Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 12. Januar 1872.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] bis jetzt erst in den seineren Abdrücken publicirt, macht diesseits wie jenseits des Oceaus
gerechtes Aufsehen. (K. Z.)

Unsere Stadt war gestern Zeugin einer echt mittelalterlichen
Kirchenmanifestation, nämlich eines sogenannten Sühnegottesdienstes, den der
Erzbischof Graf Ledochowski wegen des in der hiesigen Dominicanerkirche versuchten
Diebstahls in dieser Kirche angeordnet hatte, "um -- wie es in dem betreffenden Pasto-
ralschreiben heißt -- die göttlichen Strafen welche tempelschänderischen Verbrechen zu
folgen pflegen von der Stadt Posen abzuwenden." Daß eine solche der christlichen
Gotteserkenntniß schnurstracks widersprechende Manifestation sich auch noch in unserer Zeit
mit allem Pomp in Scene setzen läßt, bewies die große Menge der Andächtigen mit der
die Kirche und die bei derselben vorüberführenden Straße dicht gefüllt waren. Freilich
hatten das Hauptcontingent zu der andächtigen Versammlung die Geistlichkeit und die
ungebildeten Classen geliefert, aber auch die gebildeten Stände und namentlich der pol-
nische Adel waren zahlreich genug vertreten. Die Equipagen des letztern standen in
langer Reihe vor der Kirche aufgefahren. Von der städtischen Geistlichkeit waren mehr
als 100 Personen anwesend. Leider hätte der Kirchengottesdienst, der ein großes Un-
glück von unserer Stadt abwenden sollte, leicht ein solches für sie herbeiführen können. In-
mitten der Predigt erscholl nämlich plötzlich der wiederholte durchdringende Ruf "Feuer!" Er
verbreitete einen solchen Schrecken, daß das Publicum mit Gewalt nach den engen Ausgän-
gen drängte, die sich bald gänzlich verstopften. In dem furchtbaren Gedränge erlitten
mehrere Frauen und Kinder so schwere Verletzungen, daß sie bewußtlos hinweggetragen
wurden. Wäre es den Bemühungen eines Geistlichen nicht gelungen die erschreckte
Menge bald zu beruhigen, so hätte das Unglück leicht sehr große Dimensionen annehmen
können. Der Feuerlärm erwies sich als völlig grundlos. Das von hiesigen Blättern
verbreitete Gerücht: daß die beiden Kirchendiebinnen, die übrigens der polnischen Natio-
nalität und dem katholischen Bekenntniß angehören, vorzugsweise die Absicht gehabt hätten
im Auftrag eines Juden geweihte Hostien zu stehlen, hat sich nicht bestätigt. Im Gegen-
theil hat die Untersuchung herausgestellt daßein Hostiendiebstahl weder begangen worden
ist noch beabsichtigt war. Auch die bereits zusammengestellten silbernen Gefäße konnten
wegen der Ueberraschung der Diebinnen nicht mit hinweggenommen werden. (Osts.-Z.)

* (Ludolf Wienbarg +.)

Dieses einst vielgenannte Mitglied des "Jungen
Deutschland" ist am 2 Jan. in seiner Geburtsstadt Altona, gerade 70 Jahre alt, ge-
storben. In seiner Jugend Docent der Aesthetik in Kiel, verband er sich Anfangs der
dreißiger Jahre mit Gutzkow zur Herausgabe der "Deutschen Revue" in Frankfurt,
die aber bald unterdrückt wurde. Die Proscribirung des "Jungen Deutschland" traf
hauptsächlich ihn, und er war, nach mehrjähriger Thätigkeit als Journalist in Hamburg,
eben im Begriff nach Amerika auszuwandern, als der schleswig-holsteinische Befreiungs-
kampf ausbrach, an dem sich Wienbarg 1848 als Adjutant im Freicorps und 1849 als
freiwilliger Jäger betheiligte. Er schrieb hierauf Darstellungen aus diesen Feldzügen, und
eine Geschichte Schleswigs. Seit der Befreiung der Elbherzogthümer von der dänischen
Herrschaft gehörte Wienbarg bis zu seinem Tode zu den fleißigsten Mitarbeitern der
deutsch-nationalen "Altonaer Nachrichten." Sein Hauptwerk als Schriftsteller sind die
in glänzendem Style geschriebenen, dem "Jungen Deutschland" gewidmeten "Aestheti-
schen Feldzüge," welche 1834 bei Hoffmann u. Campe in Hamburg erschienen.

(Brauer-Strike.)

Gestern hatten die Gehülfen
aller größeren Brauereien, die von Schwechat, Hietzing und St. Marx voran, 4000 an
der Zahl, die Arbeit eingestellt: Verminderung der Arbeitszeit und gleichzeitige Er-
höhung des Arbeitslohnes sind auch dießmal die wesentlichsten Forderungen. Das bier-
trinkende Publicum ist in einer Aufregung die man bei Ihnen in Bayern am besten zu
würdigen wissen wird. Für Fortführung übrigens der ganz unaufschieblichen Arbeiten
sind von den Brauereibesitzern Soldaten in Anspruch genommen.

Gestern Abend wurde die hinterlassene Bibliothek des
Commune-Mitglieds Delescluze,
ehemaligen Chefredacteurs des Reveil,
öffentlich versteigert. Die 400 Bände trugen ungefähr 2000 Frcs. ein. Einzelne mit
eigenhändigen Widmungen der Verfasser versehene Bücher und Broschüren erzielten
besonders hohe Preise. So die "Politique radicale" vom jetzigen Unterrichtsminister
Jules Simon; die "Orientfrage und die kretische Revolution" von Flourens erzielten je
21 Frcs. Ein Brief Tony Moilins, des erschossenen Commune-Mitglieds, die Broschüre
"Paris im Jahr 2000" begleitend, wurde auf 30 Frcs. gesteigert. Ein Buch des be-
kannten bonapartistischen Industriellen Devinck mit den Worten: "Als Zeugniß für die
aufrichtige Bewunderung des Verfassers," erzielte 8 Frcs." Die "Stimmen des Exils"
von Etienne Arago mit den Worten: "An Karl Delescluze als Erinnerung an die
schlimmen Tage und als Beweis meiner alten Freundschaft, E. Arago," wurde dagegen
bis 35 Frcs. getrieben. Die Bibliothek enthielt im übrigen nur sehr wenige complete
Werke. (Frz. Corr.)

* (Concilsliteratur.)

Der auch in weiteren Kreisen bekannte Pariser prote-
stantische Pfarrer Hr. E. de Pressense hat so eben, unter dem Titel "Le Concile
du Vaticain, son histoire et ses consequences politiques et religieuses,"
bei
Sandoz und Fischbacher in Paris eine Schrift erscheinen lassen die auch bei uns Beach-
tung verdient. Um einen Begriff von dem Inhalt des Buches zu geben, genügt es die
Capitelüberschriften anzuführen: Cap. 1. Die alten Concilien und das Papstthum.
Cap. 2. Der Zustand des Katholicismus in Frankreich vor dem Concil. Cap. 3. Die
Vorbereitung zum Concil. Cap. 4. Die Stadt des Concils. Cap. 5. Die Eröffnung
und Constituirung des Concils. Cap. 6. Die ersten Beschlüsse des Concils. Cap. 7.
Die Berathung über die Unfehlbarkeit des Papstes in- und außerhalb des Concils.
Cap. 8. Die letzte Stunde des Concils und die Verkündung des neuen Dogma's.
Cap. 9. Die politischen und religiösen Folgen des Concils. Der Congreß von München.
Cap. 10. Jesus Christus, unsere Autorität. Cap. 11. Jesus Christus und die heilige
Schrift. Cap. 12. Jesus Christus und die Tradition. Cap. 13. Jesus Christus und
die Kirche.

Industrie, Handel und Verkehr.

Die Börse ist ersichtlich unter dem Eindruck der Provincial-
wahlen, welche sie zu radical ausgefallen findet. Aus diesem Grund erklärt sich der Rück-
gang der leitenden Papiere. Rente verliert den Curs von 56, um mit nahezu 20 C.
Baisse 55 95 zu schließen Anlehen verliert den von 91, und schließt offerirt 90 90, Ita-
liener gehen gleich von Anfang der Börse auf 68.95 zurück, steigen aber fast sofort auf
69.15, um ohne jede Reaction 69.20 zu schließen. Antrichiens 837, Lombarden 431,
Foncier 930, Mobilier 490, span. Mobilier 437, Lyon 878, Banque des Pays-Bas 917.

"Dagbladet" bringt heut am Sonntag eine Extranummer,
worin sich ein sehr ausführlicher fünf Spalten langer Artikel über den Geldmarkt des Jahrs
1871 findet. Was den dänischen Fondsmarkt betrifft, so hat er, sagt das Blatt, in
der ersten Hälfte des Jahrs Festigkeit gezeigt und ist in der Folgezeit in einer ruhig stei-
genden Bewegung gewesen. Eine reiche Ernte, hohe Preise der Landeeproducte und eine
starke Ausfuhr haben namentlich im letzten Theile des Jahrs dazu beigetragen das Steigen
dänischer Fonds zu beschleunigen. Es ist die erfreulichste Erscheinung daß unsere inländi-
schen 4proc. Obligationen sich endlich über den niedrigen Stand auf dem sie sich lange be-
funden zu heben vermocht haben. Sie stehen seit 10 Jahren zum erstenmal bei Schluß
des Jahrs höher als bei dessen Anfang, und zwar beträgt der höhere Preis etwa 51/2 Points
oder ungefähr 63/4 Proc. Mit Ausnahme der seeländischen Eifenbahnactien sind alle in-
ländischen Fonds und Actien bedeutend gestiegen. -- Was die in Deutschland eingeführte
[Spaltenumbruch] Goldwährung betrifft, so sagt der Artikel daß für Dänemark kaum anderes zu thun
sei als schleunigst dem gegebenen Beispiele zu folgen. Die Direction der Nationalbank habe
bereits, um den Realisationsfonds zu bewahren, die Erlanbniß nachgesucht Goldbarren und
Goldmünzen zu dem Preise zu welchem sie erworben würden bei dem Fonds niederzulegen,
doch so daß stets wenigstens die Hälfte des dazu gesetzlichen Barrenbehalts in Silber ver-
bleibe. Ferner daß die Bestimmung außer Kraft gesetzt werde welcher zufolge die Bank
verpflichtet ist einem jeden Silberbarren zu einem Preise von 181/2 Rdl. pr. Mark Köln.
gegen Erlegung einer gewissen Gebühr abzukaufen. Es sei kaum zweifelhaft daß diese
Gesuche bewilligt würden, und daß die Regierung ehestens in Erwägung ziehen werde was
in Betreff der Münzsache weiter zu thun sei.

