Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 13. Januar 1924.Allgemeine Zeitung Süddeutsches Tagblatt Großdeutsche Rundschau 127. Jahrgang. Nr. 12 München, Sonntag den 13. Januar 1924.Hauptschriftleitung und verantwortlich für Deutsche und Bayerische Politik: Max Heilgemayr. -- Wirtschaftszeitung u. Auswärtige Politik: Josef Schrepfer. -- Unpolitische Stadtzeitung u. Sport: Richard Rieß. -- Kunst u. Musik: Albin v. Probram-Gladona. -- Feuilleton u. Theater: Walter Fotzick. -- Anzeigenteil: Josef Spiegel, sämtl. in München. -- Redaktion: München, Baaderstr. 1, Tel. 27940. -- Berliner Schriftleitung: SW 68., Zimmerstr. 9, Tel. Zentrum 5498 u. 3967; Leiter: Alfred Gerigk. [Abbildung]
Die Allgemeine Zeitung erscheint täglich. Bei Störung des Erscheinens infolge höherer Gewalt oder Streiks besteht kein Anspruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be- zugsgeldes. Bezugspreis: Mk. 2.80 für den Monat. Anzeigenpreis: für die 9-spaltige Millimeterzeile im Inseratenteil M. 0.25, im Reklameteil M. 0.80. Kleine Anzeigen M. 0.10. Verlag der Allgemeinen Zeitung G.m.b.H. München. Postscheckkonto: München 8170. Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München. Baaderstraße 1 und 1a. Telefon 24287. Einzelpreis 10 Pfennig. Französisches Heuchelspiel Man wünscht angeblich Verhandlungen auf breiterer Grundlage Sonderdienst der Allgem. Zeitung. In politischen Herrn von Hoesch soll am Quai d'Orsai Der deutschen Regierung sei also der Weg Die angeblich entgegenkommen- Die Erläuterungen französischer politischer Die Antwort wird nicht * Berlin, 12. Jan.veröffentlicht Eine richtige Bewer- Es ist nicht beabsichtigt, diesen Wortlaut zu Soweit sich aus dem Inhalt der belgischen Bei genauerer Ueberprüfung ist es aber sehr Der Standpunkt der Reichs- * Berlin, 12. Jan.regierung Die Reichsregierung Für die Finanzierung deutscher Sachliefe- Voraussetzung dafür, daß die Reichsregie- [Spaltenumbruch] Um die Rheinpfalz England drückt auf Poincare Berlin, 12. Jan.Die Protestnote, welche Es mehren sich die Anzeichen daß die In- "Nachdem die Interalliierte Rheinlands- Zum Verständnis dieser Bekanntmachung Die deutsche Regierung legt gegen diesen London, 12. Januar. Amtlich wird gemeldet: London, 12. Jan. Der "Daily Telegraph" Französischer Schwindel Heidelberg, 12. Jan.Das W.T.B. verbreitet Die Meldung ist natürlich ein franzö- Die Rheinische Goldnotenbank Köln, 12. Jan.In der gestrigen Sitzung der Seit gestern sei in der Frage der Rheinisch- Er müsse wünschen, daß diese Bedingungen, die Die Auflösung der italienischen Kammer Mailand, 12. Jan. Nach dem "Giornale d'Italia" Möglichkeiten deutscher Politik Die politische und wirtschaftliche Lage Bestimmend für unser Schicksal ist die Diesen Zwang können wir heute nicht Bei Erkenntnis dieser Tatsachen bleibt Von dieser Aufgabe muß auch die In- Man empfiehlt die Reichstagsauf- Allgemeine Zeitung Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau 127. Jahrgang. Nr. 12 München, Sonntag den 13. Januar 1924.Hauptſchriftleitung und verantwortlich für Deutſche und Bayeriſche Politik: Max Heilgemayr. — Wirtſchaftszeitung u. Auswärtige Politik: Joſef Schrepfer. — Unpolitiſche Stadtzeitung u. Sport: Richard Rieß. — Kunſt u. Muſik: Albin v. Probram-Gladona. — Feuilleton u. Theater: Walter Fotzick. — Anzeigenteil: Joſef Spiegel, ſämtl. in München. — Redaktion: München, Baaderſtr. 1, Tel. 27940. — Berliner Schriftleitung: SW 68., Zimmerſtr. 9, Tel. Zentrum 5498 u. 3967; Leiter: Alfred Gerigk. [Abbildung]
Die Allgemeine Zeitung erſcheint täglich. Bei Störung des Erſcheinens infolge höherer Gewalt oder Streiks beſteht kein Anſpruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be- zugsgeldes. Bezugspreis: Mk. 2.80 für den Monat. Anzeigenpreis: für die 9-ſpaltige Millimeterzeile im Inſeratenteil M. 0.25, im Reklameteil M. 0.80. Kleine Anzeigen M. 0.10. Verlag der Allgemeinen Zeitung G.m.b.H. München. Poſtſcheckkonto: München 8170. Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München. Baaderſtraße 1 und 1a. Telefon 24287. Einzelpreis 10 Pfennig. Franzöſiſches Heuchelſpiel Man wünſcht angeblich Verhandlungen auf breiterer Grundlage Sonderdienſt der Allgem. Zeitung. In politiſchen Herrn von Hoeſch ſoll am Quai d’Orſai Der deutſchen Regierung ſei alſo der Weg Die angeblich entgegenkommen- Die Erläuterungen franzöſiſcher politiſcher Die Antwort wird nicht * Berlin, 12. Jan.veröffentlicht Eine richtige Bewer- Es iſt nicht beabſichtigt, dieſen Wortlaut zu Soweit ſich aus dem Inhalt der belgiſchen Bei genauerer Ueberprüfung iſt es aber ſehr Der Standpunkt der Reichs- * Berlin, 12. Jan.regierung Die Reichsregierung Für die Finanzierung deutſcher Sachliefe- Vorausſetzung dafür, daß die Reichsregie- [Spaltenumbruch] Um die Rheinpfalz England drückt auf Poincaré Berlin, 12. Jan.Die Proteſtnote, welche Es mehren ſich die Anzeichen daß die In- „Nachdem die Interalliierte Rheinlands- Zum Verſtändnis dieſer Bekanntmachung Die deutſche Regierung legt gegen dieſen London, 12. Januar. Amtlich wird gemeldet: London, 12. Jan. Der „Daily Telegraph“ Franzöſiſcher Schwindel Heidelberg, 12. Jan.Das W.T.B. verbreitet Die Meldung