Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 15. Januar 1929.Dienstag. den 15. Januar "AZ am Abend" Nr. 12 [Spaltenumbruch]
Immer neue Gaskatastrophen Schwere Kanalexplosion in Gelsenkirchen Kanaldeckel in die Luft geflogen * 40 Meter hohe Stichflammen Gestern früh gegen 8 Uhr erfolgten im Auf der ganzen Ueckendorfer Straße Von dem gewaltigen Luftdruck zersprangen Man vermutet, daß die Explosionen auf [irrelevantes Material]
Ein neues System [Abbildung]
wird zurzeit auf amerikanischen Ozeandampsern Haus in die Luft geflogen Seehausen (Altmark), 15. Januar.Explosionsunglück in der Altmark Heute früh gegen 4 Uhr ereignete sich in Flugzeugkatastrophe in Amerika [Abbildung]
Bei Middletown (Pennsylvanien) ist ein Armeegroßflugzeug des hier *gezeigten Typs mit Gewinnreiche Versicherungsgeschäfte Regierungsräte und Versicherungsdirektor der Bestechung beschuldigt Schwere Verfehlungen beim Reichsentschädigungsamt Das Reichsentschädigungsamt steht augen- Als die Geschädigten beim Entschädigungs- Wie die gleiche Zeitung weiter mitteilt, [irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Der Heiratsmarkt in der Philharmonie Herr Gaberl hat auch an Frauen ähnliche Briefe geschrieben 500 Mark Schmerzensgeld deponiert Die Untersuchung gegen den Gatten der Für die Entschädigung der "Rosen- Frau Mayer behauptet nach wie vor, Die "AZ" steht wie kaum eine andere Zeitung Münchens in le- bendiger Verbindung mit der politischen Tatsachenweit. Gasleitungsbrand in Wien Ein Arbeiter getötet Im Bezirk Ottakring entstand gestern nach- Es wird weiter gemeldet, daß sich die [irrelevantes Material] Die amerikanische Armee in Blau
[Abbildung]
Die Khakiunisorm der amerikanischen Armee Dienstag. den 15. Januar „AZ am Abend“ Nr. 12 [Spaltenumbruch]
Immer neue Gaskatastrophen Schwere Kanalexploſion in Gelſenkirchen Kanaldeckel in die Luft geflogen * 40 Meter hohe Stichflammen Geſtern früh gegen 8 Uhr erfolgten im Auf der ganzen Ueckendorfer Straße Von dem gewaltigen Luftdruck zerſprangen Man vermutet, daß die Exploſionen auf [irrelevantes Material]
Ein neues Syſtem [Abbildung]
wird zurzeit auf amerikaniſchen Ozeandampſern Haus in die Luft geflogen Seehauſen (Altmark), 15. Januar.Exploſionsunglück in der Altmark Heute früh gegen 4 Uhr ereignete ſich in Flugzeugkataſtrophe in Amerika [Abbildung]
Bei Middletown (Pennſylvanien) iſt ein Armeegroßflugzeug des hier *gezeigten Typs mit Gewinnreiche Versicherungsgeschäfte Regierungsräte und Verſicherungsdirektor der Beſtechung beſchuldigt Schwere Verfehlungen beim Reichsentſchädigungsamt Das Reichsentſchädigungsamt ſteht augen- Als die Geſchädigten beim Entſchädigungs- Wie die gleiche Zeitung weiter mitteilt, [irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Der Heiratsmarkt in der Philharmonie Herr Gaberl hat auch an Frauen ähnliche Briefe geſchrieben 500 Mark Schmerzensgeld deponiert Die Unterſuchung gegen den Gatten der Für die Entſchädigung der „Roſen- Frau Mayer behauptet nach wie vor, Die „AZ“ steht wie kaum eine andere Zeitung Münchens in le- bendiger Verbindung mit der politischen Tatsachenweit. Gasleitungsbrand in Wien Ein Arbeiter getötet Im Bezirk Ottakring entſtand geſtern nach- Es wird weiter gemeldet, daß ſich die [irrelevantes Material] Die amerikaniſche Armee in Blau
[Abbildung]
