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Allgemeine Zeitung. Nr. 127. München, 17. März 1908.

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Nr. 127. München, Dienstag Allgemeine Zeitung 17. März 1908.
Hof und Gesellschaft.

-- Se. kgl. Hoheit der Prinzregent nahm Sams-
tag vor der Paradetafel durch den Kriegsminister Frhrn. von
Horn zahlreiche Vorstellungen neu beförderter, sowie hier-
her versetzter Offiziere, sowie solcher auswärtiger Staaten
entgegen.

-- Bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinzregenten waren
gestern zur Tafel geladen: Maximiliane Gräfin
v. Holnstein, kgl. Palastdame; Dr. Georg Frhr. von
Hertling,
kgl. Kämmerer, lebenslänglicher Reichsrat,
mit Gemahlin; Friedrich Graf zu Pappenheim, kgl.
Rittmeister und persönlicher Adjutant, mit Gemahlin; Karl
Frhr. v. Hertling, kgl. Kammerjunker und Leutnant
im 3. Feldartillerie-Regiment, mit Gemahlin; und Agnes
Freifrau v. Herman, kgl. Kämmerers- und Senatspräsi-
dentenswitwe, mit Tochter Amanda.

-- Prinz Ludwig wohnte gestern dem Kommerse des
Krieger- und Veteranenvereins im Festsaale des
kgl. Hofbräuhauses bei.

-- Die Großherzogin von Toskana traf mit ihren
drei Töchtern gestern abend 6 Uhr, von Salzburg kommend, hier
ein. Zu ihrer Begrüßung hatte sich Prinzessin Ludwig im Haupt-
bahnhof eingefunden, die sich alsdann nach dem Wittelsbacher
Palais zurückbegab. Die Großherzogin begab sich mit ihren
Töchtern und ihrem Sohne, dem Erzherzog Heinrich, der sie eben-
falls erwartet hatte, zu Fuß in die Stadt. Abends erfolgte die
Weiterreise nach Italien.

-- Prinzessin Adelgunde und Klara wohnten gestern
dem Vortrag des französischen Publizisten Viktor de Bled im
Institut Savgete bei.

-- König Friedrich August von Sachsen
wird auf seiner Auslandsreise, die er am 20. März von
Dresden aus antritt, am 27. März in Genua eintreffen
und sich noch am selben Tage auf dem Lloyddampfer "Großer
Kurfürst" einschiffen. Die Seereise wird bis Antwerpen
direkt erfolgen, ohne daß Zwischenhäfen angelaufen wer-
den. Der Dampfer soll am 5. April in Antwerpen ein-
treffen. Von dort beabsichtigt der König dem holländischen
Hofe einen Besuch abzustatten.

Münchener Stadtanzeiger.

Auf dem Nockherberg.

Es ist nicht zu leugnen, daß man in München die Stimmung
aller Festlichkeiten durch reichlichen Alkoholgenuß zu erhöhen
pflegt. Nur die Dulten mit ihren rosafarbenen Limonaden
bilden eine Ausnahme. Doch tritt bei den meisten dieser fröh-
lichen Gelegenheiten der gesellige Zweck in den Vordergrund.
Nur eine Festwoche gibt es in München, da das Bier als einziger
Zweck der Uebung gepflegt wird: die Salvatorzeit. Hier ist die
Begeisterung ganz dem Stoff gewidmet.

In endlosem Zuge pilgerten am gestrigen Sonntag Münchens
Bürger zu der Hochburg aller Biere. Im festen, würdevollen
Schritt kamen die Ehepaare daher, behender trottete die verlobte
Jugend, äußerst eilig hatten es die Junggesellen. Kaum war
die Halle geöffnet -- da war sie auch schon gefüllt. Auf den
langen harten Bänken faßen die Münchener Idealisten. Ge-
sprochen wurde weiter nicht viel. Was soll man auch dazu sagen?
Ab und zu schrie einer auf, dann schrien andere dazwischen.
Warum, weiß niemand. Es war auch niemand neugierig. Nur
so ein behagliches Grunzen wurde hier und da vernehmbar. Die
Musikanten aber bliesen mit vollen Backen in ihre Instrumente
hinein, wenn sie nicht gerade durch Trinken verhindert waren.

Die festliche Halle liegt im tiefen Nachmittagsdämmer.
Schwarzschwärzlich sitzt die Menge Kopf an Kopf. Die Menschen
sind fast unkenntlich. Sie erkennen auch niemand mehr. Nur
die eine Person, die ihnen den Stoff immer neu zuführt, ist für
sie einigermaßen interessant. Um 31/2 Uhr ist die Halle gefüllt --
sie wird polizeilich gesperrt. Draußen ist es so kalt -- aber der
Salvator macht warm und so kampiert man halt im Freien.
Und immer neue Mengen von Menschen stürmen den Berg
hinan....

Und das Bier? Braucht man ihm zu Ehren noch ein Wort
zu sagen? Die tiefe, innige Zärtlichkeit, die aus den Blicken der
Estrinkenden leuchtete, sprach Bände -- Bände --.

[Spaltenumbruch]
= Papstjubiläum.

Die vom Komitee großartig ange-
legte Papstjubiläumsfeier am Donnerstag findet für die
katholische Männerwelt in der Frauenkirche um
10 Uhr, jene für die katholische Frauenwelt um
11 Uhr in der St. Cajetanshofkirche statt. In der Aller-
heiligenkirche wird an diesem Tage zu Ehren des hl. Joseph
wie gewöhnlich Gottesdienst abgehalten.

* Der Korpsphilister-Verband hielt am Samstag, 14. März,
eine fröhliche Herrenkneipe im großen Saal des Löwenbräu-
Kellers, zu der sich zahlreiche alte Herren, aber auch die Aktivitas
in stattlicher Korona eingefunden hatten. Viele hohe Beamte
und namhafte Persönlichkeiten waren unter den Anwesenden, die
der Vorsitzende des Verbandes, Prof. Dr. Schlösser, herzlich
begrüßte. Der Senior des präsidierenden Korps Brunsvigia
erwiderte dankend. Offizielle Reden wurden nicht gehalten, da-
gegen erfreute ein gediegenes und lustiges Programm die den
ganzen Saal füllende Zuhörerschaft, die im Schmuck der farbigen
Mützen ein festlich-heiteres Bild bot. Die Aktivitas hatte sogar
ein Orchester gestellt. Hervorragende Bühnenmitglieder, die zum
Teil selbst Korpsphilister sind, halfen bei der Durchführung des
gelungenen Abends mit.

m. Krieger-Kommers.

Wie alle Jahre, so beging auch
heuer wieder der Bayerische Veteranen- und
Kriegerbund
das Geburtsfest seines Protektors des
Prinzregenten mit einem Festkommers. Der große
Saal des Hofbräuhauses war fast zu klein, um all die
Bundesmitglieder und ihre Ehrengäste zu fassen. An der
oberen Breitseite des Saales war in einem Hain von
Zypressen, Lorbeerbäumen und Palmen die Büste des
Regenten, umgeben von den reich gestickten Fahnen, Stan-
darten und Bannern der verschiedenen Vereine aufgestellt;
auf der darüber liegenden Galerie hatte die Musik des In-
fanterie-Leibregiments unter Leitung ihres Musikdirektors
Max Högg Platz genommen. Von Ehrengästen waren er-
schienen: die Prinzen Ludwig, Rupprecht und
Franz mit ihren persönlichen Adjutanten, der Ge-
neralmajor und Stadtkommandant Naegelsbach, der
Divisionskommandeur Generalleutnant Frhr. v. Kreß,
die Brigadekommandeure v. Brug, Frhr. v. Kreß, v. From-
mel, die Generale Frhr. v. Nagel, Frhr. v. Stengel, Graf
Tauffkirchen, Cornet der Leibgarde der Hartschiere, von
Schenk, v. Leeb, v. Betzel, Mayer und Hagn; der Komman-
deur des Infanterie-Leibregiments Graf Montgelas; die
Minister v. Brettreich, Graf Crailsheim und Graf Feilitzsch,
Polizeidirektor Frhr. v. d. Heydte, Unterstaatssekretär Prof.
v. Mayr, Geh. Kommerzienrat Brauser u. a. m. Beim
Eintritt der Prinzen intonierte die Musik den Hünnschen
Marsch "Hoch Wittelsbach". Nach einem weiteren Konzert-
stücke und einem von den Sängerkorps des "Veteranen- und
Kriegervereins", des "Deutschen Kriegerbundes" und der
Sängerabteilung des "Veteranen- und Kriegervereins
München-Isarvorstadt" unter der Direktion des Chor-
meisters Oskar Kraus vorgetragenen Liedes "An das
Vaterland" von Kreutzer, ergriff der Bundespräsident Ge-
neralleutnant v. Winneberger an Stelle des am Er-
scheinen verhinderten Ehrenpräsidenten des Bundes
Prinzen Leopold das Wort zur Festrede. In zündenden
Worten feierte er unseren Regenten, den ein gütiges Geschick
zum Wohle aller Landeskinder in vollster Frische und
Rüstigkeit das Alter von 87 Jahren erreichen ließ. Mit
dem Gelöbnis unwandelbarer Treue und Anhänglichkeit
und einem dreifachen begeistert aufgenommenene "Hoch auf
den Regenten" schloß die Rede, worauf die Königshymne
einsetzte. In einem tief empfundenen Prolog feierte
Schriftsteller Julius Beck den Regenten, der das wahre
Glück nicht in äußerem Glanz und Ehren, sondern in der
guten Tat, dem Wohle seiner Landeskinder erblicke. Stür-
mischer Beifall lohnte den Dichter und Vortragenden, der
auch von den Prinzen des königlichen Hauses herzlich be-
glückwünscht wurde. In rascher Reihenfolge wechselten
Musikstücke mit Gesangsvorträgen und in animiertester
Stimmung verlief der glänzende Abend.