Das Goldagio fiel in dieser Woche auf 1081/2, und
das fortwährende Weichen desselben führt in Wallstreet zu der eifrigen Beschäftigung mit
der Frage: ob dasselbe noch weiter fallen, oder seinen jetzigen niedrigen Standpunkt beibe-
halten wird. Nicht recht klar ist warum Finanzminister Boutwell in der gegenwärtigen
Periode, in der die Handelsbilanz zwischen den Vereinigten Staaten und dem Auslande zu
Gunsten des letzteren steht, mit der Einberufung der Fünfzwanziger, die zum großen Theil
im Auslande sich befinden, fortfährt, und so dazu beiträgt diese bereits ungünstige Bilanz noch
ungünstiger zu gestalten. Sollte dieß der Weg sein, wie von einigen Seiten angenommen
wird, auf dem der Finanzminister den Preis des Goldes dem des Papiergeldes gleich bringen
will, so müßte man in der That an Boutwells finanzieller Capacität auch noch den letzten Glau-
ben verlieren. So sehr die schnelle Rückkehr zur Speciezahlung zu empfehlen ist, so müßte
doch jedes Mittel bedauert werden mit dem nicht zugleich der Werth des Papiergeldes auf
eine feste Basis gestellt wird. Die vom Schatzamt bis jetzt zur Einlösung der Fünfzwan-
ziger Bonds ausgegebenen 22 Millionen haben in keiner Weise ihren Weg in die Banken
gefunden, sind vielmehr ganz aus der Circulation verschwunden, also zweifelsohne nach
Europa gegangen; im andern Fall würde das Goldagio noch unter weit größerem Druck
leiden. Zu der gemeldeten Einberusung von 20,000,000 Dollars Fünfzwanziger auf den
7 März 1872 hat nämlich der Finanzminister noch eine weitere Aufkündigung von Fünf-
zwanzigern der 2. Serie des Gesetzes vom 25 Febr. 1862, dd. 1 Mai 1862, auf den
20 März gesellt (S. Allg Z., Nr. 360, S. 6396.) Die auf den 7 und 20 März einbe-
rufeuen Couponbonds befinden sich, nach beinahe übereinstimmender Annahme, ausschließlich
in Europa, und es werden auf diese Weise 32 Millionen Gold nach Europa wandern;
also wie bei den bereits erwähnten 22 Millionen wahrzunehmen ist, nicht in die hiesigen
Banken fließen. Dagegen aber beginnen am nächsten Dienstag die Auszahlungen der
Januar-Zinsen auf Regierungsbonds im ungefähren Betrag von 25,000,000 Dollars, der
Bedarf für Importeurs ist gering, und Gold wird überhaupt außer den obigen 32 Mill.
keinen genügenden Abfluß haben. Voraussichtlich wird daher das Goldagio seine wei-
chende Tendenz beibehalten, auch wenn es nicht die Absicht des Finanzministers ist das
Gold auf den Currency-Werth niederzudrücken Der Markt in Regierungsbonds ist still;
die Goldbonds wichen gestern fast durchgängig um 1/8 Proc., während die Currency-Bonds
um 1/4 Proc. stiegen. Der Fondsmarkt im übrigen verläugnet den Einfluß der Geldknapp-
heit nicht. Die Preise sind regellos, und Käufer wie Verkäufer mißvergnügt. Am Schlusse
der Woche schien allerdings der Curs der Actien sich mehr befestigen zu wollen; aber wie
die Erfahrung der letzten Wochen lehrt, ist nicht darauf zu bauen daß dieß auf eine Wen-
dung zum Bessern deutet. Bemerkenswerth mag immerhin sein daß die Erie-Actien steigende
Tendenz zeigen, und mit 32 3/8 schließen, seit davon die Rede ist daß die englischen Actio-
näre ernstlich darauf hinarbeiten die HH. James Fisk und Jay Gould, die sog. Erie-
Schwindler, aus dem Directorium der Erie-Bahn hinauszutreiben. (Nach einem kürzlich
eingetroffenen Telegramm ist Fisk von einem gewissen Stokes durch einen Pistolenschuß
tödtlich verwundet worden; Erie-Actien sind deßhalb gestiegen. D. Red.) Die gegenwärtige Be-
wegung in den Südstaaten gegen die sog. "Carpetbagger," welche man der betrügerischen
Ausbeutung der Staatsfonds und des Staatscredits zu ihrem persönlichen Vortheile be-
schuldigt, führte bereits zu einigen Maßregeln welche eher zur Erschütterung als zur Befesti-
gung des öffentlichen Credits beitragen müssen. Dieß gilt in erster Linie von Virginia, in
welchem Staat der gesetzgebende Körper die Fundirung der öffentlichen Schuld einzustellen
befahl. Die bereits in Aussicht gestellte Bezahlung der Januar-Zinsen unterbleibt auf diese
Weise. Die Bonds dieses Staates fielen auf 51. In Georgia steht der abgetretene Gou-
verneur Bullock im Verdacht Staats- und vom Staat indossirte Eisenbahn-Bonds als
"Collaterals" gegen Geldvorschüsse bei New-Yorker Bankiers versetzt zu haben. Um dem
wahren Sachverhalt auf den Grund zu kommen, erhob die Legielatur in Georgia noch in
der letzten Stunde vor ihrer Vertagung, und trotz dem Veto des derzeitigen Gouverneurs, einen
Beschluß zum Gesetz das eine neue Registrirung der ausgegebenen Bonds anordnet, die Bezahlung
der Zinsen bis nach vorgenommener Registrirung einstellt, und Verwahrung gegen eine Ver-
pflichtung zur Bezahlung von Capital und Zinsen illegal emittirter Bonds erhebt Diese
Maßregel wird ohne Zweifel eine große Beunruhigung unter den Besitzern von Georgia-
Bonds in Deutschland hervorrufen. Das Gesetz ist jedenfalls ein übereiltes, und man erwartet daß
nach ruhiger Ueberlegung die Legislatur bei ihrem nächsten Wiederzusammentritt im Januar
eine Abänderung des Gesetzes treffen, namentlich aber in Bezug auf die Registrirung der
im Ausland gehaltenen Bonds wenigstens ein Bankhaus in Frankfurt a. M. und London
aufstellen wird, welches die Vermittlung der Registrirung für die Bondsbesitzer zu übernehmen hat.
Gegen die Untersuchung der Beschuldigungen wider den Gouverneur selbst ist nichts auszu-
setzen, so hart die Maßregel der Registrirung für die auswärtigen Bondsbesitzer auch er-
scheinen mag. An eine Repudiation der legalen Bonds glaubt in den hiesigen Kreisen nie-
mand, und die hiesigen Finanz-Agenten des Staats Georgia haben mir versichert daß für
die Bezahlung der Januar-Zinsen der Staaten-Bonds bereits Vorsorge getroffen sei. Das
Registrirungsgesetz mit sammt dem Veto des Gouverneurs wird nach Section 3 desselben
auch in einer Zeitung in Frankfurt a. M., sowie in zwei Zeitungen in London veröffent-
licht werden. -- In Süd-Carolina hat die Untersuchung der Finanzen durch das hiezu von
der Legislatur beauftragte Comite eine illegale Mehrausgabe von 6,314,000 Dollars
Staat-Bonds ergeben, und dieses Comite empfiehlt in seinem dem Hause darüber vorgeleg-
ten Bericht diejenigen Personen welche das Gesetz umgiengen dafür verantwortlich zu hal-
ten. Diese Vorgänge in den Südstaaten erweisen aufs neue die Nothwendigkeit die emitti-
renden Häuser fremder Securitäten in Deutschland für die Bezahlung von Capital und
Zinsen den Käufern gegenüber persönlich verantwortlich zu machen.

Das Postdampfschiff des Nordd. Lloyd "Weser" ist
gestern Abends 10 Uhr hier angekommen.

(Ueber die ungarische Ostbahn)

schreibt die "Presse" aus Wien vom 5 Jan.:
"Was einsichtige Leute immer gefürchtet haben, das wird jetzt officiell bestätigt: der noch
vorhandene Erlös aus den Actien und Prioritäten reicht nicht aus zur Vollendung des
Bahnnetzes, und wie wir den übereinstimmenden Berichten Pester Blätter entnehmen, ist
der Verwaltungsrath bereits in Verhandlung mit der ungarischen Regierung getreten, um
eine Erhöhung des staatlich garantirten Anlagecapitals zu erlangen. Wie die Sache jetzt
steht, kommt alles darauf an ob die ungarische Regierung und das Parlament auf die
Anforderung des Verwaltungsraths eingehen werden; sind diese Factoren nicht geneigt eine
Erhöhung des Anlagecapitals eintreten zu lassen, dann wird der Anglobank, welche das
Unternehmen bei der Geldbeschaffung in so unerhörter Weise ausgebeutet hat, wohl nichts
übrig bleiben als einen Theil ihres Gewinnes wieder herauszugeben, wie sie dieß bekannt-
lich auch bei dem Bau der Strecke Rottenmann-Weyer thun mußte.

Neueste Posten.

Hier eingetroffenen Nachrichten zufolge ist die deutsche
Fregatte "Niobe" am 11 Dec. in Barbados und die Corvette "Gazelle" an dem-
selben Tag in Port-au-Prince angekommen. -- Der bisherige Generalconsul in
St. Miguel (Azoren), E. J. Monson, ist zum Generalconsul für das gesammte
Königreich Ungarn mit dem Sitz in Pest ernannt. (T. N.)

Der commandirende General der Militärdivision
des Südens, Generalmajor H. W. Halleck, ist gestorben. -- Meldungen aus Mexico
zufolge soll der Anführer der Insurgenten, General Porfirio Diaz, in zwei größeren
Gefechten Niederlagen erlitten haben. (T. N.)



[Spaltenumbruch] bis jetzt erſt in den ſeineren Abdrücken publicirt, macht dieſſeits wie jenſeits des Oceaus
gerechtes Aufſehen. (K. Z.)

Unſere Stadt war geſtern Zeugin einer echt mittelalterlichen
Kirchenmanifeſtation, nämlich eines ſogenannten Sühnegottesdienſtes, den der
Erzbiſchof Graf Ledochowski wegen des in der hieſigen Dominicanerkirche verſuchten
Diebſtahls in dieſer Kirche angeordnet hatte, „um — wie es in dem betreffenden Paſto-
ralſchreiben heißt — die göttlichen Strafen welche tempelſchänderiſchen Verbrechen zu
folgen pflegen von der Stadt Poſen abzuwenden.“ Daß eine ſolche der chriſtlichen
Gotteserkenntniß ſchnurſtracks widerſprechende Manifeſtation ſich auch noch in unſerer Zeit
mit allem Pomp in Scene ſetzen läßt, bewies die große Menge der Andächtigen mit der
die Kirche und die bei derſelben vorüberführenden Straße dicht gefüllt waren. Freilich
hatten das Hauptcontingent zu der andächtigen Verſammlung die Geiſtlichkeit und die
ungebildeten Claſſen geliefert, aber auch die gebildeten Stände und namentlich der pol-
niſche Adel waren zahlreich genug vertreten. Die Equipagen des letztern ſtanden in
langer Reihe vor der Kirche aufgefahren. Von der ſtädtiſchen Geiſtlichkeit waren mehr
als 100 Perſonen anweſend. Leider hätte der Kirchengottesdienſt, der ein großes Un-
glück von unſerer Stadt abwenden ſollte, leicht ein ſolches für ſie herbeiführen können. In-
mitten der Predigt erſcholl nämlich plötzlich der wiederholte durchdringende Ruf „Feuer!“ Er
verbreitete einen ſolchen Schrecken, daß das Publicum mit Gewalt nach den engen Ausgän-
gen drängte, die ſich bald gänzlich verſtopften. In dem furchtbaren Gedränge erlitten
mehrere Frauen und Kinder ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie bewußtlos hinweggetragen
wurden. Wäre es den Bemühungen eines Geiſtlichen nicht gelungen die erſchreckte
Menge bald zu beruhigen, ſo hätte das Unglück leicht ſehr große Dimenſionen annehmen
können. Der Feuerlärm erwies ſich als völlig grundlos. Das von hieſigen Blättern
verbreitete Gerücht: daß die beiden Kirchendiebinnen, die übrigens der polniſchen Natio-
nalität und dem katholiſchen Bekenntniß angehören, vorzugsweiſe die Abſicht gehabt hätten
im Auftrag eines Juden geweihte Hoſtien zu ſtehlen, hat ſich nicht beſtätigt. Im Gegen-
theil hat die Unterſuchung herausgeſtellt daßein Hoſtiendiebſtahl weder begangen worden
iſt noch beabſichtigt war. Auch die bereits zuſammengeſtellten ſilbernen Gefäße konnten
wegen der Ueberraſchung der Diebinnen nicht mit hinweggenommen werden. (Oſtſ.-Z.)

* (Ludolf Wienbarg †.)

