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Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 12. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] ner Aufmerksamkeit; eine andere, welche von menschlicher gesinn-
ten Patronen befehligt wurde, nahm uns auf. Sie war von ei-
nem östreichischen Matrosen und eiuem jungen Griechen geführt.
Wir hielten beim Fort (einem am Eingange der Rhede gelegenen
Kastell) an, um dem Aga unser ganzes Mißgeschik zu erzählen,
und landeten endlich um 7 Uhr Abends im Hafen dieser Stadt an.
Wir verfügten uns sogleich zum französischen Konsul, Hrn. Adrian
Dupre, dessen wohlwollende Aufnahme die erste Linderung unserer
Bekümmerniß war." -- Madame de Saint-Elme (fügt der Cour-
rier de Smyrne hinzu) hat außer ihrem sämtlichen Gepäke, das
von zwei Maulthieren getragen wurde, und in Leinenzeuge, eini-
gem Geschmeide, einem Reisekästchen, einem Kaschemir-Shawl,
mehrern französischen Shawls und einer Menge anderer Garderobe-
sachen bestand, eine Summe von 560 harten spanischen Piastern
eingebüßt, die sich in einem der Felleisen befanden. Der Pascha
ist durch den französischen Konsul von diesem Straßenraube in
Kenntniß gesezt worden, und hat sogleich Leute nach allen Rich-
tungen zur Verfolgung der Räuber ausgesendet."

Der Courrier de Smyrne vom 29 Nov. gibt hierauf folgen-
des Schreiben der Frau v. Saint-Elme an den Redakteur die-
ses Blattes: "Smyrna, 26 Nov. Mein Herr! Da ich dem schrek-
lichen Ereignisse, welches mir beinahe das Leben gekostet hätte,
und das mir einen so beträchtlichen Verlust verursacht hat, die
möglichste Publizität geben will; da mir vor Allem daran liegt,
über die Wahrscheinlichkeit meiner Aussagen nicht den geringsten
Zweifel obschweben zu lassen, so ersuche ich Sie, nachstehenden,
vielleicht kleinlichen, aber nothwendigen Details eine Stelle in ih-
rem nächsten Blätte zu vergönnen. In meiner zu Protokoll ge-
nommenen Aussage ist von einem mit Diamanten verzierten, auf
3000 (vermuthlich türkische) Piaster geschäzten Pfeifenmundstüke
die Rede. Dieses Mundstük habe ich keineswegs von Mohammed-
Ali, Vicekönig von Aegypten, sondern von einem Manne zum
Geschenk erhalten, den ich ehemals unter den Tapfern unsrer al-
ten Armee gekannt habe, und der seitdem mit Leib und Seele
Türke geworden ist. Dieses kostbare Mundstük ist mir, mit Ei-
nem Worte, von Soliman-Bei (vormals Obrist Seves) verehrt
worden. Die reich mit Gold und Seide verzierte Pfeife befindet
sich in einem unsrer, an Bord der Brigg Themistokles zurükge-
lassenen Felleisen. Das Mundstük, das sich unter den geraubten
Sachen befindet, ist nicht neu; es stammt aus den veräußerten
Effekten des Murad-Bei her, und Soliman-Bei verehrte es mir
mit dem Beifügen, daß zur Zeit als die Franzosen Aegypten er-
obert hatten, der Adoptivsohn Napoleons sich dieses kostbaren Mund-
stüks bediente, welcher Umstand ihm einen unschäzbaren Werth
in meinen Augen verleiht. Ich habe selbiges der Madame Riga,
Gattin eines griechischen Kaufmanns von Scio gezeigt, welche
mit uns die Kajüte des Themistokles bewohnte; diese Exinnerung
verleiht diesem Kleinode einen, den Preis der Edelsteine, womit
es verziert ist, weit überwiegenden Werth. Jezt erlauben Sie
mir, Ihnen einige von den Thatsachen zu erklären, worauf sich
mein Argwohn in Betref der Mitschuld unsrer beiden Maulthier-
treiber gründet. Ungefähr eine halbe Stunde von dem Orte, wo
wir von den Räubern angegriffen wurden, sprach ein Türke, der
eben zu Fuß vorüberging, ziemlich lange Zeit mit dem Treiber,
der mein Maulthier führte. Ich bedeutete dem leztern durch Ge-
bärden, daß er sich nicht aufhalten solle. Von einer glaubwür-
[Spaltenumbruch] digen Person haben wir seitdem erfahren, daß dieser Maulthier-
treiber bei seiner Rükkehr nach Vurla gesagt habe, gedachter
Türke habe ihm angezeigt, daß er bewafnete Leute, die sich im
Verstek hielten, gesehen habe, und ihm den Rath ertheilt, umzu-
kehren. Unser Maulthiertreiber sezte dieser Warnung ungeachtet
seinen Weg fort, ohne Hrn. Gregoire, unserm Reisegefährten et-
was davon zu sagen, und ohne uns zu warnen. In dem Augen-
blike, wo die Räuber auf uns anschlugen, sprang unser Maul-
thiertreiber herab, und blieb neben dem Räuber, der mein Maul-
thier beim Zügel gefaßt hatte, stehen. Als ich meine Börse her-
geben wollte, gab eigentlich mehr er als der Räuber mir zu ver-
stehen, daß ich sie hinwerfen sollte, was ich auch that. In dem-
selben Augenblike reichte der Maulthiertreiber seine geladene Pi-
stole hin, ohne daß man es ihm geheißen hatte. Als wir die
Schlucht hinaufgingen, sagte er zu Hrn. Gregoire unablässig: "sie
werden uns dort oben umbringen" und dennoch blieb sein Gesicht
ruhig, und er ging ganz unbefangen einher. Als wir ans Mee-
resufer zurük gekommen waren, lief der Maulthiertreiber des Hrn.
