Allgemeine Zeitung. Nr. 129. München, 18. März 1908.Nr. 129. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 18. März 1908. [Spaltenumbruch]
Hof und Gesellschaft. * München, 17. März.-- Se. kgl. Hoh. der Prinzregent besichtigte heute -- Prinz Rupprecht begab sich heute früh zur Truppen- -- Der König von Sachsen trifft am 23. d. M., nach- -- Bei der kgl. Palastdame Freifrau v. Ritter zu Grün- -- Hofrat Dr. Fastenrath, der Begründer der Kölner Münchener Stadtanzeiger. * München, 17. März.mt. Kaiserliches Geschenk. Bekanntlich hat der Deutsche * Städtische Straßenbahn. Wegen Gleisumbauten auf dem ps. Ruth St. Denis. Eine junge Dame aus alter Schule. * Polizeistunde. Rechtsrat Schöner gab heute im * Versorgung des dritten Krankenhauses mit Wärme und Elektrizität. Bei dem großen Verbrauche an Heiz- und * "Der Kampf um die Ehe" war das Thema, das Frau * Regelung der Postschalterstunden. Die Postverwaltung hat * Volkshochschul-Verein. Der Zyklus des Herrn Prosektors dr. Oeffentliche Dienstmädchen-Versammlung. Am Sonntag * Lehrlingspreise und Stipendien für Fortbildungs- und Gewerbeschüler. Am Donnerstag, den 19. März (Josephitag), * 26. Münchener Pferdemarkt vom 7. mit 10. April. Die m. Neue Erdbebenregistrierungen. Am 15. März folgten * Säuglingsfürsorge. Rechtsrat Hörburger gab heute --lt. Hebbel-Abend. Der 6. Volkstümlich-literarische Unter- V Zum Fall Moschel. Die Strafkammer hat heute die * Eine neue Erpressung? Acht Tage nach dem Atten- eh. Einen unbesonnenen Streich verübten vier Aspiranten Vereinsmitteilungen, Versammlungen, Vorträge. Mittwoch, 18. März. Süddeutscher Photographen- einer Bühnendekoration gedient haben mag. Eine nach- Nur die äußerliche, künftige Bestimmung der genann- Auch in dieser zweiten Abteilung nehmen die Dar- Mehr eine Augenblicksstudie ist die frische Darstellung Ein paar flüchtige Skizzen, auf Programme von Hof- Reiches Material führten ihm seine jährlichen Reisen An die heimischen Gestade des Starnberger Sees führt Die Vorliebe des Meisters für die Darstellung kirch- Aus der ansehnlichen Reihe von Detailstudien können Einige Proben aus des Künstlers letzten Lebensjahren Die kurze Erwähnung der hervorragendsten Werke Nr. 129. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 18. März 1908. [Spaltenumbruch]
Hof und Geſellſchaft. * München, 17. März.— Se. kgl. Hoh. der Prinzregent beſichtigte heute — Prinz Rupprecht begab ſich heute früh zur Truppen- — Der König von Sachſen trifft am 23. d. M., nach- — Bei der kgl. Palaſtdame Freifrau v. Ritter zu Grün- — Hofrat Dr. Faſtenrath, der Begründer der Kölner Münchener Stadtanzeiger. * München, 17. März.mt. Kaiſerliches Geſchenk. Bekanntlich hat der Deutſche * Städtiſche Straßenbahn. Wegen Gleisumbauten auf dem ps. Ruth St. Denis. Eine junge Dame aus alter Schule. * Polizeiſtunde. Rechtsrat Schöner gab heute im * Verſorgung des dritten Krankenhauſes mit Wärme und Elektrizität. Bei dem großen Verbrauche an Heiz- und * „Der Kampf um die Ehe“ war das Thema, das Frau * Regelung der Poſtſchalterſtunden. Die Poſtverwaltung hat * Volkshochſchul-Verein. Der Zyklus des Herrn Proſektors dr. Oeffentliche Dienſtmädchen-Verſammlung. Am Sonntag * Lehrlingspreiſe und Stipendien für Fortbildungs- und Gewerbeſchüler. Am Donnerstag, den 19. März (Joſephitag), * 26. Münchener Pferdemarkt vom 7. mit 10. April. Die m. Neue Erdbebenregiſtrierungen. Am 15. März folgten * Säuglingsfürſorge. Rechtsrat Hörburger gab heute —lt. Hebbel-Abend. Der 6. Volkstümlich-literariſche Unter- V Zum Fall Moſchel. Die Strafkammer hat heute die * Eine neue Erpreſſung? Acht Tage nach dem Atten- eh. Einen unbeſonnenen Streich verübten vier Aſpiranten Vereinsmitteilungen, Verſammlungen, Vorträge. Mittwoch, 18. März. Süddeutſcher Photographen- einer Bühnendekoration gedient haben mag. Eine nach- Nur die äußerliche, künftige Beſtimmung der genann- Auch in dieſer zweiten Abteilung nehmen die Dar- Mehr eine Augenblicksſtudie iſt die friſche Darſtellung Ein paar flüchtige Skizzen, auf Programme von Hof- Reiches Material führten ihm ſeine jährlichen Reiſen An die heimiſchen Geſtade des Starnberger Sees führt Die Vorliebe des Meiſters für die Darſtellung kirch- Aus der anſehnlichen Reihe von Detailſtudien können Einige Proben aus des Künſtlers letzten Lebensjahren Die kurze Erwähnung der hervorragendſten Werke <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 129. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 18. März 1908.</fw><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hof und Geſellſchaft.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">München,</hi> 17. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Se. kgl. Hoh. der <hi rendition="#g">Prinzregent</hi> beſichtigte heute<lb/> mittag im Beiſein des Miniſters Dr. v. <hi rendition="#g">Wehner</hi> und des<lb/> Geheimrats Profeſſors v. Reber die in der Reſidenz auf-<lb/> geſtellten <hi rendition="#g">Werke Adolph v. Menzels,</hi> die durch die<lb/> hochherzige Stiftung der Nichte des Meiſters, Fräulein<lb/><hi rendition="#g">Krigar-Menzel,</hi> in bayeriſchen Staatsbeſitz überge-<lb/> gangen ſind. Der Regent ſprach ſich hocherfreut über die<lb/> (im heutigen Feuilleton der Allg. Ztg. ausführlich be-<lb/> ſprochene) Kollektion aus.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Prinz <hi rendition="#g">Rupprecht</hi> begab ſich heute früh zur Truppen-<lb/> beſichtigung nach Ingolſtadt. Die Rückkehr erfolgt heute nach-<lb/> mittag 4½ Uhr.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Der <hi rendition="#g">König von Sachſen</hi> trifft am 23. d. M., nach-<lb/> mittags 5 Uhr 6 Min., von Sigmaringen hier ein und ſetzt in<lb/> Begleitung des hieſigen ſächſiſchen Geſandten Frhrn. v. Frieſen<lb/> die Reiſe nach Brixen zu eintägigem Beſuch der Prinzeſſin <hi rendition="#g">Anna</hi><lb/> (Pia Monika) fort. Von dort aus tritt der König <hi rendition="#aq">via</hi> Genua<lb/> eine mehrwöchige Mittelmeerreiſe an.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Bei der kgl. Palaſtdame Freifrau v. <hi rendition="#g">Ritter</hi> zu Grün-<lb/> ſtein fand geſtern abend eine größere Soiree ſtatt, bei welcher<lb/> mehrere Mitglieder der Hofgeſellſchaft eine Theateraufführung<lb/> veranſtalteten. Dazu waren Prinz und Prinzeſſin <hi rendition="#g">Ludwig</hi> mit<lb/> den Prinzeſſinnen-Töchtern ſowie mehrere Mitglieder der könig-<lb/> lichen Familie erſchienen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Hofrat Dr. <hi rendition="#g">Faſtenrath,</hi> der Begründer der Kölner<lb/> Blumenſpiele, iſt geſtern abend <hi rendition="#g">geſtorben.