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Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 9. Januar 1830.

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9 Januar.
Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nro. 9. 1830.



[Spaltenumbruch]
Spanisches Amerika.

Die lezten Zeitungen aus Carthagena (bis zum 14 Okt.)
enthalten folgende nähere Umstände über die Insurrektion des Ge-
nerals Cordova. Diese begann am 12 Sept. zu Rio-Negro in
der Provinz Antioquia. Anfangs vereinigte Cordova sich mit dem
Gouverneur des Plazes, Jaramillo und dessen Bruder, welche
beide ihm nicht mehr als 30 Veteranen zuführten. Mit dieser
geringen Mannschaft begab er sich nach Medellin, wo er keinen
Widerstand fand. Am 13 fertigte er eine Depesche an den Gou-
verneur der Provinz ab, in welcher er demselben die Gründe zu
seinem Aufstande auseinandersezte und ihn aufforderte, eine Ver-
sammlung der obrigkeitlichen Personen und der Regierungsbeam-
ten zu veranstalten, um selbige schwören zu lassen, sich den An-
sprüchen des Libertadors widersezen und der Verfassung von Cu-
cuta treu bleiben zu wollen. Am 15 Sept. fand diese Versamm-
lung statt; General Cordova klagte in derselben den Libertador
an, und schilderte mit den schwärzesten Farben das Unglük, das
selbiger, wie er behauptete, über das Land gebracht habe; der
Gouverneur der Provinz stimmte hierin mit ein. Das Volk schien
zwar nicht sehr große Lust zu haben, sich dem Verrathe anzuschlie-
ßen, verhielt sich jedoch gleichgültig gegen die Verräther selbst.
Um den Truppen, die ihnen wahrscheinlich entgegen gesendet wer-
den würden, die Spize bieten zu können, riefen Cordova und Ja-
ramillo alle Bewohner männlichen Geschlechts von 14 bis 50 Jah-
ren zu den Waffen; eine Maaßregel, die ihren Erwartungen nicht
entsprach. Denn, um nach Canca vorzurüken, hatten sie auf
1000 Mann gerechnet, sie sollen aber nur 200 zusammen bekom-
men haben. Die Stadt Antioquia hatte sich geweigert, dem Auf-
stande beizutreten, und war in diesem Entschlusse durch den dor-
tigen Bischof bestärkt worden. Eben so wenig glüklich waren die
Rebellen in den übrigen Provinzen gewesen; aus der Stadt Re-
medios und aus mehreren andern Städten hatten sich alle waf-
fenfähigen Einwohner in die Berge geflüchtet, um sich der Theil-
nahme an der Rebellion zu entziehen. Die Republik hatte wäh-
rend der Zeit Truppen gegen die Rebellen abgeschikt. Am 7 Okt.
traf der columbische Obrist Urreta mit 500 Mann Infanterie, 200
Husaren und einer verhältnißmäßigen Anzahl von Geschüz in Magan-
gue ein; am 27 Sept. war General O'Leary von der Hauptstadt mit
700 Mann Infanterie ausgerükt, und am 7 Okt. in Nare angelangt.
Seine Avantgarde machte einen Insurgentenoffizier, Namens Gi-
raldot, der mit 20 Mann in Guarumo stand, zum Gefangenen.
Der offizielle Bericht, dem diese Angaben entlehnt sind, schließt
mit der Aeußerung, daß die ganze Rebellion hoffentlich noch vor
Ende Oktobers unterdrükt seyn werde. Mit diesen Hofnungen
stimmen übrigens (wie New-Yorker Blätter melden) Privatbriefe
aus Bogota vom 27 Sept. nicht überein. Diesen Briefen zufolge
soll General Cordova früher, wenigstens dem Anscheine nach, ein
eifriger Anhänger Bolivars gewesen seyn und die Waffen nur er-
griffen haben, um leztern an der Unterjochung seines Vaterlan-
des zu verhindern. "Auf seinen Aufruf", heißt es unter Anderm
in jenen Briefen, "erhob sich der größte Theil der Bevölkerung
von Antioquia, bewafnete sich und faßte Beschlüsse zu Gunsten
der Sache ihrer Freiheit. Die Provinz Choco folgte diesem Bei-
spiele. Die andern Theile der Republik warteten nur auf die
erste Gelegenheit, um das gehässige Joch einer absoluten Regie-
[Spaltenumbruch] rung abzuschütteln. Der Befehlshaber der Provinz Pasto, Ge-
neral Obanda, war im Begrif, sich mit Cordova zu vereinigen.
Man fürchtete sogar, daß sich der Aufstand bis Bogota hin aus-
dehnen werde."