Gregoire, der ein Knecht des meinigen war, gleich nachdem wir
in die Barke aufgenommen waren, davon; der meinige hatte sich
gar nicht mehr sehen lassen. Mehrere achtbare Personen versichern
mich, daß dieser Mensch oft beträchtliche Summen von Tschesme
nach Smyrna, und zwar stets mit Pünktlichkeit bringt; ich glaube
es, aber ohne meinen gerechten Argwohn fahren zu lassen. Da
er zu Tschesme und Smyrna denen, die ihn schiken, so wie de-
nen, welchen er Geld bringt, bekannt ist, so würde ihn die ge-
ringste Veruntreuung oder Unterschleif einer unvermeidlichen Strafe
aussezen, wohingegen es bei uns als Fremdlingen, ohne Eskorte,
ein Streich war, wobei er nichts zu wagen hatte, nach seiner Be-
rechnung ein wahrer Glüksfund; und ich bleibe bis zu weiterer
Aufklärung bei der festen Ueberzeugung, daß der Streich zu Vurla
abgekartet worden war, und daß unsere Maulthiertreiber mit im
Spiele sind. Genehmigen Sie etc. Ida Saint-Elme, Verfas-
serin der M@emoires d'une Contemporaine." -- Im Courrier
de Smyrne vom 6 Dec. heißt es endlich: "Madame de Saint-
Elme ersucht uns, dem Gerüchte zu widersprechen, daß sie den
größten Theil der ihr geraubten Gegenstände wieder erhalten habe.
Allerdings sind einige Effekten von dem Aga von Klisma, einem
kleinen Dorfe zwischen Vurla und Smyrna, an den sie von Land-
leuten, welche sie auf der Straße gefunden, abgeliefert worden
waren, hieher geschikt worden; allein sie sind unbedeutend und
von höchst geringem Werthe; überdis in einem jämmerlichen Zu-
stande, größtentheils zerrissen und zerschnitten. -- Madame de
Saint-Elme schließt ihr Schreiben an die Redaktion des Courrier
folgendermaaßen: "Uebrigens gibt mir die außerordentliche Thä-
tigkeit, mit welcher das Gouvernement dieser Stadt die Sache
verfolgt, Hofnung, daß man noch andere Gegenstände von grö-
ßerem Werthe, als die, welche die Räuber auf der Straße
liegen ließen, finden werden. Man glaubt es seyen Griechen,
was, ich gestehe es Ihnen, die geringe Neigung nicht sehr
vermehren würde, die ich ohnehin schon für die modernen Ab-
kömmlinge des Leonidas hegte." -- Die beiden Maulthiertreiber
haben sich freiwillig beim Gouverneur von Smyrna gestellt, und
werden so lange in Haft gehalten, bis man die Gewißheit erlangt
hat, daß sie keinen Theil am Ranbe hatten."



[Spaltenumbruch] ner Aufmerkſamkeit; eine andere, welche von menſchlicher geſinn-
ten Patronen befehligt wurde, nahm uns auf. Sie war von ei-
nem öſtreichiſchen Matroſen und eiuem jungen Griechen geführt.