iſt natürlich ein franzö- Die Rheiniſche Goldnotenbank Köln, 12. Jan.In der geſtrigen Sitzung der Seit geſtern ſei in der Frage der Rheiniſch- Er müſſe wünſchen, daß dieſe Bedingungen, die Die Auflöſung der italieniſchen Kammer Mailand, 12. Jan. Nach dem „Giornale d’Italia“ Möglichkeiten deutſcher Politik Die politiſche und wirtſchaftliche Lage Beſtimmend für unſer Schickſal iſt die Dieſen Zwang können wir heute nicht Bei Erkenntnis dieſer Tatſachen bleibt Von dieſer Aufgabe muß auch die In- Man empfiehlt die Reichstagsauf- <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/><lb/> <front> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau</hi> </titlePart> <titlePart type="volume"> <hi rendition="#b">127. Jahrgang. Nr. 12 </hi> </titlePart> </docTitle> <docImprint> <pubPlace> <hi rendition="#b">München,</hi> </pubPlace> <docDate> <hi rendition="#b"> Sonntag den 13. Januar 1924.</hi> </docDate> </docImprint> </titlePage> <div type="jExpedition" n="1"> <head><hi rendition="#g">Hauptſchriftleitung</hi> und verantwortlich für <hi rendition="#g">Deutſche</hi> und <hi rendition="#g">Bayeriſche Politik:</hi><lb/> Max Heilgemayr. — <hi rendition="#g">Wirtſchaftszeitung u. Auswärtige Politik:</hi> Joſef Schrepfer.<lb/> — <hi rendition="#g">Unpolitiſche Stadtzeitung u. Sport:</hi> Richard Rieß. — <hi rendition="#g">Kunſt u. Muſik:</hi> Albin v.<lb/> Probram-Gladona. — <hi rendition="#g">Feuilleton u. Theater:</hi> Walter Fotzick. — <hi rendition="#g">Anzeigenteil:</hi> Joſef<lb/> Spiegel, ſämtl. in München. — <hi rendition="#g">Redaktion</hi>: München, Baaderſtr. 1, Tel. 27940. — Berliner<lb/> Schriftleitung: <hi rendition="#aq">SW</hi> 68., Zimmerſtr. 9, Tel. Zentrum 5498 u. 3967; Leiter: Alfred Gerigk.</head><lb/> <figure/> </div> <div type="jExpedition" n="1"> <head>Die Allgemeine Zeitung erſcheint täglich. Bei Störung des Erſcheinens infolge höherer<lb/> Gewalt oder Streiks beſteht kein Anſpruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be-<lb/> zugsgeldes. <hi rendition="#g">Bezugspreis:</hi> Mk. 2.80 für den Monat. <hi rendition="#g">Anzeigenpreis:</hi> für die 9-ſpaltige<lb/> Millimeterzeile im Inſeratenteil M. 0.25, im Reklameteil M. 0.80. Kleine Anzeigen M. 0.10.<lb/><hi rendition="#g">Verlag der Allgemeinen Zeitung</hi> G.m.b.H. München. Poſtſcheckkonto: München 8170.<lb/> Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München. Baaderſtraße 1 und 1a. Telefon 24287.</head> </div><lb/> <div type="jExpedition" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Einzelpreis 10 Pfennig.</hi> </head> </div> </front> <body><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Franzöſiſches Heuchelſpiel</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Man wünſcht angeblich Verhandlungen auf breiterer Grundlage</hi> </p> </argument><lb/> <cb/> <argument> <p><hi rendition="#g">Sonderdienſt der Allgem. Zeitung</hi>.</p> </argument><lb/> <dateline> <hi rendition="#b">* <hi rendition="#g">Paris,</hi> 12. Januar.</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#b">In politiſchen<lb/> Kreiſen Frankreichs tritt das Intereſſe an<lb/> den techniſchen Ruhr- und Rheinfragen voll-<lb/> ſtändig zurüch hinter die Frage, ob Deutſch-<lb/> land zu den <hi rendition="#g">Unterhandlungen mit<lb/> Frankreich auf breiteſter Grund-<lb/> lage</hi> bereit ſei.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Herrn von Hoeſch ſoll am Quai d’Orſai<lb/> erklärt worden ſein, daß die im Memoran-<lb/> dum behandelten Probleme und überhaupt<lb/> alle zwiſchen Frankreich und Deutſchland<lb/> ſchwebenden Einzelfragen ein ganz anderes<lb/> Ausſehen bekommen werden, ſobald man<lb/> ſie von dem erhöhten Niveau einer General-<lb/> verhandlung über die <hi rendition="#g">Zukunft der<lb/> deutſch-franzöſiſchen Beziehun-<lb/> gen</hi> aus betrachten könnte.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Der deutſchen Regierung ſei alſo der Weg<lb/> gezeigt, der zu befriedigenden Löſungen der<lb/> Einzelfragen führen könne. Falls Deutſch-<lb/> land es ablehne, dieſen höheren Verhand-<lb/> lungsboden zu betreten, ſo wäre es nach<lb/> franzöſiſcher Auffaſſung ganz überflüſſig,<lb/> ſofort auf die im Memorandum behandelten<lb/> Einzelfragen und auf die abgelehnten deut-<lb/> ſchen Vorſchläge zurückzukommen.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Die angeblich <hi rendition="#g">entgegenkommen-<lb/> den Erklärungen</hi>, die Herr von Hoeſch<lb/> am Quai d’Orſai erhalten hat, ſcheinen alſo<lb/> zu bedeuten, daß Frankreich die beſtehenden<lb/> Verhandlungen über die Regelung der Ruhr-<lb/> und Rheinfrage abbrechen will und dieſen<lb/> Abbruch nur durch das <hi rendition="#g">Verlangen nach<lb/> neuen Verhandlungen</hi> auf breiterer<lb/> Grundlage zu markieren ſucht.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Die Erläuterungen franzöſiſcher politiſcher<lb/> Kreiſe zu der jetzigen Haltung Poincarés<lb/><cb/> beſagen weiter, daß, wenn die deutſche Re-<lb/> gierung die techniſchen Fragen weiterhin in<lb/> den Vordergrund ſtellen und mit der Ab-<lb/> lehnung der deutſchen Vorſchläge in der<lb/> franzöſiſchen Preſſe nur Propaganda trei-<lb/> ben ſollte, daraus der Schluß gezogen wer-<lb/> den ſollte, daß Deutſchland eine umfaſſende<lb/> Verſtändigung mit Frankreich nicht wünſche.