Niederlande.

Die Petitionen und die Gegenpetitionen
währen fort; bei erstern finden dieselben Intriguen, deren wir wie-
derholt erwähnten, noch immer statt, wie bisher, und man könnte
ganze Bände mit den ärgerlichen Anekdoten füllen, auf welche Weise
die Einfalt des Volkes so arg gemißbraucht wird; in leztern spricht
ein tiefes Gefühl des Unwillens über die Anmaaßungen der Priester-
schaft, über Umtriebe des Jesuitismus, über Störung des Land-
friedens, über Mißkennung der königlichen Wohlthaten, über Ge-
fährdung der religieusen und intellektuellen Kultur, über Machi-
nationen wider die Dynastie, die monarchischen Prinzipien und
die öffentlichen Freiheiten sich aus. Alle diese Fakta, von denen
die öffentlichen Blätter wimmeln, dürften, da Niemand ihnen zu wi-
dersprechen gewagt hat, doch nicht wohl in die Reihe der "Anek-
dötchen" gezählt werden, welchen Namen gewisse Leute Allem
demjenigen geben, was von der Opposition nicht in Abrede ge-
stellt werden kan. Thatsachen sprechen indeß besser, als leere
Raisonnements. Die beispiellos barbarische, unchristliche und zu-
gleich unpolitische Behandlung der Zöglinge eines Privatinstituts
und zwar noch von Waisen, deren sich der Direktor desselben, Hr.
Baron Abbe de Zinserling, einer der Hauptredaktoren des Ca-
tholique des Pays-Bas und einer der thätigsten Leiter des Peti-
tionnement und Repetitionnement schuldig gemacht hat, eine
Behandlung, welche dermal Gegenstand gerichtlicher Untersuchung
ist, beschäftigt noch immer die Aufmerksamkeit des Publikums.
Einen Monat früher die Entdekung, und vielen betrogenen Fa-
milien, deren Kinder also sehr unter jesuitischen Händen in Ge-
fahr stehen, würde die Binde von den Augen gefallen seyn. Da
die meisten belgischen und französischen Journale die Details der
verübten Gräuel geliefert haben, so verschonen wir die Leser der
Allg. Zeitung damit. Der Catholique hat eine Vertheidigung
des inquisitorischen Kollegen versucht, aber so schwach und sophi-
stisch, und die Hauptpunkte so gänzlich umgehend, daß man nur
größere Bestätigung der Sache darin gefunden hat.. Aus den Ak-
ten bei dem Tribunal, wo dieselbe dermal anhängig, wird die
Wahrheit klar hervorgehn, wenn der in jener Provinz so mäch-
tige jesuitische Einfluß nicht auch hier die Thränen der Mütter
und die Klagen der Waisen erstikt. Diese Angelegenheit ist eine
Cause celebre geworden, schadet der Sache der Ultrapriester sehr,
und wirft ein grelles Licht in den Abgrund von Gefahren, denen
ein aller öffentlicher Aufsicht entkleideter Unterricht, die arme Ju-
gend in wenig kultivirten Gegenden preis gibt. Noch ist das Un-
terrichtsgesez nicht vorgekommen, dagegen das Schiksal des Bud-
gets, des zehnjährigen und das für 1830, auf die bereits Ihnen
bekannte Weise entschieden worden. Die Wortführer des Jesuitis-
mus, die redlichen Katholiken, die Fanatiker des Ultrakatholizis-
mus und die des Ultraliberalismus, die Anhänger der franzö-
sischen Partei, und die enthusiastischen und die gemäßigten Freunde
konstitutioneller Freiheit haben gleich sehr allen Aufwand der Rede
entwikelt. Viele, rükblikend auf ernste Warnungen der Vergan-
genheit, und in eine verhängnißvolle Zukunft mit prophetischem

9 Januar.
Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nro. 9. 1830.



[Spaltenumbruch]
Spaniſches Amerika.

