Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 10. Januar 1872.[Spaltenumbruch]
mit Nachdruck geltend gemacht worden sind. Es gehört dahin namentlich das dem # Aus dem Elsaß, 7 Jan. Man braucht kein Optimist zu sein um Oesterreichisch-ungarische Monarchie. * Aus Oesterreich, 8 Jan. Die kürzlich erwähnte mehrfach ergangene "Einige mir gestern Abends zugekommene Wiener Blätter beschäftigen sich mit Die polnischen Abgeordneten haben den Beschluß gesaßt in der nächsten Der Präsident des Wiener Central-Actions-Comite's der Altkatholiken hatte In Ungarn hat sich eine Agitation der Industriellen und Handwerker er- i Wien, 8 Jan. Von den Debatten in der Adreßcommission des Abge- ÷ Wien, 8 Jan. Die nächste Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses [Spaltenumbruch]
mit Nachdruck geltend gemacht worden ſind. Es gehört dahin namentlich das dem □ Aus dem Elſaß, 7 Jan. Man braucht kein Optimiſt zu ſein um Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie. * Aus Oeſterreich, 8 Jan. Die kürzlich erwähnte mehrfach ergangene „Einige mir geſtern Abends zugekommene Wiener Blätter beſchäftigen ſich mit Die polniſchen Abgeordneten haben den Beſchluß geſaßt in der nächſten Der Präſident des Wiener Central-Actions-Comité’s der Altkatholiken hatte In Ungarn hat ſich eine Agitation der Induſtriellen und Handwerker er- ȋ Wien, 8 Jan. Von den Debatten in der Adreßcommiſſion des Abge- ÷ Wien, 8 Jan. Die nächſte Plenarſitzung des Abgeordnetenhauſes <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jComment" n="3"> <p><pb facs="#f0005" n="133"/><cb/> mit Nachdruck geltend gemacht worden ſind. Es gehört dahin namentlich das dem<lb/> Verlangen nach Herſtellung verantwortlicher Reichsminiſterien entgegengehaltene<lb/> Motiv: daß man an der kaum lebensfähig gewordenen Reichsverfaſſung nicht ſchon<lb/> wieder rütteln dürfe. Ganz dieſelben Einwendungen wurden auch den Wünſchen<lb/> der Fortſchrittspartei nach Aufnahme von Grundrechten in die Reichsverfaſſung<lb/> entgegengeſetzt. Der Einſpruch welchen die von Preußen vertretene Minderheit<lb/> jetzt gegen das Votum der Mehrheit in formeller wie in materieller Beziehung er-<lb/> hoben hat, ſtellt außer Zweifel daß der damalige Standpunkt des Reichskanzlers<lb/> heute ein überwundener iſt. Um ſo erklärlicher iſt es wenn die Einzelſtaaten<lb/> welche noch Werth auf die Erhaltung der ihnen belaſſenen Hohheitsrechte legen,<lb/> keine Beruhigung aus der Verſicherung ſchöpfen können daß ein Hinausgehen der<lb/> Reichsgeſetzgebung über das für die Löſung ihrer Aufgabe nöthige Maß nicht zu<lb/> befürchten ſei. Wenn die Minderheitserklärung von der Anſicht ausgeht daß ohne<lb/> Uebergriffe in das übrige bürgerliche Recht eine gedeihliche Löſung der für das<lb/> Obligationen-, Handels- und Wechſelrecht geſtellten Aufgabe nicht möglich ſei, ſo<lb/> rechtfertigte eine ſolche Schwierigkeit doch kaum ein Verlangen das in ſeinen Con-<lb/> ſequenzen allerdings auf eine vollſtändige Lahmlegung der Particulargeſetzgebung<lb/> hinausläuft. (?) Allein jene Schwierigkeit iſt überhaupt vielleicht nicht einmal ſo<lb/> ernſter Natur als man glauben machen will. — Der mit einer Prinzeſſin Salm<lb/> vermählte frühere ſpaniſche Botſchafter am ruſſiſchen Hofe, Herzog v. Oſſuña, einer<lb/> der reichſten Granden Spaniens, wird für den Reſt des Winters ſeinen Aufent-<lb/> halt in Berlin nehmen. Die erſten Secretäre der ſpaniſchen Geſandtſchaften in<lb/> Berlin und Wien, die HH. Diaz und Caſtellanos, wechſeln ihre Poſten. — Aus<lb/> Stuttgart iſt der bei den Frankfurter Friedensverhandlungen thätig geweſene Le-<lb/> gationsrath Graf Uexküll hier eingetroffen.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>□ <hi rendition="#b">Aus dem Elſaß,</hi> 7 Jan.