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Antwort wird nicht<lb/> veröffentlicht</hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#g">Berlin,</hi> 12. Jan.</dateline><lb/> <p>Eine richtige Bewer-<lb/> tung der franzöſiſchen und belgiſchen Antwort<lb/> auf die deutſchen Vorſchläge zu der künftigen<lb/> Geſtaltung der Verhältniſſe im beſetzten Gebiet<lb/> wird erſt möglich ſein, wenn der <hi rendition="#g">Wortlaut<lb/> der beiden Noten</hi> vorliegt.</p><lb/> <p>Es iſt <hi rendition="#g">nicht</hi> beabſichtigt, dieſen Wortlaut zu<lb/> veröffentlichen, da nach einer deutſch-franzöſiſchen<lb/> Vereinbarung die Vertraulichkeit der diploma-<lb/> tiſchen Verhandlungen gewahrt werden ſoll.</p><lb/> <p>Soweit ſich aus dem Inhalt der <hi rendition="#g">belgiſchen<lb/> Antwort</hi> auch auf die <hi rendition="#g">franzöſiſche</hi><lb/> ſchließen läßt, die ſicher in den ſachlichen Fragen<lb/> nicht entgegenkommender ſein wird, ergibt ſich<lb/> daraus, daß die beiden Regierungen in der<lb/> aktuellen Frage der <hi rendition="#g">Rhein- und Ruhr-<lb/> verhältniſſe</hi> die deutſchen Vorſchläge <hi rendition="#g">ab-<lb/> lehnen,</hi> dagegen für die zukünftige Geſtal-<lb/> tung der deutſch-franzöſiſchen und der deutſch-<lb/> belgiſchen Beziehungen <hi rendition="#g">gewiſſe Ausſichten</hi><lb/> eröffnen.</p><lb/> <p>Bei genauerer Ueberprüfung iſt es aber ſehr<lb/> zweifelhaft, ob dieſer günſtige Eindruck ſich auf-<lb/> recht erhalten läßt. Es fällt auf, daß der Wunſch<lb/> nach einer Ausdehnung der Verhandlungen vom<lb/> rein techniſchen Gebiet auf das geſamte wirt-<lb/> ſchaftspolitiſche Gebiet gerade von Frankreich<lb/> ausgeht, das bis jetzt ſtets erklären ließ, man<lb/> könne nur über techniſche Fragen mit der<lb/> Reichsregierung verhandeln und müſſe jede<lb/> ſelbſtändige Löſung ſpäteren Beratungen über-<lb/> laſſen.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Standpunkt der Reichs-<lb/> regierung</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#b">* <hi rendition="#g">Berlin,</hi> 12. Jan.</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#b">Die Reichsregierung<lb/> würde, wenn es wahr wäre, daß die fran-<lb/> zöſiſchen Wünſche nach <hi rendition="#g">Ausdehnung<lb/> der Verhandlungsbaſis</hi> ehrlich ge-<lb/> meint ſind, darauf hinweiſen, daß die ſeiner-<lb/> zeit unter der Kanzlerſchaft Dr. <hi rendition="#g">Cuno</hi><lb/> vorgelegten deutſchen Reparationsvorſchläge<lb/> auch heute noch eine geeignete Grundlage<lb/> für eine ernſthafte Diskuſſion bieten können.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Für die Finanzierung deutſcher Sachliefe-<lb/> rungen nach dieſen Reparationsvorſchlägen<lb/> wäre allerdings eine <hi rendition="#g">internationale<lb/> Anleihe</hi> notwendig, da das Reich ſelbſt<lb/> im jetzigen Zuſtand ſeiner Finanzen <hi rendition="#g">Sach-<lb/> lieferungen nicht ſofort bezah-<lb/> len</hi> könnte.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Vorausſetzung dafür, daß die Reichsregie-<lb/> rung ſich auf eine Erörterung des geſamten<lb/> Problems einlaſſen kann, iſt die <hi rendition="#g">Herſtel-<lb/> lung der Grenzen des Reiches</hi><lb/> und die Achtung der deutſchen Souveränität<lb/> innerhalb dieſer Grenzen auf Grund der<lb/> abgeſchloſſenen Verträge, wobei es für die<lb/> Reichsregierung ſelbſtverſtändlich iſt, daß<lb/> auch die Freigabe der beſetzten Gebiete nach<lb/> Maßgabe der <hi rendition="#g">vertraglichen Beſtim-<lb/> mungen</hi> in den dafür vorgeſehenen Fri-<lb/> ſten ſtattfindet. Deutſche Leiſtungen können<lb/> jedenfalls nur aufgebracht werden, wenn<lb/> der Erfolg die Wiedererlangung der <hi rendition="#g">deut-<lb/> ſchen Freiheit</hi> iſt.</hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Um die Rheinpfalz</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">England drückt auf Poincaré</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 12. Jan.</dateline><lb/> <p>Die Proteſtnote, welche<lb/> die Botſchaft in Paris und die Geſandtſchaft<lb/> in Brüſſel zu überreichen angewieſen wur-<lb/> den, hat folgenden Wortlaut:</p><lb/> <p>Es mehren ſich die Anzeichen daß die In-<lb/> teralliierte Rheinlandskommiſſion in immer<lb/> fortſchreitendem Maße <hi rendition="#g">die ſogen. Re-<lb/> gierung der „Autonomen Pfalz“</hi><lb/> als die Inhaberin der legitimen Regie-<lb/> rungsgewalt in der bayeriſchen Pfalz <hi rendition="#g">an-<lb/> erkennt</hi>. So iſt der deutſchen Reichs-<lb/> regierung bekanntgeworden, daß die Inter-<lb/> alliierte Rheinlandskommiſſion Verordnun-<lb/> gen dieſer ſog. Regierung am 2. Januar regi-<lb/> ſtriert hat. Dies wird beſtätigt durch eine<lb/><hi rendition="#g">Bekanntmachung des franzöſi-<lb/> ſchen Kreisdelegierten in Zwei-<lb/> brücken</hi>, Oberſtleutnant Defort, die in den<lb/> Pfälzer Blättern veröffentlicht wird und<lb/> folgenden Wortlaut hat:</p><lb/> <cit> <quote>„Nachdem die Interalliierte Rheinlands-<lb/> kommiſſion die Verordnungen der Regie-<lb/> rung der Autonomen Pfalz, die ihr von<lb/> dieſer zur Genehmigung unterbreitet wur-<lb/> den, am 2. Januar 1924 amtlich eingetragen<lb/> hat, muß die Bekanntmachung des Delegier-<lb/> ten von Zweibrücken vom 4. Januar 1924<lb/> an die dortigen bayeriſchen Behörden als<lb/> null und nichtig betrachtet werden. Gezeich-<lb/> net Defort.