Allgemeine Zeitung, Nr. 105, 15. April 1849.[Spaltenumbruch]
Schleswig-Holsteiner bis an die Defileen von Hadersleben zurück. Hier . Hamburg, 10 April. Aus Hadersleben wird unterm gestrigen Oesterreich. || Wien, 10 April. Die größte Thätigkeit unter [Spaltenumbruch]
Schleswig-Holſteiner bis an die Defileen von Hadersleben zurück. Hier . Hamburg, 10 April. Aus Hadersleben wird unterm geſtrigen Oeſterreich. ǁ Wien, 10 April. Die größte Thätigkeit unter <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0004" n="1608"/><cb/> Schleswig-Holſteiner bis an die Defileen von Hadersleben zurück. Hier<lb/> wurde in den Straßen gefochten, doch hatten unſre Jäger Befehl ſich zu-<lb/> rückzuziehen, dem ſie ungern Folge leiſteten; noch auf dem Haderslebner<lb/> Marktplatze hielten ſie Kartätſchen-Salven aus. Ein Jägerbataillon hielt<lb/> fünf däniſche Bataillons über vier Stunden ab. Die Dänen beſetzten noch<lb/> am 3 gegen Abend Hadersleben, Torningmühle und Skyrſtrup, und ſind<lb/> auch am 4 nicht weiter vorgegangen. Die ſchleswig-holſteiniſche Vorhut<lb/> ſtand am 4 in Apenrade und weſtlich, mit einem Jägercorps und drei an-<lb/> dern Bataillonen; ein anderer Theil mit dem Hauptquartier der Avant-<lb/> garde, welcher erſtere Abtheilung folgte, ward nach Feldſtadt im Sun-<lb/> dewittſchen beordert um die von Alſen hervorgedrungenen Dänen in<lb/> Flanke und Rücken anzugreifen. Es war nämlich am 3 eine Colonne von<lb/> zwölf Bataillonen über die Brücke von Alſen debouchirt, vor welcher die<lb/> gegenüberſtehenden vier ſchleswig - holſteiner Bataillone ſich langſam zu-<lb/> rückzuziehen befehligt waren. In dieſer mit vieler Kaltblütigkeit und<lb/> Ordnung ausgeführten Bewegung haben die fechtenden Schleswig - Hol-<lb/> ſteiner, namentlich die ins Feuer gekommenen Compagnien unter dem Ma-<lb/> jor Stückrath und Hauptmann Sandrath (der ſich ſchon den 23 April v. J.<lb/> bei Schleswig auszeichnete) beſondre Bravour gezeigt. Man hoffte daß<lb/> die Dänen am 5 weiter vorgehen würden als Gravenſtein, und hatte<lb/> unterdeſſen 20 Bataillone deutſcher Hülfstruppen herangezogen. Allein<lb/> der Feind ging wieder bis vor Alſen zurück. Die nördliche Avantgarde<lb/> des ſchleswig - holſteiniſchen Armeecorps erhielt daher Befehl wieder bis<lb/> Apenrade vorzugehen und ſtand am 6 bereits nördlich bei Hoptrup. In-<lb/> deſſen machte der Feind von Alſen aus abermals am 6 eine Bewegung<lb/> gegen Gravenſtein mit bedeutender Macht. Der hannöveriſche General<lb/> Wyneken machte eine Recognoscirung von Gravenſtein aus mit Hanno-<lb/> veranern, Württembergern und Badenern und einer Batterie, ſtieß bei<lb/> dem Dorfe Ulderup, nördlich von Gravenſtein, auf den Feind, der ſich im<lb/> Dorfe hartnäckig hielt, jedoch vor der hannöveriſchen Batterie, die mit<lb/> Shrapnells ein verheerendes Feuer eröffnet hatte, zurückwich. Es wur-<lb/> den 80 Verwundete der deutſchen Truppen nach Flensburg gebracht, mei-<lb/> ſtens Badener und Hannoveraner, worunter 10 Officiere, auch ſoll ein<lb/> hannöveriſcher Hauptmann gefallen ſeyn, und gegen 40 Mann. Der<lb/> Verluſt des Feindes ſoll beträchtlich ſeyn. Es ſind 20 däniſche Gefangene<lb/> eingebracht, darunter 2 Officiere. Zwiſchen Gravenſtein und Rinkenis<lb/> wurde ein Angriff auf däniſche Kanonenbote vorbereitet. Die ſchleswig-<lb/> holſteiniſche Avantgarde nördlich von Apenrade hatte Befehl auf Hadersleben<lb/> vorzugehen und ſollte am 8 dort