</hi></p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Münchener Stadtanzeiger.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">München,</hi> 17. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">mt.</hi> <hi rendition="#b">Kaiſerliches Geſchenk.</hi> </head><lb/> <p>Bekanntlich hat der Deutſche<lb/> Kaiſer dem 6. bayeriſchen Infanterie-Regiment, deſſen Inhaber<lb/> er iſt, ein für das Offizierskaſino beſtimmtes größeres Gemälde<lb/> zum Geſchenk gemacht. Das Bild, von dem Berliner Kunſtmaler<lb/> C. Röchling gemalt, ſtellt eine Schlachtenepiſode aus den blutigen<lb/> Septembertagen des Jahres 1870 vor, bei denen Bataillone des<lb/> 6. Regiments ganz beſonders engagiert waren. Das äußerſt<lb/> lebendig gehaltene, farbenfriſche Bild befindet ſich augenblicklich<lb/> zum Zwecke photographiſcher Reproduktion im Atelier des Hanf-<lb/> ſtaenglſchen Kunſtverlags.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Städtiſche Straßenbahn.</hi></head><lb/> <p>Wegen Gleisumbauten auf dem<lb/> Sendlingertor-Platz verkehren die Wagen der Linie 18 bis auf<lb/> weiteres zwiſchen Holzapfelkreuth und Forſtenriederſtraße, wes-<lb/> halb an letztgenannter Haltſtelle auf den Linien 6 oder 16 um-<lb/> geſtiegen werden muß.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">ps.</hi> <hi rendition="#b">Ruth St. Denis.</hi> </head><lb/> <p>Eine junge Dame aus alter Schule.<lb/> Ihr Auftreten ſteht trotz der Verſchmähung des Trikots in<lb/> vollem Gegenſatz zu dem der Duncan. Dieſe war von je in der<lb/> Theorie wirkſamer denn in der Praxis. Ihre Kunſt war immer<lb/> mehr eine Kunſtanſchauung, die mit anderen neuzeitlichen<lb/> Bühnengedanken im Einklang ſich befand. Iſadora Duncan<lb/> wollte und will Schule machen. Ruth St. Denis ſtammt zwar<lb/> — wie man ſagt — aus Amerika, ihre Kunſt aber ſtammt aus<lb/> der Pariſer Großen Oper. Allzu ſchöne Kuliſſen, Lichteffekte.<lb/> Statiſterie ſtellen ſich im erſten Augenblick unſerem Genießen<lb/> entgegen und halten unſere Bedenken bis zum letzten Augenblick<lb/> wach. Innerhalb dieſes faſt altmodiſchen Rahmens aber gibt<lb/> dieſe Tänzerin ganz Wundervolles. Indiſche Tänze — meiſt zu<lb/> D<hi rendition="#aq">é</hi>libes Lakm<hi rendition="#aq">é</hi>-Muſik getanzt. Von feierlicher Anmut bis zum<lb/> wildeſten Taumel — zuweilen nichts als ein Sichneigen. Dann<lb/> wieder gibt ſie in virtuoſeſter Weiſe die Fineſſen der alten<lb/> Schule — den Spitzentanz — mit nackten Füßen. Ihr Körper<lb/> bietet oft Bilder von entzückendem Reiz — ſo der eigenartige<lb/> Cobratanz, in dem die ringgeſchmückten Hände als Schlangen-<lb/> köpfe auf dem Boden kriechen. Es iſt das Beſondere ihrer Kunſt,<lb/> daß ſie in feinſter Weiſe den Anregungen der Muſik folgt. Der<lb/> Beifall ſetzte erſt zögernd ein, geſtaltete ſich aber dann zum Schluß<lb/> zu ſehr lebhaften Kundgebungen des Beifalls. — Das Gaſtſpiel<lb/> fand im <hi rendition="#g">Gärtnerplatztheater</hi> ſtatt, das dem Auftreten<lb/> der Dame eine Aufführung des 2. Aktes der Fledermaus voraus-<lb/> ſchickte. Heute abend tanzt Ruth St. Denis zum letztenmal.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Polizeiſtunde.</hi></head><lb/> <p>Rechtsrat <hi rendition="#g">Schöner</hi> gab heute im<lb/> Magiſtrat den bekannten Entwurf neuer ortspolizeilicher<lb/> Vorſchriften über die Regelung der Polizeiſtunde bekannt<lb/> und erklärte ſich im großen ganzen mit dem Entwurf <hi rendition="#g">ein-<lb/> verſtanden.</hi> Er beantragte hierzu noch, den kleinen<lb/> Kaffeeſchenken zu geſtatten, abends 10 Uhr zu ſchließen und<lb/> um 4 Uhr morgens zu öffnen. Ferner ſollen <hi rendition="#g">in der<lb/><cb/> Nähe des Bahnhofes</hi> zwei bis drei, in der Nähe des<lb/> Schlachthofes ein Reſtaurant mit Nachtbetrieb zugelaſſen<lb/> werden. Dieſe letzteren erhalten die Auflage, von 2 Uhr<lb/> morgens ab nur Flaſchenbier zu verabreichen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Verſorgung des dritten Krankenhauſes mit Wärme<lb/> und Elektrizität.</hi></head><lb/> <p>Bei dem großen Verbrauche an Heiz- und<lb/> elektriſcher Energie im neuen Krankenhauſe empfiehlt es<lb/> ſich, im Krankenhausareal eine elektriſche Dampfreſerve zu<lb/> erbauen, die auf das ſtädtiſche Kabelnetz arbeitet und eine<lb/> Verſtärkung der Dampfreſerve an der Thalkirchnerſtraße<lb/> darſtellt. Der Dampf der Anlage wird nach der Arbeits-<lb/> leiſtung in die Wärmeanlagen des Krankenhauſes über-<lb/> geführt. Der Magiſtrat beſchloß, zur Herbeiführung einer<lb/> rationellen Dampfanlage das Direktorium der Elektrizi-<lb/> tätswerke mit der Ausarbeitung von Koſtenvoranſchlägen<lb/> und Detailplänen zu beauftragen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#b">* „Der Kampf um die Ehe“</hi> war das Thema, das Frau<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Helene Stöcker</hi> im Spiegelſaal des „Bayeriſchen Hofes“<lb/> geſtern vor einem ſehr zahlreichen illuſtren Publikum behandelte.<lb/> In feſſelnder Weiſe ſtellte ſie die Umgeſtaltung des Verhältniſſes<lb/> von Mann und Weib der alten Moral gegenüber, die nur die<lb/> Wahl zwiſchen Ehe und völliger Enthaltſamkeit laſſe. Dadurch<lb/> werde vornehmlich die Proſtitution mit ihren Begleiterſcheinun-<lb/> gen (Geſchlechtskrankheiten uſw.) gezüchtet. Die Einſicht in den<lb/> Widerſinn der heutigen Zuſtände, die von der Frau ein unnötiges<lb/> Zölibat fordern, zu verbreiten, die Menſchen zu höherer Verant-<lb/> wortlichkeit zu erziehen, ſei die Aufgabe von Vereinen, die ſich<lb/> unter dem Namen Mutterſchutz u. a. in den meiſten Staaten<lb/> Europas und Amerikas gebildet haben. Ihre praktiſchen Ziele<lb/> bilden vor allem die Gleichſtellung der Unehelichen mit den Ehe-<lb/> lichen, wirtſchaftliche Hilfe, Uebung der Hebammenbildung, Auf-<lb/> hebung des Zölibats, des Unterſchiedes zwiſchen „Frau“ und<lb/> „Fräulein“ uſw.), vor allem aber die Herbeiführung von Zu-<lb/> ſtänden, die eine frühe Ehe ermöglichen. Nie habe der Bund für<lb/> Mutterſchutz dieſe verworfen, nie das uneheliche Kind dem ehe-<lb/> lichen vorangeſtellt, wenn ihm auch ehelich und glücklich nicht<lb/> immer gleichbedeutend mit ſittlich ſei. An den Vortrag ſchloß ſich<lb/> eine angeregte Diskuſſion.