“</quote> </cit><lb/> <p>Zum Verſtändnis dieſer Bekanntmachung<lb/> mag bemerkt werden, daß die in der bevor-<lb/> ſtehenden Bekanntmachung widerrufene<lb/> frühere Verlautbarung des Kreisdelegierten<lb/> dahin gegangen wäre, daß die Regierung<lb/><cb/> der Autonomen Pfalz nicht offiziell aner-<lb/> kannt ſei und daß deshalb die Interalliierte<lb/> Rheinlandskommiſſion ihre Verordnungen<lb/> nicht regiſtriert habe. Es ſteht alſo feſt, daß<lb/> die Interalliierte Rheinlandskommiſſion<lb/><hi rendition="#g">die Anführer des hoch verräteri-<lb/> ſchen Unternehmens</hi> in der Pfalz in<lb/> aller Form <hi rendition="#g">als legitime geſetz-<lb/> gebende Gewalt</hi> anerkennt.</p><lb/> <p>Die deutſche Regierung legt gegen dieſen<lb/> unerhörten Vorgang Verwahrung ein und<lb/> fordert, daß die dortige Regierung ſofort<lb/> dagegen einſchreitet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 12. Januar.</dateline><lb/> <p>Amtlich wird gemeldet:<lb/> Die engliſche Regierung hat ſich energiſch für<lb/> eine unvoreingenommene und unmittelbare <hi rendition="#g">Un-<lb/> terſuchung der ſeparatiſtiſchen Be-<lb/> wegung in der Pfalz</hi> eingeſetzt. Die eng-<lb/> liſche Regierung kann ſich gegenwärtig nicht mit<lb/> dem Hinweis zufrieden geben, daß dieſe Bewe-<lb/> gung der ſpontane Ausdruck des Wunſches der<lb/> Bevölkerung iſt, ſich vom Deutſchen Reiche los-<lb/> zutrennen. Lord <hi rendition="#g">Kilmarnock,</hi> der engliſche<lb/> Vertreter in der Rheinlandskommiſſion, hat kürz-<lb/> lich <hi rendition="#g">gegen</hi> die Regiſtrierung der ſeparatiſtiſchen<lb/> autonomen Regierung der Pfalz geſtimmt. Nach<lb/> engliſcher Auffaſſung iſt es unverſtändlich, daß,<lb/> wenn eine ſolche autonome Regierungsform dem<lb/> allgemeinen Wunſche der Bevölkerung entſprochen<lb/> hätte, ſie nicht auf dem vorgeſchriebenen verfaſ-<lb/> ſungsmäßigen Wege herbeigeführt werde. Die<lb/> Frage kann nach engliſcher Auffaſſung nur nach<lb/> den Beſtimmungen der <hi rendition="#g">Weimarer Verfaſ-<lb/> ſung</hi> entſchieden werden, und man iſt in Lon-<lb/> don der Auffaſſung, daß die Rheinlandskommiſ-<lb/> ſion <hi rendition="#g">unter keinen Umſtänden berech-<lb/> tigt</hi> iſt, die Anerkennung irgendeines autonom<lb/> gewordenen Teiles des Deutſchen Reiches auszu-<lb/> ſprechen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 12. Jan.</dateline><lb/> <p>Der „Daily Telegraph“<lb/> meldet, daß die <hi rendition="#g">engliſche Regierung</hi><lb/> trotz des Einſpruches der franzöſiſchen Re-<lb/> gierung den <hi rendition="#g">engliſchen General-<lb/><cb/> konſul in München nach der Pfalz</hi><lb/> entſandt habe, um die Lage in dieſem Ge-<lb/> biete an Ort und Stelle zu prüfen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Franzöſiſcher Schwindel</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Heidelberg,</hi> 12. Jan.</dateline><lb/> <p>Das W.T.B. verbreitet<lb/> eine <hi rendition="#g">franzöſiſche Meldung,</hi> wonach der<lb/> franzöſiſche Delegierte in Ludwigshafen, <hi rendition="#g">Mene-<lb/> trier</hi>, einen Brief bekommen habe, unterſchrie-<lb/> ben von 5 Oberländern, die ſich des <hi rendition="#g">Atten-<lb/> tats auf Heinz</hi> rühmen. Franzöſiſcherſeits<lb/> ſucht man mit dieſer Meldung die Tat auf eine<lb/><hi rendition="#g">bayeriſche Organiſation</hi> zurückzu-<lb/> führen.</p><lb/> <p>Die Meldung iſt natürlich ein <hi rendition="#g">franzö-<lb/> ſiſcher Schwindel</hi>. Ihr gegenüber muß<lb/> mit aller Entſchiedenheit feſtgeſtellt werden, daß<lb/> als Täter Leute aus dem rechtsrheiniſchen<lb/> Bayern nach Lage der Dinge nicht in Frage<lb/> kommen können.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Rheiniſche Goldnotenbank</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Köln,</hi> 12. Jan.</dateline><lb/> <p>In der geſtrigen Sitzung der<lb/> Handelskammer wurde Geheimrat Louis <hi rendition="#g">Hagen</hi><lb/> einſtimmig zum Präſidenten wiedergewählt. Die-<lb/> ſer führte dann in einer Vorſchau auf die wich-<lb/> tigſten Aufgaben des neuen Jahres aus:</p><lb/> <p>Seit geſtern ſei in der Frage der Rheiniſch-<lb/> weſtfäliſchen Goldnotenbank eine Wendung zum<lb/> Beſſern eingetreten. In einer gründlichen Aus-<lb/> ſprache mit der Reichsregierung ſei es gelungen,<lb/> ſie davon zu überzeugen, daß die Zulaſſung der<lb/> Goldnotenbank unter gewiſſen Kautelen im deut-<lb/> ſchen Geſamtintereſſe liege und ſo ſchnell wie mög-<lb/> lich durchgeſetzt werden müſſe. Er ſei heute in<lb/> Beſitz eines Briefes des Reichskanzlers gelangt,<lb/> der eine Beſtätigung der Ausſprache enthalte.</p><lb/> <p>Er müſſe wünſchen, daß dieſe Bedingungen, die<lb/> das äußerſte Entgegenkommen der Reichregierung<lb/> darſtellen, von den Franzoſen und Belgiern ange-<lb/> nommen würden und er hoffe, daß man in Kob-<lb/> lenz <hi rendition="#g">Verſtändnis</hi> dafür zeige, daß die Frage<lb/> nicht einſeitig geregelt, ſondern im gegenſeitigen<lb/> Einverſtändnis gelöſt werden müſſe.