</dateline><lb/> <p>Man braucht kein Optimiſt zu ſein um<lb/> mit dem neuen Gang der Dinge in den Reichslanden zufrieden zu ſein. Die end-<lb/> liche Feſtſtellung der Verwaltungsorganiſation iſt ein willkommenes Neujahrs-<lb/> geſchenk, dem wir allerdings lange genug mit Sehnſucht entgegengeſchaut hatten<lb/> Sowie ſie nun ausgefallen iſt, muß ſie alle diejenigen befriedigen die es mit dem<lb/> Wohl des Elſaßes redlich meinen. Als eine glückliche Beſtimmung müſſen wir<lb/> diejenige bezeichnen die einen beſondern Bezirk „Ober-Elſaß“ mit der Hauptſtadt<lb/> Colmar beibehält. Eine Auflöſung desſelben in das Departement Unter-Elſaß<lb/> hätte nur bei Verkennung ſeiner durchgreifenden induſtriellen Eigenthümlichkeit<lb/> und ſeines gänzlich verſchiedenen Volkscharakters ſtattfinden können. Nicht min-<lb/> der günſtig iſt die Beibehaltung der vor mehr als einem Jahr ſchon feſtgeſetzten<lb/> Kreiseintheilung aufgenommen worden. Die Gerüchte von Veränderungen der<lb/> Kreisſtädte und Verſchiebungen der Gränzen, die jeden Augenblick die Beamten<lb/> ſowohl als die Bevölkerung auflösten, werden nun hoffentlich verſtummen.<lb/> Das größte Gewicht müſſen wir aber darauf legen daß der Mittelpunkt der Ver-<lb/> waltung ins Elſaß ſelber verſetzt iſt. Zu wiederholtenmalen haben wir in der<lb/> „Allg. Ztg.“ auf die Nothwendigkeit einer ſolchen Beſtimmung hingewieſen, wo-<lb/> fern der rechte Mann gefunden werden könnte, deſſen perſönlicher Charakter und<lb/> adminiſtrative Tüchtigkeit die nöthigen Garantien gegen Mißbrauch der ausge-<lb/> dehnten in ſeiner Hand zu vereinigenden Befugniſſe bieten würde. Daß dieſer<lb/> Mann in der Perſon des jetzigen Oberpräſidenten Hrn. v. Möller gefunden ſei,<lb/> dürfte nach einer dreimonatlichen Erfahrung auch bei höchſtgeſtellten Forderungen<lb/> nicht mehr beſtritten werden. Mochte auch die Vorſichtigkeit in ſeiner Regierungs-<lb/> weiſe mitunter als übertriebene Umſtändlichkeit erſcheinen, ſie erwies ſich am Ende<lb/> doch als gerechtfertigt, und ſo möchte jetzt auch ſeine Zögerung, das Verlangen der Be-<lb/> amten nach ihrer definitiven Ernennung zu befriedigen, nicht ohne Grund ſein.<lb/> Daß man höhern Orts von der großen Tragweite dieſer Ernennungen durchdrun-<lb/> gen iſt, kann die Bevölkerung nur mit Genugthuung erfüllen. — Der Aufſchwung<lb/> der Geſchäfte, nicht nur in Mühlhauſen, ſondern auch im Unter-Elſaß übertrifft<lb/> alle Erwartungen. Die in Straßburg ſo zahlreichen kleinen Gewerbe ſind raſch<lb/> aufgeblüht, und es ſind uns manche Häuſer bekannt die in den letzten drei Monaten<lb/> des verfloſſenen, Jahres mehr Geſchäfte machten als ſonſt in einem ganzen Jahr.<lb/> Daß unter ſolchen Verhältniſſen die Stimmung ſich raſch hebt, dürfte niemanden<lb/> wundern. Nur darf man dieſelbe nicht nach dem Lärm abmeſſen den die in<lb/> öffentlichen Blättern viel zu viel beſprochene Predigt des Profeſſors Lichtenberger<lb/> vor einigen Wochen machte. Man hat vergeſſen daß der Eindruck den ſie hervor-<lb/> rief ſich mehr in ſentimentalem Weibergeheul als in der nüchternen Beiſtimmung<lb/> überlegender Männer kundgab. Immerhin wollen wir nicht verkennen daß die<lb/> Militärfrage zur Zeit einen ſchwarzen Punkt, aber auch den einzigen, am reichs-<lb/> ländiſchen Horizont bildet.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Aus Oeſterreich,</hi> 8 Jan.</dateline><lb/> <p>Die kürzlich erwähnte mehrfach ergangene<lb/> Aufforderung zu einer Anklage des Miniſteriums Hohenwart hatte das Tſchechen-<lb/> blatt „Nar. Liſty“ zu der Drohung veranlaßt: es könnten leicht im Lauf eines<lb/> dießfälligen Proceſſes vom Grafen Hohenwart Enthüllungen ausgehen welche die<lb/> Krone compromittiren würden. Darauf hin gibt Graf Hohenwart ſelbſt im<lb/> „Wanderer“ folgende Erklärung ab:</p><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p>„Einige mir geſtern Abends zugekommene Wiener Blätter beſchäftigen ſich mit<lb/> einem Artikel der „Narodni Liſty,“ der angeblich