Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 9. Januar 1830.9 Januar. Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nro. 9. 1830.[Spaltenumbruch] Spanisches Amerika. Die lezten Zeitungen aus Carthagena (bis zum 14 Okt.) Niederlande. +Haag, 24 Dec.Die Petitionen und die Gegenpetitionen 9 Januar. Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nro. 9. 1830.[Spaltenumbruch] Spaniſches Amerika. Die lezten Zeitungen aus Carthagena (bis zum 14 Okt.) Niederlande. †Haag, 24 Dec.Die Petitionen und die Gegenpetitionen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005"/> <div type="jSupplement"> <floatingText> <front> <titlePage type="heading"> <docImprint> <docDate>9 Januar.</docDate> </docImprint><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"><hi rendition="#g">Beilage zur Allgemeinen Zeitung</hi>.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate><hi rendition="#aq">N<hi rendition="#uu"><hi rendition="#sup">ro.</hi></hi></hi> 9. 1830.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Spaniſches Amerika.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Die lezten Zeitungen aus <hi rendition="#g">Carthagena</hi> (bis zum 14 Okt.)<lb/> enthalten folgende nähere Umſtände über die Inſurrektion des Ge-<lb/> nerals Cordova. Dieſe begann am 12 Sept. zu Rio-Negro in<lb/> der Provinz Antioquia. Anfangs vereinigte Cordova ſich mit dem<lb/> Gouverneur des Plazes, Jaramillo und deſſen Bruder, welche<lb/> beide ihm nicht mehr als 30 Veteranen zuführten. Mit dieſer<lb/> geringen Mannſchaft begab er ſich nach Medellin, wo er keinen<lb/> Widerſtand fand. Am 13 fertigte er eine Depeſche an den Gou-<lb/> verneur der Provinz ab, in welcher er demſelben die Gründe zu<lb/> ſeinem Aufſtande auseinanderſezte und ihn aufforderte, eine Ver-<lb/> ſammlung der obrigkeitlichen Perſonen und der Regierungsbeam-<lb/> ten zu veranſtalten, um ſelbige ſchwören zu laſſen, ſich den An-<lb/> ſprüchen des Libertadors widerſezen und der Verfaſſung von Cu-<lb/> cuta treu bleiben zu wollen. Am 15 Sept. fand dieſe Verſamm-<lb/> lung ſtatt; General Cordova klagte in derſelben den Libertador<lb/> an, und ſchilderte mit den ſchwärzeſten Farben das Unglük, das<lb/> ſelbiger, wie er behauptete, über das Land gebracht habe; der<lb/> Gouverneur der Provinz ſtimmte hierin mit ein. Das Volk ſchien<lb/> zwar nicht ſehr große Luſt zu haben, ſich dem Verrathe anzuſchlie-<lb/> ßen, verhielt ſich jedoch gleichgültig gegen die Verräther ſelbſt.<lb/> Um den Truppen, die ihnen wahrſcheinlich entgegen geſendet wer-<lb/> den würden, die Spize bieten zu können, riefen Cordova und Ja-<lb/> ramillo alle Bewohner männlichen Geſchlechts von 14 bis 50 Jah-<lb/> ren zu den Waffen; eine Maaßregel, die ihren Erwartungen nicht<lb/> entſprach. Denn, um nach Canca vorzurüken, hatten ſie auf<lb/> 1000 Mann gerechnet, ſie ſollen aber nur 200 zuſammen bekom-<lb/> men haben. Die Stadt Antioquia hatte ſich geweigert, dem Auf-<lb/> ſtande beizutreten, und war in dieſem Entſchluſſe durch den dor-<lb/> tigen Biſchof beſtärkt worden. Eben ſo wenig glüklich waren die<lb/> Rebellen in den übrigen Provinzen geweſen; aus der Stadt Re-<lb/> medios und aus mehreren andern Städten hatten ſich alle waf-<lb/> fenfähigen Einwohner in die Berge geflüchtet, um ſich der Theil-<lb/> nahme an der Rebellion zu entziehen. Die Republik hatte wäh-<lb/> rend der Zeit Truppen gegen die Rebellen abgeſchikt. Am 7 Okt.<lb/> traf der columbiſche Obriſt Urreta mit 500 Mann Infanterie, 200<lb/> Huſaren und einer verhältnißmäßigen Anzahl von Geſchüz in Magan-<lb/> gue ein; am 27 Sept. war General O’Leary von der Hauptſtadt mit<lb/> 700 Mann Infanterie ausgerükt, und am 7 Okt. in Nare angelangt.<lb/> Seine Avantgarde machte einen Inſurgentenoffizier, Namens Gi-<lb/> raldot, der mit 20 Mann in Guarumo ſtand, zum Gefangenen.<lb/> Der offizielle Bericht, dem dieſe Angaben entlehnt ſind, ſchließt<lb/> mit der Aeußerung, daß die ganze Rebellion hoffentlich noch vor<lb/> Ende Oktobers unterdrükt ſeyn werde. Mit dieſen Hofnungen<lb/> ſtimmen übrigens (wie New-Yorker Blätter melden) Privatbriefe<lb/> aus Bogota vom 27 Sept. nicht überein. Dieſen Briefen zufolge<lb/> ſoll General Cordova früher, wenigſtens dem Anſcheine nach, ein<lb/> eifriger Anhänger Bolivars geweſen ſeyn und die Waffen nur er-<lb/> griffen haben, um leztern an der Unterjochung ſeines Vaterlan-<lb/> des zu verhindern. „Auf ſeinen Aufruf“, heißt es unter Anderm<lb/> in jenen Briefen, „erhob ſich der größte Theil der Bevölkerung<lb/> von Antioquia, bewafnete ſich und faßte Beſchlüſſe zu Gunſten<lb/> der Sache ihrer Freiheit. Die Provinz Choco folgte dieſem Bei-<lb/> ſpiele. Die andern Theile der Republik warteten nur auf die<lb/> erſte Gelegenheit, um das gehäſſige Joch einer abſoluten Regie-<lb/><cb/> rung abzuſchütteln. 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9 Januar.
Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nro. 9. 1830.
Spaniſches Amerika.
Die lezten Zeitungen aus Carthagena (bis zum 14 Okt.)
enthalten folgende nähere Umſtände über die Inſurrektion des Ge-
nerals Cordova. Dieſe begann am 12 Sept. zu Rio-Negro in
der Provinz Antioquia. Anfangs vereinigte Cordova ſich mit dem
Gouverneur des Plazes, Jaramillo und deſſen Bruder, welche
beide ihm nicht mehr als 30 Veteranen zuführten. Mit dieſer
geringen Mannſchaft begab er ſich nach Medellin, wo er keinen
Widerſtand fand. Am 13 fertigte er eine Depeſche an den Gou-
verneur der Provinz ab, in welcher er demſelben die Gründe zu
ſeinem Aufſtande auseinanderſezte und ihn aufforderte, eine Ver-
ſammlung der obrigkeitlichen Perſonen und der Regierungsbeam-
ten zu veranſtalten, um ſelbige ſchwören zu laſſen, ſich den An-
ſprüchen des Libertadors widerſezen und der Verfaſſung von Cu-
cuta treu bleiben zu wollen. Am 15 Sept. fand dieſe Verſamm-
lung ſtatt; General Cordova klagte in derſelben den Libertador
an, und ſchilderte mit den ſchwärzeſten Farben das Unglük, das
ſelbiger, wie er behauptete, über das Land gebracht habe; der
Gouverneur der Provinz ſtimmte hierin mit ein. Das Volk ſchien
zwar nicht ſehr große Luſt zu haben, ſich dem Verrathe anzuſchlie-
ßen, verhielt ſich jedoch gleichgültig gegen die Verräther ſelbſt.
Um den Truppen, die ihnen wahrſcheinlich entgegen geſendet wer-
den würden, die Spize bieten zu können, riefen Cordova und Ja-
ramillo alle Bewohner männlichen Geſchlechts von 14 bis 50 Jah-
ren zu den Waffen; eine Maaßregel, die ihren Erwartungen nicht
entſprach. Denn, um nach Canca vorzurüken, hatten ſie auf
1000 Mann gerechnet, ſie ſollen aber nur 200 zuſammen bekom-
men haben. Die Stadt Antioquia hatte ſich geweigert, dem Auf-
ſtande beizutreten, und war in dieſem Entſchluſſe durch den dor-
tigen Biſchof beſtärkt worden. Eben ſo wenig glüklich waren die
Rebellen in den übrigen Provinzen geweſen; aus der Stadt Re-
medios und aus mehreren andern Städten hatten ſich alle waf-
fenfähigen Einwohner in die Berge geflüchtet, um ſich der Theil-
nahme an der Rebellion zu entziehen. Die Republik hatte wäh-
rend der Zeit Truppen gegen die Rebellen abgeſchikt. Am 7 Okt.
traf der columbiſche Obriſt Urreta mit 500 Mann Infanterie, 200
Huſaren und einer verhältnißmäßigen Anzahl von Geſchüz in Magan-
gue ein; am 27 Sept. war General O’Leary von der Hauptſtadt mit
700 Mann Infanterie ausgerükt, und am 7 Okt. in Nare angelangt.
Seine Avantgarde machte einen Inſurgentenoffizier, Namens Gi-
raldot, der mit 20 Mann in Guarumo ſtand, zum Gefangenen.
Der offizielle Bericht, dem dieſe Angaben entlehnt ſind, ſchließt
mit der Aeußerung, daß die ganze Rebellion hoffentlich noch vor
Ende Oktobers unterdrükt ſeyn werde. Mit dieſen Hofnungen
ſtimmen übrigens (wie New-Yorker Blätter melden) Privatbriefe
aus Bogota vom 27 Sept. nicht überein. Dieſen Briefen zufolge
ſoll General Cordova früher, wenigſtens dem Anſcheine nach, ein
eifriger Anhänger Bolivars geweſen ſeyn und die Waffen nur er-
griffen haben, um leztern an der Unterjochung ſeines Vaterlan-
des zu verhindern. „Auf ſeinen Aufruf“, heißt es unter Anderm
in jenen Briefen, „erhob ſich der größte Theil der Bevölkerung
von Antioquia, bewafnete ſich und faßte Beſchlüſſe zu Gunſten
der Sache ihrer Freiheit. Die Provinz Choco folgte dieſem Bei-
ſpiele. Die andern Theile der Republik warteten nur auf die
erſte Gelegenheit, um das gehäſſige Joch einer abſoluten Regie-
rung abzuſchütteln. Der Befehlshaber der Provinz Paſto, Ge-
neral Obanda, war im Begrif, ſich mit Cordova zu vereinigen.
Man fürchtete ſogar, daß ſich der Aufſtand bis Bogota hin aus-
dehnen werde.“
Niederlande.
†Haag, 24 Dec.Die Petitionen und die Gegenpetitionen
währen fort; bei erſtern finden dieſelben Intriguen, deren wir wie-
derholt erwähnten, noch immer ſtatt, wie bisher, und man könnte
ganze Bände mit den ärgerlichen Anekdoten füllen, auf welche Weiſe
die Einfalt des Volkes ſo arg gemißbraucht wird; in leztern ſpricht
ein tiefes Gefühl des Unwillens über die Anmaaßungen der Prieſter-
ſchaft, über Umtriebe des Jeſuitismus, über Störung des Land-
friedens, über Mißkennung der königlichen Wohlthaten, über Ge-
fährdung der religieuſen und intellektuellen Kultur, über Machi-
nationen wider die Dynaſtie, die monarchiſchen Prinzipien und
die öffentlichen Freiheiten ſich aus. Alle dieſe Fakta, von denen
die öffentlichen Blätter wimmeln, dürften, da Niemand ihnen zu wi-
derſprechen gewagt hat, doch nicht wohl in die Reihe der „Anek-
dötchen“ gezählt werden, welchen Namen gewiſſe Leute Allem
demjenigen geben, was von der Oppoſition nicht in Abrede ge-
ſtellt werden kan. Thatſachen ſprechen indeß beſſer, als leere
Raiſonnements. Die beiſpiellos barbariſche, unchriſtliche und zu-
gleich unpolitiſche Behandlung der Zöglinge eines Privatinſtituts
und zwar noch von Waiſen, deren ſich der Direktor deſſelben, Hr.
Baron Abbé de Zinſerling, einer der Hauptredaktoren des Ca-
tholique des Pays-Bas und einer der thätigſten Leiter des Péti-
tionnement und Répétitionnement ſchuldig gemacht hat, eine
Behandlung, welche dermal Gegenſtand gerichtlicher Unterſuchung
iſt, beſchäftigt noch immer die Aufmerkſamkeit des Publikums.
Einen Monat früher die Entdekung, und vielen betrogenen Fa-
milien, deren Kinder alſo ſehr unter jeſuitiſchen Händen in Ge-
fahr ſtehen, würde die Binde von den Augen gefallen ſeyn. Da
die meiſten belgiſchen und franzöſiſchen Journale die Details der
verübten Gräuel geliefert haben, ſo verſchonen wir die Leſer der
Allg. Zeitung damit. Der Catholique hat eine Vertheidigung
des inquiſitoriſchen Kollegen verſucht, aber ſo ſchwach und ſophi-
ſtiſch, und die Hauptpunkte ſo gänzlich umgehend, daß man nur
größere Beſtätigung der Sache darin gefunden hat.. Aus den Ak-
ten bei dem Tribunal, wo dieſelbe dermal anhängig, wird die
Wahrheit klar hervorgehn, wenn der in jener Provinz ſo mäch-
tige jeſuitiſche Einfluß nicht auch hier die Thränen der Mütter
und die Klagen der Waiſen erſtikt. Dieſe Angelegenheit iſt eine
Cause célèbre geworden, ſchadet der Sache der Ultraprieſter ſehr,
und wirft ein grelles Licht in den Abgrund von Gefahren, denen
ein aller öffentlicher Aufſicht entkleideter Unterricht, die arme Ju-
gend in wenig kultivirten Gegenden preis gibt. Noch iſt das Un-
terrichtsgeſez nicht vorgekommen, dagegen das Schikſal des Bud-
gets, des zehnjährigen und das für 1830, auf die bereits Ihnen
bekannte Weiſe entſchieden worden. Die Wortführer des Jeſuitis-
mus, die redlichen Katholiken, die Fanatiker des Ultrakatholizis-
mus und die des Ultraliberalismus, die Anhänger der franzö-
ſiſchen Partei, und die enthuſiaſtiſchen und die gemäßigten Freunde
konſtitutioneller Freiheit haben gleich ſehr allen Aufwand der Rede
entwikelt. Viele, rükblikend auf ernſte Warnungen der Vergan-
genheit, und in eine verhängnißvolle Zukunft mit prophetiſchem
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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