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Allgemeine Zeitung, Nr. 100, 10. April 1849.

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[Spaltenumbruch] S. Marco weht bereits dreifarbig geschmückt aus den Fenstern der Bot-
schaftswohnung.


Die piemontesischen Niederlagen mußten na-
türlich die Abortivgeburt eines dictatorischen Triumvirats beschleunigen,
welches seit gestern zur Rettung des von Gefahr bedrohten Gesammtvater-
lands erstanden ist. Mazzini, Saffi und Armellini haben eine Trostpro-
clamation erlassen, durch welche sie sich und andern glauben machen wol-
len daß der Weizen der Independenza Italiana erst jetzt in die wahrhaft
fruchtergiebige Blüthe einzutreten im Begriff sey. Sähe man es nicht
gedruckt, man würde es nimmer glauben daß sich diese Leute mit der
f Hoffnung schmeicheln können, die österreichische Militärmacht sey in Ge-
ahr sich bei der gewaltigen Ausdehnung der Operationsbasis selbst zu schwä-
chen. Dieß mag eine der vielen, nicht eben süßen Täuschungen seyn welche
Italien so heruntergebracht haben, und von denen man in der That selbst
ganz gewiegte, in allen übrigen Dingen vernünftige Leute umfangen sieht.
Weit lächerlicher ist dagegen die andere ebenfalls als Trostgrund vorge-
brachte Versicherung daß ganz Italien den Oesterreichern Haß geschworen
habe, während in diesem Augenblick wenigsteus im Kirchenstaat gerade
das Umgekehrte behauptet werden kann. Sieben Zehntel der Gesammtbe-
völkerung des Kirchenstaates sehnen sich nach threm lange erhofften Er-
scheinen wie nach der endlichen Erlösung aus langer qualvoller Gefahr.
Diese wächst in der That von Stunde zu Stunde, da die Verschleuderung
des Staatsvermögens in dem Maße zunimmt als der Augenblick einer
gänzlichen Auflösung der usurpirten Gewalt näher heranrückt. Noch zeigt
sich indessen kein einziger sicherer Vorbote der Intervention, und dieß er-
halt die Machthaber bei Dreistigkeit, so daß sie noch zu Grunde zu rich-
ten versuchen werden was sich in einer solchen Galgenfrist verwü-
sten läßt.


Gestern Nacht durchzog ein Haufe Lärmender
die Stadt unter dem Geschrei: "Nieder mit der Republik! Es lebe Pio IX!"
Die Sicherheitswachen durchzogen die Stadt, und so verlief die Nacht
ruhig. Die päpsiliche Partei rüstet sich zu einem Schlag, und sie soll schon
einen großen Theil der Carabinieri gewonnen haben. Von der republi-
canischen Armee trafen gestern und heute Staffetten ein, allein die Regie-
rung beobachtete Stillschweigen über den Inhalt. Den Gerüchten nach
sollten die Republicaner sich über die Gränze gewagt haben, und in Con-
flict mit den Neapolitanern gerathen seyn. Die gezwungene Anleihe hat
jetzt einige spärliche Resultate erreicht. -- Die römische Bank hat dem
Staatsschatz die Anweisung auf 90,000 Seudi vollständig in Bankbillet-
ten geleistet.


O Das Triumvirat in Rom hat sich dem Volk durch ein Proclam
angekündigt.

"Bürger! Brüder! Gewählt von der republicanischen con-
stituirenden Versammlung einem republicanischen Volk gegenüber ist ein
Programm unnütz. Unser Programm ist unser Mandat. Aufrechterhal-
tung der Republik, Schutz gegen innere und äußere Gefahren, würdige
Vertretung im Unabhängigkeitskrieg, das ist unsere Pflicht und wir wer-
den ihr genügen. Die Siege gerade die den Feind zwingen sein Opera-
tionsheer durch Ausdehnung zu verdünnen, können früher oder später
seine Niederlage herbeiführen. Die italienische Sache ist nicht diesem oder
jenem regulären Soldatentrupp in die Hand gelegt, sondern der Energie
der Völker, dem unversöhnlichen Haß gegen die fremde Race, dem Eid
der Deputirten und der Bürger, dem Wuthgeschrei der gefolterten Lombar-
den, dem Höchsten, der den Triumph des Rechtes decretirt hat. Eure
Ahnen siegten immer, weil sie als Verräther erklärten wer der Gefahr
wich, und Ihr werdet dieser Väter nicht unwürdig seyn, nicht unwürdig
der Feldzeichen die wir aus den Gräbern der Voreltern hervorgesucht zur
Hoffnung Italiens und zur Bewunderung Europa's. Die Triumvirn:

Ein Seitenstück zu diesem ist ein Proclam
von Guerrazzi, dem toscanischen Dictator: "An die Gränze! An die
Gränze! Auf! toscanische Jugend vertheidige dein Vaterland. Nichts
leichter als Vertheidigung! Die Wildnisse, Schluchten, Baumstümpfe,
Blöcke decken uns und hindern den Feind, wenn er es wagen sollte
in unsere Berge einzudringen. Denkt daran daß selbst die Bestie ihre
Höhle vertheidigt, willst du Blüthe Toscana's, willst du dem Thiere nach-
stehen? Zur Gränze! Zur Gränze!" Und so weiter, und so weiter! Wer
das so täglich liest und dabei erfährt wie die Listen der freiwilligen Con-
scription von der gioventu Toscana so leer gelassen werden, wie die
Italiener ohne den Muth ihr Leben zu wagen -- das ließe sich vielleicht
verzeihen -- nicht einmal so viel Begeisterung haben für ihre Sache die
Gelder zu schaffen, dem fällt bei den dictatorischen Ergießungen die Apo-
strophe des kühnen Abenteurers ein:

Das ist ein Trumpf:
Der schüttelt euch des alten Tods Geripp
Aus seinen Lumpen! Traun ein großes Maul,
Das Tod ausspeit und Berge, Felsen, Seen;
[Spaltenumbruch] Das so vertraut von grimmen Löwen schwatzt
Wie von dem Schoßhund dreizehnjährge Mädchen.
Hat den Kumpan ein Kanonier erzeugt?
Er spricht Kanonen, Feuer, Dampf und Knall,
Er gibt mit seiner Zunge Bastonaden,
Das Ohr wird ausgeprügelt; jedes Wort
Pufft kräftiger als eine fränk'sche Faust.
Blitz! ich bin nie mit Worten so gewalkt,
Seit ich des Bruders Vater Tatte nannte.

Das paßt auf die republicanischen Theaterhelden, als wäre es ein paar
Jahrhunderte später geschrieben. Die italienische Bewegung hat längst
den Charakter der jungfräulichen Romantik verloren. Sie setzen Lamar-
tine's historischen Roman der Girondins in Scene mit tragischen Gesten
und Helmen aus Pappe. Sie haben kein: Landau ou la mort! Und
wo sie es haben, "spotten sie ihrer selbst und wissen nicht wie." Ist es nicht
komisch, wenn der allmächtig decretirte Guerrazzi in demselben Proclam,
wo er die Jugend zum Verzweiflungskampfe ruft, zu dem insolenten Ver-
gleich mit den Bestien seine Hülfe nehmen muß, wenn er der tapfern
Blüthe Toscana's einen Hinterhalt hinter den Büschen verspricht, wenn
Italien sein Berggerölle zum Bundesgenossen für die Sache des Rechts
anruft, "dessen Triumph Gott selbst beschlossen habe?"


(Durch Zufall verspä-
tet.)

Gestern Nachmittag traf die Deputation hier ein welche, von der
Commune Wien an den Feldmarschall Radetzky geschickt, demselben das
Ehrenbürgerrecht der Stadt Wien feierlichst übergab. Unter diesen
Herren befindet sich der Präsident des Gemeinderaths, Dr. Seiller, und der
Wiener Bürgermeister Bergmüller. Was die Ausstattung des Diploms
selbst anbelangt, so ist dieselbe in jeder Hinsicht ein Prachtwerk; auf dem
Umschlag ist in Silber, Gold und Emaille das Wappen des Feldmarschalls,
in der Kapsel unten an dem Document diejenigen des Hauses Habsburg
und der Stadt Wien. Mit Freude und Rührung übernahm der greise
Marschall das Diplom und dankte der Deputation in beredten freundlichen
Worten. Die Deputirten bleiben heute hier in Novara, verweilen alsdann
einige Tage in Mailand und gehen hierauf nach Wien zurück. Aus der An-
rede des Hrn. Dr. Seiller bei Uebergabe des Diploms an den Feldmarschall
hebe ich folgende Stellen aus: "Die bedeutsamen Worte welche Ew. Exc.
in jenen Tagen ernster Siegesfreude (Curtatone und Custozza) uns zurie-
fen, sie finden in unsern Herzen noch heute den lebhaftesten Anklang. Ja,
der Bürger Wiens wird fortan die oft erprobte Treue mit um so größerer
Hingebung zu bewähren wissen, je tiefer ihn der Makel schmerzt womit
ein wahnsinniges Beginnen entfesselter Leidenschaften den reinen Spiegel
seiner Ehre zu trüben wagte. Auch wir halten das Glück des Vaterlands
für unzertrennlich von seiner Einheit -- für einzig möglich durch treues
Anschließen an den Thron eines geliebten Herrscherhauses. Auch wir hof-
fen zuversichtlich daß Eintracht und Bruderliebe die Völker des Kaiser-
reiches mit einem festen, mit einem unauflöslichen Band umschlingen wer-
den. Die Blicke Oesterreichs, die Blicke Europa's sind nun von neuem
erwartungsvoll auf die Heldenschaar gerichtet, welche Ew. Excellenz un-
ter sieggewohnten Fahnen
vereinigen. Möge uns demnächst ein
ehrenvoller Friede beglücken, mögen neue Siege uns zu neuer Bewun-
derung aufrufen: der Dank des Vaterlandes für Vollbrachtes wie für
Zukünftiges lebt in dem Herzen jedes ächten Oesterreichers." Richtiger
und zu besserer Zeit wie in diesem Augenblick hätte die Deputation Wiens
nicht erscheinen können. Die neuen Siege sind da, und neue Lorbeer-
blätter winden sich um das weiße Haupt des greisen Führers; neben Cur-
tatone und Custozza schreibt die Geschichte Mortara und Novara!