Wir hielten beim Fort (einem am Eingange der Rhede gelegenen
Kaſtell) an, um dem Aga unſer ganzes Mißgeſchik zu erzählen,
und landeten endlich um 7 Uhr Abends im Hafen dieſer Stadt an.
Wir verfügten uns ſogleich zum franzöſiſchen Konſul, Hrn. Adrian
Dupré, deſſen wohlwollende Aufnahme die erſte Linderung unſerer
Bekümmerniß war.“ — Madame de Saint-Elme (fügt der Cour-
rier de Smyrne hinzu) hat außer ihrem ſämtlichen Gepäke, das
von zwei Maulthieren getragen wurde, und in Leinenzeuge, eini-
gem Geſchmeide, einem Reiſekäſtchen, einem Kaſchemir-Shawl,
mehrern franzöſiſchen Shawls und einer Menge anderer Garderobe-
ſachen beſtand, eine Summe von 560 harten ſpaniſchen Piaſtern
eingebüßt, die ſich in einem der Felleiſen befanden. Der Paſcha
iſt durch den franzöſiſchen Konſul von dieſem Straßenraube in
Kenntniß geſezt worden, und hat ſogleich Leute nach allen Rich-
tungen zur Verfolgung der Räuber ausgeſendet.“

Der Courrier de Smyrne vom 29 Nov. gibt hierauf folgen-
des Schreiben der Frau v. Saint-Elme an den Redakteur die-
ſes Blattes: „Smyrna, 26 Nov. Mein Herr! Da ich dem ſchrek-
lichen Ereigniſſe, welches mir beinahe das Leben gekoſtet hätte,
und das mir einen ſo beträchtlichen Verluſt verurſacht hat, die
möglichſte Publizität geben will; da mir vor Allem daran liegt,
über die Wahrſcheinlichkeit meiner Ausſagen nicht den geringſten
Zweifel obſchweben zu laſſen, ſo erſuche ich Sie, nachſtehenden,
vielleicht kleinlichen, aber nothwendigen Details eine Stelle in ih-
rem nächſten Blätte zu vergönnen. In meiner zu Protokoll ge-
nommenen Ausſage iſt von einem mit Diamanten verzierten, auf
3000 (vermuthlich türkiſche) Piaſter geſchäzten Pfeifenmundſtüke
die Rede. Dieſes Mundſtük habe ich keineswegs von Mohammed-
Ali, Vicekönig von Aegypten, ſondern von einem Manne zum
Geſchenk erhalten, den ich ehemals unter den Tapfern unſrer al-
ten Armee gekannt habe, und der ſeitdem mit Leib und Seele
Türke geworden iſt. Dieſes koſtbare Mundſtük iſt mir, mit Ei-
nem Worte, von Soliman-Bei (vormals Obriſt Sèves) verehrt
worden. Die reich mit Gold und Seide verzierte Pfeife befindet
ſich in einem unſrer, an Bord der Brigg Themiſtokles zurükge-
laſſenen Felleiſen. Das Mundſtük, das ſich unter den geraubten
Sachen befindet, iſt nicht neu; es ſtammt aus den veräußerten
Effekten des Murad-Bei her, und Soliman-Bei verehrte es mir
mit dem Beifügen, daß zur Zeit als die Franzoſen Aegypten er-
obert hatten, der Adoptivſohn Napoleons ſich dieſes koſtbaren Mund-
ſtüks bediente, welcher Umſtand ihm einen unſchäzbaren Werth
in meinen Augen verleiht. Ich habe ſelbiges der Madame Riga,
Gattin eines griechiſchen Kaufmanns von Scio gezeigt, welche
mit uns die Kajüte des Themiſtokles bewohnte; dieſe Exinnerung
verleiht dieſem Kleinode einen, den Preis der Edelſteine, womit
es verziert iſt, weit überwiegenden Werth. Jezt erlauben Sie
mir, Ihnen einige von den Thatſachen zu erklären, worauf ſich
mein Argwohn in Betref der Mitſchuld unſrer beiden Maulthier-
treiber gründet. Ungefähr eine halbe Stunde von dem Orte, wo
wir von den Räubern angegriffen wurden, ſprach ein Türke, der
eben zu Fuß vorüberging, ziemlich lange Zeit mit dem Treiber,
der mein Maulthier führte. Ich bedeutete dem leztern durch Ge-
bärden, daß er ſich nicht aufhalten ſolle. Von einer glaubwür-
[Spaltenumbruch] digen Perſon haben wir ſeitdem erfahren, daß dieſer Maulthier-
treiber bei ſeiner Rükkehr nach Vurla geſagt habe, gedachter