* Internationale Antwortscheine.

Der Vereinbarung
über den Umtausch der internationalen Ant-
worischeine
sind nachträglich beigetreten Spanien
und Australasien (mit Ausnahme Brit. Neuguinea
und der Fidschi-Inseln).

* Die Schlierseer im Deutschen Theater haben in der ersten
Spielwoche durchwegs volle, zum großen Teil ausverkaufte Häu-
ser erzielt. Mit der Aufführung der Bauernkomödie "Der ver-
[Spaltenumbruch] kehrte Hof
" haben die Bauernspieler einen neuen Schlager
gewonnen. Im Lause der kommenden Woche erscheint "Der ver-
kehrte Hof" am Montag und Mittwoch in dem abwechslungs-
reichen Spielplan. Der überaus rege Besuch der Vorstellungen
deutet darauf hin, daß für die schlichten Darbietungen der
Bauernspieler allgemeines Interesse vorhanden ist. Allerhöchste
Herrschaften, hoher Adel und die verschiedensten bürgerlichen
Kreise finden sich täglich in den eleganten Räumen des Deutschen
Theaters ein. Einzelne Sitz-Kategorien, insbesondere Galerie-
plätze, sind gewöhnlich schon tagsüber ausverkauft. Ungemein
stimmungsvoll ist bei den Schlierseern in den mustergültigen Vor-
stellungen auch die gesamte dekorative Ausstattung. Der von
dem Kunstmaler Kunz Maier hergestellte Originalvorhang des
Schlierseer Bauerntheaters wirkt schon bei Betreten des Theaters
ausßerordentlich stimmungsvoll. Die Dekorationen, Kostüme und
Requisiten sind stilvoll und zum Teil echt, und es ist daher nicht
zu verwundern, wenn die Vorstellungen einen so allgemein
befriedigenden Verlauf nehmen. -- Als nächste Novität ist
"Sherlock Holmes im Gebirge" von Hartl-Mitius an-
gesetzt.

* Vermittlung von Kostplätzen für Pflegekinder.

Auf
Anregung des Ausschusses der Zentrale für Säuglingsfür-
sorge in München hat das Arbeitsamt München ab
1. Januar 1908 versuchsweise die unentgeltliche Vermitt-
lung von Kostplätzen für Pflegekinder übernommen. Die
gleiche Einrichtung ist nunmehr auch für die städtischen
Arbeitsämter Freising, Rosenheim, Traunstein, Berchtes-
gaden, Bad Reichenhall, Mühldorf und Wasserburg ge-
troffen worden. Es besteht Veranlassung, Interessenten
auf diese Einrichtung besonders hinzuweisen.

* Der Münchener Chorschulverein veranstaltet am 17. März
im Odeon ein Konzert, in welchem die achtstimmige Motette
"Komm, Jesu, komm" von J. S. Bach, italienische Madrigale von
Orlando di Lasso, Chöre von Joseph Schmid, ferner durch Fräul.
Else Widen und Frau Erler-Schnaudt der Psalm "O Dio perche"
von Benedetto Marcello, sowie anderweitige Sologesänge von
Händel und Brahms zum Vortrag gelangen. Kartenverkauf bei
Jos. Aibls Sortiment.

m. Erdbebenregistrierung.

Wie bereits am 3. März
vermutet wurde, nimmt die Bebentätigkeit nach der großen
Ruhe im Februar wieder stärker zu. Am Samstag, den
14. März wurden von dem registrierenden Seismometer
der Erdbebenstation in München kurz hintereinander zwei
Beben aufgezeichnet. Das erste war zwischen 5 Uhr 22 und
48 Min. bemerklich und bestand meist aus äußerst kleinen
Zitterbewegungen, die nur gegen 5 Uhr 42 Min, von lang-
gezogenen Wellen abgelöst wurden. Der Bebherd muß in
sehr großer Entfernung
liegen, der aber wegen
der Kleinheit der Aufzeichnungen nicht mit Sicherheit be-
rechnet werden kann.

Um 8 Uhr 33 Min. 48 Sek. setzte eine neue Bewegung
ein, die nach vier Minuten ihren größten Wert erreichte
und gegen 8 Uhr 45 Min. beendet war. Die Erschütterun-
gen waren zur Maximalepoche viel stärker als im vorher-
gehenden Falle, doch überstiegen die Bodenbewegungen
dabei auch nicht viel das Zehntel-Millimeter. Das Schütter-
gebiet scheint in etwas über 200 Kilometer Entfernung in
den Alpen zu liegen und es ist anzunehmen, daß auch direkte
Wahrnehmungen gemacht wurden.

Am Sonntag, 15. März früh folgte ein Nah-
beben,
dessen Herd in der Gegend des Kaiserge-
birges
gelegen sein dürfte. Die Aufzeichnungen der
Münchener Erdbebenstation begannen mit kurzen und
raschen Stößen um 8 Uhr 39 Min. 48 Sek. Das Maximum
mit Bewegungen von ein Zehntel-Millimeter war eine
Minute später, während bald darauf das Ende eintrat.
Angaben über direkte Wahrnehmungen liegen noch nicht
vor, sind aber gegebenenfalls am besten der oben bezeich-
neten Erdbebenstation einzusenden.

* Marya Delvard im Intimen Theater.

Frau Delvard ist
allen Kabarett-Gemeinden eine geschätzte Bekannte. Und beim
gestrigen Beginn ihres neuen Münchener Sejours bereiteten ihr
die vielen, denen sie von den "Elf Scharfrichtern" her in bester

[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Theater und Musik.

Abend gibt wohl Gelegenheit dazu. Zunächst möchte ich, nach
dem, was man später hörte, glauben, Backhaus sei nicht in Stim-
mung gewesen; auch ein Vergreifen an Stellen, die seinem Ge-
schick nicht die mindesten Schwierigkeiten bieten konnten, ließ mich
darauf schließen. Jedenfalls verfügt Backhaus über ein phänome-
nales Können, und über mehr als das; er ist ernstester Be-
achtung wert.


Im Hebbel-Theater fand heute von
den drei alten Einaktern August Stringbergs: "Vom Tode",
"Samum" und "Mit dem Feuer spielen", nur die letztgenannte
Komödie einen starken äußeren Erfolg. Dieses Stück, die jetzt
erfolgreiche Komödie, fiel vor 15 Jahren bei ihrer Berliner
Uraufführung durch.


Hof- und Nationaltheater.
Otto Falckenbergs vieraltige Komödie "Doktor Eisen-
hart
"1) erlebte gestern, Samstag, abend hier seine Uraufführung.
Der Erfolg, den der Münchener Poet für sein Werk einheimste,
war stark, stärker als es sonst in Mannheim üblich ist. Die
Opposition, die sich zu Worte meldete, verstummte in dem
frenetischen Beifallsgetose. -- Hans Godeck als Träger der Titel-
rolle und Alexander Kökert als Hanswurst boten in ihrer
geschmackvollen Maßhaltung sehr beachtenswerte Leistungen.
Emil Reiters sorgfältige Inßenierung hatte die Volksßenen
lebendig durchgearbeitet und damit eine Basis für den Erfolg
geschaffen. -- Mit geschicktem Griff hat sich der Dichter jener
volkstümlichen Gestalt, des Erzvaters aller Kurpfuscher, versichert
und sie in die Mitte einer saftigen Komödie gestellt. Die Hand-
lung hebt da an, wo Eisenbart auf der Rutschbahn des Lebens
wieder unten angekommen ist. Vom Glücke und scheinbar auch
von seinem Weibe betrogen, schickt er sich an, dem Rufe des
Herzogs Folge zu leisten, um an der Gemahlin dieses eine seiner
berühmtesten Wunderkuren zu vollziehen, die dem Lande einen
Thronerben verschaffen soll. Die Kur würde alle Chancen haben.
Denn Eisenbart hat einst mit der unberührten Flamme der
Jugend um die Unvermählte vergebens geworben. Als die einem
alternden Gatten Angetraute kommt sie seinen Wünschen zuvor,
ja sie sucht sie zu provozieren. Aber Dr. Eisenbart erkennt zur
rechten Zeit die unanfechtbare Treue seiner Frau Käthe, von der
er sich mit einem durchaus platonischen Anbeter -- Graf Dürr-
hahn -- betrogen glaubte. Dieser soll die Kur an der Herzogin
ausführen. In einer sehr ergötzlichen, auf der Scheide des Mög-
lichen balanzierenden Szene hetzt er den sich zaghaft sträubenden
Platoniker in die aufflackernde Glut des reisen Weibes. Die
Kur hat also Aussicht zu gelingen. Aber zu früh gerufen, kehrt
[Spaltenumbruch] der Herzog mißtranisch zurück. Er beschuldigt Eisenbart des Be-
truges und läßt ihn verhaften. Der Tod wird angedroht, wenn
nicht in neun Monaten der Erfolg der Behandlung sich einstellt.
Eisenbart wird eingesperrt, die Kur aber glücklicherweise vom
Grafen Dürrhahn wieder aufgenommen. Eisenbart scheint dem
Henker verfallen, er soll am Galgen enden. Aber wie das nur dem
Doktor Eisenbart passieren kann, der Henker ist sein alter Freund
und Begleiter auf den Jahrmärkten, der Hanswurst. Dieser wird
ihn retten. Schon hängt Eisenbart unter dem Galgen, da flattert
auf dem Schlosse eine Fahne empor: die Kur hat doch an-
geschlagen, ein Prinz ist geboren. Der tote Eisenbart steht also
auf, sichert sich den bedungenen Lohn aus, geht mit seinem wieder-
gefundenen Weibe davon. Die Patienten, die aller Enden ihn
erwarten, überläßt er seinem gelehrigen Schüler Dürrhahn und
dem Hanswursten. Dieser verabschiedet uns mit der tröstlichen
Sentenz:

"Wie wir auch schneiden und pflastern und schmieren,
Wir werden die Menschheit nie auskurieren.
Pah! Laßt euch getrösten den Jammer und Graus,
Denn auch der Eisenbart stirbt niemals aus."

