Allgemeine Zeitung, Nr. 100, 10. April 1849.
h Mailand, 4 April. In der Stadt herrscht die größte Ruhe, und Genua. Die neuesten umständlicheren Nachrichten von dort fin- Turin, 3 April. Um den üblen Nachreden zu entgehen und dem Schweiz. Bern. Hr. de Boni, Abgeordneter der römischen Republik, hat am Aus Genf schreibt die Basler Zeitung: "Der Staatsrath hat Handels- und Börsennachrichten. London, 6 April. Heute als am Charfreitag blieb die Börse geschlos- Paris, 6 April. 3proc. 56.20; neues Anleh. 88.60; 5proc. 88.65; Amsterdam, 6 April. 21/2proc. 49 5/8 ; 3proc. 58 5/8 ; 4proc. 77 5/8 ; Verantwortliche Redaction: Dr. Gustav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart.
h Mailand, 4 April. In der Stadt herrſcht die größte Ruhe, und Genua. Die neueſten umſtändlicheren Nachrichten von dort fin- Turin, 3 April. Um den üblen Nachreden zu entgehen und dem Schweiz. Bern. Hr. de Boni, Abgeordneter der römiſchen Republik, hat am Aus Genf ſchreibt die Basler Zeitung: „Der Staatsrath hat Handels- und Börſennachrichten. London, 6 April. Heute als am Charfreitag blieb die Börſe geſchloſ- Paris, 6 April. 3proc. 56.20; neues Anleh. 88.60; 5proc. 88.65; Amſterdam, 6 April. 2½proc. 49⅝; 3proc. 58⅝; 4proc. 77⅝; Verantwortliche Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p> <cit> <quote><pb facs="#f0008" n="1532"/><cb/> reichs auf das Haupt ſetzen, wir werden dann ein Feſt der Verſöhnung und<lb/> Wiedervereinigung feiern, wie noch kein Volk ein ähnliches beging, ver-<lb/> geſſen und vergeben ſoll die Vergangenheit ſeyn, verſöhnt ſich die Hand<lb/> reichen was noch vor kurzem in unglücklicher Verblendung feindlich ein-<lb/> ander gegenüberſtand. Nochmals, Hr. Präſtdent, empfangen Sie als Or-<lb/> gan meiner neuen Mitbürger meinen wärmſten Dank und die Verſicherung<lb/> meiner höchſten Werthſchätzung und Verehrung.“</quote> </cit> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">h</hi><hi rendition="#b">Mailand,</hi> 4 April.</dateline><lb/> <p>In der Stadt herrſcht die größte Ruhe, und<lb/> alles geht ſeinen gewohnten Gang. Die Soldaten haben ihre Caſernen oder die<lb/> früheren Quartiere wieder bezogen, auf den Straßen erblickt man wieder<lb/> Uniformen aller Art, und in den Kaffeehäuſern ſieht man wie früher alle<lb/> Grade und Waffenarten. Kopfſchüttelnd ſehen die Mailänder ein daß<lb/> von all den ſchönen Nachrichten, der Flucht Radetzky’s, der vollkommenen<lb/> Auflöſung der Armee nichts ſich beſtätigt, und daß ſich die Deutſchen<lb/> häuslicher als je hier einrichten. Wie noch vor wenig Wochen ganze<lb/> Wagenzüge die Abreiſenden beförderten, ſo kehren dieſelben jetzt in ebenſo<lb/> großer Anzahl hieher zurück. Das Schickſal Brescia’s hat einen tiefen<lb/> Eindruck gemacht — und die Einnahme einer Stadt von etwa 50,000<lb/> Menſchen durch 2300 Soldaten und ſechs Geſchütze wird vorderhand alle<lb/> Aufſtandsgelüſte niederſchlagen. Durch die Straßenkämpfe bier und<lb/> anderwärts haben die Heerführer manches gelernt, und eingeſehen daß es<lb/> nichts mehr bedarf als in ſolchen Fällen die Truppen ſchleunigſt hinaus-<lb/> zuziehen und dann, langſam vorgehend, Haus um Haus wiederzunehmen,<lb/> eine blutige Arbeit, aber mit guten getreuen Soldaten und tüchtigen muth-<lb/> vollen Officieren faſt unfehlbar im Gelingen. Die Brescianer haben ſich<lb/> fürchterlich gewehrt, und gegen ihre Barricaden — haushoch und aus Fa-<lb/> ſchinen und Erdfäſſern gebaut — ſoll alles andere der Art bisher unbedeu-<lb/> tend geweſen ſeyn. Von den Verluſten unſerer Armee im dießjährigen<lb/> Feldzug kann ich Ihnen folgende vollkommen richtige Details geben. Im<lb/> Gefecht bei Gravellone, 20 März, 9 Verwundete. Im Treffen bei Mor-<lb/> tara, 21 März, 2 Officiere, 61 Mann todt; 20 Officiere, 236 Mann ver-<lb/> wundet. 