Dieſes einſt vielgenannte Mitglied des „Jungen
Deutſchland“ iſt am 2 Jan. in ſeiner Geburtsſtadt Altona, gerade 70 Jahre alt, ge-
ſtorben. In ſeiner Jugend Docent der Aeſthetik in Kiel, verband er ſich Anfangs der
dreißiger Jahre mit Gutzkow zur Herausgabe der „Deutſchen Revue“ in Frankfurt,
die aber bald unterdrückt wurde. Die Proſcribirung des „Jungen Deutſchland“ traf
hauptſächlich ihn, und er war, nach mehrjähriger Thätigkeit als Journaliſt in Hamburg,
eben im Begriff nach Amerika auszuwandern, als der ſchleswig-holſteiniſche Befreiungs-
kampf ausbrach, an dem ſich Wienbarg 1848 als Adjutant im Freicorps und 1849 als
freiwilliger Jäger betheiligte. Er ſchrieb hierauf Darſtellungen aus dieſen Feldzügen, und
eine Geſchichte Schleswigs. Seit der Befreiung der Elbherzogthümer von der däniſchen
Herrſchaft gehörte Wienbarg bis zu ſeinem Tode zu den fleißigſten Mitarbeitern der
deutſch-nationalen „Altonaer Nachrichten.“ Sein Hauptwerk als Schriftſteller ſind die
in glänzendem Style geſchriebenen, dem „Jungen Deutſchland“ gewidmeten „Aeſtheti-
ſchen Feldzüge,“ welche 1834 bei Hoffmann u. Campe in Hamburg erſchienen.

(Brauer-Strike.)

Geſtern hatten die Gehülfen
aller größeren Brauereien, die von Schwechat, Hietzing und St. Marx voran, 4000 an
der Zahl, die Arbeit eingeſtellt: Verminderung der Arbeitszeit und gleichzeitige Er-
höhung des Arbeitslohnes ſind auch dießmal die weſentlichſten Forderungen. Das bier-
trinkende Publicum iſt in einer Aufregung die man bei Ihnen in Bayern am beſten zu
würdigen wiſſen wird. Für Fortführung übrigens der ganz unaufſchieblichen Arbeiten
ſind von den Brauereibeſitzern Soldaten in Anſpruch genommen.

Geſtern Abend wurde die hinterlaſſene Bibliothek des
Commune-Mitglieds Delescluze,
ehemaligen Chefredacteurs des Réveil,
öffentlich verſteigert. Die 400 Bände trugen ungefähr 2000 Frcs. ein. Einzelne mit
eigenhändigen Widmungen der Verfaſſer verſehene Bücher und Broſchüren erzielten
beſonders hohe Preiſe. So die „Politique radicale“ vom jetzigen Unterrichtsminiſter
Jules Simon; die „Orientfrage und die kretiſche Revolution“ von Flourens erzielten je
21 Frcs. Ein Brief Tony Moilins, des erſchoſſenen Commune-Mitglieds, die Broſchüre
„Paris im Jahr 2000“ begleitend, wurde auf 30 Frcs. geſteigert. Ein Buch des be-
kannten bonapartiſtiſchen Induſtriellen Devinck mit den Worten: „Als Zeugniß für die
aufrichtige Bewunderung des Verfaſſers,“ erzielte 8 Frcs.“ Die „Stimmen des Exils“
von Etienne Arago mit den Worten: „An Karl Delescluze als Erinnerung an die
ſchlimmen Tage und als Beweis meiner alten Freundſchaft, E. Arago,“ wurde dagegen
bis 35 Frcs. getrieben. Die Bibliothek enthielt im übrigen nur ſehr wenige complete
Werke. (Frz. Corr.)

* (Concilsliteratur.)

Der auch in weiteren Kreiſen bekannte Pariſer prote-
ſtantiſche Pfarrer Hr. E. de Preſſenſé hat ſo eben, unter dem Titel „Le Concile
du Vaticain, son histoire et ses conséquences politiques et religieuses,“
bei
Sandoz und Fiſchbacher in Paris eine Schrift erſcheinen laſſen die auch bei uns Beach-
tung verdient. Um einen Begriff von dem Inhalt des Buches zu geben, genügt es die
Capitelüberſchriften anzuführen: Cap. 1. Die alten Concilien und das Papſtthum.
Cap. 2. Der Zuſtand des Katholicismus in Frankreich vor dem Concil. Cap. 3. Die
Vorbereitung zum Concil. Cap. 4. Die Stadt des Concils. Cap. 5. Die Eröffnung
und Conſtituirung des Concils. Cap. 6. Die erſten Beſchlüſſe des Concils. Cap. 7.
Die Berathung über die Unfehlbarkeit des Papſtes in- und außerhalb des Concils.
Cap. 8. Die letzte Stunde des Concils und die Verkündung des neuen Dogma’s.
Cap. 9. Die politiſchen und religiöſen Folgen des Concils. Der Congreß von München.
Cap. 10. Jeſus Chriſtus, unſere Autorität. Cap. 11. Jeſus Chriſtus und die heilige
Schrift. Cap. 12. Jeſus Chriſtus und die Tradition. Cap. 13. Jeſus Chriſtus und
die Kirche.

Induſtrie, Handel und Verkehr.

Die Börſe iſt erſichtlich unter dem Eindruck der Provincial-
wahlen, welche ſie zu radical ausgefallen findet. Aus dieſem Grund erklärt ſich der Rück-
gang der leitenden Papiere. Rente verliert den Curs von 56, um mit nahezu 20 C.
Baiſſe 55 95 zu ſchließen Anlehen verliert den von 91, und ſchließt offerirt 90 90, Ita-
liener gehen gleich von Anfang der Börſe auf 68.95 zurück, ſteigen aber faſt ſofort auf
69.15, um ohne jede Reaction 69.20 zu ſchließen. Antrichiens 837, Lombarden 431,
Foncier 930, Mobilier 490, ſpan. Mobilier 437, Lyon 878, Banque des Pays-Bas 917.

„Dagbladet“ bringt heut am Sonntag eine Extranummer,
worin ſich ein ſehr ausführlicher fünf Spalten langer Artikel über den Geldmarkt des Jahrs
1871 findet. Was den däniſchen Fondsmarkt betrifft, ſo hat er, ſagt das Blatt, in
der erſten Hälfte des Jahrs Feſtigkeit gezeigt und iſt in der Folgezeit in einer ruhig ſtei-
genden Bewegung geweſen. Eine reiche Ernte, hohe Preiſe der Landeeproducte und eine
ſtarke Ausfuhr haben namentlich im letzten Theile des Jahrs dazu beigetragen das Steigen
däniſcher Fonds zu beſchleunigen. Es iſt die erfreulichſte Erſcheinung daß unſere inländi-
ſchen 4proc. Obligationen ſich endlich über den niedrigen Stand auf dem ſie ſich lange be-
funden zu heben vermocht haben. Sie ſtehen ſeit 10 Jahren zum erſtenmal bei Schluß
des Jahrs höher als bei deſſen Anfang, und zwar beträgt der höhere Preis etwa 5½ Points
oder ungefähr 6¾ Proc. Mit Ausnahme der ſeeländiſchen Eifenbahnactien ſind alle in-
ländiſchen Fonds und Actien bedeutend geſtiegen. — Was die in Deutſchland eingeführte
[Spaltenumbruch] Goldwährung betrifft, ſo ſagt der Artikel daß für Dänemark kaum anderes zu thun
ſei als ſchleunigſt dem gegebenen Beiſpiele zu folgen. Die Direction der Nationalbank habe
bereits, um den Realiſationsfonds zu bewahren, die Erlanbniß nachgeſucht Goldbarren und
Goldmünzen zu dem Preiſe zu welchem ſie erworben würden bei dem Fonds niederzulegen,
doch ſo daß ſtets wenigſtens die Hälfte des dazu geſetzlichen Barrenbehalts in Silber ver-
bleibe. Ferner daß die Beſtimmung außer Kraft geſetzt werde welcher zufolge die Bank
verpflichtet iſt einem jeden Silberbarren zu einem Preiſe von 18½ Rdl. pr. Mark Köln.
gegen Erlegung einer gewiſſen Gebühr abzukaufen. Es ſei kaum zweifelhaft daß dieſe
Geſuche bewilligt würden, und daß die Regierung eheſtens in Erwägung ziehen werde was
in Betreff der Münzſache weiter zu thun ſei.