Das ist das Gerippe einer Handlung, um das sich prächtig
erfundene Episoden gruppieren. Die Signatur der Komödie ist
eine fröhliche Unbedenklichkeit. Derbes und Gerades steht Sinnig-
Poetischem und Feinempfundenem gegenüber. Lyrische Stim-
mungen klingen zusammen mit frischen, volkstümlichen Weisen.
Vieles geht vor. Jeder Sinn kommt auf seine Kosten. Das Ende
ist ein zufriedenes Lachen. Ein deutscher Schwank, der uns die
Fastenzeit kürzen soll!

bm. Wiener Theater.

Zwei Schüsseln, die das Burgtheater
seinen Gästen aus guten Gründen nicht auftischen mochte, haben
Samstag im Deutschen Volkstheater den Kennern so wenig wie
den Gründlingen geschmeckt. Nachdem drei von Sudermanns
"Rosen" (Margot, Der letzte Besuch, Die ferne Prinzessin) am
Franzensring längst abgeblüht sind, kam in der Bellariastraße
Nummer Vier "Die Lichtbänder" zum Vorschein. Un-
natürlich und gespreizt wie dieser Titel ist das grelle, gottlob
nur einaktige, mit Gattenmord endende Ehebruchstück, zu dessen
Requisiten zwei Lotterbetten, fünf Haremspolster. Rosa "Thea"
(aus dem "Blumenboot"), ein nichtsnutziger Lebelnabe und der
herkömmliche betrogene plebejische Biedermann gehören. Von
der Niese, Girardi und Thaller parodistisch gesprochen und ge-
spielt, würde der Text möglicherweise befreiend wirken; in
vollem Ernst dargestellt, erscheinen "Die Lichtbänder" als einer
der ärgsten Mißgrisse Sudermanns. Ganghofers Satyrspiel
"Das Recht auf Treue", den Münchnern kürzlich vorgeführt
und rasch entschwunden, wandelt das französische Proverbe a bon
chat bon rat ou le meilleur ne vaut rien
ein bißchen gar zu
umständlich ab. Anfangs von Frl. Mallentin und den Herren
[Spaltenumbruch] Homma, Kramer, Klitsch munter belebt, wurde die Komödie
belächelt; zuletzt kam sie den Wohlwollendsten etwas langstielig
und leer vor. Ein belangloser Fastnachtsscherz "Venus im
Grünen
" von Rudolf Lothar hatte den unergiebigen Abend
eingeleitet. Von solchen Anfechtungen hat die Alltagsmoral auf
die Dauer nichts zu befürchten: "Die Lichtbänder" und "Das
Recht auf Treue" werden rascher verschwinden als die geltenden
Ansichten über die Grenzen des guten Geschmackes in den freien
(d. h. noch lange nicht zügellosen) Künsten

Bildende Kunst.

* Der Delegiertentag des Verbandes Deutscher Kunstgewerbe-
vereine,
der am 22. März dieses Jahres in Hannover zu-
sammentritt, hat eine sehr umfangreiche Tagesordnung zu er-
ledigen. Er hat nicht nur die Berichte über die geschäftlichen
Angelegenheiten des Verbandes entgegenzunehmen, er wird sich
auch nicht allein, wie schon mitgeteilt, mit der kunstgewerblichen
Gebührenordnung, mit dem Rechte der Angestellten an ihren
Entwürfen, mit Lehrwerkstätten und Wanderausstellungen be-
schäftigen, sondern er wird auch über kunstgewerbliche Fachzeit-
schriften, über Kunstgewerbe- und Gewerbemuseen, über den Aus-
tausch von Jahresberichten, über die Beziehungen zum Deutschen
Werkbunde und endlich über den Wert der technischen Arbeit
als Erziehungsmittel beraten. Als Punkt 13 steht auf der Tages-
ordnung: Antrag des Bayerischen Kunstgewerbe-
vereins in München:
Erscheint den Verbandsvereinen die
Abhaltung eines Kunstgewerbetages anläßlich der Ausstellung
"München 1908" erwünscht?

Bunte Chronik.
* Caruso.

Dieser Name, der sich einen so hellen Klang er-
worben hat, besitzt auch eine Bedeutung, welche unsere Leser inter-
essieren dürfte. Den Hamburger Nachrichten wird hierzu ge-
schrieben: In der 1846 erschienenen Felix Liebrechtschen Ueber-
setzung des Pentamerone von Giambattista Basile findet sich zu
der Stelle: "Haar abschneiden" folgende Bemerkung: "Dies taten
in alten Zeiten eigentlich nur die Frauen beim Tode ihrer
Männer, banden dann die Haare an die Hände des Verstorbenen,
mit welchem sie so begraben wurden, und verheirateten sich nicht
eher zum zweiten Mal, als bis ihre Haare wieder die Länge der
abgeschnittenen erreicht hatten, eine Sitte, die in einigen Gegen-
den des Königreichs Neapel auch jetzt noch besteht. Man nennt
dies Abschneiden der Haare carosare, daher caruso, der glatt
geschorene Kopf, und carosa, die Witwe."

1) Im Buchverlag erschienen bei Georg Müller,
München.
Nr. 127. München, Dienstag Allgemeine Zeitung 17. März 1908.
Hof und Geſellſchaft.

— Se. kgl. Hoheit der Prinzregent nahm Sams-
tag vor der Paradetafel durch den Kriegsminiſter Frhrn. von
Horn zahlreiche Vorſtellungen neu beförderter, ſowie hier-
her verſetzter Offiziere, ſowie ſolcher auswärtiger Staaten
entgegen.

— Bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinzregenten waren
geſtern zur Tafel geladen: Maximiliane Gräfin
v. Holnſtein, kgl. Palaſtdame; Dr. Georg Frhr. von
Hertling,
kgl. Kämmerer, lebenslänglicher Reichsrat,
mit Gemahlin; Friedrich Graf zu Pappenheim, kgl.
Rittmeiſter und perſönlicher Adjutant, mit Gemahlin; Karl
Frhr. v. Hertling, kgl. Kammerjunker und Leutnant
im 3. Feldartillerie-Regiment, mit Gemahlin; und Agnes
Freifrau v. Herman, kgl. Kämmerers- und Senatspräſi-
dentenswitwe, mit Tochter Amanda.

— Prinz Ludwig wohnte geſtern dem Kommerſe des
Krieger- und Veteranenvereins im Feſtſaale des
kgl. Hofbräuhauſes bei.

— Die Großherzogin von Toskana traf mit ihren
drei Töchtern geſtern abend 6 Uhr, von Salzburg kommend, hier
ein. Zu ihrer Begrüßung hatte ſich Prinzeſſin Ludwig im Haupt-
bahnhof eingefunden, die ſich alsdann nach dem Wittelsbacher
Palais zurückbegab. Die Großherzogin begab ſich mit ihren
Töchtern und ihrem Sohne, dem Erzherzog Heinrich, der ſie eben-
falls erwartet hatte, zu Fuß in die Stadt. Abends erfolgte die
Weiterreiſe nach Italien.

— Prinzeſſin Adelgunde und Klara wohnten geſtern
dem Vortrag des franzöſiſchen Publiziſten Viktor de Bled im
Inſtitut Savgete bei.

König Friedrich Auguſt von Sachſen
wird auf ſeiner Auslandsreiſe, die er am 20. März von
Dresden aus antritt, am 27. März in Genua eintreffen
und ſich noch am ſelben Tage auf dem Lloyddampfer „Großer
Kurfürſt“ einſchiffen. Die Seereiſe wird bis Antwerpen
direkt erfolgen, ohne daß Zwiſchenhäfen angelaufen wer-
den. Der Dampfer ſoll am 5. April in Antwerpen ein-
treffen. Von dort beabſichtigt der König dem holländiſchen
Hofe einen Beſuch abzuſtatten.

Münchener Stadtanzeiger.

Auf dem Nockherberg.

Es iſt nicht zu leugnen, daß man in München die Stimmung
aller Feſtlichkeiten durch reichlichen Alkoholgenuß zu erhöhen
pflegt. Nur die Dulten mit ihren roſafarbenen Limonaden
bilden eine Ausnahme. Doch tritt bei den meiſten dieſer fröh-
lichen Gelegenheiten der geſellige Zweck in den Vordergrund.
Nur eine Feſtwoche gibt es in München, da das Bier als einziger
Zweck der Uebung gepflegt wird: die Salvatorzeit. Hier iſt die
Begeiſterung ganz dem Stoff gewidmet.

In endloſem Zuge pilgerten am geſtrigen Sonntag Münchens
Bürger zu der Hochburg aller Biere. Im feſten, würdevollen
Schritt kamen die Ehepaare daher, behender trottete die verlobte
Jugend, äußerſt eilig hatten es die Junggeſellen. Kaum war
die Halle geöffnet — da war ſie auch ſchon gefüllt. Auf den
langen harten Bänken faßen die Münchener Idealiſten. Ge-
ſprochen wurde weiter nicht viel. Was ſoll man auch dazu ſagen?
Ab und zu ſchrie einer auf, dann ſchrien andere dazwiſchen.
Warum, weiß niemand. Es war auch niemand neugierig. Nur
ſo ein behagliches Grunzen wurde hier und da vernehmbar. Die
Muſikanten aber blieſen mit vollen Backen in ihre Inſtrumente
hinein, wenn ſie nicht gerade durch Trinken verhindert waren.

