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Allgemeine Zeitung, Nr. 101, 11. April 1849.

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[Spaltenumbruch] verworfen, so würde sie nicht an die Gewalt appelliren; sie würde es der
entscheidenden Stimme der legalen Volksvertretung überantworten, in der
festen Zuversicht daß das Ziel, wenn auch spät, erreicht würde. Ebenso
warm für Aufrechthaltung der Verfassung spricht sich die "Parlaments-
correspondenz aus der Partei der Großdeutschen" aus. "Die Aufrechthal-
tung der Verfassung (ruft sie aus) ist eine gleiche Verpflichtung für alle
Parteien, sie alle müssen dafür einstehen." Im übrigen lobt diese Corre-
spondenz den König von Preußen daß er männlich und unbefangen
genug gewesen das verderbliche, zweideutige, zwiespaltstiftende Geschenk
der Kaiserkrone von sich zu weisen. An die österreichischen Abgeord-
neten, welche bekanntlich einen Hauptbestandtheil dieser Partei bilden,
schien eine eigentliche Abberufung von Seite des Wiener Ministeriums
noch nicht gelangt zu seyn, obwohl in Triest, Tirol und ander-
wärts die neuen Wahlen für Frankfurt rückgängig gemacht worden. Ue-
berhaupt ist ein starker Zweifel erlaubt ob die österreichische Regierung,
besonders jetzt wo die Sachlage sich wesentlich geändert, eine solche Abbe-
rufung einseitig verfügen könne; schwer zu begreifen aber ist wie man ir-
gendwo im Ernst der Besorgniß Raum geben mochte das bayerische Mi-
nisterium könnte vom Einigungswerke die Deputirten des Volks, gleich
Cabinetsdelegirten, zurückbeordern. Es darf dieß so wenig sich beifallen
lassen als es sich den Gedanken kommen lassen wird die Bande des Zoll-
vereins zu lösen, oder die braven bayerischen Truppen von dem Kampfplatz
zu rufen auf welchem jenes Einigungswerk, noch sicherer als mit den Re-
den der Paulskirche, mit Blut befiegelt wird. Der Jubel des eben erfoch-
tenen Sieges "der Dogge gegen den Fisch" tönt in München, Augsburg
und Nürnberg so freudig nach wie in Hamburg, Frankfurt und Berlin.
Wo irgend bei einer That solcher Jubel nicht von freien Stücken, frisch
und freudig aus allen Gauen und Ecken des Vaterlands emporrauscht, da
möge man nicht glauben dem Hoffen, dem Wünschen und Sehnen des
Volks eine Erfüllung geboten zu haben.

Württemberg.

Unser Reichstagsabgeordneter
Professor Haßler befindet sich seit einigen Tagen hier und wird, da er sein
Mandat zurückgegeben hat, nicht mehr nach Frankfurt zurückkehren. Der-
selbe hat bekanntlich für die preußische Erbkaiserwürde gestimmt, wahr-
scheinlich in Folge der von Oesterreich gegen eine volkthümliche Gestal-
tung Deutschlands eingenommenen Stellung. Als Ersatzmann Haßlers
tritt der Besitzer der Stettin'schen Verlagsbuchhandlung Dr. Adam, gleich-
zeitig Abgeordneter beim württembergischen Laudtag, in die Paulskirche.
Derselbe gehört den in seinem Organ, der neu gegründeten "Ulmer Zeitung",
mehrfach ausgesprochenen Ansichten zufolge der österreichischen Partei
an. Die neueste Wendung der Dinge in Frankfurt hat den bereits offi-
ciell hier angesagt gewesenen Besuch des Erzherzogs-Reichsverwesers zur
Besichtigung der Festungsbauten vereitelt, wenigstens verlautet hierüber
nichts mehr; jedenfalls wird dadurch die endliche Feststellung der Forti-
fication des rechten (bayerischen) Donau-Ufers weiter in die Ferne gerückt,
und es sind die Arbeiten jenseits in der Hauptsache vorerst eingestellt. Wir
wollen nicht hoffen daß die kritischen Verhältnisse bezüglich der Gestaltung
unseres deutschen Bundesstaates auf die Vollendung der hiesigen Festungs-
werke nachtheiligen Einfluß äußern, denn nachdem für Ulms Befestigung
bereits ungeheuere Summen ausgegeben worden find, wäre es in der That
unverantwortlich, wenn dieselbe nicht so schleunig als möglich vollendet
werden würde. Man kann vom württembergischen Particular-Stand-
punkt aus Gegner der Befestigung dieses an seiner Ostgränze gelegenen
wichtigen strategischen Platzes seyn, allein im deutschen Interesse darf solche
nicht aufgegeben werden, zumal nachdem dieselbe in kurzer Zeit als vollen-
det angesehen werden kann. Durch die Verordnung der deutschen Central-
gewalt vom 3 Febr. d. J. sind die Zulagen der bei den Festungsbauten
verwendeten Officiere u. s. w. so bedeutend ermäßigt worden, daß in Be-
ziehung auf Ulm allein eine jährliche Verminderung von 47,358 fl. 45 kr.
erzielt worden ist. Wären die viel zu hohen Zulagen schon vom Beginn
des Festungsbaues an in der durch die Verordnung vom 3 Febr. ermäßig-
ten, übrigens vollkommen zureichenden, Weise festgestellt worden, so würde
der Minderaufwand allein bei Ulm bisher 331,511 fl. 15 kr. betragen
haben. Man steht daß auch in volkwirthschaftlicher Beziehung der frühere
deutsche Bundestag nicht zum besten gehaust hat. Die Nachricht daß den
bayerishcen Ständen bei ihrem Wiederzusammentritt ein Gesetzentwurf
in Betreff einer Eisenbahnverbindung zwischen Augsburg und Ulm vor-
gelegt werden soll, hat hier freudige Stimmung erregt. Bei uns geht der
Bau rasch vor sich, und im nächsten Jahr wird die ganze württembergische
Eisenbahn vom Bodensee nach Ulm udn über die Alb nach Stuttgart und
Heilbronn befahren werden können.