Das Goldagio fiel in dieſer Woche auf 108½, und
das fortwährende Weichen desſelben führt in Wallſtreet zu der eifrigen Beſchäftigung mit
der Frage: ob dasſelbe noch weiter fallen, oder ſeinen jetzigen niedrigen Standpunkt beibe-
halten wird. Nicht recht klar iſt warum Finanzminiſter Boutwell in der gegenwärtigen
Periode, in der die Handelsbilanz zwiſchen den Vereinigten Staaten und dem Auslande zu
Gunſten des letzteren ſteht, mit der Einberufung der Fünfzwanziger, die zum großen Theil
im Auslande ſich befinden, fortfährt, und ſo dazu beiträgt dieſe bereits ungünſtige Bilanz noch
ungünſtiger zu geſtalten. Sollte dieß der Weg ſein, wie von einigen Seiten angenommen
wird, auf dem der Finanzminiſter den Preis des Goldes dem des Papiergeldes gleich bringen
will, ſo müßte man in der That an Boutwells finanzieller Capacität auch noch den letzten Glau-
ben verlieren. So ſehr die ſchnelle Rückkehr zur Speciezahlung zu empfehlen iſt, ſo müßte
doch jedes Mittel bedauert werden mit dem nicht zugleich der Werth des Papiergeldes auf
eine feſte Baſis geſtellt wird. Die vom Schatzamt bis jetzt zur Einlöſung der Fünfzwan-
ziger Bonds ausgegebenen 22 Millionen haben in keiner Weiſe ihren Weg in die Banken
gefunden, ſind vielmehr ganz aus der Circulation verſchwunden, alſo zweifelsohne nach
Europa gegangen; im andern Fall würde das Goldagio noch unter weit größerem Druck
leiden. Zu der gemeldeten Einberuſung von 20,000,000 Dollars Fünfzwanziger auf den
7 März 1872 hat nämlich der Finanzminiſter noch eine weitere Aufkündigung von Fünf-
zwanzigern der 2. Serie des Geſetzes vom 25 Febr. 1862, dd. 1 Mai 1862, auf den
20 März geſellt (S. Allg Z., Nr. 360, S. 6396.) Die auf den 7 und 20 März einbe-
rufeuen Couponbonds befinden ſich, nach beinahe übereinſtimmender Annahme, ausſchließlich
in Europa, und es werden auf dieſe Weiſe 32 Millionen Gold nach Europa wandern;
alſo wie bei den bereits erwähnten 22 Millionen wahrzunehmen iſt, nicht in die hieſigen
Banken fließen. Dagegen aber beginnen am nächſten Dienſtag die Auszahlungen der
Januar-Zinſen auf Regierungsbonds im ungefähren Betrag von 25,000,000 Dollars, der
Bedarf für Importeurs iſt gering, und Gold wird überhaupt außer den obigen 32 Mill.
keinen genügenden Abfluß haben. Vorausſichtlich wird daher das Goldagio ſeine wei-
chende Tendenz beibehalten, auch wenn es nicht die Abſicht des Finanzminiſters iſt das
Gold auf den Currency-Werth niederzudrücken Der Markt in Regierungsbonds iſt ſtill;
die Goldbonds wichen geſtern faſt durchgängig um ⅛ Proc., während die Currency-Bonds
um ¼ Proc. ſtiegen. Der Fondsmarkt im übrigen verläugnet den Einfluß der Geldknapp-
heit nicht. Die Preiſe ſind regellos, und Käufer wie Verkäufer mißvergnügt. Am Schluſſe
der Woche ſchien allerdings der Curs der Actien ſich mehr befeſtigen zu wollen; aber wie
die Erfahrung der letzten Wochen lehrt, iſt nicht darauf zu bauen daß dieß auf eine Wen-
dung zum Beſſern deutet. Bemerkenswerth mag immerhin ſein daß die Erie-Actien ſteigende
Tendenz zeigen, und mit 32⅜ ſchließen, ſeit davon die Rede iſt daß die engliſchen Actio-
näre ernſtlich darauf hinarbeiten die HH. James Fisk und Jay Gould, die ſog. Erie-
Schwindler, aus dem Directorium der Erie-Bahn hinauszutreiben. (Nach einem kürzlich
eingetroffenen Telegramm iſt Fisk von einem gewiſſen Stokes durch einen Piſtolenſchuß
tödtlich verwundet worden; Erie-Actien ſind deßhalb geſtiegen. D. Red.) Die gegenwärtige Be-
wegung in den Südſtaaten gegen die ſog. „Carpetbagger,“ welche man der betrügeriſchen
Ausbeutung der Staatsfonds und des Staatscredits zu ihrem perſönlichen Vortheile be-
ſchuldigt, führte bereits zu einigen Maßregeln welche eher zur Erſchütterung als zur Befeſti-
gung des öffentlichen Credits beitragen müſſen. Dieß gilt in erſter Linie von Virginia, in
welchem Staat der geſetzgebende Körper die Fundirung der öffentlichen Schuld einzuſtellen
befahl. Die bereits in Ausſicht geſtellte Bezahlung der Januar-Zinſen unterbleibt auf dieſe
Weiſe. Die Bonds dieſes Staates fielen auf 51. In Georgia ſteht der abgetretene Gou-
verneur Bullock im Verdacht Staats- und vom Staat indoſſirte Eiſenbahn-Bonds als
„Collaterals“ gegen Geldvorſchüſſe bei New-Yorker Bankiers verſetzt zu haben. Um dem
wahren Sachverhalt auf den Grund zu kommen, erhob die Legielatur in Georgia noch in
der letzten Stunde vor ihrer Vertagung, und trotz dem Veto des derzeitigen Gouverneurs, einen
Beſchluß zum Geſetz das eine neue Regiſtrirung der ausgegebenen Bonds anordnet, die Bezahlung
der Zinſen bis nach vorgenommener Regiſtrirung einſtellt, und Verwahrung gegen eine Ver-
pflichtung zur Bezahlung von Capital und Zinſen illegal emittirter Bonds erhebt Dieſe
Maßregel wird ohne Zweifel eine große Beunruhigung unter den Beſitzern von Georgia-
Bonds in Deutſchland hervorrufen. Das Geſetz iſt jedenfalls ein übereiltes, und man erwartet daß
nach ruhiger Ueberlegung die Legislatur bei ihrem nächſten Wiederzuſammentritt im Januar
eine Abänderung des Geſetzes treffen, namentlich aber in Bezug auf die Regiſtrirung der
im Ausland gehaltenen Bonds wenigſtens ein Bankhaus in Frankfurt a. M. und London
aufſtellen wird, welches die Vermittlung der Regiſtrirung für die Bondsbeſitzer zu übernehmen hat.
Gegen die Unterſuchung der Beſchuldigungen wider den Gouverneur ſelbſt iſt nichts auszu-
ſetzen, ſo hart die Maßregel der Regiſtrirung für die auswärtigen Bondsbeſitzer auch er-
ſcheinen mag. An eine Repudiation der legalen Bonds glaubt in den hieſigen Kreiſen nie-
mand, und die hieſigen Finanz-Agenten des Staats Georgia haben mir verſichert daß für
die Bezahlung der Januar-Zinſen der Staaten-Bonds bereits Vorſorge getroffen ſei. Das
Regiſtrirungsgeſetz mit ſammt dem Veto des Gouverneurs wird nach Section 3 desſelben
auch in einer Zeitung in Frankfurt a. M., ſowie in zwei Zeitungen in London veröffent-
licht werden. — In Süd-Carolina hat die Unterſuchung der Finanzen durch das hiezu von
der Legislatur beauftragte Comité eine illegale Mehrausgabe von 6,314,000 Dollars
Staat-Bonds ergeben, und dieſes Comité empfiehlt in ſeinem dem Hauſe darüber vorgeleg-
ten Bericht diejenigen Perſonen welche das Geſetz umgiengen dafür verantwortlich zu hal-
ten. Dieſe Vorgänge in den Südſtaaten erweiſen aufs neue die Nothwendigkeit die emitti-
renden Häuſer fremder Securitäten in Deutſchland für die Bezahlung von Capital und
Zinſen den Käufern gegenüber perſönlich verantwortlich zu machen.

Das Poſtdampfſchiff des Nordd. Lloyd „Weſer“ iſt
geſtern Abends 10 Uhr hier angekommen.

(Ueber die ungariſche Oſtbahn)

ſchreibt die „Preſſe“ aus Wien vom 5 Jan.:
„Was einſichtige Leute immer gefürchtet haben, das wird jetzt officiell beſtätigt: der noch
vorhandene Erlös aus den Actien und Prioritäten reicht nicht aus zur Vollendung des
Bahnnetzes, und wie wir den übereinſtimmenden Berichten Peſter Blätter entnehmen, iſt
der Verwaltungsrath bereits in Verhandlung mit der ungariſchen Regierung getreten, um
eine Erhöhung des ſtaatlich garantirten Anlagecapitals zu erlangen. Wie die Sache jetzt
ſteht, kommt alles darauf an ob die ungariſche Regierung und das Parlament auf die
Anforderung des Verwaltungsraths eingehen werden; ſind dieſe Factoren nicht geneigt eine
Erhöhung des Anlagecapitals eintreten zu laſſen, dann wird der Anglobank, welche das
Unternehmen bei der Geldbeſchaffung in ſo unerhörter Weiſe ausgebeutet hat, wohl nichts
übrig bleiben als einen Theil ihres Gewinnes wieder herauszugeben, wie ſie dieß bekannt-
lich auch bei dem Bau der Strecke Rottenmann-Weyer thun mußte.

Neueſte Poſten.

Hier eingetroffenen Nachrichten zufolge iſt die deutſche
Fregatte „Niobe“ am 11 Dec. in Barbados und die Corvette „Gazelle“ an dem-
ſelben Tag in Port-au-Prince angekommen. — Der bisherige Generalconſul in
St. Miguel (Azoren), E. J. Monſon, iſt zum Generalconſul für das geſammte
Königreich Ungarn mit dem Sitz in Peſt ernannt. (T. N.)

Der commandirende General der Militärdiviſion
des Südens, Generalmajor H. W. Halleck, iſt geſtorben. — Meldungen aus Mexico
zufolge ſoll der Anführer der Inſurgenten, General Porfirio Diaz, in zwei größeren
Gefechten Niederlagen erlitten haben. (T. N.)



