beliebtheit
und Kurs sich nach Angebot und Nachfrage,
reguliert durch amtliches Eingreifen richtet.
Trotzdem hofft man, daß sie von starkem,
besserndem Einflusse auf die deutsche Wäh-
rung sein wird und allmählich an die Stelle
der Papiermark tritt, um als wertbe-
ständiges
Zahlungsmittel die unbedingt
nötige Beruhigung des Wirtschaftlebens zu
bringen, deren Fehlen zu allgemeinem Stocken
des Verkehrs, zur ungenügenden Versorgung
der Städte mit dem nötigsten Lebensbedarfe,
zu Hunger und Aufruhr zu führen drohte.

Der erste und wichtigste Zweck,
der Rentenbank und ihrer Noten war die
Ueberführung der Ernte von den Erzeugern
zu den Verbrauchern. Die Landwirte weiger-
ten sich, gegen die schwindende Papiermark
ihre Früchte abzugeben. Sie verlangten Zah-
lung in einem Gelde, das ihnen auch nach
Wochen und Monaten ermöglicht, den Erlös
gegen Güter ihres Bedarfes einzutauschen.

Die Rentenmark ist im Grunde ein amor-
tisierter Pfandbrief.
Nur ist der Weg
hier umgekehrt. Die Rentenbank gibt zu-
nächst die auf Rentenmark lautenden No-
ten
als Zahlungsmittel aus, in erster Li-
nie auf dem Wege des Kredites an das Reich
und an die Reichsbank (diesen zur Weiter-
begebung an die Privatwirtschaft), und
sichert die Wertbeständigkeit dieses Gel-
des
durch die Verpflichtung der Einlösung
gegen unverzinsliche Rentenbriefe.

Diese Maßnahme ist gewiß nicht schlecht
dem Bedürfnisse des Landwirzes angepaßt.
Die Hypothek- und Grundschuld ist ihm ver-
traut, der Rentepfandbrief. eine all-
gemein beliebte Kapitalsanlage geworden.

Man durfte also hoffen, daß auch die neuen
Rentenbriefe, beruhend auf einer Grund-
schuld von 4% des Goldertragswertes auf
allen zu Erwerbszwecken benutzten deutschen
Boden den Landwirten sympatisch sein
würden.

Aber man muß sich klar darüber sein, daß
diese Beliebtheit die Rentenmark aus
dem Verkehr
bringen wird. Denn niemand
wird größere Beträge der unvezinslichen
Noten hinlegen. Sondern wer der Rentenmark
vertraut, wird die Noten gegen die mit 5%
verzinsten Rentenbriefe eintauschen.

Wenn die Rentenmark den in erster Linie
erstrebten Ersatz hat, so wird sie zur Ka-
pitalsanlage
werden und damit auf-
hören. Zahlungsmittel zu sein. Denn die
Rentenbank kann nicht beliebig viele Noten
ausgebn, sondern ist an die Höchstsumme
von 3.2 Milliarden Mark gebunden. Wenn
diese ausgegeben sind, so ist die "Schaffung
von Geld" zu Ende.

Solange nun alle öffentlichen Kassen die
Rentenmark zu gleichem Kurse wie die
Goldmark annehmen, wird sie diesen
Kurs behaupten. Sie könnte wohl auch ohne
das einen entsprechenden Wert halten, so-
lange die Angst vor der Papiermark wirksam
ist. Aber es ist klar, daß der hohe Stand des
neuen Geldes seine Wertbeständigkeit auf
dem immer niedrigeren Stande, auf dem
Wertschwunde des alten Geldes beruht. Die
Wertbeständigkeit der Rentenmark hat zur
Voraussetzung, daß noch große Mengen von
Reichsbank auf dem Markte sind.

Diese Voraussetzung soll geändert wer-
den. Die Notenpresse für das Reich
wird stillgelegt: die umlaufenden Papier-
noten werden durch Entwertung immer
weniger, auch wenn sie nicht eingezogen
werden.

Der Gedanke, daß die Rentenmark zur Stüt-
rung der Papiermark dienen könne, ist ganz
irrig: sie wird im Gegenteil ihr den Gna-
denstoß geben. Die Gehälter und Löhne
werden in Rentenmark gezahlt. In Kurzem
wird das alte Papiergeld verschwunden sein
und die Rentenmark den Verkehr allgemein
beherrschen. So ist der Plan. Ob es nicht
auch anders kommt, das ist die Frage.

Denn das Grundübel, an dem unsene
Währung krankt, bleibt bestehen. Die Nach-
frage nach Lebensbedarf ist weit größer als
das Angebot. Diesem Uebel hat man bisher
mit Vermehrung des Papiergeldes und der
Bezüge der zwei Drittel des Volkes, die in
fremdem Dienste arbeiten, zu steuern ver-
sucht.

Vergeblich: denn durch die Notenpresse
wird dem zu geringen Gütervorrate nicht ein
Stück zugesetzt. Die Vermehrung der Pa-
piergeldsummen aber, die sich gegen diesen
gleichbleibenden Gütervorrat teuschen möch-
ten, kann nur die Wirkung haben, daß die
Preise entsprechend in die Höhe gehen. Diese
Tendenz zur Geldentwertung wird natürlich
wesentlich verstärkt durch die wachsende
Verschuldung des Reiches, das seine Aus-
gaben nicht einmal mehr zu einem Hundert-
stel durch Einnahmen deckt, sowie durch die
außenpolitischen Vorgänge.

[Spaltenumbruch]

Die politische Entwicklung läßt sich nicht
vorhersagen. Doch wird man gut tun, keine
rosigen Erwartungen an ihrem Einfluß zu
knüpfen. Die Verschuldung des Rei-
ches wächst.
Ein Hauptgrund für die
Gründung der Notenbank ist der Umstand,
daß das Deutsche Reich auf dem Wege der
Notenpresse keine Schulden mehr machen
konnte. Je riesiger die Beträge der diskon-
tierten Schatzwechsel anschwollen, desto ge-
ringer wurde der Goldwert der Gesamt-
summe.

Schon Mitte November war die Trillionen-
summe nur noch einige Hunderttausend
Dollar wert, und in wenigen Wochen mußte
das Reich schuldenfrei- und zahlungsun-
fähig sein.

Deswegen erhält es jetzt von der Renten-
bank ein Darlehen von insgesamt 1200
Millionen. davon 300 Millionen zinslos, 900
Millionen gegen 6% Jahreszins. Das ist min-
destens zehnmal soviel, als die bisherigen
Papiermarkschulden ausmachen -- vorausge-
setzt, daß die Rentenmark wirklich den Wert
einer Goldmark behält.

Notwendig wäre natürlich dabei auch, daß
eine völlige Sanierung der Reichs-
finanzen
erfolgte, und daß das deutsche
Volk in gleicher Weise seinen Privat-
Gesamt-Haushalt
ausgleicht, das
heißt seine Ausgaben mit den Einnahmen,
den Verbrauch mit der Erzeugung in Einklang
bringt. Die Aussichten für beides sind leider
nur gering.

Volk und Staat leben im ganzne weit
über die Mittel.
Neben Versailles und
Ruhrbesetzung richtet auch das Mißver-
hältnis von Erzeugung und Ver-
brauch
unsere Wirtschaft zu Grunde.
(Schluss folgt.)



Der Reichsbankpräsident
zur Finanzlage.

Reichsbankprä-
sident Dr. Schacht ist von seiner Reise
nach London zurückgekehrt und in Hoek van
Holland angekommen, wo ein Vertreter des
Amsterdamer "Telegraaf" eine Unterre-
dung
mit ihm hatte.

Dr. Schacht bezeichnete seine Londoner
Reise als einen selbstverständlichen Akt
reiner Höflichkeit. Mit der Aufnahme, die er
in England gefunden hat, ist er, wie er sich
äußerte, sehr zufrieden.

Auf weitere Fragen antwortete Reichsbank-
präsident Dr. Schacht, es habe keinen Zweck,
Ansichten über die allgemeine Lage zu
äußern, denn von Meinungen habe das Volk
nichts. Es sei deshalb ausschließlich auf die
Tatsachen acht zu geben.