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Regelung der Poſtſchalterſtunden.</hi></head><lb/> <p>Die Poſtverwaltung hat<lb/> an den Magiſtrat die Anfrage gerichtet, ob es tunlich ſei, die<lb/><hi rendition="#g">Schalter</hi> ſtatt um 8 Uhr künftig um 7 <hi rendition="#g">Uhr</hi> zu <hi rendition="#g">ſchließen.</hi><lb/> Der Magiſtrat beantwortete die Frage dahin, daß amtlicherſeits<lb/> nichts einzuwenden ſei. Dagegen müßten die Vertreter von<lb/> Handel, Induſtrie und Gewerbe um ein Gutachten aufgefordert<lb/> werden, ob nicht die Intereſſen der Geſchäftskreiſe durch den<lb/> früheren Schluß zu Schaden kämen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Volkshochſchul-Verein.</hi></head><lb/> <p>Der Zyklus des Herrn Proſektors<lb/> Dr. Hermann <hi rendition="#g">Hahn:</hi> „Der Atemapparat des menſchlichen<lb/> Körpers“ wird nicht in der Techniſchen Hochſchule, ſondern im<lb/> großen Hörſaal der neuen Anatomie, Pettenkoferſtraße 11, abge-<lb/> halten werden. Beginn 2. April, abends 8½ Uhr.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">dr.</hi> <hi rendition="#b">Oeffentliche Dienſtmädchen-Verſammlung.</hi> </head><lb/> <p>Am Sonntag<lb/> Nachmittag fand eine Dienſtmädchen-Verſammlung ſtatt, in der<lb/> Frau <hi rendition="#g">Lachenmeyer</hi> über das Thema ſprach: <hi rendition="#g">„Haben die<lb/> die Dienſtmädchen an jedem Sonntag Nachmit-<lb/> tag ein Anrecht auf einen halben Ruhetag?“</hi> Die<lb/> Rednerin führte aus: Vielen jungen Frauen fehlt das Verſtänd-<lb/> nis für die Führung eines Haushalts, ſie ſind nur zum Befehlen<lb/> erzogen, und wenn die Dienſtmädchen unter den Launen der<lb/> Frauen zu leiden haben, ſo genügt das oft nicht, ſelbſt die Kinder<lb/> laſſen den Dienſtboten ihre abhängige Stellung fühlen. Häufig<lb/> müſſen die Mädchen ſchwerſte körperliche Arbeiten beſorgen, und<lb/> wie armſelig ſei oft der Lohn! Unerfahrene Mädchen werden<lb/> häufig unter falſchen Vorſpiegelungen durch Verdinggeſchäfte in<lb/> ſchlechte Stellen verhandelt. Die Forderung des freien Sonntag-<lb/> nachmittags ſei gewiß beſcheiden, da die Dienſtmädchen nicht ein-<lb/> mal die genügende Zeit finden, ihre Sachen in Ordnung zu<lb/> halten. Nachdem die Referentin noch auf Mißſtände im Inva-<lb/> liden- und Krankenkaſſenangelegenheiten hingewieſen hatte,<lb/> ſchloß ſie unter Beifall ihre Darlegungen. Zum Schluſſe wurde<lb/> eine Reſolution angenommen, in der ausgedrückt wird, daß nur<lb/> durch eine Feſtigung der <hi rendition="#g">Organiſation</hi> eine Verbeſſerung<lb/> der Lage des dienenden Standes herbeigeführt werden kann.<lb/> Hauptſächlich iſt die Ruhezeit der Dienſtmädchen ſo gering, daß<lb/> es endlich an der Zeit ſei, ſchon aus geſundheitlichen Gründen,<lb/> eine Beſſerung herbeizuführen. Die Anweſenden erklärten, der<lb/> Organiſation der Dienſtmädchen, dem Hausangeſtelltenverband,<lb/> beizutreten, um für die Dienſtmädchen eine einheitliche Ruhezeit,<lb/> zum mindeſten jeden Sonntag nachmittag ab 2 Uhr, herbei-<lb/> zuführen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Lehrlingspreiſe und Stipendien für Fortbildungs- und<lb/> Gewerbeſchüler.</hi></head><lb/> <p>Am Donnerstag, den 19. März (Joſephitag),<lb/> vormittags 11½ Uhr, erfolgt im Sitzungsſaale der Gemeinde-<lb/> bevollmächtigten die feierliche Verteilung der aus Gemeinde-<lb/><cb/> mitteln pro 1907 gewährten <hi rendition="#g">Geldpreiſe</hi> und <hi rendition="#g">Stipendien</hi><lb/> an Schüler der fachlichen Fortbildungsſchulen und Gewerbe-<lb/> ſchulen durch den techniſchen Schulreferenten Stadtſchulrat Dr.<lb/><hi rendition="#g">Kerſchenſteiner.</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">26. Münchener Pferdemarkt</hi> vom 7. mit 10. April. Die<lb/> Geldpreiſe für die Pferdeprämiierungen ſind heuer bedeutend er-<lb/> höht worden. Es gelangen gegen 15,000 M Prämien zur Ver-<lb/> teilung, außerdem mehrere Zuſchlagpreiſe für Zuchtſtuten, die ſich<lb/> beſonders zur Zucht von Artillerieſtangenpferden eignen. Für die<lb/><hi rendition="#g">Pferde-Lotterie</hi> werden auf dem Pferdemarkt angekauft:<lb/> 1 Viererzug, 5 weitere Geſpanne, 2 Reitpferde, 6 ſtarke und<lb/> 6 leichte Zuchtſtuten ſowie 20 einzelne Luxus- und Gebrauchs-<lb/> pferde. Nach den vorliegenden Anmeldungen kommen heuer<lb/> gegen 1500 Pferde aller Schläge zur Ausſtellung. Programme,<lb/> Verloſungspläne uſw. ſind durch das Sekretariat des Pferdezucht-<lb/> vereins, München, Herrnſtraße 9/0, zu beziehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">m.</hi> <hi rendition="#b">Neue Erdbebenregiſtrierungen.</hi> </head><lb/> <p>Am 15. März folgten<lb/> abermals zwiſchen 10½ Uhr und 12½ Uhr vormittags neue Er-<lb/> ſchütterungen, die nach den Aufzeichnungen des regiſtrierenden<lb/> Seismometers der Münchener Erdbebenwarte von ſehr entfernten<lb/> Herden herrühren. Es laſſen ſich dabei gut zwei Beben unterſchei-<lb/> den, nämlich um 10 Uhr 28 Min. 16 Sek. und um 11 Uhr 19 Min.<lb/> 42 Sekunden. Am <hi rendition="#g">Montag</hi> früh traten neue Erſchütterungen<lb/> um 5 Uhr 38 Min., 6 Uhr 2 Min. und 6 Uhr 20 Min. auf, die<lb/> ebenfalls von ſchwachen Fernerdbeben herrühren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Säuglingsfürſorge.</hi></head><lb/> <p>Rechtsrat <hi rendition="#g">Hörburger</hi> gab heute<lb/> im Magiſtrate ein anſchauliches Bild von der Tätigkeit der Ge-<lb/> meinde auf dem Gebiete der Säuglingsfürſorge. Die Erfolge<lb/> ſeien hocherfreulich. Mit Hilfe der Beratungsſtellen und mit<lb/> Hilfe der Stillprämien und Unterſtützungen an Wöchnerinnen ſei<lb/> es gelungen, die <hi rendition="#g">Kinderſterblichkeit</hi> ganz bedeutend zu<lb/><hi rendition="#g">vermindern.</hi> Unter den Kindern, die geſtillt und den Be-<lb/> ratungsſtellen zugeführt wurden, kamen nur 15 Sterbefälle vor.<lb/> Die Behauptung einer hieſigen Monatsſchrift, daß München mit<lb/> 2 Pfg. Ausgaben pro Säugling und Jahr an letzter Stelle<lb/> in Deutſchland ſteht, ſei unrichtig. München nimmt mit 1.76 M<lb/> pro Säugling und Jahr im Gegenteil den <hi rendition="#g">erſten Rang</hi> ein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>—<hi rendition="#aq">lt.</hi> <hi rendition="#b">Hebbel-Abend.</hi></head><lb/> <p>Der 6. Volkstümlich-literariſche Unter-<lb/> haltungsabend, den der „Südbayeriſche Verband zur Verbreitung<lb/> von Volksbildung“ veranſtaltete, war Friedrich <hi rendition="#g">Hebbel</hi> ge-<lb/> widmet. Einleitend gab Herr Dr. <hi rendition="#g">Kutſcher</hi> einen kurzen Bei-<lb/> trag zum Verſtändnis Hebbels, deſſen Geiſtesverwandtſchaft mit<lb/> Schiller und — Richard Dehmel er nach der lyriſchen und dra-<lb/> matiſchen Seite hin zergliederte. Den Vortrag verſchiedener<lb/> Hebbelſcher Gedichte hatte Hans <hi rendition="#g">Brandenburg</hi> übernom-<lb/> men. Frl. Elſa <hi rendition="#g">Jäger</hi> ſang recht wirkungsvoll von Brahms,<lb/> Cornelius und Hugo Wolf vertonte Dichtungen Hebbels unter<lb/> dem vortrefflichen Alkompagnement des Domorganiſten Herrn<lb/> Joſeph <hi rendition="#g">Schmid.</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">V</hi> <hi rendition="#b">Zum Fall Moſchel.</hi> </head><lb/> <p>Die Strafkammer hat heute die<lb/> Eröffnung des Verfahrens gegen den Schutzmann <hi rendition="#g">Schauer</hi><lb/> wegen Körperverletzung mit Todesfolge beſchloſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Eine neue Erpreſſung?</hi></head><lb/> <p>Acht Tage nach dem Atten-<lb/> tat auf die Söhne des Kommerzienrats Ludowici wurde ein<lb/> ähnliches Attentat auf einen zwölfjährigen Majorsſohn<lb/> im Lehel ausgeführt. Damals lockte ein der Beſchreibung<lb/> nach auf den Erpreſſer an der Familie Ludowici paſſender<lb/> Mann den Knaben mit ſich, ließ ſich eingehend die Ver-<lb/> hältniſſe der Majorsfamilie erzählen und zog den Knaben<lb/> in einen Hausgang, wo er ihm unter Drohungen eine<lb/><hi rendition="#g">Stichverletzung</hi> am linken Arm <hi rendition="#g">beibrachte.</hi><lb/> Heute morgen gegen 8 Uhr, als der angefallene Knabe zur<lb/> Schule ging, bemerkte dieſer den betreffenden Mann. Der<lb/> Knabe ſchlich ſich hinter dem Manne nach, um in der Wein-<lb/> ſtraße einen Kriminalbeamten zu holen und den Mann<lb/> verhaften zu laſſen. Der Unbekannte <hi rendition="#g">verſchwand</hi> aber,<lb/> ehe er in die Hände der Polizei fiel.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#aq">eh.</hi><hi rendition="#b">Einen unbeſonnenen Streich</hi> verübten vier Aſpiranten<lb/> des kgl. Hoforcheſters, die bei einer Prüfung auf feſte Anſtellung<lb/> ſchlecht abgeſchnitten hatten und aus Aerger darüber die <hi rendition="#g">Geigen<lb/> älterer Kollegen</hi> vor dem Spiel abſichtlich <hi rendition="#g">verſtimmten.</hi><lb/> Es wurde ihnen nahegelegt, ſich nach einer anderen Stelle um-<lb/> zuſehen, da ſie auf Anſtellung im kgl. Hoforcheſter keine Ausſicht<lb/> mehr hätten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Vereinsmitteilungen, Verſammlungen, Vorträge.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Mittwoch,</hi> 18. März.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Süddeutſcher Photographen-<lb/> Verein. J. Kirchner</hi> über: Der Photograph als Förderer<lb/> der Landeskunde und Kunſtgeſchichte. Fachlehrer H. <hi rendition="#g">Spörl</hi><lb/> über Linhof-Kameras. Es kommt ferner eine Serie Diapoſitive<lb/> des Malers Karl v. Zamboni-Budapeſt zur Vorführung. Gäſte<lb/> willkommen.</p> </div> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="a01b" prev="#a01a" type="jComment" n="2"> <p>einer Bühnendekoration gedient haben mag. Eine nach-<lb/> denklich ſinnende Frauengeſtalt (Aquarell von 1866):<lb/> Menzels Schweſter, am Klavier ſtehend, iſt in dem beweg-<lb/> ten Fluſſe der Linien wie in der diskreten Farbengebung<lb/> gleich lebensvoll aufgefaßt. Die ganze Meiſterſchaft ſeiner<lb/> ſpäteren Guaſchetechnik, die oft mit Aquarellmalerei kom-<lb/> biniert iſt, zeigt das Blatt: Chorgeſtühl im Mainzer Dom.</p><lb/> <p>Nur die äußerliche, künftige Beſtimmung der genann-<lb/> ten Werke für die neue Pinakothek hat deren geſonderte<lb/> Erwähnung veranlaßt. Einen nicht minder koſtbaren Beſitz<lb/> ſtellen die <hi rendition="#g">Zeichnungen</hi> dar, die der kgl. Graphiſchen<lb/> Sammlung einverleibt werden ſollen. Wenn von manchen<lb/> Seiten der Zeichner in Menzel höher gewertet wird als<lb/> der Maler, ſo wird dieſe Theſe angeſichts unſeres neuen<lb/> Gemäldeſchatzes wohl noch einer Ueberprüfung bedürfen.<lb/> Wir können uns vorerſt auf den Vermittlungsſtandpunkt<lb/> ſtellen, daß der Zeichner Menzel eben auch mit den ein-<lb/> fachen Mitteln der Schwarz-Weißkunſt maleriſche Wirkung<lb/> zu erzielen wußte.</p><lb/> <p>Auch in dieſer zweiten Abteilung nehmen die Dar-<lb/> ſtellungen aus Menzels Familienkreis einen breiteren<lb/> Raum ein. An erſter Stelle muß das ſonnige Gruppenbild<lb/> der Schweſter Menzels mit ihrer Freundin vom Jahre 1851<lb/> genannt werden. Wie hier das Licht die lieblichen Geſtal-<lb/> ten der beiden jugendlichen Frauen umwebt und in hun-<lb/> dertfältiger Nuancierung von den gegen das Fenſter ge-<lb/> ſehenen Gewändern zurückſtrahlt, dieſes Problem hat der<lb/> Meiſter ſpäter wohl kaum ſelbſt je beſſer gelöſt.</p><lb/> <p>Mehr eine Augenblicksſtudie iſt die friſche Darſtellung<lb/> ſeines Schwagers (1859), der angekleidet auf einem Bette<lb/> in läſſiger Stellung liegt, ein Bild, in dem ſich die ganze<lb/> Behaglichkeit eines ſommerlichen Erholungsaufenthaltes<lb/> widerſpiegelt. Eine ältere Dame, bei Lampenſchein leſend,<lb/> ein junges Mädchen (Menzels Schweſter) mit aufgeſtütztem<lb/> Kopfe in Kiſſen ruhend, Menzels Schwager, die Hände ge-<lb/> mütlich hinterm Rücken verſchlungen, das ſind Motive, wie<lb/> ſie ſich ſeinem nimmermüden Zeichenſtifte im engſten Kreiſe<lb/> täglich darboten.</p><lb/> <p>Ein paar flüchtige Skizzen, auf Programme von Hof-<lb/> feſtlichkeiten gezeichnet — u. a. Kaiſer Wilhelm 1. und<lb/> König Viktor Emanuel in der Hofloge — zeigen, wie dem<lb/> Meiſter ſelbſt bei ſolchen Anläſſen das künſtleriſche Feſt-<lb/><cb/> halten des Geſehenen die Hauptſache war. Und aus ſolchen<lb/> Erinnerungsblättchen, die ihm im Moment nur Selbſt-<lb/> zweck ſind, entſtehen dann oft in ſpäteren Jahren noch<lb/> größere Kompoſitionen. Ein Beiſpiel hiefür bietet die<lb/> kleine Skizze (1867): Meiſſonier in ſeinem Gartenatelier<lb/> in Poiſſy, die in dem Oelbild von 1869 getreue Verwen-<lb/> dung fand.