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jVarious" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="168"/><cb/>
bis jetzt er&#x017F;t in den &#x017F;eineren Abdrücken publicirt, macht die&#x017F;&#x017F;eits wie jen&#x017F;eits des Oceaus<lb/>
gerechtes Auf&#x017F;ehen. (K. Z.)</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <dateline><hi rendition="#b">Po&#x017F;en,</hi> 8 Jan.</dateline>
          <p>Un&#x017F;ere Stadt war ge&#x017F;tern Zeugin einer echt mittelalterlichen<lb/>
Kirchenmanife&#x017F;tation, nämlich eines &#x017F;ogenannten <hi rendition="#g">Sühnegottesdien&#x017F;tes,</hi> den der<lb/>
Erzbi&#x017F;chof Graf Ledochowski wegen des in der hie&#x017F;igen Dominicanerkirche ver&#x017F;uchten<lb/>
Dieb&#x017F;tahls in die&#x017F;er Kirche angeordnet hatte, &#x201E;um &#x2014; wie es in dem betreffenden Pa&#x017F;to-<lb/>
ral&#x017F;chreiben heißt &#x2014; die göttlichen Strafen welche tempel&#x017F;chänderi&#x017F;chen Verbrechen zu<lb/>
folgen pflegen von der Stadt Po&#x017F;en abzuwenden.&#x201C; Daß eine &#x017F;olche der chri&#x017F;tlichen<lb/>
Gotteserkenntniß &#x017F;chnur&#x017F;tracks wider&#x017F;prechende Manife&#x017F;tation &#x017F;ich auch noch in un&#x017F;erer Zeit<lb/>
mit allem Pomp in Scene &#x017F;etzen läßt, bewies die große Menge der Andächtigen mit der<lb/>
die Kirche und die bei der&#x017F;elben vorüberführenden Straße dicht gefüllt waren. Freilich<lb/>
hatten das Hauptcontingent zu der andächtigen Ver&#x017F;ammlung die Gei&#x017F;tlichkeit und die<lb/>
ungebildeten Cla&#x017F;&#x017F;en geliefert, aber auch die gebildeten Stände und namentlich der pol-<lb/>
ni&#x017F;che Adel waren zahlreich genug vertreten. Die Equipagen des letztern &#x017F;tanden in<lb/>
langer Reihe vor der Kirche aufgefahren. Von der &#x017F;tädti&#x017F;chen Gei&#x017F;tlichkeit waren mehr<lb/>
als 100 Per&#x017F;onen anwe&#x017F;end. Leider hätte der Kirchengottesdien&#x017F;t, der ein großes Un-<lb/>
glück von un&#x017F;erer Stadt abwenden &#x017F;ollte, leicht ein &#x017F;olches für &#x017F;ie herbeiführen können. In-<lb/>
mitten der Predigt er&#x017F;choll nämlich plötzlich der wiederholte durchdringende Ruf &#x201E;Feuer!&#x201C; Er<lb/>
verbreitete einen &#x017F;olchen Schrecken, daß das Publicum mit Gewalt nach den engen Ausgän-<lb/>
gen drängte, die &#x017F;ich bald gänzlich ver&#x017F;topften. In dem furchtbaren Gedränge erlitten<lb/>
mehrere Frauen und Kinder &#x017F;o &#x017F;chwere Verletzungen, daß &#x017F;ie bewußtlos hinweggetragen<lb/>
wurden. Wäre es den Bemühungen eines Gei&#x017F;tlichen nicht gelungen die er&#x017F;chreckte<lb/>
Menge bald zu beruhigen, &#x017F;o hätte das Unglück leicht &#x017F;ehr große Dimen&#x017F;ionen annehmen<lb/>
können. Der Feuerlärm erwies &#x017F;ich als völlig grundlos. Das von hie&#x017F;igen Blättern<lb/>
verbreitete Gerücht: daß die beiden Kirchendiebinnen, die übrigens der polni&#x017F;chen Natio-<lb/>
nalität und dem katholi&#x017F;chen Bekenntniß angehören, vorzugswei&#x017F;e die Ab&#x017F;icht gehabt hätten<lb/>
im Auftrag eines Juden geweihte Ho&#x017F;tien zu &#x017F;tehlen, hat &#x017F;ich nicht be&#x017F;tätigt. Im Gegen-<lb/>
theil hat die Unter&#x017F;uchung herausge&#x017F;tellt daßein Ho&#x017F;tiendieb&#x017F;tahl weder begangen worden<lb/>
i&#x017F;t noch beab&#x017F;ichtigt war. Auch die bereits zu&#x017F;ammenge&#x017F;tellten &#x017F;ilbernen Gefäße konnten<lb/>
wegen der Ueberra&#x017F;chung der Diebinnen nicht mit hinweggenommen werden. (O&#x017F;t&#x017F;.-Z.)</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head>* (<hi rendition="#g">Ludolf Wienbarg</hi> &#x2020;.)</head>
          <p>Die&#x017F;es ein&#x017F;t vielgenannte Mitglied des &#x201E;Jungen<lb/>
Deut&#x017F;chland&#x201C; i&#x017F;t am 2 Jan. in &#x017F;einer Geburts&#x017F;tadt Altona, gerade 70 Jahre alt, ge-<lb/>
&#x017F;torben. In &#x017F;einer Jugend Docent der Ae&#x017F;thetik in Kiel, verband er &#x017F;ich Anfangs der<lb/>
dreißiger Jahre mit Gutzkow zur Herausgabe der &#x201E;Deut&#x017F;chen Revue&#x201C; in Frankfurt,<lb/>
die aber bald unterdrückt wurde. Die Pro&#x017F;cribirung des &#x201E;Jungen Deut&#x017F;chland&#x201C; traf<lb/>
haupt&#x017F;ächlich ihn, und er war, nach mehrjähriger Thätigkeit als Journali&#x017F;t in Hamburg,<lb/>
eben im Begriff nach Amerika auszuwandern, als der &#x017F;chleswig-hol&#x017F;teini&#x017F;che Befreiungs-<lb/>
kampf ausbrach, an dem &#x017F;ich Wienbarg 1848 als Adjutant im Freicorps und 1849 als<lb/>
freiwilliger Jäger betheiligte. Er &#x017F;chrieb hierauf Dar&#x017F;tellungen aus die&#x017F;en Feldzügen, und<lb/>
eine Ge&#x017F;chichte Schleswigs. Seit der Befreiung der Elbherzogthümer von der däni&#x017F;chen<lb/>
Herr&#x017F;chaft gehörte Wienbarg bis zu &#x017F;einem Tode zu den fleißig&#x017F;ten Mitarbeitern der<lb/>
deut&#x017F;ch-nationalen &#x201E;Altonaer Nachrichten.&#x201C; Sein Hauptwerk als Schrift&#x017F;teller &#x017F;ind die<lb/>
in glänzendem Style ge&#x017F;chriebenen, dem &#x201E;Jungen Deut&#x017F;chland&#x201C; gewidmeten &#x201E;Ae&#x017F;theti-<lb/>
&#x017F;chen Feldzüge,&#x201C; welche 1834 bei Hoffmann u. Campe in Hamburg er&#x017F;chienen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <dateline>* <hi rendition="#b">Wien,</hi> 10 Jan.</dateline>
          <head>(<hi rendition="#g">Brauer-Strike.</hi>)</head>
          <p>Ge&#x017F;tern hatten die Gehülfen<lb/>
aller größeren Brauereien, die von Schwechat, Hietzing und St. Marx voran, 4000 an<lb/>
der Zahl, die Arbeit einge&#x017F;tellt: Verminderung der Arbeitszeit und gleichzeitige Er-<lb/>
höhung des Arbeitslohnes &#x017F;ind auch dießmal die we&#x017F;entlich&#x017F;ten Forderungen. Das bier-<lb/>
trinkende Publicum i&#x017F;t in einer Aufregung die man bei Ihnen in Bayern am be&#x017F;ten zu<lb/>
würdigen wi&#x017F;&#x017F;en wird. Für Fortführung übrigens der ganz unauf&#x017F;chieblichen Arbeiten<lb/>
&#x017F;ind von den Brauereibe&#x017F;itzern Soldaten in An&#x017F;pruch genommen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 9 Jan.</dateline>
          <p>Ge&#x017F;tern Abend wurde die hinterla&#x017F;&#x017F;ene <hi rendition="#g">Bibliothek des<lb/>
Commune-Mitglieds Delescluze,</hi> ehemaligen Chefredacteurs des R<hi rendition="#aq">é</hi>veil,<lb/>
öffentlich ver&#x017F;teigert. Die 400 Bände trugen ungefähr 2000 Frcs. ein. Einzelne mit<lb/>
eigenhändigen Widmungen der Verfa&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;ehene Bücher und Bro&#x017F;chüren erzielten<lb/>
be&#x017F;onders hohe Prei&#x017F;e. So die &#x201E;Politique radicale&#x201C; vom jetzigen Unterrichtsmini&#x017F;ter<lb/>
Jules Simon; die &#x201E;Orientfrage und die kreti&#x017F;che Revolution&#x201C; von Flourens erzielten je<lb/>
21 Frcs. Ein Brief Tony Moilins, des er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;enen Commune-Mitglieds, die Bro&#x017F;chüre<lb/>
&#x201E;Paris im Jahr 2000&#x201C; begleitend, wurde auf 30 Frcs. ge&#x017F;teigert. Ein Buch des be-<lb/>
kannten bonaparti&#x017F;ti&#x017F;chen Indu&#x017F;triellen Devinck mit den Worten: &#x201E;Als Zeugniß für die<lb/>
aufrichtige Bewunderung des Verfa&#x017F;&#x017F;ers,&#x201C; erzielte 8 Frcs.&#x201C; Die &#x201E;Stimmen des Exils&#x201C;<lb/>
von Etienne Arago mit den Worten: &#x201E;An Karl Delescluze als Erinnerung an die<lb/>
&#x017F;chlimmen Tage und als Beweis meiner alten Freund&#x017F;chaft, E. Arago,&#x201C; wurde dagegen<lb/>
bis 35 Frcs. getrieben. Die Bibliothek enthielt im übrigen nur &#x017F;ehr wenige complete<lb/>
Werke. (Frz. Corr.)</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head>* (<hi rendition="#g">Concilsliteratur.</hi>)</head>
          <p>Der auch in weiteren Krei&#x017F;en bekannte Pari&#x017F;er prote-<lb/>
&#x017F;tanti&#x017F;che Pfarrer Hr. E. <hi rendition="#g">de Pre&#x017F;&#x017F;en&#x017F;<hi rendition="#aq">é</hi></hi> hat &#x017F;o eben, unter dem Titel <hi rendition="#aq">&#x201E;Le Concile<lb/>
du Vaticain, son histoire et ses conséquences politiques et religieuses,&#x201C;</hi> bei<lb/>
Sandoz und Fi&#x017F;chbacher in Paris eine Schrift er&#x017F;cheinen la&#x017F;&#x017F;en die auch bei uns Beach-<lb/>
tung verdient. Um einen Begriff von dem Inhalt des Buches zu geben, genügt es die<lb/>
Capitelüber&#x017F;chriften anzuführen: Cap. 1. Die alten Concilien und das Pap&#x017F;tthum.<lb/>
Cap. 2. Der Zu&#x017F;tand des Katholicismus in Frankreich vor dem Concil. Cap. 3. Die<lb/>
Vorbereitung zum Concil. Cap. 4. Die Stadt des Concils. Cap. 5. Die Eröffnung<lb/>
und Con&#x017F;tituirung des Concils. Cap. 6. Die er&#x017F;ten Be&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;e des Concils. Cap. 7.<lb/>
Die Berathung über die Unfehlbarkeit des Pap&#x017F;tes in- und außerhalb des Concils.<lb/>
Cap. 8. Die letzte Stunde des Concils und die Verkündung des neuen Dogma&#x2019;s.<lb/>
Cap. 9. Die politi&#x017F;chen und religiö&#x017F;en Folgen des Concils. Der Congreß von München.<lb/>
Cap. 10. Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus, un&#x017F;ere Autorität. Cap. 11. Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus und die heilige<lb/>
Schrift. Cap. 12. Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus und die Tradition. Cap. 13. Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus und<lb/>
die Kirche.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="jFinancialNews" n="1">
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Indu&#x017F;trie, Handel und Verkehr.</hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <dateline>§ <hi rendition="#b">Paris,</hi> 9 Jan.</dateline>
            <p>Die <hi rendition="#g">Bör&#x017F;e</hi> i&#x017F;t er&#x017F;ichtlich unter dem Eindruck der Provincial-<lb/>
wahlen, welche &#x017F;ie zu radical ausgefallen findet. Aus die&#x017F;em Grund erklärt &#x017F;ich der Rück-<lb/>
gang der leitenden Papiere. Rente verliert den Curs von 56, um mit nahezu 20 C.<lb/>
Bai&#x017F;&#x017F;e 55 95 zu &#x017F;chließen Anlehen verliert den von 91, und &#x017F;chließt offerirt 90 90, Ita-<lb/>
liener gehen gleich von Anfang der Bör&#x017F;e auf 68.95 zurück, &#x017F;teigen aber fa&#x017F;t &#x017F;ofort auf<lb/>
69.15, um ohne jede Reaction 69.20 zu &#x017F;chließen. Antrichiens 837, Lombarden 431,<lb/>
Foncier 930, Mobilier 490, &#x017F;pan. Mobilier 437, Lyon 878, Banque des Pays-Bas 917.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <dateline><hi rendition="#b">Kopenhagen,</hi> 7 Jan.</dateline>
            <p>&#x201E;Dagbladet&#x201C; bringt heut am Sonntag eine Extranummer,<lb/>
worin &#x017F;ich ein &#x017F;ehr ausführlicher fünf Spalten langer Artikel über den Geldmarkt des Jahrs<lb/>
1871 findet. Was den däni&#x017F;chen <hi rendition="#g">Fondsmarkt</hi> betrifft, &#x017F;o hat er, &#x017F;agt das Blatt, in<lb/>
der er&#x017F;ten Hälfte des Jahrs Fe&#x017F;tigkeit gezeigt und i&#x017F;t in der Folgezeit in einer ruhig &#x017F;tei-<lb/>
genden Bewegung gewe&#x017F;en. Eine reiche Ernte, hohe Prei&#x017F;e der Landeeproducte und eine<lb/>
&#x017F;tarke Ausfuhr haben namentlich im letzten Theile des Jahrs dazu beigetragen das Steigen<lb/>
däni&#x017F;cher Fonds zu be&#x017F;chleunigen. Es i&#x017F;t die erfreulich&#x017F;te Er&#x017F;cheinung daß un&#x017F;ere inländi-<lb/>
&#x017F;chen 4proc. Obligationen &#x017F;ich endlich über den niedrigen Stand auf dem &#x017F;ie &#x017F;ich lange be-<lb/>
funden zu heben vermocht haben. Sie &#x017F;tehen &#x017F;eit 10 Jahren zum er&#x017F;tenmal bei Schluß<lb/>
des Jahrs höher als bei de&#x017F;&#x017F;en Anfang, und zwar beträgt der höhere Preis etwa 5½ Points<lb/>
oder ungefähr 6¾ Proc. Mit Ausnahme der &#x017F;eeländi&#x017F;chen Eifenbahnactien &#x017F;ind alle in-<lb/>
ländi&#x017F;chen Fonds und Actien bedeutend ge&#x017F;tiegen. &#x2014; Was die in Deut&#x017F;chland eingeführte<lb/><cb/> <hi rendition="#g">Goldwährung</hi> betrifft, &#x017F;o &#x017F;agt der Artikel daß für Dänemark kaum anderes zu thun<lb/>
&#x017F;ei als &#x017F;chleunig&#x017F;t dem gegebenen Bei&#x017F;piele zu folgen. Die Direction der Nationalbank habe<lb/>
bereits, um den Reali&#x017F;ationsfonds zu bewahren, die Erlanbniß nachge&#x017F;ucht Goldbarren und<lb/>
Goldmünzen zu dem Prei&#x017F;e zu welchem &#x017F;ie erworben würden bei dem Fonds niederzulegen,<lb/>
doch &#x017F;o daß &#x017F;tets wenig&#x017F;tens die Hälfte des dazu ge&#x017F;etzlichen Barrenbehalts in Silber ver-<lb/>
bleibe. Ferner daß die Be&#x017F;timmung außer Kraft ge&#x017F;etzt werde welcher zufolge die Bank<lb/>
verpflichtet i&#x017F;t einem jeden Silberbarren zu einem Prei&#x017F;e von 18½ Rdl. pr. Mark Köln.<lb/>
gegen Erlegung einer gewi&#x017F;&#x017F;en Gebühr abzukaufen. Es &#x017F;ei kaum zweifelhaft daß die&#x017F;e<lb/>
Ge&#x017F;uche bewilligt würden, und daß die Regierung ehe&#x017F;tens in Erwägung ziehen werde was<lb/>
in Betreff der Münz&#x017F;ache weiter zu thun &#x017F;ei.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <dateline>&#x25A1; <hi rendition="#b">New-York,</hi> 23 Dec.</dateline>
            <p>Das Goldagio fiel in die&#x017F;er Woche auf 108½, und<lb/>
das fortwährende Weichen des&#x017F;elben führt in Wall&#x017F;treet zu der eifrigen Be&#x017F;chäftigung mit<lb/>
der Frage: ob das&#x017F;elbe noch weiter fallen, oder &#x017F;einen jetzigen niedrigen Standpunkt beibe-<lb/>
halten wird. Nicht recht klar i&#x017F;t warum Finanzmini&#x017F;ter Boutwell in der gegenwärtigen<lb/>
Periode, in der die Handelsbilanz zwi&#x017F;chen den Vereinigten Staaten und dem Auslande zu<lb/>
Gun&#x017F;ten des letzteren &#x017F;teht, mit der Einberufung der Fünfzwanziger, die zum großen Theil<lb/>
im Auslande &#x017F;ich befinden, fortfährt, und &#x017F;o dazu beiträgt die&#x017F;e bereits ungün&#x017F;tige Bilanz noch<lb/>
ungün&#x017F;tiger zu ge&#x017F;talten. Sollte dieß der Weg &#x017F;ein, wie von einigen Seiten angenommen<lb/>
wird, auf dem der Finanzmini&#x017F;ter den Preis des Goldes dem des Papiergeldes gleich bringen<lb/>
will, &#x017F;o müßte man in der That an Boutwells finanzieller Capacität auch noch den letzten Glau-<lb/>
ben verlieren. So &#x017F;ehr die &#x017F;chnelle Rückkehr zur Speciezahlung zu empfehlen i&#x017F;t, &#x017F;o müßte<lb/>
doch jedes Mittel bedauert werden mit dem nicht zugleich der Werth des Papiergeldes auf<lb/>
eine fe&#x017F;te Ba&#x017F;is ge&#x017F;tellt wird. Die vom Schatzamt bis jetzt zur Einlö&#x017F;ung der Fünfzwan-<lb/>
ziger Bonds ausgegebenen 22 Millionen haben in keiner Wei&#x017F;e ihren Weg in die Banken<lb/>
gefunden, &#x017F;ind vielmehr ganz aus der Circulation ver&#x017F;chwunden, al&#x017F;o zweifelsohne nach<lb/>
Europa gegangen; im andern Fall würde das Goldagio noch unter weit größerem Druck<lb/>
leiden. Zu der gemeldeten Einberu&#x017F;ung von 20,000,000 Dollars Fünfzwanziger auf den<lb/>
7 März 1872 hat nämlich der Finanzmini&#x017F;ter noch eine weitere Aufkündigung von Fünf-<lb/>
zwanzigern der 2. Serie des Ge&#x017F;etzes vom 25 Febr. 1862, <hi rendition="#aq">dd.</hi> 1 Mai 1862, auf den<lb/>
20 März ge&#x017F;ellt (S. Allg Z., Nr. 360, S. 6396.) Die auf den 7 und 20 März einbe-<lb/>
rufeuen Couponbonds befinden &#x017F;ich, nach beinahe überein&#x017F;timmender Annahme, aus&#x017F;chließlich<lb/>
in Europa, und es werden auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e 32 Millionen Gold nach Europa wandern;<lb/>
al&#x017F;o wie bei den bereits erwähnten 22 Millionen wahrzunehmen i&#x017F;t, nicht in die hie&#x017F;igen<lb/>
Banken fließen. Dagegen aber beginnen am näch&#x017F;ten Dien&#x017F;tag die Auszahlungen der<lb/>
Januar-Zin&#x017F;en auf Regierungsbonds im ungefähren Betrag von 25,000,000 Dollars, der<lb/>
Bedarf für Importeurs i&#x017F;t gering, und Gold wird überhaupt außer den obigen 32 Mill.<lb/>
keinen genügenden Abfluß haben. Voraus&#x017F;ichtlich wird daher das Goldagio &#x017F;eine wei-<lb/>
chende Tendenz beibehalten, auch wenn es nicht die Ab&#x017F;icht des Finanzmini&#x017F;ters i&#x017F;t das<lb/>
Gold auf den Currency-Werth niederzudrücken Der Markt in Regierungsbonds i&#x017F;t &#x017F;till;<lb/>
die Goldbonds wichen ge&#x017F;tern fa&#x017F;t durchgängig um &#x215B; Proc., während die Currency-Bonds<lb/>
um ¼ Proc. &#x017F;tiegen. Der Fondsmarkt im übrigen verläugnet den Einfluß der Geldknapp-<lb/>
heit nicht. Die Prei&#x017F;e &#x017F;ind regellos, und Käufer wie Verkäufer mißvergnügt. Am Schlu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Woche &#x017F;chien allerdings der Curs der Actien &#x017F;ich mehr befe&#x017F;tigen zu wollen; aber wie<lb/>
die Erfahrung der letzten Wochen lehrt, i&#x017F;t nicht darauf zu bauen daß dieß auf eine Wen-<lb/>
dung zum Be&#x017F;&#x017F;ern deutet. Bemerkenswerth mag immerhin &#x017F;ein daß die Erie-Actien &#x017F;teigende<lb/>
Tendenz zeigen, und mit 32&#x215C; &#x017F;chließen, &#x017F;eit davon die Rede i&#x017F;t daß die engli&#x017F;chen Actio-<lb/>
näre ern&#x017F;tlich darauf hinarbeiten die HH. James Fisk und Jay Gould, die &#x017F;og. Erie-<lb/>
Schwindler, aus dem Directorium der Erie-Bahn hinauszutreiben. (Nach einem kürzlich<lb/>
eingetroffenen Telegramm i&#x017F;t Fisk von einem gewi&#x017F;&#x017F;en Stokes durch einen Pi&#x017F;tolen&#x017F;chuß<lb/>
tödtlich verwundet worden; Erie-Actien &#x017F;ind deßhalb ge&#x017F;tiegen. D. Red.) Die gegenwärtige Be-<lb/>
wegung in den Süd&#x017F;taaten gegen die &#x017F;og. &#x201E;Carpetbagger,&#x201C; welche man der betrügeri&#x017F;chen<lb/>
Ausbeutung der Staatsfonds und des Staatscredits zu ihrem per&#x017F;önlichen Vortheile be-<lb/>
&#x017F;chuldigt, führte bereits zu einigen Maßregeln welche eher zur Er&#x017F;chütterung als zur Befe&#x017F;ti-<lb/>
gung des öffentlichen Credits beitragen mü&#x017F;&#x017F;en. Dieß gilt in er&#x017F;ter Linie von Virginia, in<lb/>
welchem Staat der ge&#x017F;etzgebende Körper die Fundirung der öffentlichen Schuld einzu&#x017F;tellen<lb/>
befahl. Die bereits in Aus&#x017F;icht ge&#x017F;tellte Bezahlung der Januar-Zin&#x017F;en unterbleibt auf die&#x017F;e<lb/>
Wei&#x017F;e. Die Bonds die&#x017F;es Staates fielen auf 51. In Georgia &#x017F;teht der abgetretene Gou-<lb/>
verneur Bullock im Verdacht Staats- und vom Staat indo&#x017F;&#x017F;irte Ei&#x017F;enbahn-Bonds als<lb/>
&#x201E;Collaterals&#x201C; gegen Geldvor&#x017F;chü&#x017F;&#x017F;e bei New-Yorker Bankiers ver&#x017F;etzt zu haben. Um dem<lb/>
wahren Sachverhalt auf den Grund zu kommen, erhob die Legielatur in Georgia noch in<lb/>
der letzten Stunde vor ihrer Vertagung, und trotz dem Veto des derzeitigen Gouverneurs, einen<lb/>
Be&#x017F;chluß zum Ge&#x017F;etz das eine neue Regi&#x017F;trirung der ausgegebenen Bonds anordnet, die Bezahlung<lb/>
der Zin&#x017F;en bis nach vorgenommener Regi&#x017F;trirung ein&#x017F;tellt, und Verwahrung gegen eine Ver-<lb/>
pflichtung zur Bezahlung von Capital und Zin&#x017F;en illegal emittirter Bonds erhebt Die&#x017F;e<lb/>
Maßregel wird ohne Zweifel eine große Beunruhigung unter den Be&#x017F;itzern von Georgia-<lb/>
Bonds in Deut&#x017F;chland hervorrufen. Das Ge&#x017F;etz i&#x017F;t jedenfalls ein übereiltes, und man erwartet daß<lb/>
nach ruhiger Ueberlegung die Legislatur bei ihrem näch&#x017F;ten Wiederzu&#x017F;ammentritt im Januar<lb/>
eine Abänderung des Ge&#x017F;etzes treffen, namentlich aber in Bezug auf die Regi&#x017F;trirung der<lb/>
im Ausland gehaltenen Bonds wenig&#x017F;tens ein Bankhaus in Frankfurt a. M. und London<lb/>
auf&#x017F;tellen wird, welches die Vermittlung der Regi&#x017F;trirung für die Bondsbe&#x017F;itzer zu übernehmen hat.<lb/>
Gegen die Unter&#x017F;uchung der Be&#x017F;chuldigungen wider den Gouverneur &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t nichts auszu-<lb/>
&#x017F;etzen, &#x017F;o hart die Maßregel der Regi&#x017F;trirung für die auswärtigen Bondsbe&#x017F;itzer auch er-<lb/>
&#x017F;cheinen mag. An eine Repudiation der legalen Bonds glaubt in den hie&#x017F;igen Krei&#x017F;en nie-<lb/>
mand, und die hie&#x017F;igen Finanz-Agenten des Staats Georgia haben mir ver&#x017F;ichert daß für<lb/>
die Bezahlung der Januar-Zin&#x017F;en der Staaten-Bonds bereits Vor&#x017F;orge getroffen &#x017F;ei. Das<lb/>
Regi&#x017F;trirungsge&#x017F;etz mit &#x017F;ammt dem Veto des Gouverneurs wird nach Section 3 des&#x017F;elben<lb/>
auch in einer Zeitung in Frankfurt a. M., &#x017F;owie in zwei Zeitungen in London veröffent-<lb/>
licht werden. &#x2014; In Süd-Carolina hat die Unter&#x017F;uchung der Finanzen durch das hiezu von<lb/>
der Legislatur beauftragte Comit<hi rendition="#aq">é</hi> eine illegale Mehrausgabe von 6,314,000 Dollars<lb/>
Staat-Bonds ergeben, und die&#x017F;es Comit<hi rendition="#aq">é</hi> empfiehlt in &#x017F;einem dem Hau&#x017F;e darüber vorgeleg-<lb/>
ten Bericht diejenigen Per&#x017F;onen welche das Ge&#x017F;etz umgiengen dafür verantwortlich zu hal-<lb/>
ten. Die&#x017F;e Vorgänge in den Süd&#x017F;taaten erwei&#x017F;en aufs neue die Nothwendigkeit die emitti-<lb/>
renden Häu&#x017F;er fremder Securitäten in Deut&#x017F;chland für die Bezahlung von Capital und<lb/>
Zin&#x017F;en den Käufern gegenüber per&#x017F;önlich verantwortlich zu machen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <dateline>* <hi rendition="#b">New-York,</hi> 5 Jan.</dateline>
            <p>Das Po&#x017F;tdampf&#x017F;chiff des Nordd. Lloyd &#x201E;We&#x017F;er&#x201C; i&#x017F;t<lb/>
ge&#x017F;tern Abends 10 Uhr hier angekommen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <head>(<hi rendition="#g">Ueber die ungari&#x017F;che O&#x017F;tbahn</hi>)</head>
            <p>&#x017F;chreibt die &#x201E;Pre&#x017F;&#x017F;e&#x201C; aus Wien vom 5 Jan.:<lb/>
&#x201E;Was ein&#x017F;ichtige Leute immer gefürchtet haben, das wird jetzt officiell be&#x017F;tätigt: der noch<lb/>
vorhandene Erlös aus den Actien und Prioritäten reicht nicht aus zur Vollendung des<lb/>
Bahnnetzes, und wie wir den überein&#x017F;timmenden Berichten Pe&#x017F;ter Blätter entnehmen, i&#x017F;t<lb/>
der Verwaltungsrath bereits in Verhandlung mit der ungari&#x017F;chen Regierung getreten, um<lb/>
eine Erhöhung des &#x017F;taatlich garantirten Anlagecapitals zu erlangen. Wie die Sache jetzt<lb/>
&#x017F;teht, kommt alles darauf an ob die ungari&#x017F;che Regierung und das Parlament auf die<lb/>
Anforderung des Verwaltungsraths eingehen werden; &#x017F;ind die&#x017F;e Factoren nicht geneigt eine<lb/>
Erhöhung des Anlagecapitals eintreten zu la&#x017F;&#x017F;en, dann wird der Anglobank, welche das<lb/>
Unternehmen bei der Geldbe&#x017F;chaffung in &#x017F;o unerhörter Wei&#x017F;e ausgebeutet hat, wohl nichts<lb/>
übrig bleiben als einen Theil ihres Gewinnes wieder herauszugeben, wie &#x017F;ie dieß bekannt-<lb/>
lich auch bei dem Bau der Strecke Rottenmann-Weyer thun mußte.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Neue&#x017F;te Po&#x017F;ten.</hi> </hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 10 Jan.</dateline>
            <p>Hier eingetroffenen Nachrichten zufolge i&#x017F;t die deut&#x017F;che<lb/>
Fregatte &#x201E;Niobe&#x201C; am 11 Dec. in Barbados und die Corvette &#x201E;Gazelle&#x201C; an dem-<lb/>
&#x017F;elben Tag in Port-au-Prince angekommen. &#x2014; Der bisherige Generalcon&#x017F;ul in<lb/>
St. Miguel (Azoren), E. J. Mon&#x017F;on, i&#x017F;t zum Generalcon&#x017F;ul für das ge&#x017F;ammte<lb/>
Königreich Ungarn mit dem Sitz in Pe&#x017F;t ernannt. (T. N.)</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <dateline><hi rendition="#b">New-York,</hi> 9 Jan.</dateline>
            <p>Der commandirende General der Militärdivi&#x017F;ion<lb/>
des Südens, Generalmajor H. W. Halleck, i&#x017F;t ge&#x017F;torben. &#x2014; Meldungen aus Mexico<lb/>
zufolge &#x017F;oll der Anführer der In&#x017F;urgenten, General Porfirio Diaz, in zwei größeren<lb/>
Gefechten Niederlagen erlitten haben. (T. N.)</p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0008] bis jetzt erſt in den ſeineren Abdrücken publicirt, macht dieſſeits wie jenſeits des Oceaus gerechtes Aufſehen. (K. Z.) Poſen, 8 Jan. Unſere Stadt war geſtern Zeugin einer echt mittelalterlichen Kirchenmanifeſtation, nämlich eines ſogenannten Sühnegottesdienſtes, den der Erzbiſchof Graf Ledochowski wegen des in der hieſigen Dominicanerkirche verſuchten Diebſtahls in dieſer Kirche angeordnet hatte, „um — wie es in dem betreffenden Paſto- ralſchreiben heißt — die göttlichen Strafen welche tempelſchänderiſchen Verbrechen zu folgen pflegen von der Stadt Poſen abzuwenden.“ Daß eine ſolche der chriſtlichen Gotteserkenntniß ſchnurſtracks widerſprechende Manifeſtation ſich auch noch in unſerer Zeit mit allem Pomp in Scene ſetzen läßt, bewies die große Menge der Andächtigen mit der die Kirche und die bei derſelben vorüberführenden Straße dicht gefüllt waren. Freilich hatten das Hauptcontingent zu der andächtigen Verſammlung die Geiſtlichkeit und die ungebildeten Claſſen geliefert, aber auch die gebildeten Stände und namentlich der pol- niſche Adel waren zahlreich genug vertreten. Die Equipagen des letztern ſtanden in langer Reihe vor der Kirche aufgefahren. Von der ſtädtiſchen Geiſtlichkeit waren mehr als 100 Perſonen anweſend. Leider hätte der Kirchengottesdienſt, der ein großes Un- glück von unſerer Stadt abwenden ſollte, leicht ein ſolches für ſie herbeiführen können. In- mitten der Predigt erſcholl nämlich plötzlich der wiederholte durchdringende Ruf „Feuer!“ Er verbreitete einen ſolchen Schrecken, daß das Publicum mit Gewalt nach den engen Ausgän- gen drängte, die ſich bald gänzlich verſtopften. In dem furchtbaren Gedränge erlitten mehrere Frauen und Kinder ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie bewußtlos hinweggetragen wurden. Wäre es den Bemühungen eines Geiſtlichen nicht gelungen die erſchreckte Menge bald zu beruhigen, ſo hätte das Unglück leicht ſehr große Dimenſionen annehmen können. Der Feuerlärm erwies ſich als völlig grundlos. Das von hieſigen Blättern verbreitete Gerücht: daß die beiden Kirchendiebinnen, die übrigens der polniſchen Natio- nalität und dem katholiſchen Bekenntniß angehören, vorzugsweiſe die Abſicht gehabt hätten im Auftrag eines Juden geweihte Hoſtien zu ſtehlen, hat ſich nicht beſtätigt. Im Gegen- theil hat die Unterſuchung herausgeſtellt daßein Hoſtiendiebſtahl weder begangen worden iſt noch beabſichtigt war. Auch die bereits zuſammengeſtellten ſilbernen Gefäße konnten wegen der Ueberraſchung der Diebinnen nicht mit hinweggenommen werden. (Oſtſ.-Z.) * (Ludolf Wienbarg †.)Dieſes einſt vielgenannte Mitglied des „Jungen Deutſchland“ iſt am 2 Jan. in ſeiner Geburtsſtadt Altona, gerade 70 Jahre alt, ge- ſtorben. In ſeiner Jugend Docent der Aeſthetik in Kiel, verband er ſich Anfangs der dreißiger Jahre mit Gutzkow zur Herausgabe der „Deutſchen Revue“ in Frankfurt, die aber bald unterdrückt wurde. Die Proſcribirung des „Jungen Deutſchland“ traf hauptſächlich ihn, und er war, nach mehrjähriger Thätigkeit als Journaliſt in Hamburg, eben im Begriff nach Amerika auszuwandern, als der ſchleswig-holſteiniſche Befreiungs- kampf ausbrach, an dem ſich Wienbarg 1848 als Adjutant im Freicorps und 1849 als freiwilliger Jäger betheiligte. Er ſchrieb hierauf Darſtellungen aus dieſen Feldzügen, und eine Geſchichte Schleswigs. Seit der Befreiung der Elbherzogthümer von der däniſchen Herrſchaft gehörte Wienbarg bis zu ſeinem Tode zu den fleißigſten Mitarbeitern der deutſch-nationalen „Altonaer Nachrichten.“ Sein Hauptwerk als Schriftſteller ſind die in glänzendem Style geſchriebenen, dem „Jungen Deutſchland“ gewidmeten „Aeſtheti- ſchen Feldzüge,“ welche 1834 bei Hoffmann u. Campe in Hamburg erſchienen. * Wien, 10 Jan.(Brauer-Strike.)Geſtern hatten die Gehülfen aller größeren Brauereien, die von Schwechat, Hietzing und St. Marx voran, 4000 an der Zahl, die Arbeit eingeſtellt: Verminderung der Arbeitszeit und gleichzeitige Er- höhung des Arbeitslohnes ſind auch dießmal die weſentlichſten Forderungen. Das bier- trinkende Publicum iſt in einer Aufregung die man bei Ihnen in Bayern am beſten zu würdigen wiſſen wird. Für Fortführung übrigens der ganz unaufſchieblichen Arbeiten ſind von den Brauereibeſitzern Soldaten in Anſpruch genommen. Paris, 9 Jan. Geſtern Abend wurde die hinterlaſſene Bibliothek des Commune-Mitglieds Delescluze, ehemaligen Chefredacteurs des Réveil, öffentlich verſteigert. Die 400 Bände trugen ungefähr 2000 Frcs. ein. Einzelne mit eigenhändigen Widmungen der Verfaſſer verſehene Bücher und Broſchüren erzielten beſonders hohe Preiſe. So die „Politique radicale“ vom jetzigen Unterrichtsminiſter Jules Simon; die „Orientfrage und die kretiſche Revolution“ von Flourens erzielten je 21 Frcs. Ein Brief Tony Moilins, des erſchoſſenen Commune-Mitglieds, die Broſchüre „Paris im Jahr 2000“ begleitend, wurde auf 30 Frcs. geſteigert. Ein Buch des be- kannten bonapartiſtiſchen Induſtriellen Devinck mit den Worten: „Als Zeugniß für die aufrichtige Bewunderung des Verfaſſers,“ erzielte 8 Frcs.“ Die „Stimmen des Exils“ von Etienne Arago mit den Worten: „An Karl Delescluze als Erinnerung an die ſchlimmen Tage und als Beweis meiner alten Freundſchaft, E. Arago,“ wurde dagegen bis 35 Frcs. getrieben. Die Bibliothek enthielt im übrigen nur ſehr wenige complete Werke. (Frz. Corr.) * (Concilsliteratur.) Der auch in weiteren Kreiſen bekannte Pariſer prote- ſtantiſche Pfarrer Hr. E. de Preſſenſé hat ſo eben, unter dem Titel „Le Concile du Vaticain, son histoire et ses conséquences politiques et religieuses,“ bei Sandoz und Fiſchbacher in Paris eine Schrift erſcheinen laſſen die auch bei uns Beach- tung verdient. Um einen Begriff von dem Inhalt des Buches zu geben, genügt es die Capitelüberſchriften anzuführen: Cap. 1. Die alten Concilien und das Papſtthum. Cap. 2. Der Zuſtand des Katholicismus in Frankreich vor dem Concil. Cap. 3. Die Vorbereitung zum Concil. Cap. 4. Die Stadt des Concils. Cap. 5. Die Eröffnung und Conſtituirung des Concils. Cap. 6. Die erſten Beſchlüſſe des Concils. Cap. 7. Die Berathung über die Unfehlbarkeit des Papſtes in- und außerhalb des Concils. Cap. 8. Die letzte Stunde des Concils und die Verkündung des neuen Dogma’s. Cap. 9. Die politiſchen und religiöſen Folgen des Concils. Der Congreß von München. Cap. 10. Jeſus Chriſtus, unſere Autorität. Cap. 11. Jeſus Chriſtus und die heilige Schrift. Cap. 12. Jeſus Chriſtus und die Tradition. Cap. 13. Jeſus Chriſtus und die Kirche. Induſtrie, Handel und Verkehr. § Paris, 9 Jan. Die Börſe iſt erſichtlich unter dem Eindruck der Provincial- wahlen, welche ſie zu radical ausgefallen findet. Aus dieſem Grund erklärt ſich der Rück- gang der leitenden Papiere. Rente verliert den Curs von 56, um mit nahezu 20 C. Baiſſe 55 95 zu ſchließen Anlehen verliert den von 91, und ſchließt offerirt 90 90, Ita- liener gehen gleich von Anfang der Börſe auf 68.95 zurück, ſteigen aber faſt ſofort auf 69.15, um ohne jede Reaction 69.20 zu ſchließen. Antrichiens 837, Lombarden 431, Foncier 930, Mobilier 490, ſpan. Mobilier 437, Lyon 