Mittheilungen darüber bringt was ich<lb/> im Fall einer gegen mich erhobenen Miniſteranklage aus meinen Papieren nachweiſen<lb/> würde. Ich ſehe mich dadurch veranlaßt die löbliche Redaction um die Aufnahme der<lb/> Erklärung zu erſuchen: daß ich erſt durch die Wiener Blätter von obigem Artikel der<lb/> „Narodni Liſty“ Kenntniß erhielt, und weder dieſem Blatte noch irgend jemandem die<lb/> Einſicht meiner Papiere gewährte, oder Mittheilung darüber machte was ich einer Mini-<lb/> ſteranklage gegenüber zu thun gedächte. Es wird mir daher wohl auch geſtattet ſein<lb/> den journaliſtiſchen Erörterungen hierüber fern zu bleiben.</p> <dateline>Gmunden, 7 Jan. 1872.</dateline><lb/> <byline><hi rendition="#g">Karl</hi> Graf <hi rendition="#g">Hohenwart.</hi>“</byline> </div> </body> </floatingText> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die polniſchen Abgeordneten haben den Beſchluß geſaßt in der nächſten<lb/> Sitzung zu erſcheinen, nur der Abg. Zarnik wollte ſich dieſem Beſchluſſe nicht fügen<lb/> und legte ſein Mandat nieder. Die „Gazeta Narodowa“ fährt fort zu hetzen, und<lb/> gibt den polniſchen Abgeordneten den Rath gegen die Adreſſe zu ſtimmen, wenn<lb/> Wahlreform und galiziſche Frage mit einander verquickt würden, wie die Verfaſ-<lb/> ſungspartei beabſichtige.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Der Präſident des Wiener Central-Actions-Comit<hi rendition="#aq">é</hi>’s der Altkatholiken hatte<lb/> geſtern eine längere Audienz bei dem Cultusminiſter Stremayr, welcher in erſter<lb/> Nichtung die großen Schwierigkeiten betonte die ſich der katholiſchen Reformbewe-<lb/><cb/> gung in der beſtehenden Geſetzgebung gegenüberſtellen; dieſe aber dürften nach-<lb/> gerade aus dem Wege zu räumen ſein, wenn nur erſt der Staat vom Joche des<lb/> Romanismus befreit wäre. Nachdem der Präſident der Altkatholiken dargelegt<lb/> daß ſich die Reformbewegung in Oeſterreich-Ungarn innerhalb des Münchener Pro-<lb/> gramms, innerhalb der katholiſchen Kirche vollziehe, beantwortete er noch eine<lb/> Frage des Cultusminiſters über das Kirchenvermögen, das urſprünglich ein Ge-<lb/> meindevermögen geweſen, durch die Mittheilung: daß ſich demnächſt alle altkatholi-<lb/> ſchen Gemeinden Weſtöſterreichs, 73 an der Zahl, dießbezüglich mit Petitionen an<lb/> den Reichsrath wenden würden. Der Cultusminiſter ſchloß die Audienz mit der<lb/> Zuſage: daß er der kirchlichen Reformbewegung ſeine volle Aufmerkſamkeit zu-<lb/> wenden werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>In Ungarn hat ſich eine Agitation der Induſtriellen und Handwerker er-<lb/> hoben, um eine kräftigere Vertretung ihrer Specialintereſſen im nächſten ungari-<lb/> ſchen Reichstag zu erzielen, zu welchem Zwecke das imperative Mandat Victor<lb/> Hugo’s für Ungarn adoptirt werden ſoll. Im übrigen bildet in den ungariſchen<lb/> Blättern vorwiegend die croatiſche Frage das Hauptthema der Discuſſion. Das<lb/> Organ der Deakpartei, „Peſti Naplo,“ verfolgt in einem retroſpectiv gehaltenen<lb/> Artikel die croatiſche Bewegung ſeit dem 1868er Ausgleich. Die Großmuth der<lb/> Ungarn, die den croatiſchen Brüdern das weiße Blatt hingehalten und ſeither<lb/> Millionen zum Bau von Eiſenbahnen und zur Hebung der Cultur an den<lb/> Ufern der Drau verwendet haben, ſei von den Croaten mit Undank, Haß<lb/> und Agitationen gegen die Stephanskrone vergolten worden. Die Regie-<lb/> rung Hohenwarts habe den Uebermuth der croatiſchen Oppoſition bis auf die<lb/> äußerſte Spitze getrieben; den Höhepunkt der Auflehnung der croatiſchen National-<lb/> Partei bezeichne ihr Manifeſt vom 20 September und der Oguliner Aufſtand. Der<lb/> Sturz Hohenwarts habe auch in den Reihen der croatiſchen Oppoſition eine Ernüch-<lb/> terung herbeigeführt, ſo daß ſie ſelbſt eine Einlenkung in die Bahnen der Verfaſſung<lb/> und des Geſetzes verſucht hätten. Lonyay