Die lezten Zeitungen aus Carthagena (bis zum 14 Okt.)
enthalten folgende nähere Umſtände über die Inſurrektion des Ge-
nerals Cordova. Dieſe begann am 12 Sept. zu Rio-Negro in
der Provinz Antioquia. Anfangs vereinigte Cordova ſich mit dem
Gouverneur des Plazes, Jaramillo und deſſen Bruder, welche
beide ihm nicht mehr als 30 Veteranen zuführten. Mit dieſer
geringen Mannſchaft begab er ſich nach Medellin, wo er keinen
Widerſtand fand. Am 13 fertigte er eine Depeſche an den Gou-
verneur der Provinz ab, in welcher er demſelben die Gründe zu
ſeinem Aufſtande auseinanderſezte und ihn aufforderte, eine Ver-
ſammlung der obrigkeitlichen Perſonen und der Regierungsbeam-
ten zu veranſtalten, um ſelbige ſchwören zu laſſen, ſich den An-
ſprüchen des Libertadors widerſezen und der Verfaſſung von Cu-
cuta treu bleiben zu wollen. Am 15 Sept. fand dieſe Verſamm-
lung ſtatt; General Cordova klagte in derſelben den Libertador
an, und ſchilderte mit den ſchwärzeſten Farben das Unglük, das
ſelbiger, wie er behauptete, über das Land gebracht habe; der
Gouverneur der Provinz ſtimmte hierin mit ein. Das Volk ſchien
zwar nicht ſehr große Luſt zu haben, ſich dem Verrathe anzuſchlie-
ßen, verhielt ſich jedoch gleichgültig gegen die Verräther ſelbſt.
Um den Truppen, die ihnen wahrſcheinlich entgegen geſendet wer-
den würden, die Spize bieten zu können, riefen Cordova und Ja-
ramillo alle Bewohner männlichen Geſchlechts von 14 bis 50 Jah-
ren zu den Waffen; eine Maaßregel, die ihren Erwartungen nicht
entſprach. Denn, um nach Canca vorzurüken, hatten ſie auf
1000 Mann gerechnet, ſie ſollen aber nur 200 zuſammen bekom-
men haben. Die Stadt Antioquia hatte ſich geweigert, dem Auf-
ſtande beizutreten, und war in dieſem Entſchluſſe durch den dor-
tigen Biſchof beſtärkt worden. Eben ſo wenig glüklich waren die
Rebellen in den übrigen Provinzen geweſen; aus der Stadt Re-
medios und aus mehreren andern Städten hatten ſich alle waf-
fenfähigen Einwohner in die Berge geflüchtet, um ſich der Theil-
nahme an der Rebellion zu entziehen. Die Republik hatte wäh-
rend der Zeit Truppen gegen die Rebellen abgeſchikt. Am 7 Okt.
traf der columbiſche Obriſt Urreta mit 500 Mann Infanterie, 200
Huſaren und einer verhältnißmäßigen Anzahl von Geſchüz in Magan-
gue ein; am 27 Sept. war General O’Leary von der Hauptſtadt mit
700 Mann Infanterie ausgerükt, und am 7 Okt. in Nare angelangt.
Seine Avantgarde machte einen Inſurgentenoffizier, Namens Gi-
raldot, der mit 20 Mann in Guarumo ſtand, zum Gefangenen.
Der offizielle Bericht, dem dieſe Angaben entlehnt ſind, ſchließt
mit der Aeußerung, daß die ganze Rebellion hoffentlich noch vor
Ende Oktobers unterdrükt ſeyn werde. Mit dieſen Hofnungen
ſtimmen übrigens (wie New-Yorker Blätter melden) Privatbriefe
aus Bogota vom 27 Sept. nicht überein. Dieſen Briefen zufolge
ſoll General Cordova früher, wenigſtens dem Anſcheine nach, ein
eifriger Anhänger Bolivars geweſen ſeyn und die Waffen nur er-
griffen haben, um leztern an der Unterjochung ſeines Vaterlan-
des zu verhindern. „Auf ſeinen Aufruf“, heißt es unter Anderm
in jenen Briefen, „erhob ſich der größte Theil der Bevölkerung
von Antioquia, bewafnete ſich und faßte Beſchlüſſe zu Gunſten
der Sache ihrer Freiheit. Die Provinz Choco folgte dieſem Bei-
ſpiele. Die andern Theile der Republik warteten nur auf die
erſte Gelegenheit, um das gehäſſige Joch einer abſoluten Regie-
[Spaltenumbruch] rung abzuſchütteln. Der Befehlshaber der Provinz Paſto, Ge-
neral Obanda, war im Begrif, ſich mit Cordova zu vereinigen.
Man fürchtete ſogar, daß ſich der Aufſtand bis Bogota hin aus-
dehnen werde.“

Niederlande.

