Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 10. Januar 1872.[Spaltenumbruch]
setzten den gebührenden Respect und Gehorsam leisten, deren Befehle ohne Widerrede Hiezu ist die Stabung: "Ich schwöre zu Gott dem Allmächtigen daß ich alles dasjenige was mir so eben Aus Baden, 7 Jan. Die unter der Aegide der Führer der Natio- * Berlin, 7 Jan. Professor Theodor Mommsen ist höchlich indignirt "Geehrter Hr. Redacteur! Ich finde in der französischen Correspondenz IhresBerlin, 3 Januar 1872. Th. Mommsen." Zu einer Rechtfertigung ähnlicher Art hat sich vor kurzem der frühere Redac- Majestät! Nach den Befehlen die Ew. Maj. mirCurtis." Darauf erklärt nun Hr. Bürgers: daß der ehemalige Consul Curtis aller- Prinz Friedrich Karl residirt bekanntlich mit seiner Familie im königl. (--) Berlin, 7 Jan. Bekanntlich haben die Bundesrathsausschüsse für [Spaltenumbruch]
ſetzten den gebührenden Reſpect und Gehorſam leiſten, deren Befehle ohne Widerrede Hiezu iſt die Stabung: „Ich ſchwöre zu Gott dem Allmächtigen daß ich alles dasjenige was mir ſo eben ⌗ Aus Baden, 7 Jan. Die unter der Aegide der Führer der Natio- * Berlin, 7 Jan. Profeſſor Theodor Mommſen iſt höchlich indignirt „Geehrter Hr. Redacteur! Ich finde in der franzöſiſchen Correſpondenz IhresBerlin, 3 Januar 1872. Th. Mommſen.“ Zu einer Rechtfertigung ähnlicher Art hat ſich vor kurzem der frühere Redac- Majeſtät! Nach den Befehlen die Ew. Maj. mirCurtis.“ Darauf erklärt nun Hr. Bürgers: daß der ehemalige Conſul Curtis aller- Prinz Friedrich Karl reſidirt bekanntlich mit ſeiner Familie im königl. (—) Berlin, 7 Jan. Bekanntlich haben die Bundesrathsausſchüſſe für <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <floatingText> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0004" n="132"/><cb/> ſetzten den gebührenden Reſpect und Gehorſam leiſten, deren Befehle ohne Widerrede<lb/> und unverdroſſen vollziehen, im Kriege wie im Frieden, zu Waſſer und zu Land, bei<lb/> Tag und bei Nacht, auf Märſchen und Wachen, bei Belagerungen, in Stürmen und<lb/> Schlachten, überhaupt bei allen Gelegenheiten als tapfere und treue Soldaten euch er-<lb/> weiſen, eure Fahne (Standarte) niemals treulos und meineidig verlaſſen, vielmehr ſie<lb/> ſtets muthig vertheidigen und euch nach Vorſchrift der Kriegsgeſetze jederzeit ſo beneh-<lb/> men wollet wie es ehrliebenden Soldaten geziemt. Auch ſchwört ihr im Kriege den Be-<lb/> fehlen Sr. Maj. des Deutſchen Kaiſers als Bundesfeldherrn unbedingt Folge zu leiſten.“</p> </div> </body> </floatingText><lb/> <p>Hiezu iſt die Stabung:</p><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p>„Ich ſchwöre zu Gott dem Allmächtigen daß ich alles dasjenige was mir ſo eben<lb/> vorgehalten worden, und was ich wohl verſtanden habe, genau befolgen will, ſo wahr<lb/> mir Gott helfe und ſein heiliges Wort.“</p> </div> </body> </floatingText> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>⌗ <hi rendition="#b">Aus Baden,</hi> 7 Jan.</dateline><lb/> <p>Die unter der Aegide der Führer der Natio-<lb/> nalliberalen herausgegebene „Bad. Corr.“ hat in ihren Neujahrsbetrachtungen<lb/> auf die Bedeutungsloſigkeit der ultramontanen und der demokratiſchen Oppoſition in<lb/> unſerer Kammer hingewieſen und daraus die unerſchütterte Stärke des Miniſte-<lb/> riums abgeleitet. Es möchte aber doch daraus zu viel gefolgert ſein, und wir<lb/> können beim Beginn des Jahres nicht umhin die Dinge etwas näher ins Auge<lb/> zu faſſen. Das Einführungsgeſetz zum Strafgeſetzbuch iſt allerdings zuletzt mit<lb/> einer großen Mehrheit angenommen worden, aber man hüte ſich daraus auf ein<lb/> Vertrauensvotum zu ſchließen. Art. 20 war kurz vorher, trotz des Widerſpruchs<lb/> des Miniſteriums, mit erheblicher Mehrheit verworfen worden, und wenn die<lb/> zweite Kammer endlich den Artikel annahm, ſo geſchah es weder aus Ueber-<lb/> zeugung noch aus Willfährigkeit, ſondern allein unter dem Druck der Verhältniſſe.