Endlich ein Gesetzentwurf zur Aufhebung des zwischen
dem Staat und dem Hause Taxis bestehenden Lehensverbandes hinsichtlich
der königlichen Posten. Darnach hörte dieser Verband mit Ablauf des
[Spaltenumbruch] 19 Mai d. J. auf. Bis dahin also dürften Briefe und Zeitungen auch in
Württemberg die Eisenbahn benützen, von der sie jetzt noch ausgeschlossen
find! Das Haus Taxis soll durch eine entsprechende Rente aus der Staats-
casse entschädigt werden.

Preußen.

Seit gestern herrscht hier gewaltige Auf-
regung und unbeschreibliche Verwirrung. Die unklugen Aeußerungen des
Hrn. v. Bodelschwingh (welcher sagte: der vorjährige Berliner Straßenkampf
habe die Stadt und das ganze Land entehrt etc.) haben sehr böses Blut ge-
macht, und recht eigentlich die Massen erst angeregt an den Discussionen
des Tages theilzunehmen. Gestern war ein großer Theil der hiesigen Be-
satzung in den Casernen consignirt, nicht wegen der durch die Kaiserwahl
hervorgebrachten Aufregung, sondern weil nach frühern Nachrichten aus
Paris der 5 April zu einer republicanischen Schilderhebung ausersehen
seyn sollte. Das Interesse an der deutschen Frage, das hier in Berlin
niemals allzu lebhaft war, ist durch die langen und dennoch resultatlosen
Kammerdebatten nun vollends abgestumpft. Man kann nicht sagen daß
die Spannung mit der man hier dem Ablauf der acht- und vierzehntägi-
gen Frist entgegensieht, das Maß der gewöhnlichen Theilnahme, welche
Ereignissen von Wichtigkeit geschenkt zu werden pflegt, erheblich über-
schreite. In der That hat auch die Aufmerksamkeit die man der Frank-
furter Deputation und den Verhandlungen schenkte welche sich an deren
Erscheinen knüpften, ihren Grund weniger in dem Interesse an der deut-
schen Kaiserfrage, als vielmehr in der Erwartung daß jenes Ereigniß die
längst erwartete Entscheidung der preußischen Cabinetskrists bringen werde.
Eine solche Entscheidung ist denn auch erfolgt. Obwohl auch heute wie-
der das Gerücht verbreitet ist daß das Ministerium seine Entlassung ge-
nommen habe, so hat doch die Discussion in der deutschen Angelegenheit
auch dem blödesten Auge gezeigt daß das Ministerium nicht gesonnen ist
durch Kammervota sich zur Räumung seines Platzes bestimmen zu lassen.
Die Erwartungen aller Parteien find fast ausschließlich den Kriegsschan-
plätzen zugewendet. Von dort her hofft man die Lösung auch der inneren
preußischen und deutschen Fragen kommen zu sehen. Man versichert all-
gemein daß Hr. v. Vincke ein Handschreiben von Sr. Maj. erhalten, in
dem sich folgende bemerkenswerthe Stelle befinden soll: "Jedes Wort
was Sie in der Kammer sprechen, ist von hoher Bedeutung. Seyen Sie
eingedenk daß Sie mir einen doppelten Eid geleistet haben, eingedenk
Ihres Vaters, der mein Freund war. Richten Sie Ihre Worte so ein
daß Sie nicht Veranlassung haben sie in Ihrer Sterbestunde zu bereuen."
(Leipz. Ztg.)