eintreffen (indem ſich der Feind eilig ge-<lb/> gen Norden zurückgezogen), hat indeſſen plötzlich Gegenbefehl erhalten,<lb/> da man benachrichtigt war daß die Dänen ſich eiligſt einſchifften und nach<lb/> Alſen ſteuerten. Man vermuthet daß ſie von dorther einen abermaligen<lb/> Ausfall mit verſtärkter Macht unternehmen werden. Es ſteht ihnen aber<lb/> ein bedeutendes Corps entgegen. Das Hauptquartier des Generals Vonin<lb/> war am 8 in Apenrade, das des Generals Prittwitz zu Seegard, 3 Mei-<lb/> len nördlich von Flensburg. Von dort ſind wieder hannöveriſche Infan-<lb/> teriebataillone mit Geſchütz, ſächſiſche Schützen und Batterien, heſſiſche<lb/> Jäger und Geſchütz nach Norden marſchirt. Am 6 waren in Flensburg<lb/> fünf Bataillone Preußen und eine zwölfpfündige Batterie, und am 7 ein<lb/> Bataillon Düſſeldorfer Jäger und ein Bataillon preußiſche Landwehr nebſt<lb/> einer Abtheilung bayeriſcher Infanterie vom Süden eingerückt. Geſtern<lb/> marſchirten von Schleswig gegen Norden zwei Bataillone Preußen und<lb/> eine reitende ſchleswig-holſteiniſche Batterie, die ſich durch Schönheit und<lb/> treffliche Anſpannung auszeichnet, heute das ausgezeichnete kurheſſiſche<lb/> Huſarenregiment 600 Mann (die erſte Cavallerie auf der Eiſenbahn be-<lb/> fördert), in welchem eine Schwadron der Leibgarde durch Schönheit der<lb/> Mannſchaft und Pferde beſonders aller Augen auf ſich zog. Nicht weni-<lb/> ger aber erfreute heute der Einzug von bayeriſcher Infanterie, zwei Ba-<lb/> taillone in neuen Uniformen. Die bayeriſchen Helme gefallen noch mehr<lb/> als die Pickelhauben. Es ſtehen hier jetzt auch zwei preußiſche Regimen-<lb/> ter Infanterie. Die genauern Berichte über das in der Kriegsgeſchichte<lb/> einzig daſtehende Seegefecht bei Eckernförde ergeben daß die Beſatzung<lb/> der beiden beſiegten Kriegsſchiffe 1300 Mann betragen, von welchen über<lb/> 900 Mann ans Land gebracht (an gefangenen Officieren und Beamten<lb/> über 40), darunter viele Verwundete. Die Fregatte Geſion, die neueſte<lb/> und beſte in der däniſchen Marine, hat 56 Kanonen am Bord und iſt an<lb/> der Schiffbrücke in Sicherheit, ſo daß ein Verſuch däniſcherſeits ſie zu<lb/> vernichten keinen Erfolg haben kann; ſie wird nach wenigen Wochen in<lb/> brauchbaren Stand gebracht ſeyn. Der Verluſt derſelben an Todten und<lb/> Verwundeten wird auf etwa 200 Mann angegeben. Die Flaggen der bei-<lb/> den Schiffe mit dem ſtolzen Danebrog ſind von der Statthalterſchaft<lb/> nach Frankfurt und Berlin geſandt. Das Herzogthum Schleswig, in<lb/> welchem durch ſchleswig-holſteiniſche Kanoniere das erſte feindliche Schiff<lb/> erobert iſt, der erſte Stamm für die deutſche Flotte, dürfte fortan einen<lb/> verſtärkten Anſpruch haben einen Theil des deutſchen Reichs zu bilden.<lb/><cb/> <hi rendition="#g">Die</hi> Hafenbatterien find verſtärkt, auch bewegliche Batterien herangerückt<lb/> und der Feind dürfte einen ſchweren Stand haben, ſollte er ſichs einfallen<lb/> laſſen die empfindliche Niederlage zu rächen. Der Commandant des<lb/> Linienſchiffes Chriſtian <hi rendition="#aq">VIII,</hi> Capitän Paludan, hat verſichert an dem<lb/> unglücklichen Ereigniß keine Schuld zu haben, da er nur auf höchſten Be-<lb/> fehl, dieſe Batterien <hi rendition="#g">um</hi> jeden Preis zu zerſtören, gehandelt habe. Der<lb/> glänzende Sieg der ſchleswig-holſteiniſchen Artillerie hat im Heere großen<lb/> Enthuſtasmus erregt. Geſtern haben ſich gegen Abend wieder acht<lb/> Kriegsſchiffe vor dem Eckernförder Hafen gezeigt, und in der Nacht ward<lb/> ein, jedoch nicht lange anhaltendes Schießen vernommen. Die gefange-<lb/> nen däniſchen Seeofficiere haben verſichert daß ſie ein ſo anhaltendes und<lb/> wohlgerichtetes Feuer, wie das von unſern Batterien, früher nicht für<lb/> möglich gehalten, der eine in der Südbatterie befehligende Unterofficier<lb/> iſt zum Lieutenat ernannt; der Hauptmann Jungmann zum Major. Der<lb/> andere heldenmüthige Unterofficier Preuß iſt bald nach dem Sieg ein<lb/> Opfer ſeiner Menſchenliebe geworden, indem er zu ſpät wiederholt nach<lb/> dem Schiffe gerudert um Verwundete und Mannſchaft zu retten, bis er<lb/> auf der letzten Fahrt mit dem Linienſchiff in die Luft geflogen. Man ſoll<lb/> ſeinen Leichnam gefunden haben. Auf der Erde hätte ihm kern Lor-<lb/> beer gewunden werden können, der Krone gleich, die ihm die Engel<lb/> reichen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>. <hi rendition="#b">Hamburg,</hi> 10 April.</dateline><lb/> <p>Aus Hadersleben wird unterm geſtrigen<lb/> Datum mit dem Morgenzuge berichtet daß bei Eveſtedt am Tage zuvor<lb/> ein reſultatloſes Gefecht vorgefallen und daß Obriſt v. Zaſtrow dort an-<lb/> gekommen ſey und General v. Bonin erwartet werde. Im Sundewitt’-<lb/> ſchen fiel, wie aus Flensburg geſchrieben wird, vorgeſtern nichts vor. Die<lb/> Dänen haben ſich nach der Düppeler Schanze zurückgezogen. Bei ihrem<lb/> kurzen Aufenthalte in Apenrade betrugen ſie ſich dießmal beſſer als früher.<lb/> An der Börſe ging heute das Gerücht unſere Dampfſchiffe haben vor Bre-<lb/> merhafen einen däniſchen Lugger von 12 Kanonen genommen; ich konnte<lb/> indeß keine authentiſche Quelle dafür auffinden. Geſtern Abend kam eine<lb/> Batterie preußiſcher Fußartillerie von Berlin hier auf der Eiſenbahn und<lb/> wurde dieſen Morgen nach Rendsburg befördert. Ebenſo 600 bayeriſche<lb/> Chevaulegers (Obriſt v. Hailbronner) die geſtern von Harburg in Altona<lb/> eintrafen. Ein großer Theil der gefangenen Beſatzung der Geſion beſteht<lb/> aus Schleswigern die zum Dienſt gezwungen wurden. Der Capitän<lb/> Meyer iſt bekanntlich ein Glückſtädter. Er befehligte während mehrerer<lb/> Jahre das Wachtſchiff Elben vor Altona und leiſtete beim hieſigen großen<lb/> Brand mit ſeiner Mannſchaft thätige Hülfe beim Löſchen.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Oeſterreich</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>ǁ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 10 <hi rendition="#g">April</hi>.</dateline><lb/> <p>Die größte Thätigkeit unter<lb/> allen Miniſterien hat bisher das Büreau des Herrn v. Bruck gezeigt. Meh-<lb/> rere Commiſſionen für die deutſche Zollfrage, die Gewerbsreform, das<lb/> Eiſenbahn- und Telegraphenweſen arbeiten unausgeſetzt. Sie wiſſen<lb/> welchen Werth unſere Regierung darauf legt, beſonders die materiellen<lb/> Fragen vor allen zu erledigen. Leider gebricht es aber in der national-<lb/> ökonomiſchen Branche mehr als in allen übrigen an tüchtigen Fachleuten.