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Allgemeine Zeitung, Nr. 101, 11. April 1849.

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[Spaltenumbruch] keiten wieder angehen. Der Generalintendant, welchen man in dem Gou-
vernementspalaste verhaften wollte, ist durch die Flucht entkommen, und
zwar, wie man vermuthet, vermittelst einer gemauerten Galerie, welche,
auf einem Schwebebogen über die Strada Domenico fortlaufend, den Pa-
last mit der ehemaligen Jesuitenkirche in Verbindung setzt. Das Volk hat
jetzt jene Galerie niedergerissen, wodurch eine große Oeffnung in dem Pa-
last und in der Kirchenfacade entstanden ist. Viele von den hiesigen
Truppen, meist wohl Genuesen von Geburt, haben sich der Volkspartei
angeschlossen.


Bis jetzt haben die Feindselig-
keiten noch nicht wieder begonnen. Die Municipalität steht in Verhand-
lungen mit dem Divisionsgeneral welcher, wie man vermuthet, sich mit
denjenigen Soldaten aus der Stadt zurückziehen wird, welche nicht mit
dem Volke gemeinschaftliche Sache machen wollen. Die Zahl der Todten
und Verwundeten ist nicht erheblich; sie wird auf etwa 20 Todte und
30 Verwundete auf der Seite des Volkes angegeben. Während der Nacht
hat das Volk 8 bis 9 Kanonen auf einer Anhöhe dem Hauptquartiere und
Fort San Giorgio gegenüber aufgepflanzt, von wo aus sie die Batterie
auf der Plattform des Forts übermeistern kann. Die Carabinieri
find nach wie vor im königlichen Palaste verschanzt, haben aber seit gestern
Abend das Feuern auf das Volk eingestellt. Die Barricaden werden
fortwährend überall verstärkt und vom bewaffneten Volke bewacht. Die
Communication im Innern der Stadt ist nicht unterbrochen, doch be-
deutend beschwerlich. Gemeine Excesse kommen nirgends vor.


* Aus Genua erhalten wir durch Turiner Blätter vom 7 April fol-
gende Nachrichten: General Lamarmora hatte am Morgen des 5 die Stadt an
3 Punkten angegriffen, und es wurde von Haus zu Haus gekämpft. Drei
Forts stelen in die Hände der Truppen. Gegen Mittag Waffenruhe und
Unterhandlungen. General Lamarmora verlangt Herausgabe aller Forts,
der Waffen, der Geiseln und Ausweisung der Insurgenten binnen 24 Stun-
den. Noch ehe die 3 stündige Waffenruhe abgelaufen, griffen aber letztere
von neuem an, und beim Abgehen der Couriere (die Stunde ist nicht ange-
geben) hatte der Straßenkampf abermals begonnen. Die Truppen nahmen
noch die starke Position von S. Rocco, die einen Theil der Stadt beherrscht.
So Gioberti's Saggiatore.


Der Handelsminister Hr. v. Bruck ist, wie
erwähnt, gestern hier eingetroffen. Heute erwartet man von piemontesischer
Seite den Marquis Revell, frühern Gesandten in London, durch das vorige
Ministerium in Turin abberufen und jetzt von dem König Victor Emanuel
bestimmt hier in Mailand an den Friedensunterhandlungen theilzunehmen.
Man glaubt nicht daß dieselben lang dauern, sondern daß sie baldigst zu
einem erwünschten Resultat geführt werden. Auf dringendes Bitten des
Königs Victor ist die Besetzung Alessandria's bis jetzt unterblieben, und
die Erhaltung oder Nichterfüllung dieses Punktes des Waffenstillstandes
der Gnade Sr. kais. Maj. anheimgestellt worden. Der Brescianer Auf-
stand und seine Folgen sind hier noch immer das Tagesgespräch, und die
Mailänder fangen an das Wahnsinnige dieses Unternehmens einzusehen;
sie verwünschen die Wühler und Aufhetzer, die das Unglück über die reiche
Stadt gebracht, und überhaupt fängt man hier in der Lombardei wieder
an sich der österreichischen Herrschaft mehr zuzuwenden. Aus Bergamo
sowie von hier gehen in diesen Tagen Deputationen nach Olmütz um dem
Kaiser ihre Unterwerfung und wieder erwachten bessern Gesinnungen auszu-
drücken. Zu diesen erfreulichen Aenderungen tragen die aus piemontesi-
schen Diensten hierher zurückgekehrten amnestirten Soldaten, meistens aus
guten Familien, das ihrige bei, denn sie entwerfen von dem sardinischen Heer
und dem Treiben und Wirken der radicalen Partei in Turin die abschreckend-
sten Schilderungen. Irrthümlicherweise wurde neulich aus Triest in Ihrem
Blatt angegeben, es habe Marquis Serra den Admiral Albini im Com-
mando der Flotte ersetzt. Albini ist bis heute noch Obercommandant
der Flotte. Nach langer Regenzeit haben wir hier endlich das schönste
Frühlingswetter, alles grünt und blüht, und der Corso ist wieder mit
zahllosen Spaziergängern bedeckt. Mailand gewinnt ein freundlicheres
Ansehen.


Die Assemblea hat decretirt: "Widerstand
gegen Oesterreich, es koste was es wolle; dem Präsidenten Manin wird
unbeschränkte Vollmacht übertragen.


Nach einer gestern eingetroffenen Privat-
nachricht scheinen die der Erstürmung vorangegangenen Vorfälle in Brescia
den blutdürstenden und fanatischen Charakter nicht in dem Maße zu tra-
gen wie anfangs das Gerücht behauptete. Ich schreibe Ihnen diese neue
Version ohne zu entscheiden welche Darstellung der wahren Sachlage
näher kömmt. Die neuern Berichte wissen nichts von den an Gefange-
nen, Kranken und Weibern verübten Grausamkeiten, Feldmarschalllieute-
nant Haynau habe vielmehr die Erstürmung der Stadt einer längeren
Einschließung schon deßhalb vorgezogen weil sich darin ein mit 1000 öster-
[Spaltenumbruch] reichischen Kriegern angefülltes Hospital besunden, die man durch eine
Belagerung gesährdet glaubte. Nachdem die österreichischen Truppen
durch einige Breschen eingedrungen, habe der furchtbare Barricadenkampf
in den Straßen begonnen, der nach der Aussage einiger Officiere die auch
bei der Erstürmung Wiens mitgefochten, dem in der Hauptstadt geleisteten
Widerstand nichts nachgegeben. Feldmarschalllieutenant Haynau ist be-
reits über Verona nach Padua zurückgekehrt.

Dänemark.

In der vorgestrigen Abendsitzung des
Reichstages zeigte der Minister des Innern im Namen des Ministeriums
an daß die geschenkte Verlängerung des Waffenstillstandes ohne Früchte
gewesen, und daß der Krieg folglich mit dem 3 April wieder anfangen
würde. Die Nachricht von dieser veränderten Sachlage ist, obgleich im
Reichstage mit großem Beifalle aufgenommem, nicht mit Zufriedenheit
gehört worden; man nimmt den Krieg als ein pis-aller an, weil man
auf keine andere Weise sein Recht durchsetzen kann. In dem Hafen liegen
schon elf Schiffe welche von der Corvette Flora aufgefangen sind; einige von
ihnen mußten mit scharfen Schüssen zu Vernunft gebracht werden, da sie
der ersten Aufforderung nicht Folge leisteten. Es sind vornehmlich Meck-
lenburger (Rostocker); dagegen befinden sich in der Bucht bei Hornbek
(unweit Helsingör) acht größere Schiffe, unter denen sechs preußische.
Daß die Begeisterung für den Kampf um Schleswig jetzt lange nicht die-
selbe ist als vor einem Jahre, ist natürlich; aber deßhalb muß man
nicht glauben, wie es in mehreren deutschen Zeitungen verbreitet wird,
daß es Dänemark und der dänischen Nation an Kraft oder Lust fehlt die
gerechte Sache bis an das Ende zu vertheidigen. Der nationale Fanatis-
mus welcher mit dem Casinoministerium seinen Gipfel erreichte, ist einer
ruhigen, vielleicht zu ruhigen Besonnenheit gewichen; die Hoffnung auf
fremde, englische, schwedische und in der letzen Zeit auf russische Hülfe
ist verschwunden, und man ist auf eigene Stärke und eigene Anstrengun-
gen hingewiesen. Aber daraus ist keine Muthlosigkeit entstanden; der
dänische Charakter ist wieder in sein altes Geleise gekommen. Die Anti-
pathie gegen Deutschland und Deutschthum, welche seit Napoleon ein
Hauptzug des dänischen Charakters gewesen ist, hat durch die Begeben-
heiten der beiden letzten Jahre reichliche Nahrung erhalten, und lange Zeit
würde selbst im Falle einer friedlichen Lösung der Streitfrage verstreichen
müssen bevor irgendeine Annäherung an Deutschland von Seiten des
Volkes möglich wäre. Dennoch läßt man den Deutschen hier weit mehr
Gerechtigkeit geschehen als die Deutschen den Dänen schenken. Wenn
die Fregatten Freia und Nymphen ausgerüstet sind, werden noch mehrere,
vorzüglich kleinere Schiffe getakelt werden. Gleichzeitig werden in
Schweden eine große Anzahl von Kriegsschiffen ausgerüstet, und wenn
der König Oscar keine active Hülfe leisten wird, weiß man doch daß er
keinen Angriff auf Jütland ruhig ansehen würde*). Das Heer wird
unter der Leitung des Generals Fabvier die in dasselbe gesetzten Hoffnun-
gen nicht täuschen und die Inseln sind durch die Flotte und das Wasser
hinlänglich gedeckt. So sieht man denn ruhiger Fassung den ersten Nach-
richten von den Herzogthümern entgegen. (Hamb. Corresp.)

Handels- und Börsennachrichten.

Die Nachricht vom Wiederausbruch des dänisch-deut-
schen Kriegs und die ungünstige Antwort des Königs von Preußen in der Kai-
serfrage wirken drückend auf den Geldmarkt. Die Consols standen um 1 Uhr
Nachmittags zu 92; Bank Stock 1911/2 ex div. Span. 3proc. 30 1/8 ; portug.
5proc. 74; 4proc. 28.


3proc. 56.5; neues Anleh. 88.25; 41/2proc. 78; 5proc.
88.50; Bankatien 2410; belg. 5proc. 921/2; Anleh v. 1842. 921/2; österr.
Loose v. 1834 310; dito herausgekommene 505; neap. 5proc. 73; span. 3proc.
31; piem. 860; St. Germain E.-B. 430; Vers. rechte 220; linke 182.50;
Paris-Orleans 860; Rouen 546.25; Straßburg 372.50; Nordbahn 455;
Rouen Havre 300; Mars.-Avignon 220; Straßd.-Basel 107.50; Orl-Vierzon
362.50; Bordeaur 407.50; Toure-Nantes 335; Mont.-Troyes 135; Grand'
Combe 625. Auf der Börse war das Gerücht verbreitet die deutsche National-
versammlung sey auseinander gegangen.


21/2proc. 49 5/8 ; 3proc. ; 4proc. ;
portug. 4proc. 29; Met. 5proc. 723/4; Ard. .


Bayer. 31/2proc. Obl. 79 P. 4proc. 88 G Bank-
actien I. Sem. 62 G. Promessen 43 P. Oesterr. 5proc. Met. 751/2 G Bank-
actien I. Sem. 1010 P. Württemb. 31/2proc. 781/2 G. 41/2proc. 94 G.



Verantwortliche Redaction:
Dr. Gustav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart.
*) Aus Stockholm wird berichtet daß außerordentlich viele Officiere des
schwedischen Heeres, auch viele schwedische Studenten sich unter die däni-
schen Fahnen gereiht haben, um den Kampf gegen die Deutschen mitzu-
machen.

[Spaltenumbruch] keiten wieder angehen. Der Generalintendant, welchen man in dem Gou-
vernementspalaſte verhaften wollte, iſt durch die Flucht entkommen, und
zwar, wie man vermuthet, vermittelſt einer gemauerten Galerie, welche,
auf einem Schwebebogen über die Strada Domenico fortlaufend, den Pa-
laſt mit der ehemaligen Jeſuitenkirche in Verbindung ſetzt. Das Volk hat
jetzt jene Galerie niedergeriſſen, wodurch eine große Oeffnung in dem Pa-
laſt und in der Kirchenfaçade entſtanden iſt. Viele von den hieſigen
Truppen, meiſt wohl Genueſen von Geburt, haben ſich der Volkspartei
angeſchloſſen.


Bis jetzt haben die Feindſelig-
keiten noch nicht wieder begonnen. Die Municipalität ſteht in Verhand-
lungen mit dem Diviſionsgeneral welcher, wie man vermuthet, ſich mit
denjenigen Soldaten aus der Stadt zurückziehen wird, welche nicht mit
dem Volke gemeinſchaftliche Sache machen wollen. Die Zahl der Todten
und Verwundeten iſt nicht erheblich; ſie wird auf etwa 20 Todte und
30 Verwundete auf der Seite des Volkes angegeben. Während der Nacht
hat das Volk 8 bis 9 Kanonen auf einer Anhöhe dem Hauptquartiere und
Fort San Giorgio gegenüber aufgepflanzt, von wo aus ſie die Batterie
auf der Plattform des Forts übermeiſtern kann. Die Carabinieri
find nach wie vor im königlichen Palaſte verſchanzt, haben aber ſeit geſtern
Abend das Feuern auf das Volk eingeſtellt. Die Barricaden werden
fortwährend überall verſtärkt und vom bewaffneten Volke bewacht. Die
Communication im Innern der Stadt iſt nicht unterbrochen, doch be-
deutend beſchwerlich. Gemeine Exceſſe kommen nirgends vor.


* Aus Genua erhalten wir durch Turiner Blätter vom 7 April fol-
gende Nachrichten: General Lamarmora hatte am Morgen des 5 die Stadt an
3 Punkten angegriffen, und es wurde von Haus zu Haus gekämpft. Drei
Forts ſtelen in die Hände der Truppen. Gegen Mittag Waffenruhe und
Unterhandlungen. General Lamarmora verlangt Herausgabe aller Forts,
der Waffen, der Geiſeln und Ausweiſung der Inſurgenten binnen 24 Stun-
den. Noch ehe die 3 ſtündige Waffenruhe abgelaufen, griffen aber letztere
von neuem an, und beim Abgehen der Couriere (die Stunde iſt nicht ange-
geben) hatte der Straßenkampf abermals begonnen. Die Truppen nahmen
noch die ſtarke Poſition von S. Rocco, die einen Theil der Stadt beherrſcht.
So Gioberti’s Saggiatore.


Der Handelsminiſter Hr. v. Bruck iſt, wie
erwähnt, geſtern hier eingetroffen. Heute erwartet man von piemonteſiſcher
Seite den Marquis Revell, frühern Geſandten in London, durch das vorige
Miniſterium in Turin abberufen und jetzt von dem König Victor Emanuel
beſtimmt hier in Mailand an den Friedensunterhandlungen theilzunehmen.
Man glaubt nicht daß dieſelben lang dauern, ſondern daß ſie baldigſt zu
einem erwünſchten Reſultat geführt werden. Auf dringendes Bitten des
Königs Victor iſt die Beſetzung Aleſſandria’s bis jetzt unterblieben, und
die Erhaltung oder Nichterfüllung dieſes Punktes des Waffenſtillſtandes
der Gnade Sr. kaiſ. Maj. anheimgeſtellt worden. Der Brescianer Auf-
ſtand und ſeine Folgen ſind hier noch immer das Tagesgeſpräch, und die
Mailänder fangen an das Wahnſinnige dieſes Unternehmens einzuſehen;
ſie verwünſchen die Wühler und Aufhetzer, die das Unglück über die reiche
Stadt gebracht, und überhaupt fängt man hier in der Lombardei wieder
an ſich der öſterreichiſchen Herrſchaft mehr zuzuwenden. Aus Bergamo
ſowie von hier gehen in dieſen Tagen Deputationen nach Olmütz um dem
Kaiſer ihre Unterwerfung und wieder erwachten beſſern Geſinnungen auszu-
drücken. Zu dieſen erfreulichen Aenderungen tragen die aus piemonteſi-
ſchen Dienſten hierher zurückgekehrten amneſtirten Soldaten, meiſtens aus
guten Familien, das ihrige bei, denn ſie entwerfen von dem ſardiniſchen Heer
und dem Treiben und Wirken der radicalen Partei in Turin die abſchreckend-
ſten Schilderungen. Irrthümlicherweiſe wurde neulich aus Trieſt in Ihrem
Blatt angegeben, es habe Marquis Serra den Admiral Albini im Com-
mando der Flotte erſetzt. Albini iſt bis heute noch Obercommandant
der Flotte. Nach langer Regenzeit haben wir hier endlich das ſchönſte
Frühlingswetter, alles grünt und blüht, und der Corſo iſt wieder mit
zahlloſen Spaziergängern bedeckt. Mailand gewinnt ein freundlicheres
Anſehen.


Die Aſſemblea hat decretirt: „Widerſtand
gegen Oeſterreich, es koſte was es wolle; dem Präſidenten Manin wird
unbeſchränkte Vollmacht übertragen.


Nach einer geſtern eingetroffenen Privat-
nachricht ſcheinen die der Erſtürmung vorangegangenen Vorfälle in Brescia
den blutdürſtenden und fanatiſchen Charakter nicht in dem Maße zu tra-
gen wie anfangs das Gerücht behauptete. Ich ſchreibe Ihnen dieſe neue
Verſion ohne zu entſcheiden welche Darſtellung der wahren Sachlage
näher kömmt. Die neuern Berichte wiſſen nichts von den an Gefange-
nen, Kranken und Weibern verübten Grauſamkeiten, Feldmarſchalllieute-
nant Haynau habe vielmehr die Erſtürmung der Stadt einer längeren
Einſchließung ſchon deßhalb vorgezogen weil ſich darin ein mit 1000 öſter-
[Spaltenumbruch] reichiſchen Kriegern angefülltes Hoſpital beſunden, die man durch eine
Belagerung geſährdet glaubte. Nachdem die öſterreichiſchen Truppen
durch einige Breſchen eingedrungen, habe der furchtbare Barricadenkampf
in den Straßen begonnen, der nach der Ausſage einiger Officiere die auch
bei der Erſtürmung Wiens mitgefochten, dem in der Hauptſtadt geleiſteten
Widerſtand nichts nachgegeben. Feldmarſchalllieutenant Haynau iſt be-
reits über Verona nach Padua zurückgekehrt.

Dänemark.

In der vorgeſtrigen Abendſitzung des
Reichstages zeigte der Miniſter des Innern im Namen des Miniſteriums
an daß die geſchenkte Verlängerung des Waffenſtillſtandes ohne Früchte
geweſen, und daß der Krieg folglich mit dem 3 April wieder anfangen
würde. Die Nachricht von dieſer veränderten Sachlage iſt, obgleich im
Reichstage mit großem Beifalle aufgenommem, nicht mit Zufriedenheit
gehört worden; man nimmt den Krieg als ein pis-aller an, weil man
auf keine andere Weiſe ſein Recht durchſetzen kann. In dem Hafen liegen
ſchon elf Schiffe welche von der Corvette Flora aufgefangen ſind; einige von
ihnen mußten mit ſcharfen Schüſſen zu Vernunft gebracht werden, da ſie
der erſten Aufforderung nicht Folge leiſteten. Es ſind vornehmlich Meck-
lenburger (Roſtocker); dagegen befinden ſich in der Bucht bei Hornbek
(unweit Helſingör) acht größere Schiffe, unter denen ſechs preußiſche.
Daß die Begeiſterung für den Kampf um Schleswig jetzt lange nicht die-
ſelbe iſt als vor einem Jahre, iſt natürlich; aber deßhalb muß man
nicht glauben, wie es in mehreren deutſchen Zeitungen verbreitet wird,
daß es Dänemark und der däniſchen Nation an Kraft oder Luſt fehlt die
gerechte Sache bis an das Ende zu vertheidigen. Der nationale Fanatis-
mus welcher mit dem Caſinominiſterium ſeinen Gipfel erreichte, iſt einer
ruhigen, vielleicht zu ruhigen Beſonnenheit gewichen; die Hoffnung auf
fremde, engliſche, ſchwediſche und in der letzen Zeit auf ruſſiſche Hülfe
iſt verſchwunden, und man iſt auf eigene Stärke und eigene Anſtrengun-
gen hingewieſen. Aber daraus iſt keine Muthloſigkeit entſtanden; der
däniſche Charakter iſt wieder in ſein altes Geleiſe gekommen. Die Anti-
pathie gegen Deutſchland und Deutſchthum, welche ſeit Napoleon ein
Hauptzug des däniſchen Charakters geweſen iſt, hat durch die Begeben-
heiten der beiden letzten Jahre reichliche Nahrung erhalten, und lange Zeit
würde ſelbſt im Falle einer friedlichen Löſung der Streitfrage verſtreichen
müſſen bevor irgendeine Annäherung an Deutſchland von Seiten des
Volkes möglich wäre. Dennoch läßt man den Deutſchen hier weit mehr
Gerechtigkeit geſchehen als die Deutſchen den Dänen ſchenken. Wenn
die Fregatten Freia und Nymphen ausgerüſtet ſind, werden noch mehrere,
vorzüglich kleinere Schiffe getakelt werden. Gleichzeitig werden in
Schweden eine große Anzahl von Kriegsſchiffen ausgerüſtet, und wenn
der König Oscar keine active Hülfe leiſten wird, weiß man doch daß er
keinen Angriff auf Jütland ruhig anſehen würde*). Das Heer wird
unter der Leitung des Generals Fabvier die in dasſelbe geſetzten Hoffnun-
gen nicht täuſchen und die Inſeln ſind durch die Flotte und das Waſſer
hinlänglich gedeckt. So ſieht man denn ruhiger Faſſung den erſten Nach-
richten von den Herzogthümern entgegen. (Hamb. Correſp.)

Handels- und Börſennachrichten.

Die Nachricht vom Wiederausbruch des däniſch-deut-
ſchen Kriegs und die ungünſtige Antwort des Königs von Preußen in der Kai-
ſerfrage wirken drückend auf den Geldmarkt. Die Conſols ſtanden um 1 Uhr
Nachmittags zu 92; Bank Stock 191½ ex div. Span. 3proc. 30⅛; portug.
5proc. 74; 4proc. 28.


3proc. 56.5; neues Anleh. 88.25; 4½proc. 78; 5proc.
88.50; Bankatien 2410; belg. 5proc. 92½; Anleh v. 1842. 92½; öſterr.
Looſe v. 1834 310; dito herausgekommene 505; neap. 5proc. 73; ſpan. 3proc.
31; piem. 860; St. Germain E.-B. 430; Verſ. rechte 220; linke 182.50;
Paris-Orleans 860; Rouen 546.25; Straßburg 372.50; Nordbahn 455;
Rouen Havre 300; Marſ.-Avignon 220; Straßd.-Baſel 107.50; Orl-Vierzon
362.50; Bordeaur 407.50; Toure-Nantes 335; Mont.-Troyes 135; Grand’
Combe 625. Auf der Börſe war das Gerücht verbreitet die deutſche National-
verſammlung ſey auseinander gegangen.


2½proc. 49⅝; 3proc. ; 4proc. ;
portug. 4proc. 29; Met. 5proc. 72¾; Ard. .


Bayer. 3½proc. Obl. 79 P. 4proc. 88 G Bank-
actien I. Sem. 62 G. Promeſſen 43 P. Oeſterr. 5proc. Met. 75½ G Bank-
actien I. Sem. 1010 P. Württemb. 3½proc. 78½ G. 4½proc. 94 G.



Verantwortliche Redaction:
Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart.
*) Aus Stockholm wird berichtet daß außerordentlich viele Officiere des
ſchwediſchen Heeres, auch viele ſchwediſche Studenten ſich unter die däni-
ſchen Fahnen gereiht haben, um den Kampf gegen die Deutſchen mitzu-
machen.
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[1548/0008] keiten wieder angehen. Der Generalintendant, welchen man in dem Gou- vernementspalaſte verhaften wollte, iſt durch die Flucht entkommen, und zwar, wie man vermuthet, vermittelſt einer gemauerten Galerie, welche, auf einem Schwebebogen über die Strada Domenico fortlaufend, den Pa- laſt mit der ehemaligen Jeſuitenkirche in Verbindung ſetzt. Das Volk hat jetzt jene Galerie niedergeriſſen, wodurch eine große Oeffnung in dem Pa- laſt und in der Kirchenfaçade entſtanden iſt. Viele von den hieſigen Truppen, meiſt wohl Genueſen von Geburt, haben ſich der Volkspartei angeſchloſſen. ᔕ Genua, 2 April, Mittags. Bis jetzt haben die Feindſelig- keiten noch nicht wieder begonnen. Die Municipalität ſteht in Verhand- lungen mit dem Diviſionsgeneral welcher, wie man vermuthet, ſich mit denjenigen Soldaten aus der Stadt zurückziehen wird, welche nicht mit dem Volke gemeinſchaftliche Sache machen wollen. Die Zahl der Todten und Verwundeten iſt nicht erheblich; ſie wird auf etwa 20 Todte und 30 Verwundete auf der Seite des Volkes angegeben. Während der Nacht hat das Volk 8 bis 9 Kanonen auf einer Anhöhe dem Hauptquartiere und Fort San Giorgio gegenüber aufgepflanzt, von wo aus ſie die Batterie auf der Plattform des Forts übermeiſtern kann. Die Carabinieri find nach wie vor im königlichen Palaſte verſchanzt, haben aber ſeit geſtern Abend das Feuern auf das Volk eingeſtellt. Die Barricaden werden fortwährend überall verſtärkt und vom bewaffneten Volke bewacht. Die Communication im Innern der Stadt iſt nicht unterbrochen, doch be- deutend beſchwerlich. Gemeine Exceſſe kommen nirgends vor. * Aus Genua erhalten wir durch Turiner Blätter vom 7 April fol- gende Nachrichten: General Lamarmora hatte am Morgen des 5 die Stadt an 3 Punkten angegriffen, und es wurde von Haus zu Haus gekämpft. Drei Forts ſtelen in die Hände der Truppen. Gegen Mittag Waffenruhe und Unterhandlungen. General Lamarmora verlangt Herausgabe aller Forts, der Waffen, der Geiſeln und Ausweiſung der Inſurgenten binnen 24 Stun- den. Noch ehe die 3 ſtündige Waffenruhe abgelaufen, griffen aber letztere von neuem an, und beim Abgehen der Couriere (die Stunde iſt nicht ange- geben) hatte der Straßenkampf abermals begonnen. Die Truppen nahmen noch die ſtarke Poſition von S. Rocco, die einen Theil der Stadt beherrſcht. So Gioberti’s Saggiatore. h Mailand, 7 April. Der Handelsminiſter Hr. v. Bruck iſt, wie erwähnt, geſtern hier eingetroffen. Heute erwartet man von piemonteſiſcher Seite den Marquis Revell, frühern Geſandten in London, durch das vorige Miniſterium in Turin abberufen und jetzt von dem König Victor Emanuel beſtimmt hier in Mailand an den Friedensunterhandlungen theilzunehmen. Man glaubt nicht daß dieſelben lang dauern, ſondern daß ſie baldigſt zu einem erwünſchten Reſultat geführt werden. Auf dringendes Bitten des Königs Victor iſt die Beſetzung Aleſſandria’s bis jetzt unterblieben, und die Erhaltung oder Nichterfüllung dieſes Punktes des Waffenſtillſtandes der Gnade Sr. kaiſ. Maj. anheimgeſtellt worden. Der Brescianer Auf- ſtand und ſeine Folgen ſind hier noch immer das Tagesgeſpräch, und die Mailänder fangen an das Wahnſinnige dieſes Unternehmens einzuſehen; ſie verwünſchen die Wühler und Aufhetzer, die das Unglück über die reiche Stadt gebracht, und überhaupt fängt man hier in der Lombardei wieder an ſich der öſterreichiſchen Herrſchaft mehr zuzuwenden. Aus Bergamo ſowie von hier gehen in dieſen Tagen Deputationen nach Olmütz um dem Kaiſer ihre Unterwerfung und wieder erwachten beſſern Geſinnungen auszu- drücken. Zu dieſen erfreulichen Aenderungen tragen die aus piemonteſi- ſchen Dienſten hierher zurückgekehrten amneſtirten Soldaten, meiſtens aus guten Familien, das ihrige bei, denn ſie entwerfen von dem ſardiniſchen Heer und dem Treiben und Wirken der radicalen Partei in Turin die abſchreckend- ſten Schilderungen. Irrthümlicherweiſe wurde neulich aus Trieſt in Ihrem Blatt angegeben, es habe Marquis Serra den Admiral Albini im Com- mando der Flotte erſetzt. Albini iſt bis heute noch Obercommandant der Flotte. Nach langer Regenzeit haben wir hier endlich das ſchönſte Frühlingswetter, alles grünt und blüht, und der Corſo iſt wieder mit zahlloſen Spaziergängern bedeckt. Mailand gewinnt ein freundlicheres Anſehen. ⁑ Venedig, 2 April. Die Aſſemblea hat decretirt: „Widerſtand gegen Oeſterreich, es koſte was es wolle; dem Präſidenten Manin wird unbeſchränkte Vollmacht übertragen. * Botzen, 5 April. Nach einer geſtern eingetroffenen Privat- nachricht ſcheinen die der Erſtürmung vorangegangenen Vorfälle in Brescia den blutdürſtenden und fanatiſchen Charakter nicht in dem Maße zu tra- gen wie anfangs das Gerücht behauptete. Ich ſchreibe Ihnen dieſe neue Verſion ohne zu entſcheiden welche Darſtellung der wahren Sachlage näher kömmt. Die neuern Berichte wiſſen nichts von den an Gefange- nen, Kranken und Weibern verübten Grauſamkeiten, Feldmarſchalllieute- nant Haynau habe vielmehr die Erſtürmung der Stadt einer längeren Einſchließung ſchon deßhalb vorgezogen weil ſich darin ein mit 1000 öſter- reichiſchen Kriegern angefülltes Hoſpital beſunden, die man durch eine Belagerung geſährdet glaubte. Nachdem die öſterreichiſchen Truppen durch einige Breſchen eingedrungen, habe der furchtbare Barricadenkampf in den Straßen begonnen, der nach der Ausſage einiger Officiere die auch bei der Erſtürmung Wiens mitgefochten, dem in der Hauptſtadt geleiſteten Widerſtand nichts nachgegeben. 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Die Anti- pathie gegen Deutſchland und Deutſchthum, welche ſeit Napoleon ein Hauptzug des däniſchen Charakters geweſen iſt, hat durch die Begeben- heiten der beiden letzten Jahre reichliche Nahrung erhalten, und lange Zeit würde ſelbſt im Falle einer friedlichen Löſung der Streitfrage verſtreichen müſſen bevor irgendeine Annäherung an Deutſchland von Seiten des Volkes möglich wäre. Dennoch läßt man den Deutſchen hier weit mehr Gerechtigkeit geſchehen als die Deutſchen den Dänen ſchenken. Wenn die Fregatten Freia und Nymphen ausgerüſtet ſind, werden noch mehrere, vorzüglich kleinere Schiffe getakelt werden. Gleichzeitig werden in Schweden eine große Anzahl von Kriegsſchiffen ausgerüſtet, und wenn der König Oscar keine active Hülfe leiſten wird, weiß man doch daß er keinen Angriff auf Jütland ruhig anſehen würde *). Das Heer wird unter der Leitung des Generals Fabvier die in dasſelbe geſetzten Hoffnun- gen nicht täuſchen und die Inſeln ſind durch die Flotte und das Waſſer hinlänglich gedeckt. So ſieht man denn ruhiger Faſſung den erſten Nach- richten von den Herzogthümern entgegen. (Hamb. Correſp.) Handels- und Börſennachrichten. London, 7 April. Die Nachricht vom Wiederausbruch des däniſch-deut- ſchen Kriegs und die ungünſtige Antwort des Königs von Preußen in der Kai- ſerfrage wirken drückend auf den Geldmarkt. Die Conſols ſtanden um 1 Uhr Nachmittags zu 92; Bank Stock 191½ ex div. Span. 3proc. 30⅛; portug. 5proc. 74; 4proc. 28. Paris, 7 April. 3proc. 56.5; neues Anleh. 88.25; 4½proc. 78; 5proc. 88.50; Bankatien 2410; belg. 5proc. 92½; Anleh v. 1842. 92½; öſterr. Looſe v. 1834 310; dito herausgekommene 505; neap. 5proc. 73; ſpan. 3proc. 31; piem. 860; St. Germain E.-B. 430; Verſ. rechte 220; linke 182.50; Paris-Orleans 860; Rouen 546.25; Straßburg 372.50; Nordbahn 455; Rouen Havre 300; Marſ.-Avignon 220; Straßd.-Baſel 107.50; Orl-Vierzon 362.50; Bordeaur 407.50; Toure-Nantes 335; Mont.-Troyes 135; Grand’ Combe 625. Auf der Börſe war das Gerücht verbreitet die deutſche National- verſammlung ſey auseinander gegangen. Amſterdam, 7 April. 2½proc. 49⅝; 3proc. [FORMEL]; 4proc. [FORMEL]; portug. 4proc. 29; Met. 5proc. 72¾; Ard. [FORMEL]. Augsburg, 10 April. Bayer. 3½proc. Obl. 79 P. 4proc. 88 G Bank- actien I. Sem. 62 G. Promeſſen 43 P. Oeſterr. 5proc. Met. 75½ G Bank- actien I. Sem. 1010 P. Württemb. 3½proc. 78½ G. 4½proc. 94 G. Verantwortliche Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart. *) Aus Stockholm wird berichtet daß außerordentlich viele Officiere des ſchwediſchen Heeres, auch viele ſchwediſche Studenten ſich unter die däni- ſchen Fahnen gereiht haben, um den Kampf gegen die Deutſchen mitzu- machen.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 101, 11. April 1849, S. 1548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine101_1849/8>, abgerufen am 21.11.2024.