habe nun ſeinerſeits weder in formeller<lb/> noch in materieller Beziehung eine Abweichung von dem Unionsgeſetze geſtattet; auf<lb/> der Seite der croatiſchen Oppoſition wieder ſei die Kluft zwiſchen Septembermani-<lb/> feſt und Unionsgeſetz zu groß, ſo daß die croatiſchen Radicalen, wenn auch im ſtil-<lb/> len die Luſt, ſo doch nicht den Muth in ſich gefühlt hätten dieſen unvermittelten<lb/> Sprung zu wagen. So ſeien die Wiener Conferenzen erfolglos geblieben. Auch<lb/> Lonyay’s Verſuch eine Fuſion zwiſchen den Unioniſten und Nationalen zu vermit-<lb/> teln, ſei mit der ausweichenden Antwort der Nationalen auf die Forderung der<lb/> Unioniſten, ihnen einige Landtagsmandate abzutreten, ſo gut als geſcheitert zu be-<lb/> trachten. Wohl würden in Peſt die Verhandlungen fortgeſetzt werden; „Naplo“<lb/> ſtellt ihnen aber kein günſtiges Horoſkop, und fordert Lonyay auf in keinem Falle<lb/> ſich mit den Nationalen auf Koſten der Unioniſten auszugleichen.</p><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>ȋ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 8 Jan.</dateline><lb/> <p>Von den Debatten in der Adreßcommiſſion des Abge-<lb/> ordnetenhauſes geſtern Abend wiſſen wir vorläuſig nur daß ſie ſehr lebhaft geweſen,<lb/> und nicht, wie es die Abſicht war, in einer einzigen Sitzung haben zu Ende geführt<lb/> werden können. Es erklärt ſich dieß übrigens zur Genüge einerſeits durch das<lb/> rückſichtsvolle Sträuben eines Theils der Mitglieder, den allgemeinen Verheißun-<lb/> gen der Thronrede einen detaillirteren und nicht bloß in ſeinen Zielen, ſondern<lb/> auch in der Zeit ſeiner Durchführung feſter begränzten Actionsplan entgegenzu-<lb/> ſtellen, und andererſeits durch die weſentlich veränderte Sachlage welche die Hal-<lb/> tung der Polen geſchaffen, und welche es als angezeigt erſcheinen läßt das Eiſen<lb/> der galiziſchen Frage gerade jetzt zu ſchmieden, wo es am heißeſten iſt. Ein Ver-<lb/> treter der Regierung war in der Sitzung nicht erſchienen, und es ſind mithin auch<lb/> die Anſchauungen und Abſichten der Regierung noch zu keinem weiteren unmittel baren<lb/> Ausdruck gelangt; ſo viel indeß äußerlich verlauten will, ſoll ſie freilich die materielle<lb/> Connexität der Wahlreform- und der polniſchen Frage vollſtändig einräumen, aber<lb/> doch Anſtand nehmen ſie zur formell gemeinſamen Behandlung zu bringen, weil<lb/> bei der Erörterung der ſtaatsrechtlichen Stellung Galiziens auch Momente ins<lb/> Auge gefaßt werden müſſen welche nicht lediglich auf innere Nothwendigkeiten zurück-<lb/> zuführen ſind, und weil umgekehrt die directen Wahlen nicht ausſchließlich im Zu-<lb/> ſammenhange mit den polniſchen Forderungen geprüft werden dürfen. — Es war<lb/> vor kurzem die Rede davon daß das Miniſterium ſich mit der Abſicht trage die neue<lb/> Civilproceßordnung des Deutſchen Reiches mit den durch die beſondern öſterreichi-<lb/> ſchen Verhältniſſe gebotenen Modiſicationen dem Reichsrath zur Annahme zu<lb/> empfehlen; es ſcheint indeß daß — vielleicht aus politiſchen Erwägungen — der<lb/> Juſtizminiſter Glaſer ſchließlich Bedenken gehabt hat einen Schritt zu thun welchen<lb/> der Profeſſor Glaſer angerathen, und daß vorläufig nur im Wege der Einzelgeſetz-<lb/> gebung den dringenden Gebrechen der Rechtspflege Abhülfe geſchafft werden ſoll.<lb/> Man erwartet in dieſer Richtung ſpeciell eine Vorlage über eine weitere Abkürzung<lb/> des ordentlichen Proceßverfahrens und über die Einſetzung von Bagatellgerichten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>÷ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 8 Jan.