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Allgemeine Zeitung. Nr. 129. München, 18. März 1908.

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München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 18. März 1908. Nr. 129.
[Spaltenumbruch]
Handels-Zeitung.
Industrie und Handel.

Lieferungen nach dem Ausla'nde. Die durchschnitt-
liche Arbeiterzahl betrug 5182. Der Betriebsüber-
schuß
bezifferte sich auf 4,380,093 M (5,150,637 M), der
Gewinn an Zinsen und Beteiligungen 1,516,169 M
(821,475 M), der Vortrag 416,383 M (123,755 M), der
Bruttogewinn auf 6,312,646 M (6,095,867 M). Die
Unkosten erforderten 1,002,310 M (799,798 M), Abschrei-
bungen 1,546,871 M (1,421,721 M), der Reingewinn
3,763,464 M (3,650,525 M). Hieraus werden wie im Vor-
jahre, 20 Prozent = 3 Mill. M verteilt, 100,000 M erhält
der Arbeiter-Unterstützungsfonds, 211,766 M der Aufsichts-
rat und 451,697 M werden vorgetragen. In den Aktiven
sind aufgeführt: Grundstücke 4.46 Mill. M, Gebäude 4.29
Mill. M. Maschinen 2.23 Mill. M, Effekten 4.48 Mill. M,
Bankguthaben 4.05 Mill. M. Debitoren 2.36 Mill. M, Vor-
räte 7.87 Mill. M. Dagegen: Aktienkapital 15 Mill. M,
Reservefonds 5 Mill. M, Wohltätigkeitsfonds 1.54 Mill.
Mark, Kreditoren 5.49 Mill. M.

Die Summe der unerledigten Aufträge betrug am
Schlusse des Geschäftsjahres 16.3 Mill. M; seitdem sind für
1.75 Mill. M Bestellungen erfolgt. Dementsprechend wird
auch für das laufende Geschäftsjahr ein gutes Er-
trägnis erwartet.

t. Adlerwerke vorm. Heinr. Kleyer A.-G. in Frank-
furt a. M.

(Privattelegramm.) Die Generalver-
sammlung genehmigte die Vorlagen und setzte die Divi-
dende
auf 25 Prozent fest. In bezug auf die Geschäfts-
aussichten verwies die Verwaltung auf den Geschäftsbericht.
Die Rennbahn im Taunus sei für die Gesellschaft
und für die ganze Automobilindustrie von großem Vorteil.

r. Vom Kohlensyndikat.

(Privattelegramm.)
Wie ich erfahre, ist gestern der Aufsichtsrat des Kohlen-
syndikats telegraphisch einberufen worden. Es handelt sich
um eine eventuelle weitere Einschränkung der
Koksproduktion,
da sich ein außerordentlich ver-
stärkter Absatzmangel
bemerkbar macht. Es sollen
im März bis jetzt erst 30 Prozent der Koksbeteiligung ab-
gesetzt worden sein.

* Bergwerksgesellschaft Hibernia.

Aus dem Rechenschafts-
bericht der Gesellschaft, die auf 60 Mill. M Aktienkapital eine
Dividende von 14 Prozent (wie i. V.) gleich 8.40 Mill. M
(8.05 Mill. M) verteilt, ist noch hervorzuheben, daß die Koh-
lenförderung
um 230,152 Tonnen auf 5.90 Mill. Tonn. ge-
stiegen, die Koksförderung dagegen um 7950 Tonnen auf
798,075 Tonnen zurückgegangen ist. Ueber die Kontingen-
tierung des Selbstverbrauchs
der Hüttenzechen äußert
sich der Bericht dahin, daß während des ganzen Jahres 1907
mit nur teilweisem Erfolg das statistische Material herbeigeholt
worden sei. Der Ausbau der Kraftwerke wurde mit Rück-
sicht auf den Selbstverbrauch und zur Versorgung des Elektrizi-
tätswerkes Westfalen ausgiebig fortgeführt; er werde Mitte 1908
zu einem gewissen Abschluß kommen, der allerdings nicht end-
gültig sei. Die Werke würden dann über eine Leistungsfähigkeit
von 20,000 Pferdestärken verfügen. In dem Anfechtungs-
prozeß des Fiskus
gegen die Beschlüsse der Generalver-
sammlung vom 4. Dezember 1906 steht am 25. ds. Mts. Termin
vor dem Reichsgericht an. Für Neuanlagen wurden 9.61 Mill.
Mark (9.64 Mill. M), also reichlich das Doppelte der Abschrei-
bungen, aufgewendet. Die Anlagen stehen danach in der Bilanz
mit 97.29 Mill. M zu Buch (92.58 Mill. M), in Bankguthaben
standen bei Jahresschluß 10.66 Mill. M (12.43 Mill. M), bei
Debitoren 6.91 Mill. M (6.1 Mill. M) aus, während andrerseits
Kreditoren 11.24 Mill. M (10.51 Mill. M) zu fordern hatten,
abgesehen von 20.24 Mill. M Anleiheschuld. Die Reserven be-
tragen 18.26 Mill. M bei 60 Mill. M Aktienkapital.



Fondsbörsen.

Börse. Die Kurse der leitenden
Werte setzten etwas unter ihrem gestrigen Schlusse ein. New-
York, Essener Kohlenmarkt, Börsengesetz -- alles mögliche wurde
für den Rückgang geltend gemacht, nur vom hauptsächlichsten
Grunde, der vollständigen Direktionslosigkeit der Börsen, sprach
man nicht. Hierin liegt aber die eigentliche Ursache der gegen-
wärtig so unerfreulichen Lage unserer Märkte.

Wir notieren: Kredit-Aktien 201.30, Diskonto-Kommandit
175.20, Handelsgesellschaft 158.00, Deutsche Bank 237.80, Dresd-
ner Bank 137.50, Reichsanleihe 82.20, Laurahütte 209.00, Bo-
chumer 197.50, Gelsenkirchener 182.60, Harpener 193.20.

Von Lokalpapieren sind besser: Hypotheken- und
Wechselbank (0.50). Pfälzische Hypotheken-Bank (0.50), Rück-
versicherung (3 M) und Gesellschaft für elektrotechnische Unter-
nehmungen (0.60); niedriger: Nürnberger Vereinsbank
(0.50), Riedinger (5.50), Spinnerei Hof (2), Löwenbräu
(1), Grazer Brauerei (1) und Malzfabrik Stuttgart-Aktien
(0.50 Prozent).


Berliner Anfangskurse.

[Tabelle]

Schlußkurse.

[Tabelle]

(Privattelegramm.)
Die Börse war allgemein schwächer auf New-York und auf un-
[Spaltenumbruch] günstige Nachrichten vom Kohlenmarkt, sowie auf das weitere
Anziehen des Privatdiskontos auf 4 5/8 Proz.


Anfangs-
kurse.
Oesterr. Kredit 201.20, Staatsbahn 143.00, Lombarden
25.50, Ungar. Goldrente 93.90, Deutsche Bank 238.00, Diskonto-
Kommandit 175.70, Dresdner Bank 137.50, Gotthardbahn --.
Tendenz: Schwach.


(Privattelegramm.) Die
Börse war etwas schwächer.


(Privattelegramm.)

[Tabelle]

Wechsel auf London .



Letzte Handelsnachrichten.