Die feſtliche Halle liegt im tiefen Nachmittagsdämmer.
Schwarzſchwärzlich ſitzt die Menge Kopf an Kopf. Die Menſchen
ſind faſt unkenntlich. Sie erkennen auch niemand mehr. Nur
die eine Perſon, die ihnen den Stoff immer neu zuführt, iſt für
ſie einigermaßen intereſſant. Um 3½ Uhr iſt die Halle gefüllt —
ſie wird polizeilich geſperrt. Draußen iſt es ſo kalt — aber der
Salvator macht warm und ſo kampiert man halt im Freien.
Und immer neue Mengen von Menſchen ſtürmen den Berg
hinan....

Und das Bier? Braucht man ihm zu Ehren noch ein Wort
zu ſagen? Die tiefe, innige Zärtlichkeit, die aus den Blicken der
Estrinkenden leuchtete, ſprach Bände — Bände —.

[Spaltenumbruch]
= Papſtjubiläum.

Die vom Komitee großartig ange-
legte Papſtjubiläumsfeier am Donnerstag findet für die
katholiſche Männerwelt in der Frauenkirche um
10 Uhr, jene für die katholiſche Frauenwelt um
11 Uhr in der St. Cajetanshofkirche ſtatt. In der Aller-
heiligenkirche wird an dieſem Tage zu Ehren des hl. Joſeph
wie gewöhnlich Gottesdienſt abgehalten.

* Der Korpsphiliſter-Verband hielt am Samstag, 14. März,
eine fröhliche Herrenkneipe im großen Saal des Löwenbräu-
Kellers, zu der ſich zahlreiche alte Herren, aber auch die Aktivitas
in ſtattlicher Korona eingefunden hatten. Viele hohe Beamte
und namhafte Perſönlichkeiten waren unter den Anweſenden, die
der Vorſitzende des Verbandes, Prof. Dr. Schlöſſer, herzlich
begrüßte. Der Senior des präſidierenden Korps Brunsvigia
erwiderte dankend. Offizielle Reden wurden nicht gehalten, da-
gegen erfreute ein gediegenes und luſtiges Programm die den
ganzen Saal füllende Zuhörerſchaft, die im Schmuck der farbigen
Mützen ein feſtlich-heiteres Bild bot. Die Aktivitas hatte ſogar
ein Orcheſter geſtellt. Hervorragende Bühnenmitglieder, die zum
Teil ſelbſt Korpsphiliſter ſind, halfen bei der Durchführung des
gelungenen Abends mit.

m. Krieger-Kommers.

Wie alle Jahre, ſo beging auch
heuer wieder der Bayeriſche Veteranen- und
Kriegerbund
das Geburtsfeſt ſeines Protektors des
Prinzregenten mit einem Feſtkommers. Der große
Saal des Hofbräuhauſes war faſt zu klein, um all die
Bundesmitglieder und ihre Ehrengäſte zu faſſen. An der
oberen Breitſeite des Saales war in einem Hain von
Zypreſſen, Lorbeerbäumen und Palmen die Büſte des
Regenten, umgeben von den reich geſtickten Fahnen, Stan-
darten und Bannern der verſchiedenen Vereine aufgeſtellt;
auf der darüber liegenden Galerie hatte die Muſik des In-
fanterie-Leibregiments unter Leitung ihres Muſikdirektors
Max Högg Platz genommen. Von Ehrengäſten waren er-
ſchienen: die Prinzen Ludwig, Rupprecht und
Franz mit ihren perſönlichen Adjutanten, der Ge-
neralmajor und Stadtkommandant Naegelsbach, der
Diviſionskommandeur Generalleutnant Frhr. v. Kreß,
die Brigadekommandeure v. Brug, Frhr. v. Kreß, v. From-
mel, die Generale Frhr. v. Nagel, Frhr. v. Stengel, Graf
Tauffkirchen, Cornet der Leibgarde der Hartſchiere, von
Schenk, v. Leeb, v. Betzel, Mayer und Hagn; der Komman-
deur des Infanterie-Leibregiments Graf Montgelas; die
Miniſter v. Brettreich, Graf Crailsheim und Graf Feilitzſch,
Polizeidirektor Frhr. v. d. Heydte, Unterſtaatsſekretär Prof.
v. Mayr, Geh. Kommerzienrat Brauſer u. a. m. Beim
Eintritt der Prinzen intonierte die Muſik den Hünnſchen
Marſch „Hoch Wittelsbach“. Nach einem weiteren Konzert-
ſtücke und einem von den Sängerkorps des „Veteranen- und
Kriegervereins“, des „Deutſchen Kriegerbundes“ und der
Sängerabteilung des „Veteranen- und Kriegervereins
München-Iſarvorſtadt“ unter der Direktion des Chor-
meiſters Oskar Kraus vorgetragenen Liedes „An das
Vaterland“ von Kreutzer, ergriff der Bundespräſident Ge-
neralleutnant v. Winneberger an Stelle des am Er-
ſcheinen verhinderten Ehrenpräſidenten des Bundes
Prinzen Leopold das Wort zur Feſtrede. In zündenden
Worten feierte er unſeren Regenten, den ein gütiges Geſchick
zum Wohle aller Landeskinder in vollſter Friſche und
Rüſtigkeit das Alter von 87 Jahren erreichen ließ. Mit
dem Gelöbnis unwandelbarer Treue und Anhänglichkeit
und einem dreifachen begeiſtert aufgenommenene „Hoch auf
den Regenten“ ſchloß die Rede, worauf die Königshymne
einſetzte. In einem tief empfundenen Prolog feierte
Schriftſteller Julius Beck den Regenten, der das wahre
Glück nicht in äußerem Glanz und Ehren, ſondern in der
guten Tat, dem Wohle ſeiner Landeskinder erblicke. Stür-
miſcher Beifall lohnte den Dichter und Vortragenden, der
auch von den Prinzen des königlichen Hauſes herzlich be-
glückwünſcht wurde. In raſcher Reihenfolge wechſelten
Muſikſtücke mit Geſangsvorträgen und in animierteſter
Stimmung verlief der glänzende Abend.

* Internationale Antwortſcheine.

Der Vereinbarung
über den Umtauſch der internationalen Ant-
woriſcheine
ſind nachträglich beigetreten Spanien
und Auſtralaſien (mit Ausnahme Brit. Neuguinea
und der Fidſchi-Inſeln).

* Die Schlierſeer im Deutſchen Theater haben in der erſten
Spielwoche durchwegs volle, zum großen Teil ausverkaufte Häu-
ſer erzielt. Mit der Aufführung der Bauernkomödie „Der ver-
[Spaltenumbruch] kehrte Hof
“ haben die Bauernſpieler einen neuen Schlager
gewonnen. Im Lauſe der kommenden Woche erſcheint „Der ver-
kehrte Hof“ am Montag und Mittwoch in dem abwechslungs-
reichen Spielplan. Der überaus rege Beſuch der Vorſtellungen
deutet darauf hin, daß für die ſchlichten Darbietungen der
Bauernſpieler allgemeines Intereſſe vorhanden iſt. Allerhöchſte
Herrſchaften, hoher Adel und die verſchiedenſten bürgerlichen
Kreiſe finden ſich täglich in den eleganten Räumen des Deutſchen
Theaters ein. Einzelne Sitz-Kategorien, insbeſondere Galerie-
plätze, ſind gewöhnlich ſchon tagsüber ausverkauft. Ungemein
ſtimmungsvoll iſt bei den Schlierſeern in den muſtergültigen Vor-
ſtellungen auch die geſamte dekorative Ausſtattung. Der von
dem Kunſtmaler Kunz Maier hergeſtellte Originalvorhang des
Schlierſeer Bauerntheaters wirkt ſchon bei Betreten des Theaters
ausßerordentlich ſtimmungsvoll. Die Dekorationen, Koſtüme und
Requiſiten ſind ſtilvoll und zum Teil echt, und es iſt daher nicht
zu verwundern, wenn die Vorſtellungen einen ſo allgemein
befriedigenden Verlauf nehmen. — Als nächſte Novität iſt
Sherlock Holmes im Gebirge“ von Hartl-Mitius an-
geſetzt.

* Vermittlung von Koſtplätzen für Pflegekinder.

Auf
Anregung des Ausſchuſſes der Zentrale für Säuglingsfür-
ſorge in München hat das Arbeitsamt München ab
1. Januar 1908 verſuchsweiſe die unentgeltliche Vermitt-
lung von Koſtplätzen für Pflegekinder übernommen. Die
gleiche Einrichtung iſt nunmehr auch für die ſtädtiſchen
Arbeitsämter Freiſing, Roſenheim, Traunſtein, Berchtes-
gaden, Bad Reichenhall, Mühldorf und Waſſerburg ge-
troffen worden. Es beſteht Veranlaſſung, Intereſſenten
auf dieſe Einrichtung beſonders hinzuweiſen.

* Der Münchener Chorſchulverein veranſtaltet am 17. März
im Odeon ein Konzert, in welchem die achtſtimmige Motette
„Komm, Jeſu, komm“ von J. S. Bach, italieniſche Madrigale von
Orlando di Laſſo, Chöre von Joſeph Schmid, ferner durch Fräul.
Elſe Widen und Frau Erler-Schnaudt der Pſalm „O Dio perchè
von Benedetto Marcello, ſowie anderweitige Sologeſänge von
Händel und Brahms zum Vortrag gelangen. Kartenverkauf bei
Joſ. Aibls Sortiment.

m. Erdbebenregiſtrierung.