Türke habe ihm angezeigt, daß er bewafnete Leute, die ſich im
Verſtek hielten, geſehen habe, und ihm den Rath ertheilt, umzu-
kehren. Unſer Maulthiertreiber ſezte dieſer Warnung ungeachtet
ſeinen Weg fort, ohne Hrn. Grégoire, unſerm Reiſegefährten et-
was davon zu ſagen, und ohne uns zu warnen. In dem Augen-
blike, wo die Räuber auf uns anſchlugen, ſprang unſer Maul-
thiertreiber herab, und blieb neben dem Räuber, der mein Maul-
thier beim Zügel gefaßt hatte, ſtehen. Als ich meine Börſe her-
geben wollte, gab eigentlich mehr er als der Räuber mir zu ver-
ſtehen, daß ich ſie hinwerfen ſollte, was ich auch that. In dem-
ſelben Augenblike reichte der Maulthiertreiber ſeine geladene Pi-
ſtole hin, ohne daß man es ihm geheißen hatte. Als wir die
Schlucht hinaufgingen, ſagte er zu Hrn. Grégoire unabläſſig: „ſie
werden uns dort oben umbringen“ und dennoch blieb ſein Geſicht
ruhig, und er ging ganz unbefangen einher. Als wir ans Mee-
resufer zurük gekommen waren, lief der Maulthiertreiber des Hrn.
Grégoire, der ein Knecht des meinigen war, gleich nachdem wir
in die Barke aufgenommen waren, davon; der meinige hatte ſich
gar nicht mehr ſehen laſſen. Mehrere achtbare Perſonen verſichern
mich, daß dieſer Menſch oft beträchtliche Summen von Tſchesme
nach Smyrna, und zwar ſtets mit Pünktlichkeit bringt; ich glaube
es, aber ohne meinen gerechten Argwohn fahren zu laſſen. Da
er zu Tſchesme und Smyrna denen, die ihn ſchiken, ſo wie de-
nen, welchen er Geld bringt, bekannt iſt, ſo würde ihn die ge-
ringſte Veruntreuung oder Unterſchleif einer unvermeidlichen Strafe
ausſezen, wohingegen es bei uns als Fremdlingen, ohne Eskorte,
ein Streich war, wobei er nichts zu wagen hatte, nach ſeiner Be-
rechnung ein wahrer Glüksfund; und ich bleibe bis zu weiterer
Aufklärung bei der feſten Ueberzeugung, daß der Streich zu Vurla
abgekartet worden war, und daß unſere Maulthiertreiber mit im
Spiele ſind. Genehmigen Sie ꝛc. Ida Saint-Elme, Verfaſ-
ſerin der M@emoires d’une Contemporaine.“ — Im Courrier
de Smyrne vom 6 Dec. heißt es endlich: „Madame de Saint-
Elme erſucht uns, dem Gerüchte zu widerſprechen, daß ſie den
größten Theil der ihr geraubten Gegenſtände wieder erhalten habe.
Allerdings ſind einige Effekten von dem Aga von Klisma, einem
kleinen Dorfe zwiſchen Vurla und Smyrna, an den ſie von Land-
leuten, welche ſie auf der Straße gefunden, abgeliefert worden
waren, hieher geſchikt worden; allein ſie ſind unbedeutend und
von höchſt geringem Werthe; überdis in einem jämmerlichen Zu-
ſtande, größtentheils zerriſſen und zerſchnitten. — Madame de
Saint-Elme ſchließt ihr Schreiben an die Redaktion des Courrier
folgendermaaßen: „Uebrigens gibt mir die außerordentliche Thä-
tigkeit, mit welcher das Gouvernement dieſer Stadt die Sache
verfolgt, Hofnung, daß man noch andere Gegenſtände von grö-
ßerem Werthe, als die, welche die Räuber auf der Straße
liegen ließen, finden werden. Man glaubt es ſeyen Griechen,
was, ich geſtehe es Ihnen, die geringe Neigung nicht ſehr
vermehren würde, die ich ohnehin ſchon für die modernen Ab-
kömmlinge des Leonidas hegte.“ — Die beiden Maulthiertreiber
haben ſich freiwillig beim Gouverneur von Smyrna geſtellt, und
werden ſo lange in Haft gehalten, bis man die Gewißheit erlangt
hat, daß ſie keinen Theil am Ranbe hatten.“