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Die Forts welche die Stadt<lb/> umgeben und die Seminarien ſind in den Händen der Bürgergarde, und<lb/> ob es dem General la Marmora, der mit 24,000 Mann davor ſteht, in<lb/> Betracht dieſes Umſtandes baldigſt gelingen wird Herr der Stadt zu<lb/> werden iſt zweifelhaft — jedenfalls iſt hiezu die Flotte nothwendig, und<lb/> ſoeben kommt mit dem General la Bormida der Marineofficier Mar-<lb/> quis Spinola hier an — ob auf dem Weg nach Trieſt? — mit erneuerten<lb/> ſehr energiſchen Befehlen an Albini augenblicklich vor Genua zu erſcheinen.<lb/> Feldmarſchall-Lieutenant Haynau, deſſen bekannter Name den Italienern<lb/> durch die Einnahme Brescia’s noch fürchterlicher geworden iſt, kehrt<lb/> nach Meſtre zurück. Die Vorarbeiten der Ingenieure gegen das Fort<lb/> Malghera bei Venedig ſind ſo weit gediehen, daß das Bombardement näch-<lb/> ſtens mit aller Kraft beginnen kann, und kommt hiezu noch der Abgang<lb/> der ſardiniſchen Flotte, woran gar nicht mehr zu zweifeln iſt, ſo möchte<lb/> die ſtolze Venezia baldigſt genöthigt ſeyn ihre Tricolore einzuziehen. Aus<lb/> Wien wird heute der Handelsminiſter v. Bruck im Hauptquartier erwartet,<lb/> und derſelbe wird von hier aus die diplomatiſchen Verhandlungen über<lb/> den mit Sardinien abzuſchließenden Frieden auf den Grund der Waffen-<lb/> ſtillſtandsbedingungen leiten. Der Feldmarſchall, durch den beſtandenen<lb/> glorreichen Feldzug friſch und kräftig angeregt, befindet ſich im vollkom-<lb/> menſten und beſten Wohlſeyn und erhält ſo eben eine weitere Anerken-<lb/> nung ſeiner glänzenden Verdienſte um den Staat. Se. k. Maj. ſandte<lb/> Se. k. Hoh. den Erzherzog Wilhelm, Sohn des Erzherzogs Karl an ihn<lb/> und ließ ihm die Inſignien des goldenen Vließes übergeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">Genua.</hi> </dateline><lb/> <p>Die neueſten umſtändlicheren Nachrichten von dort fin-<lb/> den wir in der Florentiner Alba; ſie reichen bis zum 2 Abends. Am erſten<lb/> ſchon kam es zum Gefecht zwiſchen Nationalgarden und Truppen. In der<lb/> Nacht zum 2ten verbarricadirte man überall die Stadt. Die Carabinieri,<lb/> heißt es, hätten an dieſem Tage ſich ergeben und entwaffnen laſſen. 30<lb/> Verwundete und Todte zählte man auf Seiten der Inſurgenten, was in<lb/> komiſchem Widerſpruch damit ſteht daß es in demſelben Bericht heißt, „es<lb/> war ein fürchterliches Feuern von beiden Seiten, die Kanonen donnerten<lb/> entſetzlich.“ Am 2ten wurde eine proviſoriſche Regierung eingeſetzt, welche<lb/> aus dem Nationalgarde-General Arezzana, Conſtantino Reta, und David<lb/> Morchio beſteht. „Freude iſt auf allen Geſichtern,“ ſchließt der Bericht, „Hoff-<lb/> nung in den Herzen der braven Ligurer; Gott will nicht Italiens Ver-<lb/> derben! Ein Florentiner Extrablatt ſchreibt kurz: „Genua, 2 April, 3 Uhr<lb/><cb/> Nachmittags: Das Volk, die Prieſter an der Spitze, hat ſich aller Forts<lb/> bemächtigt. Das Arſenal mußte mit Sturm genommen werden. Man<lb/> beſchoß es mit Flinten und Kanonen. Bis zur Abfahrt des Dampfers<lb/> (6 Uhr) noch immer Geſchützfeuer.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Turin,</hi> 3 April.