Im Augenblicke sei niemand bereit,
dem deutschen Volke finanziell zu helfen.
Deutschland sei, um aus der Not herauszu-
kommen, auf sich selber angewiesen.
Ein Lichtblick sei, daß die Verhältnisse im
Monat Dezember vollkommen normal geblie-
ben seien.

Ueber die Rheinische Goldnoten-
bank,
deren Schicksal nach der Ablehnung,
die aus Paris eingegangen ist, ja wohl ent-
schieden sein dürfte, äußerte sich Dr. Schacht
äußerst pessimistisch.


Herabsetzung der Kalipreise.

Der Reichskalirat
beschloß im wesentlichen eine Rückkehr
zu den Vorkriegspreisen.
insbeson-
dere eine Herabsetzung der Preise für 40-
prozentige Kalidüngesalze. Maßgebend für die
Beschlußfassung war der Beschluß der deut-
schen Landwirtschaft ohne Rücksicht auf die
derzeitigen Selbstkosten der Kaliindustrie, im
Allgemeininteresse eine besondere Anregung
für die Verwendung von Kalisalzen zu geben.
Wir hatten diese Preissenkung bereits vor
einigen Tagen angekündigt.


Bankwesen.
Spende der Großbanken für die deutsche
Nothilfe.

Die Commerz- und Privatbank.
Darmstädter- und Nationalbank. Deutsche
Bank, Diskonto-Gesellschaft. Dresdner Bank,
Mitteldeutsche Creditbank, sowie die Bank-
häuser Hardy u. Co., F. W. Krause u. Co.,
Delbrück, Schickler u. Co., Dreyfuß u. Co.
und Mendelssohn u. Co. haben zur Linderung
der Not in Deutschland 700 000 Goldmark ge-
spendet. Von diesem Betrage wurden 150 000
Goldmark der Reichsgeschäftsstelle der deut-
schen Nothilfe überwiesen der Rest ist für
Berlin bestimmt. Er soll in dreimonatigen
Raten ausgeschüttet und für Speisungen, Hei-
zung, Altersfürsorge, Gesundheitspflege und
sonstige notwendige Unterstützungen be-
stehender caritativer Organisationen verwen-
det werden. Es ist zu wünschen, daß dieses
vorbildliche Vorgehen der Großbanken auch
bei den übrigen Banken Nachahmung findet.


Patentwesen.
Die Frage der deutschen Patente in Amerika.

Dem Bund der Auslandsdeutschen
wird zu dem Verlust des Prozesses, den die
amerikanische Regierung gegen die Chemical
Fondation angestrengt hatte, von seiner Ver-
trauensstelle in Amerika gekabelt: Bekannt-
lich wurde während des Krieges eine große
Anzahl wertvoller deutscher Patente, die der
Beschlagnahme anheimgefallen waren, zu
recht ungünstigen Bedingungen an die Che-
mical Fondation, eine eigens zu diesem Zweck
gegründete Gesellschaft veräußert. Die jetzige
Administration verlangte Rückgängigmachung
des Verkaufes und strengte infolge der Wei-
gerung der Käuferin einen Prozeß an, dessen
gemeldeter Ausgang in den Kreisen der deut-
schen Interessenten lebhaftes Bedauern her-
[Spaltenumbruch] vorrufen wird. Es soll allerdings gegen das
Urteil Einspruch erhoben werden und es steht
zu hoffen. daß immer noch nicht das
letzte Wort
in dieser Angelegenheit ge-
sprochen ist.


Die Hopfenernte 1923

Nach den Zusammenstellungen des Statistischen Reichsamts gibt das
endgiltige Ergebnis der Hopfenernte folgendes Bild:

[Tabelle]

Produktenberichte.
Berliner Produktenbörse vom 5. Januar.

Am
Produktenmarkt war das Geschäft bei im all-
gemeinen wenig veränderten Preisen still.
Roggen war etwas mehr angeboten. Sonst
blieb der Bedarf Mitteldeutschlands bestehen
und die in Schlesien bezahlten hohen Preise
erhielten sich, sodaß dahin die Ware ab-
strömt, die sonst für Berlin in Betracht ge-
kommen wäre. Für Weizen bleibt Sachsen
Käufer. Für Gerste erhielt sich die Nachfrage
seitens der Brauereien. In Futterstoffen, Mehl
und Hülsenfrüchten hat sich nichts geändert.

Amtliche Produktenpreise: Weizen: Mär-
kischer 170--173. Pommerscher 166--169. Schle-
sischer --. Mecklenburgischer --. Roggen:
Märkischer 146--150. Pommerscher 144--147.
Schlesischer --. Mecklenburg. --. Gerste:
Sommergerste Märkische 169--174. Schlesische
--. Hafer: Märkischer 126--132. Pommer-
scher 120--125. Schlesischer --. Mecklenbur-
gischer --. Mais: La Plata ohne Provenienz-
ang. loco Berlin waggonfrei Hamburg 173
bis 175. Weizenmehl 26--29.5. Roggen-
mehl
25--27.5. Weizenkleie 8.5. Rog-
genkleie
8.10--8.25. Raps 285--295. Lein-
saat
450--460. Viktoriaerbsen 40--42. Kleine
Speiseerbsen 22--26. Futtererbsen 17--18. Pe-
luschken 14--15. Ackerbohnen 12--14. Wicken
15--16. Blaue Lupinen --. Gelbe Lupinen 15
bis 17. Seradella 16--18. Rapskuchen 12.5.
Leinkuchen 25--26. Trockenschnitzel 8.2--8.4.
Zuckerschnitzel 10--11. Torfmelasse 8.2--8.6.


Industrie und Wirtschaft.
n. Zur Frage der Kapitalserhöhungen.

In
der a. o. G.-V. der Deutschen Wald- und
Holzindustrie-A.-G. München
wurde.
wie wir bereits an anderer Stelle berichten,
die Beschlußfassung über eine beantragte
Kapitalserhöhung auf Grund eines bemerkens-
werten Referates des Justizrates Dr. Otto
Kahn, einer auf steuergesetzlichem Gebiet
anerkannten Autorität. vertagt. Der Refe-
rent wies darauf hin. daß die neue Verord-
nung über Goldbilanzen vom 28. Dezember
1923 die Aufstellung der Inventara und Bilan-
zen in Goldmark (1 Goldmark. gl. Dollar)
vom 1. Januar 1924 an vorschreibt und weiter,
daß auf den 1. Januar 1924 eine Eröffnangs-
bilanz in Goldmark zu erstellen sei. Das
Grundkapital der Gesellschaft betrage 255 Mill.
Mark; dieses reiche nicht annähernd an das
Goldmarksvermögen heran. Es sei daher nach
den Vorschriften der Goldbilanzverordnung
an die Umstellung der Gesellschaft heranzu-
treten.

Wie diese zu erfolgen habe, und wie die
Möglichkeit eines Kapitalentwertungskontos
mit Zubußen und mit Grundkapitalsherab-
setzung zu kombinieren sei, sei heute eine
offene Frage. Die Frage der Kapitals-
erhöhung habe die neue Verordnung über-
haupt nicht berührt. Besonders sei es unklar.
ob heute noch Kapitalserhöhun-
gen in Papiermark gesetzlich zu-
lässig seien.
da Neugründungen
lediglich in Goldmark erfolgen können. Eben-
so sei es unklar, ob der Mindestbetrag einer
Aktie von 100 Goldmark auch für junge Aktien
bei bestehenden Gesellschaften gilt.

Sollte dies der Fall sein. dann müßte nach
heutigem offiziellen Umrechnungskurs eine
junge Aktie im Nennnbetrag von 100 Goldmark
einen Mindestbezugspreis von 100 Billionen
oder 23.10 Dollars erfordern. Die alten Aktien
der Gesellschaft hätten aber einen Kurswert
von lediglich über 2 Dollars. Eine Erhöhung
des Grundkapitals würde sicherlich unnütze
Kosten verursachen, da die neugeschaffenen
Stücke in kürzester Frist wieder zusammen-
gelegt werden müßten. Sobald die Verhält-

[Spaltenumbruch]
Wirtschaftszahlen.
7. Januar.
Dollar (amtl. Mittelkurs):
4,2 Billionen
Dollarschätze: 4,2 Billionen.
Goldanleihe: 4,2 Billionen.
Reichsbankdiskont: (f. wertbest. Kred.) 10 Pro-
zent.
Reichsindex für die Lebenshaltung: 1147 mil-
lardenfach (29. Dez.).
Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Kilo fein.
1 Goldmark: 1 Billion Papiermark.
Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern,
Zölle und Reichsbahn: 1 Billion.
Silberankaufspreis: 400 milliardenfach.
Großhandelsindex: 122,4 (2. Januar).

nisse sich geklärt haben, wird eine neue G.-V.
sich mit der Frage der Kapitalserhöhung be-
schäftigen.