878, Banque des Pays-Bas 917. Kopenhagen, 7 Jan. „Dagbladet“ bringt heut am Sonntag eine Extranummer, worin ſich ein ſehr ausführlicher fünf Spalten langer Artikel über den Geldmarkt des Jahrs 1871 findet. Was den däniſchen Fondsmarkt betrifft, ſo hat er, ſagt das Blatt, in der erſten Hälfte des Jahrs Feſtigkeit gezeigt und iſt in der Folgezeit in einer ruhig ſtei- genden Bewegung geweſen. Eine reiche Ernte, hohe Preiſe der Landeeproducte und eine ſtarke Ausfuhr haben namentlich im letzten Theile des Jahrs dazu beigetragen das Steigen däniſcher Fonds zu beſchleunigen. Es iſt die erfreulichſte Erſcheinung daß unſere inländi- ſchen 4proc. Obligationen ſich endlich über den niedrigen Stand auf dem ſie ſich lange be- funden zu heben vermocht haben. Sie ſtehen ſeit 10 Jahren zum erſtenmal bei Schluß des Jahrs höher als bei deſſen Anfang, und zwar beträgt der höhere Preis etwa 5½ Points oder ungefähr 6¾ Proc. Mit Ausnahme der ſeeländiſchen Eifenbahnactien ſind alle in- ländiſchen Fonds und Actien bedeutend geſtiegen. — Was die in Deutſchland eingeführte Goldwährung betrifft, ſo ſagt der Artikel daß für Dänemark kaum anderes zu thun ſei als ſchleunigſt dem gegebenen Beiſpiele zu folgen. Die Direction der Nationalbank habe bereits, um den Realiſationsfonds zu bewahren, die Erlanbniß nachgeſucht Goldbarren und Goldmünzen zu dem Preiſe zu welchem ſie erworben würden bei dem Fonds niederzulegen, doch ſo daß ſtets wenigſtens die Hälfte des dazu geſetzlichen Barrenbehalts in Silber ver- bleibe. Ferner daß die Beſtimmung außer Kraft geſetzt werde welcher zufolge die Bank verpflichtet iſt einem jeden Silberbarren zu einem Preiſe von 18½ Rdl. pr. Mark Köln. gegen Erlegung einer gewiſſen Gebühr abzukaufen. Es ſei kaum zweifelhaft daß dieſe Geſuche bewilligt würden, und daß die Regierung eheſtens in Erwägung ziehen werde was in Betreff der Münzſache weiter zu thun ſei. □ New-York, 23 Dec. Das Goldagio fiel in dieſer Woche auf 108½, und das fortwährende Weichen desſelben führt in Wallſtreet zu der eifrigen Beſchäftigung mit der Frage: ob dasſelbe noch weiter fallen, oder ſeinen jetzigen niedrigen Standpunkt beibe- halten wird. Nicht recht klar iſt warum Finanzminiſter Boutwell in der gegenwärtigen Periode, in der die Handelsbilanz zwiſchen den Vereinigten Staaten und dem Auslande zu Gunſten des letzteren ſteht, mit der Einberufung der Fünfzwanziger, die zum großen Theil im Auslande ſich befinden, fortfährt, und ſo dazu beiträgt dieſe bereits ungünſtige Bilanz noch ungünſtiger zu geſtalten. Sollte dieß der Weg ſein, wie von einigen Seiten angenommen wird, auf dem der Finanzminiſter den Preis des Goldes dem des Papiergeldes gleich bringen will, ſo müßte man in der That an Boutwells finanzieller Capacität auch noch den letzten Glau- ben verlieren. So ſehr die ſchnelle Rückkehr zur Speciezahlung zu empfehlen iſt, ſo müßte doch jedes Mittel bedauert werden mit dem nicht zugleich der Werth des Papiergeldes auf eine feſte Baſis geſtellt wird. Die vom Schatzamt bis jetzt zur Einlöſung der Fünfzwan- ziger Bonds ausgegebenen 22 Millionen haben in keiner Weiſe ihren Weg in die Banken gefunden, ſind vielmehr ganz aus der Circulation verſchwunden, alſo zweifelsohne nach Europa gegangen; im andern Fall würde das Goldagio noch unter weit größerem Druck leiden. Zu der gemeldeten Einberuſung von 20,000,000 Dollars Fünfzwanziger auf den 7 März 1872 hat nämlich der Finanzminiſter noch eine weitere Aufkündigung von Fünf- zwanzigern der 2. Serie des Geſetzes vom 25 Febr. 1862, dd. 1 Mai 1862, auf den 20 März geſellt (S. Allg Z., Nr. 360, S. 6396.) Die auf den 7 und 20 März einbe- rufeuen Couponbonds befinden ſich, nach beinahe übereinſtimmender Annahme, ausſchließlich in Europa, und es werden auf dieſe Weiſe 32 Millionen Gold nach Europa wandern; alſo wie bei den bereits erwähnten 22 Millionen wahrzunehmen iſt, nicht in die hieſigen Banken fließen. Dagegen aber beginnen am nächſten Dienſtag die Auszahlungen der Januar-Zinſen auf Regierungsbonds im ungefähren Betrag von 25,000,000 Dollars, der Bedarf für Importeurs iſt gering, und Gold wird überhaupt außer den obigen 32 Mill. keinen genügenden Abfluß haben. Vorausſichtlich wird daher das Goldagio ſeine wei- chende Tendenz beibehalten, auch wenn es nicht die Abſicht des Finanzminiſters iſt das Gold auf den Currency-Werth niederzudrücken Der Markt in Regierungsbonds iſt ſtill; die Goldbonds wichen geſtern faſt durchgängig um ⅛ Proc., während die Currency-Bonds um ¼ Proc. ſtiegen. Der Fondsmarkt im übrigen verläugnet den Einfluß der Geldknapp- heit nicht. Die Preiſe ſind regellos, und Käufer wie Verkäufer mißvergnügt. Am Schluſſe der Woche ſchien allerdings der Curs der Actien ſich mehr befeſtigen zu wollen; aber wie die Erfahrung der letzten Wochen lehrt, iſt nicht darauf zu bauen daß dieß auf eine Wen- dung zum Beſſern deutet. Bemerkenswerth mag immerhin ſein daß die Erie-Actien ſteigende Tendenz zeigen, und mit 32⅜ ſchließen, ſeit davon die Rede iſt daß die engliſchen Actio- näre ernſtlich darauf hinarbeiten die HH. James Fisk und Jay Gould, die ſog. Erie- Schwindler, aus dem Directorium der Erie-Bahn hinauszutreiben. (Nach einem kürzlich eingetroffenen Telegramm iſt Fisk von einem gewiſſen Stokes durch einen Piſtolenſchuß tödtlich verwundet worden; Erie-Actien ſind deßhalb geſtiegen. D. Red.) Die gegenwärtige Be- wegung in den Südſtaaten gegen die ſog. „Carpetbagger,“ welche man der betrügeriſchen Ausbeutung der Staatsfonds und des Staatscredits zu ihrem perſönlichen Vortheile be- ſchuldigt, führte bereits zu einigen Maßregeln welche eher zur Erſchütterung als zur Befeſti- gung des öffentlichen Credits beitragen müſſen. Dieß gilt in erſter Linie von Virginia, in welchem Staat der geſetzgebende Körper die Fundirung der öffentlichen Schuld einzuſtellen befahl. Die bereits in Ausſicht geſtellte Bezahlung der Januar-Zinſen unterbleibt auf dieſe Weiſe. Die Bonds dieſes Staates fielen auf 51. In Georgia ſteht der abgetretene Gou- verneur Bullock im Verdacht Staats- und vom Staat indoſſirte Eiſenbahn-Bonds als „Collaterals“ gegen Geldvorſchüſſe bei New-Yorker Bankiers verſetzt zu haben. Um dem wahren Sachverhalt auf den Grund zu kommen, erhob die Legielatur in Georgia noch in der letzten Stunde vor ihrer Vertagung, und trotz dem Veto des derzeitigen Gouverneurs, einen Beſchluß zum Geſetz das eine neue Regiſtrirung der ausgegebenen Bonds anordnet, die Bezahlung der Zinſen bis nach vorgenommener Regiſtrirung einſtellt, und Verwahrung gegen eine Ver- pflichtung zur Bezahlung von Capital und Zinſen illegal emittirter Bonds erhebt Dieſe Maßregel wird ohne Zweifel eine große Beunruhigung unter den Beſitzern von Georgia- Bonds in Deutſchland hervorrufen. Das Geſetz iſt jedenfalls ein übereiltes, und man erwartet daß nach ruhiger Ueberlegung die Legislatur bei ihrem nächſten Wiederzuſammentritt im Januar eine Abänderung des Geſetzes treffen, namentlich aber in Bezug auf die Regiſtrirung der im Ausland gehaltenen Bonds wenigſtens ein Bankhaus in Frankfurt a. M. und London aufſtellen wird, welches die Vermittlung der Regiſtrirung für die Bondsbeſitzer zu übernehmen hat. Gegen die Unterſuchung der Beſchuldigungen wider den Gouverneur ſelbſt iſt nichts auszu- ſetzen, ſo hart die Maßregel der Regiſtrirung für die auswärtigen Bondsbeſitzer auch er- ſcheinen mag. An eine Repudiation der legalen Bonds glaubt in den hieſigen Kreiſen nie- mand, und die hieſigen Finanz-Agenten des Staats Georgia haben mir verſichert daß für die Bezahlung der Januar-Zinſen der Staaten-Bonds bereits Vorſorge getroffen ſei. Das Regiſtrirungsgeſetz mit ſammt dem Veto des Gouverneurs wird nach Section 3 desſelben auch in einer Zeitung in Frankfurt a. M., ſowie in zwei Zeitungen in London veröffent- licht werden. — In Süd-Carolina hat die Unterſuchung der Finanzen durch das hiezu von der Legislatur beauftragte Comité eine illegale Mehrausgabe von 6,314,000 Dollars Staat-Bonds ergeben, und dieſes Comité empfiehlt in ſeinem dem Hauſe darüber vorgeleg- ten Bericht diejenigen Perſonen welche das Geſetz umgiengen dafür verantwortlich zu hal- ten. Dieſe Vorgänge in den Südſtaaten erweiſen aufs neue die Nothwendigkeit die emitti- renden Häuſer fremder Securitäten in Deutſchland für die Bezahlung von Capital und Zinſen den Käufern gegenüber perſönlich verantwortlich zu machen. * New-York, 5 Jan. Das Poſtdampfſchiff des Nordd. Lloyd „Weſer“ iſt geſtern Abends 10 Uhr hier angekommen. (Ueber die ungariſche Oſtbahn)ſchreibt die „Preſſe“ aus Wien vom 5 Jan.: „Was einſichtige Leute immer gefürchtet haben, das wird jetzt officiell beſtätigt: der noch vorhandene Erlös aus den Actien und Prioritäten reicht nicht aus zur Vollendung des Bahnnetzes, und wie wir den übereinſtimmenden Berichten Peſter Blätter entnehmen, iſt der Verwaltungsrath bereits in Verhandlung mit der ungariſchen Regierung getreten, um eine Erhöhung des ſtaatlich garantirten Anlagecapitals zu erlangen. Wie die Sache jetzt ſteht, kommt alles darauf an ob die ungariſche Regierung und das Parlament auf die Anforderung des Verwaltungsraths eingehen werden; ſind dieſe Factoren nicht geneigt eine Erhöhung des Anlagecapitals eintreten zu laſſen, dann wird der Anglobank, welche das Unternehmen bei der Geldbeſchaffung in ſo unerhörter Weiſe ausgebeutet hat, wohl nichts übrig bleiben als einen Theil ihres Gewinnes wieder herauszugeben, wie ſie dieß bekannt- lich auch bei dem Bau der Strecke Rottenmann-Weyer thun mußte. Neueſte Poſten. London, 10 Jan. Hier eingetroffenen Nachrichten zufolge iſt die deutſche Fregatte „Niobe“ am 11 Dec. in Barbados und die Corvette „Gazelle“ an dem- ſelben Tag in Port-au-Prince angekommen. — Der bisherige Generalconſul in St. Miguel (Azoren), E. J. Monſon, iſt zum Generalconſul für das geſammte Königreich Ungarn mit dem Sitz in Peſt ernannt. (T. N.) New-York, 9 Jan. Der commandirende General der Militärdiviſion des Südens, Generalmajor H. W. Halleck, iſt geſtorben. — Meldungen aus Mexico zufolge ſoll der Anführer der Inſurgenten, General Porfirio Diaz, in zwei größeren Gefechten Niederlagen erlitten haben. (T. N.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1872
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1872/8
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 12. Januar 1872, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1872/8>, abgerufen am 03.12.2024.