Die Petitionen und die Gegenpetitionen
währen fort; bei erſtern finden dieſelben Intriguen, deren wir wie-
derholt erwähnten, noch immer ſtatt, wie bisher, und man könnte
ganze Bände mit den ärgerlichen Anekdoten füllen, auf welche Weiſe
die Einfalt des Volkes ſo arg gemißbraucht wird; in leztern ſpricht
ein tiefes Gefühl des Unwillens über die Anmaaßungen der Prieſter-
ſchaft, über Umtriebe des Jeſuitismus, über Störung des Land-
friedens, über Mißkennung der königlichen Wohlthaten, über Ge-
fährdung der religieuſen und intellektuellen Kultur, über Machi-
nationen wider die Dynaſtie, die monarchiſchen Prinzipien und
die öffentlichen Freiheiten ſich aus. Alle dieſe Fakta, von denen
die öffentlichen Blätter wimmeln, dürften, da Niemand ihnen zu wi-
derſprechen gewagt hat, doch nicht wohl in die Reihe der „Anek-
dötchen“ gezählt werden, welchen Namen gewiſſe Leute Allem
demjenigen geben, was von der Oppoſition nicht in Abrede ge-
ſtellt werden kan. Thatſachen ſprechen indeß beſſer, als leere
Raiſonnements. Die beiſpiellos barbariſche, unchriſtliche und zu-
gleich unpolitiſche Behandlung der Zöglinge eines Privatinſtituts
und zwar noch von Waiſen, deren ſich der Direktor deſſelben, Hr.
Baron Abbé de Zinſerling, einer der Hauptredaktoren des Ca-
tholique des Pays-Bas und einer der thätigſten Leiter des Péti-
tionnement und Répétitionnement ſchuldig gemacht hat, eine
Behandlung, welche dermal Gegenſtand gerichtlicher Unterſuchung
iſt, beſchäftigt noch immer die Aufmerkſamkeit des Publikums.
Einen Monat früher die Entdekung, und vielen betrogenen Fa-
milien, deren Kinder alſo ſehr unter jeſuitiſchen Händen in Ge-
fahr ſtehen, würde die Binde von den Augen gefallen ſeyn. Da
die meiſten belgiſchen und franzöſiſchen Journale die Details der
verübten Gräuel geliefert haben, ſo verſchonen wir die Leſer der
Allg. Zeitung damit. Der Catholique hat eine Vertheidigung
des inquiſitoriſchen Kollegen verſucht, aber ſo ſchwach und ſophi-
ſtiſch, und die Hauptpunkte ſo gänzlich umgehend, daß man nur
größere Beſtätigung der Sache darin gefunden hat.. Aus den Ak-
ten bei dem Tribunal, wo dieſelbe dermal anhängig, wird die
Wahrheit klar hervorgehn, wenn der in jener Provinz ſo mäch-
tige jeſuitiſche Einfluß nicht auch hier die Thränen der Mütter
und die Klagen der Waiſen erſtikt. Dieſe Angelegenheit iſt eine
Cause célèbre geworden, ſchadet der Sache der Ultraprieſter ſehr,
und wirft ein grelles Licht in den Abgrund von Gefahren, denen
ein aller öffentlicher Aufſicht entkleideter Unterricht, die arme Ju-
gend in wenig kultivirten Gegenden preis gibt. Noch iſt das Un-
terrichtsgeſez nicht vorgekommen, dagegen das Schikſal des Bud-
gets, des zehnjährigen und das für 1830, auf die bereits Ihnen
bekannte Weiſe entſchieden worden. Die Wortführer des Jeſuitis-
mus, die redlichen Katholiken, die Fanatiker des Ultrakatholizis-
mus und die des Ultraliberalismus, die Anhänger der franzö-
ſiſchen Partei, und die enthuſiaſtiſchen und die gemäßigten Freunde
konſtitutioneller Freiheit haben gleich ſehr allen Aufwand der Rede
entwikelt. Viele, rükblikend auf ernſte Warnungen der Vergan-
genheit, und in eine verhängnißvolle Zukunft mit prophetiſchem