Kohlenpreisverhandlungen.

Eine Zechen-
besitzerversammlung
in Essen, deren
Beratungen den ganzen Nachmittag hindurch
dauerten, beschloß einstimmig die Gründung
der Verteilungs- und Verkaufs-
vereinigung der Ruhrkohle,
welche
für die Zeit vom 16. Januar bis 31. Dezember
1924 Geltung haben soll. Unter ganz besonde-
ren Umständen ist auch eine Kündigung mit
besonderen Kautelen vom 1. Mai bis 1. Juli
möglich. In der Kohlenpreisfrage war man
sich darüber einig. daß eine weitere Herab-
setzung der Kohlenpreise nicht beabsichtigt
sei, da man sich ungefähr an die Weltmarkt-
preise halte. Eine Ausnahme ist lediglich bei
Brikettpreisen getroffen, welche um
etwa 3 Mark heruntergesetzt werden sollen.

Die Löhne im Kohlenbergbau.

Die Löhne
im Steinkohlenbergbau
des unbesetz-
ten Gebietes sowie im bayerischen Kohlen-
bergbau für die Zeit vom 1. bis 14. Januar
wurden im Schlichtungsverfahren im Reichs-
arbeitsministerium festgesetzt. Der Schieds-
spruch sieht eine Erhöhung des Goldlohn-
anteiles an den bestehenden Löhnen um 10
Prozent vor. Darüber hinaus wird für jede
verfahrene Schicht eine Papiermarkzulage in
dem Ausmaß gewährt, daß der Gesamtbetrag
an Gold- und Papierlohn gleich dem bis zum
31. Dezember in Geltung gewesenen Gesamt-
lohn ist. Für die mitteldeutschen Braunkohlen-
reviere wurde zwischen den Parteien eine
Vereinbarung erzielt, nach der in den Kern-
revieren der Durchschnittslohn einschließlich
der sozialen Zulagen 3.12 Mk. je Schicht be-
trägt. Hierzu tritt eine durchschnittliche Teue-
rungszulage von 93 Pfg. pro Schicht.

Die Frage der jugendlichen Erwerbslosen.

Der 15er Ausschuß des Reichstags beschäf-
tigte sich mit der Verordnung des Reichs-
arbeitsministeriums über Art und Höhe der
Unterstützung für Erwerbslose
und Kurzarbeiter. vom 24. Oktober. Ange-
nommen wurde ein Antrag. die Reichsregie-
rung zu ersuchen. Jugendliche bis zu
16 Jahren. die den Familienzuschlag der Er-
werbslosenfürsorge erhalten. in die Ver-
pflichtung zur Uebernahme von Arbeit. Be-
such der Berufsschule usw. gemäß der Ver-
ordnung vom 15. Oktober einzubeziehen und
den Familienzuschlag für Jugendliche bis zu
16 Jahren nicht in Bar an die Jugendlichen
selbst. sondern an den Haushaltungsvorstand
zu zahlen.


Viehmärkte.
Mannheimer Viehmarkt.

Der gestrige Mann-
heimer Kleinviehmarkt war im allgemeinen
von Kaufliebhabern nicht sonderlich gut be-
sucht. Das Angebot an Vieh war mehr als
ausreichend. Schafe fehlten diesmal
allerdings. Zugetrieben waren 50 Kälber, 241
Schweine und 348 Ferkel und Läufer. Es
stellten sich die Preise je 50 kg Lebend-
gewicht in Goldmark: für Kälber Ia auf 60
bis 64. IIa 58--62. IIIa 52--56. IVa 50--54.
für Schweine Ia auf 78--82. IIa 76--80.
IIIa 74--78. IVa 74--78. Va 72--74. VIa 70
bis 76. Während geringere Ferkel mit etwa
6 Goldmark und darüber je Stück bewertet
wurden, stellten sich die Preise für beste
Läufer bis zu 20 Goldmark je Stück.

Weitere Preissenkung.

Infolge des in den
letzten Tagen wieder beträchtlich gestiegenen
Viehauftriebes nach dem Zentralviehhof
sanken die Preise für Fleisch weiter.
Aus Amerika sind bedeutende Transporte
Gefrierfleisch nach Deutschland unterwegs.

Verkehr.
Einstellung der Würmsee-Dampfschiffahrt.

Wegen ganz ungenügender Benützung der
Schiffskurse wird mit Zustimmung des bayer.
Finanzministeriums die Dampfschiffahrt auf
dem Würmsee vorläufig vom 10. Januar mit
29. Februar 1924 eingestellt.

[irrelevantes Material]
Montag, den 7. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 8.
Wirtschafts-Zeitung.
Die Bedeutung der Renten-
bank für die Wirtschafts-
und Finanzverfassung des
Deutschen Reiches.

Der nachstehende Aufſatz des be-
kannten Sozialpolitikers bringt einige
Gesichtspunkte zur Frage der Ren-
tenmark, die uns beachtenswert er-
scheinen, auch wenn man ihnen nicht
zustimmen will. Wir geben daher den
Ausführungen gern Raum.
Die Handelsschriftleitung der
„Allgemeinen Zeitung“.

Die Rentenmark, die zunächst Bodenmark
heißen sollte. war ursprünglich als neue
Währung gedacht, als gesetzlicher Ersatz
der Papiermark. Dieser Plan ist fallen ge-
lassen.

Die Rentenmark ist nicht Währung, ist
nicht gesetzliches Zahlungsmittel, sondern ein
freies Zahlungsmittel, dessen Beliebtheit
und Kurs sich nach Angebot und Nachfrage,
reguliert durch amtliches Eingreifen richtet.
Trotzdem hofft man, daß sie von starkem,
besserndem Einflusse auf die deutsche Wäh-
rung sein wird und allmählich an die Stelle
der Papiermark tritt, um als wertbe-
ständiges
Zahlungsmittel die unbedingt
nötige Beruhigung des Wirtschaftlebens zu
bringen, deren Fehlen zu allgemeinem Stocken
des Verkehrs, zur ungenügenden Versorgung
der Städte mit dem nötigsten Lebensbedarfe,
zu Hunger und Aufruhr zu führen drohte.

Der erste und wichtigste Zweck,
der Rentenbank und ihrer Noten war die
Ueberführung der Ernte von den Erzeugern
zu den Verbrauchern. Die Landwirte weiger-
ten sich, gegen die schwindende Papiermark
ihre Früchte abzugeben. Sie verlangten Zah-
lung in einem Gelde, das ihnen auch nach
Wochen und Monaten ermöglicht, den Erlös
gegen Güter ihres Bedarfes einzutauschen.

Die Rentenmark ist im Grunde ein amor-
tisierter Pfandbrief.
Nur ist der Weg
hier umgekehrt. Die Rentenbank gibt zu-
nächst die auf Rentenmark lautenden No-
ten
als Zahlungsmittel aus, in erster Li-
nie auf dem Wege des Kredites an das Reich
und an die Reichsbank (diesen zur Weiter-
begebung an die Privatwirtschaft), und
sichert die Wertbeständigkeit dieses Gel-
des
durch die Verpflichtung der Einlösung
gegen unverzinsliche Rentenbriefe.

Diese Maßnahme ist gewiß nicht schlecht
dem Bedürfnisse des Landwirzes angepaßt.
Die Hypothek- und Grundschuld ist ihm ver-
traut, der Rentepfandbrief. eine all-
gemein beliebte Kapitalsanlage geworden.

