Allgemeine Zeitung, Nr. 107, 17. April 1849.[Spaltenumbruch]
rathung der einzelnen Paragraphen der Vorlage einzugehen, dieselbe als Berlin, 14 April. In der zweiten Kammer kam heute der Gesetz- Schleswig-Holstein. Altona, 10 April. Durch Verordnung Ein nach Hannover erstatteter Bericht des Generalmajors Wyneken Am 12 April sind, wie aus Hamburg gemeldet wird, mehrere däni- Oesterreich. ^ Wien, 14 April. Durch das gestern erwähnte * Triest, 13 April. Die feindliche Flotte lichtete gestern die Anker Spanien. Die Madrider Blätter vom 8 April erwähnen daß General Nar- *) Die Ostdeutsche Post erwähnt ein unbestimmtes Gerücht, wonach Waitzen
von den kaiserlichen Truppen wieder genommen wäre. [Spaltenumbruch]
rathung der einzelnen Paragraphen der Vorlage einzugehen, dieſelbe als Berlin, 14 April. In der zweiten Kammer kam heute der Geſetz- Schleswig-Holſtein. Altona, 10 April. Durch Verordnung Ein nach Hannover erſtatteter Bericht des Generalmajors Wyneken Am 12 April ſind, wie aus Hamburg gemeldet wird, mehrere däni- Oeſterreich. ◬ Wien, 14 April. Durch das geſtern erwähnte * Trieſt, 13 April. Die feindliche Flotte lichtete geſtern die Anker Spanien. Die Madrider Blätter vom 8 April erwähnen daß General Nar- *) Die Oſtdeutſche Poſt erwähnt ein unbeſtimmtes Gerücht, wonach Waitzen
von den kaiſerlichen Truppen wieder genommen wäre. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0006" n="1538"/><cb/> rathung der einzelnen Paragraphen der Vorlage einzugehen, dieſelbe als<lb/> unzuläſfig zurückzuweiſen.“ In der allgemeinen Debatte erklären Graf<lb/> Arnim und Rohrſcheidt dieſes Amendement für einen Uebergang zur Ta-<lb/> gesordnung, der bei Vorlagen der Regierung nicht ſtattfinden dürfe. We-<lb/> ſendonck ſucht fie zu widerlegen; ſein Amendement wird dann hinreichend<lb/> unterſtützt. Nachdem Rupp und Berends gegen, Riedel für den Entwurf<lb/> geſprochen, wird das Weſendonckſche Amendement mit nur 152 gegen 152<lb/> Stimmen verworfen. Man kann daraus abnehmen daß es mit der mini-<lb/> fteriellen Mehrheit gegenwärtig ſchon ſehr zweifelhaft ſteht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 14 April.</dateline><lb/> <p>In der zweiten Kammer kam heute der Geſetz-<lb/> entwurf über das Placatweſen zur Debatte. Der erſte Paragraph wel-<lb/> cher nur Placate geſtattet die Anzeigen enthalten, ward verworfen mit 162<lb/> gegen 148 Stimmen; der zweite ward mit der Modification des Central-<lb/> Ausſchuſſes durch 157 gegen 153 Stimmen angenommen. Er beſtimmt<lb/> daß derjenige welcher den Verkauf von Druckſchriften auf öffentlicher Straße<lb/> oder das Anheften derſelben gewerbsmäßig betreibt, einen Erlaubnißſchein<lb/> dazu haben muß. Zuletzt ward der dritte Paragraph, die Strafbeſtim-<lb/> mung enthaltend, angenommen. 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Mög-<lb/> lich daß er hier über die Schiffbrücke ſetzt, wahrſcheinlicher daß er ſich mit<lb/> der kaiſerlichen Abtheilung in Baloſſa-Gyarmat vereinigt und Waitzen<lb/> wieder angreift oder dem Komorner Cernirungscorps ſich anſchließt, um,<lb/> wenn das bei Neuhäuſel ſich verſammelnde Hülfscorps ſchon marſchfertig<lb/> wäre, dem weitern Vordringen der Inſurgenten Einhalt zu thun. Von<lb/> den Operationen des übrigen linken Flügels unter Fürſt Windiſch-Grätz<lb/><cb/> weiß man nichts beſtimmtes. Jellachich befindet ſich in Ofen, ſein Corps<lb/> ſteht knapp vor Peſth, den Inſurgenten unter Vetter gegenüber, die das-<lb/> ſelbe mit kleinen Gefechten beſchäftigen und das Reſultat des verſuchten<lb/> Ueberſetzens der Donau bei Földvar abzuwarten ſcheinen, wo nicht Bem,<lb/> wie es früher hieß, ſondern Perczel mit einem ziemlich ſtarken Inſurgen-<lb/> tencorps auf das rechte Donau-Ufer wirklich übergegangen ſeyn ſoll und<lb/> den Landſturm aufzubieten verſucht. 