<lb/> In der erſten Kammer, deren Zuſammenſetzung dem Miniſterium eine Gewähr für<lb/> Zuſtimmung zu ihren Vorlagen bildet, war der Artikel wiederhergeſtellt worden,<lb/> und da die Feiertage und das Neujahr, wo das Geſetz in Geltung zu treten hatte,<lb/> nahe waren, ſo ſagte die zweite Kammer ſchließlich nothgedrungen auch ja, indem<lb/> man die ſichere Ueberzeugung ausſprach daß der Neichstag den Artikel wieder<lb/> beſeitigen werde. Nun iſt dazu ein neuer Zwieſpalt gekommen, der ſich<lb/> nicht in gleicher Weiſe beſeitigen laſſen wird. Unſere Negierung hat nämlich im<lb/> November vor. Is. einen Vertrag mit Bayern über mehrere gegenſeitige Eiſenbahn-<lb/> Verbindungen abgeſchloſſen, welcher dem Landtag am 7 December vorgelegt<lb/> wurde und der bis zum 23 Januar ratificirt ſein ſoll. Nun hat aber die zweite<lb/> Kammer, die bis zum 22 d. M. vertagt iſt, dieſen Vertrag noch gar nicht in Be-<lb/> rathung genommen, obſchon die Regierung gehofft hatte daß dieß ſo kurzer Hand<lb/> geſchehen werde, und wir hören aus den betreffenden Abgeordnetenkreiſen daß die<lb/> Kammer überhaupt nicht geneigt iſt ſich damit zu beeilen, weil ſie ſehr über das<lb/> geſammte Eiſenbahnweſen verſtimmt iſt, und keine neuen Eiſenbahnen mehr bewil-<lb/> ligen will bevor für gründliche Reformen Garantien geboten ſind. Kein Land<lb/> hat ſchlimmere Erfahrungen in dieſen Dingen gemacht, und wenn man auch<lb/> dem gegenwärtigen Miniſterium die vielen Bauſünden nicht zur Laſt legen<lb/> will und kann, ſo will man doch Sicherheit vor der Wiederkehr von dergleichen und<lb/> eine durchgreifende Reorganiſation der Verwaltung, des Betriebs und ſelbſt der leiten-<lb/> den Perſönlichkeiten. Im Schoße der betreffenden Commiſſion ſoll beantragt wer-<lb/> den an das Miniſterium das Verlangen zu ſtellen: die Eiſenbahnen entweder zu<lb/> verkaufen oder zu verpachten, oder doch ſolche Reformen einzuführen daß das Land<lb/> einmal Garantien für eine rationelle Aufſtellung der Routen und beſſeren Betrieb er-<lb/> halte. Wir würden zwar beiden erſteren Verlangen unſere Billigung nicht er-<lb/> theilen können, das dritte aber iſt nur zu nothwendig, und wir ſprechen den<lb/> allgemeinen Wunſch des Landes aus wenn wir das Handelsminiſterium und die<lb/> Direction der Verkehrsanſtalten mit ganz anderen Perſönlichkeiten beſetzt wünſch-<lb/> ten. Jedenfalls wird der wiederzuſammentretende Landtag ſehr ernſte Discuſ-<lb/> ſionen darüber eröffnen. — Die Einführung der neuen Maße und Gewichte iſt<lb/> mit weniger Schwierigkeiten vor ſich gegangen als man befürchtete; aber die<lb/> Wirthe und Kaufleute waren auch gleich auf ihren Vortheil bedacht, haben ſich in<lb/> den verſchiedenen Städten über gleiche Preiserhöhungen verſtändigt, und das Publi-<lb/> cum hat den Schaden. Nach genauer Reduction würde z. B. von dem bisherigen<lb/> Wein zu 12 kr. per Schoppen das Liter 32 kr. koſten, es wird aber zu 36 kr. ausge-<lb/> ſchenkt, und dadurch machen die Wirthe auf <hi rendition="#g">einen</hi> Schlag einen Profit von 10 fl.<lb/> per Ohm. Dieß wäre in den meiſten Fällen nicht ſo gekommen wenn wir zu<lb/> gleicher Zeit die Silbermark mit den verſchiedenen Pfennigſtücken erhalten hätten,<lb/> da dann eine richtige Ausgleichung leichter wäre. Auch der Uebergang zur Reichs-<lb/> poſt hat ſich ganz unbemerkbar vollzogen, und von der Entfernung ſo vielen alten<lb/> Schlendrians iſt noch nichts zu ſehen. In den Städten iſt noch Mittags 12 bis<lb/> 2 Uhr der Schalter geſchloſſen, ein einziger Schalterbeamter muß die Briefe und<lb/> Auszahlungen beſorgen, wobei das ſich drängende Publicum oft eine Stunde lang<lb/> auf die Abfertigung warten muß, und wenn wir auch ſonſt nichts von dem zur<lb/> Mode gewordenen Hereinziehen von Preußen in unſere beſten Stellen wiſſen<lb/> wollen, ſo möchten wir doch wünſchen daß in unſere Städte baldmöglichſt tüchtige<lb/> Poſtvorſtände aus Preußen kämen. — Unſere Zeitungen meldeten in den letzten<lb/> Tagen daß aus den Garniſonsſtädten des Oberlandes ſo manche Soldaten deſer-<lb/> tirten, an 40 Fälle in kürzeſter