Wie bereits am 3. März
vermutet wurde, nimmt die Bebentätigkeit nach der großen
Ruhe im Februar wieder ſtärker zu. Am Samstag, den
14. März wurden von dem regiſtrierenden Seismometer
der Erdbebenſtation in München kurz hintereinander zwei
Beben aufgezeichnet. Das erſte war zwiſchen 5 Uhr 22 und
48 Min. bemerklich und beſtand meiſt aus äußerſt kleinen
Zitterbewegungen, die nur gegen 5 Uhr 42 Min, von lang-
gezogenen Wellen abgelöſt wurden. Der Bebherd muß in
ſehr großer Entfernung
liegen, der aber wegen
der Kleinheit der Aufzeichnungen nicht mit Sicherheit be-
rechnet werden kann.

Um 8 Uhr 33 Min. 48 Sek. ſetzte eine neue Bewegung
ein, die nach vier Minuten ihren größten Wert erreichte
und gegen 8 Uhr 45 Min. beendet war. Die Erſchütterun-
gen waren zur Maximalepoche viel ſtärker als im vorher-
gehenden Falle, doch überſtiegen die Bodenbewegungen
dabei auch nicht viel das Zehntel-Millimeter. Das Schütter-
gebiet ſcheint in etwas über 200 Kilometer Entfernung in
den Alpen zu liegen und es iſt anzunehmen, daß auch direkte
Wahrnehmungen gemacht wurden.

Am Sonntag, 15. März früh folgte ein Nah-
beben,
deſſen Herd in der Gegend des Kaiſerge-
birges
gelegen ſein dürfte. Die Aufzeichnungen der
Münchener Erdbebenſtation begannen mit kurzen und
raſchen Stößen um 8 Uhr 39 Min. 48 Sek. Das Maximum
mit Bewegungen von ein Zehntel-Millimeter war eine
Minute ſpäter, während bald darauf das Ende eintrat.
Angaben über direkte Wahrnehmungen liegen noch nicht
vor, ſind aber gegebenenfalls am beſten der oben bezeich-
neten Erdbebenſtation einzuſenden.

* Marya Delvard im Intimen Theater.

Frau Delvard iſt
allen Kabarett-Gemeinden eine geſchätzte Bekannte. Und beim
geſtrigen Beginn ihres neuen Münchener Séjours bereiteten ihr
die vielen, denen ſie von den „Elf Scharfrichtern“ her in beſter

[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Theater und Muſik.

Abend gibt wohl Gelegenheit dazu. Zunächſt möchte ich, nach
dem, was man ſpäter hörte, glauben, Backhaus ſei nicht in Stim-
mung geweſen; auch ein Vergreifen an Stellen, die ſeinem Ge-
ſchick nicht die mindeſten Schwierigkeiten bieten konnten, ließ mich
darauf ſchließen. Jedenfalls verfügt Backhaus über ein phänome-
nales Können, und über mehr als das; er iſt ernſteſter Be-
achtung wert.


Im Hebbel-Theater fand heute von
den drei alten Einaktern Auguſt Stringbergs: „Vom Tode“,
„Samum“ und „Mit dem Feuer ſpielen“, nur die letztgenannte
Komödie einen ſtarken äußeren Erfolg. Dieſes Stück, die jetzt
erfolgreiche Komödie, fiel vor 15 Jahren bei ihrer Berliner
Uraufführung durch.


Hof- und Nationaltheater.
Otto Falckenbergs vieraltige Komödie „Doktor Eiſen-
hart
1) erlebte geſtern, Samstag, abend hier ſeine Uraufführung.
Der Erfolg, den der Münchener Poet für ſein Werk einheimſte,
war ſtark, ſtärker als es ſonſt in Mannheim üblich iſt. Die
Oppoſition, die ſich zu Worte meldete, verſtummte in dem
frenetiſchen Beifallsgetoſe. — Hans Godeck als Träger der Titel-
rolle und Alexander Kökert als Hanswurſt boten in ihrer
geſchmackvollen Maßhaltung ſehr beachtenswerte Leiſtungen.
Emil Reiters ſorgfältige Inſzenierung hatte die Volksſzenen
lebendig durchgearbeitet und damit eine Baſis für den Erfolg
geſchaffen. — Mit geſchicktem Griff hat ſich der Dichter jener
volkstümlichen Geſtalt, des Erzvaters aller Kurpfuſcher, verſichert
und ſie in die Mitte einer ſaftigen Komödie geſtellt. Die Hand-
lung hebt da an, wo Eiſenbart auf der Rutſchbahn des Lebens
wieder unten angekommen iſt. Vom Glücke und ſcheinbar auch
von ſeinem Weibe betrogen, ſchickt er ſich an, dem Rufe des
Herzogs Folge zu leiſten, um an der Gemahlin dieſes eine ſeiner
berühmteſten Wunderkuren zu vollziehen, die dem Lande einen
Thronerben verſchaffen ſoll. Die Kur würde alle Chancen haben.
Denn Eiſenbart hat einſt mit der unberührten Flamme der
Jugend um die Unvermählte vergebens geworben. Als die einem
alternden Gatten Angetraute kommt ſie ſeinen Wünſchen zuvor,
ja ſie ſucht ſie zu provozieren. Aber Dr. Eiſenbart erkennt zur
rechten Zeit die unanfechtbare Treue ſeiner Frau Käthe, von der
er ſich mit einem durchaus platoniſchen Anbeter — Graf Dürr-
hahn — betrogen glaubte. Dieſer ſoll die Kur an der Herzogin
ausführen. In einer ſehr ergötzlichen, auf der Scheide des Mög-
lichen balanzierenden Szene hetzt er den ſich zaghaft ſträubenden
Platoniker in die aufflackernde Glut des reiſen Weibes. Die
Kur hat alſo Ausſicht zu gelingen. Aber zu früh gerufen, kehrt
[Spaltenumbruch] der Herzog mißtraniſch zurück. Er beſchuldigt Eiſenbart des Be-
truges und läßt ihn verhaften. Der Tod wird angedroht, wenn
nicht in neun Monaten der Erfolg der Behandlung ſich einſtellt.
Eiſenbart wird eingeſperrt, die Kur aber glücklicherweiſe vom
Grafen Dürrhahn wieder aufgenommen. Eiſenbart ſcheint dem
Henker verfallen, er ſoll am Galgen enden. Aber wie das nur dem
Doktor Eiſenbart paſſieren kann, der Henker iſt ſein alter Freund
und Begleiter auf den Jahrmärkten, der Hanswurſt. Dieſer wird
ihn retten. Schon hängt Eiſenbart unter dem Galgen, da flattert
auf dem Schloſſe eine Fahne empor: die Kur hat doch an-
geſchlagen, ein Prinz iſt geboren. Der tote Eiſenbart ſteht alſo
auf, ſichert ſich den bedungenen Lohn aus, geht mit ſeinem wieder-
gefundenen Weibe davon. Die Patienten, die aller Enden ihn
erwarten, überläßt er ſeinem gelehrigen Schüler Dürrhahn und
dem Hanswurſten. Dieſer verabſchiedet uns mit der tröſtlichen
Sentenz:

„Wie wir auch ſchneiden und pflaſtern und ſchmieren,
Wir werden die Menſchheit nie auskurieren.
Pah! Laßt euch getröſten den Jammer und Graus,
Denn auch der Eiſenbart ſtirbt niemals aus.“

Das iſt das Gerippe einer Handlung, um das ſich prächtig
erfundene Epiſoden gruppieren. Die Signatur der Komödie iſt
eine fröhliche Unbedenklichkeit. Derbes und Gerades ſteht Sinnig-
Poetiſchem und Feinempfundenem gegenüber. Lyriſche Stim-
mungen klingen zuſammen mit friſchen, volkstümlichen Weiſen.
Vieles geht vor. Jeder Sinn kommt auf ſeine Koſten. Das Ende
iſt ein zufriedenes Lachen. Ein deutſcher Schwank, der uns die
Faſtenzeit kürzen ſoll!

bm. Wiener Theater.

Zwei Schüſſeln, die das Burgtheater
ſeinen Gäſten aus guten Gründen nicht auftiſchen mochte, haben
Samstag im Deutſchen Volkstheater den Kennern ſo wenig wie
den Gründlingen geſchmeckt. Nachdem drei von Sudermanns
„Roſen“ (Margot, Der letzte Beſuch, Die ferne Prinzeſſin) am
Franzensring längſt abgeblüht ſind, kam in der Bellariaſtraße
Nummer Vier „Die Lichtbänder“ zum Vorſchein. Un-
natürlich und geſpreizt wie dieſer Titel iſt das grelle, gottlob
nur einaktige, mit Gattenmord endende Ehebruchſtück, zu deſſen
Requiſiten zwei Lotterbetten, fünf Haremspolſter. Roſa „Thea“
(aus dem „Blumenboot“), ein nichtsnutziger Lebelnabe und der
herkömmliche betrogene plebejiſche Biedermann gehören. Von
der Nieſe, Girardi und Thaller parodiſtiſch geſprochen und ge-
ſpielt, würde der Text möglicherweiſe befreiend wirken; in
vollem Ernſt dargeſtellt, erſcheinen „Die Lichtbänder“ als einer
der ärgſten Mißgriſſe Sudermanns. Ganghofers Satyrſpiel
Das Recht auf Treue“, den Münchnern kürzlich vorgeführt
und raſch entſchwunden, wandelt das franzöſiſche Proverbe à bon
chat bon rat ou le meilleur ne vaut rien
ein bißchen gar zu
umſtändlich ab. Anfangs von Frl. Mallentin und den Herren
[Spaltenumbruch] Homma, Kramer, Klitſch munter belebt, wurde die Komödie
belächelt; zuletzt kam ſie den Wohlwollendſten etwas langſtielig
und leer vor. Ein belangloſer Faſtnachtsſcherz „Venus im
Grünen
“ von Rudolf Lothar hatte den unergiebigen Abend
eingeleitet. Von ſolchen Anfechtungen hat die Alltagsmoral auf
die Dauer nichts zu befürchten: „Die Lichtbänder“ und „Das
Recht auf Treue“ werden raſcher verſchwinden als die geltenden
Anſichten über die Grenzen des guten Geſchmackes in den freien
(d. h. noch lange nicht zügelloſen) Künſten

Bildende Kunſt.

