Allgemeine Zeitung, Nr. 101, 11. April 1849.[Spaltenumbruch]
Strand vom Herzog empfangen, und ist sofort nach Rendsburg abgeführt; Schleswig, 5 April. Von 6 Uhr heute Morgen bis gegen 1 Uhr Ueber das erwähnte Gefecht in dem Eckernförder Hafen enthält Auch von unserem Kieler Correspondenten erhalten wir einen [Spaltenumbruch]
Strand vom Herzog empfangen, und iſt ſofort nach Rendsburg abgeführt; ✸ Schleswig, 5 April. Von 6 Uhr heute Morgen bis gegen 1 Uhr Ueber das erwähnte Gefecht in dem Eckernförder Hafen enthält Auch von unſerem Kieler Correſpondenten erhalten wir einen <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0003" n="1543"/><cb/> Strand vom Herzog empfangen, und iſt ſofort nach Rendsburg abgeführt;<lb/> der Capitän des Gefion, Meyer, hatte bereits bei Ankunft unſerer letz-<lb/> ten Nachricht die deutſchen Seeleute an Bord genommen. Leider erklär-<lb/> ten die Dänen ſogleich bei ihrem Abzug vom Linienſchiff daß dasſelbe<lb/> Feuer gefangen habe; der Rauch ſtieg ſchon aus den Lucken; der Herzog<lb/> wollte noch einen Officier an Bord ſchicken, aber Paludan rieth dringend<lb/> ab, und kurz darauf flog das ganze Schiff in die Luft! Der Eindruck der<lb/> furchtbaren Exploſion mitten unter dem ungeheuren Jubel der Deutſchen<lb/> war ein ganz unbeſchreiblicher. Aber die unendliche Freude über dieſen<lb/> in den Annalen der Marine wohl unerhörten Sieg ließ alles vergeſſen.<lb/> Achtzehn deutſche Kanonen, darunter ſechs 6 Pfünder, haben von einem<lb/> faſt offenen Strande aus eine Macht von 132 Kanonen vernichtet, und<lb/> den erſten glänzenden, herrlichen Sieg über die erſte Marine erfochten,<lb/> die mit den deutſchen Truppen gekämpft hat! Welch ein Augenblick für<lb/> unſre deutſche Marine und welch’ ein Anfang für dieſen Krieg! Wir ha-<lb/> ben im ganzen nicht weniger als 1000 Gefangene und, es iſt fabelhaft und<lb/> doch ganz unbeſtreitbar, nur einen Todten und einige Verwundete! Die<lb/> Folge dieſes Sieges wird wichtiger ſeyn als der Sieg ſelber. Die Land-<lb/> truppen werden nicht hinter den Kanonieren zurückbleiben wollen, ſie werden<lb/> ſich nicht länger halten laſſen, keine Diplomatie wird dazu ſtark genug<lb/> ſeyn; und ſo wird endlich dieſer gordiſche Knoten hoffentlich jetzt mit <hi rendition="#g">ei-<lb/> nem</hi> kräftigen Schlage zerhauen werden. Gott gebe daß dieß Oſterfeſt<lb/> nicht zu Ende gehe ohne uns das Ende dieſes däniſchen Kriegs gebracht<lb/> zu haben. Wer weiß was uns ſchon der morgende Tag vom Norden brin-<lb/> gen wird! Aber hier iſt zunächſt alles Jubel und Freude über dieſen Sieg;<lb/> ja, er iſt würdig die Annalen der Geſchichte deutſcher Seemacht zu er-<lb/> öffnen!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>✸ <hi rendition="#b">Schleswig,</hi> 5 April.</dateline><lb/> <p>Von 6 Uhr heute Morgen bis gegen 1 Uhr<lb/> Mittags hörte man hier von Eckernförde herüber (3 Meilen von hier an<lb/> der Oſtſee) einen ſo heftigen Kanonendonner, daß die Fenſter zitterten. Es<lb/> war das Feuern von den Kriegsſchiffen und die Antwort der Landbatterien<lb/> deutlich zu unterſcheiden. Die Kanonade dauerte ununterbrochen 6 Stun-<lb/> den, ſo daß auch nicht 2 Minuten Pauſe waren; in der 7ten Stunde kamen<lb/> öftere Unterbrechungen vor. (Wir übergehen die Details, da ſie mit<lb/> den übrigen Berichten übereinſtimmen.) Heute kamen hier abermals 3<lb/> preußiſche Bataillone und eine ſchwere Batterie an. Die geſtern eingetrof-<lb/> fenen 3 Bataillone Preußen gehen morgen nach Flensburg. Man erwar-<lb/> tet morgen oder übermorgen nördlich von Flensburg ein Haupttreffen.