Die Khakiuniſorm der amerikaniſchen Armee <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <pb facs="#f0003" n="Seite 3[3]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dienstag. den 15. Januar „AZ am Abend“ Nr. 12</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Immer neue Gaskatastrophen</hi><lb/> <hi rendition="#c">Schwere Kanalexploſion<lb/> in Gelſenkirchen</hi> </hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kanaldeckel in die Luft geflogen * 40 Meter hohe Stichflammen</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <cb/> <dateline> <hi rendition="#et"><hi rendition="#b">Gelſenkirchen-Buer,</hi> 15. 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Januar.</hi> </dateline><lb/> <p>Die Unterſuchung gegen den Gatten der<lb/> Wiener Dirigentin Liſa Mayer, <hi rendition="#g">Gaberl,</hi><lb/> wird weitergeführt, da ſich inzwiſchen beim<lb/> Polizeiamt Kreuzberg mehrere Konzert-<lb/> beſucherinnen gemeldet haben, die gleich-<lb/> falls auf Grund einer ähnlich formulierten<lb/> Heiratsannonce ihren Zukünftigen bei dem<lb/> Konzert in der Philharmonie in Augenſchein<lb/> nehmen wollten. Gaberl wird heute über<lb/> die Anzeige der Heiratskandidatinnen ver-<lb/> hört werden.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Für die Entſchädigung der „Roſen-<lb/> kavaliere“ und ihrer Leidensgenoſſin-<lb/> nen ſind inzwiſchen 500 Mark depo-<lb/> niert worden.</hi> </hi> </p><lb/> <cb/> <p>Frau Mayer behauptet nach wie vor,<lb/> daß ſie von dem Streich ihres Mannes<lb/> nichts gewußt habe. Während ſie zunächſt<lb/> an eine Scheidung von ihrem Manne ge-<lb/> dacht habe, beurteile ſie heute die Ange-<lb/> legenheit milder, denn ihr Mann ſei nur<lb/> auf dieſe „verrückte Idee“ gekommen, um<lb/> ihr ein volles Haus zu ſichern und ihre Be-<lb/> ſorgnis auf dieſem Gebiete zu zerſtreuen.<lb/> Die ganze Angelegenheit ſei auch nur durch<lb/> das Verſehen entſtanden, daß ein Stoß der<lb/> Antwortſchreiben<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">ohne Freikarten abgegangen</hi></hi><lb/> ſei, während die übrigen Briefe mit beilie-<lb/> gendem Freibillett verſandt worden ſeien.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Die „AZ“ steht wie kaum eine<lb/> andere Zeitung Münchens in le-<lb/> bendiger Verbindung mit der<lb/> politischen Tatsachenweit.</hi> </hi> </head> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Gasleitungsbrand<lb/> in Wien</hi> </hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ein Arbeiter getötet</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <dateline> <hi rendition="#et"><hi rendition="#b">Wien,</hi> 15. 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Dienstag. den 15. Januar „AZ am Abend“ Nr. 12
Immer neue Gaskatastrophen
Schwere Kanalexploſion
in Gelſenkirchen
Kanaldeckel in die Luft geflogen * 40 Meter hohe Stichflammen
Gelſenkirchen-Buer, 15. Januar.
Geſtern früh gegen 8 Uhr erfolgten im
ſüdlichen Stadtteil Ueckendorf zwiſchen
dom Bahnhof Gelſenkirchen-Wat-
tenſcheid bis hinauf zur Stadt Watten-
ſcheid kurz hintereinander
drei heftige Exploſionen,
durch die die B_ Schreck-
ken verſetzt wurden. Wie ſich herausſtellte,
hatte ſich in dem Hauſe Ueckendorferſtr. 257
ein dort wohnender Stellwerksmeiſter in die
im Keller gelegene Waſchküche begaben und
den Waſchafen angeründet. Das Feuer
brannte bereits längere Zeit, als der Mann
zu ſeinem Schrecken plötzlich
eine blaue Flamme wahrnahm die ſich
über den ganzen Boden der Waſchküche
ausbreitete.
Kaum hatte er ſich in Sicherheit gebracht,
als eine heftige Erploſion erfolgte, der bald
darauf zwei weitere folgten. Das Feuer
hatte ſich durch das Abflußrohr in den kanal
fortgeſetzt und dort hatten die Expleſionen
ſtattgefunden. Mit gewaltigem Krachen
ſprangen ſämtliche Kellertüren auf und die
Fenſter gingen in Trümmer.
Auf der ganzen Ueckendorfer Straße
flogen die gußeiſernen ſchweren Kanal-
deckel hauſhoch in die Luft und aus
den freigewordenen Kanalöffnungen
ſchlugen gleichzeitig etwa 40 Meter
hohe Stichflammen empor.
Von dem gewaltigen Luftdruck zerſprangen
ſämtliche Fenſterſcheiben der angrenzenden
Häuſer. Die ſtädtiſche Feuerwehr und die
Polizei waren bald an der Unglücksſtätte
und nahmen die Unterſuchung auf.
Man vermutet, daß die Exploſionen auf
die
Benzolabwäſſer der Zeche Holland
in Gelſenkirchen, die in die Kanaliſation
abgeleitet werden, zurückzuführen ſind. Da
die Straße in den frühen Morgenſtunden
noch wenig belebt war, ſind wie durch ein
Wunder keine Menſchen zu Schaden ge-
kommen.
_
Ein neues Syſtem
zum Herablaſſen von Rettungsbooten
[Abbildung]
wird zurzeit auf amerikaniſchen Ozeandampſern
erprobt. An Stelle der bisherigen Davits ſind be-
wegliche, auf Rollen laufende Arme getreten, die
ſich jeder Lage des Schiffes anpaſſen und die Boote
ſtets wagetecht zu Waſſer bringen. Die neue Er-
findung, zu der die zahlreichen Schiffsunfälle der
letzten Zeit den Anſtoß gaben, wird die Sicherheit
der Seereiſen ohne Zweifel bedeutend erhöhen.
Haus in die Luft geflogen
Exploſionsunglück in der Altmark
Seehauſen (Altmark), 15. Januar.
Heute früh gegen 4 Uhr ereignete ſich in
dem benachbarten Reukirchen ein ſchweres
Exploſionsunglück. Als der Gaſtwirt Erd-
mann mit einer brennenden Zigarette
einen Raum im Rebengebäude ſeiner Wirt-
ſchaft, in dem Azetylen lagerte, betrat, er-
folgte plötzlich eine heftige Exploſion. Das
Gebäude wurde völlig zerſtört, der Gaſtwirt
ſelbſt getötet.
Flugzeugkataſtrophe in Amerika
[Abbildung]
Bei Middletown (Pennſylvanien) iſt ein Armeegroßflugzeug des hier *gezeigten Typs mit
zehn Inſaſſen abgeſtürzt, von denen fünf getötet und drei verletzt wurden.
Gewinnreiche Versicherungsgeschäfte
Regierungsräte und Verſicherungsdirektor
der Beſtechung beſchuldigt
Schwere Verfehlungen beim Reichsentſchädigungsamt
Berlin, 15. Januar.
Das Reichsentſchädigungsamt ſteht augen-
blicklich im Mittelpunkt einer ſtaatsanwalt-
ſchaftlichen Unterſuchung. Zwei Regierungs-
räten des Amtes iſt, wie die „Voſſiſche
Zeitung“ meldet, von Geſchädigten der Vor-
wurf der Beſtechung gemacht worden. Den
zwei Beamten des Entſchädigungsamtes,
von denen der eine nur aushilfsweiſe be-
ſchäftigt war, wird vorgeworfen, daß ſie
Namen der Geſchädigten, die dringend Geld
nötig haben,
ihres Vorleiles willen an eine Verſiche-
rungsgeſellſchaft milgeteilt
haben, die dann die Realiſierung der An-
teilſcheine vorgenommen habe. Dem einen
Beamten ſoll ſpäter von der Verſicherungs-
geſellſchaft eine Einſtellung in ihren Be-
trieb verſprochen worden ſein. Auf Grund
des Adreſſenmaterials, das die Verſiche-
rungsgeſellſchaft von den Beamten hatte,
hat ſie ſich an die Geſchädigten mit den
Vorſchlägen über Geldauszahlung gewandt.
Als die Geſchädigten beim Entſchädigungs-
amt darüber Beſchwerde erhoben, wodurch
ihre Namen bekannt geworden ſeien, leitete
die Kriminalpolizei eine Unterſuchung ein.
Beide Beamte ſind bereits nicht mehr im
Entſchädigungsamt tätig.
Wie die gleiche Zeitung weiter mitteilt,
iſt gegen die beiden beteiligten Regierungs-
räte und den Direktor der Verſicherungs-
anſtalt nunmehr die
Unterſuchung wegen aktiver und paſſiver
Beſtechung, Verrat von Amtsgeheim-
niſſen und Untrene
bei der Staatsanwaltſchaft eingeleitet wor-
den. Nach dem Ergebnis der bisherigen
Ermitelungen erhielten die beiden Beamten
für jede Adreſſe von Geſchädigten mit vom
Reich anerkannten Entſchädigungsforderun-
gen von der Verſicherungsgeſellſchaft eine
Proviſion.
Außerdem wurde ihnen von der Verſiche-
rungsgeſellſchaft für den Fall des Ausſchei-
dens aus dem Reichsentſchädigungsamt eine
Anſtellung zugeſichert.
Die Verſicherungsgeſellſchaft trat ſodann an
die Geſchädigten heran und bot ihnen für
ihre Forderungen an das Reich die Hälfte
des wirklichen Wertes, der ſofort in bar
zur Auszahlung gebracht werden ſollte.
Einige Geſchädigte, die ſich in großer Not
befanden, haben tatſächlich dieſes außer-
ordentlich verluſtreiche „Geſchäft“ abgeſchloſ-
ſen, das der Verſicherungsgeſellſchaft in
wenigen Jahren einen abſolut ſicheren Ge-
winn von 100 Prozent einbringen mußte.
_
Der Heiratsmarkt in der Philharmonie
Herr Gaberl hat auch an Frauen
ähnliche Briefe geſchrieben
500 Mark Schmerzensgeld deponiert
Berlin, 15. Januar.
Die Unterſuchung gegen den Gatten der
Wiener Dirigentin Liſa Mayer, Gaberl,
wird weitergeführt, da ſich inzwiſchen beim
Polizeiamt Kreuzberg mehrere Konzert-
beſucherinnen gemeldet haben, die gleich-
falls auf Grund einer ähnlich formulierten
Heiratsannonce ihren Zukünftigen bei dem
Konzert in der Philharmonie in Augenſchein
nehmen wollten. Gaberl wird heute über
die Anzeige der Heiratskandidatinnen ver-
hört werden.
Für die Entſchädigung der „Roſen-
kavaliere“ und ihrer Leidensgenoſſin-
nen ſind inzwiſchen 500 Mark depo-
niert worden.
Frau Mayer behauptet nach wie vor,
daß ſie von dem Streich ihres Mannes
nichts gewußt habe. Während ſie zunächſt
an eine Scheidung von ihrem Manne ge-
dacht habe, beurteile ſie heute die Ange-
legenheit milder, denn ihr Mann ſei nur
auf dieſe „verrückte Idee“ gekommen, um
ihr ein volles Haus zu ſichern und ihre Be-
ſorgnis auf dieſem Gebiete zu zerſtreuen.
Die ganze Angelegenheit ſei auch nur durch
das Verſehen entſtanden, daß ein Stoß der
Antwortſchreiben
ohne Freikarten abgegangen
ſei, während die übrigen Briefe mit beilie-
gendem Freibillett verſandt worden ſeien.
Die „AZ“ steht wie kaum eine
andere Zeitung Münchens in le-
bendiger Verbindung mit der
politischen Tatsachenweit.
Gasleitungsbrand
in Wien
Ein Arbeiter getötet
Wien, 15. Januar.
Im Bezirk Ottakring entſtand geſtern nach-
mittag ein Gasrohrbrand, durch den die
Fernkabelleitungen, beſonders die nach
Weſten führenden, in Mitleidenſchaft ge-
zogen wurden.
Es wird weiter gemeldet, daß ſich die
Exploſion in einem Gasraum unterhalb der
Flötzerſteigbrücke ereignete. Beim Suchen
nach den Urſachen einer Gasausſtrömung
dürfte ein Arbeiter durch einen Hieb auf
einen Stein eines Brückenpfeilers, wodurch
ein Funken entſtand, den exploſiven Brand
verurſacht haben. Der ſchwerverletzte Ar-
beiter iſt ſeinen Verletzungen erlegen. Der
Straßenverkehr mußte infolge des Brandes
umgeleitet werden.
_ Die amerikaniſche Armee in Blau
[Abbildung Die Khakiuniſorm der amerikaniſchen Armee
(links) wird durch eine blaue Friedensuniſorm
(rechts) erſetzt. Bemerkeuswert iſt, daß Amerika
hiermit den geſchloſſenen Uniformkragen ein-
führt, der in den meiſten Armeen durch den
offenen Kragen mit Wäſchekragen und Schlips
abgelöſt wurde.]
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(2020-10-02T09:49:36Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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