* Der Delegiertentag des Verbandes Deutſcher Kunſtgewerbe-
vereine,
der am 22. März dieſes Jahres in Hannover zu-
ſammentritt, hat eine ſehr umfangreiche Tagesordnung zu er-
ledigen. Er hat nicht nur die Berichte über die geſchäftlichen
Angelegenheiten des Verbandes entgegenzunehmen, er wird ſich
auch nicht allein, wie ſchon mitgeteilt, mit der kunſtgewerblichen
Gebührenordnung, mit dem Rechte der Angeſtellten an ihren
Entwürfen, mit Lehrwerkſtätten und Wanderausſtellungen be-
ſchäftigen, ſondern er wird auch über kunſtgewerbliche Fachzeit-
ſchriften, über Kunſtgewerbe- und Gewerbemuſeen, über den Aus-
tauſch von Jahresberichten, über die Beziehungen zum Deutſchen
Werkbunde und endlich über den Wert der techniſchen Arbeit
als Erziehungsmittel beraten. Als Punkt 13 ſteht auf der Tages-
ordnung: Antrag des Bayeriſchen Kunſtgewerbe-
vereins in München:
Erſcheint den Verbandsvereinen die
Abhaltung eines Kunſtgewerbetages anläßlich der Ausſtellung
„München 1908“ erwünſcht?

Bunte Chronik.
* Caruſo.

Dieſer Name, der ſich einen ſo hellen Klang er-
worben hat, beſitzt auch eine Bedeutung, welche unſere Leſer inter-
eſſieren dürfte. Den Hamburger Nachrichten wird hierzu ge-
ſchrieben: In der 1846 erſchienenen Felix Liebrechtſchen Ueber-
ſetzung des Pentamerone von Giambattiſta Baſile findet ſich zu
der Stelle: „Haar abſchneiden“ folgende Bemerkung: „Dies taten
in alten Zeiten eigentlich nur die Frauen beim Tode ihrer
Männer, banden dann die Haare an die Hände des Verſtorbenen,
mit welchem ſie ſo begraben wurden, und verheirateten ſich nicht
eher zum zweiten Mal, als bis ihre Haare wieder die Länge der
abgeſchnittenen erreicht hatten, eine Sitte, die in einigen Gegen-
den des Königreichs Neapel auch jetzt noch beſteht. Man nennt
dies Abſchneiden der Haare carosare, daher caruso, der glatt
geſchorene Kopf, und carosa, die Witwe.“