Heute Morgen hat uns die Deputation des
Wiener Gemeinderaths verlassen. Nachstehend erhalten Sie die Antwort
des Hrn. Feldmarschalls Radetzky auf das demselben übergebene Diplom und
Schreiben der Stadt Wien: "Hr. Präsident! Die Stadt Wien hat mir
durch Sie das Diplom überreichen lassen, kraft welchem mein Name als
Ehrenbürger im goldenen Buche Wiens eingezeichnet ward. Durch diese
schmeichelhafte Auszeichnung sehe ich mich in eine Bürgergemeinschaft auf-
genommen die meinem Herzen immer theuer war. Die Stadt Wien wird
stets meine innigste Anhänglichkeit besitzen, denn ihr verdanke ich so viele
frohe Erinnerungen aus meinem frühern Leben. Ich bitte Sie, Hr. Prä-
sident, dem Gemeinderath und der ganzen Bürgerschaft Wiens meinen in-
nigsten Dank für eine Ehre auszudrücken die ich über alles hochschätze.
Der Tag wo ich diese Gesinnungen meinen neuen Mitbürgern mündlich
ausdrücken zu können so glücklich wäre, würde einer der schönsten meines
langen Lebens seyn. Die politischen Stürme des unheilvollen Jahres
1848, die nicht allein die Grundfesten des europäischen Staatengebäudes,
sondern auch die moralischen Grundpfeiler der Gesellschaft umzustürzen
drohten, hatten sich über dem sonst frohen und glücklichen Wien blutig ent-
laden, doch der Sturm ist gottlob vorübergebraust, und nur noch aus wei-
ter Ferne hört man sein Tosen. Schon bricht die Morgenröthe einer
bessern Zeit heran, und aus finsterer Nacht tritt das alte treue Wien mit
verjüngtem Glanz wieder hervor. Bald zieht unser junger und hoffnungs-
voller Monarch wieder in die Thore seiner Hauptstadt, in die Hallen seiner
Väter ein, dort will er sich die Krone des großen und vereinten Oester-

[Spaltenumbruch] S. Marco weht bereits dreifarbig geſchmückt aus den Fenſtern der Bot-
ſchaftswohnung.


Die piemonteſiſchen Niederlagen mußten na-
türlich die Abortivgeburt eines dictatoriſchen Triumvirats beſchleunigen,
welches ſeit geſtern zur Rettung des von Gefahr bedrohten Geſammtvater-
lands erſtanden iſt. Mazzini, Saffi und Armellini haben eine Troſtpro-
clamation erlaſſen, durch welche ſie ſich und andern glauben machen wol-
len daß der Weizen der Independenza Italiana erſt jetzt in die wahrhaft
fruchtergiebige Blüthe einzutreten im Begriff ſey. Sähe man es nicht
gedruckt, man würde es nimmer glauben daß ſich dieſe Leute mit der
f Hoffnung ſchmeicheln können, die öſterreichiſche Militärmacht ſey in Ge-
ahr ſich bei der gewaltigen Ausdehnung der Operationsbaſis ſelbſt zu ſchwä-
chen. Dieß mag eine der vielen, nicht eben ſüßen Täuſchungen ſeyn welche
Italien ſo heruntergebracht haben, und von denen man in der That ſelbſt
ganz gewiegte, in allen übrigen Dingen vernünftige Leute umfangen ſieht.
Weit lächerlicher iſt dagegen die andere ebenfalls als Troſtgrund vorge-
brachte Verſicherung daß ganz Italien den Oeſterreichern Haß geſchworen
habe, während in dieſem Augenblick wenigſteus im Kirchenſtaat gerade
das Umgekehrte behauptet werden kann. Sieben Zehntel der Geſammtbe-
völkerung des Kirchenſtaates ſehnen ſich nach threm lange erhofften Er-
ſcheinen wie nach der endlichen Erlöſung aus langer qualvoller Gefahr.
Dieſe wächst in der That von Stunde zu Stunde, da die Verſchleuderung
des Staatsvermögens in dem Maße zunimmt als der Augenblick einer
gänzlichen Auflöſung der uſurpirten Gewalt näher heranrückt. Noch zeigt
ſich indeſſen kein einziger ſicherer Vorbote der Intervention, und dieß er-
halt die Machthaber bei Dreiſtigkeit, ſo daß ſie noch zu Grunde zu rich-
ten verſuchen werden was ſich in einer ſolchen Galgenfriſt verwü-
ſten läßt.


Geſtern Nacht durchzog ein Haufe Lärmender
die Stadt unter dem Geſchrei: „Nieder mit der Republik! Es lebe Pio IX!“
Die Sicherheitswachen durchzogen die Stadt, und ſo verlief die Nacht
ruhig. Die päpſiliche Partei rüſtet ſich zu einem Schlag, und ſie ſoll ſchon
einen großen Theil der Carabinieri gewonnen haben. Von der republi-
caniſchen Armee trafen geſtern und heute Staffetten ein, allein die Regie-
rung beobachtete Stillſchweigen über den Inhalt. Den Gerüchten nach
ſollten die Republicaner ſich über die Gränze gewagt haben, und in Con-
flict mit den Neapolitanern gerathen ſeyn. Die gezwungene Anleihe hat
jetzt einige ſpärliche Reſultate erreicht. — Die römiſche Bank hat dem
Staatsſchatz die Anweiſung auf 90,000 Seudi vollſtändig in Bankbillet-
ten geleiſtet.


O Das Triumvirat in Rom hat ſich dem Volk durch ein Proclam
angekündigt.

„Bürger! Brüder! Gewählt von der republicaniſchen con-
ſtituirenden Verſammlung einem republicaniſchen Volk gegenüber iſt ein
Programm unnütz. Unſer Programm iſt unſer Mandat. Aufrechterhal-
tung der Republik, Schutz gegen innere und äußere Gefahren, würdige
Vertretung im Unabhängigkeitskrieg, das iſt unſere Pflicht und wir wer-
den ihr genügen. Die Siege gerade die den Feind zwingen ſein Opera-
tionsheer durch Ausdehnung zu verdünnen, können früher oder ſpäter
ſeine Niederlage herbeiführen. Die italieniſche Sache iſt nicht dieſem oder
jenem regulären Soldatentrupp in die Hand gelegt, ſondern der Energie
der Völker, dem unverſöhnlichen Haß gegen die fremde Race, dem Eid
der Deputirten und der Bürger, dem Wuthgeſchrei der gefolterten Lombar-
den, dem Höchſten, der den Triumph des Rechtes decretirt hat. Eure
Ahnen ſiegten immer, weil ſie als Verräther erklärten wer der Gefahr
wich, und Ihr werdet dieſer Väter nicht unwürdig ſeyn, nicht unwürdig
der Feldzeichen die wir aus den Gräbern der Voreltern hervorgeſucht zur
Hoffnung Italiens und zur Bewunderung Europa’s. Die Triumvirn:

Ein Seitenſtück zu dieſem iſt ein Proclam
von Guerrazzi, dem toscaniſchen Dictator: „An die Gränze! An die
Gränze! Auf! toscaniſche Jugend vertheidige dein Vaterland. Nichts
leichter als Vertheidigung! Die Wildniſſe, Schluchten, Baumſtümpfe,
Blöcke decken uns und hindern den Feind, wenn er es wagen ſollte
in unſere Berge einzudringen. Denkt daran daß ſelbſt die Beſtie ihre
Höhle vertheidigt, willſt du Blüthe Toscana’s, willſt du dem Thiere nach-
ſtehen? Zur Gränze! Zur Gränze!“ Und ſo weiter, und ſo weiter! Wer
das ſo täglich liest und dabei erfährt wie die Liſten der freiwilligen Con-
ſcription von der gioventù Toscana ſo leer gelaſſen werden, wie die
Italiener ohne den Muth ihr Leben zu wagen — das ließe ſich vielleicht
verzeihen — nicht einmal ſo viel Begeiſterung haben für ihre Sache die
Gelder zu ſchaffen, dem fällt bei den dictatoriſchen Ergießungen die Apo-
ſtrophe des kühnen Abenteurers ein:

Das iſt ein Trumpf:
Der ſchüttelt euch des alten Tods Geripp
Aus ſeinen Lumpen! Traun ein großes Maul,
Das Tod ausſpeit und Berge, Felſen, Seen;
[Spaltenumbruch] Das ſo vertraut von grimmen Löwen ſchwatzt
Wie von dem Schoßhund dreizehnjährge Mädchen.
Hat den Kumpan ein Kanonier erzeugt?
Er ſpricht Kanonen, Feuer, Dampf und Knall,
Er gibt mit ſeiner Zunge Baſtonaden,
Das Ohr wird ausgeprügelt; jedes Wort
Pufft kräftiger als eine fränk’ſche Fauſt.
Blitz! ich bin nie mit Worten ſo gewalkt,
Seit ich des Bruders Vater Tatte nannte.