</p><lb/> <p>Reiches Material führten ihm ſeine jährlichen Reiſen<lb/> zu. Der Zufall will es, daß unter den überwieſenen Stu-<lb/> dienblättern der weitaus größere Teil dem deutſchen Süden<lb/> entſtammt. Einen der alten Würzburger Höfe mit Fach-<lb/> werkhäuſern, der jetzt wohl der Domfreiheit zum Opfer ge-<lb/> fallen iſt, ſchildert ein in breiten Strichen hingeſchriebenes<lb/> Blatt. Ein Straßenproſpekt, deſſen Vordergrund der<lb/> Treppenaufgang zu einer Kirche abſchließt, mag einer frän-<lb/> kiſchen Stadt entnommen ſein. Ein Blick über eine Park-<lb/> partie hinweg in eine ſonnendurchglühte Straße iſt von<lb/> dem Fenſter der Wohnung des Künſtlers in Kiſſingen<lb/> (1889) aufgenommen. In keinem dieſer Blätter offenbart<lb/> ſich die Meiſterſchaft, mit der Menzel die Wiſchtechnik hand-<lb/> habte, mit ſolcher Klarheit als in der künſtleriſch am höchſten<lb/> zu wertenden Zeichnung „Verfallener Hof mit Stiegen-<lb/> eingang“, einem Motive, das wohl aus Südtirol ſtammt.</p><lb/> <p>An die heimiſchen Geſtade des Starnberger Sees führt<lb/> uns ein das leicht bewegte Waſſer mit ſicherſtem Erfaſſen<lb/> wiedergebender Naturausſchnitt. Und was der Meiſter<lb/> mit dem einfachen Zimmermannsſtifte an farbiger Wir-<lb/> kung erreichen konnte, das geht aus dem Blättchen mit<lb/> den Gaſteiner Bergen hervor, deren Gipfel in Neuſchnee<lb/> erſtrahlen, während der Talgrund in Dämmerung gehüllt<lb/> iſt. Dem Gaſteiner Tale dürften wohl auch die beiden<lb/> reizvollen Studien entſtammen: Altane an einem Bauern-<lb/> haus und ſchmaler Durchblick zwiſchen zwei Dorfhäuſern,<lb/> nicht zu vergeſſen des in ſeinem Lichtſpiel beſonders gelun-<lb/> genen Blattes: Schreiner in einem Hofraum arbeitend.</p><lb/> <p>Die Vorliebe des Meiſters für die Darſtellung kirch-<lb/> licher Innenräume findet auch in einigen guten Beiſpielen<lb/> charakteriſtiſche Vertretung. Bei dem Blick von der Empore<lb/> einer Barockkirche auf die Kanzel und den lichten Chor-<lb/> raum iſt man verſucht, an eine der Münchener Kirchen zu<lb/> denken. Daß es ihm bei ſolchen Studien faſt nur auf die<lb/> Abſtufung der Tonwerte ankommt, zeigt ein gegenſtändlich<lb/><cb/> ſo nüchternes und trotzdem maleriſch wirkendes Motiv, wie<lb/> „der obere Treppenflur in Mozarts Geburtshaus“.</p><lb/> <p>Aus der anſehnlichen Reihe von Detailſtudien können<lb/> hier nur einige wenige Blätter hervorgehoben werden, die<lb/> allerdings als erſtrangige Arbeiten bezeichnet werden<lb/> müſſen. Welche Kraft der Charakteriſtik ſpricht aus den<lb/> runzeligen, zum Gebet gefalteten Händen des Alten; und<lb/> wie lebenswahr lugen die Phyſiognomien der beiden<lb/> Kloſterbrüder aus ihren Kapuzen! Ja ſelbſt eine ſo ſach-<lb/> liche Studie, wie die von rückwärts geſehene Struktur einer<lb/> modernen Frauenfriſur wird unter Menzels Händen zu<lb/> einem glanzerfüllten Meiſterwerk.</p><lb/> <p>Einige Proben aus des Künſtlers letzten Lebensjahren<lb/> laſſen erkennen, daß ſeine ſcharfe zeichneriſche Formauffaſ-<lb/> ſung allmählich ganz einer breiten maleriſchen Farbenwir-<lb/> kung weicht. Während noch bei dem im Lehnſtuhl ſitzenden<lb/> Alten (vom 8. Februar 1902) mit breitem Strich neben der<lb/> Wiſchtechnik gearbeitet iſt, iſt in dem prächtigen Blatte von<lb/> 1903 „Schlüſſig, unſchlüſſig“ bereits alles auf weiche Ton-<lb/> wirkung geſtimmt, die ſchließlich in der wohl aus der letzten<lb/> Lebenszeit ſtammenden Studie eines Herrn in Schlapphut<lb/> ganz in einer etwa der Carri<hi rendition="#aq">è</hi>reſchen Manier vergleich-<lb/> baren Verſchwommenheit untergeht.</p><lb/> <p>Die kurze Erwähnung der hervorragendſten Werke<lb/> unſerer Schenkung mag vorerſt ein ungefähres Bild ihrer<lb/> Reichhaltigkeit geben. Daß in ihr die verſchiedenen Rich-<lb/> tungen in Menzels Kunſt in der glücklichſten Weiſe ver-<lb/> treten ſind, wird aus einer größeren wiſſenſchaftlichen<lb/><hi rendition="#g">Publikation</hi> hervorgehen, die bereits von einem Mün-<lb/> chener Kunſtverlag in Ausſicht genommen iſt. Um dem<lb/> momentanen freudigen Intereſſe der Münchener Kunſt-<lb/> kreiſe baldigſt entgegenzukommen, werden die Zeichnungen<lb/> vom Donnerstag, den 19. März, an im mittleren Saale<lb/> der <hi rendition="#g">Graphiſchen Sammlung</hi> der Oeffentlichkeit zu-<lb/> gänglich gemacht werden; die Oelbilder und Aquarelle kön-<lb/> nen erſt nach Beendigung der nötigen Rahmungsarbeiten<lb/> in ca. 14 Tagen in der Neuen Pinakothek zur Aufſtellung<lb/> gelangen.</p><lb/> <byline>Dr. <hi rendition="#g">Weigmann.</hi></byline> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 129. München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 18. März 1908.
Hof und Geſellſchaft.
* München, 17. März.
— Se. kgl. Hoh. der Prinzregent beſichtigte heute
mittag im Beiſein des Miniſters Dr. v. Wehner und des
Geheimrats Profeſſors v. Reber die in der Reſidenz auf-
geſtellten Werke Adolph v. Menzels, die durch die
hochherzige Stiftung der Nichte des Meiſters, Fräulein
Krigar-Menzel, in bayeriſchen Staatsbeſitz überge-
gangen ſind. Der Regent ſprach ſich hocherfreut über die
(im heutigen Feuilleton der Allg. Ztg. ausführlich be-
ſprochene) Kollektion aus.
— Prinz Rupprecht begab ſich heute früh zur Truppen-
beſichtigung nach Ingolſtadt. Die Rückkehr erfolgt heute nach-
mittag 4½ Uhr.
— Der König von Sachſen trifft am 23. d. M., nach-
mittags 5 Uhr 6 Min., von Sigmaringen hier ein und ſetzt in
Begleitung des hieſigen ſächſiſchen Geſandten Frhrn. v. Frieſen
die Reiſe nach Brixen zu eintägigem Beſuch der Prinzeſſin Anna
(Pia Monika) fort. Von dort aus tritt der König via Genua
eine mehrwöchige Mittelmeerreiſe an.
— Bei der kgl. Palaſtdame Freifrau v. Ritter zu Grün-
ſtein fand geſtern abend eine größere Soiree ſtatt, bei welcher
mehrere Mitglieder der Hofgeſellſchaft eine Theateraufführung
veranſtalteten. Dazu waren Prinz und Prinzeſſin Ludwig mit
den Prinzeſſinnen-Töchtern ſowie mehrere Mitglieder der könig-
lichen Familie erſchienen.
— Hofrat Dr. Faſtenrath, der Begründer der Kölner
Blumenſpiele, iſt geſtern abend geſtorben.
Münchener Stadtanzeiger.
* München, 17. März.
mt. Kaiſerliches Geſchenk.
Bekanntlich hat der Deutſche
Kaiſer dem 6. bayeriſchen Infanterie-Regiment, deſſen Inhaber
er iſt, ein für das Offizierskaſino beſtimmtes größeres Gemälde
zum Geſchenk gemacht. Das Bild, von dem Berliner Kunſtmaler
C. Röchling gemalt, ſtellt eine Schlachtenepiſode aus den blutigen
Septembertagen des Jahres 1870 vor, bei denen Bataillone des
6. Regiments ganz beſonders engagiert waren. Das äußerſt
lebendig gehaltene, farbenfriſche Bild befindet ſich augenblicklich
zum Zwecke photographiſcher Reproduktion im Atelier des Hanf-
ſtaenglſchen Kunſtverlags.