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Ich theile daher durch-<lb/> aus noch nicht die Befürchtungen welche die Schlappe in Waitzen beim<lb/> größern Publicum in Wien hervorrief.<note place="foot" n="*)">Die Oſtdeutſche Poſt erwähnt ein unbeſtimmtes Gerücht, wonach Waitzen<lb/> von den kaiſerlichen Truppen wieder genommen wäre.</note> Fürſt Windiſch-Grätz konnte der<lb/> immer wachſenden Uebermacht der Inſurgenten nicht die erforderliche Zahl<lb/> von Truppen entgegenſetzen; die Verſtärkungen ſind erſt im Anmarſche,<lb/> ohne dieſe kann der beſte Feldherr gegenüber der Ueberzahl fanatiſirter<lb/> und gut geführter Inſurgenten nicht viel ausrichten. Indeſſen ſchiebt man<lb/> die Schuld auch auf die Unzulänglichkeit und Fehlerhaftigkeit ſeines ent-<lb/> worfenen Operationsplanes, daher der Feldmarſchall den Befehl erhielt<lb/> ſich allſogleich ins Hoflager nach Olmütz zu begeben. Nach einigen ſoll er<lb/> zum Oberſthofmeiſter beſtimmt ſeyn, was aber unwahrſcheinlich iſt; viel-<lb/> mehr dürfte er das Generalcommando in Böhmen wieder übernehmen.<lb/> General v. Welden iſt (wie ſchon geſtern gemeldet) zum Oberbefehlshaber<lb/> der ungariſchen Armee ernannt; er reist morgen mit Frhrn. v. Jozſika<lb/> der die Civilverwaltung ordnen ſoll, nach Ofen ab, die Gouverneursſtelle<lb/> in Wien bleibt übrigens für ihn offen. Der hieſige Commandirende, Feld-<lb/> marſchall-Lieutenant Böhm, beſorgt einſtweilen auch dieſes Amt. Der<lb/> Chef des Windiſch-Grätziſchen Generalſtabes Graf Nobili und General<lb/> Rouſſeau ſind von Ofen gleichfalls abberufen; Feldmarſchall-Lieutenant<lb/> Graf Wrbna, der jetzige Commandirende in Ofen, iſt penſionirt, und ſo<lb/> hoffen nun alle von den neuen Führern der Armee, welche die Verſtärkun-<lb/> gen baldigſt an ſich gezogen haben wird, eine glücklichere Bekämpfung der<lb/> Inſurgenten. — Obriſt Nöllner, Militärreferent, wurde General und Un-<lb/> terſtaatsſecretär des Kriegsminiſters, General Baron Zettvitz an deſſen<lb/> Stelle Militärreferent. Man ſagt daß der Kaiſer ſich zur ungariſchen<lb/> Armee begeben ſoll. Ich glaube nicht daß in den jetzigen Verhältniſſen<lb/> das Miniſterium einen ſolchen Rath ertheilen konnte, daher wohl auch<lb/> dieſe Nachricht zu den vielen falſchen Gerüchten gehört.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 13 April.</dateline><lb/> <p>Die feindliche Flotte lichtete geſtern die Anker<lb/> und ſegelte nach Venedig um die dort befindlichen Piemonteſen an Bord<lb/> zu nehmen und die zwei ſardiniſchen Schiffe die man mit Gewalt zurück-<lb/> hält, herauszufordern. Die hier ſtationirte Fregatte Guerriera hat ſich<lb/> zu unſerer Flotte in Pirano begeben.</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Madrider</hi> Blätter vom 8 April erwähnen daß General Nar-<lb/> vaez Tags zuvor einen heftigen Krankheitsanfall erlitten, ſich aber wieder<lb/> beſſer befand. 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rathung der einzelnen Paragraphen der Vorlage einzugehen, dieſelbe als
unzuläſfig zurückzuweiſen.“ In der allgemeinen Debatte erklären Graf
Arnim und Rohrſcheidt dieſes Amendement für einen Uebergang zur Ta-
gesordnung, der bei Vorlagen der Regierung nicht ſtattfinden dürfe. We-
ſendonck ſucht fie zu widerlegen; ſein Amendement wird dann hinreichend
unterſtützt. Nachdem Rupp und Berends gegen, Riedel für den Entwurf
geſprochen, wird das Weſendonckſche Amendement mit nur 152 gegen 152
Stimmen verworfen. Man kann daraus abnehmen daß es mit der mini-
fteriellen Mehrheit gegenwärtig ſchon ſehr zweifelhaft ſteht.