Zeit, und ein Blatt will wiſſen daß das Regiment<lb/> in Conſtanz deßhalb nach Spandau verlegt werden dürfte. Als Grund der De-<lb/> ſertion führt man übermäßige Anſtrengung im Dienſt und herabſetzendes Be-<lb/> ſchimpfen durch die Vorgeſetzten an, und wenn auch manches davon übertrieben<lb/> ſein mag, ſo weiß man doch auch aus anderen Garniſonen ähnliches, und es<lb/> ſollte von oben herab auf Abſtellung ſolcher Dinge gewirkt werden. Der Süd-<lb/> deutſche verträgt eben eine ſo rückſichtsloſe Strammheit nicht wie der daran ge-<lb/> wohnte Norddeutſche, und dieſes Naturell kann leicht berückſichtigt werden ohne der<lb/> Sache und dem Dienſt etwas zu vergeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 7 Jan.</dateline><lb/> <p>Profeſſor Theodor Mommſen iſt höchlich indignirt<lb/> darüber daß ihm eine „Mitſchuld“ an Napoleons „Cäſar“ beigemeſſen worden iſt.<lb/> Er hat der Redaction der „Voſſiſchen Zeitung“ folgenden Brief zugehen laſſen, der<lb/> an Aufrichtigkeit gewiß nichts zu wünſchen übrig läßt:</p><lb/> <cit> <quote>„Geehrter Hr. Redacteur! Ich finde in der franzöſiſchen Correſpondenz Ihres<lb/> heutigen Blattes den Auszug aus einem jetzt durch die Pariſer Blätter die Nunde ma-<lb/> chenden Artikel der mich betrifft. Demſelben zufolge hat der Krieg mich des mir von<lb/> dem Kaiſer Napoleon für meine Beihülfe an dem „Leben Cäſars“ ausgeſetzten Jahres-<lb/><cb/> gehalts von 10,000 Fr. beraubt. Ich habe mich ferner nach dem Frieden an Hrn. Re-<lb/> nan gewendet, um die Fortführung dieſer Studien durch die Pariſer Akademie und den<lb/> Fortbezug dieſer Penſion zu erwirken, jedoch ohne guten Erfolg. Der Correſpondent<lb/> knüpft daran die wohlmeinende Bemerkung daß ich nicht verfehlen werde dieſen verleum-<lb/> deriſchen Anſchuldigungen die gebührende Abweiſung widerfahren zu laſſen. Einer ſol-<lb/> chen directen Aufforderung der deutſchen Preſſe nicht Folge zu leiſten, könnte, ich will<lb/> nicht ſagen mißverſtanden werden, aber doch ſeltſam erſcheinen. Ich will denn alſo<lb/> erklären daß ich nie für Napoleons „Leben Cäſars“ eine Zeile geſchrieben habe, noch<lb/> ſonſt in irgendeiner Weiſe dafür thätig geweſen bin; daß ich nie von der franzöſiſchen<lb/> Regierung oder dem Kaiſer perſönlich auch nur einen Franken empfangen, vielmehr bei<lb/> einer beſtimmten, an ſich völlig legitimen Veranlaſſung (es handelte ſich um die Heraus-<lb/> gabe der Werke Borgheſi’s), die mir von dem dortigen Gouvernement angebotene litera-<lb/> riſche Vergütung zurückgewieſen habe, um möglichen Mißdeutungen aus dem Wege zu<lb/> gehen; daß ich endlich zwar nach dem Frieden mich pflichtmäßig bemüht habe das früher<lb/> zwiſchen den Akademien von Berlin und Paris beſtandene gute Einvernehmen, insbeſondere<lb/> in Betreff des Inſchriftenwerkes nach Möglicheit wiederherzuſtellen, daß dabei aber weder<lb/> Napoleons „angefangene Studien“ noch irgendeine Geldfrage in Betracht gekommen ſind.<lb/> Ich würde dieſe Erklärung nicht abgegeben haben wenn jene deutſche Correſpondenz ſie<lb/> mir nicht abgefordert hätte. Für die Aeußerungen der franzöſiſchen Preſſe habe ich keine<lb/> Antwort, und nicht etwa bloß ihrer Albernheit wegen, wie denn dieſer letzte <hi rendition="#aq">Article de<lb/> Paris</hi> nicht verfehlen kann in allen der literariſchen Verhältniſſe einigermaßen kundigen<lb/> Kreiſen Heiterkeit zu erregen, theils wegen der mir darin beigemeſſenen Mitſchuld an<lb/> Napoleons Cäſar, theils wegen des feinen Gedankens die unterbrochenen „Studien“ des<lb/> Ex-Kaiſers durch die Pariſer Akademie vollenden zu laſſen. Es iſt eine ernſthaftere Er-<lb/> wägung die mir gegen ſolche Angriffe Schweigen auferlegt. Seit dem letzten Kriege hat<lb/> der Pariſer Klatſch und ſein Niederſchlag, die franzöſiſche Preſſe, es ſich zum Syſtem<lb/> gemacht gefälſchte und, wenn ſie wahr wären, ehrenrührige Thatſachen gegen die in<lb/> Frankreich bekannten und dort mißliebigen deutſchen Gelehrten in Umlauf zu ſetzen.