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[0005] 9 Januar. Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nro. 9. 1830. Spaniſches Amerika. Die lezten Zeitungen aus Carthagena (bis zum 14 Okt.) enthalten folgende nähere Umſtände über die Inſurrektion des Ge- nerals Cordova. Dieſe begann am 12 Sept. zu Rio-Negro in der Provinz Antioquia. Anfangs vereinigte Cordova ſich mit dem Gouverneur des Plazes, Jaramillo und deſſen Bruder, welche beide ihm nicht mehr als 30 Veteranen zuführten. Mit dieſer geringen Mannſchaft begab er ſich nach Medellin, wo er keinen Widerſtand fand. Am 13 fertigte er eine Depeſche an den Gou- verneur der Provinz ab, in welcher er demſelben die Gründe zu ſeinem Aufſtande auseinanderſezte und ihn aufforderte, eine Ver- ſammlung der obrigkeitlichen Perſonen und der Regierungsbeam- ten zu veranſtalten, um ſelbige ſchwören zu laſſen, ſich den An- ſprüchen des Libertadors widerſezen und der Verfaſſung von Cu- cuta treu bleiben zu wollen. Am 15 Sept. fand dieſe Verſamm- lung ſtatt; General Cordova klagte in derſelben den Libertador an, und ſchilderte mit den ſchwärzeſten Farben das Unglük, das ſelbiger, wie er behauptete, über das Land gebracht habe; der Gouverneur der Provinz ſtimmte hierin mit ein. Das Volk ſchien zwar nicht ſehr große Luſt zu haben, ſich dem Verrathe anzuſchlie- ßen, verhielt ſich jedoch gleichgültig gegen die Verräther ſelbſt. Um den Truppen, die ihnen wahrſcheinlich entgegen geſendet wer- den würden, die Spize bieten zu können, riefen Cordova und Ja- ramillo alle Bewohner männlichen Geſchlechts von 14 bis 50 Jah- ren zu den Waffen; eine Maaßregel, die ihren Erwartungen nicht entſprach. Denn, um nach Canca vorzurüken, hatten ſie auf 1000 Mann gerechnet, ſie ſollen aber nur 200 zuſammen bekom- men haben. Die Stadt Antioquia hatte ſich geweigert, dem Auf- ſtande beizutreten, und war in dieſem Entſchluſſe durch den dor- tigen Biſchof beſtärkt worden. Eben ſo wenig glüklich waren die Rebellen in den übrigen Provinzen geweſen; aus der Stadt Re- medios und aus mehreren andern Städten hatten ſich alle waf- fenfähigen Einwohner in die Berge geflüchtet, um ſich der Theil- nahme an der Rebellion zu entziehen. Die Republik hatte wäh- rend der Zeit Truppen gegen die Rebellen abgeſchikt. Am 7 Okt. traf der columbiſche Obriſt Urreta mit 500 Mann Infanterie, 200 Huſaren und einer verhältnißmäßigen Anzahl von Geſchüz in Magan- gue ein; am 27 Sept. war General O’Leary von der Hauptſtadt mit 700 Mann Infanterie ausgerükt, und am 7 Okt. in Nare angelangt. Seine Avantgarde machte einen Inſurgentenoffizier, Namens Gi- raldot, der mit 20 Mann in Guarumo ſtand, zum Gefangenen. Der offizielle Bericht, dem dieſe Angaben entlehnt ſind, ſchließt mit der Aeußerung, daß die ganze Rebellion hoffentlich noch vor Ende Oktobers unterdrükt ſeyn werde. Mit dieſen Hofnungen ſtimmen übrigens (wie New-Yorker Blätter melden) Privatbriefe aus Bogota vom 27 Sept. nicht überein. Dieſen Briefen zufolge ſoll General Cordova früher, wenigſtens dem Anſcheine nach, ein eifriger Anhänger Bolivars geweſen ſeyn und die Waffen nur er- griffen haben, um leztern an der Unterjochung ſeines Vaterlan- des zu verhindern. „Auf ſeinen Aufruf“, heißt es unter Anderm in jenen Briefen, „erhob ſich der größte Theil der Bevölkerung von Antioquia, bewafnete ſich und faßte Beſchlüſſe zu Gunſten der Sache ihrer Freiheit. Die Provinz Choco folgte dieſem Bei- ſpiele. Die andern Theile der Republik warteten nur auf die erſte Gelegenheit, um das gehäſſige Joch einer abſoluten Regie- rung abzuſchütteln. Der Befehlshaber der Provinz Paſto, Ge- neral Obanda, war im Begrif, ſich mit Cordova zu vereinigen. Man fürchtete ſogar, daß ſich der Aufſtand bis Bogota hin aus- dehnen werde.