<lb/> Die Dänen ſind bis Apenrade vorgedrungen, und von der Seite von Alſen.<lb/> Es ſtehen dort aber über 30,000 Mann deutſcher Truppen. Heute rückten<lb/> noch 400 Mann Bayern als Ergänzung von Rendsburg ein.</p><lb/> <p>Ueber das erwähnte Gefecht in dem Eckernförder Hafen enthält<lb/> die <hi rendition="#g">Hamburger Börſenhalle</hi> von einem Augenzeugen folgende<lb/> Schilderung: <cit><quote>„Eckernförde, 5 April Abends. Geſtern Nachmittags<lb/> 6 Uhr erſchienen, von Norden her kommend, folgende däniſche Schiffe:<lb/> das Linienſchiff Chriſtian <hi rendition="#aq">VIII</hi> von 84 Kanonen, die Fregatte Gefion<lb/> von 42 Kanonen, die Brig St. Croix und die Dampfſchiffe Geyſer und<lb/> Skirner, nebſt noch einem dritten Dampfſchiffe und 6 Landungsfahrzeu-<lb/> gen, die gegen Abend im Eingang der Eckernförder Bucht bei Noer vor<lb/> Anker gingen. Das eine Dampfſchiff und die Brig ſegelten heute Morgen<lb/> zwiſchen 4 und 5 Uhr wieder oſtwärts, die andern Schiffe lichteten die An-<lb/> ker um 7 Uhr und ſegelten vor günſtigem Winde in den Eckernförder Ha-<lb/> fen hinein, wo ſie um 8 Uhr das Feuer auf die Strandbatterien begannen,<lb/> welches, von dieſen kräftig erwiedert, unabläſſig bis 11 Uhr Vormittags<lb/> fortgeſetzt wurde, und bei welchem durch das Dampfſchiff Geyſer die<lb/> nördliche Hafenbatterie für einige Zeit zum Schweigen gebracht wurde,<lb/> indem mehrere Kanonen demontirt wurden. Um 1 Uhr war das Linien-<lb/> ſchiff Chriſtian <hi rendition="#aq">VIII</hi> im innern Hafen auf den Grund gerathen, und<lb/> Gefion hatte das Steuer verloren; nun wurde vom Commandeurſchiff<lb/> eine Parlamentärflagge aufgezogen und durch einen Parlamentär angebo-<lb/> ten: daß, wenn die Strandbatterien das Feuer einſtellen wollten, damit<lb/> die Schiffe den Hafen unbeläſtigt verlaſſen könnten, man die Stadt ver-<lb/> ſchonen wolle, widrigenfalls ſie in einen Schutthaufen verwandelt werden<lb/> ſolle. Die Antwort der Militärbehörden war daß man es nicht verant-<lb/> worten könne das Feuer einzuſtellen, und die Antwort der ſtädtiſchen Be-<lb/> hörden ging dahin daß man es der Geſchichte anheimgeben müſſe ein Ur-<lb/> theil über einen ſolchen Vandalismus zu ſprechen, ſich übrigens in das<lb/> Schickſal, welches die Vertheidigung des Vaterlandes herbeiführen möchte,<lb/> zu finden wiſſen würde. Da indeß die Remontirung der nördlichen Bat-<lb/> terie, ſowie eine Ruhe für die ſüdliche Batterie ſehr wünſchenswerth war,<lb/> ſo wurde von dem Höchſtcommandirenden, Sr. Hoh. dem Herzog von Sach-<lb/> ſen-Koburg-Gotha, eine Waffenruhe von zwei Stunden bewilligt. Dieſe<lb/> Zeit benutzten die beiden Dampfſchiffe, die ſehr gelitten hatten, um in die<lb/> Föhrde hinauszugehen und ihre Schäden auszubeſſern, während der Chri-<lb/><cb/> ſtian <hi rendition="#aq">VIII</hi> wieder flott zu werden ſich bemühte. Als ihm dieß nach drei<lb/> Stunden