</dateline><lb/> <p>Um den üblen Nachreden zu entgehen und dem<lb/> Verdacht nicht das fruchtbare Dunkel zu laſſen, haben die Miniſter aus<lb/> der Volksrepräſentation und Sachverſtändigen eine Commiſſion gebildet,<lb/> welche alle Vorfälle des viertägigen Feldzugs prüfen ſoll. Sie beſteht aus<lb/> dem Präſidenten Grafen Saluzzo, General und Senator, und den Bei-<lb/> ſitzern Lanza, Deputirter von der Linken, Oberſt Liſto, Mollard Deputir-<lb/> ter, Paſtore Artillerieoberſt, Carlo Promis, Varina und Joſti. 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Durch<lb/> eine förmliche Verabſcheidung des Nuncius würde daher der Bundesrath<lb/> offenbar dem Entſcheide vorgreifen welchen die oberſte Bundesbehörde in<lb/> dieſer Sache zu faſſen hat. Was den Verkehr mit der Nunciatur betrifft,<lb/> deſſen Abbrechung Sie wünſchen, ſo beſteht gegenwärtig kein ſolcher, will<lb/> man nicht als ſolchen einige Mittheilungen betrachten, welche der Papſt in<lb/> neuerer Zeit an alle Regierungen gemacht hat, und die von unſrer Seite<lb/> unerwiedert geblieben ſind. Auch wird der Bundesrath, beſtehender Uebung<lb/> gemäß, keinen Verkehr eröffnen mit einer Regierung die factiſch nicht<lb/> exiſtirt, und welche daher für die Erfüllung allfälliger Zuſagen keine Ga-<lb/> rantie darbieten könnte.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Aus <hi rendition="#b">Genf</hi> ſchreibt die <hi rendition="#g">Basler Zeitung:</hi> „Der Staatsrath hat<lb/> Hrn. v. 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Röder, erfunden und nach Frankfurt<lb/> berichtet worden ſeyen, daher die Ausweiſung welche dem Bundesrathe<lb/> mitgetheilt wurde mit dem Wunſche, „er möchte genauer auf die Spione<lb/> ſehen und die <hi rendition="#g">unſchuldigen Flüchtlinge</hi> (!) in Ruhe laſſen.“ Die<lb/> Regierung von Genf eröffnet dem Bundesrath daß ſie von deſſen letzten<lb/> Circularen keine Notiz nehmen könne, indem nach ihren Geſetzen das frei-<lb/> willige Dienſtnehmen im Intereſſe der Freiheit nicht verhindert werden<lb/> könne, und indem Heinzen eine ganz unſchuldige und unſchädliche Perſon<lb/> ſey. Die Bundesverſammlung möge hierüber entſcheiden, wird beigefügt.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Handels- und Börſennachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 6 April.</dateline><lb/> <p>Heute als am Charfreitag blieb die Börſe geſchloſ-<lb/> ſen. Hingegen war auf Smithſield der an dieſem Tag üdliche große „Läm-<lb/> mermarkt“ — wie denn überhaupt der Charfreitag in dem proteſtantiſchen Eng-<lb/> lvnd nicht ſo ſtreng gefeiert wird wie in Deutſchland. — In dem einen Hafen<lb/> Liverpool ſind ſeit der Reduction der Kornzölle auf den Nominalzoll von 1 Shil-<lb/> ling nicht weniger als 200,000 Quarters Korn eingegangen, ſo daß der ge-<lb/> nannte Nennzoll gegen 10,000 Pf. St. ertrug.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 6 April.</dateline><lb/> <p>3proc. 56.20; neues Anleh. 88.60; 5proc. 88.65;<lb/> Bankatien 2410; belg. 5proc. 92½; Anleh. v. 1842 92½; öſterr. 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reichs auf das Haupt ſetzen, wir werden dann ein Feſt der Verſöhnung und
Wiedervereinigung feiern, wie noch kein Volk ein ähnliches beging, ver-
geſſen und vergeben ſoll die Vergangenheit ſeyn, verſöhnt ſich die Hand
reichen was noch vor kurzem in unglücklicher Verblendung feindlich ein-
ander gegenüberſtand. Nochmals, Hr. Präſtdent, empfangen Sie als Or-
gan meiner neuen Mitbürger meinen wärmſten Dank und die Verſicherung
meiner höchſten Werthſchätzung und Verehrung.“
h Mailand, 4 April.