</dateline><lb/> <p>Die nächſte Plenarſitzung des Abgeordnetenhauſes<lb/> dürfte der Einbringung, reſp. erſten Leſung, verſchiedener Regierungsvorlagen ge-<lb/> widmet ſein. Vom Handelsminiſter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Banhans hört man daß er mehrere wich-<lb/> tige Vorlagen vorbereite, wie z. B. eine auf das Bau - und Conceſſionsweſen der<lb/> Eiſenbahnen bezügliche, die vielleicht zu einer Reform unſeres Eiſenbahnweſens<lb/> überhaupt führen dürfte; eine über die Zulaſſung auswärtiger Verſicherungsgeſell-<lb/> ſchaften und endlich eine über die Genoſſenſchaften. Von Seite des Juſtizmini-<lb/> ſters wird zunächſt eine Vorlage über die Handhabung der Diſciplinargewalt über<lb/> Advocatur erwartet. Was die Vorlage betreffend die Abänderung einer Beſtim-<lb/> mung der Bankacte anbelangt, ſo dürfte dieſelbe wohl noch von Hrn. v. Holzgethan<lb/> eingebracht werden, wiewohl es als ausgemacht gilt daß letzterer demnächſt durch<lb/> eine andere Perſönlichkeit erſetzt werden wird. Dieſer Perſonenwechſel hat übri-<lb/> gens keine Eile, denn als Reſſortminiſter hat ſich Hr. v. Holzgethan ja bewährt,<lb/> und die Finanzlage gibt ihm das günſtigſte Zeugniß, und was ſeine politiſche Ge-<lb/> ſinnung anbelangt, ſo kann man ihm wenigſtens nicht zum Vorwurfe machen daß<lb/> er mit dem Miniſterium Hohenwart durch Dick und Dünn gegangen, da er ſich be-<lb/> kanntlich in der tſchechiſchen Frage von den übrigen Cabinetsmitgliedern trennte<lb/> und ſeine Entlaſſung anbot. In Betreff der Creditfrage unterliegt es, obgleich<lb/> ſich gegneriſche Stimmen erheben, kaum einem Zweifel daß die Bewilligung zur<lb/> Ausgabe der 20 Millionen Rente ertheilt werden wird; denn wenn ſich auch das<lb/> Deſicit, in der Weiſe wie man erwartet, als vermindert herausſtellen ſollte, ſo<lb/> muß doch die Finanzverwaltung für alle Fälle gedeckt ſein. — Die galiziſche und<lb/> die Wahlreform-Frage werden wahrſcheinlich einem beſonderen Verfaſſungsausſchuß<lb/> überwieſen werden, zu deſſen Wahl in der nächſten Reichsrathsſitzung geſchritten<lb/> werden wird.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0005]
mit Nachdruck geltend gemacht worden ſind. Es gehört dahin namentlich das dem
Verlangen nach Herſtellung verantwortlicher Reichsminiſterien entgegengehaltene
Motiv: daß man an der kaum lebensfähig gewordenen Reichsverfaſſung nicht ſchon
wieder rütteln dürfe. Ganz dieſelben Einwendungen wurden auch den Wünſchen
der Fortſchrittspartei nach Aufnahme von Grundrechten in die Reichsverfaſſung
entgegengeſetzt. Der Einſpruch welchen die von Preußen vertretene Minderheit
jetzt gegen das Votum der Mehrheit in formeller wie in materieller Beziehung er-
hoben hat, ſtellt außer Zweifel daß der damalige Standpunkt des Reichskanzlers
heute ein überwundener iſt. Um ſo erklärlicher iſt es wenn die Einzelſtaaten
welche noch Werth auf die Erhaltung der ihnen belaſſenen Hohheitsrechte legen,
keine Beruhigung aus der Verſicherung ſchöpfen können daß ein Hinausgehen der
Reichsgeſetzgebung über das für die Löſung ihrer Aufgabe nöthige Maß nicht zu
befürchten ſei. Wenn die Minderheitserklärung von der Anſicht ausgeht daß ohne
Uebergriffe in das übrige bürgerliche Recht eine gedeihliche Löſung der für das
Obligationen-, Handels- und Wechſelrecht geſtellten Aufgabe nicht möglich ſei, ſo
rechtfertigte eine ſolche Schwierigkeit doch kaum ein Verlangen das in ſeinen Con-
ſequenzen allerdings auf eine vollſtändige Lahmlegung der Particulargeſetzgebung
hinausläuft. (?) Allein jene Schwierigkeit iſt überhaupt vielleicht nicht einmal ſo
ernſter Natur als man glauben machen will. — Der mit einer Prinzeſſin Salm
vermählte frühere ſpaniſche Botſchafter am ruſſiſchen Hofe, Herzog v. Oſſuña, einer
der reichſten Granden Spaniens, wird für den Reſt des Winters ſeinen Aufent-
halt in Berlin nehmen. Die erſten Secretäre der ſpaniſchen Geſandtſchaften in
Berlin und Wien, die HH. Diaz und Caſtellanos, wechſeln ihre Poſten. — Aus
Stuttgart iſt der bei den Frankfurter Friedensverhandlungen thätig geweſene Le-
gationsrath Graf Uexküll hier eingetroffen.
□ Aus dem Elſaß, 7 Jan.
Man braucht kein Optimiſt zu ſein um
mit dem neuen Gang der Dinge in den Reichslanden zufrieden zu ſein. Die end-
liche Feſtſtellung der Verwaltungsorganiſation iſt ein willkommenes Neujahrs-
geſchenk, dem wir allerdings lange genug mit Sehnſucht entgegengeſchaut hatten
Sowie ſie nun ausgefallen iſt, muß ſie alle diejenigen befriedigen die es mit dem
Wohl des Elſaßes redlich meinen. Als eine glückliche Beſtimmung müſſen wir
diejenige bezeichnen die einen beſondern Bezirk „Ober-Elſaß“ mit der Hauptſtadt
Colmar beibehält. Eine Auflöſung desſelben in das Departement Unter-Elſaß
hätte nur bei Verkennung ſeiner durchgreifenden induſtriellen Eigenthümlichkeit
und ſeines gänzlich verſchiedenen Volkscharakters ſtattfinden können. Nicht min-
der günſtig iſt die Beibehaltung der vor mehr als einem Jahr ſchon feſtgeſetzten
Kreiseintheilung aufgenommen worden. Die Gerüchte von Veränderungen der
Kreisſtädte und Verſchiebungen der Gränzen, die jeden Augenblick die Beamten
ſowohl als die Bevölkerung auflösten, werden nun hoffentlich verſtummen.
Das größte Gewicht müſſen wir aber darauf legen daß der Mittelpunkt der Ver-
waltung ins Elſaß ſelber verſetzt iſt. Zu wiederholtenmalen haben wir in der
„Allg. Ztg.“ auf die Nothwendigkeit einer ſolchen Beſtimmung hingewieſen, wo-
fern der rechte Mann gefunden werden könnte, deſſen perſönlicher Charakter und
adminiſtrative Tüchtigkeit die nöthigen Garantien gegen Mißbrauch der ausge-
dehnten in ſeiner Hand zu vereinigenden Befugniſſe bieten würde. Daß dieſer
Mann in der Perſon des jetzigen Oberpräſidenten Hrn. v. Möller gefunden ſei,
dürfte nach einer dreimonatlichen Erfahrung auch bei höchſtgeſtellten Forderungen
nicht mehr beſtritten werden. Mochte auch die Vorſichtigkeit in ſeiner Regierungs-
weiſe mitunter als übertriebene Umſtändlichkeit erſcheinen, ſie erwies ſich am Ende
doch als gerechtfertigt, und ſo möchte jetzt auch ſeine Zögerung, das Verlangen der Be-
amten nach ihrer definitiven Ernennung zu befriedigen, nicht ohne Grund ſein.
Daß man höhern Orts von der großen Tragweite dieſer Ernennungen durchdrun-
gen iſt, kann die Bevölkerung nur mit Genugthuung erfüllen. — Der Aufſchwung
der Geſchäfte, nicht nur in Mühlhauſen, ſondern auch im Unter-Elſaß übertrifft
alle Erwartungen. Die in Straßburg ſo zahlreichen kleinen Gewerbe ſind raſch
aufgeblüht, und es ſind uns manche Häuſer bekannt die in den letzten drei Monaten
des verfloſſenen, Jahres mehr Geſchäfte machten als ſonſt in einem ganzen Jahr.
Daß unter ſolchen Verhältniſſen die Stimmung ſich raſch hebt, dürfte niemanden
wundern. Nur darf man dieſelbe nicht nach dem Lärm abmeſſen den die in
öffentlichen Blättern viel zu viel beſprochene Predigt des Profeſſors Lichtenberger
vor einigen Wochen machte. Man hat vergeſſen daß der Eindruck den ſie hervor-
rief ſich mehr in ſentimentalem Weibergeheul als in der nüchternen Beiſtimmung
überlegender Männer kundgab. Immerhin wollen wir nicht verkennen daß die
Militärfrage zur Zeit einen ſchwarzen Punkt, aber auch den einzigen, am reichs-
ländiſchen Horizont bildet.
Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie.
* Aus Oeſterreich, 8 Jan.
Die kürzlich erwähnte mehrfach ergangene
Aufforderung zu einer Anklage des Miniſteriums Hohenwart hatte das Tſchechen-
blatt „Nar. Liſty“ zu der Drohung veranlaßt: es könnten leicht im Lauf eines
dießfälligen Proceſſes vom Grafen Hohenwart Enthüllungen ausgehen welche die
Krone compromittiren würden. Darauf hin gibt Graf Hohenwart ſelbſt im
„Wanderer“ folgende Erklärung ab:
„Einige mir geſtern Abends zugekommene Wiener Blätter beſchäftigen ſich mit
einem Artikel der „Narodni Liſty,“ der angeblich Mittheilungen darüber bringt was ich
im Fall einer gegen mich erhobenen Miniſteranklage aus meinen Papieren nachweiſen
würde. Ich ſehe mich dadurch veranlaßt die löbliche Redaction um die Aufnahme der
Erklärung zu erſuchen: daß ich erſt durch die Wiener Blätter von obigem Artikel der
„Narodni Liſty“ Kenntniß erhielt, und weder dieſem Blatte noch irgend jemandem die
Einſicht meiner Papiere gewährte, oder Mittheilung darüber machte was ich einer Mini-
ſteranklage gegenüber zu thun gedächte. Es wird mir daher wohl auch geſtattet ſein
den journaliſtiſchen Erörterungen hierüber fern zu bleiben.
Gmunden, 7 Jan. 1872.