<lb/> Was mich betrifft, ſo könnte ich, wenn ich es der Mühe worth hielte, von Pasquillen<lb/> dieſer Art erbauliche Proben vorlegen, und die in gleicher Lage Befindlichen haben ähn-<lb/> liche Erfahrungen gemacht. Eine öffentliche Meinung an welche der Deutſche in Frank-<lb/> reich appelliren könnte gibt es nicht mehr. Wie es meritoriſch zu ſein ſcheint den dort<lb/> anweſenden Deutſchen todtzuſchlagen, ſo ſcheint es gleichfalls der Patriotismus zu for-<lb/> dern den Abweſenden um ſeine Ehre zu bringen, indem man Verleumdungen gegen ihn<lb/> theils erfindet, theils verbreitet, theils dazu ſchweigt. Wenn der Zweck iſt den Deut-<lb/> ſchen gleichgültig gegen das zu machen was man in Frankreich auf ſeine Rechnung er-<lb/> zählt, ſo iſt er nahezu erreicht. Unſere Landsleute aber werden es billigen wenn der<lb/> deutſche Gelehrte jeden aus franzöſiſcher Quelle ſtammenden Bericht über deutſche Per-<lb/> ſönlichkeiten behandelt wie eine liguriſche Inſchrift, zu deren Kritik die Angabe der Quelle<lb/> ausreicht.</quote> <bibl><date>Berlin, 3 Januar 1872.</date><hi rendition="#g">Th. Mommſen</hi>.“</bibl> </cit><lb/> <p>Zu einer Rechtfertigung ähnlicher Art hat ſich vor kurzem der frühere Redac-<lb/> teur der „Rheiniſchen Zeitung,“ Hr. Bürgers, veranlaßt geſehen, der beſchuldigt<lb/> wurde franzöſiſche Subventionen erhalten zu haben. Es iſt nämlich jüngſt ein<lb/> Schreiben des ehemaligen Conſuls Curtis an den Ex-Kaiſer veröffentlicht worden,<lb/> der über die von dieſem Agenten gemachten Beſtechungsverſuche intereſſante Auf-<lb/> ſchlüſſe gibt, das Schreiben lautet:</p><lb/> <cit> <bibl>„<date><hi rendition="#g">Paris,</hi> den 21 Mai 1868.</date></bibl> <quote>Majeſtät! Nach den Befehlen die Ew. Maj. mir<lb/> zu ertheilen geruhten, habe ich die Ehre nachſtehend ein nach meinem Ueberſchlag ge-<lb/> fertigtes Koſtenverzeichniß der Beträge zu unterbreiten mit welchen die Perſonen mit<lb/> denen ich unterhandelt habe gewonnen werden können, unter Vorbehalt jedoch der Aen-<lb/> derungen welche Ew. Maj. zu treffen belieben würden. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Sauſen, „Mainzer Jour-<lb/> nal,“ 5000 Francs jährlich. Die „Neue Zeitung in Speyer,“ welche Hr. Sauſen über-<lb/> nehmen würde, 3000 bis 4000 Francs jährlich. Das „Echo der Gegenwart“ in Aachen<lb/> 5000 Frcs. jährlich. Die „Nheiniſche Zeitung“ in Köln, das bedeutendſte Blatt. Um<lb/> ſich die Mitwirkung ſeines Redacteurs, Hrn. H. Bürgers, eines angeſehenen Mannes zu<lb/> verſchaffen, müßte man etwa 5000 Frcs für das Quartal aufwenden, was im ganzen eine<lb/> Ausgabe machen würde von ungefähr 22 bis 23,000 Frcs. Nach den mit dieſen<lb/> Herren getroffenen Vereinbarungen habe ich mich verpflichtet ihnen die Gelder quartal-<lb/> weiſe auszuzahlen, und zwar unter verſchiedenen Adreſſen im Ausland und namentlich<lb/> in England, damit die Quelle aus welcher dieſe Gelder fließen vollſtändig verborgen<lb/> bleibe. Nach geſchehener Auszahlung werde ich mich beehren die Quittungen über meine<lb/> Zahlungen in die Hände derjenigen Vertrauensperſon welche Ew. Maj. mir bezeichnen<lb/> wird zu übergeben. Um die Aufmerkſamkeit der preußiſchen Poſt nicht zu erwecken,<lb/> würde ich es auch übernehmen, wenn Ew. Maj. es wünſchen, in meinem Namen auf<lb/> jedes dieſer Blätter zu abonniren, um ſie dann in die Hände Ew. Maj. gelangen zu<lb/> laſſen, damit Ew. Maj. in den Stand geſetzt wären die Arbeit jener Herren zu contro-<lb/> liren. Genehmigen Ew. Maj. die Verſicherung der tiefſten Ehrfurcht Ihres unterthä-<lb/> nigen und gehorſamen Dieners</quote> <bibl><hi rendition="#g">Curtis.</hi>“</bibl> </cit><lb/> <p>Darauf erklärt nun Hr. Bürgers: daß der ehemalige Conſul Curtis aller-<lb/> dings im Anfang des Jahres 1868 auf der Redaction der „Rhein. Ztg.“ erſchienen<lb/> ſei, und mit Hrn. Bürgers von einer Subvention ſeitens des Kaiſers Napoleon<lb/> für den Fall geſprochen habe daß die „Rhein. Ztg.“ in dem Streite zwiſchen Bismarck<lb/> und Napoleon, wie er ſich ausdrückte, eine neutrale Haltung beobachten wollte.