gelungen war, während welcher das Feuer ſchwieg, ſignaliſirte er<lb/> eines der Dampfſchiffe an ſich heran, wahrſcheinlich um ihn aus dem Ha-<lb/> fen zu bugſiren. Das Dampfſchiff lichtete die Anker und drehte nach dem<lb/> Hafen hinein, erhielt aber ſogleich zwei ſcharfe Warnungsſchüſſe von der<lb/> nördlichen Batterie, und wendete darauf wieder aus der Föhrde hinaus,<lb/> indem es öſtlich ſteuerte. Es war inzwiſchen 5 Uhr geworden und jeder<lb/> Grund zu einer längeren Zögerung mit Wiedereröffnung des Feuers der<lb/> Batterien verſchwunden. Die Zwiſchenzeit war benutzt worden, um mit<lb/> großer Umſicht eine halbe naſſauer Batterie zwiſchen der ſüdlichen Batterie<lb/> und der Stadt ſolchergeſtalt aufzuſtellen daß ſie beide Schiffe, die vor An-<lb/> ker lagen und bei ſtarkem Oſtwind den Spiegel gerade aufs Land zeigten,<lb/> von hinten der Länge nach beſtreichen konnten. Das Feuer das nun von<lb/> beiden Batterien ſowohl als von dieſer Feldbatterie ſehr lebhaft unterhal-<lb/> ten wurde, beantworteten beide Schiffe, beſonders aber das Linienſchiff, bald<lb/> mit vollen Lagen und bald mit nacheinanderfolgenden Schüſſen. Das Li-<lb/> nienſchiff hatte während der Zeit ſo viel Segel zugeſetzt als zur Bewegung<lb/> erforderlichwar, und lichtete die Anker um ſich mit der flachen Seite gegen<lb/> die ſüdliche Batterie zu legen, und dadurch dem incommodirenden Feuer<lb/> der Naſſauer-Batterie zu entgehen. Bei dieſem Manöver, welches mit<lb/> großer Ungeſchicklichkeit ausgeführt wurde, gerieth es abermals auf den<lb/> Grund und zwar auf Kernſchuß-Diſtance von der ſüdlichen Batterie. Dieſe<lb/> unterhielt nun ein ſo wohlgezieltes Feuer mit glühenden Kugeln, daß das<lb/> Schiff innerhalb einer halben Stunde in Brand gerieth, ſein Feuer ein-<lb/> ſtellen und ſeine Mannſchaft zum Löſchen verwenden mußte, was ihm aber<lb/> dennoch nicht gelang, und ſo mußte dieſes renommirte, mit ſo vielem Luxus<lb/> ausgeſtattete, mit ſo vieler Drohung ausgeſchickte Schiff die däniſche Flagge<lb/> vor einer mit vier Kanonen beſetzten ſchleswig-holſteiniſchen Batterie ſtrei-<lb/> chen. Nun richteten ſich die Schüſſe auf die ihres Steuers beraubte Fre-<lb/> gatte „Geſion“, die darauf ebenfalls ſich auf Gnade und Ungnade ergab.<lb/> Sofort wurde mit der Rettung der Mannſchaft des Linienſchiffs begonnen;<lb/> es glückte aber nur etwas über 400 Mann vom Bord zu bringen, als um<lb/> 7¾ Uhr <hi rendition="#g">das Schiff mit noch darauf befindlichen</hi> 200 <hi rendition="#g">Mann in<lb/> die Luft flog.</hi> Die Zahl der Bemannung der „Geſion“, die ſofort mit<lb/> deutſchen Truppen beſetzt ward, und auf welcher die deutſche Flagge aufge-<lb/> hißt wurde, ſoll angeblichermaßen aus 250 Geſunden und 150 Verwunde-<lb/> ten beſtehen. Das Schiff ſollte beim Abgang dieſes noch weiter in den<lb/> Hafen hineingebracht, und von den aus Holtenau herbeieilenden ſchleswig-<lb/> holſteiniſchen Seeleuten unter dem Commando des Capitän Donner be-<lb/> ſetzt werden. Leider iſt zu beklagen daß der Commandeur der ſüdlichen<lb/> Batterie (ein ſchleswig-holſteiniſcher Oberfeuerwerker), als er an Bord<lb/> des Linienſchiffs gegangen war um die Debarkicung der gefangenen Be-<lb/> mannung zu beſchleunigen, mit dem Schiff in die Luft geflogen iſt. Uebri-<lb/> gens iſt es erfreulich daß der ganze Kampf, der ſieben Stunden bei ſtar-<lb/> kem Feuer dauerte, und bei welchem man, wenig angeſchlagen, 6 bis 7000<lb/> Schüſſe rechnen kann, von unſerer Seite nur einen Todten und 13 leicht<lb/> Verwundete gekoſtet hat. Es haben die vier 24 Pfünder in dieſem Ge-<lb/> fecht 500 und einige ſechzig Schüffe gethan, und auf ſolche Weiſe, da ſie<lb/> hauptſächlich das Gefecht gemacht haben, 140 däniſche Kanonen zum<lb/> Schweigen gebracht. Den eigentlichen Grund des Angriffs der däniſchen<lb/> Schiffe, und die Art wie er ausgeführt wurde, vermag gewiß kein Unein-<lb/> geweihter zu enträthſeln; denn auf eine Landung war es nicht abgeſehen,<lb/> weil kein Militär am Bord der Schiffe geweſen iſt. Eine Demontirung<lb/> der Strandbatterien die mit dem Wind auf das Land unternommen wird,<lb/> und bei der man 149 Kanonen gegen 12 aufbietet, ſcheint doch wirklich ein<lb/> ſo verwegener Streich, daß man faſt glauben möchte die Dänen ſeyen in<lb/> ihrem Uebermuthe ſo weit gebracht daß ſie ſelbſt den Elementen keine Ach-<lb/> tung mehr zollen. Denn einfach iſt es zu begreifen daß, wenn Schiffe ſich<lb/> ins Kreuzfeuer zweier Batterien legen, das Steuerruder, wie es auch ge-<lb/> ſchehen iſt, ihnen abgeſchoſſen werden kann, und ſie ſolchergeſtalt dem<lb/> Lande zugetrieben auf jede Möglichkeit ſich frei zu vertheidigen verzichten<lb/> müſſen. Man muß daher den Muth der däniſchen Seeleute anerkennen,<lb/> ſo ohne alle Rückſicht auf die Gefahr ſelbſt ihre Schiffe zu verlieren ihren<lb/> Haß gegen die Schleswig-Holſteiner an den Tag zu legen. Auf der an-<lb/> dern Seite darf aber auch nicht den hiefigen Truppen die volle Anerken-<lb/> nung ihrer feſten Haltung, ihres kaltblütigen Benehmens in dieſem die<lb/> Entſchloſſenheit und Unverzagtheit des Kriegers ſo ſehr auf die Probe ſtel-<lb/> lenden Gefechte verweigert werden, und der umſichtigen Leitung des hohen<lb/> Führers muß ebenfalls alles gebührende Lob gezollt werden, was umſo-<lb/> mehr ſich herausſtellen muß, da Se. Hoheit der Herzog von Sachſen-Co-<lb/> burg im Inlande ſchwerlich mit dem Seegefechte ſich hat bekannt machen<lb/> können.“</quote></cit></p><lb/> <p>Auch von unſerem <hi rendition="#g">Kieler Correſpondenten</hi> erhalten wir einen<lb/> ausführlichen, mit dem vorſtehenden übereinſtimmenden Bericht über das<lb/> Gefecht im Erkernförder Hafen. Derſelbe fügt noch hinzu daß die Zahl<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1543/0003]
Strand vom Herzog empfangen, und iſt ſofort nach Rendsburg abgeführt;
der Capitän des Gefion, Meyer, hatte bereits bei Ankunft unſerer letz-
ten Nachricht die deutſchen Seeleute an Bord genommen. Leider erklär-
ten die Dänen ſogleich bei ihrem Abzug vom Linienſchiff daß dasſelbe
Feuer gefangen habe; der Rauch ſtieg ſchon aus den Lucken; der Herzog
wollte noch einen Officier an Bord ſchicken, aber Paludan rieth dringend
ab, und kurz darauf flog das ganze Schiff in die Luft! Der Eindruck der
furchtbaren Exploſion mitten unter dem ungeheuren Jubel der Deutſchen
war ein ganz unbeſchreiblicher. Aber die unendliche Freude über dieſen
in den Annalen der Marine wohl unerhörten Sieg ließ alles vergeſſen.