Man durfte also hoffen, daß auch die neuen
Rentenbriefe, beruhend auf einer Grund-
schuld von 4% des Goldertragswertes auf
allen zu Erwerbszwecken benutzten deutschen
Boden den Landwirten sympatisch sein
würden.

Aber man muß sich klar darüber sein, daß
diese Beliebtheit die Rentenmark aus
dem Verkehr
bringen wird. Denn niemand
wird größere Beträge der unvezinslichen
Noten hinlegen. Sondern wer der Rentenmark
vertraut, wird die Noten gegen die mit 5%
verzinsten Rentenbriefe eintauschen.

Wenn die Rentenmark den in erster Linie
erstrebten Ersatz hat, so wird sie zur Ka-
pitalsanlage
werden und damit auf-
hören. Zahlungsmittel zu sein. Denn die
Rentenbank kann nicht beliebig viele Noten
ausgebn, sondern ist an die Höchstsumme
von 3.2 Milliarden Mark gebunden. Wenn
diese ausgegeben sind, so ist die „Schaffung
von Geld“ zu Ende.

Solange nun alle öffentlichen Kassen die
Rentenmark zu gleichem Kurse wie die
Goldmark annehmen, wird sie diesen
Kurs behaupten. Sie könnte wohl auch ohne
das einen entsprechenden Wert halten, so-
lange die Angst vor der Papiermark wirksam
ist. Aber es ist klar, daß der hohe Stand des
neuen Geldes seine Wertbeständigkeit auf
dem immer niedrigeren Stande, auf dem
Wertschwunde des alten Geldes beruht. Die
Wertbeständigkeit der Rentenmark hat zur
Voraussetzung, daß noch große Mengen von
Reichsbank auf dem Markte sind.

Diese Voraussetzung soll geändert wer-
den. Die Notenpresse für das Reich
wird stillgelegt: die umlaufenden Papier-
noten werden durch Entwertung immer
weniger, auch wenn sie nicht eingezogen
werden.

Der Gedanke, daß die Rentenmark zur Stüt-
rung der Papiermark dienen könne, ist ganz
irrig: sie wird im Gegenteil ihr den Gna-
denstoß geben. Die Gehälter und Löhne
werden in Rentenmark gezahlt. In Kurzem
wird das alte Papiergeld verschwunden sein
und die Rentenmark den Verkehr allgemein
beherrschen. So ist der Plan. Ob es nicht
auch anders kommt, das ist die Frage.

Denn das Grundübel, an dem unsene
Währung krankt, bleibt bestehen. Die Nach-
frage nach Lebensbedarf ist weit größer als
das Angebot. Diesem Uebel hat man bisher
mit Vermehrung des Papiergeldes und der
Bezüge der zwei Drittel des Volkes, die in
fremdem Dienste arbeiten, zu steuern ver-
ſucht.

Vergeblich: denn durch die Notenpresse
wird dem zu geringen Gütervorrate nicht ein
Stück zugesetzt. Die Vermehrung der Pa-
piergeldsummen aber, die sich gegen diesen
gleichbleibenden Gütervorrat teuschen möch-
ten, kann nur die Wirkung haben, daß die
Preise entsprechend in die Höhe gehen. Diese
Tendenz zur Geldentwertung wird natürlich
wesentlich verstärkt durch die wachsende
Verschuldung des Reiches, das seine Aus-
gaben nicht einmal mehr zu einem Hundert-
ſtel durch Einnahmen deckt, sowie durch die
außenpolitischen Vorgänge.

[Spaltenumbruch]

Die politische Entwicklung läßt sich nicht
vorhersagen. Doch wird man gut tun, keine
rosigen Erwartungen an ihrem Einfluß zu
knüpfen. Die Verschuldung des Rei-
ches wächst.
Ein Hauptgrund für die
Gründung der Notenbank ist der Umstand,
daß das Deutsche Reich auf dem Wege der
Notenpresse keine Schulden mehr machen
konnte. Je riesiger die Beträge der diskon-
tierten Schatzwechsel anschwollen, desto ge-
ringer wurde der Goldwert der Gesamt-
summe.

Schon Mitte November war die Trillionen-
summe nur noch einige Hunderttausend
Dollar wert, und in wenigen Wochen mußte
das Reich schuldenfrei- und zahlungsun-
fähig sein.

Deswegen erhält es jetzt von der Renten-
bank ein Darlehen von insgesamt 1200
Millionen. davon 300 Millionen zinslos, 900
Millionen gegen 6% Jahreszins. Das ist min-
destens zehnmal soviel, als die bisherigen
Papiermarkschulden ausmachen — vorausge-
setzt, daß die Rentenmark wirklich den Wert
einer Goldmark behält.

Notwendig wäre natürlich dabei auch, daß
eine völlige Sanierung der Reichs-
finanzen
erfolgte, und daß das deutsche
Volk in gleicher Weise seinen Privat-
Gesamt-Haushalt
ausgleicht, das
heißt seine Ausgaben mit den Einnahmen,
den Verbrauch mit der Erzeugung in Einklang
bringt. Die Aussichten für beides sind leider
nur gering.

Volk und Staat leben im ganzne weit
über die Mittel.
Neben Versailles und
Ruhrbesetzung richtet auch das Mißver-
hältnis von Erzeugung und Ver-
brauch
unsere Wirtschaft zu Grunde.
(Schluss folgt.)



Der Reichsbankpräsident
zur Finanzlage.

Reichsbankprä-
sident Dr. Schacht ist von seiner Reise
nach London zurückgekehrt und in Hoek van
Holland angekommen, wo ein Vertreter des
Amsterdamer „Telegraaf“ eine Unterre-
dung
mit ihm hatte.

Dr. Schacht bezeichnete seine Londoner
Reise als einen selbstverständlichen Akt
reiner Höflichkeit. Mit der Aufnahme, die er
in England gefunden hat, ist er, wie er sich
äußerte, sehr zufrieden.

Auf weitere Fragen antwortete Reichsbank-
präsident Dr. Schacht, es habe keinen Zweck,
Ansichten über die allgemeine Lage zu
äußern, denn von Meinungen habe das Volk
nichts. Es sei deshalb ausschließlich auf die
Tatsachen acht zu geben.

Im Augenblicke sei niemand bereit,
dem deutschen Volke finanziell zu helfen.
Deutschland sei, um aus der Not herauszu-
kommen, auf sich selber angewiesen.
Ein Lichtblick sei, daß die Verhältnisse im
Monat Dezember vollkommen normal geblie-
ben seien.

Ueber die Rheinische Goldnoten-
bank,
deren Schicksal nach der Ablehnung,
die aus Paris eingegangen ist, ja wohl ent-
schieden sein dürfte, äußerte sich Dr. Schacht
äußerst pessimistisch.


Herabsetzung der Kalipreise.

Der Reichskalirat
beschloß im wesentlichen eine Rückkehr
zu den Vorkriegspreisen.
insbeson-
dere eine Herabsetzung der Preise für 40-
prozentige Kalidüngesalze. Maßgebend für die
Beschlußfassung war der Beschluß der deut-
schen Landwirtschaft ohne Rücksicht auf die
derzeitigen Selbstkosten der Kaliindustrie, im
Allgemeininteresse eine besondere Anregung
für die Verwendung von Kalisalzen zu geben.
Wir hatten diese Preissenkung bereits vor
einigen Tagen angekündigt.


Bankwesen.
Spende der Großbanken für die deutsche
Nothilfe.

Die Commerz- und Privatbank.
Darmstädter- und Nationalbank. Deutsche
Bank, Diskonto-Gesellschaft. Dresdner Bank,
Mitteldeutsche Creditbank, sowie die Bank-
häuser Hardy u. Co., F. W. Krause u. Co.,
Delbrück, Schickler u. Co., Dreyfuß u. Co.
und Mendelssohn u. Co. haben zur Linderung
der Not in Deutschland 700 000 Goldmark ge-
spendet. Von diesem Betrage wurden 150 000
Goldmark der Reichsgeschäftsstelle der deut-
schen Nothilfe überwiesen der Rest ist für
Berlin bestimmt. Er soll in dreimonatigen
Raten ausgeschüttet und für Speisungen, Hei-
zung, Altersfürsorge, Gesundheitspflege und
sonstige notwendige Unterstützungen be-
stehender caritativer Organisationen verwen-
det werden. Es ist zu wünschen, daß dieses
vorbildliche Vorgehen der Großbanken auch
bei den übrigen Banken Nachahmung findet.