Karl Graf Hohenwart.“
Die polniſchen Abgeordneten haben den Beſchluß geſaßt in der nächſten
Sitzung zu erſcheinen, nur der Abg. Zarnik wollte ſich dieſem Beſchluſſe nicht fügen
und legte ſein Mandat nieder. Die „Gazeta Narodowa“ fährt fort zu hetzen, und
gibt den polniſchen Abgeordneten den Rath gegen die Adreſſe zu ſtimmen, wenn
Wahlreform und galiziſche Frage mit einander verquickt würden, wie die Verfaſ-
ſungspartei beabſichtige.
Der Präſident des Wiener Central-Actions-Comité’s der Altkatholiken hatte
geſtern eine längere Audienz bei dem Cultusminiſter Stremayr, welcher in erſter
Nichtung die großen Schwierigkeiten betonte die ſich der katholiſchen Reformbewe-
gung in der beſtehenden Geſetzgebung gegenüberſtellen; dieſe aber dürften nach-
gerade aus dem Wege zu räumen ſein, wenn nur erſt der Staat vom Joche des
Romanismus befreit wäre. Nachdem der Präſident der Altkatholiken dargelegt
daß ſich die Reformbewegung in Oeſterreich-Ungarn innerhalb des Münchener Pro-
gramms, innerhalb der katholiſchen Kirche vollziehe, beantwortete er noch eine
Frage des Cultusminiſters über das Kirchenvermögen, das urſprünglich ein Ge-
meindevermögen geweſen, durch die Mittheilung: daß ſich demnächſt alle altkatholi-
ſchen Gemeinden Weſtöſterreichs, 73 an der Zahl, dießbezüglich mit Petitionen an
den Reichsrath wenden würden. Der Cultusminiſter ſchloß die Audienz mit der
Zuſage: daß er der kirchlichen Reformbewegung ſeine volle Aufmerkſamkeit zu-
wenden werde.
In Ungarn hat ſich eine Agitation der Induſtriellen und Handwerker er-
hoben, um eine kräftigere Vertretung ihrer Specialintereſſen im nächſten ungari-
ſchen Reichstag zu erzielen, zu welchem Zwecke das imperative Mandat Victor
Hugo’s für Ungarn adoptirt werden ſoll. Im übrigen bildet in den ungariſchen
Blättern vorwiegend die croatiſche Frage das Hauptthema der Discuſſion. Das
Organ der Deakpartei, „Peſti Naplo,“ verfolgt in einem retroſpectiv gehaltenen
Artikel die croatiſche Bewegung ſeit dem 1868er Ausgleich. Die Großmuth der
Ungarn, die den croatiſchen Brüdern das weiße Blatt hingehalten und ſeither
Millionen zum Bau von Eiſenbahnen und zur Hebung der Cultur an den
Ufern der Drau verwendet haben, ſei von den Croaten mit Undank, Haß
und Agitationen gegen die Stephanskrone vergolten worden. Die Regie-
rung Hohenwarts habe den Uebermuth der croatiſchen Oppoſition bis auf die
äußerſte Spitze getrieben; den Höhepunkt der Auflehnung der croatiſchen National-
Partei bezeichne ihr Manifeſt vom 20 September und der Oguliner Aufſtand. Der
Sturz Hohenwarts habe auch in den Reihen der croatiſchen Oppoſition eine Ernüch-
terung herbeigeführt, ſo daß ſie ſelbſt eine Einlenkung in die Bahnen der Verfaſſung
und des Geſetzes verſucht hätten. Lonyay habe nun ſeinerſeits weder in formeller
noch in materieller Beziehung eine Abweichung von dem Unionsgeſetze geſtattet; auf
der Seite der croatiſchen Oppoſition wieder ſei die Kluft zwiſchen Septembermani-
feſt und Unionsgeſetz zu groß, ſo daß die croatiſchen Radicalen, wenn auch im ſtil-
len die Luſt, ſo doch nicht den Muth in ſich gefühlt hätten dieſen unvermittelten
Sprung zu wagen. So ſeien die Wiener Conferenzen erfolglos geblieben. Auch
Lonyay’s Verſuch eine Fuſion zwiſchen den Unioniſten und Nationalen zu vermit-
teln, ſei mit der ausweichenden Antwort der Nationalen auf die Forderung der
Unioniſten, ihnen einige Landtagsmandate abzutreten, ſo gut als geſcheitert zu be-
trachten. Wohl würden in Peſt die Verhandlungen fortgeſetzt werden; „Naplo“
ſtellt ihnen aber kein günſtiges Horoſkop, und fordert Lonyay auf in keinem Falle
ſich mit den Nationalen auf Koſten der Unioniſten auszugleichen.
ȋ Wien, 8 Jan.
Von den Debatten in der Adreßcommiſſion des Abge-
ordnetenhauſes geſtern Abend wiſſen wir vorläuſig nur daß ſie ſehr lebhaft geweſen,
und nicht, wie es die Abſicht war, in einer einzigen Sitzung haben zu Ende geführt
werden können. Es erklärt ſich dieß übrigens zur Genüge einerſeits durch das
rückſichtsvolle Sträuben eines Theils der Mitglieder, den allgemeinen Verheißun-
gen der Thronrede einen detaillirteren und nicht bloß in ſeinen Zielen, ſondern
auch in der Zeit ſeiner Durchführung feſter begränzten Actionsplan entgegenzu-
ſtellen, und andererſeits durch die weſentlich veränderte Sachlage welche die Hal-
tung der Polen geſchaffen, und welche es als angezeigt erſcheinen läßt das Eiſen
der galiziſchen Frage gerade jetzt zu ſchmieden, wo es am heißeſten iſt. Ein Ver-
treter der Regierung war in der Sitzung nicht erſchienen, und es ſind mithin auch
die Anſchauungen und Abſichten der Regierung noch zu keinem weiteren unmittel baren
Ausdruck gelangt; ſo viel indeß äußerlich verlauten will, ſoll ſie freilich die materielle
Connexität der Wahlreform- und der polniſchen Frage vollſtändig einräumen, aber
doch Anſtand nehmen ſie zur formell gemeinſamen Behandlung zu bringen, weil
bei der Erörterung der ſtaatsrechtlichen Stellung Galiziens auch Momente ins
Auge gefaßt werden müſſen welche nicht lediglich auf innere Nothwendigkeiten zurück-
zuführen ſind, und weil umgekehrt die directen Wahlen nicht ausſchließlich im Zu-
ſammenhange mit den polniſchen Forderungen geprüft werden dürfen. — Es war
vor kurzem die Rede davon daß das Miniſterium ſich mit der Abſicht trage die neue
Civilproceßordnung des Deutſchen Reiches mit den durch die beſondern öſterreichi-
ſchen Verhältniſſe gebotenen Modiſicationen dem Reichsrath zur Annahme zu
empfehlen; es ſcheint indeß daß — vielleicht aus politiſchen Erwägungen — der
Juſtizminiſter Glaſer ſchließlich Bedenken gehabt hat einen Schritt zu thun welchen
der Profeſſor Glaſer angerathen, und daß vorläufig nur im Wege der Einzelgeſetz-
gebung den dringenden Gebrechen der Rechtspflege Abhülfe geſchafft werden ſoll.
Man erwartet in dieſer Richtung ſpeciell eine Vorlage über eine weitere Abkürzung
des ordentlichen Proceßverfahrens und über die Einſetzung von Bagatellgerichten.
÷ Wien, 8 Jan.
Die nächſte Plenarſitzung des Abgeordnetenhauſes
dürfte der Einbringung, reſp. erſten Leſung, verſchiedener Regierungsvorlagen ge-
widmet ſein. Vom Handelsminiſter Dr. Banhans hört man daß er mehrere wich-
tige Vorlagen vorbereite, wie z. B. eine auf das Bau - und Conceſſionsweſen der
Eiſenbahnen bezügliche, die vielleicht zu einer Reform unſeres Eiſenbahnweſens
überhaupt führen dürfte; eine über die Zulaſſung auswärtiger Verſicherungsgeſell-
ſchaften und endlich eine über die Genoſſenſchaften. Von Seite des Juſtizmini-
ſters wird zunächſt eine Vorlage über die Handhabung der Diſciplinargewalt über
Advocatur erwartet. Was die Vorlage betreffend die Abänderung einer Beſtim-
mung der Bankacte anbelangt, ſo dürfte dieſelbe wohl noch von Hrn. v. Holzgethan
eingebracht werden, wiewohl es als ausgemacht gilt daß letzterer demnächſt durch
eine andere Perſönlichkeit erſetzt werden wird. Dieſer Perſonenwechſel hat übri-
gens keine Eile, denn als Reſſortminiſter hat ſich Hr. v. Holzgethan ja bewährt,
und die Finanzlage gibt ihm das günſtigſte Zeugniß, und was ſeine politiſche Ge-
ſinnung anbelangt, ſo kann man ihm wenigſtens nicht zum Vorwurfe machen daß
er mit dem Miniſterium Hohenwart durch Dick und Dünn gegangen, da er ſich be-
kanntlich in der tſchechiſchen Frage von den übrigen Cabinetsmitgliedern trennte
und ſeine Entlaſſung anbot. In Betreff der Creditfrage unterliegt es, obgleich
ſich gegneriſche Stimmen erheben, kaum einem Zweifel daß die Bewilligung zur
Ausgabe der 20 Millionen Rente ertheilt werden wird; denn wenn ſich auch das
Deſicit, in der Weiſe wie man erwartet, als vermindert herausſtellen ſollte, ſo
muß doch die Finanzverwaltung für alle Fälle gedeckt ſein. — Die galiziſche und
die Wahlreform-Frage werden wahrſcheinlich einem beſonderen Verfaſſungsausſchuß
überwieſen werden, zu deſſen Wahl in der nächſten Reichsrathsſitzung geſchritten
werden wird.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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