<lb/> Mit Ausnahme der Prof. Kuller, Springer, des Staatsraths Frenzel<lb/> und des Miniſterialraths <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Becher beſitzen wir nur ſehr wenige wiſſen-<lb/> ſchaftliche Autoritäten im ſtatiſtiſchen und handelspolitiſchen Fache. Zu<lb/> den eifrigſten und bereits unter dem <hi rendition="#aq">ancien régime</hi> verdienſtreichen Pa-<lb/> trioten Oeſterreichs müſſen wir <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Becher zählen, deſſen Name durch<lb/> ſeine ſtatiſtiſchen Arbeiten weit über die öſterreichiſchen Gränzen hinaus<lb/> einen guten Klang hat. Unter Baron Doblhoff wurde <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Becher Gene-<lb/> ralſecretär im Handelsminiſterium und gewann ſich bald in ſeiner amt-<lb/> lichen Stellung das Vertrauen der Wiener Handels- und Gewerbswelt.<lb/> Er leitete ſogleich die Reformen ein, welche er beſonders in unmittelbarer<lb/> praktiſcher Berathung mit den betreffenden Zünften und Gewerken für<lb/> die ganzen Gewerbs- und Arbeitsverhältniſſe durchzuführen trachtet. Im<lb/> Auftrag des jetzigen Cabinets bereist nun Miniſterialrath <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Becher<lb/> Deutſchland, Belgien, Frankreich und England, um allſeitig öffentliche<lb/> Bauten, Eiſenbahn- und Telegraphenweſen zu vergleichen und darüber an<lb/> ſein Miniſterium zu berichten und die induſtriellen und mercantiliſchen Be-<lb/> ziehungen Oeſterreichs zum Auslande durch den Augenſchein wahrzuneh-<lb/> men. Wie gewiſſenhaft und umſichtig Miniſterialrath Becher den Zweck<lb/> ſeiner Reiſe verfolgt, davon geben ſeine Berichte und umfangreichen und<lb/> ſchätzenswerthen Einſendungen an das hieſige Handelsbüreau Zeugniß.<lb/> In Breslau, Leipzig und Dresden wurde ſeine Aufmerkſamkeit meiſt von<lb/> Confer enzen mit dortigen Regierungsbeamten und Handelsleuten über<lb/> die Zolleinigung zwiſchen Oeſterreich, Preußen und Sachſen in Anſpruch<lb/> genommen. Die Herabſetzung der Elbezölle, von den Magdeburger Kauf-<lb/> leuten ſehnlichſt gewünſcht, dürfte durch die weitere Verhandlung<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Bechers mit den preußiſchen und norddeutſchen Behörden demnächſt<lb/> zu Stande kommen. In Berlin iſt es ihm gelungen den Vertrag über<lb/> die telegraphiſche Verbindung zwiſchen Oeſterreich und Preußen unter<lb/> Vorbehalt der Ratiſicirung von den beiderſeitigen Regierungen in der<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1608/0004]
Schleswig-Holſteiner bis an die Defileen von Hadersleben zurück. Hier
wurde in den Straßen gefochten, doch hatten unſre Jäger Befehl ſich zu-
rückzuziehen, dem ſie ungern Folge leiſteten; noch auf dem Haderslebner
Marktplatze hielten ſie Kartätſchen-Salven aus. Ein Jägerbataillon hielt
fünf däniſche Bataillons über vier Stunden ab. Die Dänen beſetzten noch
am 3 gegen Abend Hadersleben, Torningmühle und Skyrſtrup, und ſind
auch am 4 nicht weiter vorgegangen. Die ſchleswig-holſteiniſche Vorhut
ſtand am 4 in Apenrade und weſtlich, mit einem Jägercorps und drei an-
dern Bataillonen; ein anderer Theil mit dem Hauptquartier der Avant-
garde, welcher erſtere Abtheilung folgte, ward nach Feldſtadt im Sun-
dewittſchen beordert um die von Alſen hervorgedrungenen Dänen in
Flanke und Rücken anzugreifen. Es war nämlich am 3 eine Colonne von
zwölf Bataillonen über die Brücke von Alſen debouchirt, vor welcher die
gegenüberſtehenden vier ſchleswig - holſteiner Bataillone ſich langſam zu-
rückzuziehen befehligt waren. In dieſer mit vieler Kaltblütigkeit und
Ordnung ausgeführten Bewegung haben die fechtenden Schleswig - Hol-
ſteiner, namentlich die ins Feuer gekommenen Compagnien unter dem Ma-
jor Stückrath und Hauptmann Sandrath (der ſich ſchon den 23 April v. J.
bei Schleswig auszeichnete) beſondre Bravour gezeigt. Man hoffte daß
die Dänen am 5 weiter vorgehen würden als Gravenſtein, und hatte
unterdeſſen 20 Bataillone deutſcher Hülfstruppen herangezogen. Allein
der Feind ging wieder bis vor Alſen zurück. Die nördliche Avantgarde
des ſchleswig - holſteiniſchen Armeecorps erhielt daher Befehl wieder bis
Apenrade vorzugehen und ſtand am 6 bereits nördlich bei Hoptrup. In-
deſſen machte der Feind von Alſen aus abermals am 6 eine Bewegung
gegen Gravenſtein mit bedeutender Macht. Der hannöveriſche General
Wyneken machte eine Recognoscirung von Gravenſtein aus mit Hanno-
veranern, Württembergern und Badenern und einer Batterie, ſtieß bei
dem Dorfe Ulderup, nördlich von Gravenſtein, auf den Feind, der ſich im
Dorfe hartnäckig hielt, jedoch vor der hannöveriſchen Batterie, die mit
Shrapnells ein verheerendes Feuer eröffnet hatte, zurückwich. Es wur-
den 80 Verwundete der deutſchen Truppen nach Flensburg gebracht, mei-
ſtens Badener und Hannoveraner, worunter 10 Officiere, auch ſoll ein
hannöveriſcher Hauptmann gefallen ſeyn, und gegen 40 Mann. Der
Verluſt des Feindes ſoll beträchtlich ſeyn. Es ſind 20 däniſche Gefangene
eingebracht, darunter 2 Officiere. Zwiſchen Gravenſtein und Rinkenis
wurde ein Angriff auf däniſche Kanonenbote vorbereitet. Die ſchleswig-
holſteiniſche Avantgarde nördlich von Apenrade hatte Befehl auf Hadersleben
vorzugehen und ſollte am 8 dort eintreffen (indem ſich der Feind eilig ge-
gen Norden zurückgezogen), hat indeſſen plötzlich Gegenbefehl erhalten,
da man benachrichtigt war daß die Dänen ſich eiligſt einſchifften und nach
Alſen ſteuerten. Man vermuthet daß ſie von dorther einen abermaligen
Ausfall mit verſtärkter Macht unternehmen werden. Es ſteht ihnen aber
ein bedeutendes Corps entgegen. Das Hauptquartier des Generals Vonin
war am 8 in Apenrade, das des Generals Prittwitz zu Seegard, 3 Mei-
len nördlich von Flensburg. Von dort ſind wieder hannöveriſche Infan-
teriebataillone mit Geſchütz, ſächſiſche Schützen und Batterien, heſſiſche
Jäger und Geſchütz nach Norden marſchirt. Am 6 waren in Flensburg
fünf Bataillone Preußen und eine zwölfpfündige Batterie, und am 7 ein
Bataillon Düſſeldorfer Jäger und ein Bataillon preußiſche Landwehr nebſt
einer Abtheilung bayeriſcher Infanterie vom Süden eingerückt. Geſtern
marſchirten von Schleswig gegen Norden zwei Bataillone Preußen und
eine reitende ſchleswig-holſteiniſche Batterie, die ſich durch Schönheit und
treffliche Anſpannung auszeichnet, heute das ausgezeichnete kurheſſiſche
Huſarenregiment 600 Mann (die erſte Cavallerie auf der Eiſenbahn be-
fördert), in welchem eine Schwadron der Leibgarde durch Schönheit der
Mannſchaft und Pferde beſonders aller Augen auf ſich zog. Nicht weni-
ger aber erfreute heute der Einzug von bayeriſcher Infanterie, zwei Ba-
taillone in neuen Uniformen. Die bayeriſchen Helme gefallen noch mehr
als die Pickelhauben. Es ſtehen hier jetzt auch zwei preußiſche Regimen-