Patentwesen.
Die Frage der deutschen Patente in Amerika.

Dem Bund der Auslandsdeutschen
wird zu dem Verlust des Prozesses, den die
amerikanische Regierung gegen die Chemical
Fondation angestrengt hatte, von seiner Ver-
trauensstelle in Amerika gekabelt: Bekannt-
lich wurde während des Krieges eine große
Anzahl wertvoller deutscher Patente, die der
Beschlagnahme anheimgefallen waren, zu
recht ungünstigen Bedingungen an die Che-
mical Fondation, eine eigens zu diesem Zweck
gegründete Gesellschaft veräußert. Die jetzige
Administration verlangte Rückgängigmachung
des Verkaufes und strengte infolge der Wei-
gerung der Käuferin einen Prozeß an, dessen
gemeldeter Ausgang in den Kreisen der deut-
schen Interessenten lebhaftes Bedauern her-
[Spaltenumbruch] vorrufen wird. Es soll allerdings gegen das
Urteil Einspruch erhoben werden und es steht
zu hoffen. daß immer noch nicht das
letzte Wort
in dieser Angelegenheit ge-
sprochen ist.


Die Hopfenernte 1923

Nach den Zusammenstellungen des Statistischen Reichsamts gibt das
endgiltige Ergebnis der Hopfenernte folgendes Bild:

[Tabelle]

Produktenberichte.
Berliner Produktenbörse vom 5. Januar.

Am
Produktenmarkt war das Geschäft bei im all-
gemeinen wenig veränderten Preisen still.
Roggen war etwas mehr angeboten. Sonst
blieb der Bedarf Mitteldeutschlands bestehen
und die in Schlesien bezahlten hohen Preise
erhielten sich, sodaß dahin die Ware ab-
strömt, die sonst für Berlin in Betracht ge-
kommen wäre. Für Weizen bleibt Sachsen
Käufer. Für Gerste erhielt sich die Nachfrage
seitens der Brauereien. In Futterstoffen, Mehl
und Hülsenfrüchten hat sich nichts geändert.

Amtliche Produktenpreise: Weizen: Mär-
kischer 170—173. Pommerscher 166—169. Schle-
sischer —. Mecklenburgischer —. Roggen:
Märkischer 146—150. Pommerscher 144—147.
Schlesischer —. Mecklenburg. —. Gerste:
Sommergerste Märkische 169—174. Schlesische
—. Hafer: Märkischer 126—132. Pommer-
scher 120—125. Schlesischer —. Mecklenbur-
gischer —. Mais: La Plata ohne Provenienz-
ang. loco Berlin waggonfrei Hamburg 173
bis 175. Weizenmehl 26—29.5. Roggen-
mehl
25—27.5. Weizenkleie 8.5. Rog-
genkleie
8.10—8.25. Raps 285—295. Lein-
saat
450—460. Viktoriaerbsen 40—42. Kleine
Speiseerbsen 22—26. Futtererbsen 17—18. Pe-
luschken 14—15. Ackerbohnen 12—14. Wicken
15—16. Blaue Lupinen —. Gelbe Lupinen 15
bis 17. Seradella 16—18. Rapskuchen 12.5.
Leinkuchen 25—26. Trockenschnitzel 8.2—8.4.
Zuckerschnitzel 10—11. Torfmelasse 8.2—8.6.


Industrie und Wirtschaft.
n. Zur Frage der Kapitalserhöhungen.

In
der a. o. G.-V. der Deutschen Wald- und
Holzindustrie-A.-G. München
wurde.
wie wir bereits an anderer Stelle berichten,
die Beschlußfassung über eine beantragte
Kapitalserhöhung auf Grund eines bemerkens-
werten Referates des Justizrates Dr. Otto
Kahn, einer auf steuergesetzlichem Gebiet
anerkannten Autorität. vertagt. Der Refe-
rent wies darauf hin. daß die neue Verord-
nung über Goldbilanzen vom 28. Dezember
1923 die Aufstellung der Inventara und Bilan-
zen in Goldmark (1 Goldmark. gl. Dollar)
vom 1. Januar 1924 an vorschreibt und weiter,
daß auf den 1. Januar 1924 eine Eröffnangs-
bilanz in Goldmark zu erstellen sei. Das
Grundkapital der Gesellschaft betrage 255 Mill.
Mark; dieses reiche nicht annähernd an das
Goldmarksvermögen heran. Es sei daher nach
den Vorschriften der Goldbilanzverordnung
an die Umstellung der Gesellschaft heranzu-
treten.

Wie diese zu erfolgen habe, und wie die
Möglichkeit eines Kapitalentwertungskontos
mit Zubußen und mit Grundkapitalsherab-
setzung zu kombinieren sei, sei heute eine
offene Frage. Die Frage der Kapitals-
erhöhung habe die neue Verordnung über-
haupt nicht berührt. Besonders sei es unklar.
ob heute noch Kapitalserhöhun-
gen in Papiermark gesetzlich zu-
lässig seien.
da Neugründungen
lediglich in Goldmark erfolgen können. Eben-
so sei es unklar, ob der Mindestbetrag einer
Aktie von 100 Goldmark auch für junge Aktien
bei bestehenden Gesellschaften gilt.

Sollte dies der Fall sein. dann müßte nach
heutigem offiziellen Umrechnungskurs eine
junge Aktie im Nennnbetrag von 100 Goldmark
einen Mindestbezugspreis von 100 Billionen
oder 23.10 Dollars erfordern. Die alten Aktien
der Gesellschaft hätten aber einen Kurswert
von lediglich über 2 Dollars. Eine Erhöhung
des Grundkapitals würde sicherlich unnütze
Kosten verursachen, da die neugeschaffenen
Stücke in kürzester Frist wieder zusammen-
gelegt werden müßten. Sobald die Verhält-

[Spaltenumbruch]
Wirtſchaftszahlen.
7. Januar.
Dollar (amtl. Mittelkurs):
4,2 Billionen
Dollarschätze: 4,2 Billionen.
Goldanleihe: 4,2 Billionen.
Reichsbankdiskont: (f. wertbest. Kred.) 10 Pro-
zent.
Reichsindex für die Lebenshaltung: 1147 mil-
lardenfach (29. Dez.).
Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Kilo fein.
1 Goldmark: 1 Billion Papiermark.
Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern,
Zölle und Reichsbahn: 1 Billion.
Silberankaufspreis: 400 milliardenfach.
Großhandelsindex: 122,4 (2. Januar).

nisse sich geklärt haben, wird eine neue G.-V.
sich mit der Frage der Kapitalserhöhung be-
schäftigen.

Kohlenpreisverhandlungen.

Eine Zechen-
besitzerversammlung
in Essen, deren
Beratungen den ganzen Nachmittag hindurch
dauerten, beschloß einstimmig die Gründung
der Verteilungs- und Verkaufs-
vereinigung der Ruhrkohle,
welche
für die Zeit vom 16. Januar bis 31. Dezember
1924 Geltung haben soll. Unter ganz besonde-
ren Umständen ist auch eine Kündigung mit
besonderen Kautelen vom 1. Mai bis 1. Juli
möglich. In der Kohlenpreisfrage war man
sich darüber einig. daß eine weitere Herab-
setzung der Kohlenpreise nicht beabsichtigt
sei, da man sich ungefähr an die Weltmarkt-
preise halte. Eine Ausnahme ist lediglich bei
Brikettpreisen getroffen, welche um
etwa 3 Mark heruntergesetzt werden sollen.

Die Löhne im Kohlenbergbau.