<lb/> „Ich habe“ — ſagt Hr. Bürgers dann — „den Mann natürlich nur angehört um<lb/> ihn auszuforſchen und abzuweiſen. Da er ſich in keiner Weiſe legitimirt zeigte,<lb/> habe ich der Sache keine weitere Folge gegeben, als daß ich in der „Rhein. Ztg.“<lb/> einigemal auf die Umtriebe franzöſiſcher Agenten am Rhein hinwies.“ Ebenſo<lb/> haben die andern in dem Brief genannten Herren die behaupteten Unterhand-<lb/> lungen mit Curtis in Abrede geſtellt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Prinz Friedrich Karl reſidirt bekanntlich mit ſeiner Familie im königl.<lb/> Schloſſe zu Berlin. Gegenwärtig geht jedoch der Prinz mit dem Gedanken um<lb/> ein eigenes Palais zu erbauen, und hat dazu ein großartiges Grundſtück in der<lb/> faſhionableſten Gegend der Hauptſtadt, am Wilhelmsplatz, in unmittelbarer Nach-<lb/> barſchaft ſeines Vaters, des Prinzen Karl, erworben. Noch im Laufe dieſes Monats<lb/> beabſichtigt der Prinz eine längere Reiſe nach Italien und nach dem Orient anzu-<lb/> treten. — Der auch als juriſtiſcher Schriftſteller bekannte Obertribunalrath<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Goltdammer iſt, gerade 72 Jahre alt, am Freitag geſtorben. — Der „Reichs-<lb/> Anzeiger“ hat vorgeſtern die Ernennung des Hrn. Aegidi zum wirkl. Geh. Lega-<lb/> tionsrath und vortragenden Nath im auswärtigen Amte, ſowie von 73 Friedens-<lb/> richtern in Elſaß-Lothringen amtlich angezeigt.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>(—) <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 7 Jan.</dateline><lb/> <p>Bekanntlich haben die Bundesrathsausſchüſſe für<lb/> Verfaſſung und Juſtizweſen den Beſchluß des Reichstages, betreffend die Ansdeh-<lb/> nung der Competenz der Reichsgeſetzgebung auf das geſammte bürgerliche Recht<lb/> und die Gerichtsorganiſation mit einer Mehrheit abgelehnt welche für das Schick-<lb/> ſal desſelben im Plenum vollſtändig entſcheidend iſt. Die Mehrheit hat ſich dabei<lb/> zum Theil dieſelben Gründe angeeignet welche vom Reichskanzler früher wie-<lb/> derholt gegenüber unbequemen Forderungen der liberalen Reichstagsparteien<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0004]
ſetzten den gebührenden Reſpect und Gehorſam leiſten, deren Befehle ohne Widerrede
und unverdroſſen vollziehen, im Kriege wie im Frieden, zu Waſſer und zu Land, bei
Tag und bei Nacht, auf Märſchen und Wachen, bei Belagerungen, in Stürmen und
Schlachten, überhaupt bei allen Gelegenheiten als tapfere und treue Soldaten euch er-
weiſen, eure Fahne (Standarte) niemals treulos und meineidig verlaſſen, vielmehr ſie
ſtets muthig vertheidigen und euch nach Vorſchrift der Kriegsgeſetze jederzeit ſo beneh-
men wollet wie es ehrliebenden Soldaten geziemt. Auch ſchwört ihr im Kriege den Be-
fehlen Sr. Maj. des Deutſchen Kaiſers als Bundesfeldherrn unbedingt Folge zu leiſten.“
Hiezu iſt die Stabung:
„Ich ſchwöre zu Gott dem Allmächtigen daß ich alles dasjenige was mir ſo eben
vorgehalten worden, und was ich wohl verſtanden habe, genau befolgen will, ſo wahr
mir Gott helfe und ſein heiliges Wort.“
⌗ Aus Baden, 7 Jan.
Die unter der Aegide der Führer der Natio-
nalliberalen herausgegebene „Bad. Corr.“ hat in ihren Neujahrsbetrachtungen
auf die Bedeutungsloſigkeit der ultramontanen und der demokratiſchen Oppoſition in
unſerer Kammer hingewieſen und daraus die unerſchütterte Stärke des Miniſte-
riums abgeleitet. Es möchte aber doch daraus zu viel gefolgert ſein, und wir
können beim Beginn des Jahres nicht umhin die Dinge etwas näher ins Auge
zu faſſen. Das Einführungsgeſetz zum Strafgeſetzbuch iſt allerdings zuletzt mit
einer großen Mehrheit angenommen worden, aber man hüte ſich daraus auf ein
Vertrauensvotum zu ſchließen. Art. 20 war kurz vorher, trotz des Widerſpruchs
des Miniſteriums, mit erheblicher Mehrheit verworfen worden, und wenn die
zweite Kammer endlich den Artikel annahm, ſo geſchah es weder aus Ueber-
zeugung noch aus Willfährigkeit, ſondern allein unter dem Druck der Verhältniſſe.