(Privattelegramm.) Die Börse
eröffnete durchweg mit abgeschwächtem Kursniveau unter dem
Eindruck der ungünstigen Meldungen, die aus dem Montanrevier
vorlagen. Außerdem wirkte verstimmend, daß New-York
stärkeren Kursschwankungen ausgesetzt war und mit schwacher
Tendenz schloß, wobei besonders die Kursrückgänge der amerika-
nischen Bahnen ins Auge fielen. Der verhältnismäßig befrie-
digende Reichsbankausweis vermochte ebenso wenig wie das
Weichen des Londoner Privatdiskontos bis auf 2 7/8 Proz. bei
der allgemeinen Mißstimmung einen irgendwie nennenswerten
Einfluß auszuüben, vielmehr war noch die Einwirkung des Ein-
flusses zu verspüren, die der Beschluß der Börsengesetzkommission
hervorgerufen hatte. Das Geschäft blieb auch heute auf allen
Gebieten äußerst lustlos. Das Privatpublikum fehlte gänzlich.
Die stärtsten Kurseinbußen erlitten Montanpapiere. Ver-
stimmend wirkte hier die vom Kohlensyndikat in Aussicht ge-
nommene weitere Einschränkung der Koksproduktion infolge des
zunehmenden Absatzmangels; ferner die sehr unfreundlich klingen-
den Auslassungen eines rheinisch-westfälischen Blattes über die
Lage des Kohlenmarktes, sowie endlich die vom Hasper Eisenwerk
festgesetzten Lohnreduktionen. Der Bericht der Essener Montan-
börse konnte bei der lustlosen Haltung, die der Bankenmarkt
zeigte, keine Einwirkung ausüben. Gelsenkirchener verloren fast
11/2 Proz., auch Phönix büßten über 1 Proz. ein. Schwach lagen
außerdem besonders Harpener und Laurahütte. Am Banken-
markt
war das Geschäft äußerst lustlos bei gleichfalls vor-
wiegend nachgebenden Kursen. Stärkere Einbußen erlitten
Deutsche Bank und Schaaffhausener. Am Markte der Transport-
werte hatten amerikanische Bahnen unter der scharfen Abwärts-
bewegung zu leiden, die sich in New-York bemerkbar machte.
Baltimore verloren 1 Proz., Canada 3/4 Proz. Lombarden gaben,
unter dem Druck des starken Anschwellens der Mehrausgaben,
die auch fernerhin bei der Bahn zu erwarten stehen, 3/4 Proz.
nach. Der Rentenmarkt lag stark vernachlässigt. 3proz. Reichs-
anleihe, Japaner und Türkenlose lagen schwächer. Schiffahrts-
aktien hatten unter den ungünstigen Dividendenaussichten
des Norddeutschen Lloyd zu leiden und gaben ca. 1/2 Proz. nach.

Im weiteren Verlaufe kam das Geschäft fast vollständig zum
Stillstand. Die Kurse bewahrten vorwiegend ihren schwachen
Stand. Gegen Schluß des offiziellen Verkehrs bröckelten
Bochumer, Laura und Gelsenkirchener bei sehr geringen Umsätzen
weiter ab. Baltimore und Russenwerte lagen schwach.

Privatdiskont 4 5/8 Prozent. Tägliches Geld 41/2 Prozent.
Die Seehandlung prolongierte Geld vom 20. bis 27. März zu
4 Prozent. Ultimogeld wurde mit 53/4 Prozent taxiert.


(Privattelegramm.)
Schlußkurse.

[Tabelle]



(Privattelegramm.) Der Zentral-
ausschuß der Reichsbank ist für morgen zu einer Sitzung ein-
berufen worden. Es handelt sich jedoch nicht um die Frage
einer Diskontermäßigung, sondern um die Wahl für die Bezirks-
ausschüsse.


(Privattelegramm.) Wie ich
erfahre, ist das deutsche Konsortium für die 5proz.
innere argentinische Goldanleihe
von 1907, unter
Verteilung eines Nutzens von über 2 Proz., zur Auflösung
gelangt.

Nach dem Geschäftsbericht der Rütgerswerke A.-G.
in Charlottenburg
wurde ein Reingewinn erzielt
von 1,728,069 M (1,393,430 M), woraus 11 Proz. (91/2 Proz.)
verteilt werden.

Nach dem Geschäftsberichte der Süddeutschen Immo-
biliengesellschaft in Mainz
beträgt der Reinge-
winn
246,926 M (295,342 M), woraus eine Dividende von
4 Proz. (5 Proz.) verteilt wird.

Die Vorwohler Portlandzementfabrik A.-G.
in Hannover
erzielte einen Ueberschuß von 406,213 M
(565,641 M), woraus 22 Proz. (18 Proz.) Dividende ver-
teilt werden.

Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin sprachen sich
in einem längeren Communique gegen die dem Reichstag am
28. Februar zugegangene Gesetzesvorlage betreffend die Zivil-
prozeßreform
aus und forderten nach wie vor eine organische
Reform der gesamten Zivilprozeßordnung.

Der oberschlesische Kohlenversand betrug in der
ersten Hälfte des März 102,063 Waggons zu je 10 Tonnen
(104,618 Waggons).


Die Regierung brachte in der Kammer
einen Gesetzentwurf ein, welcher bestimmt, daß ausländi-
sche Aktiengesellschaften,
welche Eisenbahnen
in Spanien
betreiben und sich in spanische Gesellschaften um-
zuwandeln wünschen, von Abgaben und der Stempelgebühr be-
freit werden.


Infolge des Darniederlie-
gens der Diamantindustrie
wird die Dutritspan-Mine
ihren Betrieb am 24. April einstellen.

[Spaltenumbruch]
Letzte Nachrichten.
Die Entscheidung über das Reichsvereinsgesetz.

(Privattelegr.)
Die interfraktionellen Verhandlungen über
das Vereinsgesetz sind jetzt so weit gediehen, daß voraus
sichtlich heute die Entscheidung nach der einen oder
anderen Richtung fallen wird.

Verein deutscher Dramatiker.

(Privattelegr.)
In Berlin ist ein Verein deutscher Dramatiker
nach dem Muster der französischen Societe des Auteurs ge-
gründet worden. Zum vorläufigen Vorsitzenden wurde Mar
Dreyer gewählt, während der Schriftsteller und Rechts-
anwalt Dr. Walter Bloem in dem neuen Verein als
juristischer Beirat tätig ist. Der Organisation ist bereits
eine große Anzahl von dramatischen Schriftstellern bei-
getreten.

Geschästsbericht des Reichsversicherungsamtes.

(Privattelegramm.)
Dem Reichstag ist der Geschäftsbericht des Reichs-
versicherungsamtes
für das Jahr 1907 zugegangen. In
diesem Jahre waren rund 21 Millionen Personen gegen Unfall
versichert. Die verausgabten Entschädigungen betrugen
nach vorläufiger Schätzung über 150 Millionen Mark. Die Zahl
der Personen,
denen auf Grund der Unfallversicherung die
gesetzliche Unterstützung zuteil geworden ist, erreichte die Höhe
von beinahe 1,125,000. Was die Invalidenversiche-
rung
anlangt, so sind seit ihrem Inkrafttreten bis Ende 1907
über 2 Millionen Rentenansprüche anerkannt worden, und zwar
über 1,500,000 Invaliden-, rund 460,000 Altersrenten und fast
80,000 Krankenrenten. Die Zahl der am 1. Januar 1908
laufenden Renten betrug fast eine Million. Die im Jahre
1907 gewährten Entschädigungen aus der Invalidenversicherung
werden einschließlich des Reichszuschusses auf 172 Millionen ge-
schätzt. Bis zu Beginn des Berichtsfahres, also in den ersten
16 Jahren des Bestehens der Invalidenversicherung, sind ins-
gesamt Entschädigungen
im Betrage von 1328 Millionen
Mark gezahlt worden. Das Vermögen der verschiedenen Ver-
sicherungsanstalten war bis Ende 1907 auf rund 1400 Millionen
Mark angewachsen.

Das sächsische Wahlrecht.