In der Stadt herrſcht die größte Ruhe, und
alles geht ſeinen gewohnten Gang. Die Soldaten haben ihre Caſernen oder die
früheren Quartiere wieder bezogen, auf den Straßen erblickt man wieder
Uniformen aller Art, und in den Kaffeehäuſern ſieht man wie früher alle
Grade und Waffenarten. Kopfſchüttelnd ſehen die Mailänder ein daß
von all den ſchönen Nachrichten, der Flucht Radetzky’s, der vollkommenen
Auflöſung der Armee nichts ſich beſtätigt, und daß ſich die Deutſchen
häuslicher als je hier einrichten. Wie noch vor wenig Wochen ganze
Wagenzüge die Abreiſenden beförderten, ſo kehren dieſelben jetzt in ebenſo
großer Anzahl hieher zurück. Das Schickſal Brescia’s hat einen tiefen
Eindruck gemacht — und die Einnahme einer Stadt von etwa 50,000
Menſchen durch 2300 Soldaten und ſechs Geſchütze wird vorderhand alle
Aufſtandsgelüſte niederſchlagen. Durch die Straßenkämpfe bier und
anderwärts haben die Heerführer manches gelernt, und eingeſehen daß es
nichts mehr bedarf als in ſolchen Fällen die Truppen ſchleunigſt hinaus-
zuziehen und dann, langſam vorgehend, Haus um Haus wiederzunehmen,
eine blutige Arbeit, aber mit guten getreuen Soldaten und tüchtigen muth-
vollen Officieren faſt unfehlbar im Gelingen. Die Brescianer haben ſich
fürchterlich gewehrt, und gegen ihre Barricaden — haushoch und aus Fa-
ſchinen und Erdfäſſern gebaut — ſoll alles andere der Art bisher unbedeu-
tend geweſen ſeyn. Von den Verluſten unſerer Armee im dießjährigen
Feldzug kann ich Ihnen folgende vollkommen richtige Details geben. Im
Gefecht bei Gravellone, 20 März, 9 Verwundete. Im Treffen bei Mor-
tara, 21 März, 2 Officiere, 61 Mann todt; 20 Officiere, 236 Mann ver-
wundet. In der Schlacht von Novara, 23 März, 1 Stabsofficier, 13
Oberofficier, 396 Mann todt; 2 Generale, 7 Staabsofficiere, 94 Ober-
officiere, 1747 Mann verwundet. Im ganzen an Todten 1 Stabsofficier,
15 Oberofficiere, 457 Mann. Verwundete 2 Generäle, 7 Stabsofficiere,
114 Oberofficiere, 1992 Mann. Der Verluſt der piemonteſiſchen Armee
iſt ungleich bedeutender und wird an Todten und Verwundeten auf etwa
4000 Mann geſchätzt. Wir haben hier ſichere Nachrichten daß in Genua
ein furchtbarer Aufſtand ausgebrochen iſt. Die Forts welche die Stadt
umgeben und die Seminarien ſind in den Händen der Bürgergarde, und
ob es dem General la Marmora, der mit 24,000 Mann davor ſteht, in
Betracht dieſes Umſtandes baldigſt gelingen wird Herr der Stadt zu
werden iſt zweifelhaft — jedenfalls iſt hiezu die Flotte nothwendig, und
ſoeben kommt mit dem General la Bormida der Marineofficier Mar-
quis Spinola hier an — ob auf dem Weg nach Trieſt? — mit erneuerten
ſehr energiſchen Befehlen an Albini augenblicklich vor Genua zu erſcheinen.