ter Infanterie. Die genauern Berichte über das in der Kriegsgeſchichte
einzig daſtehende Seegefecht bei Eckernförde ergeben daß die Beſatzung
der beiden beſiegten Kriegsſchiffe 1300 Mann betragen, von welchen über
900 Mann ans Land gebracht (an gefangenen Officieren und Beamten
über 40), darunter viele Verwundete. Die Fregatte Geſion, die neueſte
und beſte in der däniſchen Marine, hat 56 Kanonen am Bord und iſt an
der Schiffbrücke in Sicherheit, ſo daß ein Verſuch däniſcherſeits ſie zu
vernichten keinen Erfolg haben kann; ſie wird nach wenigen Wochen in
brauchbaren Stand gebracht ſeyn. Der Verluſt derſelben an Todten und
Verwundeten wird auf etwa 200 Mann angegeben. Die Flaggen der bei-
den Schiffe mit dem ſtolzen Danebrog ſind von der Statthalterſchaft
nach Frankfurt und Berlin geſandt. Das Herzogthum Schleswig, in
welchem durch ſchleswig-holſteiniſche Kanoniere das erſte feindliche Schiff
erobert iſt, der erſte Stamm für die deutſche Flotte, dürfte fortan einen
verſtärkten Anſpruch haben einen Theil des deutſchen Reichs zu bilden.
Die Hafenbatterien find verſtärkt, auch bewegliche Batterien herangerückt
und der Feind dürfte einen ſchweren Stand haben, ſollte er ſichs einfallen
laſſen die empfindliche Niederlage zu rächen. Der Commandant des
Linienſchiffes Chriſtian VIII, Capitän Paludan, hat verſichert an dem
unglücklichen Ereigniß keine Schuld zu haben, da er nur auf höchſten Be-
fehl, dieſe Batterien um jeden Preis zu zerſtören, gehandelt habe. Der
glänzende Sieg der ſchleswig-holſteiniſchen Artillerie hat im Heere großen
Enthuſtasmus erregt. Geſtern haben ſich gegen Abend wieder acht
Kriegsſchiffe vor dem Eckernförder Hafen gezeigt, und in der Nacht ward
ein, jedoch nicht lange anhaltendes Schießen vernommen. Die gefange-
nen däniſchen Seeofficiere haben verſichert daß ſie ein ſo anhaltendes und
wohlgerichtetes Feuer, wie das von unſern Batterien, früher nicht für
möglich gehalten, der eine in der Südbatterie befehligende Unterofficier
iſt zum Lieutenat ernannt; der Hauptmann Jungmann zum Major. Der
andere heldenmüthige Unterofficier Preuß iſt bald nach dem Sieg ein
Opfer ſeiner Menſchenliebe geworden, indem er zu ſpät wiederholt nach
dem Schiffe gerudert um Verwundete und Mannſchaft zu retten, bis er
auf der letzten Fahrt mit dem Linienſchiff in die Luft geflogen. Man ſoll
ſeinen Leichnam gefunden haben. Auf der Erde hätte ihm kern Lor-
beer gewunden werden können, der Krone gleich, die ihm die Engel
reichen.
. Hamburg, 10 April.
Aus Hadersleben wird unterm geſtrigen
Datum mit dem Morgenzuge berichtet daß bei Eveſtedt am Tage zuvor
ein reſultatloſes Gefecht vorgefallen und daß Obriſt v. Zaſtrow dort an-
gekommen ſey und General v. Bonin erwartet werde. Im Sundewitt’-
ſchen fiel, wie aus Flensburg geſchrieben wird, vorgeſtern nichts vor. Die
Dänen haben ſich nach der Düppeler Schanze zurückgezogen. Bei ihrem
kurzen Aufenthalte in Apenrade betrugen ſie ſich dießmal beſſer als früher.