In der erſten Kammer, deren Zuſammenſetzung dem Miniſterium eine Gewähr für
Zuſtimmung zu ihren Vorlagen bildet, war der Artikel wiederhergeſtellt worden,
und da die Feiertage und das Neujahr, wo das Geſetz in Geltung zu treten hatte,
nahe waren, ſo ſagte die zweite Kammer ſchließlich nothgedrungen auch ja, indem
man die ſichere Ueberzeugung ausſprach daß der Neichstag den Artikel wieder
beſeitigen werde. Nun iſt dazu ein neuer Zwieſpalt gekommen, der ſich
nicht in gleicher Weiſe beſeitigen laſſen wird. Unſere Negierung hat nämlich im
November vor. Is. einen Vertrag mit Bayern über mehrere gegenſeitige Eiſenbahn-
Verbindungen abgeſchloſſen, welcher dem Landtag am 7 December vorgelegt
wurde und der bis zum 23 Januar ratificirt ſein ſoll. Nun hat aber die zweite
Kammer, die bis zum 22 d. M. vertagt iſt, dieſen Vertrag noch gar nicht in Be-
rathung genommen, obſchon die Regierung gehofft hatte daß dieß ſo kurzer Hand
geſchehen werde, und wir hören aus den betreffenden Abgeordnetenkreiſen daß die
Kammer überhaupt nicht geneigt iſt ſich damit zu beeilen, weil ſie ſehr über das
geſammte Eiſenbahnweſen verſtimmt iſt, und keine neuen Eiſenbahnen mehr bewil-
ligen will bevor für gründliche Reformen Garantien geboten ſind. Kein Land
hat ſchlimmere Erfahrungen in dieſen Dingen gemacht, und wenn man auch
dem gegenwärtigen Miniſterium die vielen Bauſünden nicht zur Laſt legen
will und kann, ſo will man doch Sicherheit vor der Wiederkehr von dergleichen und
eine durchgreifende Reorganiſation der Verwaltung, des Betriebs und ſelbſt der leiten-
den Perſönlichkeiten. Im Schoße der betreffenden Commiſſion ſoll beantragt wer-
den an das Miniſterium das Verlangen zu ſtellen: die Eiſenbahnen entweder zu
verkaufen oder zu verpachten, oder doch ſolche Reformen einzuführen daß das Land
einmal Garantien für eine rationelle Aufſtellung der Routen und beſſeren Betrieb er-
halte. Wir würden zwar beiden erſteren Verlangen unſere Billigung nicht er-
theilen können, das dritte aber iſt nur zu nothwendig, und wir ſprechen den
allgemeinen Wunſch des Landes aus wenn wir das Handelsminiſterium und die
Direction der Verkehrsanſtalten mit ganz anderen Perſönlichkeiten beſetzt wünſch-
ten. Jedenfalls wird der wiederzuſammentretende Landtag ſehr ernſte Discuſ-
ſionen darüber eröffnen. — Die Einführung der neuen Maße und Gewichte iſt
mit weniger Schwierigkeiten vor ſich gegangen als man befürchtete; aber die
Wirthe und Kaufleute waren auch gleich auf ihren Vortheil bedacht, haben ſich in
den verſchiedenen Städten über gleiche Preiserhöhungen verſtändigt, und das Publi-
cum hat den Schaden. Nach genauer Reduction würde z. B. von dem bisherigen
Wein zu 12 kr. per Schoppen das Liter 32 kr. koſten, es wird aber zu 36 kr. ausge-
ſchenkt, und dadurch machen die Wirthe auf einen Schlag einen Profit von 10 fl.
per Ohm. Dieß wäre in den meiſten Fällen nicht ſo gekommen wenn wir zu
gleicher Zeit die Silbermark mit den verſchiedenen Pfennigſtücken erhalten hätten,
da dann eine richtige Ausgleichung leichter wäre. Auch der Uebergang zur Reichs-
poſt hat ſich ganz unbemerkbar vollzogen, und von der Entfernung ſo vielen alten
Schlendrians iſt noch nichts zu ſehen. In den Städten iſt noch Mittags 12 bis
2 Uhr der Schalter geſchloſſen, ein einziger Schalterbeamter muß die Briefe und
Auszahlungen beſorgen, wobei das ſich drängende Publicum oft eine Stunde lang
auf die Abfertigung warten muß, und wenn wir auch ſonſt nichts von dem zur
Mode gewordenen Hereinziehen von Preußen in unſere beſten Stellen wiſſen
wollen, ſo möchten wir doch wünſchen daß in unſere Städte baldmöglichſt tüchtige
Poſtvorſtände aus Preußen kämen. — Unſere Zeitungen meldeten in den letzten
Tagen daß aus den Garniſonsſtädten des Oberlandes ſo manche Soldaten deſer-
tirten, an 40 Fälle in kürzeſter Zeit, und ein Blatt will wiſſen daß das Regiment
in Conſtanz deßhalb nach Spandau verlegt werden dürfte. Als Grund der De-
ſertion führt man übermäßige Anſtrengung im Dienſt und herabſetzendes Be-
ſchimpfen durch die Vorgeſetzten an, und wenn auch manches davon übertrieben
ſein mag, ſo weiß man doch auch aus anderen Garniſonen ähnliches, und es
ſollte von oben herab auf Abſtellung ſolcher Dinge gewirkt werden. Der Süd-
deutſche verträgt eben eine ſo rückſichtsloſe Strammheit nicht wie der daran ge-
wohnte Norddeutſche, und dieſes Naturell kann leicht berückſichtigt werden ohne der
Sache und dem Dienſt etwas zu vergeben.
* Berlin, 7 Jan.
Profeſſor Theodor Mommſen iſt höchlich indignirt
darüber daß ihm eine „Mitſchuld“ an Napoleons „Cäſar“ beigemeſſen worden iſt.