Berlin, 14 April.
In der zweiten Kammer kam heute der Geſetz-
entwurf über das Placatweſen zur Debatte. Der erſte Paragraph wel-
cher nur Placate geſtattet die Anzeigen enthalten, ward verworfen mit 162
gegen 148 Stimmen; der zweite ward mit der Modification des Central-
Ausſchuſſes durch 157 gegen 153 Stimmen angenommen. Er beſtimmt
daß derjenige welcher den Verkauf von Druckſchriften auf öffentlicher Straße
oder das Anheften derſelben gewerbsmäßig betreibt, einen Erlaubnißſchein
dazu haben muß. Zuletzt ward der dritte Paragraph, die Strafbeſtim-
mung enthaltend, angenommen. Der Juſtizminiſter äußerte ſich bei Ge-
legenheit der Amneſtiefrage dahin, daß keine allgemeine Amneſtie für die
ſeit 18 März vorigen Jahres begangenen politiſchen Vergehen beabſich-
tigt werde, wohl aber in einzelnen Fällen eine Begnadigung eintreten
ſolle.
Schleswig-Holſtein.
Altona, 10 April.
Durch Verordnung
vom 7 hat das Departement des Innern und des Kriegsweſens alle und
jede Verbindung der Bewohner der Herzogthümer mit dem Feind bei ſtren-
ger Ahndung unterſagt.
Ein nach Hannover erſtatteter Bericht des Generalmajors Wyneken
meldet aus Schobulgaard, 11 April: Die in Sundewitt ſtehenden
deutſchen Truppen haben heute ihre Vortruppen bis auf Kanonenſchußweite
von der däniſchen Poſition auf den Düppeler Höhen vorgeſchoben. Sie
ſtießen dabei auf keinen Widerſtand. Das Hauptquartier des General-
majors Wyneken kommt heute nach Ulderup.
Am 12 April ſind, wie aus Hamburg gemeldet wird, mehrere däni-
ſche Schiffe vor Eckernförde angekommen. Der Hamburger elektro-mag-
netiſche Telegraph meldet, wie es in der Z. f. N. heißt, unterm 11 April
4 Uhr 15 Min. Nachmittags: „Außer im Sundewitt ſind alle Dänen aus
Schleswig verſchwunden; unterm 12 April 8 Uhr 15 Min. Morgens:
Die ſchleswig-holſteiniſche Armee iſt am 10 d. in Jütland eingerückt, und
hat Kolding beſetzt.“ Letztere Nachricht bedarf offenbar noch der Beſtäti-
gung. Directe Briefe, die wir aus Schleswig und Hadersleben vom
12 April haben, erwähnen nichts davon. Wohl aber melden ſie die An-
kunft der erſten Abtheilung des von Oberſt v. Hailbronner befehligten
bayeriſchen Chevaulegersregiments.
Oeſterreich.
◬ Wien, 14 April.