“ Niederlande. †Haag, 24 Dec.Die Petitionen und die Gegenpetitionen währen fort; bei erſtern finden dieſelben Intriguen, deren wir wie- derholt erwähnten, noch immer ſtatt, wie bisher, und man könnte ganze Bände mit den ärgerlichen Anekdoten füllen, auf welche Weiſe die Einfalt des Volkes ſo arg gemißbraucht wird; in leztern ſpricht ein tiefes Gefühl des Unwillens über die Anmaaßungen der Prieſter- ſchaft, über Umtriebe des Jeſuitismus, über Störung des Land- friedens, über Mißkennung der königlichen Wohlthaten, über Ge- fährdung der religieuſen und intellektuellen Kultur, über Machi- nationen wider die Dynaſtie, die monarchiſchen Prinzipien und die öffentlichen Freiheiten ſich aus. Alle dieſe Fakta, von denen die öffentlichen Blätter wimmeln, dürften, da Niemand ihnen zu wi- derſprechen gewagt hat, doch nicht wohl in die Reihe der „Anek- dötchen“ gezählt werden, welchen Namen gewiſſe Leute Allem demjenigen geben, was von der Oppoſition nicht in Abrede ge- ſtellt werden kan. Thatſachen ſprechen indeß beſſer, als leere Raiſonnements. Die beiſpiellos barbariſche, unchriſtliche und zu- gleich unpolitiſche Behandlung der Zöglinge eines Privatinſtituts und zwar noch von Waiſen, deren ſich der Direktor deſſelben, Hr. Baron Abbé de Zinſerling, einer der Hauptredaktoren des Ca- tholique des Pays-Bas und einer der thätigſten Leiter des Péti- tionnement und Répétitionnement ſchuldig gemacht hat, eine Behandlung, welche dermal Gegenſtand gerichtlicher Unterſuchung iſt, beſchäftigt noch immer die Aufmerkſamkeit des Publikums. Einen Monat früher die Entdekung, und vielen betrogenen Fa- milien, deren Kinder alſo ſehr unter jeſuitiſchen Händen in Ge- fahr ſtehen, würde die Binde von den Augen gefallen ſeyn. Da die meiſten belgiſchen und franzöſiſchen Journale die Details der verübten Gräuel geliefert haben, ſo verſchonen wir die Leſer der Allg. Zeitung damit. Der Catholique hat eine Vertheidigung des inquiſitoriſchen Kollegen verſucht, aber ſo ſchwach und ſophi- ſtiſch, und die Hauptpunkte ſo gänzlich umgehend, daß man nur größere Beſtätigung der Sache darin gefunden hat.. Aus den Ak- ten bei dem Tribunal, wo dieſelbe dermal anhängig, wird die Wahrheit klar hervorgehn, wenn der in jener Provinz ſo mäch- tige jeſuitiſche Einfluß nicht auch hier die Thränen der Mütter und die Klagen der Waiſen erſtikt. Dieſe Angelegenheit iſt eine Cause célèbre geworden, ſchadet der Sache der Ultraprieſter ſehr, und wirft ein grelles Licht in den Abgrund von Gefahren, denen ein aller öffentlicher Aufſicht entkleideter Unterricht, die arme Ju- gend in wenig kultivirten Gegenden preis gibt. Noch iſt das Un- terrichtsgeſez nicht vorgekommen, dagegen das Schikſal des Bud- gets, des zehnjährigen und das für 1830, auf die bereits Ihnen bekannte Weiſe entſchieden worden. Die Wortführer des Jeſuitis- mus, die redlichen Katholiken, die Fanatiker des Ultrakatholizis- mus und die des Ultraliberalismus, die Anhänger der franzö- ſiſchen Partei, und die enthuſiaſtiſchen und die gemäßigten Freunde konſtitutioneller Freiheit haben gleich ſehr allen Aufwand der Rede entwikelt. Viele, rükblikend auf ernſte Warnungen der Vergan- genheit, und in eine verhängnißvolle Zukunft mit prophetiſchem

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 9. Januar 1830, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine09_1830/5>, abgerufen am 23.11.2024.