1) Im Buchverlag erſchienen bei Georg Müller,
München.
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[Seite 3[3]/0003] Nr. 127. München, Dienstag Allgemeine Zeitung 17. März 1908. Hof und Geſellſchaft. * München, 16. März. — Se. kgl. Hoheit der Prinzregent nahm Sams- tag vor der Paradetafel durch den Kriegsminiſter Frhrn. von Horn zahlreiche Vorſtellungen neu beförderter, ſowie hier- her verſetzter Offiziere, ſowie ſolcher auswärtiger Staaten entgegen. — Bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinzregenten waren geſtern zur Tafel geladen: Maximiliane Gräfin v. Holnſtein, kgl. Palaſtdame; Dr. Georg Frhr. von Hertling, kgl. Kämmerer, lebenslänglicher Reichsrat, mit Gemahlin; Friedrich Graf zu Pappenheim, kgl. Rittmeiſter und perſönlicher Adjutant, mit Gemahlin; Karl Frhr. v. Hertling, kgl. Kammerjunker und Leutnant im 3. Feldartillerie-Regiment, mit Gemahlin; und Agnes Freifrau v. Herman, kgl. Kämmerers- und Senatspräſi- dentenswitwe, mit Tochter Amanda. — Prinz Ludwig wohnte geſtern dem Kommerſe des Krieger- und Veteranenvereins im Feſtſaale des kgl. Hofbräuhauſes bei. — Die Großherzogin von Toskana traf mit ihren drei Töchtern geſtern abend 6 Uhr, von Salzburg kommend, hier ein. Zu ihrer Begrüßung hatte ſich Prinzeſſin Ludwig im Haupt- bahnhof eingefunden, die ſich alsdann nach dem Wittelsbacher Palais zurückbegab. Die Großherzogin begab ſich mit ihren Töchtern und ihrem Sohne, dem Erzherzog Heinrich, der ſie eben- falls erwartet hatte, zu Fuß in die Stadt. Abends erfolgte die Weiterreiſe nach Italien. — Prinzeſſin Adelgunde und Klara wohnten geſtern dem Vortrag des franzöſiſchen Publiziſten Viktor de Bled im Inſtitut Savgete bei. — König Friedrich Auguſt von Sachſen wird auf ſeiner Auslandsreiſe, die er am 20. März von Dresden aus antritt, am 27. März in Genua eintreffen und ſich noch am ſelben Tage auf dem Lloyddampfer „Großer Kurfürſt“ einſchiffen. Die Seereiſe wird bis Antwerpen direkt erfolgen, ohne daß Zwiſchenhäfen angelaufen wer- den. Der Dampfer ſoll am 5. April in Antwerpen ein- treffen. Von dort beabſichtigt der König dem holländiſchen Hofe einen Beſuch abzuſtatten. Münchener Stadtanzeiger. * München, 16. März. Auf dem Nockherberg. Es iſt nicht zu leugnen, daß man in München die Stimmung aller Feſtlichkeiten durch reichlichen Alkoholgenuß zu erhöhen pflegt. Nur die Dulten mit ihren roſafarbenen Limonaden bilden eine Ausnahme. Doch tritt bei den meiſten dieſer fröh- lichen Gelegenheiten der geſellige Zweck in den Vordergrund. Nur eine Feſtwoche gibt es in München, da das Bier als einziger Zweck der Uebung gepflegt wird: die Salvatorzeit. Hier iſt die Begeiſterung ganz dem Stoff gewidmet. In endloſem Zuge pilgerten am geſtrigen Sonntag Münchens Bürger zu der Hochburg aller Biere. Im feſten, würdevollen Schritt kamen die Ehepaare daher, behender trottete die verlobte Jugend, äußerſt eilig hatten es die Junggeſellen. Kaum war die Halle geöffnet — da war ſie auch ſchon gefüllt. Auf den langen harten Bänken faßen die Münchener Idealiſten. Ge- ſprochen wurde weiter nicht viel. Was ſoll man auch dazu ſagen? Ab und zu ſchrie einer auf, dann ſchrien andere dazwiſchen. Warum, weiß niemand. Es war auch niemand neugierig. Nur ſo ein behagliches Grunzen wurde hier und da vernehmbar. Die Muſikanten aber blieſen mit vollen Backen in ihre Inſtrumente hinein, wenn ſie nicht gerade durch Trinken verhindert waren. Die feſtliche Halle liegt im tiefen Nachmittagsdämmer. Schwarzſchwärzlich ſitzt die Menge Kopf an Kopf. Die Menſchen ſind faſt unkenntlich. Sie erkennen auch niemand mehr. Nur die eine Perſon, die ihnen den Stoff immer neu zuführt, iſt für ſie einigermaßen intereſſant. Um 3½ Uhr iſt die Halle gefüllt — ſie wird polizeilich geſperrt. Draußen iſt es ſo kalt — aber der Salvator macht warm und ſo kampiert man halt im Freien. Und immer neue Mengen von Menſchen ſtürmen den Berg hinan.... Und das Bier? Braucht man ihm zu Ehren noch ein Wort zu ſagen? Die tiefe, innige Zärtlichkeit, die aus den Blicken der Estrinkenden leuchtete, ſprach Bände — Bände —. = Papſtjubiläum. Die vom Komitee großartig ange- legte Papſtjubiläumsfeier am Donnerstag findet für die katholiſche Männerwelt in der Frauenkirche um 10 Uhr, jene für die katholiſche Frauenwelt um 11 Uhr in der St. Cajetanshofkirche ſtatt. In der Aller- heiligenkirche wird an dieſem Tage zu Ehren des hl. Joſeph wie gewöhnlich Gottesdienſt abgehalten. * Der Korpsphiliſter-Verband hielt am Samstag, 14. März, eine fröhliche Herrenkneipe im großen Saal des Löwenbräu- Kellers, zu der ſich zahlreiche alte Herren, aber auch die Aktivitas in ſtattlicher Korona eingefunden hatten. Viele hohe Beamte und namhafte Perſönlichkeiten waren unter den Anweſenden, die der Vorſitzende des Verbandes, Prof. Dr. Schlöſſer, herzlich begrüßte. Der Senior des präſidierenden Korps Brunsvigia erwiderte dankend. Offizielle Reden wurden nicht gehalten, da- gegen erfreute ein gediegenes und luſtiges Programm die den ganzen Saal füllende Zuhörerſchaft, die im Schmuck der farbigen Mützen ein feſtlich-heiteres Bild bot. Die Aktivitas hatte ſogar ein Orcheſter geſtellt. Hervorragende Bühnenmitglieder, die zum Teil ſelbſt Korpsphiliſter ſind, halfen bei der Durchführung des gelungenen Abends mit. m. Krieger-Kommers. Wie alle Jahre, ſo beging auch heuer wieder der Bayeriſche Veteranen- und Kriegerbund das Geburtsfeſt ſeines Protektors des Prinzregenten mit einem Feſtkommers. Der große Saal des Hofbräuhauſes war faſt zu klein, um all die Bundesmitglieder und ihre Ehrengäſte zu faſſen. An der oberen Breitſeite des Saales war in einem Hain von Zypreſſen, Lorbeerbäumen und Palmen die Büſte des Regenten, umgeben von den reich geſtickten Fahnen, Stan- darten und Bannern der verſchiedenen Vereine aufgeſtellt; auf der darüber liegenden Galerie hatte die Muſik des In- fanterie-Leibregiments unter Leitung ihres Muſikdirektors Max Högg Platz genommen. Von Ehrengäſten waren er- ſchienen: die Prinzen Ludwig, Rupprecht und Franz mit ihren perſönlichen Adjutanten, der Ge- neralmajor und Stadtkommandant Naegelsbach, der Diviſionskommandeur Generalleutnant Frhr. v. Kreß, die Brigadekommandeure v. Brug, Frhr. v. Kreß, v. From- mel, die Generale Frhr. v. Nagel, Frhr. v. Stengel, Graf Tauffkirchen, Cornet der Leibgarde der Hartſchiere, von Schenk, v. Leeb, v. Betzel, Mayer und Hagn; der Komman- deur des Infanterie-Leibregiments Graf Montgelas; die Miniſter v. Brettreich, Graf Crailsheim und Graf Feilitzſch, Polizeidirektor Frhr. v. d. Heydte, Unterſtaatsſekretär Prof. v. Mayr, Geh. Kommerzienrat Brauſer u. a. m. Beim Eintritt der Prinzen intonierte die Muſik den Hünnſchen Marſch „Hoch Wittelsbach“. Nach einem weiteren Konzert- ſtücke und einem von den Sängerkorps des „Veteranen- und Kriegervereins“, des „Deutſchen Kriegerbundes“ und der Sängerabteilung des „Veteranen- und Kriegervereins München-Iſarvorſtadt“ unter der Direktion des Chor- meiſters Oskar Kraus vorgetragenen Liedes „An das Vaterland“ von Kreutzer, ergriff der Bundespräſident Ge- neralleutnant v. Winneberger an Stelle des am Er- ſcheinen verhinderten Ehrenpräſidenten des Bundes Prinzen Leopold das Wort zur Feſtrede. In zündenden Worten feierte er unſeren Regenten, den ein gütiges Geſchick zum Wohle aller Landeskinder in vollſter Friſche und Rüſtigkeit das Alter von 87 Jahren erreichen ließ. Mit dem Gelöbnis unwandelbarer Treue und Anhänglichkeit und einem dreifachen begeiſtert aufgenommenene „Hoch auf den Regenten“ ſchloß die Rede, worauf die Königshymne einſetzte. In einem tief empfundenen Prolog feierte Schriftſteller Julius Beck den Regenten, der das wahre Glück nicht in äußerem Glanz und Ehren, ſondern in der guten Tat, dem Wohle ſeiner Landeskinder erblicke. Stür- miſcher Beifall lohnte den Dichter und Vortragenden, der auch von den Prinzen des königlichen Hauſes herzlich be- glückwünſcht wurde. In raſcher Reihenfolge wechſelten Muſikſtücke mit Geſangsvorträgen und in animierteſter Stimmung verlief der glänzende Abend. * Internationale Antwortſcheine. Der Vereinbarung über den Umtauſch der internationalen Ant- woriſcheine ſind nachträglich beigetreten Spanien und Auſtralaſien (mit Ausnahme Brit. Neuguinea und der Fidſchi-Inſeln). * Die Schlierſeer im Deutſchen Theater haben in der erſten Spielwoche durchwegs volle, zum großen Teil ausverkaufte Häu- ſer erzielt. Mit der Aufführung der Bauernkomödie „Der ver- kehrte Hof“ haben die Bauernſpieler einen neuen Schlager gewonnen. Im Lauſe der kommenden Woche erſcheint „Der ver- kehrte Hof“ am Montag und Mittwoch in dem abwechslungs- reichen Spielplan. Der überaus rege Beſuch der Vorſtellungen deutet darauf hin, daß für die ſchlichten Darbietungen der Bauernſpieler allgemeines Intereſſe vorhanden iſt. Allerhöchſte Herrſchaften, hoher Adel und die verſchiedenſten bürgerlichen Kreiſe finden ſich täglich in den eleganten Räumen des Deutſchen Theaters ein. Einzelne Sitz-Kategorien, insbeſondere Galerie- plätze, ſind gewöhnlich ſchon tagsüber ausverkauft. Ungemein ſtimmungsvoll iſt bei den Schlierſeern in den muſtergültigen Vor- ſtellungen auch die geſamte dekorative Ausſtattung. Der von dem Kunſtmaler Kunz Maier hergeſtellte Originalvorhang des Schlierſeer Bauerntheaters wirkt ſchon bei Betreten des Theaters ausßerordentlich ſtimmungsvoll. Die Dekorationen, Koſtüme und Requiſiten ſind ſtilvoll und zum Teil echt, und es iſt daher nicht zu verwundern, wenn die Vorſtellungen einen ſo allgemein befriedigenden Verlauf nehmen. — Als nächſte Novität iſt „Sherlock Holmes im Gebirge“ von Hartl-Mitius an- geſetzt. * Vermittlung von Koſtplätzen für Pflegekinder. Auf Anregung des Ausſchuſſes der Zentrale für Säuglingsfür- ſorge in München hat das Arbeitsamt München ab 1. Januar 1908 verſuchsweiſe die unentgeltliche Vermitt- lung von Koſtplätzen für Pflegekinder übernommen. Die gleiche Einrichtung iſt nunmehr auch für die ſtädtiſchen Arbeitsämter Freiſing, Roſenheim, Traunſtein, Berchtes- gaden, Bad Reichenhall, Mühldorf und Waſſerburg ge- troffen worden. Es beſteht Veranlaſſung, Intereſſenten auf dieſe Einrichtung beſonders hinzuweiſen. * Der Münchener Chorſchulverein veranſtaltet am 17. März im Odeon ein Konzert, in welchem die achtſtimmige Motette „Komm, Jeſu, komm“ von J. S. Bach, italieniſche