Die Löhne
im Steinkohlenbergbau
des unbesetz-
ten Gebietes sowie im bayerischen Kohlen-
bergbau für die Zeit vom 1. bis 14. Januar
wurden im Schlichtungsverfahren im Reichs-
arbeitsministerium festgesetzt. Der Schieds-
spruch sieht eine Erhöhung des Goldlohn-
anteiles an den bestehenden Löhnen um 10
Prozent vor. Darüber hinaus wird für jede
verfahrene Schicht eine Papiermarkzulage in
dem Ausmaß gewährt, daß der Gesamtbetrag
an Gold- und Papierlohn gleich dem bis zum
31. Dezember in Geltung gewesenen Gesamt-
lohn ist. Für die mitteldeutschen Braunkohlen-
reviere wurde zwischen den Parteien eine
Vereinbarung erzielt, nach der in den Kern-
revieren der Durchschnittslohn einschließlich
der sozialen Zulagen 3.12 Mk. je Schicht be-
trägt. Hierzu tritt eine durchschnittliche Teue-
rungszulage von 93 Pfg. pro Schicht.

Die Frage der jugendlichen Erwerbslosen.

Der 15er Ausschuß des Reichstags beschäf-
tigte sich mit der Verordnung des Reichs-
arbeitsministeriums über Art und Höhe der
Unterstützung für Erwerbslose
und Kurzarbeiter. vom 24. Oktober. Ange-
nommen wurde ein Antrag. die Reichsregie-
rung zu ersuchen. Jugendliche bis zu
16 Jahren. die den Familienzuschlag der Er-
werbslosenfürsorge erhalten. in die Ver-
pflichtung zur Uebernahme von Arbeit. Be-
such der Berufsschule usw. gemäß der Ver-
ordnung vom 15. Oktober einzubeziehen und
den Familienzuschlag für Jugendliche bis zu
16 Jahren nicht in Bar an die Jugendlichen
selbst. sondern an den Haushaltungsvorstand
zu zahlen.


Viehmärkte.
Mannheimer Viehmarkt.

Der gestrige Mann-
heimer Kleinviehmarkt war im allgemeinen
von Kaufliebhabern nicht sonderlich gut be-
sucht. Das Angebot an Vieh war mehr als
ausreichend. Schafe fehlten diesmal
allerdings. Zugetrieben waren 50 Kälber, 241
Schweine und 348 Ferkel und Läufer. Es
stellten sich die Preise je 50 kg Lebend-
gewicht in Goldmark: für Kälber Ia auf 60
bis 64. IIa 58—62. IIIa 52—56. IVa 50—54.
für Schweine Ia auf 78—82. IIa 76—80.
IIIa 74—78. IVa 74—78. Va 72—74. VIa 70
bis 76. Während geringere Ferkel mit etwa
6 Goldmark und darüber je Stück bewertet
wurden, stellten sich die Preise für beste
Läufer bis zu 20 Goldmark je Stück.

Weitere Preissenkung.

Infolge des in den
letzten Tagen wieder beträchtlich gestiegenen
Viehauftriebes nach dem Zentralviehhof
sanken die Preise für Fleisch weiter.
Aus Amerika sind bedeutende Transporte
Gefrierfleisch nach Deutschland unterwegs.

Verkehr.
Einstellung der Würmsee-Dampfschiffahrt.

Wegen ganz ungenügender Benützung der
Schiffskurse wird mit Zustimmung des bayer.
Finanzministeriums die Dampfschiffahrt auf
dem Würmsee vorläufig vom 10. Januar mit
29. Februar 1924 eingestellt.