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Auflöſung der italieniſchen Kammer</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Mailand,</hi> 12. Jan.</dateline><lb/> <p>Nach dem „Giornale d’Italia“<lb/> hat der König bereits das Dekret über die Auf-<lb/> löſung der Kammer unterzeichnet. Es ſoll am<lb/><hi rendition="#g">nächſten Donnerstaa</hi> veröffentlicht werden.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Möglichkeiten deutſcher Politik</hi> </head><lb/> <p>Die politiſche und wirtſchaftliche Lage<lb/> unſeres Vaterlandes iſt ſo unſicher, daß es<lb/> nicht nur eines heißen Herzens, ſondern<lb/> auch eines kühlen Kopfes bedarf, um uns<lb/> alle vor dem Schlimmſten zu bewahren. Die<lb/> Vorgänge jüngſt in München zeigen doch<lb/> mit erſchreckender Deutlichkeit, wohin auch<lb/> edelſte nationale Begeiſterung führen kann,<lb/> wenn ſie nicht von nüchterner Erkenntnis<lb/> der Tatſachen und der jeweils vorhandenen<lb/> Möglichkeiten gelenkt und gezügelt wird.<lb/> Dieſe Erkenntnis iſt die unerfreulichſte, die<lb/> ſich für den tatkräftigen Politiker und erſt<lb/> recht für tatenfrohe Jugend ergeben kann:<lb/> die Unmöglichkeit zu entſchiedenem, auf ein<lb/> nahes Ziel eingeſtelltem Handeln.</p><lb/> <p>Beſtimmend für unſer Schickſal iſt die<lb/><hi rendition="#g">außenpolitiſche</hi> Lage, die Wucht des<lb/> verlorenen Krieges. Teils durch feindliche<lb/> Uebermacht gezwungen, teils durch unbe-<lb/> greifliche Selbſtbezichtigung und Selbſt-<lb/> entwaffnung haben wir uns unter ein Joch<lb/> gebeugt, das wir weder tragen noch ab-<lb/> ſchütteln können. Reſtlos erfüllen können<lb/> wir nicht. Nicht nur deswegen, weil die uns<lb/> auferlegten Verpflichtungen über unſere<lb/> Kräfte gehen, ſondern vor allem deswegen,<lb/> weil unſer ſchlimmſter und zurzeit mäch-<lb/> tigſter Feind, Poincaré, gar nicht will, daß<lb/> wir erfüllen. Er erſtrebt nicht Wieder-<lb/> gutmachung, ſondern Sicherheit und Vor-<lb/> herrſchaft. Beides glaubt er nur durch die<lb/> völlige Erniedrigung und Zertrümmerung<lb/> der politiſchen und wirtſchaftlichen Groß-<lb/> macht Deutſchland erreichen zu können.<lb/> Sein Vorgehen iſt viel zu logiſch, als daß<lb/> wir mit ſeiner Aenderung anders als unter<lb/> einem Zwange rechnen dürfen.</p><lb/> <p>Dieſen Zwang können <hi rendition="#g">wir</hi> heute <hi rendition="#g">nicht</hi><lb/> ausüben. Vorwürfe über begangene Dumm-<lb/> heiten bringen uns nicht weiter Wir <hi rendition="#g">ſind</hi><lb/> entwaffnet und nicht in der Lage, einen<lb/> Krieg gegen Frankreich zu führen. Zu<lb/> einem Kampfe, wie ihn vor hundert Jahren<lb/> Spanien gegen Napoleon führte, einem bar-<lb/> bariſchen Kleinkriege mit Gift und Dolch,<lb/> der heute zweifellos zunächſt ganze Städte<lb/> und Induſtriebezirke in Trümmer legen<lb/> würde, iſt die ſeeliſche Vorausſetzung im<lb/> deutſchen Volke <hi rendition="#g">nicht</hi> gegeben.</p><lb/> <p>Bei Erkenntnis dieſer Tatſachen bleibt<lb/> unſerer auswärtigen Politik nichts übrig,<lb/> als zwiſchen den beiden Extremen zu<lb/> lavieren: nach Möglichkeit zu leiſten, wozu<lb/> wir uns verpflichtet haben; gegen unbe-<lb/> rechtigte Forderungen Widerſtand zu<lb/> leiſten; vor allem der <hi rendition="#g">Schuldlüge</hi> ent-<lb/> gegenzuwirken und die gerechtere Beurtei-<lb/> lung der Vergangenheit durchzuſetzen. Wir<lb/> müſſen <hi rendition="#g">warten</hi> lernen; warten auf den<lb/> Umſchwung, der kommen <hi rendition="#g">muß,</hi> weil die<lb/> Verſailler Regelung keine dauernd mögliche<lb/> iſt: warten auf die Iſolierung Frankreichs,<lb/> die England, Amerika und andere in offene<lb/> Feindſchaft zu unſerem weſtlichen Nachbarn<lb/> bringt; warten auf die Zeit, die uns die<lb/> Möglichkeit einer Abſchüttelung des Ver-<lb/> ſailler Joches bringt. Dieſe Zeit <hi rendition="#g">muß</hi><lb/> kommen. Unſere wichtigſte politiſche Auf-<lb/> gabe iſt, uns <hi rendition="#g">ſo lange</hi> am <hi rendition="#g">Leben</hi> und<lb/> bei <hi rendition="#g">Kräften</hi> zu erhalten, daß wir dann<lb/> innerlich und äußerlich gerüſtet und bereit<lb/> ſind.</p><lb/> <p>Von dieſer Aufgabe muß auch die <hi rendition="#g">In-<lb/> nenpolitik</hi> beherrſcht ſein, die nach dem<lb/> Worte Rankes unter dem Primate der<lb/> Außenpolitik ſteht. Sie muß ſammeln und<lb/> ſchonen, erhalten und aufbauen; muß vor<lb/> allem ſich im Rahmen des Möglichen hal-<lb/> ten und darf nicht dazu führen, daß die we-<lb/> nigen Kräfte, die uns noch verblieben ſind,<lb/> ſich im Bruderkampfe verzehren.</p><lb/> <p>Man empfiehlt die <hi rendition="#g">Reichstagsauf-<lb/> löſung</hi>. Und es mag ſein, daß der heutige<lb/> Reichstag nicht mehr der Stimmung der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
Allgemeine Zeitung
Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau127. Jahrgang. Nr. 12 München, Sonntag den 13. Januar 1924. Hauptſchriftleitung und verantwortlich für Deutſche und Bayeriſche Politik:
Max Heilgemayr. — Wirtſchaftszeitung u. Auswärtige Politik: Joſef Schrepfer.