Ich eile Ihnen zum Oster-
fest eine Nachricht zu bringen die gewiß der ganze Kreis Ihrer Leser mit
wahrer Freude und zugleich mit Erstaunen lesen wird. Seit heute Mor-
gen um 8 Uhr hat ein dänisches Geschwader, bestehend aus dem einzigen
verfügbaren dänischen Linienschiffe Christian VIII von 84 Kanonen, der
Fregatte Gefion von 48 Kanonen und zwei Dampfschiffen, die Strandbat-
terien des Eckernförder Hafens angegriffen. Dieser Strandbatterien sind
zwei: es commandirten in jeder nur zwei Feuerwerker. Sobald der
Angriff geschah, eilte aus Gottorf die halbe nassauische Feldbatterie 6 Pfün-
der unter dem Befehl des tapfern Herzogs Ernst von Koburg im Galopp
heran; und sogleich die erste Ladung dieser kleinen aber trefflich geführten
Batterie machte das eine Dampfschiff kampfunfähig, und zwang das andere
den Hafen zu verlassen. Jetzt waren die beiden großen Schiffe mit 132
Kanonen gegen 12 schleswig-holsteinische Geschütze und 6 nassauische
6 Pfünder im Gefecht. Mit großem Bedenken sah man dem Kampfe zu,
aber die treffliche Leitung der Geschütze unserer deutschen Batterien gab
bald erhöhten Muth. Schon um Mittag war der Fregatte das Steuer
zerschossen, sie trieb vor dem Wind; und mitten in dem heftigsten Feuer
gerieth das Linienschiff auf den Strand! Jetzt zogen beide Schiffe die Par-
lamentärflagge auf und schlugen ungehinderten Abzug vor. Die Antwort
war -- von zwei kleinen Strandbatterien an zwei Schiffe ersten Ranges
-- sie möchten sich ergeben! Das Feuer begann aufs neue und wüthete den
ganzen Nachmittag fort. Die Stadt Eckernförde litt viel; man hörte den
Donner des Geschützes im Umkreise meilenweit, in Schleswig, Rends-
burg und sogar in Kiel; aus allen drei Orten kamen Zuschauer; vor ihren
Augen setzte sich der Kampf fort: der Herzog Ernst leitete mit unerschüt-
terlicher Ruhe das deutsche Geschütz; die nassauischen und die schleswig-
holsteinischen Truppen wetteiferten; noch einmal erschien ein Parlamen-
tär, die Antwort war: ergeben als Kriegsgefangene! Bis zum Abend
vertheidigten sich die Dänen mit einer zehnfachen Uebermacht gegen die
deutschen Kanonen, von denen die Nassauer ihnen nur verhältnißmä-
ßig wenig Schaden thun konnten; dann geschah das, soviel wir wissen, in
der Kriegsgeschichte Unerhörte: daß sich beide Schiffe mit ganzer Mann-
schaft kriegsgefangen an die Strandbatterien ergaben! Der Commodore
Paludan vom Linienschiff ward mit 650 Matrosen und Officieren am

[Spaltenumbruch] verworfen, ſo würde ſie nicht an die Gewalt appelliren; ſie würde es der
entſcheidenden Stimme der legalen Volksvertretung überantworten, in der
feſten Zuverſicht daß das Ziel, wenn auch ſpät, erreicht würde. Ebenſo
warm für Aufrechthaltung der Verfaſſung ſpricht ſich die „Parlaments-
correſpondenz aus der Partei der Großdeutſchen“ aus. „Die Aufrechthal-
tung der Verfaſſung (ruft ſie aus) iſt eine gleiche Verpflichtung für alle
Parteien, ſie alle müſſen dafür einſtehen.“ Im übrigen lobt dieſe Corre-
ſpondenz den König von Preußen daß er männlich und unbefangen
genug geweſen das verderbliche, zweideutige, zwieſpaltſtiftende Geſchenk
der Kaiſerkrone von ſich zu weiſen. An die öſterreichiſchen Abgeord-
neten, welche bekanntlich einen Hauptbeſtandtheil dieſer Partei bilden,
ſchien eine eigentliche Abberufung von Seite des Wiener Miniſteriums
noch nicht gelangt zu ſeyn, obwohl in Trieſt, Tirol und ander-
wärts die neuen Wahlen für Frankfurt rückgängig gemacht worden. Ue-
berhaupt iſt ein ſtarker Zweifel erlaubt ob die öſterreichiſche Regierung,
beſonders jetzt wo die Sachlage ſich weſentlich geändert, eine ſolche Abbe-
rufung einſeitig verfügen könne; ſchwer zu begreifen aber iſt wie man ir-
gendwo im Ernſt der Beſorgniß Raum geben mochte das bayeriſche Mi-
niſterium könnte vom Einigungswerke die Deputirten des Volks, gleich
Cabinetsdelegirten, zurückbeordern. Es darf dieß ſo wenig ſich beifallen
laſſen als es ſich den Gedanken kommen laſſen wird die Bande des Zoll-
vereins zu löſen, oder die braven bayeriſchen Truppen von dem Kampfplatz
zu rufen auf welchem jenes Einigungswerk, noch ſicherer als mit den Re-
den der Paulskirche, mit Blut befiegelt wird. Der Jubel des eben erfoch-
tenen Sieges „der Dogge gegen den Fiſch“ tönt in München, Augsburg
und Nürnberg ſo freudig nach wie in Hamburg, Frankfurt und Berlin.
Wo irgend bei einer That ſolcher Jubel nicht von freien Stücken, friſch
und freudig aus allen Gauen und Ecken des Vaterlands emporrauſcht, da
möge man nicht glauben dem Hoffen, dem Wünſchen und Sehnen des
Volks eine Erfüllung geboten zu haben.