Er hat der Redaction der „Voſſiſchen Zeitung“ folgenden Brief zugehen laſſen, der
an Aufrichtigkeit gewiß nichts zu wünſchen übrig läßt:
„Geehrter Hr. Redacteur! Ich finde in der franzöſiſchen Correſpondenz Ihres
heutigen Blattes den Auszug aus einem jetzt durch die Pariſer Blätter die Nunde ma-
chenden Artikel der mich betrifft. Demſelben zufolge hat der Krieg mich des mir von
dem Kaiſer Napoleon für meine Beihülfe an dem „Leben Cäſars“ ausgeſetzten Jahres-
gehalts von 10,000 Fr. beraubt. Ich habe mich ferner nach dem Frieden an Hrn. Re-
nan gewendet, um die Fortführung dieſer Studien durch die Pariſer Akademie und den
Fortbezug dieſer Penſion zu erwirken, jedoch ohne guten Erfolg. Der Correſpondent
knüpft daran die wohlmeinende Bemerkung daß ich nicht verfehlen werde dieſen verleum-
deriſchen Anſchuldigungen die gebührende Abweiſung widerfahren zu laſſen. Einer ſol-
chen directen Aufforderung der deutſchen Preſſe nicht Folge zu leiſten, könnte, ich will
nicht ſagen mißverſtanden werden, aber doch ſeltſam erſcheinen. Ich will denn alſo
erklären daß ich nie für Napoleons „Leben Cäſars“ eine Zeile geſchrieben habe, noch
ſonſt in irgendeiner Weiſe dafür thätig geweſen bin; daß ich nie von der franzöſiſchen
Regierung oder dem Kaiſer perſönlich auch nur einen Franken empfangen, vielmehr bei
einer beſtimmten, an ſich völlig legitimen Veranlaſſung (es handelte ſich um die Heraus-
gabe der Werke Borgheſi’s), die mir von dem dortigen Gouvernement angebotene litera-
riſche Vergütung zurückgewieſen habe, um möglichen Mißdeutungen aus dem Wege zu
gehen; daß ich endlich zwar nach dem Frieden mich pflichtmäßig bemüht habe das früher
zwiſchen den Akademien von Berlin und Paris beſtandene gute Einvernehmen, insbeſondere
in Betreff des Inſchriftenwerkes nach Möglicheit wiederherzuſtellen, daß dabei aber weder
Napoleons „angefangene Studien“ noch irgendeine Geldfrage in Betracht gekommen ſind.
Ich würde dieſe Erklärung nicht abgegeben haben wenn jene deutſche Correſpondenz ſie
mir nicht abgefordert hätte. Für die Aeußerungen der franzöſiſchen Preſſe habe ich keine
Antwort, und nicht etwa bloß ihrer Albernheit wegen, wie denn dieſer letzte Article de
Paris nicht verfehlen kann in allen der literariſchen Verhältniſſe einigermaßen kundigen
Kreiſen Heiterkeit zu erregen, theils wegen der mir darin beigemeſſenen Mitſchuld an
Napoleons Cäſar, theils wegen des feinen Gedankens die unterbrochenen „Studien“ des
Ex-Kaiſers durch die Pariſer Akademie vollenden zu laſſen. Es iſt eine ernſthaftere Er-
wägung die mir gegen ſolche Angriffe Schweigen auferlegt. Seit dem letzten Kriege hat
der Pariſer Klatſch und ſein Niederſchlag, die franzöſiſche Preſſe, es ſich zum Syſtem
gemacht gefälſchte und, wenn ſie wahr wären, ehrenrührige Thatſachen gegen die in
Frankreich bekannten und dort mißliebigen deutſchen Gelehrten in Umlauf zu ſetzen.
Was mich betrifft, ſo könnte ich, wenn ich es der Mühe worth hielte, von Pasquillen
dieſer Art erbauliche Proben vorlegen, und die in gleicher Lage Befindlichen haben ähn-
liche Erfahrungen gemacht. Eine öffentliche Meinung an welche der Deutſche in Frank-
reich appelliren könnte gibt es nicht mehr. Wie es meritoriſch zu ſein ſcheint den dort
anweſenden Deutſchen todtzuſchlagen, ſo ſcheint es gleichfalls der Patriotismus zu for-
dern den Abweſenden um ſeine Ehre zu bringen, indem man Verleumdungen gegen ihn
theils erfindet, theils verbreitet, theils dazu ſchweigt. Wenn der Zweck iſt den Deut-
ſchen gleichgültig gegen das zu machen was man in Frankreich auf ſeine Rechnung er-
zählt, ſo iſt er nahezu erreicht. Unſere Landsleute aber werden es billigen wenn der
deutſche Gelehrte jeden aus franzöſiſcher Quelle ſtammenden Bericht über deutſche Per-
ſönlichkeiten behandelt wie eine liguriſche Inſchrift, zu deren Kritik die Angabe der Quelle
ausreicht. Berlin, 3 Januar 1872. Th. Mommſen.“
Zu einer Rechtfertigung ähnlicher Art hat ſich vor kurzem der frühere Redac-
teur der „Rheiniſchen Zeitung,“ Hr. Bürgers, veranlaßt geſehen, der beſchuldigt
wurde franzöſiſche Subventionen erhalten zu haben. Es iſt nämlich jüngſt ein
Schreiben des ehemaligen Conſuls Curtis an den Ex-Kaiſer veröffentlicht worden,