— Unpolitiſche Stadtzeitung u. Sport: Richard Rieß. — Kunſt u. Muſik: Albin v.
Probram-Gladona. — Feuilleton u. Theater: Walter Fotzick. — Anzeigenteil: Joſef
Spiegel, ſämtl. in München. — Redaktion: München, Baaderſtr. 1, Tel. 27940. — Berliner
Schriftleitung: SW 68., Zimmerſtr. 9, Tel. Zentrum 5498 u. 3967; Leiter: Alfred Gerigk.
[Abbildung]
Die Allgemeine Zeitung erſcheint täglich. Bei Störung des Erſcheinens infolge höherer
Gewalt oder Streiks beſteht kein Anſpruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be-
zugsgeldes. Bezugspreis: Mk. 2.80 für den Monat. Anzeigenpreis: für die 9-ſpaltige
Millimeterzeile im Inſeratenteil M. 0.25, im Reklameteil M. 0.80. Kleine Anzeigen M. 0.10.
Verlag der Allgemeinen Zeitung G.m.b.H. München. Poſtſcheckkonto: München 8170.
Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München. Baaderſtraße 1 und 1a. Telefon 24287.
Einzelpreis 10 Pfennig.
Franzöſiſches Heuchelſpiel
Man wünſcht angeblich Verhandlungen auf breiterer Grundlage
Sonderdienſt der Allgem. Zeitung.
* Paris, 12. Januar.
In politiſchen
Kreiſen Frankreichs tritt das Intereſſe an
den techniſchen Ruhr- und Rheinfragen voll-
ſtändig zurüch hinter die Frage, ob Deutſch-
land zu den Unterhandlungen mit
Frankreich auf breiteſter Grund-
lage bereit ſei.
Herrn von Hoeſch ſoll am Quai d’Orſai
erklärt worden ſein, daß die im Memoran-
dum behandelten Probleme und überhaupt
alle zwiſchen Frankreich und Deutſchland
ſchwebenden Einzelfragen ein ganz anderes
Ausſehen bekommen werden, ſobald man
ſie von dem erhöhten Niveau einer General-
verhandlung über die Zukunft der
deutſch-franzöſiſchen Beziehun-
gen aus betrachten könnte.
Der deutſchen Regierung ſei alſo der Weg
gezeigt, der zu befriedigenden Löſungen der
Einzelfragen führen könne. Falls Deutſch-
land es ablehne, dieſen höheren Verhand-
lungsboden zu betreten, ſo wäre es nach
franzöſiſcher Auffaſſung ganz überflüſſig,
ſofort auf die im Memorandum behandelten
Einzelfragen und auf die abgelehnten deut-
ſchen Vorſchläge zurückzukommen.
Die angeblich entgegenkommen-
den Erklärungen, die Herr von Hoeſch
am Quai d’Orſai erhalten hat, ſcheinen alſo
zu bedeuten, daß Frankreich die beſtehenden
Verhandlungen über die Regelung der Ruhr-
und Rheinfrage abbrechen will und dieſen
Abbruch nur durch das Verlangen nach
neuen Verhandlungen auf breiterer
Grundlage zu markieren ſucht.
Die Erläuterungen franzöſiſcher politiſcher
Kreiſe zu der jetzigen Haltung Poincarés
beſagen weiter, daß, wenn die deutſche Re-
gierung die techniſchen Fragen weiterhin in
den Vordergrund ſtellen und mit der Ab-
lehnung der deutſchen Vorſchläge in der
franzöſiſchen Preſſe nur Propaganda trei-
ben ſollte, daraus der Schluß gezogen wer-
den ſollte, daß Deutſchland eine umfaſſende
Verſtändigung mit Frankreich nicht wünſche.
Die Antwort wird nicht
veröffentlicht
* Berlin, 12. Jan.
Eine richtige Bewer-
tung der franzöſiſchen und belgiſchen Antwort
auf die deutſchen Vorſchläge zu der künftigen
Geſtaltung der Verhältniſſe im beſetzten Gebiet
wird erſt möglich ſein, wenn der Wortlaut
der beiden Noten vorliegt.
Es iſt nicht beabſichtigt, dieſen Wortlaut zu
veröffentlichen, da nach einer deutſch-franzöſiſchen
Vereinbarung die Vertraulichkeit der diploma-
tiſchen Verhandlungen gewahrt werden ſoll.
Soweit ſich aus dem Inhalt der belgiſchen
Antwort auch auf die franzöſiſche
ſchließen läßt, die ſicher in den ſachlichen Fragen
nicht entgegenkommender ſein wird, ergibt ſich
daraus, daß die beiden Regierungen in der
aktuellen Frage der Rhein- und Ruhr-
verhältniſſe die deutſchen Vorſchläge ab-
lehnen, dagegen für die zukünftige Geſtal-
tung der deutſch-franzöſiſchen und der deutſch-
belgiſchen Beziehungen gewiſſe Ausſichten
eröffnen.
Bei genauerer Ueberprüfung iſt es aber ſehr
zweifelhaft, ob dieſer günſtige Eindruck ſich auf-
recht erhalten läßt. Es fällt auf, daß der Wunſch
nach einer Ausdehnung der Verhandlungen vom
rein techniſchen Gebiet auf das geſamte wirt-
ſchaftspolitiſche Gebiet gerade von Frankreich
ausgeht, das bis jetzt ſtets erklären ließ, man
könne nur über techniſche Fragen mit der
Reichsregierung verhandeln und müſſe jede
ſelbſtändige Löſung ſpäteren Beratungen über-
laſſen.
Der Standpunkt der Reichs-
regierung
* Berlin, 12. Jan.