[irrelevantes Material]
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[5/0005] Montag, den 7. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 8. Wirtschafts-Zeitung. Die Bedeutung der Renten- bank für die Wirtschafts- und Finanzverfassung des Deutschen Reiches. Von Dr. Heinz Potthoff, München. Der nachstehende Aufſatz des be- kannten Sozialpolitikers bringt einige Gesichtspunkte zur Frage der Ren- tenmark, die uns beachtenswert er- scheinen, auch wenn man ihnen nicht zustimmen will. Wir geben daher den Ausführungen gern Raum. Die Handelsschriftleitung der „Allgemeinen Zeitung“. Die Rentenmark, die zunächst Bodenmark heißen sollte. war ursprünglich als neue Währung gedacht, als gesetzlicher Ersatz der Papiermark. Dieser Plan ist fallen ge- lassen. Die Rentenmark ist nicht Währung, ist nicht gesetzliches Zahlungsmittel, sondern ein freies Zahlungsmittel, dessen Beliebtheit und Kurs sich nach Angebot und Nachfrage, reguliert durch amtliches Eingreifen richtet. Trotzdem hofft man, daß sie von starkem, besserndem Einflusse auf die deutsche Wäh- rung sein wird und allmählich an die Stelle der Papiermark tritt, um als wertbe- ständiges Zahlungsmittel die unbedingt nötige Beruhigung des Wirtschaftlebens zu bringen, deren Fehlen zu allgemeinem Stocken des Verkehrs, zur ungenügenden Versorgung der Städte mit dem nötigsten Lebensbedarfe, zu Hunger und Aufruhr zu führen drohte. Der erste und wichtigste Zweck, der Rentenbank und ihrer Noten war die Ueberführung der Ernte von den Erzeugern zu den Verbrauchern. Die Landwirte weiger- ten sich, gegen die schwindende Papiermark ihre Früchte abzugeben. Sie verlangten Zah- lung in einem Gelde, das ihnen auch nach Wochen und Monaten ermöglicht, den Erlös gegen Güter ihres Bedarfes einzutauschen. Die Rentenmark ist im Grunde ein amor- tisierter Pfandbrief. Nur ist der Weg hier umgekehrt. Die Rentenbank gibt zu- nächst die auf Rentenmark lautenden No- ten als Zahlungsmittel aus, in erster Li- nie auf dem Wege des Kredites an das Reich und an die Reichsbank (diesen zur Weiter- begebung an die Privatwirtschaft), und sichert die Wertbeständigkeit dieses Gel- des durch die Verpflichtung der Einlösung gegen unverzinsliche Rentenbriefe. Diese Maßnahme ist gewiß nicht schlecht dem Bedürfnisse des Landwirzes angepaßt. Die Hypothek- und Grundschuld ist ihm ver- traut, der Rentepfandbrief. eine all- gemein beliebte Kapitalsanlage geworden. Man durfte also hoffen, daß auch die neuen Rentenbriefe, beruhend auf einer Grund- schuld von 4% des Goldertragswertes auf allen zu Erwerbszwecken benutzten deutschen Boden den Landwirten sympatisch sein würden. Aber man muß sich klar darüber sein, daß diese Beliebtheit die Rentenmark aus dem Verkehr bringen wird. Denn niemand wird größere Beträge der unvezinslichen Noten hinlegen. Sondern wer der Rentenmark vertraut, wird die Noten gegen die mit 5% verzinsten Rentenbriefe eintauschen. Wenn die Rentenmark den in erster Linie erstrebten Ersatz hat, so wird sie zur Ka- pitalsanlage werden und damit auf- hören. Zahlungsmittel zu sein. Denn die Rentenbank kann nicht beliebig viele Noten ausgebn, sondern ist an die Höchstsumme von 3.2 Milliarden Mark gebunden. Wenn diese ausgegeben sind, so ist die „Schaffung von Geld“ zu Ende. Solange nun alle öffentlichen Kassen die Rentenmark zu gleichem Kurse wie die Goldmark annehmen, wird sie diesen Kurs behaupten. Sie könnte wohl auch ohne das einen entsprechenden Wert halten, so- lange die Angst vor der Papiermark wirksam ist. Aber es ist klar, daß der hohe Stand des neuen Geldes seine Wertbeständigkeit auf dem immer niedrigeren Stande, auf dem Wertschwunde des alten Geldes beruht. Die Wertbeständigkeit der Rentenmark hat zur Voraussetzung, daß noch große Mengen von Reichsbank auf dem Markte sind. Diese Voraussetzung soll geändert wer- den. Die Notenpresse für das Reich wird stillgelegt: die umlaufenden Papier- noten werden durch Entwertung immer weniger, auch wenn sie nicht eingezogen werden. Der Gedanke, daß die Rentenmark zur Stüt- rung der Papiermark dienen könne, ist ganz irrig: sie wird im Gegenteil ihr den Gna- denstoß geben. Die Gehälter und Löhne werden in Rentenmark gezahlt. In Kurzem wird das alte Papiergeld verschwunden sein und die Rentenmark den Verkehr allgemein beherrschen. So ist der Plan. Ob es nicht auch anders kommt, das ist die Frage. Denn das Grundübel, an dem unsene Währung krankt, bleibt bestehen. Die Nach- frage nach Lebensbedarf ist weit größer als das Angebot. Diesem Uebel hat man bisher mit Vermehrung des Papiergeldes und der Bezüge der zwei Drittel des Volkes, die in fremdem Dienste arbeiten, zu steuern ver- ſucht. Vergeblich: denn durch die Notenpresse wird dem zu geringen Gütervorrate nicht ein Stück zugesetzt. Die Vermehrung der Pa- piergeldsummen aber, die sich gegen diesen gleichbleibenden Gütervorrat teuschen möch- ten, kann nur die Wirkung haben, daß die Preise entsprechend in die Höhe gehen. Diese Tendenz zur Geldentwertung wird natürlich wesentlich verstärkt durch die wachsende Verschuldung des Reiches, das seine Aus- gaben nicht einmal mehr zu einem Hundert- ſtel durch Einnahmen deckt, sowie durch die außenpolitischen Vorgänge. Die politische Entwicklung läßt sich nicht vorhersagen. Doch wird man gut tun, keine rosigen Erwartungen an ihrem Einfluß zu knüpfen. Die Verschuldung des Rei- ches wächst. Ein Hauptgrund für die Gründung der Notenbank ist der Umstand, daß das Deutsche Reich auf dem Wege der Notenpresse keine Schulden mehr machen konnte. Je riesiger die Beträge der diskon- tierten Schatzwechsel anschwollen, desto ge- ringer wurde der Goldwert der Gesamt- summe. Schon Mitte November war die Trillionen- summe nur noch einige Hunderttausend Dollar wert, und in wenigen Wochen mußte das Reich schuldenfrei- und zahlungsun- fähig sein. Deswegen erhält es jetzt von der Renten- bank ein Darlehen von insgesamt 1200 Millionen. davon 300 Millionen zinslos, 900 Millionen gegen 6% Jahreszins. Das ist min- destens zehnmal soviel, als die bisherigen Papiermarkschulden ausmachen — vorausge- setzt, daß die Rentenmark wirklich den Wert einer Goldmark behält. Notwendig wäre natürlich dabei auch, daß eine völlige Sanierung der Reichs- finanzen erfolgte, und daß das deutsche Volk in gleicher Weise seinen Privat- Gesamt-Haushalt ausgleicht, das heißt seine Ausgaben mit den Einnahmen, den Verbrauch mit der Erzeugung in Einklang bringt. Die Aussichten für beides sind leider nur gering. Volk und Staat leben im ganzne weit über die Mittel. Neben Versailles und Ruhrbesetzung richtet auch das Mißver- hältnis von Erzeugung und Ver- brauch unsere Wirtschaft zu Grunde. (Schluss folgt.) Der Reichsbankpräsident zur Finanzlage. * Amsterdam. 6. Januar. Reichsbankprä- sident Dr. Schacht ist von seiner Reise nach London zurückgekehrt und in Hoek van Holland angekommen, wo ein Vertreter des Amsterdamer „Telegraaf“ eine Unterre- dung mit ihm hatte. Dr. Schacht bezeichnete seine Londoner Reise als einen selbstverständlichen Akt reiner Höflichkeit. Mit der Aufnahme, die er in England gefunden hat, ist er, wie er sich äußerte, sehr zufrieden. Auf weitere Fragen antwortete Reichsbank- präsident Dr. Schacht, es habe keinen Zweck, Ansichten über die allgemeine Lage zu äußern, denn von Meinungen habe das Volk nichts. Es sei deshalb ausschließlich auf die Tatsachen acht zu geben. Im Augenblicke sei niemand bereit, dem deutschen Volke finanziell zu helfen. Deutschland sei, um aus der Not herauszu- kommen, auf sich selber angewiesen. Ein Lichtblick sei, daß die Verhältnisse im Monat Dezember vollkommen normal geblie- ben seien. Ueber die Rheinische Goldnoten- bank, deren Schicksal nach der Ablehnung, die aus Paris eingegangen ist, ja wohl ent- schieden sein dürfte, äußerte sich Dr. Schacht äußerst pessimistisch. Herabsetzung der Kalipreise. Berlin, 6. Januar. Der Reichskalirat beschloß im wesentlichen eine Rückkehr zu den Vorkriegspreisen. insbeson- dere eine Herabsetzung der Preise für 40- prozentige Kalidüngesalze. Maßgebend für die Beschlußfassung war der Beschluß der deut- schen Landwirtschaft ohne Rücksicht auf die derzeitigen Selbstkosten der Kaliindustrie, im Allgemeininteresse eine besondere Anregung für die Verwendung von Kalisalzen zu geben. Wir hatten diese Preissenkung bereits vor einigen Tagen angekündigt. Bankwesen. Spende der Großbanken für die deutsche Nothilfe. Die Commerz- und Privatbank. Darmstädter- und Nationalbank. Deutsche Bank, Diskonto-Gesellschaft. Dresdner Bank, Mitteldeutsche Creditbank, sowie die Bank- häuser Hardy u. Co., F. W. Krause u. Co., Delbrück, Schickler u. Co., Dreyfuß u. Co. und Mendelssohn u. Co. haben zur Linderung der Not in Deutschland 700 000 Goldmark ge- spendet. Von diesem Betrage wurden 150 000 Goldmark der Reichsgeschäftsstelle der deut- schen Nothilfe überwiesen der Rest ist für Berlin bestimmt. Er soll in dreimonatigen Raten ausgeschüttet und für