Württemberg.

Unſer Reichstagsabgeordneter
Profeſſor Haßler befindet ſich ſeit einigen Tagen hier und wird, da er ſein
Mandat zurückgegeben hat, nicht mehr nach Frankfurt zurückkehren. Der-
ſelbe hat bekanntlich für die preußiſche Erbkaiſerwürde geſtimmt, wahr-
ſcheinlich in Folge der von Oeſterreich gegen eine volkthümliche Geſtal-
tung Deutſchlands eingenommenen Stellung. Als Erſatzmann Haßlers
tritt der Beſitzer der Stettin’ſchen Verlagsbuchhandlung Dr. Adam, gleich-
zeitig Abgeordneter beim württembergiſchen Laudtag, in die Paulskirche.
Derſelbe gehört den in ſeinem Organ, der neu gegründeten „Ulmer Zeitung“,
mehrfach ausgeſprochenen Anſichten zufolge der öſterreichiſchen Partei
an. Die neueſte Wendung der Dinge in Frankfurt hat den bereits offi-
ciell hier angeſagt geweſenen Beſuch des Erzherzogs-Reichsverweſers zur
Beſichtigung der Feſtungsbauten vereitelt, wenigſtens verlautet hierüber
nichts mehr; jedenfalls wird dadurch die endliche Feſtſtellung der Forti-
fication des rechten (bayeriſchen) Donau-Ufers weiter in die Ferne gerückt,
und es ſind die Arbeiten jenſeits in der Hauptſache vorerſt eingeſtellt. Wir
wollen nicht hoffen daß die kritiſchen Verhältniſſe bezüglich der Geſtaltung
unſeres deutſchen Bundesſtaates auf die Vollendung der hieſigen Feſtungs-
werke nachtheiligen Einfluß äußern, denn nachdem für Ulms Befeſtigung
bereits ungeheuere Summen ausgegeben worden find, wäre es in der That
unverantwortlich, wenn dieſelbe nicht ſo ſchleunig als möglich vollendet
werden würde. Man kann vom württembergiſchen Particular-Stand-
punkt aus Gegner der Befeſtigung dieſes an ſeiner Oſtgränze gelegenen
wichtigen ſtrategiſchen Platzes ſeyn, allein im deutſchen Intereſſe darf ſolche
nicht aufgegeben werden, zumal nachdem dieſelbe in kurzer Zeit als vollen-
det angeſehen werden kann. Durch die Verordnung der deutſchen Central-
gewalt vom 3 Febr. d. J. ſind die Zulagen der bei den Feſtungsbauten
verwendeten Officiere u. ſ. w. ſo bedeutend ermäßigt worden, daß in Be-
ziehung auf Ulm allein eine jährliche Verminderung von 47,358 fl. 45 kr.
erzielt worden iſt. Wären die viel zu hohen Zulagen ſchon vom Beginn
des Feſtungsbaues an in der durch die Verordnung vom 3 Febr. ermäßig-
ten, übrigens vollkommen zureichenden, Weiſe feſtgeſtellt worden, ſo würde
der Minderaufwand allein bei Ulm bisher 331,511 fl. 15 kr. betragen
haben. Man ſteht daß auch in volkwirthſchaftlicher Beziehung der frühere
deutſche Bundestag nicht zum beſten gehaust hat. Die Nachricht daß den
bayeriſhcen Ständen bei ihrem Wiederzuſammentritt ein Geſetzentwurf
in Betreff einer Eiſenbahnverbindung zwiſchen Augsburg und Ulm vor-
gelegt werden ſoll, hat hier freudige Stimmung erregt. Bei uns geht der
Bau raſch vor ſich, und im nächſten Jahr wird die ganze württembergiſche
Eiſenbahn vom Bodenſee nach Ulm udn über die Alb nach Stuttgart und
Heilbronn befahren werden können.


Endlich ein Geſetzentwurf zur Aufhebung des zwiſchen
dem Staat und dem Hauſe Taxis beſtehenden Lehensverbandes hinſichtlich
der königlichen Poſten. Darnach hörte dieſer Verband mit Ablauf des
[Spaltenumbruch] 19 Mai d. J. auf. Bis dahin alſo dürften Briefe und Zeitungen auch in
Württemberg die Eiſenbahn benützen, von der ſie jetzt noch ausgeſchloſſen
find! Das Haus Taxis ſoll durch eine entſprechende Rente aus der Staats-
caſſe entſchädigt werden.