Das paßt auf die republicaniſchen Theaterhelden, als wäre es ein paar
Jahrhunderte ſpäter geſchrieben. Die italieniſche Bewegung hat längſt
den Charakter der jungfräulichen Romantik verloren. Sie ſetzen Lamar-
tine’s hiſtoriſchen Roman der Girondins in Scene mit tragiſchen Geſten
und Helmen aus Pappe. Sie haben kein: Landau ou la mort! Und
wo ſie es haben, „ſpotten ſie ihrer ſelbſt und wiſſen nicht wie.“ Iſt es nicht
komiſch, wenn der allmächtig decretirte Guerrazzi in demſelben Proclam,
wo er die Jugend zum Verzweiflungskampfe ruft, zu dem inſolenten Ver-
gleich mit den Beſtien ſeine Hülfe nehmen muß, wenn er der tapfern
Blüthe Toscana’s einen Hinterhalt hinter den Büſchen verſpricht, wenn
Italien ſein Berggerölle zum Bundesgenoſſen für die Sache des Rechts
anruft, „deſſen Triumph Gott ſelbſt beſchloſſen habe?“


(Durch Zufall verſpä-
tet.)

Geſtern Nachmittag traf die Deputation hier ein welche, von der
Commune Wien an den Feldmarſchall Radetzky geſchickt, demſelben das
Ehrenbürgerrecht der Stadt Wien feierlichſt übergab. Unter dieſen
Herren befindet ſich der Präſident des Gemeinderaths, Dr. Seiller, und der
Wiener Bürgermeiſter Bergmüller. Was die Ausſtattung des Diploms
ſelbſt anbelangt, ſo iſt dieſelbe in jeder Hinſicht ein Prachtwerk; auf dem
Umſchlag iſt in Silber, Gold und Emaille das Wappen des Feldmarſchalls,
in der Kapſel unten an dem Document diejenigen des Hauſes Habsburg
und der Stadt Wien. Mit Freude und Rührung übernahm der greiſe
Marſchall das Diplom und dankte der Deputation in beredten freundlichen
Worten. Die Deputirten bleiben heute hier in Novara, verweilen alsdann
einige Tage in Mailand und gehen hierauf nach Wien zurück. Aus der An-
rede des Hrn. Dr. Seiller bei Uebergabe des Diploms an den Feldmarſchall
hebe ich folgende Stellen aus: „Die bedeutſamen Worte welche Ew. Exc.
in jenen Tagen ernſter Siegesfreude (Curtatone und Cuſtozza) uns zurie-
fen, ſie finden in unſern Herzen noch heute den lebhafteſten Anklang. Ja,
der Bürger Wiens wird fortan die oft erprobte Treue mit um ſo größerer
Hingebung zu bewähren wiſſen, je tiefer ihn der Makel ſchmerzt womit
ein wahnſinniges Beginnen entfeſſelter Leidenſchaften den reinen Spiegel
ſeiner Ehre zu trüben wagte. Auch wir halten das Glück des Vaterlands
für unzertrennlich von ſeiner Einheit — für einzig möglich durch treues
Anſchließen an den Thron eines geliebten Herrſcherhauſes. Auch wir hof-
fen zuverſichtlich daß Eintracht und Bruderliebe die Völker des Kaiſer-
reiches mit einem feſten, mit einem unauflöslichen Band umſchlingen wer-
den. Die Blicke Oeſterreichs, die Blicke Europa’s ſind nun von neuem
erwartungsvoll auf die Heldenſchaar gerichtet, welche Ew. Excellenz un-
ter ſieggewohnten Fahnen
vereinigen. Möge uns demnächſt ein
ehrenvoller Friede beglücken, mögen neue Siege uns zu neuer Bewun-
derung aufrufen: der Dank des Vaterlandes für Vollbrachtes wie für
Zukünftiges lebt in dem Herzen jedes ächten Oeſterreichers.“ Richtiger
und zu beſſerer Zeit wie in dieſem Augenblick hätte die Deputation Wiens
nicht erſcheinen können. Die neuen Siege ſind da, und neue Lorbeer-
blätter winden ſich um das weiße Haupt des greiſen Führers; neben Cur-
tatone und Cuſtozza ſchreibt die Geſchichte Mortara und Novara!