Die Mehrheit der konserva-
tiven
Landtagsabgeordneten hat sich mit der natio-
nalliberalen
Fraktion des Landtags auf ein Land-
tagswahlrecht geeinigt, das ein reines Pluralwahl-
recht ohne Kommunalvertreter
sein soll. Die
Zahl der Zuschlagsstimmen soll drei betragen. Die Stim-
men werden verliehen 1. dem Alter, 2. der Selbständigkeit
und Ansässigkeit. 3. der Bildung und dem Einkommen.
Ueber die Wahlkreiseinteilung ist noch keine Einigung er-
zielt worden. Für dieses Kompromiß haben sich bereits 27
konservative und 30 nationalliberale Abgeordnete erklärt.
Die Zweidrittelmehrheit ist also vorhanden. Der Vereini-
gung ist eine stürmische Sitzung der konservativen Fraktion
vorausgegangen. Die Stellung des Staatsministers Grafen
Hohenthal dürfte erschüttert sein; als sein Nachfolger wird
heute der Präsident der Ersten Kammer, Graf Vitzthum-
Eckstätt, genannt.

Die Monarchenbegegnung in Venedig.

(Privattelegramm.) Jn
Venedig sind schon alle Vorbereitungen zur Ankunft des
Kaisers
getroffen. Die Hohenzollern liegt gerade vor der
Piazetta. Sleipner liegt bei den Giardini inmitten der italieni-
schen Torpedoboote. Zwischen der Hohenzollern und dem Sleipner
liegt das italienische Kommandoschiff. Daneben werden der
Kreuzer Hamburg und die zweite Abteilung des Mittelmeer-
geschwaders, welche beide morgen erwartet werden, landen. Das
italienische Geschwader gibt der Hohenzollern das Geleite. Bis
zur Höhe von Brindisi fahren 6 Torpedobote der Hohenzollern
entgegen und eskortieren sie sodann bis Korfu.

Eine Verschwörung in Lissabon

Hier wurde eine Verschwö-
rung
zugunsten einer Militärdiktatur entdeckt.
Am nächsten Mittwoch sollten sich mehrere Regimenter für
den Prätendenten Miguel von Braganza er-
heben: dieser leugnet jedoch jede Mitwisserschaft. Eine
Anzahl Verschworener wurde verhaftet. (Diese Nach-
richt, die einem Berliner Blatte entstammt, muß mit Vor-
sicht genossen werden. Die Miguelisten haben sich bisher
sehr zurückhaltend gezeigt. D. Red.)

Rußland und England auf dem Balkan.

(Privattele-
gramm.
) Aus vorzüglicher Quelle erfährt Ihr Korrespondent:
Das russische Ministerium des Aeußern hat einen sehr
wichtigen Vorschlag bezüglich der Sachlage in
Mazedonien
lanciert. Dieser Beschluß ist dem englischen
Projekt entgegengesetzt. Nach dem russischen Vorschlag, welcher
auf Einführung großer Reformen basiert und dabei lebhaft
wünscht, die volle Autorität der Türkei zu wahren, kann das
englische Projekt zu ernsten Komplikationen
führen.




Die Kronprinzessin Ceci-
lie
soll, wie in militärischen Kreisen verlautet, zum Chef
des 2. Husaren-Regiments
Nr. 11 in Krefeld (der
vielgenannten Krefelder Tanzhusaren) ernannt worden
sein.


(Privattelegr.)
Das Kammergericht hat auf die Beschwerde des Oberstaats-
anwaltes das Hauptverfahren gegen Rechtsanwalt
Dr. Karl Liebknecht im ehrengerichtlichen Verfahren
angeordnet. Das Ehrengericht der Anwaltskammer beim
Kammergericht hatte bekanntlich das Ansuchen des Ober-
staatsanwaltes zurückgewiesen, neben der Verurteilung
noch eine ehrengerichtliche Anklage zu erheben.


(Privattelegramm.)
Wie die hiesige Mittagszeitung behauptet. ist Prinz Joachim
Albrecht von Preußen in Ungnade
gefallen; er hat vom
Kaiser den Abschied aus der Armee erhalten ohne die Er-
laubnis zum Tragen der Uniform; auch hat man ihm seinen per-
sönlichen Adjutanten, Hauptmann v. Brandenstein, genommen.
Der Grund zu dieser Maßregel sei in den fortgesetzten Beziehun-
gen des Prinzen zu der Baronin Liebenberg-Sulzer zu suchen,
einer früheren Schauspielerin, die noch nicht geschieden ist. Der
Prinz habe bereits Berlin in Zivilkleidung verlassen und werde
als unabhängiger Herr im Ausland leben. Frau v. Liebenberg
war früher als Marie Sulzer am Residenz- und Trianon-Theater
engagiert.

München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 18. März 1908. Nr. 129.
[Spaltenumbruch]
Handels-Zeitung.
Induſtrie und Handel.

Lieferungen nach dem Ausla’nde. Die durchſchnitt-
liche Arbeiterzahl betrug 5182. Der Betriebsüber-
ſchuß
bezifferte ſich auf 4,380,093 M (5,150,637 M), der
Gewinn an Zinſen und Beteiligungen 1,516,169 M
(821,475 M), der Vortrag 416,383 M (123,755 M), der
Bruttogewinn auf 6,312,646 M (6,095,867 M). Die
Unkoſten erforderten 1,002,310 M (799,798 M), Abſchrei-
bungen 1,546,871 M (1,421,721 M), der Reingewinn
3,763,464 M (3,650,525 M). Hieraus werden wie im Vor-
jahre, 20 Prozent = 3 Mill. M verteilt, 100,000 M erhält
der Arbeiter-Unterſtützungsfonds, 211,766 M der Aufſichts-
rat und 451,697 M werden vorgetragen. In den Aktiven
ſind aufgeführt: Grundſtücke 4.46 Mill. M, Gebäude 4.29
Mill. M. Maſchinen 2.23 Mill. M, Effekten 4.48 Mill. M,
Bankguthaben 4.05 Mill. M. Debitoren 2.36 Mill. M, Vor-
räte 7.87 Mill. M. Dagegen: Aktienkapital 15 Mill. M,
Reſervefonds 5 Mill. M, Wohltätigkeitsfonds 1.54 Mill.
Mark, Kreditoren 5.49 Mill. M.

Die Summe der unerledigten Aufträge betrug am
Schluſſe des Geſchäftsjahres 16.3 Mill. M; ſeitdem ſind für
1.75 Mill. M Beſtellungen erfolgt. Dementſprechend wird
auch für das laufende Geſchäftsjahr ein gutes Er-
trägnis erwartet.

t. Adlerwerke vorm. Heinr. Kleyer A.-G. in Frank-
furt a. M.

(Privattelegramm.) Die Generalver-
ſammlung genehmigte die Vorlagen und ſetzte die Divi-
dende
auf 25 Prozent feſt. In bezug auf die Geſchäfts-
ausſichten verwies die Verwaltung auf den Geſchäftsbericht.
Die Rennbahn im Taunus ſei für die Geſellſchaft
und für die ganze Automobilinduſtrie von großem Vorteil.

r. Vom Kohlenſyndikat.

(Privattelegramm.)
Wie ich erfahre, iſt geſtern der Aufſichtsrat des Kohlen-
ſyndikats telegraphiſch einberufen worden. Es handelt ſich
um eine eventuelle weitere Einſchränkung der
Koksproduktion,
da ſich ein außerordentlich ver-
ſtärkter Abſatzmangel
bemerkbar macht. Es ſollen
im März bis jetzt erſt 30 Prozent der Koksbeteiligung ab-
geſetzt worden ſein.

* Bergwerksgeſellſchaft Hibernia.

Aus dem Rechenſchafts-
bericht der Geſellſchaft, die auf 60 Mill. M Aktienkapital eine
Dividende von 14 Prozent (wie i. V.) gleich 8.40 Mill. M
(8.05 Mill. M) verteilt, iſt noch hervorzuheben, daß die Koh-
lenförderung
um 230,152 Tonnen auf 5.90 Mill. Tonn. ge-
ſtiegen, die Koksförderung dagegen um 7950 Tonnen auf
798,075 Tonnen zurückgegangen iſt. Ueber die Kontingen-
tierung des Selbſtverbrauchs
der Hüttenzechen äußert
ſich der Bericht dahin, daß während des ganzen Jahres 1907
mit nur teilweiſem Erfolg das ſtatiſtiſche Material herbeigeholt
worden ſei. Der Ausbau der Kraftwerke wurde mit Rück-
ſicht auf den Selbſtverbrauch und zur Verſorgung des Elektrizi-
tätswerkes Weſtfalen ausgiebig fortgeführt; er werde Mitte 1908
zu einem gewiſſen Abſchluß kommen, der allerdings nicht end-
gültig ſei. Die Werke würden dann über eine Leiſtungsfähigkeit
von 20,000 Pferdeſtärken verfügen. In dem Anfechtungs-
prozeß des Fiskus
gegen die Beſchlüſſe der Generalver-
ſammlung vom 4. Dezember 1906 ſteht am 25. ds. Mts. Termin
vor dem Reichsgericht an. Für Neuanlagen wurden 9.61 Mill.
Mark (9.64 Mill. M), alſo reichlich das Doppelte der Abſchrei-
bungen, aufgewendet. Die Anlagen ſtehen danach in der Bilanz
mit 97.29 Mill. M zu Buch (92.58 Mill. M), in Bankguthaben
ſtanden bei Jahresſchluß 10.66 Mill. M (12.43 Mill. M), bei
Debitoren 6.91 Mill. M (6.1 Mill. M) aus, während andrerſeits
Kreditoren 11.24 Mill. M (10.51 Mill. M) zu fordern hatten,
abgeſehen von 20.24 Mill. M Anleiheſchuld. Die Reſerven be-
tragen 18.26 Mill. M bei 60 Mill. M Aktienkapital.



Fondsbörſen.

Börſe. Die Kurſe der leitenden
Werte ſetzten etwas unter ihrem geſtrigen Schluſſe ein. New-
York, Eſſener Kohlenmarkt, Börſengeſetz — alles mögliche wurde
für den Rückgang geltend gemacht, nur vom hauptſächlichſten
Grunde, der vollſtändigen Direktionsloſigkeit der Börſen, ſprach
man nicht. Hierin liegt aber die eigentliche Urſache der gegen-
wärtig ſo unerfreulichen Lage unſerer Märkte.

Wir notieren: Kredit-Aktien 201.30, Diskonto-Kommandit
175.20, Handelsgeſellſchaft 158.00, Deutſche Bank 237.80, Dresd-
ner Bank 137.50, Reichsanleihe 82.20, Laurahütte 209.00, Bo-
chumer 197.50, Gelſenkirchener 182.60, Harpener 193.20.

Von Lokalpapieren ſind beſſer: Hypotheken- und
Wechſelbank (0.50). Pfälziſche Hypotheken-Bank (0.50), Rück-
verſicherung (3 M) und Geſellſchaft für elektrotechniſche Unter-
nehmungen (0.60); niedriger: Nürnberger Vereinsbank
(0.50), Riedinger (5.50), Spinnerei Hof (2), Löwenbräu
(1), Grazer Brauerei (1) und Malzfabrik Stuttgart-Aktien
(0.50 Prozent).


Berliner Anfangskurſe.

[Tabelle]

Schlußkurſe.

[Tabelle]

(Privattelegramm.)
Die Börſe war allgemein ſchwächer auf New-York und auf un-
[Spaltenumbruch] günſtige Nachrichten vom Kohlenmarkt, ſowie auf das weitere
Anziehen des Privatdiskontos auf 4⅝ Proz.


Anfangs-
kurſe.
Oeſterr. Kredit 201.20, Staatsbahn 143.00, Lombarden
25.50, Ungar. Goldrente 93.90, Deutſche Bank 238.00, Diskonto-
Kommandit 175.70, Dresdner Bank 137.50, Gotthardbahn —.
Tendenz: Schwach.


(Privattelegramm.) Die
Börſe war etwas ſchwächer.


(Privattelegramm.)

[Tabelle]

Wechſel auf London .



Letzte Handelsnachrichten.

(Privattelegramm.) Die Börſe
eröffnete durchweg mit abgeſchwächtem Kursniveau unter dem
Eindruck der ungünſtigen Meldungen, die aus dem Montanrevier
vorlagen. Außerdem wirkte verſtimmend, daß New-York
ſtärkeren Kursſchwankungen ausgeſetzt war und mit ſchwacher
Tendenz ſchloß, wobei beſonders die Kursrückgänge der amerika-
niſchen Bahnen ins Auge fielen. Der verhältnismäßig befrie-
digende Reichsbankausweis vermochte ebenſo wenig wie das
Weichen des Londoner Privatdiskontos bis auf 2⅞ Proz. bei
der allgemeinen Mißſtimmung einen irgendwie nennenswerten
Einfluß auszuüben, vielmehr war noch die Einwirkung des Ein-
fluſſes zu verſpüren, die der Beſchluß der Börſengeſetzkommiſſion
hervorgerufen hatte. Das Geſchäft blieb auch heute auf allen
Gebieten äußerſt luſtlos. Das Privatpublikum fehlte gänzlich.
Die ſtärtſten Kurseinbußen erlitten Montanpapiere. Ver-
ſtimmend wirkte hier die vom Kohlenſyndikat in Ausſicht ge-
nommene weitere Einſchränkung der Koksproduktion infolge des
zunehmenden Abſatzmangels; ferner die ſehr unfreundlich klingen-
den Auslaſſungen eines rheiniſch-weſtfäliſchen Blattes über die
Lage des Kohlenmarktes, ſowie endlich die vom Haſper Eiſenwerk
feſtgeſetzten Lohnreduktionen. Der Bericht der Eſſener Montan-
börſe konnte bei der luſtloſen Haltung, die der Bankenmarkt
zeigte, keine Einwirkung ausüben. Gelſenkirchener verloren faſt
1½ Proz., auch Phönix büßten über 1 Proz. ein. Schwach lagen
außerdem beſonders Harpener und Laurahütte. Am Banken-
markt
war das Geſchäft äußerſt luſtlos bei gleichfalls vor-
wiegend nachgebenden Kurſen. Stärkere Einbußen erlitten
Deutſche Bank und Schaaffhauſener. Am Markte der Transport-
werte hatten amerikaniſche Bahnen unter der ſcharfen Abwärts-
bewegung zu leiden, die ſich in New-York bemerkbar machte.
Baltimore verloren 1 Proz., Canada ¾ Proz. Lombarden gaben,
unter dem Druck des ſtarken Anſchwellens der Mehrausgaben,
die auch fernerhin bei der Bahn zu erwarten ſtehen, ¾ Proz.
nach. Der Rentenmarkt lag ſtark vernachläſſigt. 3proz. Reichs-
anleihe, Japaner und Türkenloſe lagen ſchwächer. Schiffahrts-
aktien hatten unter den ungünſtigen Dividendenausſichten
des Norddeutſchen Lloyd zu leiden und gaben ca. ½ Proz. nach.

Im weiteren Verlaufe kam das Geſchäft faſt vollſtändig zum
Stillſtand. Die Kurſe bewahrten vorwiegend ihren ſchwachen
Stand. Gegen Schluß des offiziellen Verkehrs bröckelten
Bochumer, Laura und Gelſenkirchener bei ſehr geringen Umſätzen
weiter ab. Baltimore und Ruſſenwerte lagen ſchwach.

Privatdiskont 4⅝ Prozent. Tägliches Geld 4½ Prozent.
Die Seehandlung prolongierte Geld vom 20. bis 27. März zu
4 Prozent. Ultimogeld wurde mit 5¾ Prozent taxiert.


(Privattelegramm.)
Schlußkurſe.

[Tabelle]



(Privattelegramm.) Der Zentral-
ausſchuß der Reichsbank iſt für morgen zu einer Sitzung ein-
berufen worden. Es handelt ſich jedoch nicht um die Frage
einer Diskontermäßigung, ſondern um die Wahl für die Bezirks-
ausſchüſſe.


(Privattelegramm.) Wie ich
erfahre, iſt das deutſche Konſortium für die 5proz.
innere argentiniſche Goldanleihe
von 1907, unter
Verteilung eines Nutzens von über 2 Proz., zur Auflöſung
gelangt.

Nach dem Geſchäftsbericht der Rütgerswerke A.-G.
in Charlottenburg
wurde ein Reingewinn erzielt
von 1,728,069 M (1,393,430 M), woraus 11 Proz. (9½ Proz.)
verteilt werden.

Nach dem Geſchäftsberichte der Süddeutſchen Immo-
biliengeſellſchaft in Mainz
beträgt der Reinge-
winn
246,926 M (295,342 M), woraus eine Dividende von
4 Proz. (5 Proz.) verteilt wird.

Die Vorwohler Portlandzementfabrik A.-G.
in Hannover
erzielte einen Ueberſchuß von 406,213 M
(565,641 M), woraus 22 Proz. (18 Proz.) Dividende ver-
teilt werden.

Die Aelteſten der Kaufmannſchaft von Berlin ſprachen ſich
in einem längeren Communiqué gegen die dem Reichstag am
28. Februar zugegangene Geſetzesvorlage betreffend die Zivil-
prozeßreform
aus und forderten nach wie vor eine organiſche
Reform der geſamten Zivilprozeßordnung.

Der oberſchleſiſche Kohlenverſand betrug in der
erſten Hälfte des März 102,063 Waggons zu je 10 Tonnen
(104,618 Waggons).


Die Regierung brachte in der Kammer
einen Geſetzentwurf ein, welcher beſtimmt, daß ausländi-
ſche Aktiengeſellſchaften,
welche Eiſenbahnen
in Spanien
betreiben und ſich in ſpaniſche Geſellſchaften um-
zuwandeln wünſchen, von Abgaben und der Stempelgebühr be-
freit werden.


Infolge des Darniederlie-
gens der Diamantinduſtrie
wird die Dutritſpan-Mine
ihren Betrieb am 24. April einſtellen.

[Spaltenumbruch]
Letzte Nachrichten.
Die Entſcheidung über das Reichsvereinsgeſetz.

(Privattelegr.)
Die interfraktionellen Verhandlungen über
das Vereinsgeſetz ſind jetzt ſo weit gediehen, daß voraus
ſichtlich heute die Entſcheidung nach der einen oder
anderen Richtung fallen wird.

Verein deutſcher Dramatiker.

(Privattelegr.)
In Berlin iſt ein Verein deutſcher Dramatiker
nach dem Muſter der franzöſiſchen Société des Auteurs ge-
gründet worden. Zum vorläufigen Vorſitzenden wurde Mar
Dreyer gewählt, während der Schriftſteller und Rechts-
anwalt Dr. Walter Bloem in dem neuen Verein als
juriſtiſcher Beirat tätig iſt. Der Organiſation iſt bereits
eine große Anzahl von dramatiſchen Schriftſtellern bei-
getreten.

Geſchäſtsbericht des Reichsverſicherungsamtes.

(Privattelegramm.)
Dem Reichstag iſt der Geſchäftsbericht des Reichs-
verſicherungsamtes
für das Jahr 1907 zugegangen. In
dieſem Jahre waren rund 21 Millionen Perſonen gegen Unfall
verſichert. Die verausgabten Entſchädigungen betrugen
nach vorläufiger Schätzung über 150 Millionen Mark. Die Zahl
der Perſonen,
denen auf Grund der Unfallverſicherung die
geſetzliche Unterſtützung zuteil geworden iſt, erreichte die Höhe
von beinahe 1,125,000. Was die Invalidenverſiche-
rung
anlangt, ſo ſind ſeit ihrem Inkrafttreten bis Ende 1907
über 2 Millionen Rentenanſprüche anerkannt worden, und zwar
über 1,500,000 Invaliden-, rund 460,000 Altersrenten und faſt
80,000 Krankenrenten. Die Zahl der am 1. Januar 1908
laufenden Renten betrug faſt eine Million. Die im Jahre
1907 gewährten Entſchädigungen aus der Invalidenverſicherung
werden einſchließlich des Reichszuſchuſſes auf 172 Millionen ge-
ſchätzt. Bis zu Beginn des Berichtsfahres, alſo in den erſten
16 Jahren des Beſtehens der Invalidenverſicherung, ſind ins-
geſamt Entſchädigungen
im Betrage von 1328 Millionen
Mark gezahlt worden. Das Vermögen der verſchiedenen Ver-
ſicherungsanſtalten war bis Ende 1907 auf rund 1400 Millionen
Mark angewachſen.

Das ſächſiſche Wahlrecht.

Die Mehrheit der konſerva-
tiven
Landtagsabgeordneten hat ſich mit der natio-
nalliberalen
Fraktion des Landtags auf ein Land-
tagswahlrecht geeinigt, das ein reines Pluralwahl-
recht ohne Kommunalvertreter
ſein ſoll. Die
Zahl der Zuſchlagsſtimmen ſoll drei betragen. Die Stim-
men werden verliehen 1. dem Alter, 2. der Selbſtändigkeit
und Anſäſſigkeit. 3. der Bildung und dem Einkommen.
Ueber die Wahlkreiseinteilung iſt noch keine Einigung er-
zielt worden. Für dieſes Kompromiß haben ſich bereits 27
konſervative und 30 nationalliberale Abgeordnete erklärt.
Die Zweidrittelmehrheit iſt alſo vorhanden. Der Vereini-
gung iſt eine ſtürmiſche Sitzung der konſervativen Fraktion
vorausgegangen. Die Stellung des Staatsminiſters Grafen
Hohenthal dürfte erſchüttert ſein; als ſein Nachfolger wird
heute der Präſident der Erſten Kammer, Graf Vitzthum-
Eckſtätt, genannt.

Die Monarchenbegegnung in Venedig.

(Privattelegramm.) Jn
Venedig ſind ſchon alle Vorbereitungen zur Ankunft des
Kaiſers
getroffen. Die Hohenzollern liegt gerade vor der
Piazetta. Sleipner liegt bei den Giardini inmitten der italieni-
ſchen Torpedoboote. Zwiſchen der Hohenzollern und dem Sleipner
liegt das italieniſche Kommandoſchiff. Daneben werden der
Kreuzer Hamburg und die zweite Abteilung des Mittelmeer-
geſchwaders, welche beide morgen erwartet werden, landen. Das
italieniſche Geſchwader gibt der Hohenzollern das Geleite. Bis
zur Höhe von Brindiſi fahren 6 Torpedobote der Hohenzollern
entgegen und eskortieren ſie ſodann bis Korfu.

Eine Verſchwörung in Liſſabon

Hier wurde eine Verſchwö-
rung
zugunſten einer Militärdiktatur entdeckt.
Am nächſten Mittwoch ſollten ſich mehrere Regimenter für
den Prätendenten Miguel von Braganza er-
heben: dieſer leugnet jedoch jede Mitwiſſerſchaft. Eine
Anzahl Verſchworener wurde verhaftet. (Dieſe Nach-
richt, die einem Berliner Blatte entſtammt, muß mit Vor-
ſicht genoſſen werden. Die Migueliſten haben ſich bisher
ſehr zurückhaltend gezeigt. D. Red.)

Rußland und England auf dem Balkan.

(Privattele-
gramm.
) Aus vorzüglicher Quelle erfährt Ihr Korreſpondent:
Das ruſſiſche Miniſterium des Aeußern hat einen ſehr
wichtigen Vorſchlag bezüglich der Sachlage in
Mazedonien
lanciert. Dieſer Beſchluß iſt dem engliſchen
Projekt entgegengeſetzt. Nach dem ruſſiſchen Vorſchlag, welcher
auf Einführung großer Reformen baſiert und dabei lebhaft
wünſcht, die volle Autorität der Türkei zu wahren, kann das
engliſche Projekt zu ernſten Komplikationen
führen.




Die Kronprinzeſſin Ceci-
lie
ſoll, wie in militäriſchen Kreiſen verlautet, zum Chef
des 2. Huſaren-Regiments
Nr. 11 in Krefeld (der
vielgenannten Krefelder Tanzhuſaren) ernannt worden
ſein.


(Privattelegr.)
Das Kammergericht hat auf die Beſchwerde des Oberſtaats-
anwaltes das Hauptverfahren gegen Rechtsanwalt
Dr. Karl Liebknecht im ehrengerichtlichen Verfahren
angeordnet. Das Ehrengericht der Anwaltskammer beim
Kammergericht hatte bekanntlich das Anſuchen des Ober-
ſtaatsanwaltes zurückgewieſen, neben der Verurteilung
noch eine ehrengerichtliche Anklage zu erheben.


(Privattelegramm.)
Wie die hieſige Mittagszeitung behauptet. iſt Prinz Joachim
Albrecht von Preußen in Ungnade
gefallen; er hat vom
Kaiſer den Abſchied aus der Armee erhalten ohne die Er-
laubnis zum Tragen der Uniform; auch hat man ihm ſeinen per-
ſönlichen Adjutanten, Hauptmann v. Brandenſtein, genommen.
Der Grund zu dieſer Maßregel ſei in den fortgeſetzten Beziehun-
gen des Prinzen zu der Baronin Liebenberg-Sulzer zu ſuchen,
einer früheren Schauſpielerin, die noch nicht geſchieden iſt. Der
Prinz habe bereits Berlin in Zivilkleidung verlaſſen und werde
als unabhängiger Herr im Ausland leben. Frau v. Liebenberg
war früher als Marie Sulzer am Reſidenz- und Trianon-Theater
engagiert.