* Städtiſche Straßenbahn.
Wegen Gleisumbauten auf dem
Sendlingertor-Platz verkehren die Wagen der Linie 18 bis auf
weiteres zwiſchen Holzapfelkreuth und Forſtenriederſtraße, wes-
halb an letztgenannter Haltſtelle auf den Linien 6 oder 16 um-
geſtiegen werden muß.
ps. Ruth St. Denis.
Eine junge Dame aus alter Schule.
Ihr Auftreten ſteht trotz der Verſchmähung des Trikots in
vollem Gegenſatz zu dem der Duncan. Dieſe war von je in der
Theorie wirkſamer denn in der Praxis. Ihre Kunſt war immer
mehr eine Kunſtanſchauung, die mit anderen neuzeitlichen
Bühnengedanken im Einklang ſich befand. Iſadora Duncan
wollte und will Schule machen. Ruth St. Denis ſtammt zwar
— wie man ſagt — aus Amerika, ihre Kunſt aber ſtammt aus
der Pariſer Großen Oper. Allzu ſchöne Kuliſſen, Lichteffekte.
Statiſterie ſtellen ſich im erſten Augenblick unſerem Genießen
entgegen und halten unſere Bedenken bis zum letzten Augenblick
wach. Innerhalb dieſes faſt altmodiſchen Rahmens aber gibt
dieſe Tänzerin ganz Wundervolles. Indiſche Tänze — meiſt zu
Délibes Lakmé-Muſik getanzt. Von feierlicher Anmut bis zum
wildeſten Taumel — zuweilen nichts als ein Sichneigen. Dann
wieder gibt ſie in virtuoſeſter Weiſe die Fineſſen der alten
Schule — den Spitzentanz — mit nackten Füßen. Ihr Körper
bietet oft Bilder von entzückendem Reiz — ſo der eigenartige
Cobratanz, in dem die ringgeſchmückten Hände als Schlangen-
köpfe auf dem Boden kriechen. Es iſt das Beſondere ihrer Kunſt,
daß ſie in feinſter Weiſe den Anregungen der Muſik folgt. Der
Beifall ſetzte erſt zögernd ein, geſtaltete ſich aber dann zum Schluß
zu ſehr lebhaften Kundgebungen des Beifalls. — Das Gaſtſpiel
fand im Gärtnerplatztheater ſtatt, das dem Auftreten
der Dame eine Aufführung des 2. Aktes der Fledermaus voraus-
ſchickte. Heute abend tanzt Ruth St. Denis zum letztenmal.
* Polizeiſtunde.
Rechtsrat Schöner gab heute im
Magiſtrat den bekannten Entwurf neuer ortspolizeilicher
Vorſchriften über die Regelung der Polizeiſtunde bekannt
und erklärte ſich im großen ganzen mit dem Entwurf ein-
verſtanden. Er beantragte hierzu noch, den kleinen
Kaffeeſchenken zu geſtatten, abends 10 Uhr zu ſchließen und
um 4 Uhr morgens zu öffnen. Ferner ſollen in der
Nähe des Bahnhofes zwei bis drei, in der Nähe des
Schlachthofes ein Reſtaurant mit Nachtbetrieb zugelaſſen
werden. Dieſe letzteren erhalten die Auflage, von 2 Uhr
morgens ab nur Flaſchenbier zu verabreichen.
* Verſorgung des dritten Krankenhauſes mit Wärme
und Elektrizität.
Bei dem großen Verbrauche an Heiz- und
elektriſcher Energie im neuen Krankenhauſe empfiehlt es
ſich, im Krankenhausareal eine elektriſche Dampfreſerve zu
erbauen, die auf das ſtädtiſche Kabelnetz arbeitet und eine
Verſtärkung der Dampfreſerve an der Thalkirchnerſtraße
darſtellt. Der Dampf der Anlage wird nach der Arbeits-
leiſtung in die Wärmeanlagen des Krankenhauſes über-
geführt. Der Magiſtrat beſchloß, zur Herbeiführung einer
rationellen Dampfanlage das Direktorium der Elektrizi-
tätswerke mit der Ausarbeitung von Koſtenvoranſchlägen
und Detailplänen zu beauftragen.
* „Der Kampf um die Ehe“ war das Thema, das Frau
Dr. Helene Stöcker im Spiegelſaal des „Bayeriſchen Hofes“
geſtern vor einem ſehr zahlreichen illuſtren Publikum behandelte.
In feſſelnder Weiſe ſtellte ſie die Umgeſtaltung des Verhältniſſes
von Mann und Weib der alten Moral gegenüber, die nur die
Wahl zwiſchen Ehe und völliger Enthaltſamkeit laſſe. Dadurch
werde vornehmlich die Proſtitution mit ihren Begleiterſcheinun-
gen (Geſchlechtskrankheiten uſw.) gezüchtet. Die Einſicht in den
Widerſinn der heutigen Zuſtände, die von der Frau ein unnötiges
Zölibat fordern, zu verbreiten, die Menſchen zu höherer Verant-
wortlichkeit zu erziehen, ſei die Aufgabe von Vereinen, die ſich
unter dem Namen Mutterſchutz u. a. in den meiſten Staaten
Europas und Amerikas gebildet haben. Ihre praktiſchen Ziele
bilden vor allem die Gleichſtellung der Unehelichen mit den Ehe-
lichen, wirtſchaftliche Hilfe, Uebung der Hebammenbildung, Auf-
hebung des Zölibats, des Unterſchiedes zwiſchen „Frau“ und
„Fräulein“ uſw.), vor allem aber die Herbeiführung von Zu-
ſtänden, die eine frühe Ehe ermöglichen. Nie habe der Bund für
Mutterſchutz dieſe verworfen, nie das uneheliche Kind dem ehe-
lichen vorangeſtellt, wenn ihm auch ehelich und glücklich nicht
immer gleichbedeutend mit ſittlich ſei. An den Vortrag ſchloß ſich
eine angeregte Diskuſſion.
* Regelung der Poſtſchalterſtunden.
Die Poſtverwaltung hat
an den Magiſtrat die Anfrage gerichtet, ob es tunlich ſei, die
Schalter ſtatt um 8 Uhr künftig um 7 Uhr zu ſchließen.
Der Magiſtrat beantwortete die Frage dahin, daß amtlicherſeits
nichts einzuwenden ſei. Dagegen müßten die Vertreter von
Handel, Induſtrie und Gewerbe um ein Gutachten aufgefordert
werden, ob nicht die Intereſſen der Geſchäftskreiſe durch den
früheren Schluß zu Schaden kämen.
* Volkshochſchul-Verein.
Der Zyklus des Herrn Proſektors
Dr. Hermann Hahn: „Der Atemapparat des menſchlichen
Körpers“ wird nicht in der Techniſchen Hochſchule, ſondern im
großen Hörſaal der neuen Anatomie, Pettenkoferſtraße 11, abge-
halten werden. Beginn 2. April, abends 8½ Uhr.
dr. Oeffentliche Dienſtmädchen-Verſammlung.
Am Sonntag
Nachmittag fand eine Dienſtmädchen-Verſammlung ſtatt, in der
Frau Lachenmeyer über das Thema ſprach: „Haben die
die Dienſtmädchen an jedem Sonntag Nachmit-
tag ein Anrecht auf einen halben Ruhetag?“ Die
Rednerin führte aus: Vielen jungen Frauen fehlt das Verſtänd-
nis für die Führung eines Haushalts, ſie ſind nur zum Befehlen
erzogen, und wenn die Dienſtmädchen unter den Launen der
Frauen zu leiden haben, ſo genügt das oft nicht, ſelbſt die Kinder
laſſen den Dienſtboten ihre abhängige Stellung fühlen. Häufig
müſſen die Mädchen ſchwerſte körperliche Arbeiten beſorgen, und
wie armſelig ſei oft der Lohn! Unerfahrene Mädchen werden
häufig unter falſchen Vorſpiegelungen durch Verdinggeſchäfte in
ſchlechte Stellen verhandelt. Die Forderung des freien Sonntag-
nachmittags ſei gewiß beſcheiden, da die Dienſtmädchen nicht ein-
mal die genügende Zeit finden, ihre Sachen in Ordnung zu
halten. Nachdem die Referentin noch auf Mißſtände im Inva-
liden- und Krankenkaſſenangelegenheiten hingewieſen hatte,
ſchloß ſie unter Beifall ihre Darlegungen. Zum Schluſſe wurde
eine Reſolution angenommen, in der ausgedrückt wird, daß nur
durch eine Feſtigung der Organiſation eine Verbeſſerung
der Lage des dienenden Standes herbeigeführt werden kann.