An der Börſe ging heute das Gerücht unſere Dampfſchiffe haben vor Bre-
merhafen einen däniſchen Lugger von 12 Kanonen genommen; ich konnte
indeß keine authentiſche Quelle dafür auffinden. Geſtern Abend kam eine
Batterie preußiſcher Fußartillerie von Berlin hier auf der Eiſenbahn und
wurde dieſen Morgen nach Rendsburg befördert. Ebenſo 600 bayeriſche
Chevaulegers (Obriſt v. Hailbronner) die geſtern von Harburg in Altona
eintrafen. Ein großer Theil der gefangenen Beſatzung der Geſion beſteht
aus Schleswigern die zum Dienſt gezwungen wurden. Der Capitän
Meyer iſt bekanntlich ein Glückſtädter. Er befehligte während mehrerer
Jahre das Wachtſchiff Elben vor Altona und leiſtete beim hieſigen großen
Brand mit ſeiner Mannſchaft thätige Hülfe beim Löſchen.
Oeſterreich.
ǁ Wien, 10 April.
Die größte Thätigkeit unter
allen Miniſterien hat bisher das Büreau des Herrn v. Bruck gezeigt. Meh-
rere Commiſſionen für die deutſche Zollfrage, die Gewerbsreform, das
Eiſenbahn- und Telegraphenweſen arbeiten unausgeſetzt. Sie wiſſen
welchen Werth unſere Regierung darauf legt, beſonders die materiellen
Fragen vor allen zu erledigen. Leider gebricht es aber in der national-
ökonomiſchen Branche mehr als in allen übrigen an tüchtigen Fachleuten.
Mit Ausnahme der Prof. Kuller, Springer, des Staatsraths Frenzel
und des Miniſterialraths Dr. Becher beſitzen wir nur ſehr wenige wiſſen-
ſchaftliche Autoritäten im ſtatiſtiſchen und handelspolitiſchen Fache. Zu
den eifrigſten und bereits unter dem ancien régime verdienſtreichen Pa-
trioten Oeſterreichs müſſen wir Dr. Becher zählen, deſſen Name durch
ſeine ſtatiſtiſchen Arbeiten weit über die öſterreichiſchen Gränzen hinaus
einen guten Klang hat. Unter Baron Doblhoff wurde Dr. Becher Gene-
ralſecretär im Handelsminiſterium und gewann ſich bald in ſeiner amt-
lichen Stellung das Vertrauen der Wiener Handels- und Gewerbswelt.
Er leitete ſogleich die Reformen ein, welche er beſonders in unmittelbarer
praktiſcher Berathung mit den betreffenden Zünften und Gewerken für
die ganzen Gewerbs- und Arbeitsverhältniſſe durchzuführen trachtet. Im
Auftrag des jetzigen Cabinets bereist nun Miniſterialrath Dr. Becher
Deutſchland, Belgien, Frankreich und England, um allſeitig öffentliche
Bauten, Eiſenbahn- und Telegraphenweſen zu vergleichen und darüber an
ſein Miniſterium zu berichten und die induſtriellen und mercantiliſchen Be-
ziehungen Oeſterreichs zum Auslande durch den Augenſchein wahrzuneh-
men. Wie gewiſſenhaft und umſichtig Miniſterialrath Becher den Zweck
ſeiner Reiſe verfolgt, davon geben ſeine Berichte und umfangreichen und
ſchätzenswerthen Einſendungen an das hieſige Handelsbüreau Zeugniß.
In Breslau, Leipzig und Dresden wurde ſeine Aufmerkſamkeit meiſt von
Confer enzen mit dortigen Regierungsbeamten und Handelsleuten über
die Zolleinigung zwiſchen Oeſterreich, Preußen und Sachſen in Anſpruch
genommen. Die Herabſetzung der Elbezölle, von den Magdeburger Kauf-
leuten ſehnlichſt gewünſcht, dürfte durch die weitere Verhandlung
Dr. Bechers mit den preußiſchen und norddeutſchen Behörden demnächſt
zu Stande kommen. In Berlin iſt es ihm gelungen den Vertrag über
die telegraphiſche Verbindung zwiſchen Oeſterreich und Preußen unter
Vorbehalt der Ratiſicirung von den beiderſeitigen Regierungen in der
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(2022-09-16T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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