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[6/0006] München, Mittwoch Allgemeine Zeitung 18. März 1908. Nr. 129. Handels-Zeitung.Induſtrie und Handel. Lieferungen nach dem Ausla’nde. Die durchſchnitt- liche Arbeiterzahl betrug 5182. Der Betriebsüber- ſchuß bezifferte ſich auf 4,380,093 M (5,150,637 M), der Gewinn an Zinſen und Beteiligungen 1,516,169 M (821,475 M), der Vortrag 416,383 M (123,755 M), der Bruttogewinn auf 6,312,646 M (6,095,867 M). Die Unkoſten erforderten 1,002,310 M (799,798 M), Abſchrei- bungen 1,546,871 M (1,421,721 M), der Reingewinn 3,763,464 M (3,650,525 M). Hieraus werden wie im Vor- jahre, 20 Prozent = 3 Mill. M verteilt, 100,000 M erhält der Arbeiter-Unterſtützungsfonds, 211,766 M der Aufſichts- rat und 451,697 M werden vorgetragen. In den Aktiven ſind aufgeführt: Grundſtücke 4.46 Mill. M, Gebäude 4.29 Mill. M. Maſchinen 2.23 Mill. M, Effekten 4.48 Mill. M, Bankguthaben 4.05 Mill. M. Debitoren 2.36 Mill. M, Vor- räte 7.87 Mill. M. Dagegen: Aktienkapital 15 Mill. M, Reſervefonds 5 Mill. M, Wohltätigkeitsfonds 1.54 Mill. Mark, Kreditoren 5.49 Mill. M. Die Summe der unerledigten Aufträge betrug am Schluſſe des Geſchäftsjahres 16.3 Mill. M; ſeitdem ſind für 1.75 Mill. M Beſtellungen erfolgt. Dementſprechend wird auch für das laufende Geſchäftsjahr ein gutes Er- trägnis erwartet. t. Adlerwerke vorm. Heinr. Kleyer A.-G. in Frank- furt a. M. (Privattelegramm.) Die Generalver- ſammlung genehmigte die Vorlagen und ſetzte die Divi- dende auf 25 Prozent feſt. In bezug auf die Geſchäfts- ausſichten verwies die Verwaltung auf den Geſchäftsbericht. Die Rennbahn im Taunus ſei für die Geſellſchaft und für die ganze Automobilinduſtrie von großem Vorteil. r. Vom Kohlenſyndikat. (Privattelegramm.) Wie ich erfahre, iſt geſtern der Aufſichtsrat des Kohlen- ſyndikats telegraphiſch einberufen worden. Es handelt ſich um eine eventuelle weitere Einſchränkung der Koksproduktion, da ſich ein außerordentlich ver- ſtärkter Abſatzmangel bemerkbar macht. Es ſollen im März bis jetzt erſt 30 Prozent der Koksbeteiligung ab- geſetzt worden ſein. * Bergwerksgeſellſchaft Hibernia. Aus dem Rechenſchafts- bericht der Geſellſchaft, die auf 60 Mill. M Aktienkapital eine Dividende von 14 Prozent (wie i. V.) gleich 8.40 Mill. M (8.05 Mill. M) verteilt, iſt noch hervorzuheben, daß die Koh- lenförderung um 230,152 Tonnen auf 5.90 Mill. Tonn. ge- ſtiegen, die Koksförderung dagegen um 7950 Tonnen auf 798,075 Tonnen zurückgegangen iſt. Ueber die Kontingen- tierung des Selbſtverbrauchs der Hüttenzechen äußert ſich der Bericht dahin, daß während des ganzen Jahres 1907 mit nur teilweiſem Erfolg das ſtatiſtiſche Material herbeigeholt worden ſei. Der Ausbau der Kraftwerke wurde mit Rück- ſicht auf den Selbſtverbrauch und zur Verſorgung des Elektrizi- tätswerkes Weſtfalen ausgiebig fortgeführt; er werde Mitte 1908 zu einem gewiſſen Abſchluß kommen, der allerdings nicht end- gültig ſei. Die Werke würden dann über eine Leiſtungsfähigkeit von 20,000 Pferdeſtärken verfügen. In dem Anfechtungs- prozeß des Fiskus gegen die Beſchlüſſe der Generalver- ſammlung vom 4. Dezember 1906 ſteht am 25. ds. Mts. Termin vor dem Reichsgericht an. Für Neuanlagen wurden 9.61 Mill. Mark (9.64 Mill. M), alſo reichlich das Doppelte der Abſchrei- bungen, aufgewendet. Die Anlagen ſtehen danach in der Bilanz mit 97.29 Mill. M zu Buch (92.58 Mill. M), in Bankguthaben ſtanden bei Jahresſchluß 10.66 Mill. M (12.43 Mill. M), bei Debitoren 6.91 Mill. M (6.1 Mill. M) aus, während andrerſeits Kreditoren 11.24 Mill. M (10.51 Mill. M) zu fordern hatten, abgeſehen von 20.24 Mill. M Anleiheſchuld. Die Reſerven be- tragen 18.26 Mill. M bei 60 Mill. M Aktienkapital. Fondsbörſen. .. München, 17. März. Börſe. Die Kurſe der leitenden Werte ſetzten etwas unter ihrem geſtrigen Schluſſe ein. New- York, Eſſener Kohlenmarkt, Börſengeſetz — alles mögliche wurde für den Rückgang geltend gemacht, nur vom hauptſächlichſten Grunde, der vollſtändigen Direktionsloſigkeit der Börſen, ſprach man nicht. Hierin liegt aber die eigentliche Urſache der gegen- wärtig ſo unerfreulichen Lage unſerer Märkte. Wir notieren: Kredit-Aktien 201.30, Diskonto-Kommandit 175.20, Handelsgeſellſchaft 158.00, Deutſche Bank 237.80, Dresd- ner Bank 137.50, Reichsanleihe 82.20, Laurahütte 209.00, Bo- chumer 197.50, Gelſenkirchener 182.60, Harpener 193.20. Von Lokalpapieren ſind beſſer: Hypotheken- und Wechſelbank (0.50). Pfälziſche Hypotheken-Bank (0.50), Rück- verſicherung (3 M) und Geſellſchaft für elektrotechniſche Unter- nehmungen (0.60); niedriger: Nürnberger Vereinsbank (0.50), Riedinger (5.50), Spinnerei Hof (2), Löwenbräu (1), Grazer Brauerei (1) und Malzfabrik Stuttgart-Aktien (0.50 Prozent). * Berlin, 17. März. Berliner Anfangskurſe. * Wien, 17. März, 1 Uhr 30 Min. nachm. Schlußkurſe. t. Frankfurt a. M., 17. März. (Privattelegramm.) Die Börſe war allgemein ſchwächer auf New-York und auf un- günſtige Nachrichten vom Kohlenmarkt, ſowie auf das weitere Anziehen des Privatdiskontos auf 4⅝ Proz. * Frankfurt a. M., 17. März. 12 Uhr mittags. Anfangs- kurſe. Oeſterr. Kredit 201.20, Staatsbahn 143.00, Lombarden 25.50, Ungar. Goldrente 93.90, Deutſche Bank 238.00, Diskonto- Kommandit 175.70, Dresdner Bank 137.50, Gotthardbahn —. Tendenz: Schwach. y. London, 17. März. (Privattelegramm.) Die Börſe war etwas ſchwächer. y. London, 17. März, 11 Uhr. (Privattelegramm.) * Rio de Janeiro, 16. März. Wechſel auf London [FORMEL]. Letzte Handelsnachrichten. w. Berlin, 17. März. (Privattelegramm.) Die Börſe eröffnete durchweg mit abgeſchwächtem Kursniveau unter dem Eindruck der ungünſtigen Meldungen, die aus dem Montanrevier vorlagen. Außerdem wirkte verſtimmend, daß New-York ſtärkeren Kursſchwankungen ausgeſetzt war und mit ſchwacher Tendenz ſchloß, wobei beſonders die Kursrückgänge der amerika- niſchen Bahnen ins Auge fielen. Der verhältnismäßig befrie- digende Reichsbankausweis vermochte ebenſo wenig wie das Weichen des Londoner Privatdiskontos bis auf 2⅞ Proz. bei der allgemeinen Mißſtimmung einen irgendwie nennenswerten Einfluß auszuüben, vielmehr war noch die Einwirkung des Ein- fluſſes zu verſpüren, die der Beſchluß der Börſengeſetzkommiſſion hervorgerufen hatte. Das Geſchäft blieb auch heute auf allen Gebieten äußerſt luſtlos. Das Privatpublikum fehlte gänzlich. Die ſtärtſten Kurseinbußen erlitten Montanpapiere. Ver- ſtimmend wirkte hier die vom Kohlenſyndikat in Ausſicht ge- nommene weitere Einſchränkung der Koksproduktion infolge des zunehmenden Abſatzmangels; ferner die ſehr unfreundlich klingen- den Auslaſſungen eines rheiniſch-weſtfäliſchen Blattes über die Lage des Kohlenmarktes, ſowie endlich die vom Haſper Eiſenwerk feſtgeſetzten Lohnreduktionen. Der Bericht der Eſſener Montan- börſe konnte bei der luſtloſen Haltung, die der Bankenmarkt zeigte, keine Einwirkung ausüben. Gelſenkirchener verloren faſt 1½ Proz., auch Phönix büßten über 1 Proz. ein. Schwach lagen außerdem beſonders Harpener und Laurahütte. Am Banken- markt war das Geſchäft äußerſt luſtlos bei gleichfalls vor- wiegend nachgebenden Kurſen. Stärkere Einbußen erlitten Deutſche Bank und Schaaffhauſener. Am Markte der Transport- werte hatten amerikaniſche Bahnen unter der ſcharfen Abwärts- bewegung zu leiden, die ſich in New-York bemerkbar machte. Baltimore verloren 1 Proz., Canada ¾ Proz. Lombarden gaben, unter dem Druck des ſtarken Anſchwellens der Mehrausgaben, die auch fernerhin bei der Bahn zu erwarten ſtehen, ¾ Proz. nach. Der Rentenmarkt lag ſtark vernachläſſigt. 3proz. Reichs- anleihe, Japaner und Türkenloſe lagen ſchwächer. Schiffahrts- aktien hatten unter den ungünſtigen Dividendenausſichten des Norddeutſchen Lloyd zu leiden und gaben ca. ½ Proz. nach. Im weiteren Verlaufe kam das Geſchäft faſt vollſtändig zum Stillſtand. Die Kurſe bewahrten vorwiegend ihren ſchwachen Stand. Gegen Schluß des offiziellen Verkehrs bröckelten Bochumer, Laura und Gelſenkirchener bei ſehr geringen Umſätzen weiter ab. Baltimore und Ruſſenwerte lagen ſchwach. Privatdiskont 4⅝ Prozent. Tägliches Geld 4½ Prozent. Die Seehandlung prolongierte Geld vom 20. bis 27. März zu 4 Prozent. Ultimogeld wurde mit 5¾ Prozent taxiert. * Berlin, 17. März, 2 Uhr 10 Min. (Privattelegramm.) Schlußkurſe. w. Reichsbank. (Privattelegramm.) Der Zentral- ausſchuß der Reichsbank iſt für morgen zu einer Sitzung ein- berufen worden. Es handelt ſich jedoch nicht um die Frage einer Diskontermäßigung, ſondern um die Wahl für die Bezirks- ausſchüſſe. w. Berlin, 17. März. (Privattelegramm.) Wie ich erfahre, iſt das deutſche Konſortium für die 5proz. innere argentiniſche Goldanleihe von 1907, unter Verteilung eines Nutzens von über 2 Proz., zur Auflöſung gelangt. Nach dem Geſchäftsbericht der Rütgerswerke A.