Hauptſächlich iſt die Ruhezeit der Dienſtmädchen ſo gering, daß
es endlich an der Zeit ſei, ſchon aus geſundheitlichen Gründen,
eine Beſſerung herbeizuführen. Die Anweſenden erklärten, der
Organiſation der Dienſtmädchen, dem Hausangeſtelltenverband,
beizutreten, um für die Dienſtmädchen eine einheitliche Ruhezeit,
zum mindeſten jeden Sonntag nachmittag ab 2 Uhr, herbei-
zuführen.
* Lehrlingspreiſe und Stipendien für Fortbildungs- und
Gewerbeſchüler.
Am Donnerstag, den 19. März (Joſephitag),
vormittags 11½ Uhr, erfolgt im Sitzungsſaale der Gemeinde-
bevollmächtigten die feierliche Verteilung der aus Gemeinde-
mitteln pro 1907 gewährten Geldpreiſe und Stipendien
an Schüler der fachlichen Fortbildungsſchulen und Gewerbe-
ſchulen durch den techniſchen Schulreferenten Stadtſchulrat Dr.
Kerſchenſteiner.
* 26. Münchener Pferdemarkt vom 7. mit 10. April. Die
Geldpreiſe für die Pferdeprämiierungen ſind heuer bedeutend er-
höht worden. Es gelangen gegen 15,000 M Prämien zur Ver-
teilung, außerdem mehrere Zuſchlagpreiſe für Zuchtſtuten, die ſich
beſonders zur Zucht von Artillerieſtangenpferden eignen. Für die
Pferde-Lotterie werden auf dem Pferdemarkt angekauft:
1 Viererzug, 5 weitere Geſpanne, 2 Reitpferde, 6 ſtarke und
6 leichte Zuchtſtuten ſowie 20 einzelne Luxus- und Gebrauchs-
pferde. Nach den vorliegenden Anmeldungen kommen heuer
gegen 1500 Pferde aller Schläge zur Ausſtellung. Programme,
Verloſungspläne uſw. ſind durch das Sekretariat des Pferdezucht-
vereins, München, Herrnſtraße 9/0, zu beziehen.
m. Neue Erdbebenregiſtrierungen.
Am 15. März folgten
abermals zwiſchen 10½ Uhr und 12½ Uhr vormittags neue Er-
ſchütterungen, die nach den Aufzeichnungen des regiſtrierenden
Seismometers der Münchener Erdbebenwarte von ſehr entfernten
Herden herrühren. Es laſſen ſich dabei gut zwei Beben unterſchei-
den, nämlich um 10 Uhr 28 Min. 16 Sek. und um 11 Uhr 19 Min.
42 Sekunden. Am Montag früh traten neue Erſchütterungen
um 5 Uhr 38 Min., 6 Uhr 2 Min. und 6 Uhr 20 Min. auf, die
ebenfalls von ſchwachen Fernerdbeben herrühren.
* Säuglingsfürſorge.
Rechtsrat Hörburger gab heute
im Magiſtrate ein anſchauliches Bild von der Tätigkeit der Ge-
meinde auf dem Gebiete der Säuglingsfürſorge. Die Erfolge
ſeien hocherfreulich. Mit Hilfe der Beratungsſtellen und mit
Hilfe der Stillprämien und Unterſtützungen an Wöchnerinnen ſei
es gelungen, die Kinderſterblichkeit ganz bedeutend zu
vermindern. Unter den Kindern, die geſtillt und den Be-
ratungsſtellen zugeführt wurden, kamen nur 15 Sterbefälle vor.
Die Behauptung einer hieſigen Monatsſchrift, daß München mit
2 Pfg. Ausgaben pro Säugling und Jahr an letzter Stelle
in Deutſchland ſteht, ſei unrichtig. München nimmt mit 1.76 M
pro Säugling und Jahr im Gegenteil den erſten Rang ein.
—lt. Hebbel-Abend.
Der 6. Volkstümlich-literariſche Unter-
haltungsabend, den der „Südbayeriſche Verband zur Verbreitung
von Volksbildung“ veranſtaltete, war Friedrich Hebbel ge-
widmet. Einleitend gab Herr Dr. Kutſcher einen kurzen Bei-
trag zum Verſtändnis Hebbels, deſſen Geiſtesverwandtſchaft mit
Schiller und — Richard Dehmel er nach der lyriſchen und dra-
matiſchen Seite hin zergliederte. Den Vortrag verſchiedener
Hebbelſcher Gedichte hatte Hans Brandenburg übernom-
men. Frl. Elſa Jäger ſang recht wirkungsvoll von Brahms,
Cornelius und Hugo Wolf vertonte Dichtungen Hebbels unter
dem vortrefflichen Alkompagnement des Domorganiſten Herrn
Joſeph Schmid.
V Zum Fall Moſchel.
Die Strafkammer hat heute die
Eröffnung des Verfahrens gegen den Schutzmann Schauer
wegen Körperverletzung mit Todesfolge beſchloſſen.
* Eine neue Erpreſſung?
Acht Tage nach dem Atten-
tat auf die Söhne des Kommerzienrats Ludowici wurde ein
ähnliches Attentat auf einen zwölfjährigen Majorsſohn
im Lehel ausgeführt. Damals lockte ein der Beſchreibung
nach auf den Erpreſſer an der Familie Ludowici paſſender
Mann den Knaben mit ſich, ließ ſich eingehend die Ver-
hältniſſe der Majorsfamilie erzählen und zog den Knaben
in einen Hausgang, wo er ihm unter Drohungen eine
Stichverletzung am linken Arm beibrachte.
Heute morgen gegen 8 Uhr, als der angefallene Knabe zur
Schule ging, bemerkte dieſer den betreffenden Mann. Der
Knabe ſchlich ſich hinter dem Manne nach, um in der Wein-
ſtraße einen Kriminalbeamten zu holen und den Mann
verhaften zu laſſen. Der Unbekannte verſchwand aber,
ehe er in die Hände der Polizei fiel.
eh. Einen unbeſonnenen Streich verübten vier Aſpiranten
des kgl. Hoforcheſters, die bei einer Prüfung auf feſte Anſtellung
ſchlecht abgeſchnitten hatten und aus Aerger darüber die Geigen
älterer Kollegen vor dem Spiel abſichtlich verſtimmten.
Es wurde ihnen nahegelegt, ſich nach einer anderen Stelle um-
zuſehen, da ſie auf Anſtellung im kgl. Hoforcheſter keine Ausſicht
mehr hätten.
Vereinsmitteilungen, Verſammlungen, Vorträge.
Mittwoch, 18. März.
Süddeutſcher Photographen-
Verein. J. Kirchner über: Der Photograph als Förderer
der Landeskunde und Kunſtgeſchichte. Fachlehrer H. Spörl
über Linhof-Kameras. Es kommt ferner eine Serie Diapoſitive
des Malers Karl v. Zamboni-Budapeſt zur Vorführung. Gäſte
willkommen.
einer Bühnendekoration gedient haben mag. Eine nach-
denklich ſinnende Frauengeſtalt (Aquarell von 1866):
Menzels Schweſter, am Klavier ſtehend, iſt in dem beweg-
ten Fluſſe der Linien wie in der diskreten Farbengebung
gleich lebensvoll aufgefaßt. Die ganze Meiſterſchaft ſeiner
ſpäteren Guaſchetechnik, die oft mit Aquarellmalerei kom-
biniert iſt, zeigt das Blatt: Chorgeſtühl im Mainzer Dom.