Heute Morgen hat uns die Deputation des
Wiener Gemeinderaths verlaſſen. Nachſtehend erhalten Sie die Antwort
des Hrn. Feldmarſchalls Radetzky auf das demſelben übergebene Diplom und
Schreiben der Stadt Wien: „Hr. Präſident! Die Stadt Wien hat mir
durch Sie das Diplom überreichen laſſen, kraft welchem mein Name als
Ehrenbürger im goldenen Buche Wiens eingezeichnet ward. Durch dieſe
ſchmeichelhafte Auszeichnung ſehe ich mich in eine Bürgergemeinſchaft auf-
genommen die meinem Herzen immer theuer war. Die Stadt Wien wird
ſtets meine innigſte Anhänglichkeit beſitzen, denn ihr verdanke ich ſo viele
frohe Erinnerungen aus meinem frühern Leben. Ich bitte Sie, Hr. Prä-
ſident, dem Gemeinderath und der ganzen Bürgerſchaft Wiens meinen in-
nigſten Dank für eine Ehre auszudrücken die ich über alles hochſchätze.
Der Tag wo ich dieſe Geſinnungen meinen neuen Mitbürgern mündlich
ausdrücken zu können ſo glücklich wäre, würde einer der ſchönſten meines
langen Lebens ſeyn. Die politiſchen Stürme des unheilvollen Jahres
1848, die nicht allein die Grundfeſten des europäiſchen Staatengebäudes,
ſondern auch die moraliſchen Grundpfeiler der Geſellſchaft umzuſtürzen
drohten, hatten ſich über dem ſonſt frohen und glücklichen Wien blutig ent-
laden, doch der Sturm iſt gottlob vorübergebraust, und nur noch aus wei-
ter Ferne hört man ſein Toſen. Schon bricht die Morgenröthe einer
beſſern Zeit heran, und aus finſterer Nacht tritt das alte treue Wien mit
verjüngtem Glanz wieder hervor. Bald zieht unſer junger und hoffnungs-
voller Monarch wieder in die Thore ſeiner Hauptſtadt, in die Hallen ſeiner
Väter ein, dort will er ſich die Krone des großen und vereinten Oeſter-

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[1531/0007] S. Marco weht bereits dreifarbig geſchmückt aus den Fenſtern der Bot- ſchaftswohnung. △ Rom, 31 März. Die piemonteſiſchen Niederlagen mußten na- türlich die Abortivgeburt eines dictatoriſchen Triumvirats beſchleunigen, welches ſeit geſtern zur Rettung des von Gefahr bedrohten Geſammtvater- lands erſtanden iſt. Mazzini, Saffi und Armellini haben eine Troſtpro- clamation erlaſſen, durch welche ſie ſich und andern glauben machen wol- len daß der Weizen der Independenza Italiana erſt jetzt in die wahrhaft fruchtergiebige Blüthe einzutreten im Begriff ſey. Sähe man es nicht gedruckt, man würde es nimmer glauben daß ſich dieſe Leute mit der f Hoffnung ſchmeicheln können, die öſterreichiſche Militärmacht ſey in Ge- ahr ſich bei der gewaltigen Ausdehnung der Operationsbaſis ſelbſt zu ſchwä- chen. Dieß mag eine der vielen, nicht eben ſüßen Täuſchungen ſeyn welche Italien ſo heruntergebracht haben, und von denen man in der That ſelbſt ganz gewiegte, in allen übrigen Dingen vernünftige Leute umfangen ſieht. Weit lächerlicher iſt dagegen die andere ebenfalls als Troſtgrund vorge- brachte Verſicherung daß ganz Italien den Oeſterreichern Haß geſchworen habe, während in dieſem Augenblick wenigſteus im Kirchenſtaat gerade das Umgekehrte behauptet werden kann. Sieben Zehntel der Geſammtbe- völkerung des Kirchenſtaates ſehnen ſich nach threm lange erhofften Er- ſcheinen wie nach der endlichen Erlöſung aus langer qualvoller Gefahr. Dieſe wächst in der That von Stunde zu Stunde, da die Verſchleuderung des Staatsvermögens in dem Maße zunimmt als der Augenblick einer gänzlichen Auflöſung der uſurpirten Gewalt näher heranrückt. Noch zeigt ſich indeſſen kein einziger ſicherer Vorbote der Intervention, und dieß er- halt die Machthaber bei Dreiſtigkeit, ſo daß ſie noch zu Grunde zu rich- ten verſuchen werden was ſich in einer ſolchen Galgenfriſt verwü- ſten läßt. * Rom, 31 März. Geſtern Nacht durchzog ein Haufe Lärmender die Stadt unter dem Geſchrei: „Nieder mit der Republik! Es lebe Pio IX!“ Die Sicherheitswachen durchzogen die Stadt, und ſo verlief die Nacht ruhig. Die päpſiliche Partei rüſtet ſich zu einem Schlag, und ſie ſoll ſchon einen großen Theil der Carabinieri gewonnen haben. Von der republi- caniſchen Armee trafen geſtern und heute Staffetten ein, allein die Regie- rung beobachtete Stillſchweigen über den Inhalt. Den Gerüchten nach ſollten die Republicaner ſich über die Gränze gewagt haben, und in Con- flict mit den Neapolitanern gerathen ſeyn. Die gezwungene Anleihe hat jetzt einige ſpärliche Reſultate erreicht. — Die römiſche Bank hat dem Staatsſchatz die Anweiſung auf 90,000 Seudi vollſtändig in Bankbillet- ten geleiſtet. O Das Triumvirat in Rom hat ſich dem Volk durch ein Proclam angekündigt. „Bürger! Brüder! Gewählt von der republicaniſchen con- ſtituirenden Verſammlung einem republicaniſchen Volk gegenüber iſt ein Programm unnütz. Unſer Programm iſt unſer Mandat. Aufrechterhal- tung der Republik, Schutz gegen innere und äußere Gefahren, würdige Vertretung im Unabhängigkeitskrieg, das iſt unſere Pflicht und wir wer- den ihr genügen. Die Siege gerade die den Feind zwingen ſein Opera- tionsheer durch Ausdehnung zu verdünnen, können früher oder ſpäter ſeine Niederlage herbeiführen. Die italieniſche Sache iſt nicht dieſem oder jenem regulären Soldatentrupp in die Hand gelegt, ſondern der Energie der Völker, dem unverſöhnlichen Haß gegen die fremde Race, dem Eid der Deputirten und der Bürger, dem Wuthgeſchrei der gefolterten Lombar- den, dem Höchſten, der den Triumph des Rechtes decretirt hat. Eure Ahnen ſiegten immer, weil ſie als Verräther erklärten wer der Gefahr wich, und Ihr werdet dieſer Väter nicht unwürdig ſeyn, nicht unwürdig der Feldzeichen die wir aus den Gräbern der Voreltern hervorgeſucht zur Hoffnung Italiens und zur Bewunderung Europa’s. Die Triumvirn: Armellini, Mazzini, Saffi.“ Ein Seitenſtück zu dieſem iſt ein Proclam von Guerrazzi, dem toscaniſchen Dictator: „An die Gränze! An die Gränze! Auf! toscaniſche Jugend vertheidige dein Vaterland. Nichts leichter als Vertheidigung! Die Wildniſſe, Schluchten, Baumſtümpfe, Blöcke decken uns und hindern den Feind, wenn er es wagen ſollte in unſere Berge einzudringen. Denkt daran daß ſelbſt die Beſtie ihre Höhle vertheidigt, willſt du Blüthe Toscana’s, willſt du dem Thiere nach- ſtehen? Zur Gränze! Zur Gränze!“ Und ſo weiter, und ſo weiter! Wer das ſo täglich liest und dabei erfährt wie die Liſten der freiwilligen Con- ſcription von der gioventù Toscana ſo leer gelaſſen werden, wie die Italiener ohne den Muth ihr Leben zu wagen — das ließe ſich vielleicht verzeihen — nicht einmal ſo viel Begeiſterung haben für ihre Sache die Gelder zu ſchaffen, dem fällt bei den dictatoriſchen Ergießungen die Apo- ſtrophe des kühnen Abenteurers ein: Das iſt ein Trumpf: Der ſchüttelt euch des alten Tods Geripp Aus ſeinen Lumpen! Traun ein großes Maul, Das Tod ausſpeit und Berge, Felſen, Seen; Das ſo vertraut von grimmen Löwen ſchwatzt Wie von dem Schoßhund dreizehnjährge Mädchen. Hat den Kumpan ein Kanonier erzeugt? Er ſpricht Kanonen, Feuer, Dampf und Knall, Er gibt mit ſeiner Zunge Baſtonaden, Das Ohr wird ausgeprügelt; jedes Wort Pufft kräftiger als eine fränk’ſche Fauſt. Blitz! ich bin nie mit Worten ſo gewalkt, Seit ich des Bruders Vater Tatte nannte. Das paßt auf die republicaniſchen Theaterhelden, als wäre es ein paar Jahrhunderte ſpäter geſchrieben. Die italieniſche Bewegung hat längſt den Charakter der jungfräulichen Romantik verloren. Sie ſetzen Lamar- tine’s hiſtoriſchen Roman der Girondins in Scene mit tragiſchen Geſten und Helmen aus Pappe. Sie haben kein: Landau ou la mort! Und wo ſie es haben, „ſpotten ſie ihrer ſelbſt und wiſſen nicht wie.“ Iſt es nicht komiſch, wenn der allmächtig decretirte Guerrazzi in demſelben Proclam, wo er die Jugend zum Verzweiflungskampfe ruft, zu dem inſolenten Ver- gleich mit den Beſtien ſeine Hülfe nehmen muß, wenn er der tapfern Blüthe Toscana’s einen Hinterhalt hinter den Büſchen verſpricht, wenn Italien ſein Berggerölle zum Bundesgenoſſen für die Sache des Rechts anruft, „deſſen Triumph Gott ſelbſt beſchloſſen habe?“ h Hauptquartier Novara, 28 März. (Durch Zufall verſpä- tet.) Geſtern Nachmittag traf die Deputation hier ein welche, von der Commune Wien an den Feldmarſchall Radetzky geſchickt, demſelben das Ehrenbürgerrecht der Stadt Wien feierlichſt übergab. Unter dieſen Herren befindet ſich der Präſident des Gemeinderaths, Dr. Seiller, und der Wiener Bürgermeiſter Bergmüller. Was die Ausſtattung des Diploms ſelbſt anbelangt, ſo iſt dieſelbe in jeder Hinſicht ein Prachtwerk; auf dem Umſchlag iſt in Silber, Gold und Emaille das Wappen des Feldmarſchalls, in der Kapſel unten an dem Document diejenigen des Hauſes Habsburg und der Stadt Wien. Mit Freude und Rührung übernahm der greiſe Marſchall das Diplom und dankte der Deputation in beredten freundlichen Worten. Die Deputirten bleiben heute hier in Novara, verweilen alsdann einige Tage in Mailand und gehen hierauf nach Wien zurück. Aus der An- rede des Hrn. Dr. Seiller bei Uebergabe des Diploms an den Feldmarſchall hebe ich folgende Stellen aus: „Die bedeutſamen Worte welche Ew. Exc. in jenen Tagen ernſter Siegesfreude (Curtatone und Cuſtozza) uns zurie- fen, ſie finden in unſern Herzen noch heute den lebhafteſten Anklang. Ja, der Bürger Wiens wird fortan die oft erprobte Treue mit um ſo größerer Hingebung zu bewähren wiſſen, je tiefer ihn der Makel ſchmerzt womit ein wahnſinniges Beginnen entfeſſelter Leidenſchaften den reinen Spiegel ſeiner Ehre zu trüben wagte. Auch wir halten das Glück des Vaterlands für unzertrennlich von ſeiner Einheit — für einzig möglich durch treues Anſchließen an den Thron eines geliebten Herrſcherhauſes. Auch wir hof- fen zuverſichtlich daß Eintracht und Bruderliebe die Völker des Kaiſer- reiches mit einem feſten, mit einem unauflöslichen Band umſchlingen wer- den. Die Blicke Oeſterreichs, die Blicke Europa’s ſind nun von neuem erwartungsvoll auf die Heldenſchaar gerichtet, welche Ew. Excellenz un- ter ſieggewohnten Fahnen vereinigen. Möge uns demnächſt ein ehrenvoller Friede beglücken, mögen neue Siege uns zu neuer Bewun- derung aufrufen: der Dank des Vaterlandes für Vollbrachtes wie für Zukünftiges lebt in dem Herzen jedes ächten Oeſterreichers.“ Richtiger und zu beſſerer Zeit wie in dieſem Augenblick hätte die Deputation Wiens nicht erſcheinen können. Die neuen Siege ſind da, und neue Lorbeer- blätter winden ſich um das weiße Haupt des greiſen Führers; neben Cur- tatone und Cuſtozza ſchreibt die Geſchichte Mortara und Novara! h Mailand, 1 April. Heute Morgen hat uns die Deputation des Wiener Gemeinderaths verlaſſen. Nachſtehend erhalten Sie die Antwort des Hrn. Feldmarſchalls Radetzky auf das demſelben übergebene Diplom und Schreiben der Stadt Wien: „Hr. Präſident! Die Stadt Wien hat mir durch Sie das Diplom überreichen laſſen, kraft welchem mein Name als Ehrenbürger im goldenen Buche Wiens eingezeichnet ward. Durch dieſe ſchmeichelhafte Auszeichnung ſehe ich mich in eine Bürgergemeinſchaft auf- genommen die meinem Herzen immer theuer war. Die Stadt Wien wird ſtets meine innigſte Anhänglichkeit beſitzen, denn ihr verdanke ich ſo viele frohe Erinnerungen aus meinem frühern Leben. Ich bitte Sie, Hr. Prä- ſident, dem Gemeinderath und der ganzen Bürgerſchaft Wiens meinen in- nigſten Dank für eine Ehre auszudrücken die ich über alles hochſchätze. Der Tag wo ich dieſe Geſinnungen meinen neuen Mitbürgern mündlich ausdrücken zu können ſo glücklich wäre, würde einer der ſchönſten meines langen Lebens ſeyn. Die politiſchen Stürme des unheilvollen Jahres 1848, die nicht allein die Grundfeſten des europäiſchen Staatengebäudes, ſondern auch die moraliſchen Grundpfeiler der Geſellſchaft umzuſtürzen drohten, hatten ſich über dem ſonſt frohen und glücklichen Wien blutig ent- laden, doch der Sturm iſt gottlob vorübergebraust, und nur noch aus wei- ter Ferne hört man ſein Toſen. Schon bricht die Morgenröthe einer beſſern Zeit heran, und aus finſterer Nacht tritt das alte treue Wien mit verjüngtem Glanz wieder hervor. Bald zieht unſer junger und hoffnungs- voller Monarch wieder in die Thore ſeiner Hauptſtadt, in die Hallen ſeiner Väter ein, dort will er ſich die Krone des großen und vereinten Oeſter-

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 100, 10. April 1849, S. 1531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine100_1849/7>, abgerufen am 14.06.2024.