Madrigale von Orlando di Laſſo, Chöre von Joſeph Schmid, ferner durch Fräul. Elſe Widen und Frau Erler-Schnaudt der Pſalm „O Dio perchè“ von Benedetto Marcello, ſowie anderweitige Sologeſänge von Händel und Brahms zum Vortrag gelangen. Kartenverkauf bei Joſ. Aibls Sortiment. m. Erdbebenregiſtrierung. Wie bereits am 3. März vermutet wurde, nimmt die Bebentätigkeit nach der großen Ruhe im Februar wieder ſtärker zu. Am Samstag, den 14. März wurden von dem regiſtrierenden Seismometer der Erdbebenſtation in München kurz hintereinander zwei Beben aufgezeichnet. Das erſte war zwiſchen 5 Uhr 22 und 48 Min. bemerklich und beſtand meiſt aus äußerſt kleinen Zitterbewegungen, die nur gegen 5 Uhr 42 Min, von lang- gezogenen Wellen abgelöſt wurden. Der Bebherd muß in ſehr großer Entfernung liegen, der aber wegen der Kleinheit der Aufzeichnungen nicht mit Sicherheit be- rechnet werden kann. Um 8 Uhr 33 Min. 48 Sek. ſetzte eine neue Bewegung ein, die nach vier Minuten ihren größten Wert erreichte und gegen 8 Uhr 45 Min. beendet war. Die Erſchütterun- gen waren zur Maximalepoche viel ſtärker als im vorher- gehenden Falle, doch überſtiegen die Bodenbewegungen dabei auch nicht viel das Zehntel-Millimeter. Das Schütter- gebiet ſcheint in etwas über 200 Kilometer Entfernung in den Alpen zu liegen und es iſt anzunehmen, daß auch direkte Wahrnehmungen gemacht wurden. Am Sonntag, 15. März früh folgte ein Nah- beben, deſſen Herd in der Gegend des Kaiſerge- birges gelegen ſein dürfte. Die Aufzeichnungen der Münchener Erdbebenſtation begannen mit kurzen und raſchen Stößen um 8 Uhr 39 Min. 48 Sek. Das Maximum mit Bewegungen von ein Zehntel-Millimeter war eine Minute ſpäter, während bald darauf das Ende eintrat. Angaben über direkte Wahrnehmungen liegen noch nicht vor, ſind aber gegebenenfalls am beſten der oben bezeich- neten Erdbebenſtation einzuſenden. * Marya Delvard im Intimen Theater. Frau Delvard iſt allen Kabarett-Gemeinden eine geſchätzte Bekannte. Und beim geſtrigen Beginn ihres neuen Münchener Séjours bereiteten ihr die vielen, denen ſie von den „Elf Scharfrichtern“ her in beſter _ Theater und Muſik.Abend gibt wohl Gelegenheit dazu. Zunächſt möchte ich, nach dem, was man ſpäter hörte, glauben, Backhaus ſei nicht in Stim- mung geweſen; auch ein Vergreifen an Stellen, die ſeinem Ge- ſchick nicht die mindeſten Schwierigkeiten bieten konnten, ließ mich darauf ſchließen. Jedenfalls verfügt Backhaus über ein phänome- nales Können, und über mehr als das; er iſt ernſteſter Be- achtung wert. k. Berlin, 14. März. Im Hebbel-Theater fand heute von den drei alten Einaktern Auguſt Stringbergs: „Vom Tode“, „Samum“ und „Mit dem Feuer ſpielen“, nur die letztgenannte Komödie einen ſtarken äußeren Erfolg. Dieſes Stück, die jetzt erfolgreiche Komödie, fiel vor 15 Jahren bei ihrer Berliner Uraufführung durch. t. Mannheim, 15. März. Hof- und Nationaltheater. Otto Falckenbergs vieraltige Komödie „Doktor Eiſen- hart“ 1) erlebte geſtern, Samstag, abend hier ſeine Uraufführung. Der Erfolg, den der Münchener Poet für ſein Werk einheimſte, war ſtark, ſtärker als es ſonſt in Mannheim üblich iſt. Die Oppoſition, die ſich zu Worte meldete, verſtummte in dem frenetiſchen Beifallsgetoſe. — Hans Godeck als Träger der Titel- rolle und Alexander Kökert als Hanswurſt boten in ihrer geſchmackvollen Maßhaltung ſehr beachtenswerte Leiſtungen. Emil Reiters ſorgfältige Inſzenierung hatte die Volksſzenen lebendig durchgearbeitet und damit eine Baſis für den Erfolg geſchaffen. — Mit geſchicktem Griff hat ſich der Dichter jener volkstümlichen Geſtalt, des Erzvaters aller Kurpfuſcher, verſichert und ſie in die Mitte einer ſaftigen Komödie geſtellt. Die Hand- lung hebt da an, wo Eiſenbart auf der Rutſchbahn des Lebens wieder unten angekommen iſt. Vom Glücke und ſcheinbar auch von ſeinem Weibe betrogen, ſchickt er ſich an, dem Rufe des Herzogs Folge zu leiſten, um an der Gemahlin dieſes eine ſeiner berühmteſten Wunderkuren zu vollziehen, die dem Lande einen Thronerben verſchaffen ſoll. Die Kur würde alle Chancen haben. Denn Eiſenbart hat einſt mit der unberührten Flamme der Jugend um die Unvermählte vergebens geworben. Als die einem alternden Gatten Angetraute kommt ſie ſeinen Wünſchen zuvor, ja ſie ſucht ſie zu provozieren. Aber Dr. Eiſenbart erkennt zur rechten Zeit die unanfechtbare Treue ſeiner Frau Käthe, von der er ſich mit einem durchaus platoniſchen Anbeter — Graf Dürr- hahn — betrogen glaubte. Dieſer ſoll die Kur an der Herzogin ausführen. In einer ſehr ergötzlichen, auf der Scheide des Mög- lichen balanzierenden Szene hetzt er den ſich zaghaft ſträubenden Platoniker in die aufflackernde Glut des reiſen Weibes. Die Kur hat alſo Ausſicht zu gelingen. Aber zu früh gerufen, kehrt der Herzog mißtraniſch zurück. Er beſchuldigt Eiſenbart des Be- truges und läßt ihn verhaften. Der Tod wird angedroht, wenn nicht in neun Monaten der Erfolg der Behandlung ſich einſtellt. Eiſenbart wird eingeſperrt, die Kur aber glücklicherweiſe vom Grafen Dürrhahn wieder aufgenommen. Eiſenbart ſcheint dem Henker verfallen, er ſoll am Galgen enden. Aber wie das nur dem Doktor Eiſenbart paſſieren kann, der Henker iſt ſein alter Freund und Begleiter auf den Jahrmärkten, der Hanswurſt. Dieſer wird ihn retten. Schon hängt Eiſenbart unter dem Galgen, da flattert auf dem Schloſſe eine Fahne empor: die Kur hat doch an- geſchlagen, ein Prinz iſt geboren. Der tote Eiſenbart ſteht alſo auf, ſichert ſich den bedungenen Lohn aus, geht mit ſeinem wieder- gefundenen Weibe davon. Die Patienten, die aller Enden ihn erwarten, überläßt er ſeinem gelehrigen Schüler Dürrhahn und dem Hanswurſten. Dieſer verabſchiedet uns mit der tröſtlichen Sentenz: „Wie wir auch ſchneiden und pflaſtern und ſchmieren, Wir werden die Menſchheit nie auskurieren. Pah! Laßt euch getröſten den Jammer und Graus, Denn auch der Eiſenbart ſtirbt niemals aus.“ Das iſt das Gerippe einer Handlung, um das ſich prächtig erfundene Epiſoden gruppieren. Die Signatur der Komödie iſt eine fröhliche Unbedenklichkeit. Derbes und Gerades ſteht Sinnig- Poetiſchem und Feinempfundenem gegenüber. Lyriſche Stim- mungen klingen zuſammen mit friſchen, volkstümlichen Weiſen. Vieles geht vor. Jeder Sinn kommt auf ſeine Koſten. Das Ende iſt ein zufriedenes Lachen. Ein deutſcher Schwank, der uns die Faſtenzeit kürzen ſoll! bm. Wiener Theater. Zwei Schüſſeln, die das Burgtheater ſeinen Gäſten aus guten Gründen nicht auftiſchen mochte, haben Samstag im Deutſchen Volkstheater den Kennern ſo wenig wie den Gründlingen geſchmeckt. Nachdem drei von Sudermanns „Roſen“ (Margot, Der letzte Beſuch, Die ferne Prinzeſſin) am Franzensring längſt abgeblüht ſind, kam in der Bellariaſtraße Nummer Vier „Die Lichtbänder“ zum Vorſchein. Un- natürlich und geſpreizt wie dieſer Titel iſt das grelle, gottlob nur einaktige, mit Gattenmord endende Ehebruchſtück, zu deſſen Requiſiten zwei Lotterbetten, fünf Haremspolſter. Roſa „Thea“ (aus dem „Blumenboot“), ein nichtsnutziger Lebelnabe und der herkömmliche betrogene plebejiſche Biedermann gehören. Von der Nieſe, Girardi und Thaller parodiſtiſch geſprochen und ge- ſpielt, würde der Text möglicherweiſe befreiend wirken; in vollem Ernſt dargeſtellt, erſcheinen „Die Lichtbänder“ als einer der ärgſten Mißgriſſe Sudermanns. Ganghofers Satyrſpiel „Das Recht auf Treue“, den Münchnern kürzlich vorgeführt und raſch entſchwunden, wandelt das franzöſiſche Proverbe à bon chat bon rat ou le meilleur ne vaut rien ein bißchen gar zu umſtändlich ab. Anfangs von Frl. Mallentin und den Herren Homma, Kramer, Klitſch munter belebt, wurde die Komödie belächelt; zuletzt kam ſie den Wohlwollendſten etwas langſtielig und leer vor. Ein belangloſer Faſtnachtsſcherz „Venus im Grünen“ von Rudolf Lothar hatte den unergiebigen Abend eingeleitet. Von ſolchen Anfechtungen hat die Alltagsmoral auf die Dauer nichts zu befürchten: „Die Lichtbänder“ und „Das Recht auf Treue“ werden raſcher verſchwinden als die geltenden Anſichten über die Grenzen des guten Geſchmackes in den freien (d. h. noch lange nicht zügelloſen) Künſten Bildende Kunſt. * Der Delegiertentag des Verbandes Deutſcher Kunſtgewerbe- vereine, der am 22. März dieſes Jahres in Hannover zu- ſammentritt, hat eine ſehr umfangreiche Tagesordnung zu er- ledigen. Er hat nicht nur die Berichte über die geſchäftlichen Angelegenheiten des Verbandes entgegenzunehmen, er wird ſich auch nicht allein, wie ſchon mitgeteilt, mit der kunſtgewerblichen Gebührenordnung, mit dem Rechte der Angeſtellten an ihren Entwürfen, mit Lehrwerkſtätten und Wanderausſtellungen be- ſchäftigen, ſondern er wird auch über kunſtgewerbliche Fachzeit- ſchriften, über Kunſtgewerbe- und Gewerbemuſeen, über den Aus- tauſch von Jahresberichten, über die Beziehungen zum Deutſchen Werkbunde und endlich über den Wert der techniſchen Arbeit als Erziehungsmittel beraten. Als Punkt 13 ſteht auf der Tages- ordnung: Antrag des Bayeriſchen Kunſtgewerbe- vereins in München: Erſcheint den Verbandsvereinen die Abhaltung eines Kunſtgewerbetages anläßlich der Ausſtellung „München 1908“ erwünſcht? Bunte Chronik. * Caruſo. Dieſer Name, der ſich einen ſo hellen Klang er- worben hat, beſitzt auch eine Bedeutung, welche unſere Leſer inter- eſſieren dürfte. Den Hamburger Nachrichten wird hierzu ge- ſchrieben: In der 1846 erſchienenen Felix Liebrechtſchen Ueber- ſetzung des Pentamerone von Giambattiſta Baſile findet ſich zu der Stelle: „Haar abſchneiden“ folgende Bemerkung: „Dies taten in alten Zeiten eigentlich nur die Frauen beim Tode ihrer Männer, banden dann die Haare an die Hände des Verſtorbenen, mit welchem ſie ſo begraben wurden, und verheirateten ſich nicht eher zum zweiten Mal, als bis ihre Haare wieder die Länge der abgeſchnittenen erreicht hatten, eine Sitte, die in einigen Gegen- den des Königreichs Neapel auch jetzt noch beſteht. Man nennt dies Abſchneiden der Haare carosare, daher caruso, der glatt geſchorene Kopf, und carosa, die Witwe.“ 1) Im Buchverlag erſchienen bei Georg Müller, München.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-09-13T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 127. München, 17. März 1908, S. Seite 3[3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine127_1908/3>, abgerufen am 24.11.2024.