Feldmarſchall-Lieutenant Haynau, deſſen bekannter Name den Italienern
durch die Einnahme Brescia’s noch fürchterlicher geworden iſt, kehrt
nach Meſtre zurück. Die Vorarbeiten der Ingenieure gegen das Fort
Malghera bei Venedig ſind ſo weit gediehen, daß das Bombardement näch-
ſtens mit aller Kraft beginnen kann, und kommt hiezu noch der Abgang
der ſardiniſchen Flotte, woran gar nicht mehr zu zweifeln iſt, ſo möchte
die ſtolze Venezia baldigſt genöthigt ſeyn ihre Tricolore einzuziehen. Aus
Wien wird heute der Handelsminiſter v. Bruck im Hauptquartier erwartet,
und derſelbe wird von hier aus die diplomatiſchen Verhandlungen über
den mit Sardinien abzuſchließenden Frieden auf den Grund der Waffen-
ſtillſtandsbedingungen leiten. Der Feldmarſchall, durch den beſtandenen
glorreichen Feldzug friſch und kräftig angeregt, befindet ſich im vollkom-
menſten und beſten Wohlſeyn und erhält ſo eben eine weitere Anerken-
nung ſeiner glänzenden Verdienſte um den Staat. Se. k. Maj. ſandte
Se. k. Hoh. den Erzherzog Wilhelm, Sohn des Erzherzogs Karl an ihn
und ließ ihm die Inſignien des goldenen Vließes übergeben.
Genua.
Die neueſten umſtändlicheren Nachrichten von dort fin-
den wir in der Florentiner Alba; ſie reichen bis zum 2 Abends. Am erſten
ſchon kam es zum Gefecht zwiſchen Nationalgarden und Truppen. In der
Nacht zum 2ten verbarricadirte man überall die Stadt. Die Carabinieri,
heißt es, hätten an dieſem Tage ſich ergeben und entwaffnen laſſen. 30
Verwundete und Todte zählte man auf Seiten der Inſurgenten, was in
komiſchem Widerſpruch damit ſteht daß es in demſelben Bericht heißt, „es
war ein fürchterliches Feuern von beiden Seiten, die Kanonen donnerten
entſetzlich.“ Am 2ten wurde eine proviſoriſche Regierung eingeſetzt, welche
aus dem Nationalgarde-General Arezzana, Conſtantino Reta, und David
Morchio beſteht. „Freude iſt auf allen Geſichtern,“ ſchließt der Bericht, „Hoff-
nung in den Herzen der braven Ligurer; Gott will nicht Italiens Ver-
derben! Ein Florentiner Extrablatt ſchreibt kurz: „Genua, 2 April, 3 Uhr
Nachmittags: Das Volk, die Prieſter an der Spitze, hat ſich aller Forts
bemächtigt. Das Arſenal mußte mit Sturm genommen werden. Man
beſchoß es mit Flinten und Kanonen. Bis zur Abfahrt des Dampfers
(6 Uhr) noch immer Geſchützfeuer.“
Turin, 3 April.
Um den üblen Nachreden zu entgehen und dem
Verdacht nicht das fruchtbare Dunkel zu laſſen, haben die Miniſter aus
der Volksrepräſentation und Sachverſtändigen eine Commiſſion gebildet,
welche alle Vorfälle des viertägigen Feldzugs prüfen ſoll. Sie beſteht aus
dem Präſidenten Grafen Saluzzo, General und Senator, und den Bei-
ſitzern Lanza, Deputirter von der Linken, Oberſt Liſto, Mollard Deputir-
ter, Paſtore Artillerieoberſt, Carlo Promis, Varina und Joſti. Letztere
Deputirte gehören zu Linken der Kammer.
Schweiz.
Bern.