Durch das geſtern erwähnte
hitzige Gefecht bei Szent-Endre, in welchem die Inſurgenten die Oberhand
behaupteten, wurde das in Waitzen ſelbſt ſtehende Corps von 8000 Mann
unter Feldmarſchall-Lieutenant Cſorich von dem übrigen linken Flügel
der kaiſerlichen Armee abgeſchnitten. Dembinski, der — wie ich Ihnen
geſtern ſchrieb — durch Zurücklaſſung ſeiner Vorpoſten das auf dem Felde
Rakoſch ſtehende Centrum der kaiſerlichen Truppen zu täuſchen ſuchte und
mit dem Angriff auf Szent-Endre den linken Flügel beſchäftigte, umging
mit einem Theile ſeiner Mannſchaft die kaiſerliche Armee, gewann die
Straße bei Dunakezi nach Waitzen, eilte mit ſeinen Huſaren dahin, ver-
einigte ſich mit Görgey und überſiel mit dreifacher Uebermacht das Cſori-
chiſche Corps, welches, ſich in die Stadt zurückziehend, dort einen wüthen-
den Straßenkampf zu beſtehen hatte. Dieſer aber konnte bei der für die
Inſurgenten günſtigen Stimmung der dortigen Bevölkerung, welche hie
und da ſchon aus den Fenſtern ſchoß, natürlich nur mit Nachtheil geführt
werden, daher General Cſorich ſich zurückzog und Waitzen den Inſurgen-
ten überließ. Der Verluſt an Todten und Verwundeten auf beiden Sei-
ten iſt bedeutend, der kaiſ. General Götz wurde in dieſem Straßenkampf,
wie man behauptet, von einer aus dem Fenſter geſchoſſenen Kugel tödtlich
verwundet; nach neuern Berichten ſoll er aber noch am Leben ſeyn. Zwölf
kaiſerliche Officiere ſeyen verwundet in die Hände der Inſurgenten gefal-
len; ein neuer Beweis für die letzthin geäußerte Meinung daß die Inſur-
genten, wo ſie nur können, einzelne Corps zu überfallen und aufzureiben
ſuchen. Uebrigens vollzog General Cſorich in geordneten Reihen ſeinen
Rückzug auf der Straße gegen Komorn zu. Gran liegt drei Stunden von
Waitzen neben dieſer Straße, jedoch auf dem rechten Donau-Ufer. Mög-
lich daß er hier über die Schiffbrücke ſetzt, wahrſcheinlicher daß er ſich mit
der kaiſerlichen Abtheilung in Baloſſa-Gyarmat vereinigt und Waitzen
wieder angreift oder dem Komorner Cernirungscorps ſich anſchließt, um,
wenn das bei Neuhäuſel ſich verſammelnde Hülfscorps ſchon marſchfertig
wäre, dem weitern Vordringen der Inſurgenten Einhalt zu thun. Von
den Operationen des übrigen linken Flügels unter Fürſt Windiſch-Grätz
weiß man nichts beſtimmtes. Jellachich befindet ſich in Ofen, ſein Corps
ſteht knapp vor Peſth, den Inſurgenten unter Vetter gegenüber, die das-
ſelbe mit kleinen Gefechten beſchäftigen und das Reſultat des verſuchten
Ueberſetzens der Donau bei Földvar abzuwarten ſcheinen, wo nicht Bem,
wie es früher hieß, ſondern Perczel mit einem ziemlich ſtarken Inſurgen-
tencorps auf das rechte Donau-Ufer wirklich übergegangen ſeyn ſoll und
den Landſturm aufzubieten verſucht. Graf Schlick rückt mit dem Cen-
trum der kaiſerlichen Armee dem Dembinski nach, um die Entſetzung Ko-
morns zu hindern. Sie ſehen daß die Inſurgenten, ohne eine Haupt-
ſchlacht zu liefern, durch die Schnelligkeit ihrer Manöver ihren Zweck — die
Straße nach Komorn zu gewinnen — erreicht haben. Ob ſie bei Szent-
Endre den Uebergang auf die Ofener Seite bewerkſtelligen konnten, iſt noch
ungewiß. Andererſeits können ſie eben deßhalb weil die kaiſerliche Armee
— durch keine entſcheidende Schlacht zurückgedrängt — noch immer Herr
ihrer Bewegungen bleibt, leicht in eine Stellung gerathen welche alle durch
die Inſurgenten errungenen Vortheile vernichtet. Ich theile daher durch-
aus noch nicht die Befürchtungen welche die Schlappe in Waitzen beim
größern Publicum in Wien hervorrief. *) Fürſt Windiſch-Grätz konnte der
immer wachſenden Uebermacht der Inſurgenten nicht die erforderliche Zahl
von Truppen entgegenſetzen; die Verſtärkungen ſind erſt im Anmarſche,
ohne dieſe kann der beſte Feldherr gegenüber der Ueberzahl fanatiſirter
und gut geführter Inſurgenten nicht viel ausrichten. Indeſſen ſchiebt man
die Schuld auch auf die Unzulänglichkeit und Fehlerhaftigkeit ſeines ent-
worfenen Operationsplanes, daher der Feldmarſchall den Befehl erhielt
ſich allſogleich ins Hoflager nach Olmütz zu begeben. Nach einigen ſoll er
zum Oberſthofmeiſter beſtimmt ſeyn, was aber unwahrſcheinlich iſt; viel-
mehr dürfte er das Generalcommando in Böhmen wieder übernehmen.