Speisungen, Hei- zung, Altersfürsorge, Gesundheitspflege und sonstige notwendige Unterstützungen be- stehender caritativer Organisationen verwen- det werden. Es ist zu wünschen, daß dieses vorbildliche Vorgehen der Großbanken auch bei den übrigen Banken Nachahmung findet. Patentwesen. Die Frage der deutschen Patente in Amerika. Dem Bund der Auslandsdeutschen wird zu dem Verlust des Prozesses, den die amerikanische Regierung gegen die Chemical Fondation angestrengt hatte, von seiner Ver- trauensstelle in Amerika gekabelt: Bekannt- lich wurde während des Krieges eine große Anzahl wertvoller deutscher Patente, die der Beschlagnahme anheimgefallen waren, zu recht ungünstigen Bedingungen an die Che- mical Fondation, eine eigens zu diesem Zweck gegründete Gesellschaft veräußert. Die jetzige Administration verlangte Rückgängigmachung des Verkaufes und strengte infolge der Wei- gerung der Käuferin einen Prozeß an, dessen gemeldeter Ausgang in den Kreisen der deut- schen Interessenten lebhaftes Bedauern her- vorrufen wird. Es soll allerdings gegen das Urteil Einspruch erhoben werden und es steht zu hoffen. daß immer noch nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit ge- sprochen ist. Die Hopfenernte 1923 Nach den Zusammenstellungen des Statistischen Reichsamts gibt das endgiltige Ergebnis der Hopfenernte folgendes Bild: Produktenberichte. Berliner Produktenbörse vom 5. Januar. Am Produktenmarkt war das Geschäft bei im all- gemeinen wenig veränderten Preisen still. Roggen war etwas mehr angeboten. Sonst blieb der Bedarf Mitteldeutschlands bestehen und die in Schlesien bezahlten hohen Preise erhielten sich, sodaß dahin die Ware ab- strömt, die sonst für Berlin in Betracht ge- kommen wäre. Für Weizen bleibt Sachsen Käufer. Für Gerste erhielt sich die Nachfrage seitens der Brauereien. In Futterstoffen, Mehl und Hülsenfrüchten hat sich nichts geändert. Amtliche Produktenpreise: Weizen: Mär- kischer 170—173. Pommerscher 166—169. Schle- sischer —. Mecklenburgischer —. Roggen: Märkischer 146—150. Pommerscher 144—147. Schlesischer —. Mecklenburg. —. Gerste: Sommergerste Märkische 169—174. Schlesische —. Hafer: Märkischer 126—132. Pommer- scher 120—125. Schlesischer —. Mecklenbur- gischer —. Mais: La Plata ohne Provenienz- ang. loco Berlin waggonfrei Hamburg 173 bis 175. Weizenmehl 26—29.5. Roggen- mehl 25—27.5. Weizenkleie 8.5. Rog- genkleie 8.10—8.25. Raps 285—295. Lein- saat 450—460. Viktoriaerbsen 40—42. Kleine Speiseerbsen 22—26. Futtererbsen 17—18. Pe- luschken 14—15. Ackerbohnen 12—14. Wicken 15—16. Blaue Lupinen —. Gelbe Lupinen 15 bis 17. Seradella 16—18. Rapskuchen 12.5. Leinkuchen 25—26. Trockenschnitzel 8.2—8.4. Zuckerschnitzel 10—11. Torfmelasse 8.2—8.6. Industrie und Wirtschaft. n. Zur Frage der Kapitalserhöhungen. In der a. o. G.-V. der Deutschen Wald- und Holzindustrie-A.-G. München wurde. wie wir bereits an anderer Stelle berichten, die Beschlußfassung über eine beantragte Kapitalserhöhung auf Grund eines bemerkens- werten Referates des Justizrates Dr. Otto Kahn, einer auf steuergesetzlichem Gebiet anerkannten Autorität. vertagt. Der Refe- rent wies darauf hin. daß die neue Verord- nung über Goldbilanzen vom 28. Dezember 1923 die Aufstellung der Inventara und Bilan- zen in Goldmark (1 Goldmark. gl. [FORMEL] Dollar) vom 1. Januar 1924 an vorschreibt und weiter, daß auf den 1. Januar 1924 eine Eröffnangs- bilanz in Goldmark zu erstellen sei. Das Grundkapital der Gesellschaft betrage 255 Mill. Mark; dieses reiche nicht annähernd an das Goldmarksvermögen heran. Es sei daher nach den Vorschriften der Goldbilanzverordnung an die Umstellung der Gesellschaft heranzu- treten. Wie diese zu erfolgen habe, und wie die Möglichkeit eines Kapitalentwertungskontos mit Zubußen und mit Grundkapitalsherab- setzung zu kombinieren sei, sei heute eine offene Frage. Die Frage der Kapitals- erhöhung habe die neue Verordnung über- haupt nicht berührt. Besonders sei es unklar. ob heute noch Kapitalserhöhun- gen in Papiermark gesetzlich zu- lässig seien. da Neugründungen lediglich in Goldmark erfolgen können. Eben- so sei es unklar, ob der Mindestbetrag einer Aktie von 100 Goldmark auch für junge Aktien bei bestehenden Gesellschaften gilt. Sollte dies der Fall sein. dann müßte nach heutigem offiziellen Umrechnungskurs eine junge Aktie im Nennnbetrag von 100 Goldmark einen Mindestbezugspreis von 100 Billionen oder 23.10 Dollars erfordern. Die alten Aktien der Gesellschaft hätten aber einen Kurswert von lediglich über 2 Dollars. Eine Erhöhung des Grundkapitals würde sicherlich unnütze Kosten verursachen, da die neugeschaffenen Stücke in kürzester Frist wieder zusammen- gelegt werden müßten. Sobald die Verhält- Wirtſchaftszahlen. 7. Januar. Dollar (amtl. Mittelkurs): 4,2 Billionen Dollarschätze: 4,2 Billionen. Goldanleihe: 4,2 Billionen. Reichsbankdiskont: (f. wertbest. Kred.) 10 Pro- zent. Reichsindex für die Lebenshaltung: 1147 mil- lardenfach (29. Dez.). Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Kilo fein. 1 Goldmark: 1 Billion Papiermark. Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern, Zölle und Reichsbahn: 1 Billion. Silberankaufspreis: 400 milliardenfach. Großhandelsindex: 122,4 (2. Januar). nisse sich geklärt haben, wird eine neue G.-V. sich mit der Frage der Kapitalserhöhung be- schäftigen. Kohlenpreisverhandlungen. Eine Zechen- besitzerversammlung in Essen, deren Beratungen den ganzen Nachmittag hindurch dauerten, beschloß einstimmig die Gründung der Verteilungs- und Verkaufs- vereinigung der Ruhrkohle, welche für die Zeit vom 16. Januar bis 31. Dezember 1924 Geltung haben soll. Unter ganz besonde- ren Umständen ist auch eine Kündigung mit besonderen Kautelen vom 1. Mai bis 1. Juli möglich. In der Kohlenpreisfrage war man sich darüber einig. daß eine weitere Herab- setzung der Kohlenpreise nicht beabsichtigt sei, da man sich ungefähr an die Weltmarkt- preise halte. Eine Ausnahme ist lediglich bei Brikettpreisen getroffen, welche um etwa 3 Mark heruntergesetzt werden sollen. Die Löhne im Kohlenbergbau. Die Löhne im Steinkohlenbergbau des unbesetz- ten Gebietes sowie im bayerischen Kohlen- bergbau für die Zeit vom 1. bis 14. Januar wurden im Schlichtungsverfahren im Reichs- arbeitsministerium festgesetzt. Der Schieds- spruch sieht eine Erhöhung des Goldlohn- anteiles an den bestehenden Löhnen um 10 Prozent vor. Darüber hinaus wird für jede verfahrene Schicht eine Papiermarkzulage in dem Ausmaß gewährt, daß der Gesamtbetrag an Gold- und Papierlohn gleich dem bis zum 31. Dezember in Geltung gewesenen Gesamt- lohn ist. Für die mitteldeutschen Braunkohlen- reviere wurde zwischen den Parteien eine Vereinbarung erzielt, nach der in den Kern- revieren der Durchschnittslohn einschließlich der sozialen Zulagen 3.12 Mk. je Schicht be- trägt. Hierzu tritt eine durchschnittliche Teue- rungszulage von 93 Pfg. pro Schicht. Die Frage der jugendlichen Erwerbslosen. Der 15er Ausschuß des Reichstags beschäf- tigte sich mit der Verordnung des Reichs- arbeitsministeriums über Art und Höhe der Unterstützung für Erwerbslose und Kurzarbeiter. vom 24. Oktober. Ange- nommen wurde ein Antrag. die Reichsregie- rung zu ersuchen. Jugendliche bis zu 16 Jahren. die den Familienzuschlag der Er- werbslosenfürsorge erhalten. in die Ver- pflichtung zur Uebernahme von Arbeit. Be- such der Berufsschule usw. gemäß der Ver- ordnung vom 15. Oktober einzubeziehen und den Familienzuschlag für Jugendliche bis zu 16 Jahren nicht in Bar an die Jugendlichen selbst. sondern an den Haushaltungsvorstand zu zahlen. Viehmärkte. Mannheimer Viehmarkt. Der gestrige Mann- heimer Kleinviehmarkt war im allgemeinen von Kaufliebhabern nicht sonderlich gut be- sucht. Das Angebot an Vieh war mehr als ausreichend. Schafe fehlten diesmal allerdings. Zugetrieben waren 50 Kälber, 241 Schweine und 348 Ferkel und Läufer. Es stellten sich die Preise je 50 kg Lebend- gewicht in Goldmark: für Kälber Ia auf 60 bis 64. IIa 58—62. IIIa 52—56. IVa 50—54. für Schweine Ia auf 78—82. IIa 76—80. IIIa 74—78. IVa 74—78. Va 72—74. VIa 70 bis 76. Während geringere Ferkel mit etwa 6 Goldmark und darüber je Stück bewertet wurden, stellten sich die Preise für beste Läufer bis zu 20 Goldmark je Stück. Weitere Preissenkung. Infolge des in den letzten Tagen wieder beträchtlich gestiegenen Viehauftriebes nach dem Zentralviehhof sanken die Preise für Fleisch weiter. Aus Amerika sind bedeutende Transporte Gefrierfleisch nach Deutschland unterwegs. Verkehr. Einstellung der Würmsee-Dampfschiffahrt. Wegen ganz ungenügender Benützung der Schiffskurse wird mit Zustimmung des bayer. Finanzministeriums die Dampfschiffahrt auf dem Würmsee vorläufig vom 10. Januar mit 29. Februar 1924 eingestellt. _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-12-19T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 6, vom 7. Januar 1924, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine06_1924/5>, abgerufen am 16.07.2024.