Die Reichsregierung
würde, wenn es wahr wäre, daß die fran-
zöſiſchen Wünſche nach Ausdehnung
der Verhandlungsbaſis ehrlich ge-
meint ſind, darauf hinweiſen, daß die ſeiner-
zeit unter der Kanzlerſchaft Dr. Cuno
vorgelegten deutſchen Reparationsvorſchläge
auch heute noch eine geeignete Grundlage
für eine ernſthafte Diskuſſion bieten können.
Für die Finanzierung deutſcher Sachliefe-
rungen nach dieſen Reparationsvorſchlägen
wäre allerdings eine internationale
Anleihe notwendig, da das Reich ſelbſt
im jetzigen Zuſtand ſeiner Finanzen Sach-
lieferungen nicht ſofort bezah-
len könnte.
Vorausſetzung dafür, daß die Reichsregie-
rung ſich auf eine Erörterung des geſamten
Problems einlaſſen kann, iſt die Herſtel-
lung der Grenzen des Reiches
und die Achtung der deutſchen Souveränität
innerhalb dieſer Grenzen auf Grund der
abgeſchloſſenen Verträge, wobei es für die
Reichsregierung ſelbſtverſtändlich iſt, daß
auch die Freigabe der beſetzten Gebiete nach
Maßgabe der vertraglichen Beſtim-
mungen in den dafür vorgeſehenen Fri-
ſten ſtattfindet. Deutſche Leiſtungen können
jedenfalls nur aufgebracht werden, wenn
der Erfolg die Wiedererlangung der deut-
ſchen Freiheit iſt.
Um die Rheinpfalz
England drückt auf Poincaré
Berlin, 12. Jan.
Die Proteſtnote, welche
die Botſchaft in Paris und die Geſandtſchaft
in Brüſſel zu überreichen angewieſen wur-
den, hat folgenden Wortlaut:
Es mehren ſich die Anzeichen daß die In-
teralliierte Rheinlandskommiſſion in immer
fortſchreitendem Maße die ſogen. Re-
gierung der „Autonomen Pfalz“
als die Inhaberin der legitimen Regie-
rungsgewalt in der bayeriſchen Pfalz an-
erkennt. So iſt der deutſchen Reichs-
regierung bekanntgeworden, daß die Inter-
alliierte Rheinlandskommiſſion Verordnun-
gen dieſer ſog. Regierung am 2. Januar regi-
ſtriert hat. Dies wird beſtätigt durch eine
Bekanntmachung des franzöſi-
ſchen Kreisdelegierten in Zwei-
brücken, Oberſtleutnant Defort, die in den
Pfälzer Blättern veröffentlicht wird und
folgenden Wortlaut hat:
„Nachdem die Interalliierte Rheinlands-
kommiſſion die Verordnungen der Regie-
rung der Autonomen Pfalz, die ihr von
dieſer zur Genehmigung unterbreitet wur-
den, am 2. Januar 1924 amtlich eingetragen
hat, muß die Bekanntmachung des Delegier-
ten von Zweibrücken vom 4. Januar 1924
an die dortigen bayeriſchen Behörden als
null und nichtig betrachtet werden. Gezeich-
net Defort.“
Zum Verſtändnis dieſer Bekanntmachung
mag bemerkt werden, daß die in der bevor-
ſtehenden Bekanntmachung widerrufene
frühere Verlautbarung des Kreisdelegierten
dahin gegangen wäre, daß die Regierung
der Autonomen Pfalz nicht offiziell aner-
kannt ſei und daß deshalb die Interalliierte
Rheinlandskommiſſion ihre Verordnungen
nicht regiſtriert habe. Es ſteht alſo feſt, daß
die Interalliierte Rheinlandskommiſſion
die Anführer des hoch verräteri-
ſchen Unternehmens in der Pfalz in
aller Form als legitime geſetz-
gebende Gewalt anerkennt.
Die deutſche Regierung legt gegen dieſen
unerhörten Vorgang Verwahrung ein und
fordert, daß die dortige Regierung ſofort
dagegen einſchreitet.
London, 12. Januar.
Amtlich wird gemeldet:
Die engliſche Regierung hat ſich energiſch für
eine unvoreingenommene und unmittelbare Un-
terſuchung der ſeparatiſtiſchen Be-
wegung in der Pfalz eingeſetzt. Die eng-
liſche Regierung kann ſich gegenwärtig nicht mit
dem Hinweis zufrieden geben, daß dieſe Bewe-
gung der ſpontane Ausdruck des Wunſches der
Bevölkerung iſt, ſich vom Deutſchen Reiche los-
zutrennen. Lord Kilmarnock, der engliſche
Vertreter in der Rheinlandskommiſſion, hat kürz-
lich gegen die Regiſtrierung der ſeparatiſtiſchen
autonomen Regierung der Pfalz geſtimmt. Nach
engliſcher Auffaſſung iſt es unverſtändlich, daß,
wenn eine ſolche autonome Regierungsform dem
allgemeinen Wunſche der Bevölkerung entſprochen
hätte, ſie nicht auf dem vorgeſchriebenen verfaſ-
ſungsmäßigen Wege herbeigeführt werde. Die
Frage kann nach engliſcher Auffaſſung nur nach
den Beſtimmungen der Weimarer Verfaſ-
ſung entſchieden werden, und man iſt in Lon-
don der Auffaſſung, daß die Rheinlandskommiſ-
ſion unter keinen Umſtänden berech-
tigt iſt, die Anerkennung irgendeines autonom
gewordenen Teiles des Deutſchen Reiches auszu-
ſprechen.
London, 12. Jan.
Der „Daily Telegraph“
meldet, daß die engliſche Regierung
trotz des Einſpruches der franzöſiſchen Re-
gierung den engliſchen General-
konſul in München nach der Pfalz
entſandt habe, um die Lage in dieſem Ge-
biete an Ort und Stelle zu prüfen.
Franzöſiſcher Schwindel
Heidelberg, 12. Jan.
Das W.T.B. verbreitet
eine franzöſiſche Meldung, wonach der
franzöſiſche Delegierte in Ludwigshafen, Mene-
trier, einen Brief bekommen habe, unterſchrie-
ben von 5 Oberländern, die ſich des Atten-
tats auf Heinz rühmen. Franzöſiſcherſeits
ſucht man mit dieſer Meldung die Tat auf eine
bayeriſche Organiſation zurückzu-
führen.