der über die von dieſem Agenten gemachten Beſtechungsverſuche intereſſante Auf-
ſchlüſſe gibt, das Schreiben lautet:
„Paris, den 21 Mai 1868. Majeſtät! Nach den Befehlen die Ew. Maj. mir
zu ertheilen geruhten, habe ich die Ehre nachſtehend ein nach meinem Ueberſchlag ge-
fertigtes Koſtenverzeichniß der Beträge zu unterbreiten mit welchen die Perſonen mit
denen ich unterhandelt habe gewonnen werden können, unter Vorbehalt jedoch der Aen-
derungen welche Ew. Maj. zu treffen belieben würden. Dr. Sauſen, „Mainzer Jour-
nal,“ 5000 Francs jährlich. Die „Neue Zeitung in Speyer,“ welche Hr. Sauſen über-
nehmen würde, 3000 bis 4000 Francs jährlich. Das „Echo der Gegenwart“ in Aachen
5000 Frcs. jährlich. Die „Nheiniſche Zeitung“ in Köln, das bedeutendſte Blatt. Um
ſich die Mitwirkung ſeines Redacteurs, Hrn. H. Bürgers, eines angeſehenen Mannes zu
verſchaffen, müßte man etwa 5000 Frcs für das Quartal aufwenden, was im ganzen eine
Ausgabe machen würde von ungefähr 22 bis 23,000 Frcs. Nach den mit dieſen
Herren getroffenen Vereinbarungen habe ich mich verpflichtet ihnen die Gelder quartal-
weiſe auszuzahlen, und zwar unter verſchiedenen Adreſſen im Ausland und namentlich
in England, damit die Quelle aus welcher dieſe Gelder fließen vollſtändig verborgen
bleibe. Nach geſchehener Auszahlung werde ich mich beehren die Quittungen über meine
Zahlungen in die Hände derjenigen Vertrauensperſon welche Ew. Maj. mir bezeichnen
wird zu übergeben. Um die Aufmerkſamkeit der preußiſchen Poſt nicht zu erwecken,
würde ich es auch übernehmen, wenn Ew. Maj. es wünſchen, in meinem Namen auf
jedes dieſer Blätter zu abonniren, um ſie dann in die Hände Ew. Maj. gelangen zu
laſſen, damit Ew. Maj. in den Stand geſetzt wären die Arbeit jener Herren zu contro-
liren. Genehmigen Ew. Maj. die Verſicherung der tiefſten Ehrfurcht Ihres unterthä-
nigen und gehorſamen Dieners Curtis.“
Darauf erklärt nun Hr. Bürgers: daß der ehemalige Conſul Curtis aller-
dings im Anfang des Jahres 1868 auf der Redaction der „Rhein. Ztg.“ erſchienen
ſei, und mit Hrn. Bürgers von einer Subvention ſeitens des Kaiſers Napoleon
für den Fall geſprochen habe daß die „Rhein. Ztg.“ in dem Streite zwiſchen Bismarck
und Napoleon, wie er ſich ausdrückte, eine neutrale Haltung beobachten wollte.
„Ich habe“ — ſagt Hr. Bürgers dann — „den Mann natürlich nur angehört um
ihn auszuforſchen und abzuweiſen. Da er ſich in keiner Weiſe legitimirt zeigte,
habe ich der Sache keine weitere Folge gegeben, als daß ich in der „Rhein. Ztg.“
einigemal auf die Umtriebe franzöſiſcher Agenten am Rhein hinwies.“ Ebenſo
haben die andern in dem Brief genannten Herren die behaupteten Unterhand-
lungen mit Curtis in Abrede geſtellt.
Prinz Friedrich Karl reſidirt bekanntlich mit ſeiner Familie im königl.
Schloſſe zu Berlin. Gegenwärtig geht jedoch der Prinz mit dem Gedanken um
ein eigenes Palais zu erbauen, und hat dazu ein großartiges Grundſtück in der
faſhionableſten Gegend der Hauptſtadt, am Wilhelmsplatz, in unmittelbarer Nach-
barſchaft ſeines Vaters, des Prinzen Karl, erworben. Noch im Laufe dieſes Monats
beabſichtigt der Prinz eine längere Reiſe nach Italien und nach dem Orient anzu-
treten. — Der auch als juriſtiſcher Schriftſteller bekannte Obertribunalrath
Dr. Goltdammer iſt, gerade 72 Jahre alt, am Freitag geſtorben. — Der „Reichs-
Anzeiger“ hat vorgeſtern die Ernennung des Hrn. Aegidi zum wirkl. Geh. Lega-
tionsrath und vortragenden Nath im auswärtigen Amte, ſowie von 73 Friedens-
richtern in Elſaß-Lothringen amtlich angezeigt.
(—) Berlin, 7 Jan.
Bekanntlich haben die Bundesrathsausſchüſſe für
Verfaſſung und Juſtizweſen den Beſchluß des Reichstages, betreffend die Ansdeh-
nung der Competenz der Reichsgeſetzgebung auf das geſammte bürgerliche Recht
und die Gerichtsorganiſation mit einer Mehrheit abgelehnt welche für das Schick-
ſal desſelben im Plenum vollſtändig entſcheidend iſt. Die Mehrheit hat ſich dabei
zum Theil dieſelben Gründe angeeignet welche vom Reichskanzler früher wie-
derholt gegenüber unbequemen Forderungen der liberalen Reichstagsparteien
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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