General v. Welden iſt (wie ſchon geſtern gemeldet) zum Oberbefehlshaber
der ungariſchen Armee ernannt; er reist morgen mit Frhrn. v. Jozſika
der die Civilverwaltung ordnen ſoll, nach Ofen ab, die Gouverneursſtelle
in Wien bleibt übrigens für ihn offen. Der hieſige Commandirende, Feld-
marſchall-Lieutenant Böhm, beſorgt einſtweilen auch dieſes Amt. Der
Chef des Windiſch-Grätziſchen Generalſtabes Graf Nobili und General
Rouſſeau ſind von Ofen gleichfalls abberufen; Feldmarſchall-Lieutenant
Graf Wrbna, der jetzige Commandirende in Ofen, iſt penſionirt, und ſo
hoffen nun alle von den neuen Führern der Armee, welche die Verſtärkun-
gen baldigſt an ſich gezogen haben wird, eine glücklichere Bekämpfung der
Inſurgenten. — Obriſt Nöllner, Militärreferent, wurde General und Un-
terſtaatsſecretär des Kriegsminiſters, General Baron Zettvitz an deſſen
Stelle Militärreferent. Man ſagt daß der Kaiſer ſich zur ungariſchen
Armee begeben ſoll. Ich glaube nicht daß in den jetzigen Verhältniſſen
das Miniſterium einen ſolchen Rath ertheilen konnte, daher wohl auch
dieſe Nachricht zu den vielen falſchen Gerüchten gehört.
* Trieſt, 13 April.
Die feindliche Flotte lichtete geſtern die Anker
und ſegelte nach Venedig um die dort befindlichen Piemonteſen an Bord
zu nehmen und die zwei ſardiniſchen Schiffe die man mit Gewalt zurück-
hält, herauszufordern. Die hier ſtationirte Fregatte Guerriera hat ſich
zu unſerer Flotte in Pirano begeben.
Spanien.
Die Madrider Blätter vom 8 April erwähnen daß General Nar-
vaez Tags zuvor einen heftigen Krankheitsanfall erlitten, ſich aber wieder
beſſer befand. Die Gaceta von demſelben Tag enthält eine telegraphiſche
Depeſche über die Verhaftung des Grafen v. Montemolin. Hr. Napoleon
Bonaparte, Geſandter der franzöſiſchen Republik, traf am 7 April in Ma-
drid ein; ſeine Ankunft hob die Fonds, ſo zwar daß die 3procentigen auf
24¼ ſtiegen. Der Vater des Herzogs v. Rianzares, Schwiegervater der
Königin Chriſtine, iſt ſoeben an einer ſchmerzlichen Krankheit geſtorben.
— Ein Schreiben des Heraldo aus Toloſa vom 4 d. M. beſtätigt daß
Karl Albert in jener Stadt am 3 April einen förmlichen Verzicht auf die
ſardiniſche Krone unterzeichnet. Es geſchah in ſeinem Gaſthof in der
Calle de Correa vor einem Notar, und in Gegenwart des Marcheſe de la
Marmora, des Fürſten Maſſerano, des Grafen Ponza de San Martin,
von des Königs Gefolge, dann des Gefe Politico jener Provinz, Don
Vicente de Parga, und des Don Javier de Barcaittzegui, Generaldeputir-
ten derſelben Provinz. Der Notar bewahrt die Urkunde auf, und eine
authentiſche Abſchrift derſelben wurde nach Turin übermacht. — Das J. des
Débats vom 11 April erwähnte das in Perpignan verbreitete Gerücht:
in einem Gefecht zwiſchen Cabrera und ſeinem vormaligen Unterbefehls-
haber Pep del Oli, der zu den Königlichen übergegangen, ſey erſterer ge-
blieben; indeſſen die neueſten franzöſiſchen wie ſpaniſchen Blätter ſagen
kein Wort davon.
*) Die Oſtdeutſche Poſt erwähnt ein unbeſtimmtes Gerücht, wonach Waitzen
von den kaiſerlichen Truppen wieder genommen wäre.
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(2022-09-16T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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