Nur die äußerliche, künftige Beſtimmung der genann-
ten Werke für die neue Pinakothek hat deren geſonderte
Erwähnung veranlaßt. Einen nicht minder koſtbaren Beſitz
ſtellen die Zeichnungen dar, die der kgl. Graphiſchen
Sammlung einverleibt werden ſollen. Wenn von manchen
Seiten der Zeichner in Menzel höher gewertet wird als
der Maler, ſo wird dieſe Theſe angeſichts unſeres neuen
Gemäldeſchatzes wohl noch einer Ueberprüfung bedürfen.
Wir können uns vorerſt auf den Vermittlungsſtandpunkt
ſtellen, daß der Zeichner Menzel eben auch mit den ein-
fachen Mitteln der Schwarz-Weißkunſt maleriſche Wirkung
zu erzielen wußte.
Auch in dieſer zweiten Abteilung nehmen die Dar-
ſtellungen aus Menzels Familienkreis einen breiteren
Raum ein. An erſter Stelle muß das ſonnige Gruppenbild
der Schweſter Menzels mit ihrer Freundin vom Jahre 1851
genannt werden. Wie hier das Licht die lieblichen Geſtal-
ten der beiden jugendlichen Frauen umwebt und in hun-
dertfältiger Nuancierung von den gegen das Fenſter ge-
ſehenen Gewändern zurückſtrahlt, dieſes Problem hat der
Meiſter ſpäter wohl kaum ſelbſt je beſſer gelöſt.
Mehr eine Augenblicksſtudie iſt die friſche Darſtellung
ſeines Schwagers (1859), der angekleidet auf einem Bette
in läſſiger Stellung liegt, ein Bild, in dem ſich die ganze
Behaglichkeit eines ſommerlichen Erholungsaufenthaltes
widerſpiegelt. Eine ältere Dame, bei Lampenſchein leſend,
ein junges Mädchen (Menzels Schweſter) mit aufgeſtütztem
Kopfe in Kiſſen ruhend, Menzels Schwager, die Hände ge-
mütlich hinterm Rücken verſchlungen, das ſind Motive, wie
ſie ſich ſeinem nimmermüden Zeichenſtifte im engſten Kreiſe
täglich darboten.
Ein paar flüchtige Skizzen, auf Programme von Hof-
feſtlichkeiten gezeichnet — u. a. Kaiſer Wilhelm 1. und
König Viktor Emanuel in der Hofloge — zeigen, wie dem
Meiſter ſelbſt bei ſolchen Anläſſen das künſtleriſche Feſt-
halten des Geſehenen die Hauptſache war. Und aus ſolchen
Erinnerungsblättchen, die ihm im Moment nur Selbſt-
zweck ſind, entſtehen dann oft in ſpäteren Jahren noch
größere Kompoſitionen. Ein Beiſpiel hiefür bietet die
kleine Skizze (1867): Meiſſonier in ſeinem Gartenatelier
in Poiſſy, die in dem Oelbild von 1869 getreue Verwen-
dung fand.
Reiches Material führten ihm ſeine jährlichen Reiſen
zu. Der Zufall will es, daß unter den überwieſenen Stu-
dienblättern der weitaus größere Teil dem deutſchen Süden
entſtammt. Einen der alten Würzburger Höfe mit Fach-
werkhäuſern, der jetzt wohl der Domfreiheit zum Opfer ge-
fallen iſt, ſchildert ein in breiten Strichen hingeſchriebenes
Blatt. Ein Straßenproſpekt, deſſen Vordergrund der
Treppenaufgang zu einer Kirche abſchließt, mag einer frän-
kiſchen Stadt entnommen ſein. Ein Blick über eine Park-
partie hinweg in eine ſonnendurchglühte Straße iſt von
dem Fenſter der Wohnung des Künſtlers in Kiſſingen
(1889) aufgenommen. In keinem dieſer Blätter offenbart
ſich die Meiſterſchaft, mit der Menzel die Wiſchtechnik hand-
habte, mit ſolcher Klarheit als in der künſtleriſch am höchſten
zu wertenden Zeichnung „Verfallener Hof mit Stiegen-
eingang“, einem Motive, das wohl aus Südtirol ſtammt.
An die heimiſchen Geſtade des Starnberger Sees führt
uns ein das leicht bewegte Waſſer mit ſicherſtem Erfaſſen
wiedergebender Naturausſchnitt. Und was der Meiſter
mit dem einfachen Zimmermannsſtifte an farbiger Wir-
kung erreichen konnte, das geht aus dem Blättchen mit
den Gaſteiner Bergen hervor, deren Gipfel in Neuſchnee
erſtrahlen, während der Talgrund in Dämmerung gehüllt
iſt. Dem Gaſteiner Tale dürften wohl auch die beiden
reizvollen Studien entſtammen: Altane an einem Bauern-
haus und ſchmaler Durchblick zwiſchen zwei Dorfhäuſern,
nicht zu vergeſſen des in ſeinem Lichtſpiel beſonders gelun-
genen Blattes: Schreiner in einem Hofraum arbeitend.
Die Vorliebe des Meiſters für die Darſtellung kirch-
licher Innenräume findet auch in einigen guten Beiſpielen
charakteriſtiſche Vertretung. Bei dem Blick von der Empore
einer Barockkirche auf die Kanzel und den lichten Chor-
raum iſt man verſucht, an eine der Münchener Kirchen zu
denken. Daß es ihm bei ſolchen Studien faſt nur auf die
Abſtufung der Tonwerte ankommt, zeigt ein gegenſtändlich
ſo nüchternes und trotzdem maleriſch wirkendes Motiv, wie
„der obere Treppenflur in Mozarts Geburtshaus“.
Aus der anſehnlichen Reihe von Detailſtudien können
hier nur einige wenige Blätter hervorgehoben werden, die
allerdings als erſtrangige Arbeiten bezeichnet werden
müſſen. Welche Kraft der Charakteriſtik ſpricht aus den
runzeligen, zum Gebet gefalteten Händen des Alten; und
wie lebenswahr lugen die Phyſiognomien der beiden
Kloſterbrüder aus ihren Kapuzen! Ja ſelbſt eine ſo ſach-
liche Studie, wie die von rückwärts geſehene Struktur einer
modernen Frauenfriſur wird unter Menzels Händen zu
einem glanzerfüllten Meiſterwerk.
Einige Proben aus des Künſtlers letzten Lebensjahren
laſſen erkennen, daß ſeine ſcharfe zeichneriſche Formauffaſ-
ſung allmählich ganz einer breiten maleriſchen Farbenwir-
kung weicht. Während noch bei dem im Lehnſtuhl ſitzenden
Alten (vom 8. Februar 1902) mit breitem Strich neben der
Wiſchtechnik gearbeitet iſt, iſt in dem prächtigen Blatte von
1903 „Schlüſſig, unſchlüſſig“ bereits alles auf weiche Ton-
wirkung geſtimmt, die ſchließlich in der wohl aus der letzten
Lebenszeit ſtammenden Studie eines Herrn in Schlapphut
ganz in einer etwa der Carrièreſchen Manier vergleich-
baren Verſchwommenheit untergeht.
Die kurze Erwähnung der hervorragendſten Werke
unſerer Schenkung mag vorerſt ein ungefähres Bild ihrer
Reichhaltigkeit geben. Daß in ihr die verſchiedenen Rich-
tungen in Menzels Kunſt in der glücklichſten Weiſe ver-
treten ſind, wird aus einer größeren wiſſenſchaftlichen
Publikation hervorgehen, die bereits von einem Mün-
chener Kunſtverlag in Ausſicht genommen iſt. Um dem
momentanen freudigen Intereſſe der Münchener Kunſt-
kreiſe baldigſt entgegenzukommen, werden die Zeichnungen
vom Donnerstag, den 19. März, an im mittleren Saale
der Graphiſchen Sammlung der Oeffentlichkeit zu-
gänglich gemacht werden; die Oelbilder und Aquarelle kön-
nen erſt nach Beendigung der nötigen Rahmungsarbeiten
in ca. 14 Tagen in der Neuen Pinakothek zur Aufſtellung
gelangen.
Dr. Weigmann.
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(2021-09-13T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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