Hr. de Boni, Abgeordneter der römiſchen Republik, hat am
19 März dem Bundesrath den Wunſch ausgeſprochen, „es möchte, da eine
förmliche Anerkennung der römiſchen Republik nicht in ſeiner Competenz
liege, einſtweilen zum Zeichen freundſchaftlicher Geſinnung der Geſchäfts-
träger des Nuncius in Luzern verabſchiedet oder der officielle Verkehr mit
ihm abgebrochen werden.“ Der Bundesrath erwiederte hierauf durch Zu-
ſchrift vom 24 März: „daß nach ſeiner Anſtcht die förmliche Anerkennung
einer Regierung und die Verabſcheidung der Abgeordneten einer nicht
mehr vorhandenen Regierung im engſten Zuſammenhange ſtehen, und daß
daher die eine Frage nicht ohne die andere gelöst werden kann. Durch
eine förmliche Verabſcheidung des Nuncius würde daher der Bundesrath
offenbar dem Entſcheide vorgreifen welchen die oberſte Bundesbehörde in
dieſer Sache zu faſſen hat. Was den Verkehr mit der Nunciatur betrifft,
deſſen Abbrechung Sie wünſchen, ſo beſteht gegenwärtig kein ſolcher, will
man nicht als ſolchen einige Mittheilungen betrachten, welche der Papſt in
neuerer Zeit an alle Regierungen gemacht hat, und die von unſrer Seite
unerwiedert geblieben ſind. Auch wird der Bundesrath, beſtehender Uebung
gemäß, keinen Verkehr eröffnen mit einer Regierung die factiſch nicht
exiſtirt, und welche daher für die Erfüllung allfälliger Zuſagen keine Ga-
rantie darbieten könnte.“
Aus Genf ſchreibt die Basler Zeitung: „Der Staatsrath hat
Hrn. v. Röder, Gouverneur des Prinzen Alerander von Preußen, den
Befehl zugeſchickt binnen acht Tagen den Kanton zu verlaſſen. Hr.
v. Röder hat ſeit acht bis zehn Jahren mit ſeinem Zögling den Winter in
Genf zugebracht, wo er ſehr beliebt und geachtet iſt. Die Ausweiſung
wird natürlich von vielen ſehr übel empfunden, und man hält ſie nur für
eine Folge der übeln Laune des Hrn. J. Fazy. Die Berner Z. dagegen
ſtellt die Sache in folgendem Zuſammenhange dar: Als der Bundesrath
die Ausweiſung Heinzens verlangte, habe die Regierung von Genf auf
einmal entdeckt daß die Fabeln von Heinzen’ſchen Verſchwörungen von
dem agent provocateur, Hrn. v. Röder, erfunden und nach Frankfurt
berichtet worden ſeyen, daher die Ausweiſung welche dem Bundesrathe
mitgetheilt wurde mit dem Wunſche, „er möchte genauer auf die Spione
ſehen und die unſchuldigen Flüchtlinge (!) in Ruhe laſſen.“ Die
Regierung von Genf eröffnet dem Bundesrath daß ſie von deſſen letzten
Circularen keine Notiz nehmen könne, indem nach ihren Geſetzen das frei-
willige Dienſtnehmen im Intereſſe der Freiheit nicht verhindert werden
könne, und indem Heinzen eine ganz unſchuldige und unſchädliche Perſon
ſey. Die Bundesverſammlung möge hierüber entſcheiden, wird beigefügt.
Handels- und Börſennachrichten.
London, 6 April.
Heute als am Charfreitag blieb die Börſe geſchloſ-
ſen. Hingegen war auf Smithſield der an dieſem Tag üdliche große „Läm-
mermarkt“ — wie denn überhaupt der Charfreitag in dem proteſtantiſchen Eng-
lvnd nicht ſo ſtreng gefeiert wird wie in Deutſchland. — In dem einen Hafen
Liverpool ſind ſeit der Reduction der Kornzölle auf den Nominalzoll von 1 Shil-
ling nicht weniger als 200,000 Quarters Korn eingegangen, ſo daß der ge-
nannte Nennzoll gegen 10,000 Pf. St. ertrug.
Paris, 6 April.
3proc. 56.20; neues Anleh. 88.60; 5proc. 88.65;
Bankatien 2410; belg. 5proc. 92½; Anleh. v. 1842 92½; öſterr. Looſe v.
1834 310; dito herausgekommene 505; röm. 76; ſpan. 3proc. 30½; innere
Schuld 23⅛; piem. 875; St. Germain E.-B. 430; Berſ. rechte 220; linke
185; Paris-Orleans 865; Rouen 555; Lyon Certif. 88; Straßburg 372.50;
Nordbahn 460; Rouen Havre 300; Marſ.-Avignon 222.50; Straßb.-Baſel
106.25; Orl.-Bordeaur 410; Tours-Nantes 335; Mont.-Troyes 135; Grand’
Combe 650.
Amſterdam, 6 April.
2½proc. 49⅝; 3proc. 58⅝; 4proc. 77⅝;
Synd. 3½proc. 79½; Met. 5proc. 73½; Ard. 10⅛.
Verantwortliche Redaction:
Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart.
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(2022-09-09T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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