-G. in Charlottenburg wurde ein Reingewinn erzielt von 1,728,069 M (1,393,430 M), woraus 11 Proz. (9½ Proz.) verteilt werden. Nach dem Geſchäftsberichte der Süddeutſchen Immo- biliengeſellſchaft in Mainz beträgt der Reinge- winn 246,926 M (295,342 M), woraus eine Dividende von 4 Proz. (5 Proz.) verteilt wird. Die Vorwohler Portlandzementfabrik A.-G. in Hannover erzielte einen Ueberſchuß von 406,213 M (565,641 M), woraus 22 Proz. (18 Proz.) Dividende ver- teilt werden. Die Aelteſten der Kaufmannſchaft von Berlin ſprachen ſich in einem längeren Communiqué gegen die dem Reichstag am 28. Februar zugegangene Geſetzesvorlage betreffend die Zivil- prozeßreform aus und forderten nach wie vor eine organiſche Reform der geſamten Zivilprozeßordnung. Der oberſchleſiſche Kohlenverſand betrug in der erſten Hälfte des März 102,063 Waggons zu je 10 Tonnen (104,618 Waggons). * Madrid, 17. März. Die Regierung brachte in der Kammer einen Geſetzentwurf ein, welcher beſtimmt, daß ausländi- ſche Aktiengeſellſchaften, welche Eiſenbahnen in Spanien betreiben und ſich in ſpaniſche Geſellſchaften um- zuwandeln wünſchen, von Abgaben und der Stempelgebühr be- freit werden. * Kimberley, 17. März. Infolge des Darniederlie- gens der Diamantinduſtrie wird die Dutritſpan-Mine ihren Betrieb am 24. April einſtellen. Letzte Nachrichten. Die Entſcheidung über das Reichsvereinsgeſetz. n. Berlin, 17. März, 11.35 V. (Privattelegr.) Die interfraktionellen Verhandlungen über das Vereinsgeſetz ſind jetzt ſo weit gediehen, daß voraus ſichtlich heute die Entſcheidung nach der einen oder anderen Richtung fallen wird. Verein deutſcher Dramatiker. n. Berlin, 17. März, 10.14 V. (Privattelegr.) In Berlin iſt ein Verein deutſcher Dramatiker nach dem Muſter der franzöſiſchen Société des Auteurs ge- gründet worden. Zum vorläufigen Vorſitzenden wurde Mar Dreyer gewählt, während der Schriftſteller und Rechts- anwalt Dr. Walter Bloem in dem neuen Verein als juriſtiſcher Beirat tätig iſt. Der Organiſation iſt bereits eine große Anzahl von dramatiſchen Schriftſtellern bei- getreten. Geſchäſtsbericht des Reichsverſicherungsamtes. n. Berlin, 17. März, 11.56 V. (Privattelegramm.) Dem Reichstag iſt der Geſchäftsbericht des Reichs- verſicherungsamtes für das Jahr 1907 zugegangen. In dieſem Jahre waren rund 21 Millionen Perſonen gegen Unfall verſichert. Die verausgabten Entſchädigungen betrugen nach vorläufiger Schätzung über 150 Millionen Mark. Die Zahl der Perſonen, denen auf Grund der Unfallverſicherung die geſetzliche Unterſtützung zuteil geworden iſt, erreichte die Höhe von beinahe 1,125,000. Was die Invalidenverſiche- rung anlangt, ſo ſind ſeit ihrem Inkrafttreten bis Ende 1907 über 2 Millionen Rentenanſprüche anerkannt worden, und zwar über 1,500,000 Invaliden-, rund 460,000 Altersrenten und faſt 80,000 Krankenrenten. Die Zahl der am 1. Januar 1908 laufenden Renten betrug faſt eine Million. Die im Jahre 1907 gewährten Entſchädigungen aus der Invalidenverſicherung werden einſchließlich des Reichszuſchuſſes auf 172 Millionen ge- ſchätzt. Bis zu Beginn des Berichtsfahres, alſo in den erſten 16 Jahren des Beſtehens der Invalidenverſicherung, ſind ins- geſamt Entſchädigungen im Betrage von 1328 Millionen Mark gezahlt worden. Das Vermögen der verſchiedenen Ver- ſicherungsanſtalten war bis Ende 1907 auf rund 1400 Millionen Mark angewachſen. Das ſächſiſche Wahlrecht. # Dresden, 17. März. Die Mehrheit der konſerva- tiven Landtagsabgeordneten hat ſich mit der natio- nalliberalen Fraktion des Landtags auf ein Land- tagswahlrecht geeinigt, das ein reines Pluralwahl- recht ohne Kommunalvertreter ſein ſoll. Die Zahl der Zuſchlagsſtimmen ſoll drei betragen. Die Stim- men werden verliehen 1. dem Alter, 2. der Selbſtändigkeit und Anſäſſigkeit. 3. der Bildung und dem Einkommen. Ueber die Wahlkreiseinteilung iſt noch keine Einigung er- zielt worden. Für dieſes Kompromiß haben ſich bereits 27 konſervative und 30 nationalliberale Abgeordnete erklärt. Die Zweidrittelmehrheit iſt alſo vorhanden. Der Vereini- gung iſt eine ſtürmiſche Sitzung der konſervativen Fraktion vorausgegangen. Die Stellung des Staatsminiſters Grafen Hohenthal dürfte erſchüttert ſein; als ſein Nachfolger wird heute der Präſident der Erſten Kammer, Graf Vitzthum- Eckſtätt, genannt. Die Monarchenbegegnung in Venedig. gl. Rom, 17. März, 8.24 V. (Privattelegramm.) Jn Venedig ſind ſchon alle Vorbereitungen zur Ankunft des Kaiſers getroffen. Die Hohenzollern liegt gerade vor der Piazetta. Sleipner liegt bei den Giardini inmitten der italieni- ſchen Torpedoboote. Zwiſchen der Hohenzollern und dem Sleipner liegt das italieniſche Kommandoſchiff. Daneben werden der Kreuzer Hamburg und die zweite Abteilung des Mittelmeer- geſchwaders, welche beide morgen erwartet werden, landen. Das italieniſche Geſchwader gibt der Hohenzollern das Geleite. Bis zur Höhe von Brindiſi fahren 6 Torpedobote der Hohenzollern entgegen und eskortieren ſie ſodann bis Korfu. Eine Verſchwörung in Liſſabon * Liſſabon, 17. März. Hier wurde eine Verſchwö- rung zugunſten einer Militärdiktatur entdeckt. Am nächſten Mittwoch ſollten ſich mehrere Regimenter für den Prätendenten Miguel von Braganza er- heben: dieſer leugnet jedoch jede Mitwiſſerſchaft. Eine Anzahl Verſchworener wurde verhaftet. (Dieſe Nach- richt, die einem Berliner Blatte entſtammt, muß mit Vor- ſicht genoſſen werden. Die Migueliſten haben ſich bisher ſehr zurückhaltend gezeigt. D. Red.) Rußland und England auf dem Balkan. v. A. St. Petersburg, 17. März. 8.10 V. (Privattele- gramm.) Aus vorzüglicher Quelle erfährt Ihr Korreſpondent: Das ruſſiſche Miniſterium des Aeußern hat einen ſehr wichtigen Vorſchlag bezüglich der Sachlage in Mazedonien lanciert. Dieſer Beſchluß iſt dem engliſchen Projekt entgegengeſetzt. Nach dem ruſſiſchen Vorſchlag, welcher auf Einführung großer Reformen baſiert und dabei lebhaft wünſcht, die volle Autorität der Türkei zu wahren, kann das engliſche Projekt zu ernſten Komplikationen führen. * Berlin, 17. März. Die Kronprinzeſſin Ceci- lie ſoll, wie in militäriſchen Kreiſen verlautet, zum Chef des 2. Huſaren-Regiments Nr. 11 in Krefeld (der vielgenannten Krefelder Tanzhuſaren) ernannt worden ſein. n. Berlin, 17. März, 11.05 V. (Privattelegr.) Das Kammergericht hat auf die Beſchwerde des Oberſtaats- anwaltes das Hauptverfahren gegen Rechtsanwalt Dr. Karl Liebknecht im ehrengerichtlichen Verfahren angeordnet. Das Ehrengericht der Anwaltskammer beim Kammergericht hatte bekanntlich das Anſuchen des Ober- ſtaatsanwaltes zurückgewieſen, neben der Verurteilung noch eine ehrengerichtliche Anklage zu erheben. n. Berlin, 17. März, 12.55 N. (Privattelegramm.) Wie die hieſige Mittagszeitung behauptet. iſt Prinz Joachim Albrecht von Preußen in Ungnade gefallen; er hat vom Kaiſer den Abſchied aus der Armee erhalten ohne die Er- laubnis zum Tragen der Uniform; auch hat man ihm ſeinen per- ſönlichen Adjutanten, Hauptmann v. Brandenſtein, genommen. Der Grund zu dieſer Maßregel ſei in den fortgeſetzten Beziehun- gen des Prinzen zu der Baronin Liebenberg-Sulzer zu ſuchen, einer früheren Schauſpielerin, die noch nicht geſchieden iſt. Der Prinz habe bereits Berlin in Zivilkleidung verlaſſen und werde als unabhängiger Herr im Ausland leben. Frau v. Liebenberg war früher als Marie Sulzer am Reſidenz- und Trianon-Theater engagiert.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-09-13T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 129. München, 18. März 1908, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine129_1908/6>, abgerufen am 21.11.2024.