Preußen.

Seit geſtern herrſcht hier gewaltige Auf-
regung und unbeſchreibliche Verwirrung. Die unklugen Aeußerungen des
Hrn. v. Bodelſchwingh (welcher ſagte: der vorjährige Berliner Straßenkampf
habe die Stadt und das ganze Land entehrt ꝛc.) haben ſehr böſes Blut ge-
macht, und recht eigentlich die Maſſen erſt angeregt an den Discuſſionen
des Tages theilzunehmen. Geſtern war ein großer Theil der hieſigen Be-
ſatzung in den Caſernen conſignirt, nicht wegen der durch die Kaiſerwahl
hervorgebrachten Aufregung, ſondern weil nach frühern Nachrichten aus
Paris der 5 April zu einer republicaniſchen Schilderhebung auserſehen
ſeyn ſollte. Das Intereſſe an der deutſchen Frage, das hier in Berlin
niemals allzu lebhaft war, iſt durch die langen und dennoch reſultatloſen
Kammerdebatten nun vollends abgeſtumpft. Man kann nicht ſagen daß
die Spannung mit der man hier dem Ablauf der acht- und vierzehntägi-
gen Friſt entgegenſieht, das Maß der gewöhnlichen Theilnahme, welche
Ereigniſſen von Wichtigkeit geſchenkt zu werden pflegt, erheblich über-
ſchreite. In der That hat auch die Aufmerkſamkeit die man der Frank-
furter Deputation und den Verhandlungen ſchenkte welche ſich an deren
Erſcheinen knüpften, ihren Grund weniger in dem Intereſſe an der deut-
ſchen Kaiſerfrage, als vielmehr in der Erwartung daß jenes Ereigniß die
längſt erwartete Entſcheidung der preußiſchen Cabinetskriſts bringen werde.
Eine ſolche Entſcheidung iſt denn auch erfolgt. Obwohl auch heute wie-
der das Gerücht verbreitet iſt daß das Miniſterium ſeine Entlaſſung ge-
nommen habe, ſo hat doch die Discuſſion in der deutſchen Angelegenheit
auch dem blödeſten Auge gezeigt daß das Miniſterium nicht geſonnen iſt
durch Kammervota ſich zur Räumung ſeines Platzes beſtimmen zu laſſen.
Die Erwartungen aller Parteien find faſt ausſchließlich den Kriegsſchan-
plätzen zugewendet. Von dort her hofft man die Löſung auch der inneren
preußiſchen und deutſchen Fragen kommen zu ſehen. Man verſichert all-
gemein daß Hr. v. Vincke ein Handſchreiben von Sr. Maj. erhalten, in
dem ſich folgende bemerkenswerthe Stelle befinden ſoll: „Jedes Wort
was Sie in der Kammer ſprechen, iſt von hoher Bedeutung. Seyen Sie
eingedenk daß Sie mir einen doppelten Eid geleiſtet haben, eingedenk
Ihres Vaters, der mein Freund war. Richten Sie Ihre Worte ſo ein
daß Sie nicht Veranlaſſung haben ſie in Ihrer Sterbeſtunde zu bereuen.“
(Leipz. Ztg.)


Ich eile Ihnen zum Oſter-
feſt eine Nachricht zu bringen die gewiß der ganze Kreis Ihrer Leſer mit
wahrer Freude und zugleich mit Erſtaunen leſen wird. Seit heute Mor-
gen um 8 Uhr hat ein däniſches Geſchwader, beſtehend aus dem einzigen
verfügbaren däniſchen Linienſchiffe Chriſtian VIII von 84 Kanonen, der
Fregatte Gefion von 48 Kanonen und zwei Dampfſchiffen, die Strandbat-
terien des Eckernförder Hafens angegriffen. Dieſer Strandbatterien ſind
zwei: es commandirten in jeder nur zwei Feuerwerker. Sobald der
Angriff geſchah, eilte aus Gottorf die halbe naſſauiſche Feldbatterie 6 Pfün-
der unter dem Befehl des tapfern Herzogs Ernſt von Koburg im Galopp
heran; und ſogleich die erſte Ladung dieſer kleinen aber trefflich geführten
Batterie machte das eine Dampfſchiff kampfunfähig, und zwang das andere
den Hafen zu verlaſſen. Jetzt waren die beiden großen Schiffe mit 132
Kanonen gegen 12 ſchleswig-holſteiniſche Geſchütze und 6 naſſauiſche
6 Pfünder im Gefecht. Mit großem Bedenken ſah man dem Kampfe zu,
aber die treffliche Leitung der Geſchütze unſerer deutſchen Batterien gab
bald erhöhten Muth. Schon um Mittag war der Fregatte das Steuer
zerſchoſſen, ſie trieb vor dem Wind; und mitten in dem heftigſten Feuer
gerieth das Linienſchiff auf den Strand! Jetzt zogen beide Schiffe die Par-
lamentärflagge auf und ſchlugen ungehinderten Abzug vor. Die Antwort
war — von zwei kleinen Strandbatterien an zwei Schiffe erſten Ranges
— ſie möchten ſich ergeben! Das Feuer begann aufs neue und wüthete den
ganzen Nachmittag fort. Die Stadt Eckernförde litt viel; man hörte den
Donner des Geſchützes im Umkreiſe meilenweit, in Schleswig, Rends-
burg und ſogar in Kiel; aus allen drei Orten kamen Zuſchauer; vor ihren
Augen ſetzte ſich der Kampf fort: der Herzog Ernſt leitete mit unerſchüt-
terlicher Ruhe das deutſche Geſchütz; die naſſauiſchen und die ſchleswig-
holſteiniſchen Truppen wetteiferten; noch einmal erſchien ein Parlamen-
tär, die Antwort war: ergeben als Kriegsgefangene! Bis zum Abend
vertheidigten ſich die Dänen mit einer zehnfachen Uebermacht gegen die
deutſchen Kanonen, von denen die Naſſauer ihnen nur verhältnißmä-
ßig wenig Schaden thun konnten; dann geſchah das, ſoviel wir wiſſen, in
der Kriegsgeſchichte Unerhörte: daß ſich beide Schiffe mit ganzer Mann-
ſchaft kriegsgefangen an die Strandbatterien ergaben! Der Commodore
Paludan vom Linienſchiff ward mit 650 Matroſen und Officieren am