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[47/0007] ner Aufmerkſamkeit; eine andere, welche von menſchlicher geſinn- ten Patronen befehligt wurde, nahm uns auf. Sie war von ei- nem öſtreichiſchen Matroſen und eiuem jungen Griechen geführt. Wir hielten beim Fort (einem am Eingange der Rhede gelegenen Kaſtell) an, um dem Aga unſer ganzes Mißgeſchik zu erzählen, und landeten endlich um 7 Uhr Abends im Hafen dieſer Stadt an. Wir verfügten uns ſogleich zum franzöſiſchen Konſul, Hrn. Adrian Dupré, deſſen wohlwollende Aufnahme die erſte Linderung unſerer Bekümmerniß war.“ — Madame de Saint-Elme (fügt der Cour- rier de Smyrne hinzu) hat außer ihrem ſämtlichen Gepäke, das von zwei Maulthieren getragen wurde, und in Leinenzeuge, eini- gem Geſchmeide, einem Reiſekäſtchen, einem Kaſchemir-Shawl, mehrern franzöſiſchen Shawls und einer Menge anderer Garderobe- ſachen beſtand, eine Summe von 560 harten ſpaniſchen Piaſtern eingebüßt, die ſich in einem der Felleiſen befanden. Der Paſcha iſt durch den franzöſiſchen Konſul von dieſem Straßenraube in Kenntniß geſezt worden, und hat ſogleich Leute nach allen Rich- tungen zur Verfolgung der Räuber ausgeſendet.“ Der Courrier de Smyrne vom 29 Nov. gibt hierauf folgen- des Schreiben der Frau v. Saint-Elme an den Redakteur die- ſes Blattes: „Smyrna, 26 Nov. Mein Herr! Da ich dem ſchrek- lichen Ereigniſſe, welches mir beinahe das Leben gekoſtet hätte, und das mir einen ſo beträchtlichen Verluſt verurſacht hat, die möglichſte Publizität geben will; da mir vor Allem daran liegt, über die Wahrſcheinlichkeit meiner Ausſagen nicht den geringſten Zweifel obſchweben zu laſſen, ſo erſuche ich Sie, nachſtehenden, vielleicht kleinlichen, aber nothwendigen Details eine Stelle in ih- rem nächſten Blätte zu vergönnen. In meiner zu Protokoll ge- nommenen Ausſage iſt von einem mit Diamanten verzierten, auf 3000 (vermuthlich türkiſche) Piaſter geſchäzten Pfeifenmundſtüke die Rede. Dieſes Mundſtük habe ich keineswegs von Mohammed- Ali, Vicekönig von Aegypten, ſondern von einem Manne zum Geſchenk erhalten, den ich ehemals unter den Tapfern unſrer al- ten Armee gekannt habe, und der ſeitdem mit Leib und Seele Türke geworden iſt. Dieſes koſtbare Mundſtük iſt mir, mit Ei- nem Worte, von Soliman-Bei (vormals Obriſt Sèves) verehrt worden. Die reich mit Gold und Seide verzierte Pfeife befindet ſich in einem unſrer, an Bord der Brigg Themiſtokles zurükge- laſſenen Felleiſen. Das Mundſtük, das ſich unter den geraubten Sachen befindet, iſt nicht neu; es ſtammt aus den veräußerten Effekten des Murad-Bei her, und Soliman-Bei verehrte es mir mit dem Beifügen, daß zur Zeit als die Franzoſen Aegypten er- obert hatten, der Adoptivſohn Napoleons ſich dieſes koſtbaren Mund- ſtüks bediente, welcher Umſtand ihm einen unſchäzbaren Werth in meinen Augen verleiht. Ich habe ſelbiges der Madame Riga, Gattin eines griechiſchen Kaufmanns von Scio gezeigt, welche mit uns die Kajüte des Themiſtokles bewohnte; dieſe Exinnerung verleiht dieſem Kleinode einen, den Preis der Edelſteine, womit es verziert iſt, weit überwiegenden Werth. Jezt erlauben Sie mir, Ihnen einige von den Thatſachen zu erklären, worauf ſich mein Argwohn in Betref der Mitſchuld unſrer beiden Maulthier- treiber gründet. Ungefähr eine halbe Stunde von dem Orte, wo wir von den Räubern angegriffen wurden, ſprach ein Türke, der eben zu Fuß vorüberging, ziemlich lange Zeit mit dem Treiber, der mein Maulthier führte. Ich bedeutete dem leztern durch Ge- bärden, daß er ſich nicht aufhalten ſolle. Von einer glaubwür- digen Perſon haben wir ſeitdem erfahren, daß dieſer Maulthier- treiber bei ſeiner Rükkehr nach Vurla geſagt