Die Meldung iſt natürlich ein franzö-
ſiſcher Schwindel. Ihr gegenüber muß
mit aller Entſchiedenheit feſtgeſtellt werden, daß
als Täter Leute aus dem rechtsrheiniſchen
Bayern nach Lage der Dinge nicht in Frage
kommen können.
Die Rheiniſche Goldnotenbank
Köln, 12. Jan.
In der geſtrigen Sitzung der
Handelskammer wurde Geheimrat Louis Hagen
einſtimmig zum Präſidenten wiedergewählt. Die-
ſer führte dann in einer Vorſchau auf die wich-
tigſten Aufgaben des neuen Jahres aus:
Seit geſtern ſei in der Frage der Rheiniſch-
weſtfäliſchen Goldnotenbank eine Wendung zum
Beſſern eingetreten. In einer gründlichen Aus-
ſprache mit der Reichsregierung ſei es gelungen,
ſie davon zu überzeugen, daß die Zulaſſung der
Goldnotenbank unter gewiſſen Kautelen im deut-
ſchen Geſamtintereſſe liege und ſo ſchnell wie mög-
lich durchgeſetzt werden müſſe. Er ſei heute in
Beſitz eines Briefes des Reichskanzlers gelangt,
der eine Beſtätigung der Ausſprache enthalte.
Er müſſe wünſchen, daß dieſe Bedingungen, die
das äußerſte Entgegenkommen der Reichregierung
darſtellen, von den Franzoſen und Belgiern ange-
nommen würden und er hoffe, daß man in Kob-
lenz Verſtändnis dafür zeige, daß die Frage
nicht einſeitig geregelt, ſondern im gegenſeitigen
Einverſtändnis gelöſt werden müſſe.
Die Auflöſung der italieniſchen Kammer
Mailand, 12. Jan.
Nach dem „Giornale d’Italia“
hat der König bereits das Dekret über die Auf-
löſung der Kammer unterzeichnet. Es ſoll am
nächſten Donnerstaa veröffentlicht werden.
Möglichkeiten deutſcher Politik
Die politiſche und wirtſchaftliche Lage
unſeres Vaterlandes iſt ſo unſicher, daß es
nicht nur eines heißen Herzens, ſondern
auch eines kühlen Kopfes bedarf, um uns
alle vor dem Schlimmſten zu bewahren. Die
Vorgänge jüngſt in München zeigen doch
mit erſchreckender Deutlichkeit, wohin auch
edelſte nationale Begeiſterung führen kann,
wenn ſie nicht von nüchterner Erkenntnis
der Tatſachen und der jeweils vorhandenen
Möglichkeiten gelenkt und gezügelt wird.
Dieſe Erkenntnis iſt die unerfreulichſte, die
ſich für den tatkräftigen Politiker und erſt
recht für tatenfrohe Jugend ergeben kann:
die Unmöglichkeit zu entſchiedenem, auf ein
nahes Ziel eingeſtelltem Handeln.
Beſtimmend für unſer Schickſal iſt die
außenpolitiſche Lage, die Wucht des
verlorenen Krieges. Teils durch feindliche
Uebermacht gezwungen, teils durch unbe-
greifliche Selbſtbezichtigung und Selbſt-
entwaffnung haben wir uns unter ein Joch
gebeugt, das wir weder tragen noch ab-
ſchütteln können. Reſtlos erfüllen können
wir nicht. Nicht nur deswegen, weil die uns
auferlegten Verpflichtungen über unſere
Kräfte gehen, ſondern vor allem deswegen,
weil unſer ſchlimmſter und zurzeit mäch-
tigſter Feind, Poincaré, gar nicht will, daß
wir erfüllen. Er erſtrebt nicht Wieder-
gutmachung, ſondern Sicherheit und Vor-
herrſchaft. Beides glaubt er nur durch die
völlige Erniedrigung und Zertrümmerung
der politiſchen und wirtſchaftlichen Groß-
macht Deutſchland erreichen zu können.
Sein Vorgehen iſt viel zu logiſch, als daß
wir mit ſeiner Aenderung anders als unter
einem Zwange rechnen dürfen.
Dieſen Zwang können wir heute nicht
ausüben. Vorwürfe über begangene Dumm-
heiten bringen uns nicht weiter Wir ſind
entwaffnet und nicht in der Lage, einen
Krieg gegen Frankreich zu führen. Zu
einem Kampfe, wie ihn vor hundert Jahren
Spanien gegen Napoleon führte, einem bar-
bariſchen Kleinkriege mit Gift und Dolch,
der heute zweifellos zunächſt ganze Städte
und Induſtriebezirke in Trümmer legen
würde, iſt die ſeeliſche Vorausſetzung im
deutſchen Volke nicht gegeben.
Bei Erkenntnis dieſer Tatſachen bleibt
unſerer auswärtigen Politik nichts übrig,
als zwiſchen den beiden Extremen zu
lavieren: nach Möglichkeit zu leiſten, wozu
wir uns verpflichtet haben; gegen unbe-
rechtigte Forderungen Widerſtand zu
leiſten; vor allem der Schuldlüge ent-
gegenzuwirken und die gerechtere Beurtei-
lung der Vergangenheit durchzuſetzen. Wir
müſſen warten lernen; warten auf den
Umſchwung, der kommen muß, weil die
Verſailler Regelung keine dauernd mögliche
iſt: warten auf die Iſolierung Frankreichs,
die England, Amerika und andere in offene
Feindſchaft zu unſerem weſtlichen Nachbarn
bringt; warten auf die Zeit, die uns die
Möglichkeit einer Abſchüttelung des Ver-
ſailler Joches bringt. Dieſe Zeit muß
kommen. Unſere wichtigſte politiſche Auf-
gabe iſt, uns ſo lange am Leben und
bei Kräften zu erhalten, daß wir dann
innerlich und äußerlich gerüſtet und bereit
ſind.
Von dieſer Aufgabe muß auch die In-
nenpolitik beherrſcht ſein, die nach dem
Worte Rankes unter dem Primate der
Außenpolitik ſteht. Sie muß ſammeln und
ſchonen, erhalten und aufbauen; muß vor
allem ſich im Rahmen des Möglichen hal-
ten und darf nicht dazu führen, daß die we-
nigen Kräfte, die uns noch verblieben ſind,
ſich im Bruderkampfe verzehren.
Man empfiehlt die Reichstagsauf-
löſung. Und es mag ſein, daß der heutige
Reichstag nicht mehr der Stimmung der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-12-19T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |