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Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 13. Januar 1924.

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Sonntag, den 13. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 12
Wirtschafts-Zeitung.
Wirtschaftliche Wochenschau.

Französisch-belgische Antwort. / Der Weg zur Goldmark. / Die
Ruhe an der Börse. / Die solide Rentenmark.

[Spaltenumbruch]

Die französisch-belgische Ant-
wort
auf die deutsche Note vom 24. Dezem-
ber läßt sich in ihren vollen Auswirkungen
auf die deutsche Wirtschaft noch nicht über-
blicken. Es waren recht lange Verhandlungen
zwischen Frankreich und Belgien notwendig,
bis schließlich die einigende Formel gefunden
wurde.

Einige Verkehrserleichterungen,
das ist alles, im übrigen Ablehnung der
deutschen Vorschläge. Aber man will die
Türe zu weiteren Verhandlungen nicht zu-
schlagen, so hört man als milderndes Begleit-
wort zur Note. Deutlich klingt die Sorge
daraus hervor, daß die kommende eng-
lische Regierung
dieser dauernden Po-
litik der Wirtschaftsknechtung Deutschlands
doch mit etwas deutlicheren Mitteln noch be-
gegnen könnte, wie die verflossene

Im einzelnen berührt die
französisch-belgische Antwort
allerdings sehr wichtige Fragen.

Zunächst wird geflissentlich betont, daß
die weitere Aussprache sich nur auf die Mo-
dalitäten des Pfändersystems
und
nicht auf eine grundsätzliche Abänderung
desselben beziehen könne und zudem hänge
der günstige Ausgang der Besprechungen in
hohem Maße davon ab, daß Deutschland loyal
den Versailler Vertrag ausführe.

Was den Personenverkehr anlange, so könn-
ten Einwohner des unbesetzten Deutschlands
künftig nur mit Ausweiskarte in das besetzte
Gebiet einreisen. In gewissen Fällen müsse
allerdings die Entscheidung dem Oberkom-
mandierenden der Besatzungsarmee unter-
breitet werden.

Hinsichtlich der Gründung einer
Emissionsbank
für das besetzte Gebiet
macht die Note ihre Zustimmung von der
Aenderung des Berliner Standpunktes in die-
ser Frage abhängig, denn die Reichsregierung
habe Bedingungen aufgestellt, die unannehm-
bar seien.

In der Frage der Rheinschiffahrt wird aus-
geführt, daß die bisherigen Einschränkungen
nur mit Rücksicht auf die Sicherheit der Be-
satzungstruppen getroffen worden seien. Eine
Reihe dieser Maßnahmen würden noch ge-
gestrichen werden.

Der freie Durchgangsverkehr durch das be-
setzte Gebiet rheinabwärts sei seit dem 1. De-
zember wieder hergestellt und die
belgische Regierung sei bereit, den Verkehr
rheinaufwärts gleichfalls wieder in Gang zu
bringen.

Wenn der Eisenbahnverkehr in vollem Um-
fange bisher nicht einsetzte, so habe sich die
Reichsregierung das selbst zuzuschreiben,
weil sie die letzthin getroffenen Abmachun-
gen nur teilweise zur Ausführung gebracht
habe.

Der Zollkordon an der Grenze des besetz-
ten Gebietes werde aufrechterhalten, doch
sollen die Vergünstigungen, die bisher
in der Form von Ausnahmebewilligungen zu-
gestanden wurden, auch weiterhin stattfinden.

Alles in allem höchstens ein leiser An-
fang
, eine kleine Etappe auf dem weiten
Wege zur Wirtschaftsvernunft, die uns end-
lich zur Lösung des Gesamtproblems bringen
muß.

Die Reparationssachverständi-
gen
Ausschüsse haben ihre Beratungen auf-
genommen. Man hört von Plänen aller Art,
wie etwa der berühmten Arbeitssteuer,
durch die die deutschen Verpflichtungen ab-
getragen werden sollen und anderes mehr.
Nur auf den einen Gedanken kommt man
nicht, der allein Europa retten kann: Wirt-
schaftsvernunft
und Wirtschafts-
friede
.

Freilich etwas nervös ist auch die franzö-
sische Wirtschaft geworden, nachdem der
Fanken immer weiter hinuntergleitet und
man in Kreisen der Londoner City die franzö-
sische Machtpolitik für verfehlt erklärt. Fiel
doch in diese Woche der unglückliche Jahres-
tag der Ruhrbesetzung.

Von diesen Vorgängen in der Weltwirt-
schaft abgesehen ist in der vergangenen
Woche keine wesentliche Aende-
rung
der allgemeinen Wirtschaftslage ein-
getreten. Wohl gingen einige beunruhigende
Gerüchte um, die durch das Schwanken des
Markkurses im Auslande begünstigt wurden,
daß wieder eine neue Inflationswelle im An-
zuge sei, aber ein energischer Wider-
spruch der Reichsregierung
brachte
das Geschwätz zum Schweigen.

So gehen wir weiter den
Weg zur Goldmark
in der gesamten kaufmännischen Geschäfts-
führung. Freilich liegen hierzu die zweite
Steuernotverordnung
und die Ver-
ordnung über die Goldbilanzen

vor, von denen die eine mehr eine privatwirt-
schaftliche Regelung vorsieht, während die
erstere hauptsächlich das fiskalische Interesse
der Steuerveranlagung im Auge hat.

Die Verordnungen sind da, aber es fehlen
die näheren Ausführungsbestimmun-
gen
und sie sind auch insofern unvollständig,
als die Behandlung beispielsweise der Hypo-
theken. Obligationen usw. noch völlig un-
geklärt
ist.

[Spaltenumbruch]

Da die Verordnungen auch noch andere
Mängel aufweisen, so entstand in den Kreisen
der davon betroffenen Gesellschaften eine
starke Verwirrung und Unklarheit.

Wer in den letzten Tagen die Bekannt-
machungen im "Reichsanzeiger" verfolgte, der
sah, daß fast jede Aktiengesellschaft einen
anderen Weg einschlägt, um die Umstellung
auf Goldmarkrechnung durchzuführen.

Eine solche Art, Verordnungen und Gesetze
zu machen, erfüllt jedenfalls ihren Zweck nur
sehr unvollständig und schafft den davon ge-
troffenen Wirtschaftskreisen nur Schwierig-
keiten.

Gerade auf dem Gebiete der Währung sind
derartige unvollkommene Maßnahmen erst
recht von Uebel.

Die Börse hat eine sehr ruhige Woche
hinter sich. Der Geldmarkt war zwar flüssig,
aber die Klagen der Wirtschaft über die Ka-
pitalknappheit
dauern an, weil die täg-
lichen Zinssätze immer noch eine sehr starke
Belastung der Wirtschaft bedeuten.

Ein neues unseliges Moment scheint wieder
stärker sich bemerkbar zu machen, nämlich
die Störung des Arbeitsfriedens,
wie sie in den letzten Tagen in verschiedenen
Teilen des Reiches durch Streiks, Aussper-
rungen, Streitigkeiten über Lohn und Arbeits-
zeit wieder recht unangenehm in die Erschei-
nung trat.

Wir hören, daß es auch wieder an der
Ruhr
stark kriselt und jeder, der die Zu-
sammenhänge zwischen Produktion und Ar-
beitsfriede kennt, der weiß, welch schwere
Belastung eine solche Entwicklung für unser
gesamtes Wirtschaftsleben bedeutet.

Für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber ent-
steht hier im Interesse der Gesamtheit die
verantwortungsvolle Pflicht, den
Wirtschaftsfrieden, selbst unter Opfern des
Augenblicks, aufrechtzuerhalten. Denn ge-
rade solche Störungen gefährden unsere neue
Währung, die wir uns mit der Zwischenlösung
der Rentenmark geschaffen haben. Diese
Rentenmark hat sich bis jetzt als wert-
beständig
erwiesen. Nicht zuletzt an der
gesamten deutschen Wirtschaft liegt es, ihr
diesen Charakter zu bewahren.

Es mag nichtig sein, daß es Kreise gibt,
denen die Festigkeit der neuen deutschen
Mark nicht in den Kram paßt. Die Zeiten sind
freilich vorüber, wo man mit einigen Dollar
von einem Tage zum andern ein Auto ver-
dienen konnte. Und die Rentenmark wirkte
sehr abkühlend auf die hohen Scheingewinne
und die hohen Kurse und Warenpreise.

Aber es wäre ein falscher Glaube, wenn wir
hieraus in einer neuen Inflation die
Rettung sähen. Das wäre kurzsichtige
Wirtschaftspolitik,
womit nicht ge-
sagt sein soll, daß nicht im In- und Auslande
Versuche unternommen wurden, die Renten-
mark wieder zu stürzen.

Es ist kein Zweifel, ginge die Rentenmark
wieder den Weg der Papiermark, so würde
eine solche Entwicklung wohl einigen Wenigen
wieder große Scheingewinne in den Schoß
werfen, aber die weitesten Schichten des deut-
schen Volkes in neues, noch tieferes
Elend
stoßen.

Stützung der Rentenmark, daß sie die
solide Währung
bleibe, als die sie sich bisher zeigte, ist daher
zunächst die Aufgabe der verantwort-
lichen Stellen
im Reiche, wie auch die
im wohlverstandenen Eigeninteresse jedes
Volksgenossen liegende Pflicht.



Tagung des deutschen
Einzelhandels.

Der Hauptausschuß des Deutschen Ein-
zelhandels
, der einzigen Spitzenorganisa-
tion des gesamten Berufsstandes, tagte unter
fast restloser Beteiligung seiner Reichsfech-
und Landesverbände, um zu den wichtigsten
Tagesfragen Stellung zu nehmen. Lebhafte
Diskussion riefen die neuen Steuerver-
ordnungen
hervor, darunter besonders
die Bestimmungen über die Vorauszahlungen
zur Einkommensteuer. Trotz der Anerken-
nung der Notwendigkeit des Aufbringens des
Steuerbedarfs des Reiches und der Bereitwil-
ligkeit, nach Kräften zur Sanierung der
Staatsfinanzen beizutragen, wurden die sche-
matische Relation zum Umsatze, die die be-
sonderen Verhältnisse der einzelnen Wirt-
schaftsgruppen unberücksichtigt läßt, und die
Höhe des Satzes, der in keinem angemesse-
nen Verhältnis zur Verdienstspanne steht,
einmütig von der Versammlung als für den
Einzelhandel untragbar befunden.

Die Durchführung dieser bisher erfolgten
generellen Regelung würde außerdem einen
wesentlichen Anreiz zur Steuerhinterziehung
bieten, die in erheblichem Umfange die ge-
genüber der auf 21/2 Prozent erhöhten Um-
satzsteuer
bestehende, von der Steuer
nicht zu kontrollierende Versorgung unter
Ausschaltung des legalen Einzelhandels be-
trächtlich vermehren würde.

Die neue Verordnung gegen den Mißbrauch
wirtschaftlicher Machtstellung wurde aufs leb-
hafteste begrüßt, zumal in ihr sinngemäß ein
bedeutsames Mittel zur Verbilligung der
Preise an denen der Einzelhandel das größte
Interesse hat, gesehen wird.

[Spaltenumbruch]

Die für denselben Tag angesetzte persön-
liche Vorstellung beim Reichswirt-
schaftsminister
gab für diese Bespre-
chung den delegierten Herren Veranlassung,
die besonderen Wünsche darzulegen, die unter
den augenblicklichen Verhältnissen der Ein-
zelhandel als im wirtschaftlichen Interesse lie-
gend, zu fordern für berechtigt erachtet. Die
Tagung schloß mit der Erledigung der sat-
zumgsgemäßen Obliegenheiten, u. a. mit der
Aufnahme von zwei gebildeten Landesverbän-
den und zwei Reichsfachverbänden.



Außenhandel.
Deutsch-griechischer Handel.

Nach einer
Statistik des griechischen Wirtschaftsministe-
niums betrug die Einfuhr Griechenlands 1922:
3 085 474 Drachmen. Deutschland steht hierbei
an fünfter Stelle mit 184 Millionen Dr.
Unter den deutschen Lieferungen befinden
sich landwirtschaftliche Maschinen für 900 000
Drachmen (rund). Bei dem zweitwichtigsten
Einfuhrartikel. Textilien und Garne (580 Mill.
rund), ist Deutschland nur mit 31 Millionen
vertreten.

Der neue finnische Zolltarif.

Der neue fin-
nische Zolltarif ist lt. "Konfektionär" in der
Hauptsache eine Verlängerung des Zollgeset-
zes vom 30. Dezember 1921. Der Reichstag
lehnte Zollerhöhungen auf wollene Gewebe
und Schuhwerk ab. Die vorgenommenen Aen-
derungen betr. Textilwaren stellen eine
Ermäßigung der Grundzölle folgender
Tarifnummern dar, die wie bisher vom
Staatsrat aufs Vierfache erhöht werden kön-
nen: Nr. 291 Spitzen aus Seide von M. 300 auf
240 per kg (erhoben wurden 1923: 400), Nr 298
von 210 auf 180 (1923: 300). Nr. 299 von 280
auf 240 (360), Nr. 300 von 105 auf 90 (150) und
Nr. 301 von 140 auf 120 (180) Mark per kg.
Die Positionen 298--301 betreffen Trikotagen.
Zu Luxuswaren gerechnete Konfektion wie
folgt: Nr. 325 von M. 600 auf 400 (800). Nr.
Nr. 326 von 200 auf 150 (350), Nr. 327 von 400
auf 300 (700), Nr. 328 von 200 auf 150 (350),
Nr. 331 von 200 auf 150 (270). Eine entspre-
chende Herabsetzung des in Klammern ge-
setzten wirklichen Zollbetrages vom Jahre
1923 wird eintreten.

Einfuhr nach der Tschechoslowakei.

Zum
Zwecke der Wareneinfuhr, welche ohne
Bewilligung, ohne Anmeldung und ohne Ge-
bühren freigegeben ist stellt das tsche-
choslowakische Handelsministerium auf An-
trag der Importeure eine Begleitur-
kunde
aus, auf der dieser Umstand amtlich
bestätigt wird. Diese Urkunde ist als Trans-
portbescheinigung stempelfrei

und dient dazu, daß die ausländischen Trans-
portämter die Waren ohne Einfuhrbewilligung
zur Beförderung in die Tschechoslowakei an-
nehmen.



Verkehr.
Postüberwachung und Einsiegelung.

Die
Handelskammer München schreibt
uns: Das Landesfinanzamt München. Abt. für
Besitz- und Verkehrssteuern, macht uns da-
rauf aufmerksam, daß die Einsiege-
lungsstelle
bei der Postüberwachungs-
stelle München aufgehoben ist. Dessen-
ungeachtet müssen Schriften. Drucksachen,
Wertpapiere und Zahlungsmittel, unbeschadet
der für Wertpapiere und Zahlungsmittel gel-
tenden besonderen Vorschriften, vor Mitnahme
über die Reichsgrenze nach wie vor geprüft
und eingesiegelt werden. Die Einsiegelung
wird nunmehr von den Finanzämtern
II und III in München vorgenommen. Sie ist
auch für Postsendungen nach dem Auslande
zulässig und bietet hier den Vorteil, daß die
eingesiegelten Postsendungen nicht noch ein-
mal von den Organen der weiter bestehenden
Postüberwachung geöffnet werden.



Warenmärkte.
Leipziger Garnbörse.

Die letzte Garnbörse
war wieder gut besucht. Es herrschte lebhafte
Nachfrage in der Hauptsache für nahe Liefe-
rung. Es kamen auch größere Geschäfte zum
Abschluß. Gefordert wurden je nach Quali-
tät für amerikanische Webgarne Basis 20 pro
Kilo 112--115 Dollar-Cents, für prima ameri-
kanische Strumpfgarne Basis 20 pro Kilo 120
bis 124 Dollar-Cents, für Makko-Feingarne
Basis 80 gekämmt pro Kilo 112 pence. Die
nächste Garnbörse findet am 14. März 1924
vormittags 10 Uhr statt.

Vom bayerischen Holzmarkt.

Die aus den
verschiedenen Produktionsgebieten neuerdings
eingelaufenen Berichte stimmen darin überein,
daß die Zahl der Aufkäufer von Nadelholz-
schnittware
bedenklich klein geworden
ist und die wenig auftretenden Beauftragten
der Großhändler mit Preislimiten versehen
sind, die oftmals weit unter den Preisideen
der Sägewerke liegen. Wenn trotzdem klei-
nere Geschäfte stattfanden, so lag dies daran,
daß Zwangsverkäufe in steigendem Maße
vorgenommen werden mußten, um die Gelder
aufzubringen, die für die notwendigen Ver-
bindlichkeiten erforderlich waren. Wenn
diese Art von Zwangsverkäufen fortdauern
sollten, so bestehen keine Chancen mehr, den
Markt vor völligem Zusammenbruch zu be-
wahren, denn jetzt schon ist ein ganz gewal-
tiger Druck auf den Markt zu verspüren,
und es darf nicht wunden, wenn die Peise wei-
ter herabgedrückt werden. So steht der Säge-
industrie keine rosige Zeit bevor, besonders
den Kleinbetrieben, von denen wahrscheinlich
viele ihre Selbständigkeit verlieren müssen.

In den rheinisch-westfälischen Industrie-
zentren haben sich bisher die Dinge leider

[Spaltenumbruch]
Wirtschaftszahlen.
12. Januar.
Dollar (amtl. Mittelkurs):
4,2 Billionen
Dollarschätze: 4,2 Billionen.
Goldanleihe: 4,2 Billionen.
Reichsbankdiskont: (1. wertbest. Kred.) 10 Pro-
zent.
Reichsindex für die Lebenshaltung: 1130 mii-
liardenfach (7. Jan.).
Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Klio fein.
1 Goldmark: 1 Billion Papiermark.
Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern,
Zölle und Reichsbahn: 1 Billion.
Silberankaufspreis: 400 millfardenfach.
Großhandelsindex: 119,7
(8. Januar).


noch nicht so entwickeln können, daß von
dort aus weider starke Nachfrage nach baye-
rischen Sägewaren
auftreten konnte.
Vorderhand sind die meisten Großhändler
Rheinlands und Westfalens noch reichlich
mit Vorräten versehen, die allerdings zum
Teil noch bei süddeutschen Lieferern lagern.
So schleppend der Bretterabsatz war, so träge
gestalten sich auch der Verkauf von Nadel-
holzdielen.

Vom Ausland her tauchte immer etwas
Nachfrage nach solcher Ware auf, aber die
gebotenen Preise waren meistens so niedrig,
daß sie zum Verkaufe nicht sonderlich an-
regen konnten.



Münchener Wirtschaftsleben.
Finanz- und Handels-A.-G. München.

Die
außerordentliche General-Versammlung am
10. Januar beschloß Erhöhung des Ak-
tienkapitals
um bis 940 Millionen auf bis
1 Milliarde. Die Entscheidung der Frage, ob
die Kapitalserhöhung überhaupt durchgeführt
wird, sowie die Festsetzung der Begebungs-
bedingungen bleibt dem Aufsichtsrat überlas-
sen. Die neuen Mittel sollen gegebenenfalls
zur Angliederung neuer Unternehmungen die-
nen, da die Neugründung von Aktiengesell-
schaften erschwert sei. Neu in den Aufsichts-
rat wurden gewählt die Herren Dr. Albert
Frohmann und Techniker Trippel in
München.



Neugründungen.
Neue Münchener Aktiengesellschaften.

Trä-
ger Stahlwagenhau
A.-G. Grundkapital
200 Mill. Vorstandsmitglieder: Alois Träger,
Fabrikant, und Wilhelm Stangl. Ingenieur in
München. Aufsichtsrat: Michael Hösl. Kauf-
mann, Rechtsanwalt Fritz Spengruber, Hugo
Sachs, Kaufmann alle in München. -- Deut-
sche Compressoren
A.-G. Grundkapital
1 Billion. Vorstandsmitglieder: Dr. Frhr. von
Laßberg. Dipl.-Ingenieur in Rosenheim, Ro-
bert Schmidt, Kaufmann in München. Auf-
sichtsrat: Karl Metzger, Direktor in München,
Dr. Erwein Graf Schönborn-Wiesentheid,
Gutsbesitzer in Wiesentheid, Dr. Max Resch-
reiter. Rechtsanwalt, Walter Cichorius. Ban-
kier, diese in München, Otto Keinath, Reichs-
tagsabgeordneter in Berlin.



Bankwesen.
Diskonterhöhung der Bank von Frankreich.

Der Verwaltungsrat der Bank von Frankreich
hat beschlossen, den Zinsfuß von 5 Prozent
auf 51/2 Prozent zu erhöhen. Diese Erhöhung
dürfte gleichfalls zu den Mitteln gehören, die
den Sturz des Franken einhalten sollen. Der
Franken notierte bekanntlich in Neuyork am
10. 4.87 nach 4.89 am 9., 4.85 am 8. und 4.91 am
7. Januar.



[Tabelle]
Münchner Produktenbörse vom 12. Januar.

Ab südbayerischen Stationen wurden nachstehende
Großhandelseinkaufspreise waggonweise für
den Zentner in Goldmark festgesetzt: Roggen 8.50
bis 8.70, Weizen 9--9.60, Gerste 7.80--8.70, Hafer
6.00--6.25, Kleie (ohne Sack) 3.00; Rauhfutter:
Heu gesund, gut trocken 2.70--3.--, Heu gesund,
trocken 2.50--2.70, Stroh gebündelt 1.50--1.80.

Von den Mühlen wurden nachstehende Gold-
preise für 100 Kilo bei Waggonbezug frachtfrei
München übermittelt: Weizenkochmehl 32.50--36.50
Weizenauszugmehl 39.00--39.80, Roggenmehl 28,50
bis 31.50.



[irrelevantes Material]
Sonntag, den 13. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 12
Wirtschafts-Zeitung.
Wirtschaftliche Wochenschau.

Französisch-belgische Antwort. / Der Weg zur Goldmark. / Die
Ruhe an der Börse. / Die solide Rentenmark.

[Spaltenumbruch]

Die französisch-belgische Ant-
wort
auf die deutsche Note vom 24. Dezem-
ber läßt sich in ihren vollen Auswirkungen
auf die deutsche Wirtschaft noch nicht über-
blicken. Es waren recht lange Verhandlungen
zwischen Frankreich und Belgien notwendig,
bis schließlich die einigende Formel gefunden
wurde.

Einige Verkehrserleichterungen,
das ist alles, im übrigen Ablehnung der
deutschen Vorschläge. Aber man will die
Türe zu weiteren Verhandlungen nicht zu-
schlagen, so hört man als milderndes Begleit-
wort zur Note. Deutlich klingt die Sorge
daraus hervor, daß die kommende eng-
lische Regierung
dieser dauernden Po-
litik der Wirtschaftsknechtung Deutschlands
doch mit etwas deutlicheren Mitteln noch be-
gegnen könnte, wie die verflossene

Im einzelnen berührt die
französisch-belgische Antwort
allerdings sehr wichtige Fragen.

Zunächst wird geflissentlich betont, daß
die weitere Aussprache sich nur auf die Mo-
dalitäten des Pfändersystems
und
nicht auf eine grundsätzliche Abänderung
desselben beziehen könne und zudem hänge
der günstige Ausgang der Besprechungen in
hohem Maße davon ab, daß Deutschland loyal
den Versailler Vertrag ausführe.

Was den Personenverkehr anlange, so könn-
ten Einwohner des unbesetzten Deutschlands
künftig nur mit Ausweiskarte in das besetzte
Gebiet einreisen. In gewissen Fällen müsse
allerdings die Entscheidung dem Oberkom-
mandierenden der Besatzungsarmee unter-
breitet werden.

Hinsichtlich der Gründung einer
Emissionsbank
für das besetzte Gebiet
macht die Note ihre Zustimmung von der
Aenderung des Berliner Standpunktes in die-
ser Frage abhängig, denn die Reichsregierung
habe Bedingungen aufgestellt, die unannehm-
bar seien.

In der Frage der Rheinschiffahrt wird aus-
geführt, daß die bisherigen Einschränkungen
nur mit Rücksicht auf die Sicherheit der Be-
satzungstruppen getroffen worden seien. Eine
Reihe dieser Maßnahmen würden noch ge-
gestrichen werden.

Der freie Durchgangsverkehr durch das be-
setzte Gebiet rheinabwärts sei seit dem 1. De-
zember wieder hergestellt und die
belgische Regierung sei bereit, den Verkehr
rheinaufwärts gleichfalls wieder in Gang zu
bringen.

Wenn der Eisenbahnverkehr in vollem Um-
fange bisher nicht einsetzte, so habe sich die
Reichsregierung das selbst zuzuschreiben,
weil sie die letzthin getroffenen Abmachun-
gen nur teilweise zur Ausführung gebracht
habe.

Der Zollkordon an der Grenze des besetz-
ten Gebietes werde aufrechterhalten, doch
sollen die Vergünstigungen, die bisher
in der Form von Ausnahmebewilligungen zu-
gestanden wurden, auch weiterhin stattfinden.

Alles in allem höchstens ein leiser An-
fang
, eine kleine Etappe auf dem weiten
Wege zur Wirtschaftsvernunft, die uns end-
lich zur Lösung des Gesamtproblems bringen
muß.

Die Reparationssachverständi-
gen
Ausschüsse haben ihre Beratungen auf-
genommen. Man hört von Plänen aller Art,
wie etwa der berühmten Arbeitssteuer,
durch die die deutschen Verpflichtungen ab-
getragen werden sollen und anderes mehr.
Nur auf den einen Gedanken kommt man
nicht, der allein Europa retten kann: Wirt-
schaftsvernunft
und Wirtschafts-
friede
.

Freilich etwas nervös ist auch die franzö-
sische Wirtschaft geworden, nachdem der
Fanken immer weiter hinuntergleitet und
man in Kreisen der Londoner City die franzö-
sische Machtpolitik für verfehlt erklärt. Fiel
doch in diese Woche der unglückliche Jahres-
tag der Ruhrbesetzung.

Von diesen Vorgängen in der Weltwirt-
schaft abgesehen ist in der vergangenen
Woche keine wesentliche Aende-
rung
der allgemeinen Wirtschaftslage ein-
getreten. Wohl gingen einige beunruhigende
Gerüchte um, die durch das Schwanken des
Markkurses im Auslande begünstigt wurden,
daß wieder eine neue Inflationswelle im An-
zuge sei, aber ein energischer Wider-
spruch der Reichsregierung
brachte
das Geschwätz zum Schweigen.

So gehen wir weiter den
Weg zur Goldmark
in der gesamten kaufmännischen Geschäfts-
führung. Freilich liegen hierzu die zweite
Steuernotverordnung
und die Ver-
ordnung über die Goldbilanzen

vor, von denen die eine mehr eine privatwirt-
schaftliche Regelung vorsieht, während die
erstere hauptsächlich das fiskalische Interesse
der Steuerveranlagung im Auge hat.

Die Verordnungen sind da, aber es fehlen
die näheren Ausführungsbestimmun-
gen
und sie sind auch insofern unvollständig,
als die Behandlung beispielsweise der Hypo-
theken. Obligationen usw. noch völlig un-
geklärt
ist.

[Spaltenumbruch]

Da die Verordnungen auch noch andere
Mängel aufweisen, so entstand in den Kreisen
der davon betroffenen Gesellschaften eine
starke Verwirrung und Unklarheit.

Wer in den letzten Tagen die Bekannt-
machungen im „Reichsanzeiger“ verfolgte, der
sah, daß fast jede Aktiengesellschaft einen
anderen Weg einschlägt, um die Umstellung
auf Goldmarkrechnung durchzuführen.

Eine solche Art, Verordnungen und Gesetze
zu machen, erfüllt jedenfalls ihren Zweck nur
sehr unvollständig und schafft den davon ge-
troffenen Wirtschaftskreisen nur Schwierig-
keiten.

Gerade auf dem Gebiete der Währung sind
derartige unvollkommene Maßnahmen erst
recht von Uebel.

Die Börse hat eine sehr ruhige Woche
hinter sich. Der Geldmarkt war zwar flüssig,
aber die Klagen der Wirtschaft über die Ka-
pitalknappheit
dauern an, weil die täg-
lichen Zinssätze immer noch eine sehr starke
Belastung der Wirtschaft bedeuten.

Ein neues unseliges Moment scheint wieder
stärker sich bemerkbar zu machen, nämlich
die Störung des Arbeitsfriedens,
wie sie in den letzten Tagen in verschiedenen
Teilen des Reiches durch Streiks, Aussper-
rungen, Streitigkeiten über Lohn und Arbeits-
zeit wieder recht unangenehm in die Erschei-
nung trat.

Wir hören, daß es auch wieder an der
Ruhr
stark kriselt und jeder, der die Zu-
sammenhänge zwischen Produktion und Ar-
beitsfriede kennt, der weiß, welch schwere
Belastung eine solche Entwicklung für unser
gesamtes Wirtschaftsleben bedeutet.

Für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber ent-
steht hier im Interesse der Gesamtheit die
verantwortungsvolle Pflicht, den
Wirtschaftsfrieden, selbst unter Opfern des
Augenblicks, aufrechtzuerhalten. Denn ge-
rade solche Störungen gefährden unsere neue
Währung, die wir uns mit der Zwischenlösung
der Rentenmark geschaffen haben. Diese
Rentenmark hat sich bis jetzt als wert-
beständig
erwiesen. Nicht zuletzt an der
gesamten deutschen Wirtschaft liegt es, ihr
diesen Charakter zu bewahren.

Es mag nichtig sein, daß es Kreise gibt,
denen die Festigkeit der neuen deutschen
Mark nicht in den Kram paßt. Die Zeiten sind
freilich vorüber, wo man mit einigen Dollar
von einem Tage zum andern ein Auto ver-
dienen konnte. Und die Rentenmark wirkte
sehr abkühlend auf die hohen Scheingewinne
und die hohen Kurse und Warenpreise.

Aber es wäre ein falscher Glaube, wenn wir
hieraus in einer neuen Inflation die
Rettung sähen. Das wäre kurzsichtige
Wirtschaftspolitik,
womit nicht ge-
sagt sein soll, daß nicht im In- und Auslande
Versuche unternommen wurden, die Renten-
mark wieder zu stürzen.

Es ist kein Zweifel, ginge die Rentenmark
wieder den Weg der Papiermark, so würde
eine solche Entwicklung wohl einigen Wenigen
wieder große Scheingewinne in den Schoß
werfen, aber die weitesten Schichten des deut-
schen Volkes in neues, noch tieferes
Elend
stoßen.

Stützung der Rentenmark, daß sie die
solide Währung
bleibe, als die sie sich bisher zeigte, ist daher
zunächst die Aufgabe der verantwort-
lichen Stellen
im Reiche, wie auch die
im wohlverstandenen Eigeninteresse jedes
Volksgenossen liegende Pflicht.



Tagung des deutschen
Einzelhandels.

Der Hauptausschuß des Deutschen Ein-
zelhandels
, der einzigen Spitzenorganisa-
tion des gesamten Berufsstandes, tagte unter
fast restloser Beteiligung seiner Reichsfech-
und Landesverbände, um zu den wichtigsten
Tagesfragen Stellung zu nehmen. Lebhafte
Diskussion riefen die neuen Steuerver-
ordnungen
hervor, darunter besonders
die Bestimmungen über die Vorauszahlungen
zur Einkommensteuer. Trotz der Anerken-
nung der Notwendigkeit des Aufbringens des
Steuerbedarfs des Reiches und der Bereitwil-
ligkeit, nach Kräften zur Sanierung der
Staatsfinanzen beizutragen, wurden die sche-
matische Relation zum Umsatze, die die be-
sonderen Verhältnisse der einzelnen Wirt-
schaftsgruppen unberücksichtigt läßt, und die
Höhe des Satzes, der in keinem angemesse-
nen Verhältnis zur Verdienstspanne steht,
einmütig von der Versammlung als für den
Einzelhandel untragbar befunden.

Die Durchführung dieser bisher erfolgten
generellen Regelung würde außerdem einen
wesentlichen Anreiz zur Steuerhinterziehung
bieten, die in erheblichem Umfange die ge-
genüber der auf 2½ Prozent erhöhten Um-
satzsteuer
bestehende, von der Steuer
nicht zu kontrollierende Versorgung unter
Ausschaltung des legalen Einzelhandels be-
trächtlich vermehren würde.

Die neue Verordnung gegen den Mißbrauch
wirtschaftlicher Machtstellung wurde aufs leb-
hafteste begrüßt, zumal in ihr sinngemäß ein
bedeutsames Mittel zur Verbilligung der
Preise an denen der Einzelhandel das größte
Interesse hat, gesehen wird.

[Spaltenumbruch]

Die für denselben Tag angesetzte persön-
liche Vorstellung beim Reichswirt-
schaftsminister
gab für diese Bespre-
chung den delegierten Herren Veranlassung,
die besonderen Wünsche darzulegen, die unter
den augenblicklichen Verhältnissen der Ein-
zelhandel als im wirtschaftlichen Interesse lie-
gend, zu fordern für berechtigt erachtet. Die
Tagung schloß mit der Erledigung der sat-
zumgsgemäßen Obliegenheiten, u. a. mit der
Aufnahme von zwei gebildeten Landesverbän-
den und zwei Reichsfachverbänden.



Außenhandel.
Deutsch-griechischer Handel.

Nach einer
Statistik des griechischen Wirtschaftsministe-
niums betrug die Einfuhr Griechenlands 1922:
3 085 474 Drachmen. Deutschland steht hierbei
an fünfter Stelle mit 184 Millionen Dr.
Unter den deutschen Lieferungen befinden
sich landwirtschaftliche Maschinen für 900 000
Drachmen (rund). Bei dem zweitwichtigsten
Einfuhrartikel. Textilien und Garne (580 Mill.
rund), ist Deutschland nur mit 31 Millionen
vertreten.

Der neue finnische Zolltarif.

Der neue fin-
nische Zolltarif ist lt. „Konfektionär“ in der
Hauptsache eine Verlängerung des Zollgeset-
zes vom 30. Dezember 1921. Der Reichstag
lehnte Zollerhöhungen auf wollene Gewebe
und Schuhwerk ab. Die vorgenommenen Aen-
derungen betr. Textilwaren stellen eine
Ermäßigung der Grundzölle folgender
Tarifnummern dar, die wie bisher vom
Staatsrat aufs Vierfache erhöht werden kön-
nen: Nr. 291 Spitzen aus Seide von M. 300 auf
240 per kg (erhoben wurden 1923: 400), Nr 298
von 210 auf 180 (1923: 300). Nr. 299 von 280
auf 240 (360), Nr. 300 von 105 auf 90 (150) und
Nr. 301 von 140 auf 120 (180) Mark per kg.
Die Positionen 298—301 betreffen Trikotagen.
Zu Luxuswaren gerechnete Konfektion wie
folgt: Nr. 325 von M. 600 auf 400 (800). Nr.
Nr. 326 von 200 auf 150 (350), Nr. 327 von 400
auf 300 (700), Nr. 328 von 200 auf 150 (350),
Nr. 331 von 200 auf 150 (270). Eine entspre-
chende Herabsetzung des in Klammern ge-
setzten wirklichen Zollbetrages vom Jahre
1923 wird eintreten.

Einfuhr nach der Tschechoslowakei.

Zum
Zwecke der Wareneinfuhr, welche ohne
Bewilligung, ohne Anmeldung und ohne Ge-
bühren freigegeben ist stellt das tsche-
choslowakische Handelsministerium auf An-
trag der Importeure eine Begleitur-
kunde
aus, auf der dieser Umstand amtlich
bestätigt wird. Diese Urkunde ist als Trans-
portbescheinigung stempelfrei

und dient dazu, daß die ausländischen Trans-
portämter die Waren ohne Einfuhrbewilligung
zur Beförderung in die Tschechoslowakei an-
nehmen.



Verkehr.
Postüberwachung und Einsiegelung.

Die
Handelskammer München schreibt
uns: Das Landesfinanzamt München. Abt. für
Besitz- und Verkehrssteuern, macht uns da-
rauf aufmerksam, daß die Einsiege-
lungsstelle
bei der Postüberwachungs-
stelle München aufgehoben ist. Dessen-
ungeachtet müssen Schriften. Drucksachen,
Wertpapiere und Zahlungsmittel, unbeschadet
der für Wertpapiere und Zahlungsmittel gel-
tenden besonderen Vorschriften, vor Mitnahme
über die Reichsgrenze nach wie vor geprüft
und eingesiegelt werden. Die Einsiegelung
wird nunmehr von den Finanzämtern
II und III in München vorgenommen. Sie ist
auch für Postsendungen nach dem Auslande
zulässig und bietet hier den Vorteil, daß die
eingesiegelten Postsendungen nicht noch ein-
mal von den Organen der weiter bestehenden
Postüberwachung geöffnet werden.



Warenmärkte.
Leipziger Garnbörse.

Die letzte Garnbörse
war wieder gut besucht. Es herrschte lebhafte
Nachfrage in der Hauptsache für nahe Liefe-
rung. Es kamen auch größere Geschäfte zum
Abschluß. Gefordert wurden je nach Quali-
tät für amerikanische Webgarne Basis 20 pro
Kilo 112—115 Dollar-Cents, für prima ameri-
kanische Strumpfgarne Basis 20 pro Kilo 120
bis 124 Dollar-Cents, für Makko-Feingarne
Basis 80 gekämmt pro Kilo 112 pence. Die
nächste Garnbörse findet am 14. März 1924
vormittags 10 Uhr statt.

Vom bayerischen Holzmarkt.

Die aus den
verschiedenen Produktionsgebieten neuerdings
eingelaufenen Berichte stimmen darin überein,
daß die Zahl der Aufkäufer von Nadelholz-
schnittware
bedenklich klein geworden
ist und die wenig auftretenden Beauftragten
der Großhändler mit Preislimiten versehen
sind, die oftmals weit unter den Preisideen
der Sägewerke liegen. Wenn trotzdem klei-
nere Geschäfte stattfanden, so lag dies daran,
daß Zwangsverkäufe in steigendem Maße
vorgenommen werden mußten, um die Gelder
aufzubringen, die für die notwendigen Ver-
bindlichkeiten erforderlich waren. Wenn
diese Art von Zwangsverkäufen fortdauern
sollten, so bestehen keine Chancen mehr, den
Markt vor völligem Zusammenbruch zu be-
wahren, denn jetzt schon ist ein ganz gewal-
tiger Druck auf den Markt zu verspüren,
und es darf nicht wunden, wenn die Peise wei-
ter herabgedrückt werden. So steht der Säge-
industrie keine rosige Zeit bevor, besonders
den Kleinbetrieben, von denen wahrscheinlich
viele ihre Selbständigkeit verlieren müssen.

In den rheinisch-westfälischen Industrie-
zentren haben sich bisher die Dinge leider

[Spaltenumbruch]
Wirtſchaftszahlen.
12. Januar.
Dollar (amtl. Mittelkurs):
4,2 Billionen
Dollarschätze: 4,2 Billionen.
Goldanleihe: 4,2 Billionen.
Reichsbankdiskont: (1. wertbest. Kred.) 10 Pro-
zent.
Reichsindex für die Lebenshaltung: 1130 mii-
liardenfach (7. Jan.).
Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Klio fein.
1 Goldmark: 1 Billion Papiermark.
Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern,
Zölle und Reichsbahn: 1 Billion.
Silberankaufspreis: 400 millfardenfach.
Großhandelsindex: 119,7
(8. Januar).


noch nicht so entwickeln können, daß von
dort aus weider starke Nachfrage nach baye-
rischen Sägewaren
auftreten konnte.
Vorderhand sind die meisten Großhändler
Rheinlands und Westfalens noch reichlich
mit Vorräten versehen, die allerdings zum
Teil noch bei süddeutschen Lieferern lagern.
So schleppend der Bretterabsatz war, so träge
gestalten sich auch der Verkauf von Nadel-
holzdielen.

Vom Ausland her tauchte immer etwas
Nachfrage nach solcher Ware auf, aber die
gebotenen Preise waren meistens so niedrig,
daß sie zum Verkaufe nicht sonderlich an-
regen konnten.



Münchener Wirtschaftsleben.
Finanz- und Handels-A.-G. München.

Die
außerordentliche General-Versammlung am
10. Januar beschloß Erhöhung des Ak-
tienkapitals
um bis 940 Millionen auf bis
1 Milliarde. Die Entscheidung der Frage, ob
die Kapitalserhöhung überhaupt durchgeführt
wird, sowie die Festsetzung der Begebungs-
bedingungen bleibt dem Aufsichtsrat überlas-
sen. Die neuen Mittel sollen gegebenenfalls
zur Angliederung neuer Unternehmungen die-
nen, da die Neugründung von Aktiengesell-
schaften erschwert sei. Neu in den Aufsichts-
rat wurden gewählt die Herren Dr. Albert
Frohmann und Techniker Trippel in
München.



Neugründungen.
Neue Münchener Aktiengesellschaften.

Trä-
ger Stahlwagenhau
A.-G. Grundkapital
200 Mill. Vorstandsmitglieder: Alois Träger,
Fabrikant, und Wilhelm Stangl. Ingenieur in
München. Aufsichtsrat: Michael Hösl. Kauf-
mann, Rechtsanwalt Fritz Spengruber, Hugo
Sachs, Kaufmann alle in München. — Deut-
sche Compressoren
A.-G. Grundkapital
1 Billion. Vorstandsmitglieder: Dr. Frhr. von
Laßberg. Dipl.-Ingenieur in Rosenheim, Ro-
bert Schmidt, Kaufmann in München. Auf-
sichtsrat: Karl Metzger, Direktor in München,
Dr. Erwein Graf Schönborn-Wiesentheid,
Gutsbesitzer in Wiesentheid, Dr. Max Resch-
reiter. Rechtsanwalt, Walter Cichorius. Ban-
kier, diese in München, Otto Keinath, Reichs-
tagsabgeordneter in Berlin.



Bankwesen.
Diskonterhöhung der Bank von Frankreich.

Der Verwaltungsrat der Bank von Frankreich
hat beschlossen, den Zinsfuß von 5 Prozent
auf 5½ Prozent zu erhöhen. Diese Erhöhung
dürfte gleichfalls zu den Mitteln gehören, die
den Sturz des Franken einhalten sollen. Der
Franken notierte bekanntlich in Neuyork am
10. 4.87 nach 4.89 am 9., 4.85 am 8. und 4.91 am
7. Januar.



[Tabelle]
Münchner Produktenbörse vom 12. Januar.

Ab südbayerischen Stationen wurden nachstehende
Großhandelseinkaufspreise waggonweise für
den Zentner in Goldmark festgesetzt: Roggen 8.50
bis 8.70, Weizen 9—9.60, Gerste 7.80—8.70, Hafer
6.00—6.25, Kleie (ohne Sack) 3.00; Rauhfutter:
Heu gesund, gut trocken 2.70—3.—, Heu gesund,
trocken 2.50—2.70, Stroh gebündelt 1.50—1.80.

Von den Mühlen wurden nachstehende Gold-
preise für 100 Kilo bei Waggonbezug frachtfrei
München übermittelt: Weizenkochmehl 32.50—36.50
Weizenauszugmehl 39.00—39.80, Roggenmehl 28,50
bis 31.50.



[irrelevantes Material]
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[7/0007] Sonntag, den 13. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 12 Wirtschafts-Zeitung. Wirtschaftliche Wochenschau. Französisch-belgische Antwort. / Der Weg zur Goldmark. / Die Ruhe an der Börse. / Die solide Rentenmark. s. München, 12. Januar. Die französisch-belgische Ant- wort auf die deutsche Note vom 24. Dezem- ber läßt sich in ihren vollen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft noch nicht über- blicken. Es waren recht lange Verhandlungen zwischen Frankreich und Belgien notwendig, bis schließlich die einigende Formel gefunden wurde. Einige Verkehrserleichterungen, das ist alles, im übrigen Ablehnung der deutschen Vorschläge. Aber man will die Türe zu weiteren Verhandlungen nicht zu- schlagen, so hört man als milderndes Begleit- wort zur Note. Deutlich klingt die Sorge daraus hervor, daß die kommende eng- lische Regierung dieser dauernden Po- litik der Wirtschaftsknechtung Deutschlands doch mit etwas deutlicheren Mitteln noch be- gegnen könnte, wie die verflossene Im einzelnen berührt die französisch-belgische Antwort allerdings sehr wichtige Fragen. Zunächst wird geflissentlich betont, daß die weitere Aussprache sich nur auf die Mo- dalitäten des Pfändersystems und nicht auf eine grundsätzliche Abänderung desselben beziehen könne und zudem hänge der günstige Ausgang der Besprechungen in hohem Maße davon ab, daß Deutschland loyal den Versailler Vertrag ausführe. Was den Personenverkehr anlange, so könn- ten Einwohner des unbesetzten Deutschlands künftig nur mit Ausweiskarte in das besetzte Gebiet einreisen. In gewissen Fällen müsse allerdings die Entscheidung dem Oberkom- mandierenden der Besatzungsarmee unter- breitet werden. Hinsichtlich der Gründung einer Emissionsbank für das besetzte Gebiet macht die Note ihre Zustimmung von der Aenderung des Berliner Standpunktes in die- ser Frage abhängig, denn die Reichsregierung habe Bedingungen aufgestellt, die unannehm- bar seien. In der Frage der Rheinschiffahrt wird aus- geführt, daß die bisherigen Einschränkungen nur mit Rücksicht auf die Sicherheit der Be- satzungstruppen getroffen worden seien. Eine Reihe dieser Maßnahmen würden noch ge- gestrichen werden. Der freie Durchgangsverkehr durch das be- setzte Gebiet rheinabwärts sei seit dem 1. De- zember wieder hergestellt und die belgische Regierung sei bereit, den Verkehr rheinaufwärts gleichfalls wieder in Gang zu bringen. Wenn der Eisenbahnverkehr in vollem Um- fange bisher nicht einsetzte, so habe sich die Reichsregierung das selbst zuzuschreiben, weil sie die letzthin getroffenen Abmachun- gen nur teilweise zur Ausführung gebracht habe. Der Zollkordon an der Grenze des besetz- ten Gebietes werde aufrechterhalten, doch sollen die Vergünstigungen, die bisher in der Form von Ausnahmebewilligungen zu- gestanden wurden, auch weiterhin stattfinden. Alles in allem höchstens ein leiser An- fang, eine kleine Etappe auf dem weiten Wege zur Wirtschaftsvernunft, die uns end- lich zur Lösung des Gesamtproblems bringen muß. Die Reparationssachverständi- gen Ausschüsse haben ihre Beratungen auf- genommen. Man hört von Plänen aller Art, wie etwa der berühmten Arbeitssteuer, durch die die deutschen Verpflichtungen ab- getragen werden sollen und anderes mehr. Nur auf den einen Gedanken kommt man nicht, der allein Europa retten kann: Wirt- schaftsvernunft und Wirtschafts- friede. Freilich etwas nervös ist auch die franzö- sische Wirtschaft geworden, nachdem der Fanken immer weiter hinuntergleitet und man in Kreisen der Londoner City die franzö- sische Machtpolitik für verfehlt erklärt. Fiel doch in diese Woche der unglückliche Jahres- tag der Ruhrbesetzung. Von diesen Vorgängen in der Weltwirt- schaft abgesehen ist in der vergangenen Woche keine wesentliche Aende- rung der allgemeinen Wirtschaftslage ein- getreten. Wohl gingen einige beunruhigende Gerüchte um, die durch das Schwanken des Markkurses im Auslande begünstigt wurden, daß wieder eine neue Inflationswelle im An- zuge sei, aber ein energischer Wider- spruch der Reichsregierung brachte das Geschwätz zum Schweigen. So gehen wir weiter den Weg zur Goldmark in der gesamten kaufmännischen Geschäfts- führung. Freilich liegen hierzu die zweite Steuernotverordnung und die Ver- ordnung über die Goldbilanzen vor, von denen die eine mehr eine privatwirt- schaftliche Regelung vorsieht, während die erstere hauptsächlich das fiskalische Interesse der Steuerveranlagung im Auge hat. Die Verordnungen sind da, aber es fehlen die näheren Ausführungsbestimmun- gen und sie sind auch insofern unvollständig, als die Behandlung beispielsweise der Hypo- theken. Obligationen usw. noch völlig un- geklärt ist. Da die Verordnungen auch noch andere Mängel aufweisen, so entstand in den Kreisen der davon betroffenen Gesellschaften eine starke Verwirrung und Unklarheit. Wer in den letzten Tagen die Bekannt- machungen im „Reichsanzeiger“ verfolgte, der sah, daß fast jede Aktiengesellschaft einen anderen Weg einschlägt, um die Umstellung auf Goldmarkrechnung durchzuführen. Eine solche Art, Verordnungen und Gesetze zu machen, erfüllt jedenfalls ihren Zweck nur sehr unvollständig und schafft den davon ge- troffenen Wirtschaftskreisen nur Schwierig- keiten. Gerade auf dem Gebiete der Währung sind derartige unvollkommene Maßnahmen erst recht von Uebel. Die Börse hat eine sehr ruhige Woche hinter sich. Der Geldmarkt war zwar flüssig, aber die Klagen der Wirtschaft über die Ka- pitalknappheit dauern an, weil die täg- lichen Zinssätze immer noch eine sehr starke Belastung der Wirtschaft bedeuten. Ein neues unseliges Moment scheint wieder stärker sich bemerkbar zu machen, nämlich die Störung des Arbeitsfriedens, wie sie in den letzten Tagen in verschiedenen Teilen des Reiches durch Streiks, Aussper- rungen, Streitigkeiten über Lohn und Arbeits- zeit wieder recht unangenehm in die Erschei- nung trat. Wir hören, daß es auch wieder an der Ruhr stark kriselt und jeder, der die Zu- sammenhänge zwischen Produktion und Ar- beitsfriede kennt, der weiß, welch schwere Belastung eine solche Entwicklung für unser gesamtes Wirtschaftsleben bedeutet. Für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber ent- steht hier im Interesse der Gesamtheit die verantwortungsvolle Pflicht, den Wirtschaftsfrieden, selbst unter Opfern des Augenblicks, aufrechtzuerhalten. Denn ge- rade solche Störungen gefährden unsere neue Währung, die wir uns mit der Zwischenlösung der Rentenmark geschaffen haben. Diese Rentenmark hat sich bis jetzt als wert- beständig erwiesen. Nicht zuletzt an der gesamten deutschen Wirtschaft liegt es, ihr diesen Charakter zu bewahren. Es mag nichtig sein, daß es Kreise gibt, denen die Festigkeit der neuen deutschen Mark nicht in den Kram paßt. Die Zeiten sind freilich vorüber, wo man mit einigen Dollar von einem Tage zum andern ein Auto ver- dienen konnte. Und die Rentenmark wirkte sehr abkühlend auf die hohen Scheingewinne und die hohen Kurse und Warenpreise. Aber es wäre ein falscher Glaube, wenn wir hieraus in einer neuen Inflation die Rettung sähen. Das wäre kurzsichtige Wirtschaftspolitik, womit nicht ge- sagt sein soll, daß nicht im In- und Auslande Versuche unternommen wurden, die Renten- mark wieder zu stürzen. Es ist kein Zweifel, ginge die Rentenmark wieder den Weg der Papiermark, so würde eine solche Entwicklung wohl einigen Wenigen wieder große Scheingewinne in den Schoß werfen, aber die weitesten Schichten des deut- schen Volkes in neues, noch tieferes Elend stoßen. Stützung der Rentenmark, daß sie die solide Währung bleibe, als die sie sich bisher zeigte, ist daher zunächst die Aufgabe der verantwort- lichen Stellen im Reiche, wie auch die im wohlverstandenen Eigeninteresse jedes Volksgenossen liegende Pflicht. Tagung des deutschen Einzelhandels. Der Hauptausschuß des Deutschen Ein- zelhandels, der einzigen Spitzenorganisa- tion des gesamten Berufsstandes, tagte unter fast restloser Beteiligung seiner Reichsfech- und Landesverbände, um zu den wichtigsten Tagesfragen Stellung zu nehmen. Lebhafte Diskussion riefen die neuen Steuerver- ordnungen hervor, darunter besonders die Bestimmungen über die Vorauszahlungen zur Einkommensteuer. Trotz der Anerken- nung der Notwendigkeit des Aufbringens des Steuerbedarfs des Reiches und der Bereitwil- ligkeit, nach Kräften zur Sanierung der Staatsfinanzen beizutragen, wurden die sche- matische Relation zum Umsatze, die die be- sonderen Verhältnisse der einzelnen Wirt- schaftsgruppen unberücksichtigt läßt, und die Höhe des Satzes, der in keinem angemesse- nen Verhältnis zur Verdienstspanne steht, einmütig von der Versammlung als für den Einzelhandel untragbar befunden. Die Durchführung dieser bisher erfolgten generellen Regelung würde außerdem einen wesentlichen Anreiz zur Steuerhinterziehung bieten, die in erheblichem Umfange die ge- genüber der auf 2½ Prozent erhöhten Um- satzsteuer bestehende, von der Steuer nicht zu kontrollierende Versorgung unter Ausschaltung des legalen Einzelhandels be- trächtlich vermehren würde. Die neue Verordnung gegen den Mißbrauch wirtschaftlicher Machtstellung wurde aufs leb- hafteste begrüßt, zumal in ihr sinngemäß ein bedeutsames Mittel zur Verbilligung der Preise an denen der Einzelhandel das größte Interesse hat, gesehen wird. Die für denselben Tag angesetzte persön- liche Vorstellung beim Reichswirt- schaftsminister gab für diese Bespre- chung den delegierten Herren Veranlassung, die besonderen Wünsche darzulegen, die unter den augenblicklichen Verhältnissen der Ein- zelhandel als im wirtschaftlichen Interesse lie- gend, zu fordern für berechtigt erachtet. Die Tagung schloß mit der Erledigung der sat- zumgsgemäßen Obliegenheiten, u. a. mit der Aufnahme von zwei gebildeten Landesverbän- den und zwei Reichsfachverbänden. Außenhandel. Deutsch-griechischer Handel. Nach einer Statistik des griechischen Wirtschaftsministe- niums betrug die Einfuhr Griechenlands 1922: 3 085 474 Drachmen. Deutschland steht hierbei an fünfter Stelle mit 184 Millionen Dr. Unter den deutschen Lieferungen befinden sich landwirtschaftliche Maschinen für 900 000 Drachmen (rund). Bei dem zweitwichtigsten Einfuhrartikel. Textilien und Garne (580 Mill. rund), ist Deutschland nur mit 31 Millionen vertreten. Der neue finnische Zolltarif. Der neue fin- nische Zolltarif ist lt. „Konfektionär“ in der Hauptsache eine Verlängerung des Zollgeset- zes vom 30. Dezember 1921. Der Reichstag lehnte Zollerhöhungen auf wollene Gewebe und Schuhwerk ab. Die vorgenommenen Aen- derungen betr. Textilwaren stellen eine Ermäßigung der Grundzölle folgender Tarifnummern dar, die wie bisher vom Staatsrat aufs Vierfache erhöht werden kön- nen: Nr. 291 Spitzen aus Seide von M. 300 auf 240 per kg (erhoben wurden 1923: 400), Nr 298 von 210 auf 180 (1923: 300). Nr. 299 von 280 auf 240 (360), Nr. 300 von 105 auf 90 (150) und Nr. 301 von 140 auf 120 (180) Mark per kg. Die Positionen 298—301 betreffen Trikotagen. Zu Luxuswaren gerechnete Konfektion wie folgt: Nr. 325 von M. 600 auf 400 (800). Nr. Nr. 326 von 200 auf 150 (350), Nr. 327 von 400 auf 300 (700), Nr. 328 von 200 auf 150 (350), Nr. 331 von 200 auf 150 (270). Eine entspre- chende Herabsetzung des in Klammern ge- setzten wirklichen Zollbetrages vom Jahre 1923 wird eintreten. Einfuhr nach der Tschechoslowakei. Zum Zwecke der Wareneinfuhr, welche ohne Bewilligung, ohne Anmeldung und ohne Ge- bühren freigegeben ist stellt das tsche- choslowakische Handelsministerium auf An- trag der Importeure eine Begleitur- kunde aus, auf der dieser Umstand amtlich bestätigt wird. Diese Urkunde ist als Trans- portbescheinigung stempelfrei und dient dazu, daß die ausländischen Trans- portämter die Waren ohne Einfuhrbewilligung zur Beförderung in die Tschechoslowakei an- nehmen. Verkehr. Postüberwachung und Einsiegelung. Die Handelskammer München schreibt uns: Das Landesfinanzamt München. Abt. für Besitz- und Verkehrssteuern, macht uns da- rauf aufmerksam, daß die Einsiege- lungsstelle bei der Postüberwachungs- stelle München aufgehoben ist. Dessen- ungeachtet müssen Schriften. Drucksachen, Wertpapiere und Zahlungsmittel, unbeschadet der für Wertpapiere und Zahlungsmittel gel- tenden besonderen Vorschriften, vor Mitnahme über die Reichsgrenze nach wie vor geprüft und eingesiegelt werden. Die Einsiegelung wird nunmehr von den Finanzämtern II und III in München vorgenommen. Sie ist auch für Postsendungen nach dem Auslande zulässig und bietet hier den Vorteil, daß die eingesiegelten Postsendungen nicht noch ein- mal von den Organen der weiter bestehenden Postüberwachung geöffnet werden. Warenmärkte. Leipziger Garnbörse. Die letzte Garnbörse war wieder gut besucht. Es herrschte lebhafte Nachfrage in der Hauptsache für nahe Liefe- rung. Es kamen auch größere Geschäfte zum Abschluß. Gefordert wurden je nach Quali- tät für amerikanische Webgarne Basis 20 pro Kilo 112—115 Dollar-Cents, für prima ameri- kanische Strumpfgarne Basis 20 pro Kilo 120 bis 124 Dollar-Cents, für Makko-Feingarne Basis 80 gekämmt pro Kilo 112 pence. Die nächste Garnbörse findet am 14. März 1924 vormittags 10 Uhr statt. Vom bayerischen Holzmarkt. Die aus den verschiedenen Produktionsgebieten neuerdings eingelaufenen Berichte stimmen darin überein, daß die Zahl der Aufkäufer von Nadelholz- schnittware bedenklich klein geworden ist und die wenig auftretenden Beauftragten der Großhändler mit Preislimiten versehen sind, die oftmals weit unter den Preisideen der Sägewerke liegen. Wenn trotzdem klei- nere Geschäfte stattfanden, so lag dies daran, daß Zwangsverkäufe in steigendem Maße vorgenommen werden mußten, um die Gelder aufzubringen, die für die notwendigen Ver- bindlichkeiten erforderlich waren. Wenn diese Art von Zwangsverkäufen fortdauern sollten, so bestehen keine Chancen mehr, den Markt vor völligem Zusammenbruch zu be- wahren, denn jetzt schon ist ein ganz gewal- tiger Druck auf den Markt zu verspüren, und es darf nicht wunden, wenn die Peise wei- ter herabgedrückt werden. So steht der Säge- industrie keine rosige Zeit bevor, besonders den Kleinbetrieben, von denen wahrscheinlich viele ihre Selbständigkeit verlieren müssen. In den rheinisch-westfälischen Industrie- zentren haben sich bisher die Dinge leider Wirtſchaftszahlen. 12. Januar. Dollar (amtl. Mittelkurs): 4,2 Billionen Dollarschätze: 4,2 Billionen. Goldanleihe: 4,2 Billionen. Reichsbankdiskont: (1. wertbest. Kred.) 10 Pro- zent. Reichsindex für die Lebenshaltung: 1130 mii- liardenfach (7. Jan.). Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Klio fein. 1 Goldmark: 1 Billion Papiermark. Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern, Zölle und Reichsbahn: 1 Billion. Silberankaufspreis: 400 millfardenfach. Großhandelsindex: 119,7 (8. Januar). noch nicht so entwickeln können, daß von dort aus weider starke Nachfrage nach baye- rischen Sägewaren auftreten konnte. Vorderhand sind die meisten Großhändler Rheinlands und Westfalens noch reichlich mit Vorräten versehen, die allerdings zum Teil noch bei süddeutschen Lieferern lagern. So schleppend der Bretterabsatz war, so träge gestalten sich auch der Verkauf von Nadel- holzdielen. Vom Ausland her tauchte immer etwas Nachfrage nach solcher Ware auf, aber die gebotenen Preise waren meistens so niedrig, daß sie zum Verkaufe nicht sonderlich an- regen konnten. Münchener Wirtschaftsleben. Finanz- und Handels-A.-G. München. Die außerordentliche General-Versammlung am 10. Januar beschloß Erhöhung des Ak- tienkapitals um bis 940 Millionen auf bis 1 Milliarde. Die Entscheidung der Frage, ob die Kapitalserhöhung überhaupt durchgeführt wird, sowie die Festsetzung der Begebungs- bedingungen bleibt dem Aufsichtsrat überlas- sen. Die neuen Mittel sollen gegebenenfalls zur Angliederung neuer Unternehmungen die- nen, da die Neugründung von Aktiengesell- schaften erschwert sei. Neu in den Aufsichts- rat wurden gewählt die Herren Dr. Albert Frohmann und Techniker Trippel in München. Neugründungen. Neue Münchener Aktiengesellschaften. Trä- ger Stahlwagenhau A.-G. Grundkapital 200 Mill. Vorstandsmitglieder: Alois Träger, Fabrikant, und Wilhelm Stangl. Ingenieur in München. Aufsichtsrat: Michael Hösl. Kauf- mann, Rechtsanwalt Fritz Spengruber, Hugo Sachs, Kaufmann alle in München. — Deut- sche Compressoren A.-G. Grundkapital 1 Billion. Vorstandsmitglieder: Dr. Frhr. von Laßberg. Dipl.-Ingenieur in Rosenheim, Ro- bert Schmidt, Kaufmann in München. Auf- sichtsrat: Karl Metzger, Direktor in München, Dr. Erwein Graf Schönborn-Wiesentheid, Gutsbesitzer in Wiesentheid, Dr. Max Resch- reiter. Rechtsanwalt, Walter Cichorius. Ban- kier, diese in München, Otto Keinath, Reichs- tagsabgeordneter in Berlin. Bankwesen. Diskonterhöhung der Bank von Frankreich. Der Verwaltungsrat der Bank von Frankreich hat beschlossen, den Zinsfuß von 5 Prozent auf 5½ Prozent zu erhöhen. Diese Erhöhung dürfte gleichfalls zu den Mitteln gehören, die den Sturz des Franken einhalten sollen. Der Franken notierte bekanntlich in Neuyork am 10. 4.87 nach 4.89 am 9., 4.85 am 8. und 4.91 am 7. Januar. Münchner Produktenbörse vom 12. Januar. Ab südbayerischen Stationen wurden nachstehende Großhandelseinkaufspreise waggonweise für den Zentner in Goldmark festgesetzt: Roggen 8.50 bis 8.70, Weizen 9—9.60, Gerste 7.80—8.70, Hafer 6.00—6.25, Kleie (ohne Sack) 3.00; Rauhfutter: Heu gesund, gut trocken 2.70—3.—, Heu gesund, trocken 2.50—2.70, Stroh gebündelt 1.50—1.80. Von den Mühlen wurden nachstehende Gold- preise für 100 Kilo bei Waggonbezug frachtfrei München übermittelt: Weizenkochmehl 32.50—36.50 Weizenauszugmehl 39.00—39.80, Roggenmehl 28,50 bis 31.50. _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-12-19T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 13. Januar 1924, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1924/7>, abgerufen am 01.06.2024.