Achtzehn deutſche Kanonen, darunter ſechs 6 Pfünder, haben von einem
faſt offenen Strande aus eine Macht von 132 Kanonen vernichtet, und
den erſten glänzenden, herrlichen Sieg über die erſte Marine erfochten,
die mit den deutſchen Truppen gekämpft hat! Welch ein Augenblick für
unſre deutſche Marine und welch’ ein Anfang für dieſen Krieg! Wir ha-
ben im ganzen nicht weniger als 1000 Gefangene und, es iſt fabelhaft und
doch ganz unbeſtreitbar, nur einen Todten und einige Verwundete! Die
Folge dieſes Sieges wird wichtiger ſeyn als der Sieg ſelber. Die Land-
truppen werden nicht hinter den Kanonieren zurückbleiben wollen, ſie werden
ſich nicht länger halten laſſen, keine Diplomatie wird dazu ſtark genug
ſeyn; und ſo wird endlich dieſer gordiſche Knoten hoffentlich jetzt mit ei-
nem kräftigen Schlage zerhauen werden. Gott gebe daß dieß Oſterfeſt
nicht zu Ende gehe ohne uns das Ende dieſes däniſchen Kriegs gebracht
zu haben. Wer weiß was uns ſchon der morgende Tag vom Norden brin-
gen wird! Aber hier iſt zunächſt alles Jubel und Freude über dieſen Sieg;
ja, er iſt würdig die Annalen der Geſchichte deutſcher Seemacht zu er-
öffnen!
✸ Schleswig, 5 April.
Von 6 Uhr heute Morgen bis gegen 1 Uhr
Mittags hörte man hier von Eckernförde herüber (3 Meilen von hier an
der Oſtſee) einen ſo heftigen Kanonendonner, daß die Fenſter zitterten. Es
war das Feuern von den Kriegsſchiffen und die Antwort der Landbatterien
deutlich zu unterſcheiden. Die Kanonade dauerte ununterbrochen 6 Stun-
den, ſo daß auch nicht 2 Minuten Pauſe waren; in der 7ten Stunde kamen
öftere Unterbrechungen vor. (Wir übergehen die Details, da ſie mit
den übrigen Berichten übereinſtimmen.) Heute kamen hier abermals 3
preußiſche Bataillone und eine ſchwere Batterie an. Die geſtern eingetrof-
fenen 3 Bataillone Preußen gehen morgen nach Flensburg. Man erwar-
tet morgen oder übermorgen nördlich von Flensburg ein Haupttreffen.
Die Dänen ſind bis Apenrade vorgedrungen, und von der Seite von Alſen.
Es ſtehen dort aber über 30,000 Mann deutſcher Truppen. Heute rückten
noch 400 Mann Bayern als Ergänzung von Rendsburg ein.
Ueber das erwähnte Gefecht in dem Eckernförder Hafen enthält
die Hamburger Börſenhalle von einem Augenzeugen folgende
Schilderung: „Eckernförde, 5 April Abends. Geſtern Nachmittags
6 Uhr erſchienen, von Norden her kommend, folgende däniſche Schiffe:
das Linienſchiff Chriſtian VIII von 84 Kanonen, die Fregatte Gefion
von 42 Kanonen, die Brig St. Croix und die Dampfſchiffe Geyſer und
Skirner, nebſt noch einem dritten Dampfſchiffe und 6 Landungsfahrzeu-
gen, die gegen Abend im Eingang der Eckernförder Bucht bei Noer vor
Anker gingen. Das eine Dampfſchiff und die Brig ſegelten heute Morgen
zwiſchen 4 und 5 Uhr wieder oſtwärts, die andern Schiffe lichteten die An-
ker um 7 Uhr und ſegelten vor günſtigem Winde in den Eckernförder Ha-
fen hinein, wo ſie um 8 Uhr das Feuer auf die Strandbatterien begannen,
welches, von dieſen kräftig erwiedert, unabläſſig bis 11 Uhr Vormittags
fortgeſetzt wurde, und bei welchem durch das Dampfſchiff Geyſer die
nördliche Hafenbatterie für einige Zeit zum Schweigen gebracht wurde,
indem mehrere Kanonen demontirt wurden. Um 1 Uhr war das Linien-
ſchiff Chriſtian VIII im innern Hafen auf den Grund gerathen, und