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[1542/0002] verworfen, ſo würde ſie nicht an die Gewalt appelliren; ſie würde es der entſcheidenden Stimme der legalen Volksvertretung überantworten, in der feſten Zuverſicht daß das Ziel, wenn auch ſpät, erreicht würde. Ebenſo warm für Aufrechthaltung der Verfaſſung ſpricht ſich die „Parlaments- correſpondenz aus der Partei der Großdeutſchen“ aus. „Die Aufrechthal- tung der Verfaſſung (ruft ſie aus) iſt eine gleiche Verpflichtung für alle Parteien, ſie alle müſſen dafür einſtehen.“ Im übrigen lobt dieſe Corre- ſpondenz den König von Preußen daß er männlich und unbefangen genug geweſen das verderbliche, zweideutige, zwieſpaltſtiftende Geſchenk der Kaiſerkrone von ſich zu weiſen. An die öſterreichiſchen Abgeord- neten, welche bekanntlich einen Hauptbeſtandtheil dieſer Partei bilden, ſchien eine eigentliche Abberufung von Seite des Wiener Miniſteriums noch nicht gelangt zu ſeyn, obwohl in Trieſt, Tirol und ander- wärts die neuen Wahlen für Frankfurt rückgängig gemacht worden. Ue- berhaupt iſt ein ſtarker Zweifel erlaubt ob die öſterreichiſche Regierung, beſonders jetzt wo die Sachlage ſich weſentlich geändert, eine ſolche Abbe- rufung einſeitig verfügen könne; ſchwer zu begreifen aber iſt wie man ir- gendwo im Ernſt der Beſorgniß Raum geben mochte das bayeriſche Mi- niſterium könnte vom Einigungswerke die Deputirten des Volks, gleich Cabinetsdelegirten, zurückbeordern. Es darf dieß ſo wenig ſich beifallen laſſen als es ſich den Gedanken kommen laſſen wird die Bande des Zoll- vereins zu löſen, oder die braven bayeriſchen Truppen von dem Kampfplatz zu rufen auf welchem jenes Einigungswerk, noch ſicherer als mit den Re- den der Paulskirche, mit Blut befiegelt wird. Der Jubel des eben erfoch- tenen Sieges „der Dogge gegen den Fiſch“ tönt in München, Augsburg und Nürnberg ſo freudig nach wie in Hamburg, Frankfurt und Berlin. Wo irgend bei einer That ſolcher Jubel nicht von freien Stücken, friſch und freudig aus allen Gauen und Ecken des Vaterlands emporrauſcht, da möge man nicht glauben dem Hoffen, dem Wünſchen und Sehnen des Volks eine Erfüllung geboten zu haben. Württemberg. † Ulm, 9 April. Unſer Reichstagsabgeordneter Profeſſor Haßler befindet ſich ſeit einigen Tagen hier und wird, da er ſein Mandat zurückgegeben hat, nicht mehr nach Frankfurt zurückkehren. Der- ſelbe hat bekanntlich für die preußiſche Erbkaiſerwürde geſtimmt, wahr- ſcheinlich in Folge der von Oeſterreich gegen eine volkthümliche Geſtal- tung Deutſchlands eingenommenen Stellung. Als Erſatzmann Haßlers tritt der Beſitzer der Stettin’ſchen Verlagsbuchhandlung Dr. Adam, gleich- zeitig Abgeordneter beim württembergiſchen Laudtag, in die Paulskirche. Derſelbe gehört den in ſeinem Organ, der neu gegründeten „Ulmer Zeitung“, mehrfach ausgeſprochenen Anſichten zufolge der öſterreichiſchen Partei an. Die neueſte Wendung der Dinge in Frankfurt hat den bereits offi- ciell hier angeſagt geweſenen Beſuch des Erzherzogs-Reichsverweſers zur Beſichtigung der Feſtungsbauten vereitelt, wenigſtens verlautet hierüber nichts mehr; jedenfalls wird dadurch die endliche Feſtſtellung der Forti- fication des rechten (bayeriſchen) Donau-Ufers weiter in die Ferne gerückt, und es ſind die Arbeiten jenſeits in der Hauptſache vorerſt eingeſtellt. Wir wollen nicht hoffen daß die kritiſchen Verhältniſſe bezüglich der Geſtaltung unſeres deutſchen Bundesſtaates auf die Vollendung der hieſigen Feſtungs- werke nachtheiligen Einfluß äußern, denn nachdem für Ulms Befeſtigung bereits ungeheuere Summen ausgegeben worden find, wäre es in der That unverantwortlich, wenn dieſelbe nicht ſo ſchleunig als möglich vollendet werden würde. Man kann vom württembergiſchen Particular-Stand- punkt aus Gegner der Befeſtigung dieſes an ſeiner Oſtgränze gelegenen wichtigen ſtrategiſchen Platzes ſeyn, allein im deutſchen Intereſſe darf ſolche nicht aufgegeben werden, zumal nachdem dieſelbe in kurzer Zeit als vollen- det angeſehen werden kann. Durch die Verordnung der deutſchen Central- gewalt vom 3 Febr. d. J. ſind die Zulagen der bei den Feſtungsbauten verwendeten Officiere u. ſ. w. ſo bedeutend ermäßigt worden, daß in Be- ziehung auf Ulm allein eine jährliche Verminderung von 47,358 fl. 45 kr. erzielt worden iſt. Wären die viel zu hohen Zulagen ſchon vom Beginn des Feſtungsbaues an in der durch die Verordnung vom 3 Febr. ermäßig- ten, übrigens vollkommen zureichenden, Weiſe feſtgeſtellt worden, ſo würde der Minderaufwand allein bei Ulm bisher 331,511 fl. 15 kr. betragen haben. Man ſteht daß auch in volkwirthſchaftlicher Beziehung der frühere deutſche Bundestag nicht zum beſten gehaust hat. Die Nachricht daß den bayeriſhcen Ständen bei ihrem Wiederzuſammentritt ein Geſetzentwurf in Betreff einer Eiſenbahnverbindung zwiſchen Augsburg und Ulm vor- gelegt werden ſoll, hat hier freudige Stimmung erregt. Bei uns geht der Bau raſch vor ſich, und im nächſten Jahr wird die ganze württembergiſche Eiſenbahn vom Bodenſee nach Ulm udn über die Alb nach Stuttgart und Heilbronn befahren werden können. Stuttgart. Endlich ein Geſetzentwurf zur Aufhebung des zwiſchen dem Staat und dem Hauſe Taxis beſtehenden Lehensverbandes hinſichtlich der königlichen Poſten. Darnach hörte dieſer Verband mit Ablauf des 19 Mai d. J. auf. Bis dahin alſo dürften Briefe und Zeitungen auch in Württemberg die Eiſenbahn benützen, von der ſie jetzt noch ausgeſchloſſen find! Das Haus Taxis ſoll durch eine entſprechende Rente aus der Staats- caſſe entſchädigt werden. Preußen. Berlin, 6 April. Seit geſtern herrſcht hier gewaltige Auf- regung und unbeſchreibliche Verwirrung. Die unklugen Aeußerungen des Hrn. v. Bodelſchwingh (welcher ſagte: der vorjährige Berliner Straßenkampf habe die Stadt und das ganze Land entehrt ꝛc.) haben ſehr böſes Blut ge- macht, und recht eigentlich die Maſſen erſt angeregt an den Discuſſionen des Tages theilzunehmen. Geſtern war ein großer Theil der hieſigen Be- ſatzung in den Caſernen conſignirt, nicht wegen der durch die Kaiſerwahl hervorgebrachten Aufregung, ſondern weil nach frühern Nachrichten aus Paris der 5 April zu einer republicaniſchen Schilderhebung auserſehen ſeyn ſollte. Das Intereſſe an der deutſchen Frage, das hier in Berlin niemals allzu lebhaft war, iſt durch die langen und dennoch reſultatloſen Kammerdebatten nun vollends abgeſtumpft. Man kann nicht ſagen daß die Spannung mit der man hier dem Ablauf der acht- und vierzehntägi- gen Friſt entgegenſieht, das Maß der gewöhnlichen Theilnahme, welche Ereigniſſen von Wichtigkeit geſchenkt zu werden pflegt, erheblich über- ſchreite. In der That hat auch die Aufmerkſamkeit die man der Frank- furter Deputation und den Verhandlungen ſchenkte welche ſich an deren Erſcheinen knüpften, ihren Grund weniger in dem Intereſſe an der deut- ſchen Kaiſerfrage, als vielmehr in der Erwartung daß jenes Ereigniß die längſt erwartete Entſcheidung der preußiſchen Cabinetskriſts bringen werde. Eine ſolche Entſcheidung iſt denn auch erfolgt. Obwohl auch heute wie- der das Gerücht verbreitet iſt daß das Miniſterium ſeine Entlaſſung ge- nommen