habe, gedachter Türke habe ihm angezeigt, daß er bewafnete Leute, die ſich im Verſtek hielten, geſehen habe, und ihm den Rath ertheilt, umzu- kehren. Unſer Maulthiertreiber ſezte dieſer Warnung ungeachtet ſeinen Weg fort, ohne Hrn. Grégoire, unſerm Reiſegefährten et- was davon zu ſagen, und ohne uns zu warnen. In dem Augen- blike, wo die Räuber auf uns anſchlugen, ſprang unſer Maul- thiertreiber herab, und blieb neben dem Räuber, der mein Maul- thier beim Zügel gefaßt hatte, ſtehen. Als ich meine Börſe her- geben wollte, gab eigentlich mehr er als der Räuber mir zu ver- ſtehen, daß ich ſie hinwerfen ſollte, was ich auch that. In dem- ſelben Augenblike reichte der Maulthiertreiber ſeine geladene Pi- ſtole hin, ohne daß man es ihm geheißen hatte. Als wir die Schlucht hinaufgingen, ſagte er zu Hrn. Grégoire unabläſſig: „ſie werden uns dort oben umbringen“ und dennoch blieb ſein Geſicht ruhig, und er ging ganz unbefangen einher. Als wir ans Mee- resufer zurük gekommen waren, lief der Maulthiertreiber des Hrn. Grégoire, der ein Knecht des meinigen war, gleich nachdem wir in die Barke aufgenommen waren, davon; der meinige hatte ſich gar nicht mehr ſehen laſſen. Mehrere achtbare Perſonen verſichern mich, daß dieſer Menſch oft beträchtliche Summen von Tſchesme nach Smyrna, und zwar ſtets mit Pünktlichkeit bringt; ich glaube es, aber ohne meinen gerechten Argwohn fahren zu laſſen. Da er zu Tſchesme und Smyrna denen, die ihn ſchiken, ſo wie de- nen, welchen er Geld bringt, bekannt iſt, ſo würde ihn die ge- ringſte Veruntreuung oder Unterſchleif einer unvermeidlichen Strafe ausſezen, wohingegen es bei uns als Fremdlingen, ohne Eskorte, ein Streich war, wobei er nichts zu wagen hatte, nach ſeiner Be- rechnung ein wahrer Glüksfund; und ich bleibe bis zu weiterer Aufklärung bei der feſten Ueberzeugung, daß der Streich zu Vurla abgekartet worden war, und daß unſere Maulthiertreiber mit im Spiele ſind. Genehmigen Sie ꝛc. Ida Saint-Elme, Verfaſ- ſerin der M@emoires d’une Contemporaine.“ — Im Courrier de Smyrne vom 6 Dec. heißt es endlich: „Madame de Saint- Elme erſucht uns, dem Gerüchte zu widerſprechen, daß ſie den größten Theil der ihr geraubten Gegenſtände wieder erhalten habe. Allerdings ſind einige Effekten von dem Aga von Klisma, einem kleinen Dorfe zwiſchen Vurla und Smyrna, an den ſie von Land- leuten, welche ſie auf der Straße gefunden, abgeliefert worden waren, hieher geſchikt worden; allein ſie ſind unbedeutend und von höchſt geringem Werthe; überdis in einem jämmerlichen Zu- ſtande, größtentheils zerriſſen und zerſchnitten. — Madame de Saint-Elme ſchließt ihr Schreiben an die Redaktion des Courrier folgendermaaßen: „Uebrigens gibt mir die außerordentliche Thä- tigkeit, mit welcher das Gouvernement dieſer Stadt die Sache verfolgt, Hofnung, daß man noch andere Gegenſtände von grö- ßerem Werthe, als die, welche die Räuber auf der Straße liegen ließen, finden werden. Man glaubt es ſeyen Griechen, was, ich geſtehe es Ihnen, die geringe Neigung nicht ſehr vermehren würde, die ich ohnehin ſchon für die modernen Ab- kömmlinge des Leonidas hegte.“ — Die beiden Maulthiertreiber haben ſich freiwillig beim Gouverneur von Smyrna geſtellt, und werden ſo lange in Haft gehalten, bis man die Gewißheit erlangt hat, daß ſie keinen Theil am Ranbe hatten.“

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 12. Januar 1830, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1830/7>, abgerufen am 03.12.2024.