Gefion hatte das Steuer verloren; nun wurde vom Commandeurſchiff
eine Parlamentärflagge aufgezogen und durch einen Parlamentär angebo-
ten: daß, wenn die Strandbatterien das Feuer einſtellen wollten, damit
die Schiffe den Hafen unbeläſtigt verlaſſen könnten, man die Stadt ver-
ſchonen wolle, widrigenfalls ſie in einen Schutthaufen verwandelt werden
ſolle. Die Antwort der Militärbehörden war daß man es nicht verant-
worten könne das Feuer einzuſtellen, und die Antwort der ſtädtiſchen Be-
hörden ging dahin daß man es der Geſchichte anheimgeben müſſe ein Ur-
theil über einen ſolchen Vandalismus zu ſprechen, ſich übrigens in das
Schickſal, welches die Vertheidigung des Vaterlandes herbeiführen möchte,
zu finden wiſſen würde. Da indeß die Remontirung der nördlichen Bat-
terie, ſowie eine Ruhe für die ſüdliche Batterie ſehr wünſchenswerth war,
ſo wurde von dem Höchſtcommandirenden, Sr. Hoh. dem Herzog von Sach-
ſen-Koburg-Gotha, eine Waffenruhe von zwei Stunden bewilligt. Dieſe
Zeit benutzten die beiden Dampfſchiffe, die ſehr gelitten hatten, um in die
Föhrde hinauszugehen und ihre Schäden auszubeſſern, während der Chri-
ſtian VIII wieder flott zu werden ſich bemühte. Als ihm dieß nach drei
Stunden gelungen war, während welcher das Feuer ſchwieg, ſignaliſirte er
eines der Dampfſchiffe an ſich heran, wahrſcheinlich um ihn aus dem Ha-
fen zu bugſiren. Das Dampfſchiff lichtete die Anker und drehte nach dem
Hafen hinein, erhielt aber ſogleich zwei ſcharfe Warnungsſchüſſe von der
nördlichen Batterie, und wendete darauf wieder aus der Föhrde hinaus,
indem es öſtlich ſteuerte. Es war inzwiſchen 5 Uhr geworden und jeder
Grund zu einer längeren Zögerung mit Wiedereröffnung des Feuers der
Batterien verſchwunden. Die Zwiſchenzeit war benutzt worden, um mit
großer Umſicht eine halbe naſſauer Batterie zwiſchen der ſüdlichen Batterie
und der Stadt ſolchergeſtalt aufzuſtellen daß ſie beide Schiffe, die vor An-
ker lagen und bei ſtarkem Oſtwind den Spiegel gerade aufs Land zeigten,
von hinten der Länge nach beſtreichen konnten. Das Feuer das nun von
beiden Batterien ſowohl als von dieſer Feldbatterie ſehr lebhaft unterhal-
ten wurde, beantworteten beide Schiffe, beſonders aber das Linienſchiff, bald
mit vollen Lagen und bald mit nacheinanderfolgenden Schüſſen. Das Li-
nienſchiff hatte während der Zeit ſo viel Segel zugeſetzt als zur Bewegung
erforderlichwar, und lichtete die Anker um ſich mit der flachen Seite gegen
die ſüdliche Batterie zu legen, und dadurch dem incommodirenden Feuer
der Naſſauer-Batterie zu entgehen. Bei dieſem Manöver, welches mit
großer Ungeſchicklichkeit ausgeführt wurde, gerieth es abermals auf den
Grund und zwar auf Kernſchuß-Diſtance von der ſüdlichen Batterie. Dieſe
unterhielt nun ein ſo wohlgezieltes Feuer mit glühenden Kugeln, daß das
Schiff innerhalb einer halben Stunde in Brand gerieth, ſein Feuer ein-
ſtellen und ſeine Mannſchaft zum Löſchen verwenden mußte, was ihm aber
dennoch nicht gelang, und ſo mußte dieſes renommirte, mit ſo vielem Luxus
ausgeſtattete, mit ſo vieler Drohung ausgeſchickte Schiff die däniſche Flagge
vor einer mit vier Kanonen beſetzten ſchleswig-holſteiniſchen Batterie ſtrei-
chen. Nun richteten ſich die Schüſſe auf die ihres Steuers beraubte Fre-
gatte „Geſion“, die darauf ebenfalls ſich auf Gnade und Ungnade ergab.