habe, ſo hat doch die Discuſſion in der deutſchen Angelegenheit auch dem blödeſten Auge gezeigt daß das Miniſterium nicht geſonnen iſt durch Kammervota ſich zur Räumung ſeines Platzes beſtimmen zu laſſen. Die Erwartungen aller Parteien find faſt ausſchließlich den Kriegsſchan- plätzen zugewendet. Von dort her hofft man die Löſung auch der inneren preußiſchen und deutſchen Fragen kommen zu ſehen. Man verſichert all- gemein daß Hr. v. Vincke ein Handſchreiben von Sr. Maj. erhalten, in dem ſich folgende bemerkenswerthe Stelle befinden ſoll: „Jedes Wort was Sie in der Kammer ſprechen, iſt von hoher Bedeutung. Seyen Sie eingedenk daß Sie mir einen doppelten Eid geleiſtet haben, eingedenk Ihres Vaters, der mein Freund war. Richten Sie Ihre Worte ſo ein daß Sie nicht Veranlaſſung haben ſie in Ihrer Sterbeſtunde zu bereuen.“ (Leipz. Ztg.) ᘣ Schleswig-Holſtein, 5 April. Ich eile Ihnen zum Oſter- feſt eine Nachricht zu bringen die gewiß der ganze Kreis Ihrer Leſer mit wahrer Freude und zugleich mit Erſtaunen leſen wird. Seit heute Mor- gen um 8 Uhr hat ein däniſches Geſchwader, beſtehend aus dem einzigen verfügbaren däniſchen Linienſchiffe Chriſtian VIII von 84 Kanonen, der Fregatte Gefion von 48 Kanonen und zwei Dampfſchiffen, die Strandbat- terien des Eckernförder Hafens angegriffen. Dieſer Strandbatterien ſind zwei: es commandirten in jeder nur zwei Feuerwerker. Sobald der Angriff geſchah, eilte aus Gottorf die halbe naſſauiſche Feldbatterie 6 Pfün- der unter dem Befehl des tapfern Herzogs Ernſt von Koburg im Galopp heran; und ſogleich die erſte Ladung dieſer kleinen aber trefflich geführten Batterie machte das eine Dampfſchiff kampfunfähig, und zwang das andere den Hafen zu verlaſſen. Jetzt waren die beiden großen Schiffe mit 132 Kanonen gegen 12 ſchleswig-holſteiniſche Geſchütze und 6 naſſauiſche 6 Pfünder im Gefecht. Mit großem Bedenken ſah man dem Kampfe zu, aber die treffliche Leitung der Geſchütze unſerer deutſchen Batterien gab bald erhöhten Muth. Schon um Mittag war der Fregatte das Steuer zerſchoſſen, ſie trieb vor dem Wind; und mitten in dem heftigſten Feuer gerieth das Linienſchiff auf den Strand! Jetzt zogen beide Schiffe die Par- lamentärflagge auf und ſchlugen ungehinderten Abzug vor. Die Antwort war — von zwei kleinen Strandbatterien an zwei Schiffe erſten Ranges — ſie möchten ſich ergeben! Das Feuer begann aufs neue und wüthete den ganzen Nachmittag fort. Die Stadt Eckernförde litt viel; man hörte den Donner des Geſchützes im Umkreiſe meilenweit, in Schleswig, Rends- burg und ſogar in Kiel; aus allen drei Orten kamen Zuſchauer; vor ihren Augen ſetzte ſich der Kampf fort: der Herzog Ernſt leitete mit unerſchüt- terlicher Ruhe das deutſche Geſchütz; die naſſauiſchen und die ſchleswig- holſteiniſchen Truppen wetteiferten; noch einmal erſchien ein Parlamen- tär, die Antwort war: ergeben als Kriegsgefangene! Bis zum Abend vertheidigten ſich die Dänen mit einer zehnfachen Uebermacht gegen die deutſchen Kanonen, von denen die Naſſauer ihnen nur verhältnißmä- ßig wenig Schaden thun konnten; dann geſchah das, ſoviel wir wiſſen, in der Kriegsgeſchichte Unerhörte: daß ſich beide Schiffe mit ganzer Mann- ſchaft kriegsgefangen an die Strandbatterien ergaben! Der Commodore Paludan vom Linienſchiff ward mit 650 Matroſen und Officieren am

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-09-09T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 101, 11. April 1849, S. 1542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine101_1849/2>, abgerufen am 02.06.2024.