Sofort wurde mit der Rettung der Mannſchaft des Linienſchiffs begonnen;
es glückte aber nur etwas über 400 Mann vom Bord zu bringen, als um
7¾ Uhr das Schiff mit noch darauf befindlichen 200 Mann in
die Luft flog. Die Zahl der Bemannung der „Geſion“, die ſofort mit
deutſchen Truppen beſetzt ward, und auf welcher die deutſche Flagge aufge-
hißt wurde, ſoll angeblichermaßen aus 250 Geſunden und 150 Verwunde-
ten beſtehen. Das Schiff ſollte beim Abgang dieſes noch weiter in den
Hafen hineingebracht, und von den aus Holtenau herbeieilenden ſchleswig-
holſteiniſchen Seeleuten unter dem Commando des Capitän Donner be-
ſetzt werden. Leider iſt zu beklagen daß der Commandeur der ſüdlichen
Batterie (ein ſchleswig-holſteiniſcher Oberfeuerwerker), als er an Bord
des Linienſchiffs gegangen war um die Debarkicung der gefangenen Be-
mannung zu beſchleunigen, mit dem Schiff in die Luft geflogen iſt. Uebri-
gens iſt es erfreulich daß der ganze Kampf, der ſieben Stunden bei ſtar-
kem Feuer dauerte, und bei welchem man, wenig angeſchlagen, 6 bis 7000
Schüſſe rechnen kann, von unſerer Seite nur einen Todten und 13 leicht
Verwundete gekoſtet hat. Es haben die vier 24 Pfünder in dieſem Ge-
fecht 500 und einige ſechzig Schüffe gethan, und auf ſolche Weiſe, da ſie
hauptſächlich das Gefecht gemacht haben, 140 däniſche Kanonen zum
Schweigen gebracht. Den eigentlichen Grund des Angriffs der däniſchen
Schiffe, und die Art wie er ausgeführt wurde, vermag gewiß kein Unein-
geweihter zu enträthſeln; denn auf eine Landung war es nicht abgeſehen,
weil kein Militär am Bord der Schiffe geweſen iſt. Eine Demontirung
der Strandbatterien die mit dem Wind auf das Land unternommen wird,
und bei der man 149 Kanonen gegen 12 aufbietet, ſcheint doch wirklich ein
ſo verwegener Streich, daß man faſt glauben möchte die Dänen ſeyen in
ihrem Uebermuthe ſo weit gebracht daß ſie ſelbſt den Elementen keine Ach-
tung mehr zollen. Denn einfach iſt es zu begreifen daß, wenn Schiffe ſich
ins Kreuzfeuer zweier Batterien legen, das Steuerruder, wie es auch ge-
ſchehen iſt, ihnen abgeſchoſſen werden kann, und ſie ſolchergeſtalt dem
Lande zugetrieben auf jede Möglichkeit ſich frei zu vertheidigen verzichten
müſſen. Man muß daher den Muth der däniſchen Seeleute anerkennen,
ſo ohne alle Rückſicht auf die Gefahr ſelbſt ihre Schiffe zu verlieren ihren
Haß gegen die Schleswig-Holſteiner an den Tag zu legen. Auf der an-
dern Seite darf aber auch nicht den hiefigen Truppen die volle Anerken-
nung ihrer feſten Haltung, ihres kaltblütigen Benehmens in dieſem die
Entſchloſſenheit und Unverzagtheit des Kriegers ſo ſehr auf die Probe ſtel-
lenden Gefechte verweigert werden, und der umſichtigen Leitung des hohen
Führers muß ebenfalls alles gebührende Lob gezollt werden, was umſo-
mehr ſich herausſtellen muß, da Se. Hoheit der Herzog von Sachſen-Co-
burg im Inlande ſchwerlich mit dem Seegefechte ſich hat bekannt machen
können.“
Auch von unſerem Kieler Correſpondenten erhalten wir einen
ausführlichen, mit dem vorſtehenden übereinſtimmenden Bericht über das
Gefecht im Erkernförder Hafen. Derſelbe fügt noch hinzu daß die Zahl
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(2022-09-09T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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